Maddrax 436 - Jana Paradigi - E-Book

Maddrax 436 E-Book

Jana Paradigi

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Beschreibung

Was ist dran an der Legende um das Schiff, mit dem die Hydree einst nach Aquus kamen und das sich nach der Landung zur Stadt umwandelte? Es soll ein Beiboot existieren, mit dem sich ein mythischer Held auf große Fahrt machte, aber nicht zurückkehrte. Wäre dieses Boot eine Möglichkeit, Aquus in Richtung Ringplanet zu verlassen? Matt, Aruula und Bart'ol machen sich auf die Suche - doch schon bei ihrer ersten Station drohen sie in einen vernichtenden Krieg zu geraten.

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Seitenzahl: 143

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Inhalt

Cover

Impressum

Hilfreiche Links

Was bisher geschah …

Die Legende

Leserseite

Cartoon

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Lektorat: Michael Schönenbröcher

Titelbild: Koveck und Néstor Taylor, Agentur Ortega

Autor: Jana Paradigi

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-3674-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Hilfreiche Links zu diesem Roman:

Serie

Covermaler/in

Autor/in

Am 8. Februar 2012 trifft der Komet „Christopher-Floyd“ – in Wahrheit eine Arche Außerirdischer – die Erde. Ihre Achse verschiebt sich und ein Leichentuch aus Staub legt sich für Jahrhunderte um den Planeten. Nach der Eiszeit bevölkern Mutationen die Länder und die Menschheit ist degeneriert. In dieses Szenario verschlägt es den Piloten Matthew Drax, dessen Staffel durch ein Zeitphänomen ins Jahr 2516 versetzt wird. Nach dem Absturz retten ihn Barbaren, die ihn „Maddrax“ nennen. Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula erkundet er diese für ihn fremde Erde. Bis sie durch ein Wurmloch, das sich im Forschungszentrum CERN auftut, auf einen von zwanzig Monden um einen Ringplaneten versetzt werden.

Sie finden sich auf dem Mond Terminus wieder, wo sie ein Psi-Feld ihr früheres Leben vergessen lässt. Unterwegs zum Turm der Initiatoren, den Herren des Systems, geraten Matt und Aruula in einem unterirdischen Kerker an das mächtige Volk der Saven, die einen „Maulwurf“ in Aruula installieren, der die Saven befreit, bevor er die beiden zum Wassermond Aquus schickt, wo sie zusammen mit dem Techniker Mi-Ruut auf die Hydree treffen. Diese Fischwesen geben Matt und Aruula ihre Erinnerungen zurück. Sie reisen zum Mond Binaar weiter, einem Ort, an dem nur künstliche Wesen leben. Die Renegaten, alles Cyborgs, wollen von hier fliehen und lösen einen ganzen Stadtteil – Exxus – aus Binaar. Matt und Aruula reisen mit, aber auch ihr Erzfeind Jacob Smythe und ein Initiator in einem Avatar.

Smythe erlangt die Kontrolle über den Zentralrechner der Exxus und ändert den Kurs auf den Ringplaneten. Dann aber wird er von einem verbündeten Roboter betrogen, der die Kontrolle des Schiffs auf sich selbst überträgt – bevor Aruula ihn vernichtet. Nun lässt sich der Kurs nicht mehr ändern. Smythe stürzt in einen Schacht und der Initiator zwingt die Menschen in ein Fluchtshuttle, löst aber seinen Geist aus dem Avatar, als sie ins Schwerefeld des Mondes Botan geraten.

Nach dem Absturz treffen Matt und Aruula auf Molchwesen, die für die Initiatoren Einheimische einfangen, weil deren Blut lebensverlängernd wirkt. Doch die Natur ist krank; Faulzonen breiten sich aus! Eine Entität, der Geist Botans, versucht Matt und Aruula zu assimilieren, was Mi-Ruut, der wieder zu ihnen stößt, verhindern kann. Sie finden Xaana, die seit Monaten in einem Kokon steckt. Ein kranker Proband ist verantwortlich für die Fäulnis. Als sie seine Leiche verbrennen, verbreiten sie mit der Asche den Virus über ganz Botan. In ihrer Not setzen die Initiatoren die auf Terminus festsitzenden Saven ein. Plagmal und Kürzmüh werden nach Botan transferiert, wo sie die Seuche zwar heilen, aber den Geist zu übernehmen versuchen – was letztlich misslingt. Botan vereinnahmt die Saven und erlaubt den Gefährten die Rückkehr nach Aquus. Als sie versuchen, ein Schiff für die Suche nach den Hydree zu organisieren, schickt der Gangsterboss Unagai seinen Sohn hinter ihnen her. Zusammen mit einer Assassine leiten sie Gift in die Unterwasserstadt der Hydree. Matt & Co. können das Schlimmste verhindern und ihre nachfolgende Freundin Kra’rarr tötet die beiden Polatai.

Die Legende

von Jana Paradigi

Sie waren weit vom üblichen Kurs abgekommen, um einem elektrischen Unwetter auszuweichen. Die Sonne schob sich gerade über den Horizont der unendlich scheinenden Wasserwüste, als der Ausguck eine Sichtung vermeldete. Durch das Fernglas erkannte Warnass eine Insel. Und mehr noch: Sie schien von Gerüsten umgeben zu sein! Ein geheimer Stützpunkt der Weichflossler?

Der Polatai entschied, das Boot zu stoppen, bevor es entdeckt wurde. Er selbst wollte hinüberschwimmen und das Eiland näher in Augenschein nehmen. Seine Crew verfolgte, wie er ins Wasser sprang und sich entfernte. Er war keine zwei Buster weit gekommen, als eine Explosion die Stille und das Meer zerriss. Fleischbrocken regneten nieder.

„Sofort wenden und Kurs auf den Nordpol!“, befahl der Steuermann. „Wir müssen umgehend Unagai informieren!“

Bart’ol lief nervös vor dem Regal mit alten Kodexschriften auf und ab und kontrollierte zum wiederholten Male den Sitz seiner Erkennungsmarke auf der Brust. Das Ratsemblem, das ihm zum Dank für seine Verdienste überreicht worden war, stattete ihn mit Privilegien und besondere Zugangsberechtigungen für die Archive von Eshna’fah’gad und sogar für einige Labore aus.

Bisher hatte er es hauptsächlich dafür genutzt, sich zu belesen und fortzubilden. Er wollte nicht mehr nur ein Korallenfarmer sein. Aber Kastenzuordnung blieb Kastenzuordnung. Die einzige Chance zum Aufstieg war, sich für eine weitere zu qualifizieren, so wie es einst sein berühmter Vorfahr Shat’oyot getan hatte.

Bart’ol hatte für sich beschlossen, Shat’oyot nachzueifern, die Tradition fortzuführen – oder besser gesagt, überhaupt erst eine zu beginnen. Denn so weit bekannt war, hatten die Kinder des Symbionikforschers sich sämtlich von der Arbeit ihres Vaters abgewandt. Ein nicht sehr ehrenhaftes Verhalten, fand Bart’ol.

Doch in diesem Moment ging es nicht um seine eigenen Wünsche – hier und jetzt ging es um seine Freunde. Sie waren ihm ans Herz gewachsen, und es war erfrischend und überaus lehrreich, sie um sich zu haben.

Die Art der Menschen war so anders. Ihre ganze Denkweise, diese überbordenden Gefühle, die sie so stark und gleichzeitig so verletzbar machten. Es wäre ihm eine echte Freude gewesen, sie für immer bei sich zu wissen. Doch Bart’ol wusste, dass Maddrax, Aruula und Xaana nicht hierher gehörten. Ihre eigene Welt wartete auf sie.

Er konnte ihnen keine Heimreise bieten. Doch er konnte versuchen, mehr über die Legende herauszufinden, deren wahrer Kern ihnen vielleicht zumindest eine Passage zum Ringplaneten ermöglichen würde.

Im Grunde war es seltsam grotesk, von einem Volk abzustammen, das eine Technologie besessen hatte, mit der man das ganze Universum hatte durchreisen können. Doch mit der Landung auf Aquus war diese Fähigkeit verlorengegangen. Nicht etwa das Wissen, doch ein neuer Lebensraum bedeutete eben auch gänzlich andere Parameter, fremde Materialien und Ressourcen – wenn man von Wasser absah.

Der Ur-Raumer war für immer als Basisteil der ersten Hydree-Stadt aufgegangen. Aber es gab durchaus gute Chancen, dass eines der Beiboote, die zur Notfallevakuierung gedacht gewesen waren, die Zeit überdauert hatte. Schließlich waren die Umläufe hier auf dem Mond nichts im Vergleich zu den Äonen, die es bereits auf dem Flug nach Aquus überstanden hatte.

In der Legende hieß es, Shat’oyot wäre mit so einem Kurzstreckenraumer aufgebrochen, um in Ruhe und Abgeschiedenheit an seinen Projekten weiterarbeiten zu können. Aber um dem nachzugehen, brauchte es mehr als vage Nacherzählungen. Deshalb war Bart’ol hier. Um Einsicht in einen der geheimsten Bereiche des Archives zu erhalten.

Genau genommen war er schon zum dritten Mal hier, um das zu erreichen. Beim ersten Mal hatten die Wächter schlicht bestritten, dass es so einen Abschnitt überhaupt gab. Beim zweiten Mal hatte sie ihm ohne weitere Prüfung den Zutritt verwehrt. Dieses Mal – nach einer kleinen aber feinen Drohung, dass man so einen Fall von fehlender Kooperation dem Obersten des Rates melden könnte, – hatte sich einer der Wächter dazu durchgerungen, es zumindest den Hütern vorzutragen. Und seitdem wartete Bart’ol.

Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und der Hydree war kurz davor aufzugeben und den Wartebereich des Archives zu verlassen, da tauchte einer der Archivare auf. In seiner Hand hielt er einen kleinen Klapptisch, auf dem einige Utensilien lagen.

Bart’ol wollte schon fragen, wie denn nun entschieden worden war, doch der in einen rötlich brauen Talar Gewandete hielt ihn mit einer knappen Handbewegung davon ab und bedeutete ihm, sich stattdessen an das Pult zu setzen. Dorthin, wo sonst nur die Archivare selbst Platz nehmen durften. Dann stellte der Hydree das Tischchen vor Bart’ol ab. „Es wird verlangt, dass du eine Probe abgibst, um dich würdig zu erweisen.“

„Eine Schriftprobe?“, fragte Bart’ol reichlich verdattert. „Vielleicht hatte ich mich nicht richtig ausgedrückt …“

Abermals verbot ihm der Archivar allein mit seiner Körpersprache den Mund. Sein Gesichtsausdruck spiegelte eine Mischung aus Hohn und Ärger wider. Und auch Bart’ol kam sich nun reichlich dumm vor. Auf dem Tischchen lagen ja nicht Schreibgriffel und Papier, sondern ein Messer und eine Vorrichtung mit Rille und Auffangtrichter, die am anderen Ende mit einer Art Scheibe versehen war.

„Ihr wollt eine Blutprobe?“, folgerte Bart’ol unsicher.

Der Archivar nickte. „So ist es in dieser Angelegenheit Brauch.“

Es war nicht an ihm, das Procedere zu hinterfragen. Also griff Bart’ol nach dem Messer, hob damit die Schuppen an seiner locker zur Faust geballten Hand an und schnitt nach einigem Zögern in sein eigenes Fleisch. Die Stelle schmerzte augenblicklich, doch er biss die Zähne zusammen und spannte die Hand an, um weitere Tropfen heraus und in das Auffangbecken zu zwingen.

„Das ist genug.“ Mehr sagte der Archivar nicht. Und mehr tat er auch nicht. Also starrte Bart’ol voller Erwartung auf sein Blut, beobachtete, wie es langsam die Rille entlang zur kleinen Scheibe rann.

Aber auch beim Auftreffen passiert nichts, was einen Hinweis auf ein Für oder Dagegen hätte sein können. Die Scheibe schien das Blut zu absorbieren. Als der letzte Tropfen versickert war, begann das Material zu glimmen. Erst war es nur ein Schimmern, dann ein Glühen, bis es so hell wurde, dass Bart’ol seinen Blick abwenden musste.

„Das ist unglaublich!“, rief der Archivar. „Wer, sagtet Ihr, seid Ihr? So etwas hat es in all den Umläufen nicht gegeben!“

„Niemand hat je bestanden?“ Bart’ol hatte sehr wohl den respektvollen Wechsel in der Anrede bemerkt, und er war unsicher, wer von ihnen aufgeregter war. „Was hat das zu bedeuten?“

Der Archivar mühte sich um Fassung. Seine Wangen zeigten dunkelblaue Flecken. Doch nach ein paar tiefen Atemzügen hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Nun, es bedeutet, dass Euch Zutritt gewährt wird“, sagte er dann so feierlich, dass Bart’ol schlucken musste. Er hatte es tatsächlich geschafft. Er durfte das Allerheiligste dieser Gemäuer betreten.

Bart’ol hatte sich eine kleine Kammer vorgestellt, doch als man für ihn die Tore öffnete, breitete sich auf der anderen Seite eine ganze Halle voller Artefakten, Bücher, Karten und sogar Kleider aus.

„Das ist … atemberaubend!“ Andächtig schritt er durch die Gänge und wagte kaum, auch nur die Regale zu berühren. Dies hier war der eigentliche Schatz seines Volkes. Diese Sammlung bestand, seit die Hydree sich auf ihre Wurzeln besonnen hatten. Das Seelenlabyrinth war dabei nur ein Teilstück dieser neuen Ära. Ein Hilfsmittel, um all diese Informationen weiterzugeben. Oder zumindest fast alle. Die Auswahl an Wissen war aller Vermutung nach zumindest bereinigt, vielleicht sogar beschönigt worden. Um sich an das Gute zu erinnern und nicht zu sehr an das Schlechte.

Der Archivar hatte ihn alleine gelassen. Eine Geste, die Bart’ol stolz machte. Man vertraute ihm also endlich. Langsam wurde er mutiger. Zielstrebiger. Er fuhr mit den Fingern die Buchrücken entlang, überflog die Titel, erkannte immer deutlicher die thematische Sortierung fand schließlich das richtige Abteil: die Bestandslisten und Prüfprotokolle, die man nach der Ankunft auf Aquus vom Ur-Raumer geholt hatte, bevor er sich abgesenkt und zur Stadt umgeformt hatte.

Eine Unmenge an Daten. Doch Bart’ol stürzte sich darauf wie ein nimmersattes Kind. Es dauerte die ganze Nacht und den ganzen Morgen, bis er endlich fand, was er die ganze Zeit gesucht hatte. In einem Protokoll über die wirklich faszinierende Entstehung von Eshna’fah’gad waren drei verbleibende Beiboote aufgelistet. Und tatsächlich war eines davon Shat’oyot bereits damals zugeteilt worden. Weil es die besten Voraussetzungen bot, um die im Raumer mitgebrachten Saatvorräte und überlebenden Brutkapseln auch für die Zukunft sicher aufzubewahren.

Blieb nur noch die Frage, ob die Legende über das Verschwinden des Symbionikforschers ebenfalls stimmte. Bart’ol machte sich Abschriften von den Texten und stellte die Bücher sorgsam wieder ins Regal. Es gab nur noch einen Platz, an dem er das letzte Puzzlestück finden konnte. Den Schrein.

Es war ein aus Korallenstäben gezimmerter Schrank, der Fundstücke rund um Shat’oyot persönlich enthielt. Für Bart’ols Geschmack zu kitschig in Szene gesetzt, aber das spielte keine Rolle.

Unter durchsichtigen Kuppeln standen kleine Figuren, die den berühmten Forscher in verschiedenen Lebenszyklen zeigten. Die Letzte glich der Statue im Park. Sie zeigte Shat’oyot bereits mit dem entarteten Tentakelarm. Das Ergebnis von Selbstversuchen, die bereits zu der dunkleren Ära seiner Biografie zählten.

In einer Mappe lagen Urkunden – Auszeichnungen für seine Arbeit –, dazu die Ausrufung zum Ehrenbürger. Gesteinsgebilde und symbionische Bruchstücke waren in einer Schale zusammengewürfelt. Niemand vermochte zu sagen, was wohl an Fähigkeiten in ihnen schlummerte.

Bart’ol entdeckte in dem Haufen eine Scheibe, die wie jene aussah, die für den Bluttest genutzt worden war. Eigentlich ein schlichtes Stück, doch Bart’ol musste sich zusammenreißen, nicht einfach danach zu greifen.

Stattdessen nahm er ein gefaltetes Papier und öffnete es. Es war ein Brief. Und nicht nur irgendeiner. In krakeliger Handschrift waren dort von Shat’oyot persönlich Zeilen an seine Frau niedergeschrieben! Sein Abschiedsbrief! Das letzte Lebenszeichen des Forschers.

Hastig überflog Bart’ol die Absätze. Es stimmte! Shat’oyot war fortgegangen, und er hatte seine Forschungsarbeiten und seinen wertvollsten Schatz mitgenommen. Nicht etwa seine Kinder, sondern seine Proben und Saatbanken! Das war der Beweis!

Bart’ol fühlte seinen Puls in jeder Schuppe widerhallen. Er wollte vor Aufregung schier platzen. Doch stattdessen beeilte er sich, auch hiervon eine Abschrift zu machen, um sie schnellstmöglich seinen Freunden vorzulegen.

Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, da hielt er inne. Seltsam unbeteiligt sah er zu, wie er in die Schale griff und die Scheibe nahm. Dann lief er los.

„Auch wenn wir es zum hundertsten Mal durchgehen, wird sich nichts an der Lage ändern. Die Transfertürme sind entweder gesperrt, stillgelegt oder zerstört“, sagte Matt mit müder Stimme. „Und wie wir alle wissen, scheinen die Initiatoren im Moment keine Anstrengungen zu unternehmen, sie wieder funktionstüchtig zu machen.“

Es war zum Verzweifeln. Sie waren so weit gekommen, hatten es immer geschafft, den geisterhaften Herrschern dieses Planetensystems zu entkommen. Und jetzt, da sie vorhatten, sich ihnen quasi freiwillig auszuliefern, indem sie den direkten Weg zum Ringplaneten nehmen wollten, da schien ihr Glück aufgebraucht.

Auch den anderen im Raum war die Erschöpfung und Ratlosigkeit anzusehen. Seit zwei Tagen traf sich Hash’rol als Vertreter des Rates mit ihnen, um eine Lösung für ihre Weiterreise zu finden. Er hatte freundlicherweise Kundschafter ausgesandt, doch keiner von ihnen brachte Neuigkeiten mit zurück.

„Es war dumm von mir, nach dem Kampf mit diesem Polatai-Söhnchen nicht auch die anderen orangeschuppigen Halunken auszuschalten. So wissen die restlichen Polatai spätestens jetzt, dass ich auf eurer Seite und auf der der Hydree bin.“ Kra’rarr wischte sich mit den Händen über ihr fellüberzogenes Gesicht und durch die blonde Mähne.

Trotz des Misstrauens, das der Rat ihr gegenüber ausgesprochen hatte, zeigte sie selbst sich vorbehaltslos treu ihren Freunden und damit auch deren Freunden gegenüber. Sie hatte sich sogar angeboten, ihre Schuld im Dienst der Hydree abzuarbeiten. Aber noch zögerte selbst Hash’rol, das Angebot anzunehmen.

„Was meinst du damit?“, fragte Xaana. „Was sollte das für eine Rolle spielen, auf welcher Seite du stehst?“

Xaana – die verlorene und wiedergefundene Tochter.

Matthew Drax war dieser Gedanke immer noch fremd. Ohne den Ausflug in eine andere Galaxie und auf diesen Wassermond hätte er wohl nie erfahren, dass er mit Xij Hamlet überhaupt eine Tochter hatte. Außer, Xij hätte es ihm irgendwann erzählt.

Doch die war glücklich verheiratet mit Tom Ericson, und Tom war mit Xaana als Tochter glücklich. Es gab keinen Platz für die Wahrheit, die ihm die Hydree nach einer Genanalyse erst vor wenigen Tagen mitgeteilt hatten. Und wie Aruula mit dieser Erkenntnis umgehen würde, wollte Matt sich gar nicht ausmalen. Dennoch nagte das Wissen an seiner Konzentration. Verstand er sich deshalb so gut mit Xaana? Weil sie von seinem Blut war?

Sie selbst hatte auch keine Ahnung, da war er sich sicher. Sie war damals in die Vergangenheit gereist, um einen Freund ihrer Mutter zu retten. Dass sie dabei ihren eigenen Vater vor dem Tod bewahrt hatte, wusste sie nicht.1)

„Ihr habt es dem Blondschopf nicht erzählt?“ Die Carnat bleckte amüsiert die Zähne.

„Was erzählt?“, fragte Matt, aus seinen Gedanken gerissen.

„Na, dass ich auf euch angesetzt wurde von den Initiatoren. Um euch zu töten, wohlgemerkt“, gab sie feixend zurück.

Xaana verengte die Augen und beugte sich kampflustig vor.

„Schluss!“, ging Matt dazwischen. „Wir driften vom eigentlichen Thema ab. Die Polatai werden ihren Herren bereits von den Geschehnissen berichtet haben. Und egal, ob sie es vorher schon wussten oder nicht: Du, Kra’rarr, bist als Überläufer enttarnt. Ein Versuch, mit den Initiatoren am Nordpol Kontakt aufzunehmen, wäre gleichbedeutend mit einem Sprung in die Löwengrube.“

„Was sind Löwen?“, fragte Mi-Ruut. Der Dreen schaute Matt aus seinem großen Auge durch das Brillenglas an. Während der ganzen Zeit hatte sich sein Beitrag in der Sache auf wenige, meist nicht sehr hilfreiche Fragen beschränkt.

Der Mann aus der Vergangenheit seufzte und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Diese Diskussionen führen zu nichts.“

„Willst du etwa auf dieser Wasserkugel bleiben? Ich nicht!“, rief Aruula so voller Inbrunst, dass der Schnurrer auf ihrem Schoß erbost keckerte. „Ich würde lieber zurückgehen und dort von einem Sturm oder Blitz getötet werden, als hier in dieser Fremde mein Leben langsam und entwurzelt zu beenden! Soll mir doch der Erdmond auf den Kopf fallen! Aber ich würde wenigstens zuhause sterben!“