Literatur zum Mitnehmen! - Jill Poskanzer - E-Book

Literatur zum Mitnehmen! E-Book

Jill Poskanzer

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Beschreibung

Was wäre, wenn ...? Welches aufwändige, kunstvoll benannte Getränk würde ihr Lieblingsautor bei Starbucks am Tresen bestellen? Wie viele Caramel Macchiato würde J.K. Rowling wohl vertragen? Und würde Agatha Christie lautstark auf entkoffeiniert bestehen? Wäre ein schlichter Milchkaffee ausreichend satirisch-fantastisch für einen Terry Pratchett? Und was passiert, wenn Anna Karenina neben James Bond an der Bar wartet, gerade als Hemingway sich von hinten vordrängelt, um einen Espresso mit Schuss zu ordern? In fabelhaften kleinen Episoden gibt »Literatur zum Mitnehmen!« Antworten auf diese und andere Fragen. Der schönste Pausenfüller für alle Bücherwürmer mit Spaß an aufgeschäumtem Humor. Garniert mit Zeichnungen des bekannten New Yorker-Cartoonisten Harry Bliss.

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EPUB

Seitenzahl: 81

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Buch

Kommt ein Mann in eine Bar …

Jeder kennt diese Eröffnung, die zahllosen Witzen vorausgeht. In »Literatur zum Mitnehmen« ist es allerdings nicht irgendein Mann (oder eine Frau), sondern ein berühmter Schriftsteller, eine bekannte Romanfigur oder eine gefeierte Autorin. Und sie betreten auch keine Bar, sondern einen Coffee Shop. In anspielungsreichen Mini-Episoden erzählt dieses Buch mit einer ordentlichen Prise Humor, was geschieht, wenn Helden der Literatur wie Edgar Allen Poe, Harper Lee, Alice im Wunderland, Homer, die Gebrüder Grimm, Don Quijote oder Ernest Hemingway eine Starbucks-Filiale besuchen. Für welches Getränk würden sie sich entscheiden? Was für einen Tee würde Jane Eyre bestellen? Wie viele Caffè Lattes müsste Mr. Darcy aus »Stolz und Vorurteil« verkosten, bis er einen fände, der ihm schmeckt? Literatur zum (Wieder-)Entdecken, einmalig amüsant!

AutorInnen

Jill Poskanzer geht zur Theke und überlegt eine geschlagene Minute, bevor sie einen Tall White Chocolate Mocha bestellt, also das Gleiche wie immer. Veränderungen findet sie gut, aber nur so lange, wie sie nicht umgesetzt werden. Sie lebt zurzeit in Los Angeles und bastelt an einer Karriere beim Fernsehen. Unter @MsJillMadeline können Sie ihr auf Twitter folgen.

Wilson Josephson geht zur Theke, bestellt eine große Hot Chocolate und hat sie im nächsten Augenblick vergessen. Als er sie schließlich trinken will, ist sie kalt. Er hat eine besondere Vorliebe für Dilettantismus in allen Dingen und ist der festen Überzeugung, dass man sich nur ein kleines bisschen krümmen muss, um es schon halbwegs zum Häkchen gebracht zu haben. Er bastelt an einer Karriere.

Nora Katz geht zur Theke und bestellt das Gleiche wie Tolkien. Wenn sie nicht auf der Bühne steht, Wanderungen unternimmt oder ihr Traumhaus im Auenland plant, bastelt sie an einer Karriere als Historikerin und Museumskuratorin.

Harry Bliss ist Cartoonist und Umschlaggestalter des berühmten Magazins The New Yorker.

Jill Poskanzer | Nora Katz | Wilson Josephson

LITERATUR ZUM MITNEHMEN!

Neulich bei Starbucks … Begegnungen mit Dickens, d’Artagnan, Jane Austen & Co

Mit Illustrationen von Harry BlissAus dem amerikanischen Englisch von Regina Rawlinson

Die Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel »Literary Starbucks« bei St. Martin’s Press, New York.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

1. Auflage

Taschenbuchausgabe August 2017

Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Text Copyright © 2016 der Originalausgabe by Jill Poskanzer, Wilson Josephson und Nora Katz

Illustrationen im Innenteil Copyright © 2016 by Harry Bliss

Lektorat: Claudia Alt

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagmotive: GettyImages/English School, FinePic®, München

KF · Herstellung: kw

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-20847-9V001

www.goldmann-verlag.de

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Für Tim Raylor, dessen längst vergessene Bemerkung in einem Seminar der Auslöser war. Möge dieses Buch zu einer der vielen Inspirationen werden, mit denen Sie Ihre Studierenden beflügeln.– JP

Für Eltern, die ihren Kindern vorlesen; für Bibliothekare und Bibliothekarinnen überall auf der Welt.– WJ

Für Susan Reisinger-Becker – für Moby Dick – NK

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e.e. cummings

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sich

vor der theke auf & bestellt

einen icedvanillalatte

er

setzt sich.

wartet.

einezweidreivierfünf minuten

bis die baristalady seinen Namen pfeift –

»wie möchten sie ihren kaffee, mister dichter?«

Die Baristas sind gerade drei Minuten im Shop, da klopft es an der Eingangstür. Ein Mann lehnt mit der Stirn an der Scheibe, als könnte er sich kaum auf den Beinen halten. Er braucht einen Kaffee, soviel steht fest. Ein mutiger Barista macht die Tür auf; John Keats kommt herein.

John Keats bestellt einen Venti Iced Caramel Frappuccino. Er sucht sich einen freien Tisch und stößt einen dramatischen Seufzer aus. Sein Getränk rührt er nicht an.

Eugene O’Neill geht frühmorgens als Erstes an die Theke und bestellt einen nachtschwarzen Kaffee.

Mary Oliver betritt das Starbucks. Ein Schwarm Vögel flattert hinter ihr herein. Sie bestellt einen Chocolate Smoothie, aber bei dem aufgeregten Gezeter, Getschilpe und Geschnatter versteht der Barista kein Wort. Ein Eisvogel taucht in den Eiskaffee, Zaunkönige bauen sich aus Trinkhalmen ein Nest, und eine große Wildgans hat sich im Deckenventilator verfangen.

»Unter solchen Bedingungen kann ich nicht arbeiten!«, schreit der Barista.

Als der Lärm kurz abflaut, greift Mary Oliver über die Theke hinweg nach seiner Hand. »Er muss nicht gut sein«, sagt sie ernst, nimmt den halbfertigen Smoothie und geht. Das Starbucks gleicht einem einzigen Vogelpark.

Rip Van Winkle kommt herein und bestellt gähnend einen glasierten Donut. »Sir«, sagt der Barista. »Wir sind ein Starbucks. Bei uns gibt es keine Donuts.« Rip Van Winkle blickt sich verwundert um. »Hier sieht es genau wie bei Dunkin’ Donuts aus«, sagt er. »Bis auf das Schild …«

Nick Carraway kommt herein. Er bestellt nichts, sondern lehnt sich nur an die Theke und kommentiert den ganzen Tag über, was alle anderen bestellen.

Harper Lee kommt herein und bestellt einen Grande Cappuccino. Sie findet ihn einzigartig, und nachdem die anderen Gäste offenbar der gleichen Ansicht sind, bestellt sie niemals wieder ein zweites Getränk. Als eine Freundin der Familie fünfzig Jahre später einen großen Entkoffeinierten für sie ordert, glaubt kein Mensch, dass er tatsächlich für Ms. Lee bestimmt ist.

Elizabeth Bishop

Wer Kaffee kocht, der muss kein Künstler sein;

erst muss die Brühe brühn, dann ziehn,

ein Kaffee kocht sich fast schon von allein.

Trink ihn von früh bis spät und find dich drein,

dass dir die Stunden ohne Halt entfliehn.

Wer Kaffee trinkt, der muss kein Künstler sein.

Trink mehr, trink schneller, präge sie dir ein,

die Orte, Namen – auf die Tasse kommt’s nicht an,

getrost, sie wird schon kein Desaster sein.

Einstens stand früh ich auf und goss mir ein

Die vorvorletzte Tasse, schon im Stehn.

Wer Kaffee liebt, der muss kein Künstler sein.

Trank noch ’nen Latte, göttlich, doch auf einem Bein

steht sich’s nicht gut, drum schnell noch zwei: zum Niederknien!

Noch einen! Aber das Desaster trat nicht ein.

Auch wenn ich jetzt bestell (diskret, doch keines-

falls genuschelt), kann ich’s bestens sehn:

Wer Kaffee ausschenkt, muss kein Künstler sein,

und brächt’ auch das Ergebnis (schreib’s groß!) PEIN.

Marcel Proust bestellt eine Gallone Kaffee. »Aber Sir!«, ruft die Barista. »Das wären ja sieben unserer größten Tassen!« Als er die sieben, ohne zu zögern, hinunterschüttet, wird er von den übrigen Gästen mit begeistertem Applaus bedacht.

Eine Barista bemerkt, dass die Espressomaschine ein seltsames Geräusch von sich gibt. Und ignoriert es.

Faramir verlangt es nicht nach Eiskaffee der Kälte wegen, noch begehrt er einen Latte, trotz des Schaums, und auch der praktische To-go-Becher kann ihn nicht locken. Es lüstet ihn allein nach seiner Dosis Koffein.

Hier japst A. A. Milne die Treppe herauf. Pu! Da fliegt seine Tweedjacke auf einen Stuhl. Schon steht er an der Theke, bereit für einen grünen Tee mit extra viel Honig.

William Butler Yeats geht zur Theke und lässt sich von einem abgerichteten Falken einen Kaffee bestellen. »Normal oder entkoffeiniert?«, fragt die Barista. »Hä?«, fragt der Falke zurück.

A. A. Milne setzt sich an einen Ecktisch. Sein Sohn kommt herein und fängt an, mit Yeats’ Falken zu spielen. Milne macht sich Notizen.

Es ist ruhig im Starbucks. Der Fußboden ist über und über mit Falkenkot bekleckert, aber der Mann von der Lebensmittelüberwachung kommt erst morgen.

Chinua Achebe kommt herein und bestellt einen starken Tee und einen Scone. Er nimmt den Scone vom Teller und zerkrümelt ihn. »Sorry«, sagt die Barista. »Alles zerfällt.«

A. A. Milne fragt Achebe, ob er Honig auf seinen Scone möchte.

»Wen interessiert schon der Scone?«, sagt Achebe.

Haruki Murakami möchte etwas von der geheimen Getränkekarte bestellen. Dass es eine geheime Karte geben soll, überrascht den Barista, der noch nie etwas davon gehört hat. Murakami ist zwar enttäuscht, aber seinerseits nicht besonders überrascht, und er entscheidet sich für ein Glas Steamed Milk mit einem Spritzer Zimtsirup. Während er an der Theke wartet, lauscht er dem Jazz, der aus den Lautsprechern dringt, klopft mit dem Fuß den Rhythmus mit und erinnert sich an die Zeit zurück, als er selbst ein Café betrieben hat. Das war ein gutes Leben. In die Vergangenheit versunken, bemerkt er nicht, dass eine kleine Katze ihm die Milch wegschleckt. Er reißt sich aus seinen Träumereien und jagt sie weg. Später am Tag macht er sich auf die Suche nach ihr, um seine Schuld wiedergutzumachen. Doch er findet sie nicht mehr.

Mary Ann Evans geht zur Theke und gibt ihren Namen mit George Eliot an. In diesem Starbucks kennt jeder jeden und weiß alles über alle. Ein Mensch hat ein Geheimnis, doch schon bald ist es keines mehr, allein deswegen, weil Nick Carraway es mit jedem teilt, der hereinschaut. Im Starbucks trifft sich die halbe Stadt zum Klatschen und Tratschen, und früher oder später gehört jeder dazu. Eliot bekommt ihren Venti Chai Tea Latte. Bis sie wieder zu Hause ist, weiß auf ihrem bescheidenen Landsitz jeder, was sie bestellt hat, auch ihre hübschere, nicht ganz so sympathische Schwester. Der Chai Tea Latte ist ein Kommentar zum hierarchischen Gefüge englischer Kleinstadtgesellschaften – aber ein geschmackvoller!

Harry Potter geht zur Theke und bestellt einen Butterbier Latte, weil Dumbledore es ihm aufgetragen hat und er sich ziemlich sicher ist, dass er dem Alten vertrauen kann.

Roald Dahl