Jenseits aller Grenzen - Erich Follath - E-Book

Jenseits aller Grenzen E-Book

Erich Follath

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Beschreibung

Eine faszinierende Reise durch die Geschichte und Gegenwart der islamischen Welt

Ibn Battuta gilt als der »Marco Polo des Orients«: Der große Abenteurer bereiste im 14. Jahrhundert weite Teile der damals bekannten Welt, seine 30-jährige Odyssee führte ihn von Marokko über Mekka, Konstantinopel und die Krim bis nach Samarkand, Indien, Indonesien und China. Das einigende Band der von ihm bereisten Länder war der Islam, den Ibn Battuta in seinen Schriften als Religion des Fortschritts und der Toleranz schildert.

700 Jahre nach Ibn Battuta hat sich Erich Follath auf die Spuren des »Königs aller Reisenden« begeben und begegnet einer fundamental veränderten islamischen Welt: An zwölf Orten, die Ibn Battuta wichtig waren und die immer noch einen besonderen Klang haben, zeigt Follath eindrucksvoll, wo die islamische Welt heute steht, mit welchen Problemen sie kämpft und welche Herausforderungen sie zu bewältigen hat. Sein Buch ist eine Spurensuche nach einer der geheimnisvollsten Persönlichkeiten des Mittelalters, eine Nachforschung, die alte Stätten und aktuelle Brandherde der Politik erklärt und dem Leser faszinierende Einblicke in Geschichte und Gegenwart der islamischen Welt eröffnet.

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Seitenzahl: 698

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Eine faszinierende Reise durch Geschichte und Gegenwart der islamischen Welt

Er gilt als der »Marco Polo des Orients«: Ibn Battuta bereiste im 14. Jahrhundert weite Teile der damals bekannten Welt, seine dreißigjährige Odyssee führte ihn von Nordafrika über den Nahen Osten und die Arabische Halbinsel bis nach Indien und China. Das einigende Band dieser Regionen war der Islam, den Ibn Battuta als Religion des Fortschritts und der Toleranz schildert. Siebenhundert Jahre später hat sich Erich Follath auf die Spuren des »Königs aller Reisenden« begeben und begegnet einer fundamental veränderten islamischen Welt.

Jenseits aller Grenzen ist die Suche nach einer der geheimnisvollsten Persönlichkeiten des Mittelalters, ein faszinierender Einblick in Geschichte und Gegenwart der islamischen Welt und eine große Reportage zu den aktuellen Brandherden der Weltpolitik.

ERICH FOLLATH,1949 in Esslingen geboren, ist promovierter Politikwissenschaftler und bekannter Sachbuchautor. Lange Jahre war er für den SPIEGEL als Diplomatischer Korrespondent tätig und berichtete vor allem aus dem Nahen Osten, vom indischen Subkontinent und aus Ostasien. Über die Geschichte und Entwicklungen dieser Regionen, über die Menschen und ihre Kulturen, hat er zahlreiche Reportagen geschrieben. Sein Buch Das Vermächtnis des Dalai Lama wurde zum Bestseller; bei DVA erschien von ihm zuletzt das SPIEGEL-Buch Die neuen Großmächte (2013) über den wirtschaftlichen Aufstieg von Brasilien, Indien und China.

Erich Follath

Jenseits aller Grenzen

Auf den Spuren des großen Abenteurers Ibn Battuta durch die Welt des Islam

Deutsche Verlags-Anstalt

Die erste Karte zeigt die Reiseroute des Ibn Battuta im 14. Jahrhundert, die zweite Karte zeigt die Reisestationen des Autors im Jahr 2015.

Sie können die Karten hier downloaden: www.dva.de/follath

Auf der Umschlagvorderseite ist der Innenhof der Jame-Moschee in Isfahan zu sehen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © 2016 Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,Neumarkter Straße 28, 81673 München,und SPIEGEL-Verlag,Ericusspitze 1, 20457 Hamburg

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, München,unter Verwendung einer Abbildung von © Bridgeman Images

Karten: Peter Palm, Berlin

Typografie und Satz: Andrea Mogwitz/DVA

Gesetzt aus der Adobe Garamond

ISBN 978-3-641-16390-7V001

www.dva.de

Für Silke, Tobias, Maya und Janis

Inhalt

Karten

Vorwort: Der größte Reisende aller Zeiten – Mein Jahr mit Ibn Battuta

Erstes Kapitel: Tanger – Ursprünglich

Zweites Kapitel: Kairo – Triumphal

Drittes Kapitel: Damaskus – Lehrreich

Viertes Kapitel: Mekka – Göttlich

Fünftes Kapitel: Shiraz – Bezaubernd

Sechstes Kapitel: Dubai – Unglaublich

Siebtes Kapitel: Istanbul – Zukunftsweisend

Achtes Kapitel: Samarkand – Entlarvend

Neuntes Kapitel: Delhi – Umwerfend

Zehntes Kapitel: Male – Phantastisch

Elftes Kapitel: Jakarta – Hoffnungsvoll

Zwölftes Kapitel: Hangzhou – Überwältigend

Dreizehntes Kapitel: Granada – Traditionsbewusst

Nachwort: Das Vermächtnis des Ibn Battuta

Dank

Vorwort

Der größte Reisende aller Zeiten – Mein Jahr mit Ibn Battuta

In der französischen Nationalbibliothek an der Pariser Rue Vivienne, idyllisch im zweiten Arrondissement nahe der Seine gelegen, befindet sich ein kostbares und geheimnisvolles mittelalterliches Manuskript, das viele Herren begehren. So sehr begehren, dass sie bereit sind, ein Verbrechen zu begehen, um in seinen Besitz zu gelangen.

Die Wärter im prunkvollen Salle Ovale, site Richelieu, wo die vergilbten Schriften liegen, sprechen nicht gern über die Hinweise, die sie erreicht haben, über die anonymen Briefe, in denen von einem drohenden Diebstahl, einer möglichen Zerstörung durch ätzende Säuren und anderen dunklen Machenschaften rund um das Manuskript berichtet wird.

»Vielleicht ist ja alles nur ein schlechter Scherz«, sagt einer der leitenden Bibliotheksangestellten, die den Bestand der alten Bücher überwachen. Aber so richtig überzeugt scheint er davon nicht zu sein. Angeblich soll die Museumsleitung die Polizei gebeten haben, gegen unbekannt zu ermitteln, aber da noch kein Strafbestand vorliegt, hat das kaum Chancen. Eine Detektei sei eingeschaltet worden, bis jetzt ohne jede Spur, heißt es. Die im Geheimen tätigen Ermittler dürften gute Gründe haben, warum sie die mysteriöse Sache nicht an die große Glocke hängen, zu oft fühlen sich potentielle Nachahmungstäter ermutigt. In der Nationalbibliothek von Paris ist man jedenfalls besorgt um diesen großen Schatz.

Und so wird die Schrift seit Monaten ganz besonders gut bewacht; sie ist auf Arabisch verfasst, fein geschwungene Buchstaben, 27,5 Zentimeter hoch, 20,5 Zentimeter breit sind die Seiten, je 23 Zeilen pro Blatt. 110 Blätter sind erhalten, an den Rändern teilweise eingerissen, vergilbt, insgesamt aber in einem erstaunlich guten Zustand.

Das Manuskript stammt aus dem Jahr 1356 und trägt den schlichten Titel Rihla, was so viel bedeutet wie »Die Reise«. Merkwürdig sperrig ist die Unterzeile gewählt: Tuhfat al-Nuzzar fi Ghara’ib al-Amsar wa Aja’ib al-Asfar, was sich übersetzen lässt als: »Ein Geschenk an diejenigen, die sich für die Wunder der Städte und den Reiz des Reisens interessieren«. Der Verfasser des Werks ist ein muslimischer Rechtsgelehrter, Abenteurer und Forscher. Heutige Wissenschaftler im Orient, aber auch im Westen, halten ihn für den aufregendsten, inspirierendsten und weitestgereisten Weltenbummler und Welterklärer des gesamten Mittelalters, sein venezianischer Zeitgenosse Marco Polo eingeschlossen: Das Vermächtnis dieses Ibn Battuta gilt als ein Dokument von unschätzbarem Wert. Als ein einmaliges, unersetzliches Zeugnis.

Das Rihla der Pariser Nationalbibliothek ist, wie so vieles in westlichen staatlichen Büchereien und Museen, selbst ein Raubgut. Auf welch verschlungenen Wegen es an die Seine gefunden hat, lässt sich als eine fast ebenso abenteuerliche Geschichte erzählen wie das Entstehen des Werks selbst. Der französische Adlige und Arabist Jean-Jacques Delaporte hatte sich das Vertrauen von Napoleon Bonaparte erschlichen und durfte Mitte des 19. Jahrhunderts an dem Ägypten-Feldzug des Kaisers teilnehmen. Von Kairo aus schlug er sich in den Maghreb durch und fand in Marokko eher zufällig in einem verstaubten Laden das Manuskript. Ohne auch nur einen Franc zu bezahlen, beschlagnahmte er die Schrift und transportierte sie in seinem Handgepäck in die Heimat. Später erwarb sie der französische Staat und machte das Rihla schließlich der Öffentlichkeit zugänglich.

Wer könnte heute ein Interesse haben, den Reisebericht aller Reiseberichte zu stehlen? Ein Verwandter des früheren Besitzers aus Marokko, der sich um seinen rechtmäßigen Besitz geprellt sieht? Oder womöglich ein besessener Sammler aus dem Westen, der das unverkäufliche Manuskript für sich allein haben will, um sich an dem Kunstwerk unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu ergötzen? Und wer könnte das Rihla in seiner Originalform gar vernichten wollen? Ein fanatisierter Islamist, dem der Text des mittelalterlichen Reisenden zu liberal gegenüber Andersgläubigen, zu tolerant, zu »aufgeklärt« scheint – oder ein radikaler Christ, dem das so selbstverständlich ausgebreitete Überlegenheitsgefühl dieses weltgewandten Muslims gegen den Strich geht?

Ein Hauch von Dan Browns Da Vinci Code, eine Prise von Georges Simenons Maigret, eine Spur von Steven Spielbergs Indiana Jones – all das, was sich jetzt in Paris ereignet oder vermutet wird, mag Zufall sein, eine bizarre, abenteuerliche kriminalistische Wendung der Neuzeit. Und doch passt es zum spektakulären Leben und Werk des mittelalterlichen Reisenden. Zu dem Mann aus Tanger, dessen vollständiger arabischer Name Scheich Abu Abdallah Mohammed bin Abdallah bin Mohammad bin Ibrahim al-Lawati lautet, Kurzform Ibn Battuta.

Was für ein Leben!

Der Berbersohn aus einer Juristenfamilie studiert islamisches Recht und bricht 1325 in seiner marokkanischen Heimatstadt mit einundzwanzig Jahren auf zum Hadsch, zur Pilgerfahrt nach Mekka und Medina – mutig für die damalige Zeit, aber noch nicht allzu ungewöhnlich, einen Besuch der heiligen Stätten soll jeder Gläubige »nach Möglichkeit« einmal in seinem Leben durchführen, die Kaaba sieben Mal umrunden, den Teufel symbolisch steinigen. Anfang des Jahres machen sich auch in der damaligen Zeit überall in der islamischen Welt Karawanen auf den mühseligen und langen Weg. Ibn Battuta aber schließt sich keiner Gruppe an, er geht auf eigene Faust los. Und zwar im Sommer, fast so, als wollte er das Schicksal herausfordern. Durch die Wüsten des Maghreb bis Alexandria und Kairo gelangt er über Damaskus schließlich nach Mekka. Vollzieht dort die religiösen Rituale.

Zeit für die Heimfahrt – doch Ibn Battuta kehrt nicht um, er ist wie besessen von Neugier und Reiselust. Nie eine Route zweimal machen, wird zu seinem Leitsatz. Der Weg, nein, der Umweg ist das Ziel. Er durchquert in den kommenden beinahe dreißig Jahren die gesamte damals bekannte Welt, weiter, immer weiter, bis jenseits aller Grenzen. Ganz getreu des Auftrags, den der Prophet Mohammed den Gläubigen gemäß einem berühmten Hadith mitgegeben hat: »Suchet das Wissen, und wenn ihr bis nach China gehen müsst!«

Über die heutige Türkei reist Ibn Battuta durch Zentralasien, mit Zwischenstation auf der Krim und als Gast der »Goldenen Horde«, nach Persien, Afghanistan, Indien, die Küste Malabars hinunter zu den Inseln der Malediven, nach Sri Lanka und Indonesien, bis zum fernsten Ziel, und das ist – tatsächlich – China. Viermal pilgert er insgesamt nach Mekka, Abstecher führen ihn nach Afrika und gegen Ende seines Weges auch nach Andalusien. Oft wirken seine Pläne erratisch, oft sind die Wendungen und Windungen kaum nachzuvollziehen, ein Reisender scheint da unterwegs, auch und vor allem um des Reisens willen (und mit gelegentlichen Anfällen von Heimweh). Ein im wahrsten Sinne des Wortes Getriebener.

Glaubt man Ibn Battutas Beschreibungen aufs Wort, hat er zu Fuß und in Ochsenkarren, auf dem Rücken von Pferden, Eseln und Kamelen, in klapprigen Wagen, auf Segelbooten, Frachtern und Dhows mehr als hundertzehntausend Kilometer zurückgelegt, eine Strecke dreimal so lang wie die von Marco Polo. Auf einer Weltkarte unserer Zeit sind es fast fünfzig Länder, die er auf seiner Route durchquert.

Er verdurstet fast in der Wüste. Er quält sich über bitterkalte, schneebedeckte Berggipfel und durch reißende Flüsse. Er muss mit ansehen, wie Sturm und Regen seine Habseligkeiten zerstören. Er wird von Wegelagerern überfallen, von Piraten gefangen genommen, von Feinden gedemütigt; ein Schiff mit seiner Geliebten und vielen seiner Freunde, nebst all seinen Besitztümern und den Gastgeschenken für den chinesischen Kaiser, versinkt in einem Orkan. Er erkrankt an Diarrhö, wäre beinahe Malaria-Attacken zum Opfer gefallen und erlebt das Wüten der Pest, die buchstäblich vor seinen Augen Zehntausende hinwegrafft.

Was ihn bei all diesen Rückschlägen am Leben hält, sind sein unerschütterlicher Glaube, seine Kenntnisse des Korans und des arabischen Rechts, die ihm zu immer neuen Kontakten und Jobs verhelfen. Er arbeitet als Richter und Diplomat im Dienste hoher Herren, er wirkt als Gelehrter, Makler und Kaufmann. Er mischt sich gern unter die Massen, zieht nach menschlichen Enttäuschungen dem prallen Leben gelegentlich aber auch die Einsamkeit des Eremiten vor. Und alles interessiert ihn, die Bräuche der Fremden, die für ihn ungewöhnlichen religiösen »Abweichungen«, ihre Schlafgewohnheiten, ihre Pflanzen und Früchte und Kochrezepte, nicht zuletzt ihre sexuellen Vorlieben.

Seine Aufzeichnungen kommen als ein äußerst abenteuerlicher, dem Leben zugewandter Tatsachenbericht daher, mit Anklängen an einen wissenschaftlichen Bericht à la Alexander von Humboldt. Und dann wieder wie ein Fantasy-Roman im Stil eines J. R. R. Tolkien, wenn der Autor, wie unter Drogen, von einem riesigen Vogel Ruch und unglaublichen indischen Seiltricks berichtet, von Träumen und mystischen Prophezeiungen, die auf wundersame Weise in Erfüllung gehen.

Immer aber ist das Rihla auch eine spirituelle Schrift, sein Verfasser ruht in seiner Kenntnis von Allah und der Gewissheit, dieser »richtige« Glauben sei allen anderen überlegen (wenngleich er den anderen Religionen der »Schrift«, den Juden und Christen, besonderen Respekt zollte und weltliche Leistungen der »Ungläubigen«, beispielsweise in China, durchaus objektiv zu würdigen wusste). Der Sunnit Ibn Battuta hat kaum größere Vorbehalte gegenüber Schiiten, er bedauert sie eher für ihren Irrweg. Der Weltoffene bewundert in seinem späteren Leben zunehmend die Sufi-Orden mit ihren Tänzen und ihren Wundertätern; er besucht leidenschaftlich gern ihre Gräber, erzählt beeindruckt von der Weisheit der Frommen.

Ibn Battuta ist ein Abenteurer vor dem Herrn par excellence. Ein Mann der Lust, der Leidenschaft, aber auch der Lehre, immer auf der spirituellen Suche, nach dem Sinn des Lebens. Ein tief in seinem Glauben verwurzelter Aufgeklärter, der wunderbar beobachten und scharfsinnig urteilen kann. Kein Heiliger, nein, das war er weiß Gott nicht, sondern ein Mann mit Fehlern, mit Ecken und Kanten, eitel und durchaus empfänglich für Geld und Gut und die Verführungen der Macht.

Er trifft einige der wichtigsten Herrscher seiner Zeit, porträtiert sie feinfühlig, aber durchaus mit der intellektuellen Distanz eines unabhängigen Reporters. Fast acht Jahre lang dient er als eine Art Justizminister dem mächtigen Herrscher von Delhi; nach seinem Urteil ist dieser Mohammed Ibn Tughluq »der besessenste von allen Menschen, die ich traf, äußerst großzügig im Austeilen von Geschenken wie im Vergießen von Blut«. Er fürchtet ihn, und er schmeichelt ihm. Er flunkert ihm wie auch anderen Sultanen ohne Bedenken etwas vor, um sich ihre Gunst zu erhalten – mit durchaus unterschiedlichem Erfolg, mit letztlich lebensgefährlichen Konsequenzen, wie er sich später eingestehen muss. In Delhi geht es, nach bangen, von Exekution und Folter bedrohten Stunden, noch einmal gut: Er darf als Chefgesandter des Sultans nach China ziehen.

Ibn Battuta ist fasziniert von der Idee, den mächtigsten Männern der Welt zu begegnen, er schafft es, fünf der sieben, die er selbst in diese Kategorie erhoben hat, gezielt kennenzulernen. Aber so sehr er den roten Teppich, den die Mächtigen ihm ausrollen, genießt; so sehr er Planung schätzt – oder wenigstens als notwendiges Übel akzeptiert –, so oft handelt er auch spontan, impulsiv. Springt auf die nächste Dschunke, die den Hafen verlässt, besteigt das nächste zur Verfügung stehende Pferd oder Kamel. Nach der Wegbiegung, hinter dem Horizont wartet schon das nächste Abenteuer.

Gegenüber Frauen gibt er sich ein Leben lang durch und durch als Macho. Er lässt sich unterwegs schöne Sklavinnen als Konkubinen zuführen, ausführlich und geradezu Connaisseur-genüsslich schildert er im Rihla die Orte mit den schönsten Vertreterinnen des anderen Geschlechts und ihre Besonderheiten. Er heiratet auf seinen längeren Zwischenstationen mehr als ein halbes Dutzend Frauen verschiedenster Stämme und Hautfarben, zeugt um die fünfzehn Kinder – die er, wenig von Skrupeln oder Sentimentalität geplagt, wieder verlässt. Und doch gibt es in seinem Reisebuch die Andeutung von einer Frau und einem Kind, die ihm besonders am Herzen liegen. Die Ahnung davon, dass das Immer-weiter-Reisen bei allen Glücksgefühlen auch einen hohen Preis hat.

Ibn Battuta findet nichts dabei, seine Schönheitsideale mit seinen Lesern zu teilen und dem anderen Geschlecht je nach Land und Lage Gütenoten zu verteilen: Die Frauen von Shiraz in Persien haben es ihm wegen ihrer »besonderen Attraktivität« angetan, die Frauen von Mekka wegen ihres betörenden Parfums, »das in der Luft hängen blieb, wenn sie vorbeigingen«, die Frauen des Berberstammes Bardama (der wirklich so heißt) wegen ihrer perfekten, »höchst eleganten Figuren, schön fett sind sie, und ihre Haut ist reines Weiß«. Fast zur Verzweiflung bringen ihn die Malediverinnen, die oben ohne herumlaufen – »es gelang mir trotz aller Bemühungen nicht, ihnen diese Unsittlichkeit auszutreiben«. Andererseits genießt er durchaus ihre »besondere Geschicklichkeit beim Geschlechtsverkehr«. Er führt das fachmännisch auf die scharfe einheimische Kost zurück. Auch die Politik auf den Inseln findet er heiß, lässt sich nach Einheirat in die höchsten Kreise in einen Machtkampf verstricken und denkt zwischenzeitlich ernsthaft daran, um die Inselherrschaft zu putschen.

Er lässt es schließlich. Flieht weiter. Wie schon seit Beginn seiner Reise kann er auf ein ganzes Netzwerk von Kontakten zurückgreifen, wird auf Empfehlung von einem hochrangigen Politiker oder reichen Kaufmann weitergereicht. Geschenke und Verpflegung betrachtet Ibn Battuta eigentlich als Selbstverständlichkeit. Er weiß: Der weitgereiste Gast wird selten als Belastung, fast immer als Bereicherung gesehen.

Ibn Battuta kann sich mit seinen Geschichten und Erkenntnissen revanchieren, ein hoch angesehenes Gut für jeden der Wissbegierigen aus der Oberschicht, der ihn bewirtet: Er ist ihr Fenster zur Welt, bald geht ihm ein Ehrenname voraus: Shamsed-Din, »Gottes Sonne«. Und als hoch geachteter Pilger steht ihm, wenn es mit der Gastfreundschaft der Mächtigen und Reichen einmal nicht klappt, wie allen anderen Wallfahrern ein Geflecht einfacher Pensionen offen, die ihm unentgeltlich Bleibe anbieten und ihn mit Essen versorgen.

Das frühe und mittlere 14. Jahrhundert, die Lebenszeit des Ibn Battuta, ist eine aufregende Epoche, eine Ära, in der alles in Bewegung scheint, die Politik, die Menschen, die Warenströme. Es ist eine erstaunlich globalisierte Welt – und die Erklärung, der Schlüssel für dieses Phänomen besteht eindeutig in der Vorherrschaft einer Religion: Der Prophet Mohammed und seine moralischen wie politischen Grundsätze bestimmen damals einen Großteil der Erde oder beeinflussen ihn zumindest ganz wesentlich.

Wer im Westen von der »Glanzzeit des Islam« spricht, der meint in der Regel das »klassische« Abbasiden-Kalifat vom 8. bis 10. Jahrhundert mit seinen Zentren in Damaskus und Bagdad. Da ist dann von Harun al-Raschid die Rede, dem gütigen Herrscher aus Tausendundeiner Nacht, oder von seinem Vater Muhammad al-Mansur, der nach seinem Sieg gegen die Oströmer als Reparationen keine Sklaven oder Territorien verlangte, sondern die Übergabe von vierzigtausend byzantinischen Büchern und deren Übersetzung ins Arabische. Und nicht nur die großartigen Bauwerke, die von Persien bis hin in das maurisch beherrschte andalusische Córdoba entstanden, prägten dieses Zeitalter, sondern auch wissenschaftliche Fortschritte in der Mathematik und der Astronomie sowie soziale Errungenschaften, allen zugängliche Krankenhäuser, öffentliche Müllabfuhr, Bibliotheken.

Anders als in gar zu glorifizierenden Werken muslimischer Historiker behauptet, wurden Angehörige anderer Religionen zwar nicht als gleichberechtigt angesehen, aber immerhin weitgehend mit Achtung und Toleranz behandelt. Europa, so geht die gängige, im Westen kolportierte Kurzgeschichte der Welt, habe sich dann in den kommenden Jahrhunderten von seiner Rückständigkeit erholt und spätestens mit der Aufklärung den endgültigen Durchbruch zur Spitze geschafft; mit dem Islam ging es durch interne Streitigkeiten und die Unfähigkeit, sich zu reformieren und sich an moderne Entwicklungen anzupassen, stetig abwärts.

Doch ganz so einfach ist es nicht. »Die innovative Brillanz des Abbasiden-Kalifats wiederholte sich zwar im folgenden halben Jahrtausend nicht, aber die mittlere islamische Periode von 1000 bis 1500 erlebte eine stetige und bemerkenswerte Expansion des Islam, und zwar nicht einfach nur im religiösen Glauben, sondern auch als kohärentes, universalistisches Modell eines zivilisierten Lebens«, schreibt der amerikanische Historiker Ross Dunn von der University of California, San Diego. Der britische Wissenschaftler David Waines von der Lancaster University nennt Ibn Battutas Lebenszeit eine Periode »relativer Ruhe und Konsolidierung, die auf die Sintflut der mongolischen, in der Zerstörung des abbasidischen Kalifats und Bagdads 1258 gipfelnden Invasionen« gefolgt sei.

Ja, es gibt Rivalitäten und Stammeskriege und gefährliche Regionen, als der Abenteurer aus Tanger die Welt erforscht, Herrscher unterschiedlichster Provenienz bestehen auf die Einhaltung der speziell von ihnen erlassenen Vorschriften. Aber sie würden sich nicht anmaßen, mit ihren Ansprüchen gegenüber den Bürgern grundsätzlicher zu werden: In weiten Teilen der Welt gilt das göttliche Gesetz, wird die Autorität des Islam als höchstes, den Tagesablauf bestimmendes, das Miteinander der Bürger regelndes Gesetz nicht angezweifelt.

Marco Polos Reise – der Venezianer ist 1324 gestorben, ein Jahr bevor der Mann aus dem Maghreb loszieht – war ein Trip in die Terra incognita, in völlig fremde, fremdartige Regionen. Ibn Battutas Reise hingegen bewegt sich weitgehend innerhalb der Grenzen dessen, was sich Dar al-Islam nennt, das »Haus des Islam«, in dem Muslime das Sagen haben, wo islamisches Recht herrscht. Er besucht als Einziger jedes der damals von Muslimen regierten Reiche. Und selbst dort, wo Ibn Battuta auf Regionen trifft, in denen seine Glaubensbrüder nicht an der Macht oder weit in der Minderheit sind, etwa in Ceylon oder China, kann er sich darauf verlassen, dass er muslimische Händler antrifft, die auf dem Seeweg gekommen sind, sesshaft wurden und ganze prosperierende Stadtviertel kontrollieren.

Das »Haus des Islam« ist mehr noch als eine geografische Größe, die vom Maghreb bis Mali und zu den Malediven reicht: Es ist »ein Ideal, eine Sehnsucht, ein geteiltes Bewusstsein, das eine globale Sammlung Individuen mit den gleichen spirituellen Vorstellungen und Praktiken verbindet«, wie es Reza Aslan, Professor an der University of California in Riverside, formuliert. Ibn Battuta, Reisender und Forscher, Diplomat und Kaufmann, Lehrer und Priester, weiß sich bei seinem Wahnsinnstrip bis zu den Enden der Welt aufgehoben in einer göttlichen Gemeinschaft, der islamischen Umma. Unter den Seinen.

Hätte man ihn nach seiner Heimat gefragt, hätte er wahrscheinlich nicht Tanger genannt, auch nicht das größere marokkanische Meriniden-Reich, nicht Nordafrika. Sondern das »Haus des Islam«. Ihm und seinen spirituellen, moralischen und sozialen Werten fühlt er sich verpflichtet, er ist stolz auf dessen Größe und immer bemüht, den göttlichen Ansprüchen zu genügen und sie anderen zu vermitteln – bei allen seinen eigenen Abweichungen und Schwächen. Ibn Battuta begreift sich als ein Weltbürger, als ein Bürger der islamischen Welt, und das ist für ihn identisch.

Nach einem Vierteljahrhundert unterwegs kehrt er in die Heimat zurück. In Damaskus hat ihn über Freunde die Nachricht vom Tod seines Vaters erreicht. Er beeilt sich nun, hetzt durch das von der Pest heimgesuchte Kairo, dann per Schiff weiter, seine Mutter lebe noch, haben sie ihm gesagt. Er kommt zu spät; sie ist wenige Wochen vor seiner Ankunft im Jahr 1349 verstorben.

Den Rastlosen hält es nicht lange in Marokko. Er schließt sich einem Regiment von Freiwilligen an, das Gibraltar und angrenzende Gebiete vor den Christen verteidigen will – die Reconquista macht ihm Sorgen. Die Rückeroberung Andalusiens durch die »Ungläubigen« ist in vollem Gang, Córdoba, Valencia und Sevilla sind schon längst gefallen, das islamische Reich Granada auf der Iberischen Halbinsel hält sich noch (und wird bis 1492 unter der Herrschaft der Nasriden bleiben). Ibn Battuta engagiert sich für den Islam. Aber er ist kein Krieger, war es sein Leben lang nicht. Seine Unterstützung für die Glaubensbrüder ist eher symbolisch, sein Dschihad, wie der so vieler in der Geschichte des Islam, kein waffenklirrender, selbstmörderischer, andere mordender Kampf, sondern ein hoher moralischer, inspirierender Einsatz.

1352 geht er noch einmal auf große Reise, schließt sich einer Karawane an, die ihn durch die Sahara bis nach Timbuktu bringt – eine tollkühne Reise, bei der man fast eine Todessehnsucht vermuten mag. Er übersteht auch diese Strapazen. Nach seiner Rückkehr macht er dem einflussreichen Abu Inan Faris, Sultan von Fez, seine Aufwartung, er wirkt jetzt ausgebrannt, so, als seien ihm buchstäblich die Ziele im Leben ausgegangen. Doch es wartet noch eine große Aufgabe auf ihn: Der mächtigste Mann Marokkos regt an, Ibn Battuta möge doch seine Erlebnisse aufschreiben. Reiseberichte sind im islamischen Mittelalter eine durchaus populäre Form. Aber das Rihla des Weltenbummlers aus Tanger könnte etwas Einmaliges werden, das hat der aufgeklärte und neugierige Herrscher erkannt. Und er gibt ihm, sozusagen als Ghostwriter, einen jungen andalusischen Schriftsteller zur Hand.

Dieser Ibn Juzayy erweist sich als ein Segen und ein klein wenig auch als Fluch für das gemeinsame Werk: Als Dichter hochbegabt, gelingt es ihm, die sprudelnden Erinnerungen seines Gegenübers in eine ansprechende, ja literarische Form zu gießen. Aber Ibn Juzayys primäres Interesse gilt nicht einem genauen zeitlichen Ablauf der Ereignisse, und Ibn Battuta, der offensichtlich kein Tagebuch geführt hat, gerät gelegentlich bei seinen Erzählungen so aus dem Takt – und aus der Zeit –, dass jeder neuzeitliche Wissenschaftler oder Nachreisende vor einigen Passagen kopfschüttelnd konstatiert und kapituliert: Ganz so kann es nicht gewesen sein.

Und der ehrgeizige Ghostwriter begnügt sich nicht mit dem ihm präsentierten Stoff, möchte sich offensichtlich auch gern selber verwirklichen. Manchmal macht er das kenntlich, aber nicht immer. Und dann nimmt er sich sehr große künstlerische Freiheiten: Er kupfert einige der besten Stellen aus früher erschienenen Reiseberichten ab, fügt sie als Battuta-Original in den Text ein.

Trotz dieser kleinen Abstriche: Dem Autorenpaar gelingt, inhaltlich wie sprachlich, ein großer Wurf. Im Frühjahr 1355 vollenden sie das Werk. Für den Abenteurer und Welterklärer Ibn Battuta schließt sich so ein Kreis, er hat seinen Frieden gefunden: »Ich habe in der Tat, Allah sei gepriesen, mir meine Sehnsucht erfüllen können und bin weiter auf der Welt gereist, als es meines Wissens nach je ein anderer geschafft hat. Groß ist meine Hoffnung, dass der allmächtige Gott kraft seiner Gnade und Barmherzigkeit auch meinen Wunsch erhört, die Gärten des Paradieses zu sehen.«

Ibn Battuta lebt noch dreizehn Jahre, nach anderen Quellen sogar zweiundzwanzig Jahre, vermutlich als hoch geehrter – und vom Sultan zu Fez hoch bezahlter – Richter. Das hat er nicht mehr dokumentiert, seine späte Zeit ist ihm offensichtlich unwichtig: Das Rihla soll sein einziges, sein wahres Vermächtnis sein.

In der islamischen Welt wird das Werk des Ibn Battuta bald begeistert herumgereicht. Im christlichen Abendland bleibt das Manuskript lange Zeit unbekannt, ein Beispiel für das Desinteresse Europas an einem Austausch der Kulturen. Der exzentrische Schweizer Koran-Gelehrte Johann Burckhardt, der sich als »Scheich Ibrahim« durch die Suks von Kairo schleicht, stößt schließlich Anfang des 19. Jahrhunderts auf das Schriftstück. Der Orientalist Ulrich Jasper Seetzen verschafft der Bibliothek des Herzogs von Gotha eine Fassung. Welches Schicksal das vergilbte, brüchige Originalmanuskript von Napoleons Ägypten-Feldzug bis zur Nationalbibliothek in Paris genommen hat, ist bekannt.

Wie und von wem es heute gefährdet erscheint, steht in den Sternen. Das bleibt so rätselhaft wie manches in dem noch längst nicht ganz erforschten, geheimnisvollen Leben des Ibn Battuta. Hat er es wirklich die Wolga hinauf geschafft, wie geschildert, und dann später von der chinesischen Südküste bis Peking? Wo liegt das mysteriöse Reich Tawalisi, das von Amazonen regiert wird und das er auf dem Weg nach Fernost besucht haben will – im heutigen Kambodscha, in Vietnam, im Reich der Phantasie? Was ist an Spuren von ihm, von seinen Freunden geblieben? Welche seiner Ideen, seiner Ideale, seiner Wertvorstellungen haben überlebt?

Nach Ibn Battuta sind in der arabischen Welt ein Flughafen (Tanger), ein Einkaufszentrum (Dubai), diverse Hotels (Fez, Abu Dhabi, Medina) sowie ein Videospiel benannt; auf Antrag einer muslimischen Forschergruppe heißt jetzt sogar ein Krater auf dem Mond nach ihm. Aber das sind Formalien, Äußerlichkeiten. Unklarer ist da schon, welche seiner Gedanken heute noch die islamische Welt prägen. Wie es mit seinem spirituellen Erbe aussieht. Oder dem Verrat daran.

Und was bedeutet Ibn Battuta für die westliche Welt? Schulbücher in Europa und den USA erwähnen den größten aller mittelalterlichen Reisenden kaum. Und wenn überhaupt, unter der Hilfskonstruktion, der Mann sei so etwas wie der »arabische Marco Polo« gewesen – dabei müsste es nach der Lebensleistung wohl eher andersherum heißen: Marco Polo war der »europäische Ibn Battuta«.

*

Ich glaube, ich bin zum ersten Mal Anfang der Siebzigerjahre auf den Namen Ibn Battuta gestoßen, damals, bei einem Trip nach Tanger, und es war eine höchst oberflächliche erste Bekanntschaft – sporadische Erzählungen und Berichte über einen Reisenden, dessen Bedeutung ich noch nicht einschätzen konnte. Ich habe ihn dann bald wieder vergessen. Wie so viele andere Autoren und Reporter hat mich Marco Polo fasziniert, große Teile »seiner« Seidenstraße bin ich entlanggefahren. Seine Heimatstadt Venedig war ohnehin seit jeher eine meiner Favoritinnen.

Später beschäftigte ich mich intensiver mit einem seiner Vorreisenden, dem chinesischen Mönch Hsüan Tsang, der im 7. Jahrhundert sechzehn Jahre lang durch Zentralasien und Indien gepilgert ist, um die Quellen des Buddhismus zu studieren. Ich fuhr auf »seinen« Strecken über den Himalaja, den ebenso holprigen wie landschaftlich großartigen Pamir Highway entlang und den Ganges hinunter. Und dann war da noch der Admiral Zheng He (1371‒1433), dem ich gelegentlich nachreiste, in seine Zielhäfen Surabaya, Malakka und Mombasa. Der Nachgeborene der großen mittelalterlichen Entdecker hat einige Jahrzehnte nach Marco Polo und Ibn Battuta mit seiner Flotte von sechzig Schiffen und fünfundzwanzigtausend Mann Besatzung große Teile Asiens und Afrikas erreicht. Verglichen mit seinen Vorgängern waren das Expeditionen de luxe, extrem gut vorbereitet, extrem professionell durchgeführt. Und wäre der Admiral nicht politisch in Ungnade gefallen, er hätte mit seiner Flotte womöglich die ganze Welt erobert.

Auf den großen arabischen Entdecker bin ich dann erst viel später wieder gestoßen, eher zufällig. In der Zeitschrift National Geographic erschien im Januar 1991 eine beeindruckende Reportage über Ibn Battuta, den »Prince of Travelers«, wie es darin hieß. Ich habe mir das Heft zurückgelegt und in späteren Jahren immer mal wieder darin geblättert. Dann besorgte ich mir eine englische Übersetzung des Rihla, deutsche gab es damals nicht – und war noch mehr fasziniert.

Bei einem meiner vielen Gespräche und Diskussionen mit dem Kollegen Peter Scholl-Latour machte ich einmal, eher scherzend, eine Verwandtschaft zwischen ihm und dem Marokkaner aus. Beide seien sie doch als rastlose Reisende, Ländersammler und Reporterlegenden bekannt, Scholl-Latour hatte damals gerade mit Timor-Leste, Osttimor, den letzten ihm »fehlenden« Staat der Erde besucht. Der neuzeitliche Welterklärer gab sich sofort und sehr ernsthaft als Ibn-Battuta-Fan zu erkennen. Er erzählte mir, dass er bei seinen Trips stets ein verschlissenes französisches Rihla-Exemplar bei sich trage und sich immer wieder stundenlang in den Text vertiefe.

Ende 2014 beschloss ich, mich für ein Jahr auf die Spuren des Ibn Battuta zu begeben. Die gesamte Reiseroute des Entdeckers nachzufahren, mitsamt seinen rätselhaften Umwegen, schien mir vermessen. Und so suchte ich mir zwölf Reiseziele in zwölf Ländern für zwölf Monate heraus. Orte, die ihm besonders viel bedeutet haben, um anhand derer seine Lebensgeschichte so historisch korrekt, so biografisch wie möglich nachzuzeichnen. Suchte nach Spuren, die er hinterlassen haben mochte. Versuchte, die »Wunder der Städte«, die er gesehen hatte, nachzuempfinden und sie mit seinen Eindrücken knapp siebenhundert Jahre zuvor zu vergleichen.

2015 sollte »mein Jahr mit Ibn Battuta« werden – von Marokko bis nach China, vom Ausgangspunkt seiner Odyssee bis hin zu ihrem weitesten Punkt fern der Heimat, und mit möglichst allen wichtigen, für ihn entscheidenden Zwischenstationen. Tanger, Kairo, Damaskus und Mekka; Shiraz, Dubai und Istanbul; Samarkand, Delhi und Male; Jakarta, Hangzhou und Granada – an diesen Orten habe ich mich auf seine Fährten geheftet und, so ähnlich wie er, Kontakte geknüpft. Zu Reichen und Einflussreichen, aber eben auch zu den ganz »normalen« Menschen, um ihre Sorgen, ihre Nöte, ihre weltlichen und spirituellen Sehnsüchte zu ergründen.

Es war nicht unbedingt so geplant, aber es hat sich als Muster ergeben: Das Nachreisen, das Neuzeit-Beschreiben sieben Jahrhunderte nach der Rihla spielte sich vor einem besonders brisanten politischen Hintergrund ab, meine Ausflüge wurden fast zu einer Folie der gegenwärtigen Weltpolitik. Denn die Route führte praktisch durch all die Staaten außerhalb Amerikas und Europas, in denen sich derzeit die entscheidenden internationalen Entwicklungen ereignen.

Ibn Battutas Trip hat ihn – und mich – längere Zeit in Indien und China verbringen lassen: Heute sind das die beiden einzigen Staaten mit mehr als einer Milliarde Einwohnern, neue Großmächte, die ihre eigenen, gegensätzlichen Entwicklungsmodelle verfolgen. In beiden Riesenreichen sind Muslime nur eine Minderheit. Aber eine bedeutende Minderheit. In Indien zählen sie zwölf Prozent oder hundertfünfzig Millionen Menschen, ein wichtiger Faktor für die indische Politik und ein potentieller Unruheherd in der Hauptstadt Delhi, in der Ibn Battuta fast acht Jahre lebte. In China sind es derzeit kaum mehr als zwei Prozent, dreißig Millionen Menschen (aber immer noch mehr als etwa in Saudi-Arabien). Überall in der Volksrepublik, auch in einer Metropole wie Hangzhou, Tausende Kilometer von dem islamisch geprägten Autonomen Gebiet Xinjiang entfernt, werden sie als mögliche Gegner der Kommunistischen Partei – oder gar als potentielle Terroristen – misstrauisch beäugt.

Die wichtigsten Wege lenkten den Abenteurer aus Tanger aber nicht nach Indien und China, wo seine Glaubensgenossen schon damals keine Bevölkerungsmehrheit stellten, sondern durch Arabien, Südrussland, Zentralasien, Afghanistan, die damalige Welt der Muslime. Eine Welt, die der Islam auch heute noch prägt, und die sich in diesen Tagen besonders im Aufbruch, im Aufruhr befindet. Die Entwicklung hat manche mit Hoffnungen erfüllt, Stichwort »Arabischer Frühling«. Doch weit mehr Menschen macht sie heute Angst. Libyen und Syrien sind von Bürgerkriegen zerrissene Länder, und auch im volkreichen, zur regionalen Führungsmacht bestimmten Ägypten gärt es.

Der »Islamische Staat« (IS), wie sich die irakisch-syrische Terrormiliz nennt, ist zum Synonym des Schreckens, der akuten Bedrohung für den Nahen Osten, aber auch für uns im Westen geworden, Abu Bakr al-Baghdadis »Kalifat« zum Horror-Wort. Und auch anderswo ist der Glaube nicht gerade mit friedlichen Entwicklungen verbunden: Im sunnitischen Saudi-Arabien versteht sich das Königshaus als »Hüter der heiligen Stätten« des Islam, unterdrückt mit seiner rigiden Koran-Auslegung jeden Wunsch nach mehr Liberalität im eigenen Land drakonisch – und bekämpft die schiitischen Muslime von Teheran, Sanaa und Bahrain bis aufs Messer. Im Iran stehen die göttlichen Gesetze über allem, die Ayatollahs glauben, weitgehend ohne Rücksicht auf Pluralismus, Gewaltenteilung und Gedankenfreiheit regieren zu können. Ein Machtkampf, ein Religionskrieg, eine Mischung aus beidem – und eine Entwicklung, die den Weltfrieden gefährden könnte.

Doch gleichzeitig finden in Indonesien, wo mehr Muslime leben als in irgendeinem anderen Staat der Erde, freie und faire Wahlen statt, eine demokratische Ordnung behauptet sich gegen islamistische Tendenzen. Das ebenfalls ganz überwiegend islamisch geprägte Marokko ist längst zum Favoriten des internationalen Jetsets geworden, zum Reiseziel und Party-Paradies einer durchaus legeren und lasziven Klientel. Und viele »aufgeklärte« Muslime sind sogar überzeugt davon, ihren Glauben – trotz mancher Übergriffe – am besten und freiesten in Westeuropa leben zu können.

Gibt es also eher Fortschritte oder Rückschritte im Vergleich zu Ibn Battutas Zeiten, von der damaligen globalisierten Welt zur globalisierten Welt von heute? Haben sich die Muslime unversöhnlich auseinanderentwickelt, oder ist ihre ausgeprägte Verschiedenheit, die Vielfalt ihrer Traditionen und Glaubensformen, langfristig womöglich ein Vorteil? Sehen sich die meisten noch als Teil der Umma, wollen sie womöglich durch eine wirtschaftlich erzwungene oder missionarisch gewollte Ausbreitung ihr »Haus des Islam« nach Europa ausdehnen? Existiert das Gefühl der religiösen Zusammengehörigkeit noch, das für Ibn Battuta so selbstverständlich war – und wenn nicht, was ist an die Stelle der Pax Islamica getreten, die Mitte des 14. Jahrhunderts große Teile der Welt prägte, anstelle einer Gesellschaft, die nach den Worten des amerikanischen Historikers Marshall Hodgson »näher als jede andere im Mittelalter dem Ideal kam, eine gemeinsame Weltordnung mit sozialen und kulturellen Normen zu schaffen«?

Navid Kermani, in Siegen geborener Sohn iranischer Eltern und ein gläubiger Muslim, beschwört bei seiner Dankesrede für den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2015 in der Frankfurter Paulskirche die Großen der islamischen Geschichte: »Wir können nur staunen über die Originalität, die geistige Weite, die ästhetische Kraft und auch humane Größe, die uns in der Spiritualität Ibn Arabis, der Poesie Rumis, der Geschichtsschreibung Ibn Khalduns, der poetischen Theologie Abdulqaher al-Dschurdschanis, der Philosophie des Averroës, den Reisebeschreibungen Ibn Battutas begegnen.« Es sind allesamt Persönlichkeiten aus der mittelalterlichen Glanzzeit des Glaubens.

Der Islam steht in diesen Tagen an einem Scheideweg, Reformer und Fundamentalisten kämpfen um die Deutungshoheit. Sehr autoritäre Herrscher wie Ägyptens neuer Präsident Abdel Fatah al-Sisi versuchen mit aller Härte, radikale, aber auch moderate oppositionelle Muslime auszuschalten; eher »aufgeklärte« autoritäre Herrscher wie Dubais Emir Mohammed Ibn Raschid Al Maktum versuchen, Globalisierung und Glauben in Einklang zu bringen und für ihre eigenen Staatsbürger – wenngleich nicht für die »Gastarbeiter« – einen modernen, moderaten und weltoffenen Marktplatz der Muslime zu schaffen.

Im Westen betrachtet man alles, was mit dem Islam verbunden ist, mit großem Misstrauen. Unerklärlich scheint, dass sich junge Menschen in Großbritannien, Frankreich und Deutschland für die Terrormiliz IS begeistern können, für sie ihre Freiheiten aufgeben und sogar in den Krieg ziehen. Besonders nach den Terroranschlägen vom 13. November in Paris bekam die Angst neue Nahrung. Der IS brüstete sich mit den grausamen Taten, einige der Mörder hatten sich in syrischen Lagern radikalisiert und ausbilden lassen, und auch wenn sie zum allergrößten Teil in Frankreich und Belgien aufwuchsen – viele Europäer sind heute nicht mehr willig, zwischen Islam und Islamismus, zwischen Religion und ihrem Missbrauch zu differenzieren. Manche EU-Staaten sind nur noch bereit, christliche Flüchtlinge aus dem Nahen Osten aufzunehmen, sie verdächtigen Muslime pauschal als »Gefährder«, wollen sich abschotten.

Auch in diesem neuen Zeitalter der Grenzzäune aber ist eines sicher: Der Einfluss dieser Weltreligion wird weltweit zunehmen, ob man das in Europa und den USA zu akzeptieren bereit ist oder nicht. Das legen schon allein die Zahlen nahe, die das unabhängige Pew Research Center ermittelt hat. Demnach wird es bis zum Jahr 2050 zwar mehr Christen (plus fünfunddreißig Prozent) und auch mehr Hindus (plus vierunddreißig Prozent) als heute geben – aber der Islam wächst weit schneller, mit dreiundsiebzig Prozent. Damit dürfte kurz nach der Mitte des Jahrhunderts die Anzahl der Muslime die der Christen überholen, der Islam wird zur Weltreligion Nummer eins mit mehr als drei Milliarden Menschen. Mekka löst den Vatikan damit rein zahlenmäßig als wichtigstes spirituelles Zentrum der Erde ab.

Immer wieder tauchten bei meinen Nachreisen, bei meinen Recherchen in Sachen Ibn Battuta philosophische und spirituelle Betrachtungen auf. Und ebenso oft wurden sie überdeckt von Alltagsproblemen, von fehlenden Jobs, schlechten Gehältern, nicht existenten Aufstiegsmöglichkeiten, Sorgen um die Ausbildung der Kinder und die Rente im Alter. Göttlichen Beistand wünschten sich viele meiner Gesprächspartner, aber vor allem wünschten sie sich – welche Rolle auch immer die Religion in ihrem privaten Leben spielte – göttlichen Beistand für ihre Regierenden, Good Governance ohne Korruption und Vetternwirtschaft.

Welche Knüppel die staatliche Bürokratie einem in den Weg werfen kann, erfuhr ich am eigenen Leib. Und welche Vor- und Nachteile das Reisen von heute gegenüber dem Reisen des 14. Jahrhunderts hat. In Ibn Battutas Erzählungen, in seinen kolportierten Träumen tauchen mehrfach große Vögel auf, von deren Schwingen er sich über die weiten Lande tragen lassen möchte; es sind erstaunliche Phantasien, denn natürlich war damals an den Bau von Flugzeugen noch nicht zu denken. Der Abenteurer musste sich auf Kamelen durch Wüsten quälen, Meere in manchmal abenteuerlichen, lebensgefährlichen Seelenverkäufern durchqueren. Ich überflog sie.

Aber andererseits: Ibn Battuta brauchte kein einziges Visum auf seinem Weg. Für den Besuch meiner zwölf Städte in zwölf Staaten benötigte ich elf Visa, nur das spanische Granada war ein »EU-Heimspiel«. In Tanger (Marokko), in Kairo (Ägypten), in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), in Istanbul (Türkei), Male (Malediven) und Jakarta (Indonesien) konnte ich den Sichtvermerk relativ problemlos bei der Einreise erhalten. Für Samarkand (Usbekistan), Delhi (Indien) und Hangzhou (China) waren Erklärungen gegenüber den in Berlin ansässigen Botschaften nötig, bevor nach wochenlangem Warten die Einwilligung kam. Journalistische Reisen in den Iran (Shiraz) und nach Saudi-Arabien (Mekka) gelten als Glücksfall – die Regierungen beider Staaten sind für eine äußerst restriktive Politik gegenüber unabhängigen Berichterstattern bekannt. Eine Einreise nach Damaskus war 2015 wegen des Bürgerkriegs nicht möglich, hier musste ich mich auf frühere Eindrücke aus Reportagereisen und die Schilderungen von Freunden vor Ort verlassen.

Mein Jahr mit Ibn Battuta führt in eine Stadt, die drei der großen Reisenden des Mittelalters – Zheng He, Marco Polo und eben der Mann aus dem Maghreb – besucht haben: Hangzhou. Den »Himmel auf Erden« nennen die Chinesen sie, und wer je im Mondschein an den Ufern des Westsees oder an der über tausend Jahre alten, allen drei großen Entdeckern bekannten Phönix-Moschee entlang geschlendert ist, bekommt auch heute noch eine Ahnung von der früheren Faszination.

Und wenn Hangzhou das »weiteste« Ende meiner Reise ist, so hat sie auch einen natürlichen Anfang: Tanger. Die Geburtsstadt des Ibn Battuta, der Ort auch seines versteckten, geheimnisvollen Grabs. Sein Lebensmittelpunkt, wenn denn ein Weltenwanderer wie er überhaupt so etwas hat.

Erstes Kapitel:

Tanger – Ursprünglich

Für einen abenteuerlustigen jungen Mann ist das mittelalterliche Tanger Fluch und Versprechen zugleich, eine Heimatstadt als Herausforderung.

Der Legende nach hat Herkules diesen Ort gegründet, der stärkste Mann der Welt. Zur Ehre seiner Frau trennte der Mächtige eben mal die beiden Kontinente Europa und Afrika, schuf eine Passage zwischen Atlantik und Mittelmeer, nicht viel breiter als ein großer Fluss, errichtete große Säulen, um sein Werk zu säumen: den Fels von Gibraltar im Norden, die Jebel-Musa-Berge im Süden. Der griechische Philosoph und Geschichtsschreiber Platon nannte Tingis »den Rand der bekannten Welt« – östlich dessen vermutete er nur noch das sagenhafte, untergegangene Atlantis. Karthager, Phönizier und Römer beherrschten im Lauf der Jahrhunderte diese Grenzsiedlung, Anfang des 8. Jahrhunderts eroberten sie die Araber und verbreiteten im ganzen Maghreb den Islam.

Ibn Battuta erzählt in seinem Reisebuch nichts von seiner Kindheit Anfang des 14. Jahrhunderts, und die historischen Kenntnisse, wie genau es in der Stadt damals ausgesehen haben mag, sind spärlich. Selbst die Nachricht darüber, wann und warum sie die Namen gewechselt hat, verschwindet im Nebel der Geschichte. Tingis, Tanja, Tangier: Sie war nie eine wirkliche Metropole, von der es sich für die großen Historiker zu erzählen lohnte, nie ein Ort, der die Zeiten und die Weltläufte wirklich bewegte, sich in die Geschichtsbücher eintrug. Kein klangvoller Name, ein Ort der zweiten Klasse, der zweiten Wahl.

Ein Fluch für jemanden, der sich im Mittelpunkt des Geschehens fühlt, Abenteuer erleben, die Welt erkunden will.

Aber Tanger, diese weiße, windzerzauste, verwinkelte Ansiedlung, ist auch kein hinterwäldlerisches Dorf. Die Hafenstadt mit ihren damals vielleicht dreißigtausend Einwohnern war zu Battutas Zeiten längst eingebunden in den blühenden mediterranen Handel. Von Tanger aus fuhren Schiffe durch die Meerenge hinüber nach Andalusien, auch weiter weg Richtung Osten nach Tunis und nach Alexandria, oder auch nach Venedig, eine der wenigen europäischen Städte, die während der europäischen Zeiten der Zersplitterung und des Niedergangs mit den muslimischen Metropolen mithalten konnte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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