Indische Erzählungen - Rudyard Kipling - E-Book

Indische Erzählungen E-Book

Rudyard Kipling

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Beschreibung

Dieses Buch ist in einfacher Sprache geschrieben. Bei der Übersetzung in einfache Sprache folgen wir weitgehend der Norm DIN 8581-1. Das Buch eignet sich für Leserinnen und Leser, die eine eingeschränkte Lesefähigkeit haben (LRS), Deutsch als Zweitsprache lernen, mit komplexen Texten Schwierigkeiten haben oder einfach ein Buch in kompakter, lesefreundlicher Form genießen wollen. "Indische Erzählungen" ist eine Sammlung von Kurzgeschichten von Rudyard Kipling, die über das koloniale Leben in Britisch-Indien erzählen. Diese Geschichten zählen zu Kiplings frühen Werken. Sie bieten einen Einblick in die alltäglichen Ereignisse der damaligen Gesellschaft in Indien. Die Geschichten sind berühmt für ihre lebendige Darstellung und scharfsinnige Kommentare zu den sozialen Hierarchien und kulturellen Konflikten zwischen den Briten und den Einheimischen. Kipling verwendet oft Ironie und Humor, um die Absurditäten des kolonialen Lebens zu unterstreichen und die menschlichen Schwächen zu kritisieren. "Indische Erzählungen" zeigt Kiplings tiefe Vertrautheit mit Indien und seine Fähigkeit, komplexe Charaktere und Situationen mit Tiefgang zu beschreiben. Die Sammlung bleibt ein wertvoller Beitrag zur englischen Literatur und ein wichtiger Beitrag zum Leben im kolonialen Indien.

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Rudyard Kipling

Indische Erzählungen

IN EINFACHER SPRACHE

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Ein frommer Betrug

Der Bakterientöter

Der Freund des Freundes

Verfehltes Leben

Lispeth

Cupidos Pfeile

Miss Youghals Reitknecht

Der »Andere«

Falsche Morgenröte

Leutnant Golightlys Verhaftung

Ein Glücksfall

Ewige Liebe

Pluffles Errettung

Zurückgewonnen

Aurelian Mc. Goggins Bekehrung

Die beiden Uhren

Die Flucht der weißen Husaren

Konsequenzen

Impressum neobooks

Ein frommer Betrug

Reggie Burke ist jetzt in Hongkong. Darum kann er diese Geschichte nicht lesen und so kann ich sie hier erzählen.

Er organisiert einen großen Betrug bei der "Sind and Sialkote Bank". Als Direktor der Filiale hat er viel Erfahrung im Umgang mit den Einheimischen. Er verbindet die kleinen Dinge des Alltags gut mit seiner Arbeit und tut trotzdem Gutes. Reggie ist bei allen möglichen Aktivitäten dabei. Er reitet gut und ist ein guter Tänzer. Mit ihm kann man nachmittags Polo spielen und er kritisiert, wenn jemand einen Fehler macht. Am nächsten Morgen kann man ein Darlehen bei ihm aufnehmen. Die Direktoren der Bank in Kalkutta vertrauen ihm. Jetzt wird sich zeigen, ob dieses Vertrauen berechtigt gewesen ist oder nicht.

Reggies Bankfiliale hat ein typisches Team: einen Direktor, einen Buchhalter (beide aus England), einen Kassierer und viele einheimische Schreiber. Nachts gibt es auch eine Polizeipatrouille.

Die Hauptaufgabe der Filiale ist es, sich gut um die Menschen zu kümmern. Dumm ist, wer das Geschäft nicht versteht. Noch schlimmer ist jemand, der sich nicht um seine Kunden kümmert. Reggie sieht jung aus, ist immer frisch rasiert, lächelt freundlich und ist sehr klar im Kopf.

Eines Tages erzählt er, dass der Direktor ihm einen sehr ungewöhnlichen Buchhalter aus England geschickt hat. Dieser Buchhalter heißt Silas Riley. Er ist ein großer, ungeschickter Mann aus Yorkshire. Er ist sehr arrogant und hat seine Erfahrungen in einer anderen Art von Geschäft gesammelt. Er ist früher Kassierer gewesen und kennt sich nur mit den Geschäften im Norden aus. In Indien, wo man kreativ und schlau sein muss, passt er nicht hin.

In der Arbeit kennt er sich nicht gut aus, weil er neu in der Gegend ist und nicht versteht, dass Banken in Indien ganz anders funktionieren als in seiner Heimat. Er hält sehr viel von sich selbst und glaubt, die Chefs haben ihn wegen seiner besonderen Talente ausgewählt. Er ist auch oft krank. Er hat Probleme mit dem Atmen. Reggie sagt, dass er wirklich etwas Besonderes ist. Die beiden streiten sich oft. Riley sieht Reggie als jemanden, der nicht ernst genug für das Bankgeschäft ist. Er mag Reggies jugendliches Aussehen und seine lockere Art nicht. Auch Reggies Freunde findet er nicht gut. Riley sagt immer, wie man die Bank führen muss. Reggie erinnert ihn daran, dass seine sieben Jahre Erfahrung nicht ausreichen, um hier ein großes Geschäft zu führen. Riley nennt sich selbst einen wichtigen Teil der Bank.

Im Winter ist Riley oft krank und Reggie muss mehr arbeiten. Aber das findet er besser, als ständig mit Riley zu streiten. Ein Inspektor der Bank findet heraus, dass Riley oft krank ist. Riley ist von einem Parlaments-Mitglied empfohlen worden, weil sein Vater Hilfe gebraucht hat. Das Parlaments-Mitglied hat Einfluss auf die Bank. Riley selbst weiß nicht, wie er den Job bekommen hat. Aber dann stirbt Rileys Vater. Der Direktor sagt, dass man den Job jemandem geben soll, der gesund ist.

Im April wird Riley sehr krank. Der Arzt untersucht ihn und sagt, dass es bald besser wird. Dann spricht der Arzt mit Reggie über Rileys Gesundheit. Der Arzt sagt, dass Riley nicht mehr lange zu leben hat. Reggie fragt, was er tun kann. Der Arzt sagt, er soll Riley ruhig und glücklich halten und ihm sagen, dass er bald gesund wird.

Reggie bekommt einen Brief von den Chefs. Sie verlangen, dass Riley gehen soll.

Reggie zündet sich eine Zigarre an und denkt über einen Betrug nach. Er versteckt den Brief der Chefs und geht zu Riley. Riley macht sich Sorgen, wie es der Bank geht, wenn er krank ist. Reggie sagt ihm, dass alles in Ordnung ist und sie zusammen die Bank-Geschäfte besprechen werden. Riley ist ein wenig beruhigt, zweifelt aber an Reggies Fähigkeiten.

Die Zeit vergeht und Reggie bekommt den Kündigungsbrief für Riley. Er versteckt ihn auch. Er bringt Riley jeden Abend die Geschäfts-Bücher und bespricht sie mit ihm. Reggie versucht, Riley glücklich zu machen. Im Juni fragt Riley, ob die Chefs von seiner Krankheit wissen. Reggie sagt ja und zeigt ihm Briefe. Riley findet, die Chefs hätten ihm direkt schreiben sollen.

Riley kritisiert Reggie für seinen Lebensstil, seine Pferde und seine Freunde. Er sagt, wenn er wieder gesund ist, wird Reggie hoffentlich auf ihn hören. Reggie verspricht, sich zu bessern. Er hat bereits all seine Freizeit-Aktivitäten aufgegeben, um Riley zu pflegen. Er passt auf Riley auf und hört geduldig zu, wenn Riley sich beschwert.

Ein neuer Buchhalter kommt, den Reggie mag. Als er ankommt, erzählt er Riley, dass er einen Gast hat. Riley denkt, dass Reggie rücksichtslos ist, einen Freund einzuladen. Deshalb schläft der neue Buchhalter im Klubhaus. Der neue Buchhalter heißt Carron. Mit Carrons Hilfe hat Reggie mehr Zeit, sich um Riley zu kümmern, ihn zu beruhigen und Briefe zu schreiben. Reggie schickt auch Geld an Rileys Mutter und zahlt aus seiner eigenen Tasche Rileys Gehalt. Er fälscht sogar einen netten Brief an Riley von den Chefs.

Riley ist wirklich sehr krank. Manchmal ist er fröhlich und denkt darüber nach, seine Mutter zu besuchen. Reggie hört ihm zu und macht ihm Mut. Manchmal möchte Riley, dass Reggie ihm aus der Bibel und kleinen Büchern vorliest. Riley spricht dann über Moral und kritisiert Reggie wegen der Bank. Dieses Leben im Krankenzimmer und die ständige Anspannung belasten Reggie sehr. Trotz der Hitze kümmert er sich um die Bank und um Riley.

Als Riley merkt, wie krank er ist, bleibt er stolz und kritisiert weiterhin Reggie. Der Arzt sagt, Riley braucht etwas, das ihn geistig anregt, um am Leben zu bleiben.

Ende September, an einem sehr heißen Tag, sagt Riley plötzlich zu Reggie, dass er sterben wird. Er weiß, seine Lunge funktioniert nicht mehr und er kann nicht atmen. Er meint, er hat versucht, keine schweren Sünden zu begehen und gibt Reggie Ratschläge. Dann kann Riley nicht mehr sprechen. Reggie beugt sich zu ihm und Riley bittet, sein Gehalt an seine Mutter zu senden. Er glaubt, er hätte noch viel für die Bank tun können, wenn er nicht krank geworden wäre. Dann dreht Riley sich zur Wand und stirbt.

Reggie denkt, wenn er nur zehn Minuten früher gekommen wäre, hätte Riley vielleicht noch einen Tag länger gelebt.

Der Bakterientöter

Normalerweise soll man sich in einem anderen Land nicht in die Politik einmischen. Aber diese Geschichte ist eine Ausnahme.

Alle fünf Jahre bekommen wir einen neuen Vizekönig und jeder Vizekönig bringt einen Privatsekretär mit. Manchmal ist dieser Sekretär fast wichtiger als der Vizekönig selbst.

Einmal gibt es einen Vizekönig, der einen sehr eifrigen Privatsekretär namens John Fenicil Wonder mitbringt. Dieser Sekretär arbeitet sehr hart und hat sanfte Manieren. Der Vizekönig selbst ist mehr bekannt durch seine Titel als durch seinen Namen. Er sagt, dass er nur das Gesicht der Regierung ist, während Wonder die wichtige Arbeit macht.

Der Vizekönig greift nicht in Wonders Arbeit ein. Aber viele Leute kritisieren, dass Wonder zu viel Einfluss hat. Sie sagen, es gibt mehr Wonder als Vizekönig in der Regierung. Der Vizekönig ist zufrieden, weil so alle anderen ihn und Indien in Ruhe lassen. Er meint, kluge Leute brauchen keine Politik.

Ein Mann namens Mellish kommt nach Simla, weil er eine besondere Idee hat. Er denkt, dass Cholera durch einen Keim verursacht wird, der in der Luft schwebt und sich an Bäumen festsetzt. Mellish behauptet, dass sein spezielles Räucher-Pulver diesen Keim unschädlich machen kann. Dieses Mittel ist das Ergebnis von 15 Jahren Forschung.

Mellish behauptet, dass es in Simla eine Gruppe von Ärzten gibt, die nicht wollen, dass neue Ideen Erfolg haben. Sie wollen Neuerungen verhindern. Mellish will, dass der Vizekönig seine Meinung dazu sagt. Er bringt 84 Pfund seines Räucher-Pulvers mit, um es dem Vizekönig zu zeigen.

Aber es ist nicht einfach, einen Termin bei einem Vizekönig zu erhalten.

Ein Mann, der ebenfalls Mellish heißt, wohnt in Madras. Er ist ein sehr wichtiger Mann. Er verdient viel Geld. Er wird für seine Arbeit gut bezahlt und seine Reisen sind wichtig.

Dieser Mellish reist nach Simla, um mit dem Vizekönig zu sprechen. Der Vizekönig weiß nur, dass Mellish wichtig ist und viele Projekte in Madras unterstützt. Wonder verwechselt die beiden Personen mit dem Namen Mellish, die im gleichen Hotel wohnen. Der falsche Mellish (der mit dem Räucher-Pulver) bekommt die Einladung zum Frühstück mit dem Vizekönig.

Der falsche Mellish ist sehr stolz und glücklich über die Einladung. Er kommt pünktlich und bringt sein Räucher-Pulver mit. Er denkt, dass seine große Chance gekommen ist. Das Frühstück wird nur für ihn und den Vizekönig organisiert. Wonder und die anderen Berater des Vizekönigs sind nicht anwesend. Der Vizekönig macht sich Sorgen, allein mit einem so wichtigen Mann wie Mellish zu sein.

Beim Frühstück ist Mellish nervös und redet viel. Der Vizekönig findet ihn unterhaltsam, weil er nicht über Geschäfte spricht. Nach dem Frühstück erzählt Mellish von seiner Theorie zur Cholera und seinem Räucher-Pulver. Der Vizekönig findet ihn interessant.

Dann schüttet Mellish sein Pulver in einen Aschenbecher und zündet es an. Das Pulver fängt an zu rauchen und füllt das Zimmer mit einem starken, unangenehmen Geruch. Der Rauch wird so dicht, dass man nichts mehr sehen oder atmen kann. Mellish ist an den Rauch gewöhnt.

Mellish erklärt, dass sein Räucher-Pulver sehr stark ist und keine Bakterie überleben kann. Aber der Vizekönig muss wegen des starken Rauchs fliehen. Das ganze Haus ist in Aufruhr und alle denken, es gibt ein Feuer. Der Rauch breitet sich überall aus.

Ein mutiger Helfer bringt Mellish nach draußen. Der Vizekönig findet das Ganze sehr lustig und kann nicht aufhören zu lachen. Er sagt, dass wirklich keine Bakterie in so einem Rauch überleben kann. Wonder ist schockiert. Aber der Vizekönig ist glücklich. Er denkt, dass Wonder jetzt kündigen wird. Wonder ist schuld, weil er die beiden "Mellish" verwechselt hat. Mellish aber ist glücklich. Er glaubt, dass er bewiesen hat, wie gut sein Pulver funktioniert.

Wenige Leute können Geschichten so gut erzählen wie der Vizekönig. Seine Geschichte über "mein lieber, guter Freund Wonders mit dem Pulver" ist in Simla berühmt geworden. Viele machen Witze darüber, was Wonder sehr ärgert.

Aber der Vizekönig erzählt die Geschichte einmal zu oft, besonders für Wonder. Das passiert bei einem Picknick. Wonder hört direkt zu. Der Vizekönig macht einen Scherz. Er sagt, dass Wonder jemanden beauftragt hat, ihn mit dem Rauch zu töten, damit er selbst an die Macht kommt. Alle lachen, aber Wonder versteht die versteckte Bedeutung in den Worten des Vizekönigs. Wonder fühlt sich nicht mehr wohl und gibt seinen Job auf. Der Vizekönig gibt ihm einen wichtigen Titel zum Abschied.

Der Vizekönig sagt später, dass es seine Schuld gewesen ist. Er macht Witze darüber, dass sein Verhalten vielleicht keinen guten Eindruck auf Wonder gemacht hat.

Der Freund des Freundes

Diese Geschichte muss ich selbst erzählen. Es geht um Tranter aus Bombay. Ich wünsche mir, dass Tranter aus seinem Club geworfen, von seiner Frau geschieden, aus seinem Job entlassen und ins Gefängnis geworfen wird. Ich warne alle vor Tranter.

In Indien ist es üblich, Leute mit Empfehlungs-Schreiben vorzustellen. Das ist praktisch. Eine Person, die man nicht mag, kann man so leicht loswerden. Man gibt ihr ein Empfehlungs-Schreiben und schickt sie auf die Reise.

Eines Tages bekomme ich einen Brief von Tranter. Er kündigt mir die Ankunft von jemandem namens Jevon an. Im Brief steht, dass jede Freundlichkeit gegenüber Jevon so wertvoll ist, wie wenn ich sie Tranter selbst erweisen würde. Zwei Tage später kommt Jevon mit seiner Empfehlung zu mir. Ich helfe ihm, so gut ich kann.

Er sieht sehr englisch aus, mit roten Wangen und hellblonden Haaren. Er sagt nichts Schlechtes über die Regierung. Er kommt nicht in unpassender Kleidung zum Essen. Er ist sehr höflich und dankbar, besonders als ich ihm eine Einladung zum Afghanen-Ball besorge und ihn Frau Deemes vorstelle. Ich schätze die Dame sehr und sie tanzt wunderbar. Ich schätze diese Freundschaft. Hätte ich nur gewusst, was passieren wird. Ich hätte Jevon nicht zum Ball eingeladen. Aber das habe ich nicht gewusst. Er isst im Club, bevor er zum Ball geht, während ich zu Hause esse. Als ich zum Ball komme, fragt mich sofort jemand nach Jevon.

"Nein", sage ich, "er muss im Club sein. Ist er nicht hier?"