Krise der Inflationskultur - Hülsmann Jörg Guido - E-Book

Krise der Inflationskultur E-Book

Hülsmann Jörg Guido

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Beschreibung

Unser Währungssystem muss reformiert werden. Die Krise der Staatsfinanzen und Finanzmärkte hat eine große Schwachstelle der westlichen Volkswirtschaft en offenbart: das verstaatlichte Währungssystem. Guido Hülsmann zeigt auf, welche Probleme seit dem Jahr 1971 mit dem Abschied vom Goldstandard entstanden sind. Da heute keine einzige Währung mehr eine Anbindung an Gold oder Silber hat, ist die Geldschöpfung durch die Zentralbanken und Geschäftsbanken praktisch unbegrenzt. Viele Ökonomen sehen diese neue Freiheit als einen großen zivilisatorischen Fortschritt, Hülsmann und die Ökonomen der Österreichischen Schule bewerten diese Entwicklung kritisch. In allgemein verständlicher Sprache erläutert Hülsmann die komplexen Zusammen-hänge zwischen Finanzen und Staat. Er charakterisiert die grundlegende Bedeutung des Sparens und erklärt, warum es nicht durch Geldschöpfung ersetzt werden kann. Er zeigt auf, dass die Verstaatlichung der Geldordnung dem Staat zugleich den Zugriff auf das Vermögen seiner Bürger erleichtert und erläutert, welche wirtschaftlichen und kulturellen Folgen sich aus den prinzipiell unbegrenzten Geldschöpfungsmöglichkeiten der Zentralbanken ergeben. Vor diesem Hintergrund skizziert Hülsmann außer-dem eine politische Alternative zu den derzeit fadenscheinigen kosmetischen Reparaturen an Symptomen: eine grundlegende Reform unseres Währungssystems.

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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.deabrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2014

© 2013 FinanzBuch Verlag,

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Lektorat: Ulrike Kroneck, Melle-Buer

E-Book-Umsetzung: Georg Stadler, München

Umschlaggestaltung: Marco Slowik, München

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-89879-797-9

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-432-4

ISBN E-Book (EPUB, MOBI) 978-3-86248-433-1

www.finanzbuchverlag.de

Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Das Schein-Geld-Experiment
Ein Jahrhundertereignis
Ein langer Schatten
Erster Teil: Über Wachstum
Kapitel I Wachstum ohne Geldschöpfung
Verbrauchen, Sparen und Investieren
Trugschluss der Verallgemeinerung
Sparen und Wirtschaftswachstum
Ein Zahlenbeispiel
Grenzen der Kapitalakkumulation in einer freien Wirtschaft
Kapitel II Die Rolle der Finanzmärkte
Lücken
Geldhorte und die finanzielle Arbeitsteilung
Finanzmärkte und Wachstum
Grenzen der Finanzmärkte in einer freien Wirtschaft
Kapitel III Schreckgespenst Deflation
Deflationsphobie
Produktionskosten fallen nicht vom Himmel
Ungeliebte Rosskuren
Von Brüning zu Hitler?
Kapitel IV Geldillusionen
Die Mär von den brachliegenden Ressourcen
Billige Kredite
Doping für den Export
Geldpolitische Spinnereien
Geldwertstabilisierung
Kapitel V Vom rechten Gebrauch der Statistik
Tatsachenbeobachtung und Erkenntnis von Ursachen
Nominale und reale Messlatten
Strohfeuer statt Wachstum
»Bruttoinvestitionen« und Gesamtinvestitionen
Schleichende Verarmung?
Zweiter Teil: Über Inflation
Kapitel VI Inflation und Preisinflation
Zwangsinflation
Das Zeitalter der ständigen Preisinflation
Kapitel VII Ludwig von Mises’ Inflationskritik
Die klassische Lehre von der Geldpolitik
Ein ganz anderer Denkansatz
Kapitel VIII Blasenwirtschaft
Bankmäßige Geldschöpfung und die Vermögensmärkte
Die Vermögensmärkte bei natürlicher Preisinflation
Die Vermögensmärkte bei absichtlicher Preisinflation
Destabilisierende Stabilisierungspolitik
Gewinner und Verlierer
Kapitel IX Verstaatlichung der Vermögen
Schuldenkönige
Finanzielle Repression
Kurze Geschichte der Verstaatlichung des Kredits
Finanzmärkte vor dem 19. Jahrhundert
Politische Kanalisierung der Ersparnisse
Geldpolitische Förderung der Finanzwirtschaft
Der Fall der gesetzlichen Rentenversicherung
Ursprung
Gesamtwirtschaftliche Bedeutung des Umlageverfahrens
Ein Denkfehler
Kulturelle Folgen
Kapitel X Inflationskultur
Ursprung der Inflationskultur
Kurzatmigkeit
Unersättlichkeit
Ökonomie der Hässlichkeit
Seifenopern und Rationalitätsfallen
Willige Knechtschaft
Dritter Teil: Zur Krisenbewältigung
Kapitel XI Der Bock als Gärtner
Die Gier der Märkte
Tummelfeld für Scharlatane
Zerstörerische Erhaltungspolitik
Kapitel XII Weniger Krisen durch weniger Staat
Lob der Spekulation
Sparen, Sparen, Sparen
Zurück zum Goldstandard?
Grundsätze einer liberalen Währungsreform
Anhang: Kritik der Zwangsinflation
Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen
Literaturverzeichnis

Vorwort

Zur Bewältigung der gegenwärtigen Finanzkrise gibt es zwei Ansätze.

Auf regierungsamtlicher Seite bevorzugt man das Retten und Regulieren. Banken, Versicherungen und Staaten werden mit scheinbar unbegrenzten Krediten und anderen Subventionen aus der Notenpresse gestützt. Gleichzeitig werden ihnen neue und scheinbar strengere Regeln auferlegt, um eine zukünftige Wiederholung der gegenwärtigen Probleme zu unterbinden. Dieser Lösungsansatz wird von den Regierungen als der einzig mögliche verkauft. Auch die Vertreter der Finanzwirtschaft sehen hier das Heil, selbst wenn sie nicht in allen Einzelheiten einer Meinung sind.

Aber außerhalb dieses Kreises regt sich Widerstand. Vermögensverwalter, Investoren, mittelständische Unternehmer und auch viele Privatleute haben den Verdacht, dass der offizielle Lösungsansatz ins Nichts führt. Sie stellen einfache und grundsätzliche Fragen: Wie ist es möglich, eine Schuldenkrise mit immer neuen Krediten zu bewältigen? Warum sollen überschuldete Banken nicht liquidiert werden? Hat nicht schon die frühere Finanzmarktregulierung versagt? Warum sollten die neuen Regeln andere Folgen haben?

Ihnen wird geantwortet, dass sie besser zuhören sollten: Es gebe keine Alternative! Ohne die Rettung aus der Notenpresse gingen Banken, Versicherungen und sogar Staaten in den Bankrott. Die gesamte Kreditwirtschaft bräche zusammen und mit ihr alle Firmen und Haushalte, die auf Kredite angewiesen sind. Aber letztlich wären auch alle anderen Bürger negativ betroffen. Denn es käme zu einer gewaltigen Deflation, die unser gesamtes Währungs- und Finanzsystem in ihren Sog ziehen und zerstören würde. Es sei offensichtlich, dass dies unter allen Umständen vermieden werden müsse. Unser heutiges Finanzsystem sei eine der größten Errungenschaften der modernen Zivilisation. Es habe enorme Erleichterungen gebracht, und zwar keineswegs nur für Staaten, sondern insbesondere auch für Unternehmen und Privathaushalte. Die beispiellose wirtschaftliche Entwicklung der letzten hundertfünfzig Jahre sei ganz wesentlich der Entwicklung der Finanzwirtschaft zu verdanken. Wenn es nicht gelinge, sie in ihrem gegenwärtigen Umfang zu erhalten, stünden all diese Fortschritte infrage. Leider sei es im Kapitalismus nun einmal unmöglich, Wachstum ohne gelegentliche Krisen zu haben. Wer Omelette essen wolle, müsse auch hinnehmen, dass der Koch ein paar Eier zerbricht. Man könne nicht mehr erreichen, als Auswüchse durch immer neue Gebote und Verbote soweit es geht einzudämmen. Einen anderen Weg gebe es nicht.

Aber das stimmt natürlich nicht. Es gibt immer alternative Auffassungen der Sachlage und alternative Ansätze der Krisenbewältigung. Wir wollen uns hier mit einer besonders traditionsreichen Alternative befassen, die bis zu den klassischen Ökonomen und sogar noch weiter zurückreicht. Dieser Auffassung zufolge entspringt die gegenwärtige Überschuldungskrise unserem künstlichen Währungssystem, durch das prinzipiell unbegrenzte Geld- und Kreditmengen aus dem Nichts geschöpft werden können. Doch diese unbegrenzte Geldschöpfung ist keineswegs günstig für das Gemeinwohl. Bereits Adam Smith hatte unterstrichen, dass die Geldmenge aus gesamtwirtschaftlicher Sicht unerheblich ist. Eine wachsende Wirtschaft mit immer größeren realen Umsätzen ist durchaus auch dann möglich, wenn die Geldmenge nicht im gleichen Rhythmus steigt, und sogar selbst dann, wenn die Geldmenge überhaupt nicht wächst. Später haben die Theoretiker der Currency-Schule und vor allem die Ökonomen der Wiener Schule in genau die gleiche Kerbe gehauen und dabei die klassische Argumentation bestärkt. Ludwig von Mises und seine geistigen Erben legten dar, dass die künstliche Geldschöpfung aus der staatlichen Notenpresse keinerlei gesamtwirtschaftliche Vorteile mit sich bringt. Sie führt vielmehr zu zwei sehr negativen Folgen: Umverteilung und Verarmung. Zum einen begünstigt sie lediglich ihre unmittelbaren Nutznießer, und zum anderen verleitet sie die Unternehmer zu massiven Fehlinvestitionen. Die künstliche Geldschöpfung führt somit keineswegs zu mehr Wachstum und Wohlstand, sondern zu Kapitalverschwendung und Vetternwirtschaft. Das Wirtschaftswachstum wird durch sie nicht gestärkt, sondern geschwächt.

Wenn diese Auffassung zutrifft, dann gibt es einen alternativen Weg zur Bewältigung der gegenwärtigen Finanzkrise. Er besteht in der Reform der Geldordnung. Ludwig von Mises, Murray Rothbard und zuletzt Jesús Huerta de Soto haben die Wiedereinführung einer Goldumlaufswährung empfohlen, denn der Goldstandard verhindert die beliebige Geldschöpfung und folglich auch die Umverteilung und Verarmung, die aus ihr entspringen. Ein anderer Reformansatz wurde in den 1930er-Jahren zuerst von Richard von Strigl entworfen und in den 1970er-Jahren durch Friedrich August von Hayek berühmt gemacht. Er findet auch die Zustimmung der meisten heutigen Vertreter der Wiener Schule. Er besteht darin, den Währungsmarkt zu öffnen und dadurch eine wettbewerbliche Geldordnung zu schaffen. Die besten Geldarten würden sich dann tendenziell durchsetzen, wie sich auch auf allen anderen Märkten tendenziell die besten Produkte durchsetzen.

Diese Gedanken haben sich unter dem Eindruck der jüngeren Krisenereignisse wie ein Lauffeuer verbreitet. In den USA wurden sie insbesondere durch den Kongressabgeordneten und Präsidentschaftskandidaten Ron Paul vertreten, der mit seinen Argumenten einen großen und nachhaltigen Eindruck hinterließ. Paul empfahl die Abschaffung der Zentralbank und die Öffnung des Währungsmarktes.1 Auch in Europa fanden sich Fürsprecher dieser politischen Linie, insbesondere Frank Schäffler in Deutschland und Steve Baker in Großbritannien. Zudem gab es auf dieser Seite des Atlantiks besonders zahlreiche einschlägige Publikationen. Im deutschsprachigen Raum trat dabei insbesondere der kürzlich verschiedene Roland Baader hervor, in jüngerer Zeit auch Philipp Bagus, Gregor Hochreiter, Thorsten Polleit, Michael von Prollius und Rahim Taghizadegan.2

Auf den folgenden Seiten sollen diese Schriften ergänzt werden. Es gibt nämlich ein Thema, das von den Theoretikern der Wiener Schule etwas stiefmütterlich behandelt wird: die Finanzierung der Wirtschaft. Die Currency-Schule und die Wiener Schule haben dieses Thema nicht grundsätzlich genug aufgerollt. Sie haben sich auf den recht speziellen Fall des Bankkredits konzentriert, denn dies ist in der Tat der gordische Knoten, in dem die wichtigsten theoretischen Probleme zusammenlaufen. Ihre Überlegungen kreisten um die zentrale Frage, ob Bankkredite, die nicht durch Sparen, sondern durch Geldschöpfung finanziert werden, der wirtschaftlichen Entwicklung förderlich sind. Sie haben diese Frage treffenderweise verneint. Sie haben insbesondere die Argumente widerlegt, mit denen Kredite per Geldschöpfung typischerweise begründet werden. Aber von diesem besonderen Fall abgesehen haben sie hauptsächlich aus geldtheoretischem Blickwinkel argumentiert.3 Dreh- und Angelpunkt ihrer Überlegungen war die Einsicht, dass die Geldmenge für die Tauschdienste, die das Geld leistet, irrelevant ist. Die Geldschöpfung kann in dieser Hinsicht nur einzelwirtschaftliche, nicht aber gesamtwirtschaftliche Vorteile verschaffen.

Der kommerzielle Bankkredit war lange Zeit die einzige oder doch zumindest die wichtigste Form, in der sich die Geldschöpfung auf den Finanzmärkten äußerte. Das ist allerdings schon lange nicht mehr der Fall, und in den Zeiten der »unorthodoxen Geldpolitik« könnte seine Bedeutung weiter schwinden.4 Es ist daher an der Zeit, die Folgen der unbegrenzten Geldschöpfung von finanzieller Seite zu beleuchten. Wie werden Wirtschaft und Gesellschaft ohne Geldschöpfung finanziert? Wie werden die verfügbaren Ersparnisse verwendet? Welche Rolle spielen dabei die Finanzmärkte? Wie werden Finanzierung, Investition und Finanzmärkte durch die Geldschöpfung beeinflusst? Welche unbeabsichtigten Folgen ergeben sich daraus, nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für Gesellschaft und Kultur? Diese Fragen sollen nachfolgend erörtert werden.

* * *

Ludwig von Mises und Murray Rothbard haben meinem Denken den Boden gegeben, in dem es wurzeln und von dem aus es sich entwickeln konnte. Ich hoffe, dass das vorliegende Werk ihrem Andenken Ehre machen wird. Aber ohne meine akademischen Lehrer Hans-Hermann Lechner und Claude Courtois hätte ich die Wiener Schule wahrscheinlich nie entdeckt. Vor allem Lechner war es, der mich geistig auf diese Begegnung vorbereitete, indem er Keynesianer und Monetaristen gleichmäßig mit seiner Kritik bedachte und uns Studenten immer wieder auf den bleibenden Wert der älteren deutschsprachigen Nationalökonomie hinwies. Auch ihm sei somit herzlich gedankt.

Meine allergrößte Verbundenheit gilt meinem lieben Freund Hans-Hermann Hoppe. Seine Schriften, seine Begeisterung für die Forschung, sein persönlicher und wissenschaftlicher Mut und sein Kampfgeist haben mich – wie viele andere meiner Generation – immer wieder mitgerissen. Hoppe und seine Frau Gülçin Imre-Hoppe waren es auch, die mir als Gastgeber der Property and Freedom Society wiederholt ein Forum gaben, auf dem ich die Ideen dieses Buches testen konnte. Ebenso herzlich danke ich meinen Freunden Pascal Salin und Bertrand Lemennicier, auch sie große Vorbilder und langjährige Förderer meiner Arbeit. Fast genauso lang bestehen meine freundschaftlichen Beziehungen zu den Professoren Jeffrey Herbener und Shawn Ritenour vom Grove City College in den USA. An dieser ausgezeichneten Privatuniversität habe ich in den letzten Jahren verschiedene Teile dieses Buches vorgestellt. Andere Teile habe ich in Vorträge auf der jährlichen Sommeruniversität des Mises Institutes in Auburn, Alabama eingebaut. Auch meinen dortigen Freunden bin ich sehr verbunden, insbesondere Lew Rockwell, Joseph Salerno, Mark Thornton und Peter Klein. Gleiches gilt für die Tagungen der Association des Économistes Catholiques, wo ich aus dem Gedankenaustausch mit meinen Kollegen Jacques Bichot, Bernard Cherlonneix, Pierre Garello, Pierre de Lauzun und Jean-Yves Naudet großen Nutzen zog. Ebenso hilfreiche Denkanstöße verdanke ich einer Tagung der Fondation Avenir Suisse mit Gerhard Schwarz, Gerald O’Driscoll und anderen ausgezeichneten Ökonomen. Unzählige Anregungen, Literaturhinweise und Berichtigungen schulde ich meinen Doktoranden und den Mitgliedern meines Pariser Forschungsseminars, insbesondere Eduard Braun, Stéphane Couvreur, Attilio Di Mattia, Renaud Fillieule, Nikolay Gertchev, Amadeus Gabriel, Gabriel Giménez Roche, Robyn Harte-Bunting, Georges Lane, Jason Lermyte, Xavier Méra, Massimiliano Neri, Lucas Scrive und Guillaume Vuillemey. Nicht weniger Anregungen verdanke ich hervorragenden Männern außerhalb des Elfenbeinturms, die selber die Durchdringung der hier behandelten Fragen vorantreiben, vor allem Andreas Acavalos, Toby Baxendale, Sean Corrigan, Anthony Deden, Dylan Grice, Eric Lemaire und Thomas Kertsos. Ebenso verpflichtet bin ich jenen Ökonomen, aus deren Schriften ich in den letzten Jahren lernen durfte, insbesondere Philipp Bagus, Thomas DiLorenzo, Gregor Hochreiter, David Howden, Jesús Huerta de Soto, Anton Müller, Philippe Nataf, Thorsten Polleit und Tom Woods. Der Firma Shadowstats.com verdanke ich die freundliche Überlassung statistischer Daten. Sehr verbunden bin ich auch André Lichtschlag und René Scheu, meinen Verlegern im deutschsprachigen Raum, die mich mit Geduld und Hartnäckigkeit zu immer neuen Schriften ermutigt – und manchmal auch getrieben und gescheucht – haben. Aus gleichem Grunde danke ich Herrn Georg Hodolitsch vom FinanzBuchVerlag. Die größte Unterstützung kam wie immer von meiner Frau Nathalie, die mir durch ihre Zuneigung durch viele dunkle Stunden geholfen hat, auch beim Verfassen dieses Werkes.

Jörg Guido Hülsmann

Angers, Aschermittwoch 2013

Einleitung

Im Frühsommer 1971 schmolzen die Goldbestände der Fed wie das sprichwörtliche Eis in der Sonne. Seit Monaten schon hatten ausländische Zentralbanken ausgiebig von der Goldzahlungsverpflichtung ihrer amerikanischen Schwesterinstitution Gebrauch gemacht. Schließlich zog Präsident Nixon die Notbremse. Am 15. August 1971 gab er bekannt, dass die Fed die von ihr erzeugten Dollars künftig nicht mehr gegen Gold einlösen würde. Dieses »goldene Fenster« zur Flucht aus dem Dollar und den anderen Papierwährungen war von nun an verschlossen.

Das Schein-Geld-Experiment

Zahlungseinstellungen hatte es auch zuvor schon gegeben, aber sie betrafen immer nur einzelne Länder. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs stellten die kriegführenden Parteien die Goldzahlungen ihrer Zentralbanken ein, während neutrale Länder wie die Schweiz, Schweden und die USA die Goldanbindung ihrer Währung beibehielten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es mit der Fed überhaupt nur noch eine einzige Zentralbank, die ihre Noten weiterhin in Gold einlöste. Alle anderen Währungen hatten nur noch eine indirekte Goldanbindung, nämlich durch den Wechselkurs zum Dollar. Die Einstellung der Goldeinlösung des Dollars erzeugte dann eine tektonische Verschiebung im Gefüge der Weltwirtschaft. Mit einem Schlag gab es zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte überhaupt kein Land mehr, das noch über ein Warengeld verfügte. Es begann das Zeitalter jenes Geldes, das Roland Baader sehr treffend »Schein-Geld« taufte.5

Bis zum 15. August 1971 waren Dollarnoten und die von den anderen Zentralbanken herausgegebenen Geldscheine letztlich nichts anderes als auf Gold lautende Zahlungsanweisungen. Sie waren Platzhalter für Gold. Nur Gold war das eigentliche Geld, das sogenannte Grundgeld. Durch die Zahlungseinstellung der Fed verlor Gold dann seine Währungsfunktion, und die vormaligen Platzhalter rückten an seine Stelle. Seitdem besteht unser Grundgeld aus den körperlosen Geschöpfen der Zentralbanken, aus ihren Geldscheinen und ihrem (elektronischen) Giralgeld.

Bei der Beurteilung dieses Ereignisses scheiden sich die Geister. Keynesianer, Monetaristen und die Ökonomen der Österreichischen Schule geben grundverschiedene Interpretationen der hier wirksamen Ursachen und Folgen.

Keynesianisch inspirierte Ökonomen wie Joseph Stiglitz und Paul Krugman begrüßen ohne Wenn und Aber den Untergang des Goldstandards. Sie sehen in der monetären Verwendung von Gold ein »barbarisches Relikt« – einen Hemmschuh für Beschäftigung und Wachstum. Das Grundproblem des Goldstandards liegt in ihren Augen darin, dass sich die Goldmenge einfach nicht stark genug vergrößern lässt. Die Goldproduktion hängt im Wesentlichen von der Rentabilität der Goldbergwerke ab, aber selbst bei sehr großer Rentabilität sind die Goldvorkommen letztlich begrenzt. Die Goldwährung eigne sich somit nicht als Werkzeug zur »Ankurbelung der Wirtschaft«. Genau hier erblicken die Keynesianer den Vorteil eines immateriellen Grundgeldes. Die Herstellung von Geldscheinen und elektronischem Giralgeld ist praktisch kostenlos und eröffnet daher die Möglichkeit zu einer fast unbegrenzten Erhöhung der Geldausgaben.

Ständig genügend Geld ausgeben, nach Möglichkeit immer mehr Geld ausgeben – das ist in der keynesianischen Orthodoxie die wichtigste Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. In ihren Augen haben vor allem überraschende Ausgabenschübe einen positiven Einfluss auf Beschäftigung und Wachstum. Deshalb hatte Keynes schon 1944 auf der Konferenz von Bretton Woods gefordert, eine auf immateriellem Grundgeld (»Bancor«) beruhende internationale Währungsordnung zu schaffen. Damals konnte er seinen Vorschlag gegen die Verfechter der Golddeckung nicht durchsetzen. 1971 war das ungeliebte System von Bretton Woods dann schließlich am Ende, aber mit ihm ging auch die weltumspannende Währungsordnung verloren. Für die Keynesianer ist dies ein Wermutstropfen im Abschied vom Goldstandard, denn die einheitliche Weltwährung bzw. ein System fester Wechselkurse ist in ihren Augen ein wichtiger Garant der internationalen Arbeitsteilung. Sie hätten einen geordneten Übergang zu einer neuen, auf immateriellem Grundgeld beruhenden internationalen Währungsordnung bevorzugt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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