Junger Herr - ganz groß - Hans Fallada - E-Book

Junger Herr - ganz groß E-Book

Hans Fallada

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Beschreibung

Junger Herr – ganz groß ist ein Roman des Schriftstellers Hans Fallada von 1987. Hans Fallada, eigentlich Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen (* 21. Juli 1893 in Greifswald; † 5. Februar 1947 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller. Bereits mit dem ersten, 1920 veröffentlichten Roman Der junge Goedeschal verwendete Rudolf Ditzen das Pseudonym Hans Fallada. Es entstand in Anlehnung an zwei Märchen der Brüder Grimm. Der Vorname bezieht sich auf den Protagonisten von Hans im Glück und der Nachname auf das sprechende Pferd Falada aus Die Gänsemagd: Der abgeschlagene Kopf des Pferdes verkündet so lange die Wahrheit, bis die betrogene Prinzessin zu ihrem Recht kommt. Fallada wandte sich spätestens 1931 mit Bauern, Bonzen und Bomben gesellschaftskritischen Themen zu. Fortan prägten ein objektiv-nüchterner Stil, anschauliche Milieustudien und eine überzeugende Charakterzeichnung seine Werke. Der Welterfolg Kleiner Mann – was nun?, der vom sozialen Abstieg eines Angestellten am Ende der Weimarer Republik handelt, sowie die späteren Werke Wolf unter Wölfen, Jeder stirbt für sich allein und der postum erschienene Roman Der Trinker werden der sogenannten Neuen Sachlichkeit zugerechnet.

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Inhaltsverzeichnis

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Hans Fallada

Junger Herr - ganz groß

Roman

Ullstein

Zuerst erschienen 1943 unter dem Titel: Der Jungherr von Strammin

1

Ich fahre mit vierhundert Zentnern Weizen nach Stralsund und komme ohne ein Pfund dort an

Es war ganz feierlich. Auf dem Hof hielten hintereinander die zwanzig vierzölligen Ackerwagen, jeder bis oben beladen mit prallen Weizensäcken und jeder bespannt mit vier Füchsen, mit jenen prachtvollen Füchsen, die unser Familiengut Strammin weit über Pommern hinaus berühmt gemacht haben. Auf der Freitreppe aber stand mein lieber Papa und hatte eben vor lauter Rührung und Aufgeregtheit zum drittenmal sein Einglas verloren. Und hinter Papa stand Mama, rückte ihr Häubchen noch schiefer und murmelte immer wieder: »Oh quel grand moment! Mademoiselle Thibaut, mon cachenez!«

Während Madeleine Thibaut der Mama das Taschentuch aus dem großen Pompadour reichte, warf sie, nämlich die kleine Thibaut, mir einen ihrer raschen verführerischen Blicke zu und feuchtete dabei schnell ihre Lippen mit der spitzesten Zunge an – als dürfe sie sich heute früh erlauben, was ich ihr schon zehnmal verboten hatte, nämlich das Poussieren mit mir, dem Jungherrn von Strammin.

Nein, es war wirklich schon gar zu albern und gar nicht mehr feierlich! Es stimmte wohl: auf den Wagen waren unsere letzten vierhundert Zentner Weizen, und wir brauchten den Erlös dafür recht nötig. Und es stimmte weiter, wir hatten bis zum Stralsunder Hafen achtundzwanzig Kilometer zu fahren, und unser Käufer, der Käptn Ole Pedersen der kleinen schwedischen Brigg Svionia, war trotz seiner silbernen Ohrringe ein höchst zweifelhafter Bursche und würde alles versuchen, mich um den Kaufpreis zu prellen. Und zum dritten war es richtig, daß ich zum erstenmal in meinem Leben eine derartige Aufgabe zu erfüllen hatte, weil nämlich unser Inspektor Hoffmann mit einem gebrochenen Bein im Bett lag.

Aber dies war mir nun doch zuviel! Schließlich war ich kein barer Säugling mehr, sondern schier dreiundzwanzig Jahre alt, Erbherr auf, zu und von Strammin, so gut wie verlobt und Besitzer eines vielversprechenden rotblonden Bärtchens (und verdammt vieler Sommersprossen). Außerdem war unser liebes Stralsund kein Ort, wo die Ottern und der Rost hausen, oder wie es sonst in der Schrift heißt, sondern eine gute, alte, ehrbare Hafenstadt, voll tugendsamer Bürger, die einem Strammin in jeder Not beistehen würden.

So rief ich denn mit gewaltiger Stimme über den Hof: »Junghanns, abfahren!«, und der Vorspänner Junghanns knallte mit der Peitsche, seine Füchse warfen die Köpfe und legten sich in die Sielen: knarrend setzte sich der Vierzöller in Bewegung. Und der nächste Knecht knallte mit seiner Peitsche und der dritte, der siebente, der zehnte, der fünfzehnte: donnernd fuhr ein Gespann nach dem anderen durch die gewölbte Torfahrt, achtzig Füchse, einer wie der andere. Und alle Knechte fuhren vom Sattel aus und sahen genauso stattlich und zuverlässig aus wie ihre Gäule. Stolz erfüllte wieder einmal mein Herz auf unser Rittergut Strammin, und ich wußte, die Knechte waren ebenso stolz wie ich, und ich bin überzeugt, selbst die Füchse waren stolz darauf, die schweren Weizenwagen für ein solches Gut ziehen zu dürfen.

»Wenn es euch recht ist, Mama, Papa«, sagte ich und machte eine kleine, scherzhafte Verbeugung, »so wird sich euer Aushilfsinspektor jetzt auf die Strümpfe machen.« Und ich winkte mit den Augen dem Stallburschen, der meinen Reitfuchs Alex am Fuß der Freitreppe auf und ab führte.

»Du hast völlig Zeit, noch eine Tasse Tee mit uns zu trinken, Lutz«, sagte Mama.

»Und noch mehr Ermahnungen anzuhören, nein, ich danke schön!« rief ich. Aber als ich ihr Gesicht sah, bereute ich, was ich eben gesagt. »Oh, verzeihe mir, Mama«, sagte ich schnell, »das war eben sehr ungezogen von mir. Aber ich glaube, ich mache mich jetzt wirklich auf meine Reise. Alex wird schon recht unruhig. Aber ich verspreche dir, ich werde nur im ›Halben Mond‹ am Markt logieren, ich werde mit keinem Unbekannten trinken, kein junges Mädchen anschauen. Ich werde das Geld keine Minute von mir lassen –«

»Ich weiß, ich weiß«, antwortete Mama, schon wieder ganz versöhnt. »Den besten Willen hast du. Wenn du nur nicht gar so sehr ein Strammin wärest –«

»Und was fehlt den Strammins?« fragte Papa kampflustig. »Was hast du an den Strammins auszusetzen, Amélie?«

»Daß sie sich in jedes Abenteuer stürzen, daß sie den Morgen schon über dem Vormittag vergessen, das fehlt den Strammins, Herr von Strammin«, antwortete Mama mit einiger Strenge. »Daß sie keinem Mädchengesicht und keiner Spielkarte widerstehen können. – Nun, nun, Benno«, meinte sie, als Papa sehr rot wurde und Blitze durch sein Einglas schoß, »du hast wohl doch kaum Ursache, dich über diese Bemerkungen zu erregen. Wer hat diesen Winter von Cannes abgeraten? Wer hat gesagt: Monte liegt gar zu nahe? Und wer hat geantwortet: keinen Fuß setze ich in diese Spielhölle, keine Karte rühre ich dort an? Und nun? Warum fahren wir denn unsern letzten Weizen vom Hof und verkaufen ihn an einen Schuft von Kapitän statt an unsern ehrenerprobten Kalander –?«

»Der Schwede zahlt dreißig Mark für die Tonne mehr«, murmelte Papa nun doch sehr betreten.

»Er wird sie nie zahlen«, erklärte Mama. »Er wird überhaupt nicht zahlen. Er wird unsern Jungen begaunern und ihn in tausend Verlegenheiten stürzen. Aber, Lutz«, wandte sich Mama wieder an mich, der bei dieser Auseinandersetzung wie auf Kohlen gestanden hatte, denn diese Person, die Thibaut, hatte das alles mit der spitzbübischsten Miene angehört, ein wahrer Gamin ... »Aber, Lutz«, sagte Mama, »ich weiß, du wirst lieber ohne einen Pfennig Geld zurückkehren als mit dem kleinsten Flecken auf deiner Ehre.«

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