Japan, für dich ein Spaziergang - Ronja Sakata - E-Book

Japan, für dich ein Spaziergang E-Book

Ronja Sakata

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Beschreibung

Du denkst in Japan machst du alles falsch und trittst in jedes Fettnäpfchen? Mit diesem Buch lösen sich deine Unsicherheiten und Sorgen in Luft auf, denn du bekommst ein konkretes Drehbuch für Japan, inklusive Japanisch. Deine Reisevorfreude vervielfacht sich und du bekommst ganz viel Lust darauf noch mehr Japanisch zu lernen. Wie? Online mit dem Gratis Japanischkurs der Autorin. www.ronjasakata.com

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«gō ni ireba gō ni shitagae»

«Wenn man in ein Dorf kommt, soll man sich an das Dorf anpassen»

Yokosoo und Willkommen!

Gratuliere dir, dass du dieses Buch in deinen Händen hältst und auch noch findest, dass die rotblonde, grünäugige Sakata etwas Spannendes zum Thema Japan zu sagen hat.

Schon ab dem ersten Kapitel nehme ich dich hinter die Kulissen mit. Zusammen schlendern wir auf der Suche nach dem besten Restaurant durch verwinkelte Gässchen… Oder lieber per Fahrrad? Kann Mika mitkommen? Kinder sind in Japan überall sehr willkommen, falls du mit deiner Familie reisen möchtest!

Japan ist sooo schön, so spannend, so vielseitig, so bunt, laut, lustig aber auch konzentriert, ernst und in jedem Fall ein (abenteuerlicher) Gaumenschmaus : ). Über 20 Seiten drehen sich ums Essen!

Möchtest du Japan noch viel intensiver erleben? Dann empfehle ich dir meinen easy Japanischkurs. Du lernst über 500 Wörter, die verschiedenen Satzbau- und Schriftsysteme, Zahlen, Uhrzeit und noch vieles mehr, das dir das Kommunizieren in ganz vielen Situationen erleichtert.

Bevor ich dir nun ganz viel Vergnügen beim Lesen wünsche, möchte ich noch Herrn Sakata an allervorderster Front von Herzen DANKE sagen, für unser gemeinsames Lebensabenteuer Schweiz-Japan, welches 2001 gestartet hat. Jeder neue Tag ist ein Fest. Arigatou!

Und jetzt spazieren wir nach Japan. Viel Spass!

Herzlich,

P.S. Die Japanisch-Spickkärtchen und mehr Insiderwissen findest du hier: ronjasakata.com/japanbuch-bonus

Inhaltsverzeichnis

Yokosoo und Willkommen!

Stimmt es wirklich, dass Japanisch so einfach ist?

Wieso bin ich für JapanerInnen ein Alien?

Wie kann ich nach dem Weg fragen?

Bist du bereit für die japanische Toilettenkultur?

Im Restaurant die maximale Punktzahl abholen

Was willst du über die Hanbaiki wissen?

Was muss ich unbedingt essen in Japan?

Wieso liegt ein Herr am Boden und schläft?

Kann ich Ryokan und Onsen so richtig geniessen?

Wie funktioniert das jetzt mit diesem heissen Bad?

Rabuhoteru - für was ist ein Lovehotel gut?

Wie funktioniert das mit diesen Geldzeichen?

Shopping-Time… Was gibt es zu beachten?

Sightseeing - welcher Tempel ist der Schönste?

Wie muss ich in ein Taxi einsteigen?

Wie funktioniert lokal & national Zug fahren?

Hast du ein paar geheime Geheimtipps für mich?

Tanoshinde ne! Geniesse deine Reise & sag liebe Grüsse!

Danke - Arigatou für deine Unterstützung!

Noch mehr Japanwissen & den gratis Japanischkurs findest du auf meiner Webseite: ronjasakata.com

Stimmt es wirklich, dass Japanisch so einfach ist?

Du glaubst mir nicht, dass du ganz einfach Japanisch lernen kannst? Und wenn ich dir sage, dass Japanisch keine Artikel, keine Konjugation, keine Einzahl & Mehrzahl, keine Deklination und keine weibliche oder männliche Form hat? Das sind all die Sachen, die mich im Französischunterricht zur Verzweiflung gebracht haben.

Wenn du also sagst: «samui desu» - kalt, es ist so, dann ist das ein vollständiger japanischer Satz und bedeutet «Es ist kalt». Unter Freunden sagst du sogar nur: «samui!» oder noch slangiger: «samu!». Das wäre doch praktisch, wenn wir im Deutschen auch nur «Kalt!» rufen könnten und es wäre ein vollständiger Satz.

Wenn du die Wörter lernst, die für dich am wichtigsten sind, kannst du damit ganz schnell Sätze bauen, die absolut korrekt und noch viel wichtiger: verständlich sind. Die Aussprache ist nämlich auch total einfach. Kein Singsangsung, wie im Chinesischen oder Thailändischen, wo eine einzige falsche Tonlage das Wort verändert.

Japanisch lässt sich zudem in unserer Schrift phonetisch schreiben und darum kannst du ohne Sorgen um die tausenden von Schriftzeichen diese supercoole Sprache lernen. Du lernst genau so viel, wie du magst.

Mit ganz vielen Sätzen zu den unterschiedlichsten Themen in diesem Buch, möchte ich dich mit dem Japanisch-Sprech- und Lern-Virus anstecken, damit du immer weiter in die Sprache eintauchst und merkst, wie viel Spass Japanisch macht! Für die vier wichtigsten Themen Zug fahren, im Ryokan übernachten, nach dem Weg fragen und im Restaurant bekommst du vier eigene Spickkarten. Drucke und schneide sie aus und laminiere sie im Copyshop oder sonst irgendwo, damit sie wasserfest und für alle Restaurantbesuche gewappnet sind.

Entweder hast du die Kärtchen immer dabei und kannst davon ablesen, oder du lernst die einzelnen Wörter und Sätze auswendig und bist die Chefin beziehungsweise der Chef in allen Situationen. Die Japaner-Innen werden begeistert sein, dass du fliessend Japanisch kannst!

Ich verrat dir mal ein Geheimnis: JapanerInnen sprechen kein Englisch

Also wirklich nicht! Niemand? Ja, ein paar Vereinzelte vielleicht. Aber dass du gerade so jemanden findest, ist wie ein 6er im Lotto. Du darfst dich nicht darauf verlassen, dass irgendjemand, und sei es am internationalen Flughafen oder am Hauptbahnhof in Tokyo, Englisch sprechen kann.

Die Schule hat zwar aufgerüstet und so finden sich mittlerweile auch englischsprechende Lehrpersonen im Unterricht. In meinem japanischen Umfeld habe ich davon aber noch nichts bemerkt. Selbst die kleinen Cousinen meiner Tochter können immer noch kein Englisch.

So waren die Hausaufgaben von Cousine Shiho dann auch: «Übersetze diesen wahnsinnig langweiligen Text von 8 Seiten vom Englischen ins Japanische». Sie hat Wort für Wort in ihrem Handy nachgeschaut und überhaupt nichts vom englischen Text verstanden. So wird das noch lange nichts mit fliessend Englisch sprechen.

Die tausend JapanerInnen in all den Sprachschulen der Welt machen da nicht viel aus. Oder sie lernen die Grammatik perfekt und getrauen sich nicht zu sprechen.

Weisst du was? Das macht es erst richtig spannend! Das ist DEINE Chance, um Japanisch zu lernen. Und wie gesagt, schon mit ein paar Sätzen bist du die Heldin oder der Held aller Menschen um dich herum! Sie werden sich sooo freuen, dass du dir die Mühe machst ihre Sprache zu lernen. Und du wirst so viel mehr Spass haben, wenn du kommunizieren kannst!

Fangen wir von vorne an, damit du ein bisschen verstehst, warum die JapanerInnen so schlecht Englisch sprechen. Es gibt keine einzelnen Buchstaben im Japanischen. Ausser A, E, I, O, U und N gibt es alle Vokale nur in Kombination mit Konsonanten. Also Ma, Mi, Mu, Me, Mo - Ka, Ki, Ku, Ke, Ko usw. Das bedeutet, dass es nicht möglich ist, ein Wort wie Mc Donald‘s zu schreiben oder zu sagen. Daraus wird dann Ma-ku-do-na-ru-do. Und wenn du das mit ein wenig Schwung sagst, dann tönt das doch fast wie Mc Donald‘s.

Sag mal laut 10x ganz schnell Makudonarudo vor dich hin!

Na? Ist doch identisch? Nicht? Dann gewöhn dich besser dran, weil Japanisch ist gespickt mit ausländischen Wörtern, die in dieses Silbensystem reingedrückt wurden.

Ein kleines Quiz von einfach bis fortgeschritten:

tomato

biiru

koohii

keekii

orenji

elevetaa

eskareetaa

borupen

baiorin

borihuudo

Hast du erraten, was die Wörter heissen? Tomate, Bier, Kaffee, Cake (Kuchen), Orange, Elevator (Lift), Escalator (Rolltreppe), Ballpen (Kugelschreiber), Violine, Hollywood. Okay, die Violine und Hollywood brauchst du sicher nicht so häufig auf deiner Reise. Dafür sind Aisukuriimu – Icecream oder Paatii – Party ganz wichtig fürs Überleben. ; )

Soweit so gut. Die JapanerInnen lernen also Englisch mit ihrer Silbensprache und sprechen diese phonetisch «falsch» nach, so dass es fast nicht mehr erkennbar ist. Ab sofort interessiert uns aber das Englisch nicht mehr, weil du lernst ja jetzt Japanisch! Die 10 Wortbeispiele kannst du dir schon mal merken, denn die sind ins Japanische eingebaut. Genau so wie auch wir ausländische Wörter in unserem alltäglichen Sprachgebrauch verwenden.

Mein Vorschlag für dich ist, nach diesem Buch Bilanz zu ziehen, ob du mit Japanisch lernen voll durchstarten möchtest und vor Motivation nur so strotzt, oder aber findest, dass dir die Spickkarten für den Moment total ausreichen.

Ich verspreche dir auf jeden Fall, dass du Kapitel für Kapitel mehr Japanisch kannst und selber merkst, dass der Satzaufbau und die sprachliche Anwendung wirklich kinderleicht sind!

Als Erstes erzähle ich dir, warum du der besonderste Mensch bist, den die JapanerInnen je angetroffen haben. Die streng dreinblickenden BeamtInnen am Flughafen lassen sich noch nichts anmerken, aber all die anderen da draussen werden dich bestaunen. Im Geheimen, vorerst… bis du die Initiative ergreifst und anfängst zu kommunizieren und dann, dann fängt der Spass an!

Aber erstmal bist du ein Alien. Wieso? Das liest du im nächsten Kapitel!

Wieso bin ich für JapanerInnen ein Alien?

Behauptest du absolut frech, alle JapanerInnen sähen gleich aus? Ha! Ich flüstere dir zu, dass die JapanerInnen genau das Gleiche von uns auch denken! Alle AusländerInnen haben grosse Nasen, grosse Augen und kommen von einem anderen Stern.

Eigentlich ja nicht, aber wenn du dir vorstellst, dass die allermeisten JapanerInnen NOCH NIE im Ausland waren, dann sieht die Sache ein bisschen anders aus.

Eine Freundin von mir ist nach einem Jahr im freundlich lächelnden China für zwei Wochen alleine durch Japan gereist. Sie erzählte mir danach ganz enttäuscht, dass sie sich vorgekommen sei, wie hinter einer Glasscheibe. Sie habe praktisch keine persönliche Begegnungen gehabt. Ignorant empfand sie die JapanerInnen.

Ohne deinen ersten Schritt scheint es, als würden sie dich wie Luft behandeln

Ich sage dir: DU bist verantwortlich dafür, dass du mit den Einheimischen Kontakt knüpfen kannst. Ob in der grossen Stadt oder auf dem Land. Ohne deine Initiative passiert wenig bis gar nichts und ohne Japanischkenntnisse – egal wie fortgeschritten - sind keine Gespräche möglich!

Ohne deinen ersten Schritt werden dich alle vorsichtig aus den Augenwinkeln mustern, aber so unauffällig, dass du denkst, sie behandeln dich wie Luft. Ein solch japanisches Verhalten ist auf jeden Fall nicht arrogant gemeint. Im Gegenteil – JapanerInnen möchten, dass deine Reise durch ihr Land so angenehm wie möglich ist und versuchen durch ihre rücksichtsvolle Art dich nicht anzustarren oder zu belästigen.

Ich wiederhole mich, aber es ist einfach so: Wenn du aktiv auf die Leute zugehst, dann werden sie freudestrahlend auf dich eingehen und staunend zuhören, was du zu erzählen hast. Und falls du Fotos von zu Hause dabei hast, werden sie diese bewundern und in «Ahs» und «Ohs» ausbrechen, weil sie so etwas ja noch nie zuvor gesehen haben!

Alles ist spannend und interessant, was du zu erzählen hast. Wie du wohnst, was du arbeitest, wie viele Urlaubstage du zur Verfügung hast, wie viel du verdienst, wie die Banknoten bei dir zu Hause aussehen, wohin du in die Ferien fährst, welche Länder du schon bereist hast, wie viele Sprachen du sprichst…

Alles, fast alles ist in Japan anders als bei dir! Und sie waren sehr wahrscheinlich noch nie da, wo du herkommst und werden vielleicht auch nie dorthin fliegen. Das hat dann schon viel von einem anderen Planeten, oder? Demzufolge bist du ein Alien!

Auf dem Planeten Japan kannst du «oben» in Hokkaido Skifahren gehen und gleichzeitig wartet «unten» in Okinawa ein farbiges Tropenparadies auf dich. Das Essen ist überall top, die heissen Bäder buhlen um Wochenendgäste und wunderschöne Sehenswürdigkeiten gibt es in Überzahl. Überall spricht man Japanisch, überall kann ich lesen, was da steht und weiss deshalb genau, wie der Hase läuft. Wieso sollte ich als JapanerIn also das Land verlassen? Dazu kommt, dass die Ferientage auf dem Papier wunderbar aussehen. Diese dann auch einzulösen, das ginge viel zu weit!

Mein japanischer Schwager war einmal für 4 Tage bei uns zu Besuch. Am Donnerstag ist er nach Hause geflogen, um am Freitag wieder im Büro zu sein. Zehn Jahre lang (10 Jahre!!!) hatte er keine einzige Woche Urlaub gebucht!!! Er ist kein Einzelfall.

Eine andere Freundin meinte, dass ihr Chef bei der Frage nach zwei Wochen Ferien sagen würde:

Du willst 2 Wochen Ferien? Du brauchst morgen gar nicht mehr hier aufzutauchen

Dies zur Erklärung, warum die JapanerInnen nicht so reisefreudig sind. Und zum Verständnis für uns EuropäerInnen, wieso JapanerInnen, wenn sie mal nach Europa kommen, in einer Woche durch den ganzen Kontinent von Norden nach Süden rasen und fotografieren, was das Zeug hält!

Wer den Planeten Japan noch nie verlassen hat, der wird dich – ein Alien aus Europa oder Übersee - extremsuperspannend finden. Wenn du dann auch noch Japanisch kannst, oder dir die Mühe machst, es mit den Spickkarten zu probieren, dann bist du die persönliche Heldin oder der persönliche Held dieser Begegnung.

Wie einfach du ins Gespräch kommst, erzähl ich dir im Kapitel Restaurantbesuch. Beim geselligen Essen in einem kleinen Restaurant wirst du alle Herzen zum Schmelzen bringen, wenn du dein gelerntes Japanisch anwendest und auch sonst alles richtig machst.

Jetzt zu einem schwierigeren Thema: Du hast vielleicht auch schon gehört, dass die JapanerInnen total rassistisch seien. Ich werde dir hier probieren zu erklären, dass man bestimmte Situationen durchaus so verstehen könnte. Ich möchte aber auch veranschaulichen, dass du das danach unter Unsicherheit, Vorsicht und Angst einordnen kannst (damit hat Rassismus ja eh immer zu tun).

Es ist ein Fakt, dass du mit blauen Augen und blonden Haaren im easy going-GewinnerInnen-Team bist.

Blaue Augen gibt es in Japan nicht, ausser mit blauen Kontaktlinsen, blonde Haare nur mit mühsamen Färbattacken auf die superschwarzen Mähnen.

Blond und blauäugig ist der Inbegriff von lieb, nett, süss, puppenhaft, ungefährlich und exotisch. Hast du von Natur aus braune Augen und dunkle Haare? Sorry, du bist schon viel weniger spannend, aber dennoch interessant.

Bevor ich weiterfahre, möchte ich euch ein paar Geschichten erzählen: Ein Freund war zwei Wochen in Japan, zuerst beruflich, dann privat. Er ist einer der Schweizer, der an einem Skitourensonntag so braun wird, wie ich einen ganzen Sommer lang nicht. Seine Augenbrauen sind in der Mitte zusammengewachsen und seine Augen strahlen schwarz.

Mit seinen Arbeitskollegen wollte er frohen Mutes essen gehen. Fehlanzeige! Sie haben ihn NICHT ins Restaurant hineingelassen. Beim aufs Lokal zugehen ist der Besitzer rausgekommen, hat wild abgewunken und dann die Tür zugemacht! Ständig sind den drei Jungs solche Sachen passiert, bis er nach einer Woche dachte, dass er eigentlich überhaupt keine Lust mehr hätte bei diesen rassistischen Leuten eine weitere Woche zu verbringen.

Dann war er aber in der zweiten Woche mit einer japanischen Freundin unterwegs, die ihn überall vorstellte und miteinbezog. So lernte er die kulinarische Vielfalt und auch die grosse Gastfreundschaft kennen und war sehr froh, dass er nicht mit dem Eindruck der ersten Woche nach Hause geflogen ist.

Eine andere Geschichte spielte sich in meiner Lieblingsbar in Takatsuki ab. Mein Mann und ich sassen zusammen mit einem Schweizer Freund (breite Statur, dunkle Locken, dunkle Augen) am Tresen und sprachen mit dem Barinhaber über verschiedene Länder. Der Barbesitzer war schwer beeindruckt von meinem Freund, welcher Pilotensohn und deshalb schon weit gereist und extrem vieler Sprachen mächtig ist, sowie unserer eigenen Weitgereistheit.

Als wir auf die Hautfarbe zu sprechen kamen, meinte der Barbesitzer, dass er Todesangst vor Menschen mit schwarzer Hautfarbe habe. Im ersten Moment dachten wir, das sei ein Witz. Er verneinte jedoch und meinte, dunkelhäutige Menschen seien in den Filmen immer die Bösen und zudem hätte er noch nie in seinem Leben einen Schwarzen gesehen. Stell dir das bitte mal vor!

Da bekommt die Alien-Geschichte doch gleich eine ganz andere Dimension. Da stehen Unsicherheit, Angst und Vorsicht zuvorderst, weil man ja wirklich nicht weiss, ob diese Person nett oder böse ist oder ob sie gleich anfängt zu randalieren und alles kaputt zu schlagen, wie in den Filmen klischeehaft dargestellt wird.

Meine beste japanische Freundin ist im Grunde genommen sehr weltoffen. Dennoch „beichtete“ sie mir einmal, dass sie bei jedem Ausländer, der an ihr vorbeigegangen sei, ängstliches Herzklopfen verspürte. Das habe sich erst dann geändert, als sie mich kennenlernte!

Stehst du 30 Minuten lang in einer, sagen wir, mittelgrossen europäischen Stadt an einem zentralen Ort und zählst die verschiedenen Hautfarben, Augenformen und Kleidungsstile, die an dir vorbeilaufen, dann hast du richtig viel zu tun. 2001 habe ich in Japan pro Woche vielleicht eine/n andere/n AusländerIn gesehen. Sogar in der Grossstadt Osaka war es eine Seltenheit einen anderen Alien wie mich zu treffen. Wenn, dann haben wir uns still gegrüsst: «Hallo FremdeR, bist auch in meinem Team unterwegs, was?»

Inzwischen ist es in Kyoto, Tokyo oder Hiroshima und in anderen Haupttouristenorten häufig der Fall, dass du andere AusländerInnen sichten wirst. Wenn du aber irgendwo in den Bergen oder in einem Fischerdorf an der Küste bist, dann bist du sehr wahrscheinlich ein grünes Marsmännchen für sie. Nicht wissend, ob du in guten oder bösen Absichten kommst.

Einer Kollegin kam sogar die Ehre zuteil, dass sie in einer Lokalzeitung erwähnt wurde, als das Schweizermädchen, welches dort am Snowboarden sei.

Je nachdem wie du aussiehst, bist du aus ihrer Sicht eine nette, oder eine potentiell gefährliche Ausserirdische. Kinder werden ehrfürchtig auf die Seite weichen oder dich anstarren und «gaijin» - AusländerIn rufen. (Das ist mir mehr als einmal passiert.)

Du bist die Figur, die sie nur aus dem Fernsehen oder aus Filmen kennen! Je dunkler deine Hautfarbe, desto mehr Aufwand hast du, um die JapanerInnen um den Finger zu wickeln, ihren Horizont zu erweitern und ihnen zu zeigen, dass du auch ein ganz normaler, sehr netter Mensch bist!

Meine grosse Bitte an dich: Vergiss das mit dem rassistisch sein! Falls du in blöde Situationen kommst, nimm es mit Humor und versuche zu verstehen, was in diesen Köpfen vorgeht. Gib ihnen eine Chance und vor allem: Schenk ihnen ein Lächeln, sprich Japanisch, erzähl von dir und lass sie ihre Ängste zum Fenster rauswerfen.

Es ist wie überall: Von jeder positiven Erfahrung profitieren auch die, die nach dir kommen. Wenn du es schaffst, alle zu verzaubern, räumst du mit so vielen Vorurteilen auf, dass du sehr stolz auf deine geleistete Pionierarbeit sein kannst!

Egal, wie du aussiehst, ich wünsche dir haufenweise positive Erlebnisse, damit weniger «AusländerIn» auf deiner Stirn steht, sondern «FreundIn von einem anderen Ort auf diesem schönen Planeten» (Braucht aber mehr Platz auf der Stirn ; )).

Hmmm, war dieses Kapitel jetzt dicke Post? Ich wollte dir einfach näher bringen und dir wirklich ans Herz legen, dass es von Vorteil ist Japanisch zu lernen – auch wenn es nur wenige Wörter sind, die du dir merkst oder die du als wichtig empfindest - weil dir dann viele Türen und Tore offen stehen, die sonst unverständlicherweise verschlossen bleiben.

Diese Rassismus-Vorwürfe haben mich seit meiner frühsten Japanfaszination beschäftigt, da ich glaube zu verstehen, wie sie zustande kommen. Darum bin ich froh, wenn auch du versuchst hinter die Kulissen zu blicken und in gewissen Alien-Situationen probierst verständnisvoll zu reagieren.

Jetzt geht es aber endlich los mit dem Japanisch sprechen und anwenden. Als Einstieg zuerst ganz simpel mit nach dem Weg fragen. Mein Japanischprofessor hat immer einen kleinen Kompass dabei, um in den unterirdischen Gängen der Bahnhöfe zu wissen, in welche Richtung er läuft. Diesen Trick kannst du natürlich auch anwenden, oder einfach nachfragen, wo’s langgeht. Bitte folge mir ins nächste Kapitel!

Wie kann ich nach dem Weg fragen?

Du bist verloren in Tokyo? Oder auf einer Landstrasse? Oder in den unterirdischen Gängen eines Bahnhofs? Kein Problem! Die JapanerInnen helfen dir sehr gerne weiter – oder springen, wie du ja nun weißt, weit weg, wenn du sie ansprichst. : ) Das darfst du dann nicht persönlich nehmen. Das ist auf deine Alien-Eigenschaften und auf das schlechte Englisch des Japaners oder der Japanerin zurückzuführen.

Frisch und froh sprichst du die Nächstbeste an, aber bitte vorsichtig und langsam!

Die beste Anrede finde ich «chotto (tschotto) sumimasen». Chotto heisst «ein bisschen» und sumimasen «Entschuldigung». «Ein bisschen Entschuldigung» ist die maximal sanfte Art an eine Japanerin oder einen Japaner heranzutreten. Damit zeigst du, dass du Japanisch kannst, sonst wüsstest du das ja nicht! Und alle AusländerInnen, die mindestens ein bisschen Japanisch sprechen, sind viel weniger furchteinflössend, als solche, die nur Englisch sprechen. Du erinnerst dich, englischsprechende JapanerInnen gibt‘s eigentlich keine!