Lass es Liebe sein - Bella Andre - E-Book

Lass es Liebe sein E-Book

Bella Andre

5,0

Beschreibung

Lyssa Spencer ist der Liebling aller Mavericks, die kleine Schwester, die sie vergöttern und beschützen wollen. Aber Lyssa ist kein kleines Mädchen mehr. Sie wünscht sich mehr als alles andere, dass die Jungs endlich sehen, dass sie eine erwachsene Frau und durchaus in der Lage ist, auf sich selbst aufzupassen. Ihr neuer Chef, Cal Danniger, schätzt und respektiert ihre Fähigkeiten jedenfalls. Und sie weiß Cal auf jede erdenkliche Weise zu schätzen. Dennoch kann sie sich nicht vorstellen, dass er jemals in Erwägung ziehen würde, mit ihr auszugehen. Denn ihre Brüder würden ihn wohl in Stücke reißen, wenn er sie auch nur schief ansähe. Und doch will sie nichts anderes, als dass er sie genau so ansieht. Die Mavericks sind die besten Freunde von Cal Danniger und gleichzeitig seine Geschäftspartner. Als sie ihn bitten, Lyssa unter seine Fittiche zu nehmen und ihr einen Job in der San Francisco Bay Area zu geben, stimmt er natürlich zu. Sie beeindruckt ihn damit, wie klug, zuverlässig, fleißig und engagiert sie ist. Was ihn aber völlig überrumpelt, ist die starke, brodelnde Anziehungskraft zwischen ihnen, die ihm alles abverlangt. Er muss auf jeden Fall die Finger von ihr lassen, selbst wenn er von all ihren süßen Stellen träumt, die er unbedingt berühren möchte. Nach einer leidenschaftlichen und unvergesslichen Nacht in London, in der sie beide die Kontrolle verlieren, schwört sich Cal, das nie wieder zuzulassen … wenn er nur aufhören könnte, an Lyssa zu denken oder so viel mehr zu wollen. Haben die beiden überhaupt eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft, wo Lyssa doch ein Geheimnis vor ihm verbirgt und die Maverick Milliardäre sie um jeden Preis beschützen wollen? Lass es Liebe sein ist Teil der Bestseller-Reihe von Bella Andre und Jennifer Skully über die Maverick Milliardäre. Das Buch kann zwar problemlos als eigenständige Geschichte gelesen werden, aber wir sind uns ziemlich sicher, dass Ihnen auch die anderen Bücher gefallen werden. 5 STERNE BEWERTUNGEN FÜR Lass es Liebe sein: "Einfach wunderbar! Überschäumende Gefühle und so viel Romantik." Gladys "Die Liebesgeschichte von Cal und Lyssa ist einfach unvergesslich!" Trudy "Ein fesselnder Roman voller Ängste, zarten Erlebnissen, mit knisternder Erotik und ganz viel Liebe!" Jo-Ann "Herzerwärmend und spannend, ein Wechselbad der Gefühle! Am Schluss greift man garantiert nach dem ein oder anderen Taschentuch." Debbie "Mein liebster Maverick Milliardär!" Barbara "Die Maverick Milliardäre"-Reihe Verliebt bis über beide Ohren Liebe ist nur was für Mutige Keine Angst vor der Liebe Keine Chance gegen die Liebe Grenzenlos verliebt Im Bann deiner Liebe Lass es Liebe sein

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Meiereli

Man kann sich nicht von der Lektüre losreißen

5 Sterne für die Geschichte: unterhaltsam und kurzweilig, auch wenn das Ende sehr vorhersehbar ist. 3 Sterne für die Übersetzung, leider hat es immer wieder falsche Sätze und Rechtschreibfehler, so dass man den Inhalt aus dem Zusammenhang lesen muss. Was etwas mühsam ist.
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Beliebtheit




Lass es Liebe sein

Die Maverick Milliardäre

Buch 7

Bella Andre & Jennifer Skully

Inhaltsverzeichnis

Bucheinband

Titelseite

Copyright

Über das Buch

Eine Nachricht von Bella & Jennifer

Widmung

Kapitel Eins

Kapitel Zwei

Kapitel Drei

Kapitel Vier

Kapitel Fünf

Kapitel Sechs

Kapitel Sieben

Kapitel Acht

Kapitel Neun

Kapitel Zehn

Kapitel Elf

Kapitel Zwölf

Kapitel Dreizehn

Kapitel Vierzehn

Kapitel Fünfzehn

Kapitel Sechzehn

Kapitel Siebzehn

Kapitel Achtzehn

Kapitel Neunzehn

Kapitel Zwanzig

Kapitel Einundzwanzig

Kapitel Zweiundzwanzig

Kapitel Dreiundzwanzig

Kapitel Vierundzwanzig

Kapitel Fünfundzwanzig

Kapitel Sechsundzwanzig

Kapitel Siebenundzwanzig

Kapitel Achtundzwanzig

Kapitel Neunundzwanzig

Kapitel Dreissig

Kapitel Einunddreissig

Kapitel Zweiunddreissig

Epilog

Alle Bücher von Bella Andre in deutscher Sprache

Über die Autorin

LASS ES LIEBE SEIN

Die Maverick Milliardäre 7

© 2022 Bella Andre & Jennifer Skully

Übersetzung Katrina Morgental – Language + Literary Translations, LLC

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Wir stellen vor: die Maverick Milliardäre. Sexy Männer, die sich gemeinsam durch die Hölle nach oben gekämpft haben und nun alles besitzen, was man sich nur wünschen kann. Die Mavericks verlieben sich jedoch alle Hals über Kopf in unglaubliche Frauen und stellen dabei fest, dass wahre Liebe das Einzige ist, was bisher gefehlt hat.

Lyssa Spencer ist der Liebling aller Mavericks, die kleine Schwester, die sie vergöttern und beschützen wollen. Aber Lyssa ist kein kleines Mädchen mehr. Sie wünscht sich mehr als alles andere, dass die Jungs endlich sehen, dass sie eine erwachsene Frau und durchaus in der Lage ist, auf sich selbst aufzupassen. Ihr neuer Chef, Cal Danniger, schätzt und respektiert ihre Fähigkeiten jedenfalls. Und sie weiß Cal auf jede erdenkliche Weise zu schätzen. Dennoch kann sie sich nicht vorstellen, dass er jemals in Erwägung ziehen würde, mit ihr auszugehen. Denn ihre Brüder würden ihn wohl in Stücke reißen, wenn er sie auch nur schief ansähe. Und doch will sie nichts anderes, als dass er sie genau so ansieht.

Die Mavericks sind die besten Freunde von Cal Danniger und gleichzeitig seine Geschäftspartner. Als sie ihn bitten, Lyssa unter seine Fittiche zu nehmen und ihr einen Job in der San Francisco Bay Area zu geben, stimmt er natürlich zu. Sie beeindruckt ihn damit, wie klug, zuverlässig, fleißig und engagiert sie ist. Was ihn aber völlig überrumpelt, ist die starke, brodelnde Anziehungskraft zwischen ihnen, die ihm alles abverlangt. Er muss auf jeden Fall die Finger von ihr lassen, selbst wenn er von all ihren süßen Stellen träumt, die er unbedingt berühren möchte.

Nach einer leidenschaftlichen und unvergesslichen Nacht in London, in der sie beide die Kontrolle verlieren, schwört sich Cal, das nie wieder zuzulassen … wenn er nur aufhören könnte, an Lyssa zu denken oder so viel mehr zu wollen.

Haben die beiden überhaupt eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft, wo Lyssa doch ein Geheimnis vor ihm verbirgt und die Maverick Milliardäre sie um jeden Preis beschützen wollen?

Eine Nachricht von Bella & Jennifer

Als wir begannen, über die Maverick Milliardäre zu schreiben, verliebten wir uns beide Hals über Kopf in unsere starken und doch verletzlichen Helden. Und natürlich hofften wir, dass es unserer Leserschaft genauso gehen würde. Aber wir hätten nie erwartet, dass die Liebe zu unseren Büchern so groß sein würde! Es war und ist eines unserer größten Vergnügen, über unsere Mavericks, ihre geliebten Frauen und die Familien, die sie aufgebaut haben, zu schreiben.

Wir freuen uns sehr, Ihnen mitteilen zu können, dass die Reihe weit über sieben Bücher hinaus fortgesetzt wird. Aber bevor wir zu viel verraten, lassen wir Sie mehr über die Heldinnen und Helden lesen, auf die Sie sich in Lass es Liebe sein freuen können. Wir hoffen, dass Ihnen die Geschichte von Lyssa und Cal gefällt, denn möglicherweise ist dies das Buch sein, um das wir am häufigsten gebeten wurden!

Viele von Ihnen erinnern sich bestimmt an den Brief an unsere Leser in Liebe ist nur was für Mutige, in dem wir Ihnen von zwei wunderbaren Frauen erzählten: Doris Beach, Jennifer Skullys Mutter und Judy Moffett, nach deren Vorbild wir Francine Ballard, Charlies Mutter, gestaltet haben. Francine ist eine Heldin, denn sie leidet an kräftezehrender Arthritis, gibt aber nie auf und läuft trotz ihrer Schmerzen jeden Tag eine Meile. Und genau das haben Doris Beach und Judy Moffett getan: Sie hielten durch, machten Tag für Tag weiter, schmunzelten, lachten und brachten alle um sich herum ebenfalls zum Lachen. Sie haben uns nicht nur inspiriert, Francine das Leben einzuhauchen, sondern sind für uns große Vorbilder. Leider haben wir im vergangenen Jahr Doris und Judy verloren, beide im Alter von fünfundneunzig Jahren und im Abstand von einem Monat zueinander. Wir werden sie sehr vermissen, aber sie werden für immer in unseren Herzen sein und all die Menschen, deren Leben sie berührt haben, weiterhin inspirieren.

Mit lieben Grüßen

Bella Andre und Jennifer Skully

P. S. Wenn Sie weitere Informationen über neue Bücher erhalten möchten, laden wir Sie recht herzlich ein, sich für unseren Newsletter über Neuerscheinungen anzumelden. BellaAndre.com/Germany und bit.ly/SkullyNews

Widmung

Für Doris Beach, liebevolle Mutter, und Judy Moffett, liebe Freundin –

treue Freundinnen über fünfunddreißig Jahre hinweg.

KAPITEL EINS

Lyssa Spencer war schon früher in luxuriösen Privatjets geflogen. Aber dies war bei Weitem das schönste Flugzeug, in dem sie je gesessen hatte. Der Teppich war weich, die Sitze waren mit butterweichem Leder gepolstert und der Waschraum an Bord war so groß und luxuriös ausgestattet, dass sie gut und gerne darin hätte wohnen können.

„Hat einer meiner Brüder ein neues Flugzeug gekauft?“, fragte sie Cal Danniger, während sie es sich in einem Ledersessel für den langen Flug nach London bequem machte.

Auf der anderen Seite des Tisches schüttelte Cal den Kopf. „Nein.“

„Ich wusste gar nicht, dass es Unternehmen gibt, die so schöne Privatjets vermieten.“

„Soweit ich weiß“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die alle ihre Nervenenden zum Leben erweckte, obwohl sie sehr wohl wusste, dass er für sie tabu war, „tut das niemand.“

Endlich dämmerte es ihr. „Der Jet gehört dir?“

Er nickte.

Dieser Fauxpas war ihr äußerst peinlich. Es schien ihr, als hätte sie angedeutet, dass Cal nicht mehr als ein Verwaltungslakai für ihre Brüder war, anstatt ein unglaublich erfolgreicher Geschäftsmann. Zumal sie genau wusste, wie es sich anfühlte, im Schatten ihrer ungemein erfolgreichen Familie unterbewertet zu werden.

Ihr ganzes Leben lang war sie nur als Anhängsel der Mavericks angesehen worden. Die meisten Leute wussten nicht, dass die Mavericks, abgesehen von Daniel, eigentlich ihre Pflegebrüder waren. Aber die Blutsverwandtschaft spielte keine Rolle – sie waren als eine Familie aufgewachsen, was bedeutete, dass sie fünf große Brüder hatte. Sechs, wenn man Gideon mitzählte, der sie, nachdem er zur Familie gestoßen war, sie sofort wie eine kleine Schwester behandelt hatte, die er beschützen muss.

„Das hab’ ich nicht so …“

Sie hätte ihre Entschuldigung ja fortgesetzt, aber die Flugbegleiterin betrat die Kabine. „Möchten Sie einen Kaffee, Mr. Danniger?“ Die Frau hatte ihre ganze Aufmerksamkeit auf Cal gerichtet, und ihr Blick auf ihn war wie eine Liebkosung.

Und warum auch nicht? Cal war ein äußerst attraktiver Mann. Er war Mitte vierzig, hatte ein paar graue Strähnen in seinem kastanienbraunen Haar, war groß und fit, und seine Augen hatten einen durchdringenden silbernen Ton, der Lyssa das Gefühl gab, dass er all ihre geheimen Hoffnungen, Träume und Sehnsüchte sehen konnte.

In diesem Sommer, auf der Hochzeit von Ari und Matt, hatte Lyssa gerade so viel Wein getrunken, dass sie ihre Mauern etwas absenkte und sich mit ihren Freundinnen darüber austauschte, wie sehr sie Cals straffe Muskeln und seinen durchtrainierten Körper bewunderte. Leider hatte Daniel sie dabei belauscht und war ausgeflippt. Die Worte ihres Bruders schmerzten noch immer: Er ist nichts für dich.

Genau so hatten sich die Mavericks immer um sie gekümmert: indem sie versuchten, alle wichtigen Entscheidungen für sie zu treffen und ihr gleichzeitig vorzuschreiben, was sie tun und lassen durfte. Natürlich wusste sie, dass sie sie über alles liebten und alles für sie tun würden. Sie hatten schon so viel für sie getan. Sie hatten sie im heruntergekommenen Teil Chicagos in ihrer Kindheit beschützt. Dann hatten sie ihr bei der Wahl ihrer Studienfächer am College geholfen und anschließend die Weichen für ihre Karriere als Buchhalterin gestellt. Und sie liebte sie uneingeschränkt. Auch wenn die Gruppe Männer sie zu oft so behandelte, als wäre sie noch vierzehn Jahre alt und nicht eine sechsundzwan­zigjährige Frau, die durchaus in der Lage war, auf sich selbst aufzupassen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, im Großen wie im Kleinen.

Cal lächelte die Flugbegleiterin an. „Ja, ich nehme gerne einen Kaffee. Danke, Delilah.“

„Ich hätte auch gerne eine Tasse“, sagte Lyssa und fragte sich nebenbei, ob er eine Ahnung hatte, wie sexy sein Lächeln war. Delilah hatte es mit Sicherheit bemerkt.

„Es wird mir ein Vergnügen sein“, sagte die Flugbegleiterin zu Cal ohne jede Subtilität – und ohne auch nur einen Blick auf Lyssa zu werfen – bevor sie mit schwingenden Hüften zurück in die Galley ging.

Zu Cals Ehrenrettung sei hier erwähnt, dass er weder mit den Augen den Bewegungen der Frau folgte noch die Minuten zu zählen schien, bis er sich mit ihr davonschleichen konnte, um das Schlafzimmer an Bord zu nutzen.

Sein Verhalten entsprach genau dem, was Lyssa über ihn wusste. Obwohl es ihm definitiv nicht an weiblicher Gesellschaft mangelte – manche würden ihn sogar als Playboy bezeichnen – war er im Grunde ein aufrechter Mann, der seinen Reichtum oder seine Machtposition niemals ausnutzen würde.

Cal war seit sechs Wochen ihr Chef. Im September hatte sie ihren Job in Chicago gekündigt, war nach San Francisco gezogen. Dort hatte sie die Buchhaltung für die Lean on Us Stiftung von Gideon Jones übernommen.

Gideon hatte jahrelang ein Gemälde besessen, das ihm Karmen Sanchez geschenkt hatte, eine Soldatin in seinem Regiment, die im Nahen Osten im Einsatz getötet worden war. Gideon hatte nicht gewusst, dass das Gemälde sechzig Millionen Dollar wert war, bis seine Verlobte Rosie, die sich in der Kunstwelt auskannte, einige Nachforschungen angestellt und in Erfahrung gebracht hatte, dass er im Besitz eines seltenen Meisterwerks des berühmten Künstlers Miguel Fernando Correa aus dem 18. Jahrhundert war. Anstatt das Geld für einen verschwenderischen neuen Lebensstil zu verprassen, gründete er eine Stiftung, die Unterstützung für Pflegekinder, heimkehrende Einsatzveteranen und Militärfamilien bot. Da er selbst ein Veteran war, kannte Gideon die Schwierigkeiten bei der Wiedereingliederung in das zivile Leben. Rosie war zusammen mit seiner Schwester Ari im Pflegefamiliensystem aufgewachsen und so war es für ihn selbstverständlich, dass er auch in diesem Umfeld helfen wollte. Da Gideon jedoch weder die Zeit noch das Fachwissen hatte, um eine gemeinnützige Stiftung zu leiten, hatte Cal angeboten, die Leitung zu übernehmen.

Cals erster Schritt war Lyssa anzustellen und sie liebte ihren neuen Job über alles. Obwohl sich ein Teil von ihr fragte, ob ihre Brüder Cal wohl gebeten hatten, ihr diesen Job anzubieten, weil sie wussten, wie unglücklich sie in ihrer vorherigen Firma geworden war, machte es sie nur noch entschlossener, ihnen allen zu beweisen, dass sie die Stelle tatsächlich verdient hatte.

Während sie auf den Kaffee warteten, widmeten sie sich dem Geschäftlichen und öffneten beide ihre Mappen über ihren neuesten potenziellen Spender, den Resort-Tycoon Dane Harrington. Dane hatte ein weltweites Imperium von Spas und Resorts aufgebaut. Obwohl sich der Hauptsitz seines Unternehmens in Nordkalifornien befand, war er gerade in London, um ein neues Resort zu eröffnen. Dane war der Grund für diese Reise – sie wollten nicht bis zu seiner Rückkehr in die USA warten, um ihren Pitch vorzutragen.

„Ich möchte die Präsentation damit beginnen, dass ich ein wenig über die verschiedenen Programme erzähle, die wir finanzieren wollen“, erklärte Cal ihr. „Wenn ich mit dem ganzen Werbezirkus fertig bin, wäre es toll, wenn du mit den Budgets weitermachen könntest.“

Lyssa bekam fast ein Schleudertrauma, so schnell wie sie von den Papieren aufblickte, auf die ihr Augenmerk bis dahin gerichtet war. „Du willst, dass ich Dane die Einzelheiten zu den Budgets präsentiere?“

Cal lächelte, scheinbar ohne zu wissen, wie sexy er aussah – oder wie sehr er ihr Herz zum Rasen brachte. „Naja, du hast die Zahlen doch zusammengestellt, dann bist du wohl auch die beste Person für den Job.“

Lyssa war verblüfft. Sie war davon ausgegangen, dass er sie nur mitgebracht hatte, um die Präsentation auf dem Laptop zu bedienen und ihm bei Bedarf Hintergrunddaten bereitzustellen, nicht aber, um einem äußerst wichtigen Spender ihr Budget zu präsentieren.

„Außerdem“, fügte er hinzu, „habe ich noch nie jemanden gesehen, der seine Arbeit so gründlich erledigt hat wie du.“

Seine Wertschätzung für ihr Talent brachte sie auf eine Weise zum Strahlen, die sie nicht verbergen konnte. In Chicago war sie trotz ihres Abschlusses, den sie mit Summa cum Laude in Rechnungswesen gemacht hatte, in den Inkassobereich abgeschoben worden. Sie hatte ihren Chef um mehr Verantwortung gebeten, aber er hatte kein Interesse daran, herauszufinden, wozu sie fähig war. Für Lean on Us zu arbeiten, war ein wahr gewordener Traum. Und die Tatsache, dass sie für ihre Stelle nach San Francisco gezogen war, war das i-Tüpfelchen, denn sie liebte die Stadt.

Sobald Lyssa das Nest verlassen hatte, hatten auch ihre Eltern beschlossen, dass es endlich an der Zeit war, in den Westen zu ziehen und sich dem Rest der Familie in der Bay Area anzuschließen. Obwohl sie sich freute, dass ihre Eltern in der Nähe sein würden, hatte sie den leisen Verdacht, dass einer der Hauptgründe für ihren Umzug darin bestand, dass sie weiterhin auf sie aufpassen konnten.

Ihre Brüder hatten das perfekte Haus für ihre Familie in Portola Valley gefunden und waren dabei, es zu renovieren. Ihr Vater hatte ihnen alles über Hausreparaturen beigebracht, als sie sich keinen Handwerker leisten konnten, so dass jeder von ihnen mit einem Werkzeuggürtel umgehen konnte. Nach vielen Tagen hinter einem Schreibtisch in einem Büro freuten sie sich auf die harte, praktische Arbeit des Hausrenovierungs­projekts.

Delilah kam mit ihren Kaffees zurück. „Bitte sehr, Mr. Danniger. Ihr Kaffee, so wie Sie ihn mögen.“

„Danke, Delilah.“ Obwohl er höflich war, war er so sehr auf das Dokument vor ihm konzentriert, dass er kaum aufblickte.

„Wenn ich noch etwas für Sie tun kann, Mr. Danniger, lassen Sie es mich wissen.“ Sie hielt inne, bevor sie heiser hinzufügte: „Ganz egal, was.“

Endlich begegnete Cal dem Blick der Frau. „Alles gut, danke. Aber ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich später während des Fluges etwas brauche.“

Delilah schmolz praktisch zu einer Pfütze aus Schmalz, als sein Blick ihren traf. Sie schien abgelenkt zu sein, als sie Lyssas Tasse inmitten eines Stapels von Papieren abstellte, wobei der Kaffee über den Rand schwappte und einen Ring hinterließ.

Lyssa tupfte die Flüssigkeit mit einer Serviette auf, während Cal einen weiteren Ordner öffnete und sagte: „Machen wir mit der Prognose für die nächsten sechs Monate weiter.“

Ihre berechneten Zahlen waren solide, was die Pläne zum Kauf von Gebäuden, zur Einstellung von Personal und zur Anschaffung von Ausrüstung anging. An dieser Stelle kamen die neuen Spender ins Spiel. So gewaltig der Betrag von sechzig Millionen auch klingen mochte – und trotz der Tatsache, dass Cal ehrenamtlich für die Stiftung arbeitete –, wenn das Geld auf alles verteilt wurde, was sie zu erreichen hofften, war es bei Weitem nicht genug.

Während des gesamten Fluges verschwendete Cal keinen Moment. Er war intelligent, fleißig, präzise und ein echter Geschäftsmann. Und, so dachte sie mit einem Seufzer, den sie nie aussprach, heißer als jeder Mann, den sie kannte.

Ein paar Stunden nach dem Abflug knurrte Lyssas Magen lautstark.

„War das dein Magen?“, grinste Cal. „Oder versteckt sich da ein Monster in einem der Schränke?“

Sie schenkte ihm ein schiefes Grinsen. „Ich kann zwar nicht garantieren, dass sich in deinem Flugzeug keine Monster verstecken – was übrigens ein toller Plot für einen Horrorfilm wäre – aber ich kann dir sagen, dass ich tatsächlich ziemlich ausgehungert bin.“

Er drückte einen Knopf und sprach in die Gegensprechanlage. „Delilah, könnten Sie bitte unsere Bestellungen für das Abendessen aufnehmen?“

Als hätte sie atemlos vor der Tür zur Lounge darauf gewartet, dass Cal sie rief, war Delilah sofort an seiner Seite. „Womit kann ich Sie verwöhnen, Mr. Danniger?“

Lyssa war vollkommen klar, dass die Stewardess hoffte, seine Antwort würde lauten: Mit dir.

„Ich habe den Koch gebeten, Steak und Hummer an Bord zu bringen, zusammen mit frischem Obst und Gemüse. Ist das okay für dich, Lyssa?“

„Mehr als okay“, sagte sie, während ihr Magen in Erwartung des köstlichen Essens noch lauter knurrte. Sie lebte allein und hatte daher Sparmaßnahmen ergriffen, weil sie ihr Leben und ihre Karriere ohne die Hilfe ihrer Brüder bewältigen wollte. Sie verschwendete keine Reste, brachte immer ein Lunchpaket mit, besaß kein Auto und ging zu Fuß zum Sitz der Stiftung. Steak und Hummer würden ein seltener Genuss für sie sein. Wenn sie etwas übrig lassen würde, könnte sie es vielleicht mit nach Hause nehmen.

„Bitte bringen Sie uns von allem etwas, Delilah.“

„Mit Vergnügen, Sir.“

Lyssa versuchte, nicht die Augen zu verdrehen, als sie mitbekam, wie übertrieben sich die Frau benahm. Aber wenn sie ehrlich war, sollte sie nicht zu streng mit Delilah sein. Cal war die Art von Mann, die Frauen ein wenig atemlos und verrückt machte.

„Entschuldige mich kurz“, sagte Lyssa und stand auf.

Der luxuriöse Waschraum verfügte sowohl über eine Dusche als auch über eine Whirlpool-Badewanne. In den Spiegeln rundherum sah sie über und über ihr Gesicht. Die Wände und der Boden waren mit goldglänzendem Marmor gefliest. Sogar die Wasserhähne waren vergoldet.

Dieser Flieger konnte durchaus mit allem mithalten, was ihre Brüder ihr Eigen nannten. Sie fragte sich plötzlich, wie viel Geld Cal hatte. War er auch ein Milliardär?

Als sie sich die Hände wusch, schaute sie in den Spiegel und bemerkte, dass ihre Wangen ein wenig gerötet waren. So fühlte sie sich immer, wenn sie in Cals Nähe war – als wären alle ihre Sinne geschärft.

Lyssa schärfte sich zum tausendsten Mal ein, sich nicht lächerlich zu machen. Er war nicht nur ihr Vorgesetzter, sondern auch einer der engsten Freunde ihrer Brüder. Er würde es nie wagen, diese Linie zu überschreiten, selbst wenn er es wollte. Was eindeutig nicht der Fall war. Sie trocknete sich die Hände mit dem weichen Handtuch ab und ging zurück in die Lounge.

Sie konnte jedoch dem Drang nicht widerstehen, einen Blick durch die Tür des angrenzenden Schlafzimmers zu werfen. Wieder einmal schuf ihr Verstand Fantasien, die sie sich nicht aus dem Kopf schlagen konnte – das Seidenlaken auf ihrem nackten Körper, starke Finger, die ihre Haut streichelten. Was für eine Art von Liebhaber Cal wohl war? Als sie in seinem Schlafzimmer stand, konnte sie sich leicht vorstellen, wie er sie küsste, wie seine Lippen über ihren Körper wanderten. Dann überlegte sie, dass die Wanne im Waschraum problemlos Platz für zwei Menschen bot, die sich verzweifelt nacheinander verzehrten.

Er war nie verheiratet gewesen und hatte keine Kinder. Soweit sie wusste, hatte er auch keine langen Beziehungen geführt. Sie hatte ihn in vielen Klatschmagazinen gesehen. Dabei war er stets mit einer anderen Schauspielerin oder einer anderen Prominenten in seinem Arm abgebildet gewesen. Aber auf den Bildern hatte Cal immer ein bisschen gelangweilt gewirkt. Als sie so darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass er noch nie eine Frau zu einer Maverick-Veranstaltung mitgebracht hatte und auch zu Aris und Matts Hochzeit ohne Date gekommen war.

Ihre Brüder würden sicher wissen, warum Cal immer noch solo war. Gab es wohl ein großes, dunkles Geheimnis in seiner Vergangenheit? Hatte ihm eine Frau das Herz gebrochen und er hatte sich nie davon erholt? Oder war der Grund schlicht und ergreifend, dass er nie die Person gefunden hatte, die ihn dazu hatte bewegen können, seine Freiheit aufzugeben?

Es würde ihr nie einfallen, ihre Brüder zu fragen, was sie über Cals Single-Status wussten. Wenn sie es täte, würden sie sich nur echauffieren, warum sie es wissen wollte. Zweifellos würde Daniel wieder seine Rede schwingen, dass er nichts für sie wäre.

Es war eigentlich auch egal, denn ihr Job bedeutete ihr mehr als ein Stelldichein mit Cal auf dem großen Bett. Ein solches mit ihm zu bekommen, war ungefähr so wahrscheinlich wie im Lotto zu gewinnen, deshalb musste sie sich darüber auch keine Gedanken mehr machen. Also verdrängte sie mit aller Kraft sämtliche romantische Gedanken an ihn.

Das Steak und der Hummer standen auf dem Tisch, als sie zurückkam, und ihr lief das Wasser im Mund zusammen, als sie den köstlichen Duft wahrnahm.

„Oh mein Gott, das ist so lecker“, sagte sie nach dem ersten Bissen des buttergetränkten Hummers. Da sie sich in letzter Zeit hauptsächlich von Nudelsuppen und Salaten ernährt hatte, wusste sie die deftige Mahlzeit zu schätzen. Lyssa stürzte sich mit Genuss auf jeden Bissen. Es sah so aus, als würde es keine Reste zum Mitnehmen geben.

„Mein Koch wird sich freuen, dass es dir schmeckt“, sagte Cal und lachte über ihre Reaktion auf das Essen. „James ist einer der besten Köche in der Branche. Ich bin jeden Tag froh, dass er sich bereit erklärt hat, seinen anderen Kunden den Rücken zu kehren, um für mich zu arbeiten.“ Cal hielt eine Flasche hoch. „Möchtest du ein Glas Champagner?“

„Wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns“, antwortete sie. „Und Champagner macht mich leider müde.“

„Eigentlich wäre es am besten, wenn wir uns beide nach dem Essen ausruhen. So sind wir frisch, wenn wir in London ankommen. Im hinteren Teil des Flugzeugs gibt es ein Schlafzimmer, das du nutzen kannst, wenn du möchtest.“

Sie versuchte, sich zu zwingen, nicht zu erröten, als er das Schlafzimmer erwähnte, nachdem sie so viel darüber fantasiert hatte. Vor allem, als sie glaubte, ein kurzes Aufblitzen von Hitze in Cals Augen gesehen zu haben. Eine wahrlich rege Fantasie. Warum um alles in der Welt sollte Cal sie jemals so ansehen?

Was auch immer der Blick war, er verschwand im Nu. Und es reichte aus, um sie daran zu erinnern, dass sie hier war, um einen verdammt guten Job für die Stiftung zu machen, und nicht, um davon zu träumen, ihren Chef zu küssen.

„Wenn es dir recht ist, würde ich die Zeit lieber nutzen, um mich nicht ablenken zu lassen …“ Vor allem nicht von der Ablenkung in seinem Bett zu schlafen! „… so kann ich konzentriert die To-Do-Liste abarbeiten, bevor wir uns mit Mr. Harrington treffen.“

„Es ist selten auf jemanden zu treffen, der noch härter arbeitet als ich“, bemerkte er mit einem weiteren Lächeln. „Ich wusste, dass es eine gute Entscheidung war, dich einzustellen.“

„Die beste, die du je getroffen hast“, stimmte sie mit einem verschmitzten Grinsen zu.

Damit widmete sich wieder ihrem Abendessen, fest entschlossen, ihre Anziehung zu ihrem Chef zu ignorieren. Komme. Was. Wolle.

KAPITEL ZWEI

Sie schlossen ihre letzte Mappe mit Rechercheergebnissen, als sein Flugzeug in Heathrow landete. Lyssa gähnte und bedeckte den Mund mit ihrer Hand. Da Cal in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit auf Geschäftsreisen unterwegs gewesen war, war er an Jetlag und dramatische Zeitverschiebungen gewöhnt. Er dachte sich aber, dass Lyssa ein wenig Zeit brauchen würde, um sich von der langen Nacht zu erholen, die sie gerade hinter sich gebracht hatten.

„Du hast dich in den letzten elf Stunden total reingehängt“, sagte Cal. „Warum legst du dich im Hotel nicht ein paar Stunden hin?“

„Du hast dich aber auch total reingehängt“, betonte sie. „Und eigentlich würde ich heute Abend lieber mindestens bis neun Uhr aufbleiben, um mich an die Zeitumstellung zu gewöhnen. Sonst bin ich wahrscheinlich mitten in der Nacht wach.“

Wieder einmal fiel Cal auf, wie ambitioniert Lyssa war. Seit ihrem Einstieg vor sechs Wochen war sie auf Hochtouren gelaufen.

In Wahrheit hatte er sie als Gefallen für die Mavericks eingestellt. Evan hatte erwähnt, wie sehr Lyssa ihren Job in Chicago hasste. Sebastian hatte angemerkt, wie gut sie seiner Verlobten Charlie bei der Buchhaltung für ihr Bildhauergeschäft geholfen hatte. Und Daniel hatte angedeutet, dass seine Eltern gerne in den Westen ziehen würden, aber nur, wenn Lyssa auch dort wäre.

Bevor er sie eingestellt hatte, hatte Cal sie immer nur im Partymodus gesehen – bei Grillpartys, Hochzeiten, Geburtstagen, Feiertagen. Sie hat immer gelacht, immer Spaß gehabt. Er hatte sich gefragt, ob er es bereuen würde, sie einzustellen, ob sie das Zeug dazu hatte, ernsthaft zu sein und die anfallende Arbeit zu erledigen.

Er hätte es besser wissen müssen. Lyssa war ein Maverick. Selbst als Cal gedacht hatte, er würde sie in ihren ersten sechs Wochen mit einem halben Dutzend Projekten überfordern, hatte sie alle in Rekordzeit erledigt und dann um mehr gebeten. Bisher hatte sie das Büro mit Bravour gemanagt. Gleichzeitig hatte sie Rechercheportfolios über potenzielle Spender zusammenstellte und deren Zukunftspläne im Einklang mit Gideons Vision für Lean on Us skizziert. Es waren große Pläne entstanden, die weit über die sechzig Millionen Dollar hinausgingen, die Gideon mit dem Verkauf für das Gemälde erzielt hatte. Cal hatte einige kleinere Beiträge sowie Gelder von jedem der Mavericks eingenommen, aber der Milliardär Dane Harrington war ihr erster großer potenzieller Spender.

Cal glaubte fest an Gideons Vision, Soldaten zu helfen, die aus Einsätzen zurückkehrten. Diese durchlebten nach ihrem Einsatz oft eine schwere Zeit. Wenn dann noch Verletzungen, posttraumatische Belastungsstörung oder sogar der Tod eines Soldaten hinzukamen, waren oft sowohl die Veteranen als auch ihre Familien jahrelang auf Hilfe angewiesen. In Anbetracht seiner Vergangenheit verstand Gideon den Prozess der Wiedereingliederung und Heilung besser als die meisten anderen. Cal freute sich auch, dass sie Pflegekindern helfen würden, eine weitere Thematik, die Gideon und allen Mavericks sehr am Herzen lag.

Es war bereits Nachmittag, als sie die Einreiseformalien hinter sich gebracht hatten und sich ein Taxi zum Hotel nahmen. Er hatte eine Suite gebucht und diese nicht der Stiftung, sondern seiner eigenen Firma in Rechnung gestellt. Um der Stiftung Kosten zu sparen, hatten sie sein Flugzeug benutzt. Cal war an ein gewisses Maß an Luxus gewöhnt, erwartete aber sicher nicht, dass die Stiftung für Luxushotels oder Erste-Klasse-Flüge aufkommen würde. Zumal er auch vorhatte, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, während er hier war.

Auf dem Rücksitz des Taxis lächelte Lyssa ihn an. Sie wirkte dabei noch etwas müde, weil sie die ganze Nacht wach geblieben war. Er war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würde, bis neun Uhr abends wach zu bleiben, egal wie entschlossen sie war, sich an die Zeitumstellung zu gewöhnen.

Der Page führte sie in die Suite, die aus zwei Schlafzimmern mit einem dazwischen liegenden Wohnzimmer und einer Frühstücksecke bestand, die mit Flügeltüren vom übrigen Zimmer abgegrenzt war.

Er wollte nicht, dass sie sich unwohl fühlte, und erklärte ihr: „Tagsüber können wir die Suite hier zusammen nutzen, damit wir einen Platz zum Arbeiten haben. Nachts kannst du aber deine Seite komplett abschließen.“

Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht richtig deuten, als sie sagte: „Ich bin sicher, dass das nicht nötig sein wird, aber danke, dass du mir Bescheid gesagt hast.“

„Nimm du ruhig dieses Zimmer.“ Cal zeigte auf den größeren Raum. „Da gibt es eine Badewanne.“

„Bist du sicher, dass du den Whirlpool nicht willst?“, fragte sie, wobei ihre Wangen plötzlich rot wurden.

„Ich dusche lieber.“

Ihre Röte vertiefte sich. „Aber was ist mit der Wanne in deinem Jet? Benutzt du die nie?“

Lyssa war schön, klug, witzig und konnte sich in einem Gespräch behaupten. Ganz zu schweigen von den unglaublichen Geräuschen, die sie beim Verzehr ihres Steaks und Hummers von sich gegeben hatte – die sollten wirklich illegal sein.

Aber es gab zwei massive Gründe, die gegen eine Beziehung mit Lyssa Spencer sprachen. Erstens war sie die jüngere Schwester der Mavericks, und seine engen Freunde und Kollegen würden ihn umbringen, wenn er sie auch nur schief anschaute, geschweige denn sie anfasste oder küsste. Und zweitens war sie seine Angestellte.

„Die Wanne war schon drin, als ich das Flugzeug gekauft habe“, antwortete er, während er alle Gedanken an Lyssa, die nackt und glänzend nass in der Badewanne lag, aus seinem Kopf verdrängte. „Ich hatte keine Lust, es umzugestalten.“

Sein Handy klingelte, und als er sah, dass es Gideon war, schaltete er das Gespräch laut. „Hallo, Gideon. Lyssa und ich sind gerade in London angekommen. Wir werden uns morgen mit Dane Harrington treffen.“

„Das ist großartig“, antwortete Gideon, aber er klang überhaupt nicht erfreut. Als er sagte: „Wir haben ein Problem mit dem Finanzamt“, verstand Cal auch warum.

Cal ging ins Wohnzimmer und legte sein Handy auf den Couchtisch. Er winkte Lyssa zu sich, während er sich auf dem Sofa niederließ. Die Müdigkeit, die jeder von ihnen verspürte, verflog angesichts der Besorgnis in Gideons Stimme.

„Was ist denn das Problem?“, fragte Lyssa, die ernsthaft besorgt aussah. Alles rund um das Finanzamt fiel nämlich in ihren Zuständig­keitsbereich.

„Sie verweigern uns den Gemeinnützig­keitsstatus.“ Gideons Stimme war ein raues Rauschen.

Lyssa wurde kreidebleich. Da ihre Spender darauf setzten, ihren Beitrag von der Steuer absetzen zu können, wäre die Aberkennung des Gemeinnützig­keitsstatus eine Katastrophe für ihre Spendensammlungen.

„Kannst du mir bitte ein Foto von dem Brief schicken, damit ich genau sehen kann, wogegen sie Einspruch erheben?“, fragte Lyssa, die ihre Stimme trotz ihrer offensichtlichen Angst ruhig hielt. „Sobald ich weiß, worum es geht, werde ich mich sofort mit dem Finanzamt in Verbindung setzen, um die Entscheidung rückgängig zu machen.“

„Ich habe es gerade geschickt. Ruf mich netterweise gleich zurück nach dem Telefonat, ja?“

„Wird gemacht.“ Das Lächeln in ihrer Stimme erstarb in dem Moment, als der Anruf endete.

Die SMS mit dem Bild war bereits auf ihrem Handy angekommen, und Cals Arm streifte ihren, als er sich vorbeugte, um den Brief mit ihr zu lesen. Für Cal sah es nur wie ein Haufen leicht bedrohlicher juristischer Ausdrücke aus, aber er war kein Steuerexperte.

Dann zeigte Lyssa auf einen der Absätze am Ende des Briefes. „Sie verweigern der Stiftung den Status der Gemeinnützigkeit, weil sie glauben, dass sie einer Privatperson zugute kommt. Aber das ist nicht das, was ich in das Formular geschrieben habe.“ Sie drehte sich um und sah ihn an. „Ich kann es dir zeigen.“

Sie war ihm so nah, dass Cal die goldenen Flecken in ihren hübschen braunen Augen sehen konnte, und einen Moment lang vergaß er alles andere, nur nicht, wie schön sie war.

Verdammt, dachte er, als er sich dabei ertappte. Er musste endlich damit aufhören!

Er zwang sich, zum Geschäftlichen – und nur dazu – zurückzukehren, und sagte ihr: „Du brauchst mir nichts zu zeigen. Ich gehe davon aus, dass du alles korrekt ausgefüllt hast.“

„Hab’ ich“, sagte sie. „Zum Glück habe ich einen Kontakt beim Finanzamt. Tashas Bruder Drew gab mir mal einen Namen, als ich ihm nach dem Verschwinden ihres Vaters dabei geholfen habe, seine gemeinnützige Organisation aufzubauen.“ Tasha war Daniels Lebensgefährtin, und alle gingen davon aus, dass sie sich in naher Zukunft verloben würden. „Ich bin sicher, wenn du mit ihm sprichst und ihm erklärst, was anscheinend passiert ist, wird er uns helfen, die Dinge zu klären.“

Er könnte jetzt eingreifen und den Finanzbeamten auffordern, alles schnellstens in Ordnung zu bringen. Aber das war Lyssas Verantwor­tungsbereich. „Ruf du an. Es ist dein Papierkram, und du hast bereits eine Beziehung zu ihm aufgebaut.“

Als sie lächelte, war er überrascht, Dankbarkeit in ihren Augen zu sehen. Dennoch fragte sie: „Bist du sicher, dass du das nicht übernehmen willst? Dein Name öffnet Türen sicher schneller als meiner.“

„Ich bin mir sicher.“ Wie überzeugend sie sein konnte, hatte er in den letzten sechs Wochen oft erlebt. Außerdem war der Typ ihr Kontakt, nicht seiner.

Wie durch ein Wunder meldete sich der Mann, als sie seine Durchwahlnummer wählte. Cal ging zu dem großen Glasfenster, um den Blick auf den Hyde Park zu genießen, ohne Lyssa über die Schulter zu schauen.

„Hallo, Roger, hier ist Lyssa Spencer von der Lean on Us Foundation.“ Trotz ihrer Bedenken wegen der Stiftung konnte er das Lächeln in ihrer Stimme hören, als sie sagte: „Ja, es ist auch schön, wieder mit Ihnen zu sprechen. Wie geht es Ihrer Tochter jetzt, wo sie in der Vorschule ist?“ Nachdem sie seine Antwort gehört hatte, sagte sie: „Oh, das klingt wunderbar!“ Nach einer kurzen Pause ergriff sie wieder das Wort. „Mir gefällt es in San Francisco – danke der Nachfrage. Allerdings wende ich mich heute an Sie, weil wir gerade ein Schreiben erhalten haben, in dem uns die Gemeinnützigkeit aberkannt wurde, was eine ziemliche Überraschung war. Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind, aber wenn es Ihnen nichts ausmachen würde, den Papierkram mit mir durchzugehen, damit wir die Sache klären können, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“

Cal hörte zu, als sie das Formular durchgingen und bestätigten, dass alles in Ordnung war, bis sie schließlich zu dem Teil mit dem Problem kamen. „Ja, genau, Roger. Ich glaube, genau hier könnte der Fehler liegen. Könnte es falsch eingegeben worden sein?“ Als Roger offensichtlich zustimmte, dass dies der Fall gewesen sein muss, fragte sie: „Müssen wir einen neuen Antrag stellen? Oder kann das sofort behoben werden? Wir treten gerade an Spender heran und müssen bestätigen können, dass alle Spenden steuerlich geltend gemacht werden können.“

Cal wandte sich rechtzeitig von der Aussicht auf London ab, um ihr Grinsen zu sehen, als sie ihm den Daumen hoch gab. „Vielen Dank, Roger. Dann halte ich Ausschau nach dem aktualisierten Schreiben. Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, mir das so schnell wie möglich zu schicken, wird das sicherlich meinen Chef davon abhalten, mir im Nacken zu sitzen und mir das Leben zur Hölle zu machen.“ Sie zwinkerte Cal zu, während Roger sich bereit erklärte, ihr zu helfen, wo er nur konnte. „Vielen Dank, Roger. Sollte ich jemals beschließen, diesen Job aufzugeben, werde ich sicherlich an Sie und das Finanzamt als Alternative denken.“

„Juhuu!“, rief Lyssa aus, nachdem sie aufgelegt hatte. Sie sprang von der Couch auf und hüpfte auf Cal zu, die rechte Hand für ein High Five erhoben. Doch als ihr Fuß am Teppich hängen blieb, stolperte sie stattdessen in seine Arme.

Ihre spontane Umarmung dauerte nur ein paar Sekunden, doch für seinen Seelenfrieden war sie viel zu lang. Leise fluchend erinnerte er sich wieder einmal daran, dass er aufhören musste, daran zu denken, wie gut sie sich in seinen Armen anfühlte.

„Ich hätte nie gedacht, dass ich den Tag erleben würde, an dem es jemandem gelingt, einen Finanzbeamten um den kleinen Finger zu wickeln“, sagte Cal. „Gehe ich recht in der Annahme, dass er dir auch noch einen Job angeboten hat?“

Sie lachte, als sie sich aus seinen Armen löste, und ihre Gesichtsfarbe war rosig. „Er war eine Miezekatze. Und ja, er hat mich eingeladen, jederzeit bei der Finanzbehörde einzusteigen.“ Sie klatschte in die Hände. „Ich bin so froh, dass wir es geschafft haben, alles zu regeln.“

„Du hast alles geregelt.“ Cal betrachtete ihre leuchtenden Züge, als sie lachte, die rosigen Wangen. „Ich hatte nie einen Zweifel.“

* * *

Ich hatte nie einen Zweifel.

Lyssa ließ das Kompliment auf sich wirken.

Cal glaubte an sie. Und diese Umarmung … Das Gefühl, seine Arme um sie herum zu spüren, war so gut gewesen. Aber darauf sollte sie sich jetzt nicht fixieren – oder jemals.

Einen Moment später hörte sie den Benachrichtigungston für eine neue E-Mail. „Hoffentlich ist das von Roger.“

„Wenn das so ist“, sagte Cal, „ist das die schnellste Korrektur vom Finanzamt in der Geschichte sein. Und dafür bekommst du eine Gehaltserhöhung.“

Als sie ihre E-Mail-App antippte, war der korrigierte Brief tatsächlich angekommen. Ihr Grinsen war breit. „Ich werde es Gideon sofort schicken, damit er sich keine Sorgen mehr machen muss.“

Sie leitete die Nachricht weiter und erhielt sofort ein Emoji mit einem glücklichen Gesicht und einen Daumen hoch von Gideon.

„Gebongt“, sagte Cal, und sein anerkennendes Lächeln ging ihr direkt ins Herz. „Ich erhöhe dein Gehalt um fünftausend pro Jahr.“

„Fünftausend?“ Sie konnte es kaum glauben. Sie würde sich nicht mehr mit einem belegten Brot und einem Apfel zum Mittagessen begnügen müssen. Aber da sie nur etwas repariert hatte, das gar nicht erst hätte kaputt gehen dürfen, sagte sie: „Das musst du nicht machen, Cal. Vor allem, wenn ich weiß, dass wir jeden Cent für die Stiftung brauchen.“

„Ich muss es auf jeden Fall machen, Lyssa. Ich bin ein Mann, der sein Wort hält. Und“, stichelte er, „glaubst du, ich will eine Top-Mitarbeiterin verlieren, die Insiderkontakte ins Finanzamt hat? Das muss gefeiert werden. Etwas Besonderes, um an unseren ersten großen Sieg zu erinnern.“

Sie hätte erschöpft sein müssen – immerhin war sie nun fast vierundzwanzig Stunden wach. Stattdessen fühlte sie sich energiegeladen. „Fabelhaft. Was schlägst du vor?“

„Wenn du mir vertraust, habe ich vielleicht eine Überraschung in petto, die dir gefallen wird.“

„Natürlich vertraue ich dir.“ Auch wenn ein Teil von ihr sich wünschte, er wäre etwas weniger vertrauenswürdig, wenn es um seinen unausgesprochenen Schwur gegenüber ihren Brüdern ging, sie niemals als attraktive Frau anzusehen. „Wie lange habe ich Zeit, mich fertig zu machen?“ Inzwischen sehnte sie sich nach einer Dusche und frischen Klamotten.

„Wie wäre es mit einer Stunde? Das gibt mir genug Zeit, um alles zu arrangieren.“

„Wie schick soll ich mich machen?“ Sie hatte hauptsächlich Geschäftskleidung eingepackt, dazu Jeans, eine Bluse und ein Kleid für alle Fälle.

„Auf der eleganteren Seite, falls du so etwas dabei hast.“

„Habe ich.“

Nachdem sie ausgepackt und die Falten aus ihrem Kleid gestrichen hatte, stieg sie in die luxuriöse Dusche. Noch vor Ablauf der Stunde fand sie sich wieder im Wohnzimmer ein.

„Du siehst super aus“, sagte er.

Sie hätte erröten können, auch wenn es nicht mehr als ein gewöhnliches Kompliment war, das genauso gut von ihren Brüdern oder Eltern hätte kommen können. „Danke.“ Sie ließ ihren Blick über ihn schweifen. Er sah in einem blauen Nadelstreifenanzug fantastisch aus. Cal war immer gut gekleidet, seine Anzüge waren stets maßgeschneidert und passten perfekt. „Du aber auch.“

Draußen wartete ein Taxi, und Cal reichte dem Fahrer einen Zettel, auf dem ihr Ziel stand. Während sie durch den Trubel der Stadt brausten, betrachtete sie die überfüllten Londoner Straßen, die Doppeldeckerbusse und den Turm der Westminster Cathedral. „Ich liebe London. Es ist immer so voller Leben.“

„Warst du schon einmal hier?“, fragte Cal.

„Daniel war mal zu einer Konferenz hier und hat mich mitgenommen, weil ich Ferien hatte. Da war ich noch in der Highschool. Ich fand es toll, wie man hier in jedem noch so kleinen Winkelchen wahre Geschichte entdecken kann. Ich habe mich immer danach gesehnt, zurückzukommen.“

Er war verwundet darüber, dass sie nicht noch einmal zurückgekehrt war. „Ich bin sicher, deine Brüder hätten dich jederzeit hierher schicken können. Wenn nicht in einem ihrer Privatflugzeuge, dann in der ersten Klasse einer Linienflug­gesellschaft.“

Lyssa schüttelte den Kopf. „Nein, ich hasse die Vorstellung, sie anzuschnorren. Mir ist bewusst, dass sie Milliardäre sind. Mich auf eine weitere Reise nach London zu schicken, wäre nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen, aber ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, dass ich meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten möchte, sobald ich dazu in der Lage bin.“

Sie fühlte sich von Cals Blick angestrahlt, als er sagte: „Das verstehe ich. Ich wollte auch schon immer meinen eigenen Weg gehen.“

Der Taxifahrer wich nach links aus und trat auf die Bremse, kurz bevor er gegen den Bordstein prallte. In dem Moment erkannte sie, wo sie waren.

„Fahren wir mit dem London Eye?“ Als Cal nickte, umarmte sie ihn praktisch wieder, diesmal absichtlich, anstatt in seine Arme zu stolpern. „Als ich das letzte Mal hier war, habe ich den Tower of London besichtigt und eine Bootsfahrt auf der Themse nach Greenwich gemacht, aber ich hatte keine Zeit, eine Fahrt mit dem London Eye einzuplanen.“

Cals Lächeln wurde breiter. „Dann wird es mir ein Vergnügen sein, dich auf Londons schönstem Riesenrad mitzunehmen.“

Alles an London begeisterte sie, aber mit dem London Eye nach oben zu fahren, war der Hammer.

Vor allem, weil sie mit Cal zusammen sein würde.

KAPITEL DREI

Cal bezahlte den Taxifahrer, während Lyssa ausstieg, sich auf den Bürgersteig stellte und nach oben blickte.

Das London Eye dominierte die Skyline. Sie hatte gehört, dass die Gondeln bis zu zwanzig Personen fassten und einen fantastischen Rundumblick auf London boten. Oben würde London wie ein Lichterteppich unter ihnen ausgebreitet liegen.

Lyssa klatschte vor Freude in die Hände. „Das ist ein herrliches Vergnügen. Danke.“

Sie spürte Cal dicht neben sich, roch seinen köstlichen männlichen Duft, den sie vielleicht besser nicht bemerken sollte. Und doch schloss sie einen Moment die Augen, um ihn zu genießen.

„Danke, dass du ein riesiges Problem gelöst und das so einfach hast aussehen lassen.“

„Das ist ja mein Job“, sagte sie lächelnd. Sie fühlte sich aufgedreht, eine Kombination aus Freude und wahrscheinlich auch Schlafentzug.

Ein großer Angestellter mit buschigen weißen Augenbrauen erschien. „Mr. Danniger?“

„Ja.“ Cal schüttelte die Hand des Mannes. „Sind Sie bereit für uns?“

„Ihre Gondel wird in wenigen Augenblicken hier sein“, antwortete er mit kultiviertem britischem Akzent.

„Wir haben eine ganze Gondel für uns?“ Sie drehte sich zu Cal um, und ihr Herzschlag überschlug sich angesichts seiner Freundlichkeit.

„Wir haben uns eine Solo-Gondel verdient.“ Cal lächelte. „Besonders nach dem, was du heute erreicht hast.“

Sie spürte, wie sie errötete. Ach was, es war nichts, wollte sie eigentlich sagen. Aber Cal gab ihr das Gefühl, wichtig zu sein und gebraucht zu werden – diese Gefühle wollte sie nicht schmälern.

Der Angestellte gab ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. „Ihre private Gondel ist eingetroffen.“

Ihre Spiegelbilder waren in den einseitig verspiegelten Gondeln zu sehen, als sie die Warteschlange umgingen. Geflüster und das Klicken der Kameras verfolgten sie, als wären sie Berühmtheiten.

Das Kleid, das sie trug, war eines ihrer Lieblingskleider, der grüne Stoff betonte ihr dunkles Haar, das Dekolleté war recht tief, enthüllte jedoch nur gerade genug Haut.

Der Bedienstete öffnete schwungvoll die Tür.

Als sie eintrat, verschlug es Lyssa den Atem. Sie drehte sich um die eigene Achse, um jedes Detail des Innenraumes in Augenschein zu nehmen, als sich die Tür zu ihrem eigenen privaten Nachtclub schloss. „Wie hast du das alles in anderthalb Stunden geschafft?“

Cal lächelte, ein Funkeln in seinen Augen. „Es ist erstaunlich, was man alles erreichen kann, wenn man sich etwas wirklich vornimmt. Aber das weißt du ja schon, nicht wahr?“

In einer Ecke spielte ein Streichquartett eine schöne Ballade aus den vierziger Jahren. In einer anderen Ecke war eine üppige Auswahl an Häppchen auf einem langen Tisch ausgebreitet. In der Mitte des Raumes befand sich eine kleine Parkett-Tanzfläche unter Lichterketten, die die Decke überspannten. Außerdem entdeckte sie zwei Ledersessel mit bestem Blick auf die Aussicht, dazwischen stand ein Champagnerkübel auf einem Cafétisch.

Mit einem kleinen Ruck setzte sich die Gondel in Bewegung und stieg langsam auf, während die Lichter Londons die Fenster füllten.

So wundervoll ihre Familie sie auch behandelte, so etwas hatte noch nie jemand für sie arrangiert. Vielleicht lag es daran, dass Cal nicht zur Familie gehörte, dass er nicht dazu verpflichtet war, sondern dass er einfach zu schätzen wusste, was sie getan hatte. Was auch immer der Grund war, sie wollte jeden Moment dieses Londoner Märchens genießen, das er für sie erschaffen hatte.

* * *

Cal deutete mit der Hand auf den mit Häppchen beladenen Tisch. „Wir haben so wenig gegessen, bevor das Flugzeug gelandet ist … du bist sicher hungrig. Ich bin es auf jeden Fall.“ Nachdem er ihr einen Teller gereicht hatte, griff er sich selbst einen und nahm sich allerlei Horsd’oeuvres.

„Das sieht alles köstlich aus“, stimmte sie zu. „Ich muss von jedem etwas probieren.“ Sie nahm eine Scheibe Bruschetta, ein Hummersandwich, ein Krabbenpastetchen und eine gefüllte Filoteigtasche.

Als ihr Teller voll war, ging sie wieder zum Fenster, und ihr Lächeln erhellte den Nachthimmel. „Es ist großartig, wunderschön, fabelhaft.“

Dann nahm sie einen Bissen und stieß einen so genussvollen Laut aus, dass es ihn sinnlich berührte. Er hätte sich nie davon beeinflussen lassen dürfen, aber Lyssa erlebte alles mit so viel Staunen, so viel Leidenschaft. Sein Flugzeug hatte sie verblüfft, die Hotelsuite hatte sie verzaubert, und jetzt bewunderte sie die Aussicht auf die Stadt vom London Eye aus.

Cal fand das überraschend und erfrischend. Immerhin waren ihre Brüder so reich wie Krösus. Sie konnten es sich leisten, ihrer Schwester alles zu geben, was sie wollte. Sie könnte am Strand von Saint-Tropez liegen und sich von den Mavericks aushalten lassen. Stattdessen arbeitete sie für die Stiftung und war mit ganzem Herzen bei der Sache.

Ihre Haltung sollte ihn jedoch nicht wirklich überraschen, nicht wenn er bereits wusste, was ihrer Familie wirklich wichtig war. Obwohl Daniel Spencer ein riesiges Heimwerkerkonglomerat leitete, war es immer noch seine Leidenschaft, kostenlose Anleitungsvideos zu erstellen. Matt Tremont war ein erstaunlicher Erfinder mit Roboterfabriken auf der ganzen Welt, doch das Licht seines Lebens waren ein kleiner Junge und seine neue Frau Ari. Will Franconis Import-Export-Imperium umspannte die ganze Welt, aber für Jeremy, den lieben jüngeren Bruder seiner Frau, der in frühen Jahren bei einem Unfall verletzt worden war und der daher für immer das Herz und den Verstand eines Siebenjährigen haben würde, würde er alles stehen und liegen lassen. Evan Collins leitete ein multinationales Finanzunternehmen, doch er hatte seine lange verschollene Mutter und seine Zwillingsgeschwister Kelsey und Tony wieder in sein Leben aufgenommen, ohne daran zu denken, dass sie es nur auf seine Milliarden abgesehen haben könnten. Jetzt erwartete er zusammen mit der Liebe seines Lebens Paige ein Kind. Und für Sebastian Montgomery war das Wichtigste auf der Welt die Karriere seiner Verlobten – und stets ein breites Lächeln auf Charlies Gesicht zu sehen.

Susan und Bob Spencer hatten die Mavericks zu loyalen und liebevollen Menschen erzogen. Die Spencers hatten ihr ganzes Leben lang in einem Beruf gearbeitet, den viele als niedere Arbeit betrachteten – Bob als Gepäckabfertiger am Chicagoer Flughafen und Susan als Kellnerin. Obwohl sie bereits zwei Kinder hatten, die sie kaum ernähren und großziehen konnten, nahmen sie vier Pflegekinder in ihr Haus auf, weil diese Kinder sie dringend brauchten.

Aus diesem Material war Lyssa Spencer geschnitzt. Es war nicht verwunderlich, dass sie hart arbeitete und alles schätzte, was ihr angeboten wurde.

Cal ließ den Korken des Champagners knallen. „Du hast im Flugzeug keinen Champagner bekommen. Bist du bereit für ein Glas?“

Ein Kellner eilte aus einer abgedunkelten Ecke herbei. „Wenn Sie mir erlauben, einzugießen, Mr. Danniger.“

Cal überreichte die Flasche. Wenn ein Mann einen Job hatte, egal welchen, musste man ihn stolz darauf sein lassen.

Der Mann schenkte den Schampus ein und reichte ihnen je ein Glas. Dann verschwand er wieder hinter einer Topfpflanze, diskret und unauffällig.

Lyssa zog Cal zum Fenster. „Schau mal! Da ist Big Ben. Und die Tower Bridge. Es ist so schön, alles vom besten Aussichtspunkt der Stadt aus zu sehen.“

Er war an zynische Frauen gewöhnt, die exotische Reisen und teure Leckereien als Gegenleistung erwarteten, Frauen, für die das schillerndste Thema stets sie selbst waren. Aber er war ja auch noch nie mit einer bodenständigen Frau zusammen gewesen, nicht wahr? Eine Frau, die für ihren Lebensunterhalt arbeitete, die Verantwortung trug. Jemand, für die Familie das Wichtigste war. Das waren die Eigenschaften, die die Maverick-Frauen außergewöhnlich machten.

Und Lyssa hatte all diese Eigenschaften in Hülle und Fülle.

„Es ist so schön hier oben“, sagte sie mit verträumter Stimme, während die Gondel langsam nach oben glitt.

„Soll ich das Licht dimmen?“, unterbrach der Kellner leise. „Das macht das Panorama noch spektakulärer.“

„Ja, bitte“, sagte Lyssa und schenkte dem jungen Mann ein so strahlendes Lächeln, dass sich seine Wangen röteten.

Nachdem die Lichterketten erloschen waren, umrundete Lyssa die Kapsel erneut und fuhr mit ihrer Hand am Geländer entlang, fasziniert von den Lichtern, die sich unter ihnen ausbreiteten. „Es ist unwirklich.“

Cal war viel mehr von ihrem Vergnügen und ihrer Freude fasziniert als von den schillernden Lichtern Londons. Und von ihrer Schönheit, auch wenn er sich nach wie vor versuchte, einzureden, sie sei unantastbar.

Sie nahm ihr Champagnerglas in die Hand. „Auf die schönste Nacht aller Zeiten.“

Er stieß mit seinem Glas an ihres und verdrängte die Vorstellung von einer noch schöneren Nacht in seinem Bett. „Ja“, sagte er stattdessen, „auf eine unglaubliche Nacht.“

„Und das Essen ist köstlich.“ Sie war immer noch mit demselben Teller beschäftigt und knabberte an den Vorspeisen.

Die Dunkelheit wurde nur durch die gedimmten Lichterketten durchbrochen. Selbst die Band war im Dunkeln verborgen, abgesehen von den dezenten Lampen an ihren Notenständern. Die Musik schwebte wie etwas Himmlisches über den beiden.

„Es ist wirklich magisch“, sagte sie.

Er hatte plötzlich Angst, sie anzuschauen. Die Umgebung war zu bezaubernd, zu verlockend. Zu verführerisch. Perfekt für Romantik … und ein Auftakt für eine knisternd heiße Nacht voller Sex.

Das Quartett beendete ein Stück und begann ein anderes. Lyssa stellte ihr Champagnerglas und ihren Teller ab. „Ich liebe dieses Lied.“

Obwohl ihm die Melodie eindringlich bekannt vorkam, konnte er sie nicht zuordnen.

„,Unforgettable‘“, antwortete sie auf die Frage in seinen Augen. „Es ist perfekt für diese unvergessliche Nacht.“ Sie wartete einen Moment. „Nat King Cole? Aus den fünfziger Jahren?“

Die Süße ihres Lächelns blendete ihn. Dann verstand er endlich, worauf sie anspielte. „Möchtest du tanzen?“ Er reichte ihr die Hand, obwohl eine Stimme in seinem Kopf ihm sagte, dass ein Tanz mit ihr ein Spiel mit dem Feuer sein würde.

„Das würde ich gerne, Mr. Danniger.“ Sie nahm seine Hand und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen.

Die Gondel war nicht groß, und mit ihr zu tanzen, wirkte unglaublich intim auf ihn, als er sie in die Arme nahm. Er hatte mit ihr auf der Hochzeit von Matt und Ari getanzt, aber das waren schnelle, lustige Tänze mit zwei Jungs und dem Rest der alleinstehenden Frauen gewesen. Schon damals hatte er Daniels bösen Blick auf sich gespürt, und er musste lachen, als er daran dachte, dass sein Freund sich Sorgen machen könnte, dass Cal es wagen könnte, seine Schwester anzurühren.

Aber als er Lyssa heute Abend in seinen Armen herumwirbelte, wurde Cal klar, dass Daniels böser Blick nicht ganz unberechtigt gewesen war. Sie fühlte sich so zart in seinen Armen an.

Zu zart.

„Wo hast du tanzen gelernt?“, fragte er, während sie anmutig seinen Schritten folgte.

Sie lachte, und der honigsüße Klang vibrierte in ihm nach. Jedes Mal, wenn sie im Büro lachte, verlor er für einige Augenblicke den Faden. „Als ich klein war, habe ich meine Brüder gezwungen, mit mir zu tanzen. Du hättest sie sehen sollen, wie sie mich herumgeschleppt haben, während ich ihnen auf den Füßen stand und sie herumkommandiert habe.“ Sie kicherte. „Sie wurden knallrot dabei, aber Mom sagte ihnen, dass sie eines Tages, wenn sie verheiratet sind, tanzen können müssen. Ich habe zu diesem Lied getanzt, als wir es auf Dads altem Plattenspieler gespielt haben“, fügte sie leise hinzu. „Und wo hast du es gelernt?“

„Nach der ersten Wohltätigkeits­veranstaltung, an der ich teilnahm, wurde mir klar, dass ich besser die gängigen Gesellschaftstänze lernen sollte.“

Ihre Augenbrauen wanderten nach oben. „Du warst in der Tanzschule?“

Er schüttelte den Kopf. „Ich habe beobachtet und analysiert.“

Ihr Lächeln zwang ihn fast in die Knie. „Natürlich. So gehst du ja alles an, nicht wahr? Du siehst zu und lernst.“

„Du machst das Gleiche“, bemerkte er, als sie sich erneut perfekt um die Gondel drehten.

Sie befanden sich jetzt ganz oben auf dem Rad, und vor ihnen breitete sich ein atemberaubendes Panorama von London aus. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass das Gefühl, sie in seinen Armen zu haben, ihm dem Atem raubte.

Er wollte es nicht zugeben. Er wollte sich der Wahrheit nicht stellen. Aber jetzt, wo Lyssa in seinen Armen war, konnte er nicht mehr verbergen, dass er sie die ganze Zeit bemerkt hatte. Er hatte ihr Geschick bei der Arbeit bemerkt, ihre Fähigkeit, mit Menschen umzugehen, ihre Liebenswürdigkeit, ihr Selbstvertrauen, ihre Bereitschaft, alles zu tun, was er verlangte. Sie saugte Wissen und Verantwortung auf wie ein Schwamm. Auf der Hochzeit von Matt und Ari hatte er bemerkt, wie schön sie war. Wenn er ehrlich war, hatte er sie seither nicht mehr wirklich aus den Augen gelassen.

Das war der wahre Grund für Daniels bösen Blick gewesen. Daniel musste geahnt haben, was wirklich in Cals Kopf vorging, auch wenn Cal es sich selbst nicht eingestehen wollte.

In diesem Moment verpasste Lyssa einen Schritt, und als sie stolperte, drückte er sie fester an seinen Körper.

Die Stimme in seinem Kopf – die Stimme, die ihn warnte, einen Schritt von ihr wegzugehen, anstatt auf sie zuzugehen – hatte Recht gehabt. Er hätte sie nie in die Arme nehmen dürfen, nie den Kellner das Licht dimmen lassen dürfen, ihr nie Champagner einschenken dürfen, nie ihre Lippen beobachten dürfen, wenn sie die Vorspeisen verzehrte, nie mit ihr zu einem Lied tanzen dürfen, das ihn von diesem Tag an immer an sie denken lassen würde. Wäre er bei klarem Verstand gewesen, hätte er die Versuchung erkannt, die darin lauerte, sie zum London Eye zu bringen, wo hoch oben im Nachthimmel nichts mehr „rein geschäftlich“ sein würde. Vor allem, wenn sie ein Kleid trug, das ihre Kurven umschmeichelte und die herrliche Haut darunter erahnen ließ. Verdammt, wenn er alles noch einmal machen könnte, würde er sie gar nicht erst auf diese Reise mitnehmen und eine Suite mit ihr teilen.

Er respektierte ihren Verstand und ihre wunderbare Fähigkeit, die Menschen, mit denen sie arbeiteten, in ihr Team einzubinden. Aber jetzt musste er auch zugeben, wie schön sie war. Wie gut sie roch.

Und wie verdammt perfekt sie sich in seinen Armen fühlte.

Er war berauscht von ihrem Lächeln, ihrem Lachen, dem Gefühl ihrer Haut. Berauscht von ihrem hypnotischen Duft.

Noch nie hatte er eine Frau so sehr gewollt wie sie in diesem Moment.

Und doch gab es keine Frau, die mehr tabu war als Lyssa Spencer.

* * *

Wahnsinn, fühlte es sich gut an, mit ihm zu tanzen. Lyssa hatte mit Cal auf der Hochzeit getanzt. Aber es waren Tänze mit Spaß- und Flirtfaktor gewesen.

Das hier war so viel mehr. Ihre Hand auf seiner Schulter, seine Muskeln unter ihren Fingerspitzen – er war so unglaublich sexy. Für einige Augenblicke spielte es keine Rolle, dass er so viel älter war als sie, dass er ihr Chef war, dass er ein enger Freund ihrer Brüder war. Alles, was zählte, war, seinen Duft einzuatmen, während sie in den Armen des anderen über die Tanzfläche schwebten.

Das fabelhafte Essen, der köstliche Champagner, die schöne Musik, die magischen Lichter der Stadt weit unter ihnen war das Märchen.

Und sie tanzte mit dem hübschen Prinzen.

Das Lied endete, bevor sie bereit war, ihn loszulassen. Als er sich von ihr löste, verspürte sie den seltsamen Drang, sich an ihn zu klammern, obwohl sie noch nie eine anhängliche Frau gewesen war.