John Sinclair 4 - Jason Dark - E-Book

John Sinclair 4 E-Book

Jason Dark

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Beschreibung

Endlich als E-Book: Die Folgen der Kult-Serie John Sinclair aus den Jahren 1978 - 1979! Damona, Dienerin des Satans. Ein Hexenwahn geistert wie ein böser Spuk durch London. Frauen lassen ihre Männer im Stich, oder bringen sie sogar um. Und das nur, um Damona zu beweisen, wie ergeben sie ihr sind. Zusammen mit ihrer Mutter gründet Damona einen Satanskult. John Sinclair beginnt zu ermitteln und wird bald selbst zur Zielscheibe der Frauen... John Sinclair - der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung. Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit!

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Seitenzahl: 139

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Inhalt

CoverJohn Sinclair – Die SerieÜber dieses BuchÜber den AutorImpressumDamona-Dienerin des SatansVorschau

John Sinclair – Die Serie

John Sinclair ist der Serien-Klassiker von Jason Dark. Mit über 300 Millionen verkauften Heftromanen und Taschenbüchern, sowie 1,5 Millionen Hörspielfolgen ist John Sinclair die erfolgreichste Horrorserie der Welt. Für alle Gruselfans und Freunde atemloser Spannung.

Tauche ein in die fremde, abenteuerliche Welt von John Sinclair und begleite den Oberinspektor des Scotland Yard im Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit.

Über dieses Buch

Damona-Dienerin des Satans

Ein Hexenwahn geistert wie ein böser Spuk durch London. Frauen lassen ihre Männer im Stich, oder bringen sie sogar um. Und das nur, um Damona zu beweisen, wie ergeben sie ihr sind. Zusammen mit ihrer Mutter gründet Damona einen Satanskult. John Sinclair beginnt zu ermitteln und wird bald selbst zur Zielscheibe der Frauen …Liebst du es schaurig? Dann lies Sinclair!

Über den Autor

Jason Dark wurde unter seinem bürgerlichen Namen Helmut Rellergerd am 25. Januar 1945 in Dahle im Sauerland geboren. Seinen ersten Roman schrieb er 1966, einen Cliff-Corner-Krimi für den Bastei Verlag. Sieben Jahre später trat er als Redakteur in die Romanredaktion des Bastei Verlages ein und schrieb verschiedene Krimiserien, darunter JERRY COTTON, KOMMISSAR X oder JOHN CAMERON.

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen RomanheftausgabeBastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG© 2016 by Bastei Lübbe AG, KölnVerlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian MarzinVerantwortlich für den InhaltE-Book-Produktion:Jouve

ISBN 978-3-8387-2758-5

www.bastei-entertainment.dewww.lesejury.dewww.bastei.de

Damona-Dienerin des Satans

Er hatte Angst, und doch musste er es tun!

Seine Finger umklammerten den Kolben der Armeepistole. Es war eine gute Waffe, alt zwar, aber ausgezeichnet In Schuss. Er hatte sie immer gepflegt, als hätte er gewusst, dass er sie einmal gebrauchen würde.

Er musste es tun. Es ging kein Weg daran vorbei. Zuviel war geschehen. Eine Kugel steckte im Magazin.

Sie musste reichen.

Für seine Frau!

In Sturzbächen fiel der Regen vom Himmel. Er klatschte vor die dunklen Mauern des Hauses und trommelte gegen die Scheiben.

Kein Licht brannte hinter den Fenstern. Das Haus war dunkel, genau wie die Straße, an der es lag.

Der schon ältere Morris parkte einige Yards vom Haus entfernt. Monoton hämmerten die großen Regentropfen auf das mit Rostflecken verzierte Blech. Es war eine Melodie, die den Mann hinter dem Lenkrad schon seit Stunden begleitete.

Hundertzwanzig Minuten saß Ernest de Lorca bereits in seinem Wagen. Und ebenso lange hielt er die Waffe in seiner rechten Hand. Sein Innerstes war völlig in Aufruhr. Er stand vor seinem ersten Mord, das Gewissen plagte ihn, er sah sich schon in einer Zelle, belacht und verachtet von Verwandten und Freunden.

Mord?

War es überhaupt Mord, wenn er seine Frau erschoss? War es nicht vielmehr eine zwingende Notwendigkeit? Seine Frau war eine Hexe, sie hatte die Zwillinge in ihren Bann gezogen, und wenn er an die Messen dachte, die die Frauen gefeiert hatten …

Ernest de Lorca schüttelte den Kopf. Für ihn war es kein Mord. Er sah auf seine Uhr.

Noch dreißig Minuten bis Mitternacht. Genau um null Uhr sollte es geschehen. Dann wollte er mit einer Kugel alles ins Lot bringen.

Eine Zigarette.

Die wievielte eigentlich? Die Finger, die das Streichholz hielten, zitterten. Die Unruhe fraß in ihm wie ein Raubtier.

De Lorca kurbelte die Scheibe herunter. Nur träge zog der Rauch ab. Feuchtigkeit drang in den Wagen. De Lorca hustete. Sein braunes Haar klebte auf dem Kopf. Der Regenmantel war zerknittert. Die Pistole umklammerte er immer noch mit seiner rechten Hand.

Der Regen rauschte unablässig. Wasserströme gurgelten die Rinnsteine hinab, die Gullys konnten kaum alles fassen. Im tiefer gelegenen Teil des Ortes stand das Wasser sicherlich schon kniehoch auf den Straßen. Das alles kümmerte Ernest de Lorca nicht. Er hatte andere Probleme.

Das Bild seiner Frau tauchte vor de Lorcas geistigem Auge auf. Lucille war eine Schönheit. Trotz ihrer vierzig Jahre. Rotes, lockiges Haar berührte die Schultern, die Gesichtshaut war makellos weiß, doch in ihren Augen glühte ein unheiliges Feuer. Ernest de Lorca fröstelte, wenn er daran dachte.

Er drückte die Zigarette aus. Der Ascher quoll fast über.

Noch fünfzehn Minuten.

Ein Wagen kam die Straße hochgefahren. Die Scheinwerfer wirkten wie geisterhafte helle Flecken.

Der Wagen fuhr vorbei. Wasserfontänen klatschten gegen den Morris.

Ernest de Lorca räusperte sich die Kehle frei. Seine linke Hand tastete zum Türhebel. Tief atmete er durch, dann schob er die Pistole in seine rechte Manteltasche und stieg aus.

Das dumpfe Geräusch der ins Schloss fallenden Wagentür wurde vom prasselnden Regen verschluckt.

Im Nu war Ernest de Lorca nass bis auf die Haut.

Das Haus stand etwas versetzt. Ernest de Lorca musste einen verwilderten Vorgarten durchqueren. Die Blätter der Büsche bogen sich unter der Nässe und glänzten wie poliert.

Wie oft war Ernest de Lorca diesen Weg schon gegangen. Und jetzt ging er ihn mit dem festen Vorsatz, seine Frau zu töten.

Zur Haustür führten vier Steinstufen hoch. In den Ritzen wuchs Moos.

Ernest hatte einen Schlüssel. Er nestelte ihn aus seiner Hosentasche und schloss auf.

Ein Hausflur – dunkel, muffig riechend.

Wie ich diesen Geruch hasse, dachte de Lorca.

Er brauchte kein Licht. Er kannte sich ja aus.

Er kam an die Treppe, blieb vor der letzten Stufe stehen. Von seinem Mantel tropfte das Wasser, bildete eine Lache auf dem Steinfußboden. Ernest de Lorca beachtete es nicht.

Es war still im Haus. Eine trügerische Stille, in der die Gefahr lauerte.

»Lucille de Lorca«, flüsterte Ernest mit bebenden Lippen. »Bald bist du beim Teufel!«

Er stieg die Stufen hoch. Auf Zehenspitzen, um sich nicht durch ein Geräusch zu verraten. Der Stoff seines Mantels raschelte. Er zog das Kleidungsstück vorsichtig aus, ließ es auf die Stufen gleiten.

Dann stand er in der ersten Etage. Darüber lag nur noch der Speicher.

Ein dunkler Gang. Links Fenster, rechts Türen. Regentropfen klatschten gegen die Scheibe. Feuchtigkeit saß in allen Ecken.

Ernest de Lorca hatte die Pistole in die Hosentasche gesteckt. Sie beulte die Tasche aus.

Er schlich leise weiter.

Vor der zweiten Tür blieb er stehen.

Sie führte in das Schlafzimmer. In das Schlafzimmer, das er so viele Jahre mit Lucille geteilt hatte.

Ernest de Lorca presste die Lippen so hart aufeinander, dass sie nur noch einen schmalen Strich bildeten. Seine schweißfeuchte Hand berührte das kalte Metall der Klinke.

Ernest de Lorca atmete tief ein, öffnete die Tür.

Licht. Warm, anheimelnd.

Lucille de Lorca fuhr im Bett hoch. Sie hatte noch nicht geschlafen.

Ernest schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Holz.

Lucille saß hochaufgerichtet im Bett und blickte ihm entgegen. Ernest trank das Bild förmlich in sich hinein.

Diese wunderbaren Haare, das schöne Gesicht, das hauchdünne Nachthemd mit dem verführerischen Ausschnitt …

O, verdammt!

Ernest de Lorca schüttelte den Kopf.

Und diese Frau wollte er töten.

Lucille lächelte. »Du kommst spät«, sagte sie. Gerade so laut, dass er es hören konnte.

Er nickte. »Ja«, erwiderte er. »Wo sind die Kinder?«

»Sie schlafen schon längst.« Lucille deutete auf die schmale Verbindungstür, die zu den Räumen der Zwillinge führte.

Ernest de Lorca blieb neben dem Bett stehen. Aus glanzlosen Augen starrte er seine Frau an.

Lucille blieb gelassen.

»Wo warst du?«, fragte sie.

Ernest hob die Schultern. »Weg«, erwiderte er unbestimmt.

»Warum kommst du nicht ins Bett?«

»Ich will nicht.«

Lucille zog die Augenbrauen in die Höhe. »Nicht müde?«

Ernest schüttelte den Kopf. »Ich habe noch etwas vor!«

»Darf man fragen, was?«

Der Mann nickte schwer. Dann zog er die Pistole aus der Hosentasche und richtete die Mündung auf die im Bett sitzende Frau. »Ich werde dich umbringen, Lucille«, sagte er …

*

Plötzlich wurde Damona de Lorca wach. Ruckartig setzte sie sich auf. Gefahr! Sie spürte es genau. Etwas stimmte nicht. Jemand war in Gefahr.

Die Mutter!

Damona schwang sich aus dem Bett. Sie machte Licht und schlüpfte auch nicht in ihre Pantoffeln.

Auf nackten Füßen schlich sie zur Tür. Der Regen prasselte immer noch gegen die Fenster. Im Zimmer war es stickig.

Damonas Nachthemd schleifte über den Teppich, als sie sich der Tür näherte.

Stimmen.

Sie hörte ihre Mutter sprechen und auch ihren Vater.

Damonas Gesicht verzog sich, als sie an ihren Vater dachte. Wie sie diesen Kerl hasste! Er machte alles kaputt. Er hatte etwas gemerkt, und seit der Zeit spielte Damona mit Mordgedanken.

Irgendwann würde sie ihren Vater umbringen. Es sei denn, er stellte sich auf ihre Seite.

Jetzt stand Damona vor der Schlafzimmertür. Ihre Finger umklammerten den Türknauf. Unendlich langsam drehte sie ihn herum.

Nur kein verräterisches Geräusch machen, dachte sie. Die Tür glitt lautlos einen Spalt nach innen.

Damona sah Licht. Die Nachttischlampe am Bett ihrer Mutter verbreitete den Schein. Es war hell genug, um den verhassten Vater zu erkennen, die Pistole in seiner Hand, auf Lucille gerichtet, den Finger am Abzug …

*

Sekundenlang nur flackerte in Lucilles Augen die Angst auf, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. Ein spöttisches Lächeln kräuselte ihre Lippen. »Du willst mich erschießen?«

»Ja.« Ernests Stimme klang heiser.

»Hast du dir das auch genau überlegt?«

Jetzt lächelte auch Ernest de Lorca. »O ja, das habe ich, meine Liebe. Tage und Nächte habe ich an nichts anderes mehr gedacht. Seitdem ich dich und deine Töchter bei den verdammten Schwarzen Messen überrascht habe, war mir klar, dass ich es tun muss. Ich hatte keine ruhige Minute mehr. Und nun will ich ein Ende setzen!«

Lucille de Lorca starrte auf die Waffe. Sie zitterte ein wenig, ein Zeichen dafür, wie nervös Ernest war. Angst? Nein, Lucille hatte keine Angst. Sie war fest davon überzeugt, dass sie die Situation zu ihren Gunsten verändern konnte. Sie war dessen sogar sicher, als Lucille sah, dass sich die schmale Verbindungstür zwischen ihrem und dem Zimmer ihrer Tochter öffnete und Damonas Gesicht auftauchte.

Mit keiner Reaktion gab Lucille zu erkennen, dass sie ihre Tochter entdeckt hatte. Sie würde schon das Richtige tun, davon war Lucille fest überzeugt.

Ernest de Lorca bemerkte nichts. Er hatte nur Augen für seine im Bett sitzende Frau. Lucille hatte die Bettdecke zurückgeschlagen, sodass sie nur noch die Füße bedeckte.

De Lorca atmete schwer! Der Anblick seiner Frau brachte ihn aus der Fassung. Er dachte an die leidenschaftlichen Nächte, die er mit Lucille verbracht hatte, an ihr wildes, ungestümes Begehren …

Lucille merkte, was in ihrem Mann vorging. »Ist was, Ernest?«, fragte sie lauernd. »Du sagst ja gar nichts mehr!«

»Ich … ach, verdammt …«

»Wolltest du mich nicht erschieβen?« Das Lachen der Frau klang spöttisch und trieb Ernest de Lorca das Blut ins Gesicht.

»Ja!«, schrie er. »Ich werde dich erschießen. Ich bringe dich um, du verdammtes …«

»Halt!«

De Lorcas Ausbruch wurde durch Damonas peitschende Stimme gestoppt.

Entsetzt drehte sich der Mann um.

Damona hatte die Tür aufgestoßen. Sie stand auf der Schwelle, das schmale Gesicht hassverzerrt, den rechten Arm ausgestreckt. Ihr Zeigefinger wies wie die Spitze eines Dolchs auf die Brust ihres Vaters.

Ernest holte tief Luft. Er merkte, dass er die Kontrolle der Situation verlor. »Raus!«, brüllte er seine Tochter an. »Los, verschwinde!«

Damona schüttelte den Kopf. Ihre glatten roten Haare flogen. »Nein, ich bleibe!«

Ernest de Lorca stöhnte gequält. »Dann muss ich euch beide töten«, flüsterte er rau. Er dachte nicht mehr daran, dass nur eine Kugel im Magazin steckte. Die Waffe in seiner Hand beschrieb einen Halbkreis. Sie zeigte wieder auf Lucille.

»Wen willst du denn zuerst umlegen? Mich oder deine Tochter? Na los, warte nicht so lange, sonst drehen wir den Spieß noch um. Nicht wahr, Damona?«

Die letzten Worte schrie Lucille heraus, und sie waren für das Mädchen ein Zeichen.

Blitzschnell veränderte sich Damonas Gesicht. Ein Zweites, grässliches schälte sich hervor.

Es war die Fratze des Teufels!

Zwei Hörner wuchsen aus der Stirn, und die sanften Augen verwandelten sich zu dunkel funkelnden Seen, in denen sich das Grauen spiegelte.

Die aufgeworfenen Nasenlöcher blähten sich wutschnaubend. Das Gesicht hatte entfernte Ähnlichkeit mit dem eines Ziegenbocks, wie der Teufel in alten Zeichnungen oft dargestellt wurde.

Damona war vom Satan besessen!

Er gab ihr die Kraft, er diktierte ihr Aussehen und Handeln.

Die nächsten Szenen spielten sich so schnell innerhalb von Sekunden ab, dass de Lorca nicht mehr reagieren konnte.

Auf dem Nachttisch, direkt neben der brennenden Lampe, lag eine Schere. Ein großes Instrument, mit langen, spitzen Schenkeln.

Eine mörderische Waffe!

Damona konzentrierte sich auf die Schere. Sie schien das blitzende Instrument hypnotisieren zu wollen.

Und dann – urplötzlich – hob die Schere vom Nachttisch ab, drehte sich einmal und schoss auf Ernest de Lorca zu.

Sie traf.

Wuchtig bohrten sich beide Scherenschenkel in Ernest de Lorcas Rücken, bevor er begriff, was eigentlich geschehen war.

De Lorca wurde nach vorn gestoßen, seine Knie prallten gegen das Fußende des Bettes. Ein heiseres Gurgeln drang aus seinem Mund. De Lorca verlor das Gleichgewicht, torkelte unsicher und fiel langsam, wie im Zeitlupentempo, auf seine Betthälfte.

Die Schere ragte aus einem Rücken. Sie war de Lorca von hinten ins Herz gefahren.

Lucille de Lorca lächelte. Dann blickte sie ihre Tochter an. Damona sah wieder völlig normal aus. Sie nickte in Richtung des Toten und fragte: »War es gut so, Mutter?«

»Ja«, lobte Lucille sie. »Du hast deine Sache ausgezeichnet gemacht. Es musste so kommen, und ich wusste, dass uns Satan nicht im Stich lässt. Endlich sind wir deinen Vater los, und wir können uns in aller Ruhe unserer Aufgabe widmen.

*

Einige Minuten verstrichen. Die beiden Frauen schwiegen.

Der Regen rauschte monoton gegen die Scheiben.

Damona de Lorca wirkte in diesem Augenblick wie ein kleines schutzsuchendes Kind. Niemand hätte ihr jetzt ihre achtzehn Jahre geglaubt, und niemand wäre auf den Gedanken verfallen, in dem Mädchen könnte der Teufel stecken.

Sie war eine schmale Person. Magere Schultern schoben sich wie Kleiderbügel nach beiden Seiten. Brüste hatte sie kaum, das Gesicht zeigte eine ungesunde Blässe, die Augen waren von einem verwaschenen Blaugrün, und selbst die Sommersprossen auf der Haut blieben blass.

Nach Damona würde sich kein junger Mann umsehen.

Es war Lucille de Lorca, die das drückende Schweigen brach. Sie deutete auf die Leiche. »Wir müssen ihn wegschaffen«, sagte sie.

»Wohin?« Damona trat ans Bett.

»Am besten in den Garten. Da können wir ihn vergraben. Und finden werden sie ihn dort kaum.«

Damona blickte ihre Mutter schräg von der Seite her an. »Jetzt? Bei dem Regen?«

»Ja. Je früher, umso besser. Fass mit an.«

Damona gehorchte. Sie packte die Leiche unter beiden Achselhöhlen und zog den Toten quer über das Bett. Das Blut hinterließ eine rote Spur.

Das Mädchen hatte kein Mitleid mit seinem Vater. Er hatte ihnen immer schon im Weg gestanden.

Vor dem Bett legten die beiden Frauen die Leiche auf den Boden. Gebrochene Augen starrten gegen die Decke. Mutter und Tochter rührte das nicht.

»Ich hole den Teppich«, sagte Lucille.

»Aber sei leise, sonst wird Teresa wach«, erinnerte Damona ihre Mutter an die Zwillingsschwester.

Aus dem Flur holte Lucille einen Teppich. Er war schmal und ziemlich lang. Mutter und Tochter rollten den toten de Lorca gemeinsam in den Teppich. Die Armeepistole hatte Lucille zuvor in ihrer Nachttischschublade verstaut.

Lucille de Lorca hatte im Gang das Licht brennen lassen. Der Schein reichte aus, um auch im Parterre etwas erkennen zu können. Den auf der Treppe liegenden Mantel räumte Lucille weg.

Schwer atmend erreichten sie das Erdgeschoss. Besonders die zierliche Damona hatte Mühe mit ihrer Last.

»Sollen wir eine Pause einlegen?«, fragte die Mutter. Ihre Stimme klang besorgt.

»Es wäre besser«, keuchte Damona.

Sie warteten, legten die eingerollte Leiche vorsichtig auf den Boden und zogen sich dann Mäntel über und schützten die Haare mit Kopftüchern.

Lucille öffnete die Hintertür. Schweigend verständigten sich Mutter und Tochter, dann bückten sie sich und packten den Toten wieder an. Sie trugen ihn in den Garten, der mehr einem Dschungel glich und in der Dunkelheit wie ein Geisterwald aussah.

Der Regen hatte immer noch nicht aufgehört. Die beiden Frauen waren im Nu durchnäßt bis auf die Haut.

Ein Trampelpfad führte bis ans Ende des Grundstücks und endete vor einem Zaun. Dort standen drei Ulmen, mächtige alte Bäume, deren ausladende Äste mit dem grünen Blattwerk ein natürliches Dach bildeten.

Neben dem ganz rechts stehenden Baum wollte Lucille die Leiche verscharren, denn anders konnte man dieses Begräbnis wahrhaftig nicht bezeichnen.

Lucille de Lorca war von einer solchen Gefühlskälte, die einen normalen Menschen schaudern musste.

»Warte hier«, befahl sie ihrer Tochter. »Ich hole nur die Schaufeln.«

Lucilles Gestalt wurde vom Regen und der Dunkelheit aufgesaugt. Damona stellte sich zitternd unter den Baum. Sie fror. Das Kopftuch hatte sich längst mit Wasser vollgesaugt. Regen rann über ihr blasses Gesicht, netzte die Lippen.

Damona trank die Tropfen. Sie stand dicht am Baumstamm. Einige Käfer krabbelten unter der rissigen Rinde hervor und liefen über Damonas Arm. Sie sah die Käfer, nahm den ersten zwischen Daumen und Zeigefinger und zerquetschte ihn. Das Gleiche geschah mit den beiden anderen. Dabei lag in Damonas Augen ein sadistisches Funkeln. Dieses Mädchen hatte mit keiner Kreatur Mitleid. Vielleicht nicht einmal mit sich selbst.