Margun und Sola - Hubert Haensel - E-Book

Margun und Sola E-Book

Hubert Haensel

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Beschreibung

Der Kampf um die Freiheit der Galaxis Orn – und letzten Endes auch der Milchstraße – geht in seine letzte, entscheidende Phase. Menschen, Worgun und ihre wenigen Verbündeten stehen auf scheinbar verlorenem Posten gegen die schier unschlagbaren Horden der Zyzzkt. Hilfe könnten nur zwei Forscher bringen, die vor tausend Jahren verstorben sind: Margun und Sola.

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Sammlungen



Ren Dhark

Drakhon-Zyklus

 

Band 23

Margun und Sola

 

von

 

Werner K. Giesa

(Kapitel 1, 3, 5, 6, 9, 12, 14)

 

Uwe Helmut Grave

(Kapitel 16, 18, 20, 22, 24, 25, 26)

 

Hubert Haensel

(Kapitel 2, 4, 7, 8, 10, 11, 13)

 

Conrad Shepherd

(Kapitel 15, 17, 19, 21, 23)

 

und

 

Hajo F. Breuer

(Exposé)

Inhalt

Titelseite

Prolog

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

22.

23.

24.

25.

26.

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Impressum

Prolog

Im Frühjahr 2059 hat die von Ren Dhark geführte Expedition die Galaxis Orn erreicht. In diesem zehn Millionen Lichtjahre von der heimatlichen Milchstraße entfernten Sternensystem befindet sich die Heimat der Worgun. Diesem Volk, das von den Terranern einst »Mysterious« genannt wurde, hat die Erde eine Vielzahl technischer Hinterlassenschaften zu verdanken – vor allem die Ringraumer, die es erst ermöglichen, solche gigantischen Strecken zu überwinden.

Doch die Mysterious oder Worgun sind nur noch ein Schatten ihrer selbst, wie Ren Dhark von Gisol erfahren hat, dem letzten freien Worgun und Rebellen gegen die Zyzzkt. Dieses Insektenvolk hat die Worgun in einem furchtbaren Krieg besiegt und die ehemaligen Beherrscher der Sterne auf ihrem Ursprungsplaneten Epoy zusammengepfercht. Aber der Sieg über die Worgun reicht den Zyzzkt nicht aus…

In der Sternenwolke Gardas findet die terranische Expedition eine Kolonie ehemaliger Terraner. Es handelt sich um Nachfahren der 48. Römischen Legion, die im Jahr 15 v. Chr. von den Worgun hierher verbracht wurde. In der Abgeschiedenheit und Sicherheit ihres kosmischen Verstecks entwickelten die Römer von Terra Nostra – so nennen sie ihren Planeten – eine Technik, die derjenigen der Worgun in nichts mehr nachsteht.

Doch ein extremer Mangel an Tofirit, dem Superschwermetall, das zum Betrieb ihrer hochentwickelten Meiler benötigt wird, macht es den Römern unmöglich, den Kampf gegen die Zyzzkt aufzunehmen.

Ausgestattet mit der neusten römischen Tarntechnologie und unterstützt von drei römischen Verbindungsoffizieren, bricht die Flotte auf zu einem Erkundungsflug in die Tiefen von Orn. Die zehn terranischen Schiffe werden begleitet von den zehn Ringraumern des Worgun-Rebellen Gisol.

Die Terraner werden Zeuge, wie gnadenlos die Zyzzkt gegen jedes andere Volk vorgehen, und sie entdecken den Heerzug der Heimatlosen. Seit Jahrhunderten treibt diese Raumschiffsarmada der Vertriebenen in einem perfekten Tarnschutz durchs All. Von dieser Basis aus starten Ren Dhark und Gisol einen Erkundungsflug zu einem Planeten, der von den Zyzzkt offenbar besiedelt und dann wieder verlassen wurde – höchst ungewöhnlich für die Insektoiden. Doch auf dieser Welt gibt es Sporen, die absolut tödlich für sie sind. Dhark und Gisol aber fliegen weiter nach Epoy, der besetzten Heimatwelt der Worgun. Hier fällt ihnen eine Liste mit Planeten in die Hand, die für die Zyzzkt offenbar verboten sind. Sie fliegen eine der Welten an und stoßen nicht nur auf die Gigantstatue eines goldenen Zyzzkt ohne Gesicht, sondern auch auf den letzten Wächter der Mysterious.

Der hat eine Raumflotte der Zyzzkt entdeckt, die mehr als eine Million Schiffe umfaßt und offenbar nur noch auf die Versorgung mit ausreichend Treibstoff wartet, um dann ihre Invasion der Milchstraße starten zu können. Der Wächter verbündet sich mit der Gruppe um Ren Dhark, der es gelingt, einen der geheimnisvollen Herrscher der Zyzzkt zu besiegen…

In der Milchstraße schickt derweil die GSO den Agenten Ömer Giray nach Cromar, um die Herkunft der süchtigmachenden Sensorien zu erkunden. Doch ehe der Terraner sich versieht, ist er in eine lebensgefährliche Affäre um den Mord am Geheimdienstchef der Tel verwickelt…

Auf der Erde tritt inzwischen der Wahlkampf in seine heiße Phase. Das Amt Ren Dharks als Commander der Planeten ist in Gefahr – und Dhark kann nichts gegen seine drohende Abwahl unternehmen, weil er zehn Millionen Lichtjahre weit weg ist. Der Großindustrielle Wallis befürchtet das Schlimmste und plant in aller Stille die Gründung eines eigenen Staates auf der Welt Eden und die Verlegung seiner sämtlichen Produktionsstätten auf diesen fernen Planeten…

1.

Die EPOY jagte überlichtschnell durch den Sternenraum der Galaxis Orn, dem Heerzug der Heimatlosen entgegen. In einer Reihe von Transitionen hatte das Ringraumschiff einen verwirrenden Fluchtkurs hinter sich gebracht, der etwaige Verfolger über das wirkliche Ziel täuschen sollte. Zwar flog die EPOY unter einem leistungsstarken Ortungsschutz – die Tarnvorrichtung war mit normalen Ortungsmethoden nicht zu knacken –, aber der Teufel steckt im Detail, wie das Sprichwort sagt, und man tat gut daran, mit dem schlimmsten zu rechnen, dann konnte man allenfalls positiv enttäuscht werden. Denn Orn, rund 10 Millionen Lichtjahre von der heimatlichen Milchstraße entfernt, war voller Todfeinde.

Seit mehr als einem Vierteljahr befand sich die Expedition der Terraner jetzt bereits hier. Am 31. März waren sie aus dem Sol-System aufgebrochen, die POINT OF unter Commander Ren Dhark, die EPOY mit dem Worgun Gisol, neun weitere Ringraumer der Terranischen Flotte und neun automatisch gesteuerte zusätzliche Raumer des Mysterious-Rebellen. Gisol, der Schlächter, wurde er in Orn genannt, der Gestaltwandler aus dem Volk der Mysterious, die sich selbst Worgun, »die Lebenden«, nannten. Meist trat er in Gestalt eines Terraners auf und nannte sich als solcher Jim Smith.

Seine Feinde waren überall und das auf ihn ausgesetzte Kopfgeld sehr hoch. Selbst Angehörige seines eigenen Volkes waren bereit, ihn an die Zyzzkt zu verraten. Sie waren Opfer der fortwährenden Gehirnwäsche durch das Insektenvolk, das sich von ihnen als »die Verehrten« anreden ließ. Es gab nur sehr wenige Rebellen, und keiner von ihnen brachte so viel Mut auf wie Gisol, den Zyzzkt ganz offen Widerstand zu leisten. Aber immerhin war Gisol für sie zu einer lebenden Legende aufgestiegen, und für die Wimmelwilden, die Zyzzkt, zu einem Realität gewordenen Alptraum.

Orn, die Heimatgalaxis der Worgun, lag im sogenannten Sculptor-Haufen. Mit ihrem Durchmesser von rund 270 000 Lichtjahren und einer Durchschnittsdicke von 9000 sowie mit einer größten Stärke von 32 000 Lichtjahren im Zentrumssektor war sie größer als Nal, wie die Worgun die Milchstraße nannten.

Und sie war von den Zyzzkt erobert!

Die vermehrungswütigen Insektenwesen hatten in einem mörderischen Vernichtungskrieg die Worgun niedergeworfen und versklavt. Hatten sie von Tausenden von Planeten weggefegt, weitestgehend ausgerottet und sie auf ihre Heimatwelt Epoy zurückgedrängt. Jenes Volk, das einst die Spitze der Evolution dargestellt hatte, das in mehreren Galaxien Stützpunkte und Kolonien eingerichtet hatte, das über eine für Menschen schier unvorstellbare Hochtechnologie verfügte.

Der größte Fehler, den die Worgun jemals begangen hatten, war der, zu sehr an das Gute in anderen Wesen zu glauben. Sie waren wehrhaft, und ihre Kampfkraft überstieg menschliches Vorstellungsvermögen – aber die Zyzzkt schlugen sie mit ihren eigenen Waffen, kopierten ihre Technik, eroberten ihre Ringraumer und bauten sie nach. Ihre Vermehrungsrate war ebenso ungeheuerlich wie ihre Boshaftigkeit. Innerhalb kürzester Frist breiteten sie sich in Orn aus, besiedelten nicht nur leere Welten, sondern verdrängten Worgun und andere Völker aus ihren Lebensräumen. Selbst die Millionen von Robotschiffen der Mysterious waren ihnen unterlegen, weil die Roboter und Steuergehirne nicht flexibel genug agierten und in ihrem Verhalten zu einfach auszurechnen waren. So ging das Volk der Worgun, das gut eine Million Jahre lang die Raumfahrt entwickelt und Galaxien besiedelt hatte, praktisch unter.

Sie zu finden, die Geheimnisvollen, war Ren Dharks Lebenstraum gewesen, seit er auf dem Planeten Hope im Col-System erstmals auf die technischen Hinterlassenschaften der Mysterious gestoßen war.

Doch er fand kein hochstehendes Volk mehr, sondern Sklaven, die unter dem Joch der Insektoiden dahinvegetierten.

Der Heerzug der Heimatlosen, den die EPOY anflog, war eine gigantische, getarnt fliegende Flotte zahlreicher Völker, die von den Zyzzkt von ihren Welten vertrieben und fast gänzlich ausgelöscht worden waren. Tausende von Raumern waren zur letzten Enklave der Unterdrückten geworden und suchten nach einer Chance, irgendwo unbehelligt von den Zyzzkt leben zu können. Aber sie wußten, daß dieser Traum wohl niemals mehr in Erfüllung gehen würde. Denn die Zyzzkt suchten nach den Flüchtlingen, um auch sie endgültig auszulöschen.

Sollte es ihnen gelingen, den Heerzug der Heimatlosen trotz seiner Tarnung aufzuspüren, gab es keine Rettung mehr. Sie würden mit einer riesigen Flotte alles vernichten, was sie fanden.

Warum?

Diese Frage konnte niemand schlüssig beantworten. Denn eine Gefahr stellten die Heimatlosen nicht dar. Wen sollten sie noch auf ihre Seite bringen? Gab es überhaupt noch Welten in Orn, auf denen freie Zivilisationen lebten? Wären sie überhaupt fähig, den Zyzzkt Widerstand zu leisten?

Wenn schon die einst so mächtigen Worgun längst Hilfe benötigten, die ihnen niemand zu bringen vermochte – sicher nicht!

Manu Tschobe, Arzt und Funkspezialist, dessen Wiege in Afrika gestanden hatte, wollte die Flugzeit zum Heerzug nicht mit Däumchendrehen zubringen. Er hatte dem toten Zyzzkt, den sie geborgen hatten, eine Gewebeprobe entnommen. Die wollte er mit den vorliegenden Informationen der Datenbank der EPOY vergleichen. Deshalb beantragte er Rechnerzeit am Hyperkalkulator des Worgun-Raumers.

Er wollte nicht warten, bis sie den Heerzug erreichten und auf Dharks Flaggschiff POINT OF zurückkehrten. Dessen Checkmaster war dem Hyperkalkulator zwar teilweise überlegen, besaß aber möglicherweise nicht genügend Datenmaterial, um Tschobe einen exakten Vergleich zu ermöglichen.

Daß mit dem toten Zyzzkt etwas nicht stimmte, war auch dem letzten an Bord der EPOY klar. Gisol zögerte nicht lange, dem schwarzen Mediziner den Zugriff auf den Bordrechner zu gewähren und störte sich dabei auch nicht an der Eigenheit Tschobes, seinen Gesprächspartnern nicht in die Augen schauen zu können.

Der verlor keine Zeit und machte sich sofort an die Arbeit. Schneller, als er erwartet hatte, signalisierte der Hyperkalkulator ihm das Ende der Rechenoperation. Verblüfft von dem Tempo, mit welchem der Bordrechner sein Arbeitspensum absolvierte, ließ Tschobe das Resultat auf Folie ausdrucken. Er gehörte zu den Menschen, die ungern stundenlang auf Monitore starrten.

Er las die Worgun-Schrift problemlos. Seit die Römer sie auf Terra Nostra mit den entsprechenden Mentcaps versorgt hatten, beherrschte auch der letzte Mann der Orn-Expedition die worgunsche Sprache in Wort und Schrift.

Tschobe runzelte beim Lesen des Vergleichsresultats die Stirn. Aus dem Stirnrunzeln wurde rasch Erschrecken, als er begriff, was er da entdeckt hatte. Minutenlang starrte er auf die Folien und überlegte. Dann schließlich beugte er sich vor und löschte das Protokoll des Rechnerprozesses. Er wollte zuerst mit Dhark darüber sprechen, ehe er das Resultat kundtat.

Er fand den Commander in der Zentrale des Ringraumers. »Haben Sie einen Moment Zeit, Dhark?« fragte er leise.

Der 30jährige, breitschultrige Sportlertyp mit dem energisch wirkenden Kinn und braunen Augen lächelte. »Für Sie immer, Manu. In meiner Kabine?« An der Art, wie Tschobe ihm die Folien halbverdeckt zeigte, wurde ihm klar, daß der Arzt die anderen noch nicht informiert sehen wollte.

»So brisant?« fragte er, als sie sich in seiner Kabine gegenüber saßen, die noch spartanischer eingerichtet war als ihr Gegenstück in der POINT OF. Gisol hatte sein Raumschiff eben nicht für eine Besatzung ausgerüstet. Früher hatte er die EPOY stets allein geflogen und lange gezögert, ehe er überhaupt einen anderen an Bord ließ. Zuerst war es nur Juanita gewesen, die er auf Terra ihrer seltsamen Parabegabung wegen aufgegabelt hatte und die ihm dann schnell ans Herz gewachsen war. Viel später erst hatte er Vertrauen zu Ren Dhark gefaßt, und erst bei diesem jüngsten Flug hatte er auch andere Terraner und Römer mit an Bord genommen.

»Noch brisanter!« konterte Tschobe und breitete die Folien vor dem Commander der Planeten aus. »Viel Spaß damit«, fügte er sarkastisch hinzu.

Dhark vertiefte sich in die Unterlagen. Tiefer wurden seine Atemzüge, als er begriff, welche Zeitbombe hier zu ticken begann. Schließlich schob er die Folien wieder zusammen und rollte sie auf. »Das muß Gisol erfahren«, sagte er.

»Nein!« widersprach Tschobe. »Auf keinen Fall!«

»Sie glauben, daß er überreagieren wird?«

»Ich bin sicher. In dieser Sache traue ich ihm nicht mal so weit, wie ich ihn werfen kann.«

Dhark schmunzelte. Bei seinem Gewicht von rund 100 Kilo war der Worgun alles andere als ein leichtes Wurfgeschoß. Aber der Commander wurde schnell wieder ernst.

»Ich traue ihm, Manu«, sagte er. »Ich kenne ihn besser als Sie, und ich weiß, wie ich auf ihn einwirken kann.«

Trotzdem blieb Tschobe bei seiner Meinung. Aber er ahnte, daß Dhark seine Entscheidung nicht mehr ändern würde.

*

Die EPOYhatte den Heerzug der Heimatlosen erreicht. Gisol erhielt die Genehmigung, seinen Ringraumer in die Tarnhülle einzuschleusen, die die Schiffe der Vertriebenen umgab und vor Ortung durch die Zyzzkt schützte, und an den durch Schlauchgänge miteinander verbundenen Raumern anzudocken. Ren Dhark wechselte mit seinen Begleitern zurück auf die POINT OF.

Hier fühlte er sich schlagartig wohler. Das Ringschiff war sein Zuhause. Selbst auf Terra fehlte ihm dieses Empfinden, obgleich er doch auf dem Planeten geboren worden war. Aber die Sternenräume waren seine wahre Heimat.

Er begrüßte die anderen, speziell seinen Freund Dan Riker. Kurz ließ er sich erzählen, was sich inzwischen abgespielt hatte. Dann rief er die Kommandanten seiner Flotte und die Ratsherren des Heerzuges zu einer Konferenz zusammen. Innerhalb einer Stunde trudelten sie ein und füllten die Offiziersmesse des Ringraumers.

Dhark sah in die Runde. Sein Blick kreuzte den von Gisol; er zögerte kurz und begann schließlich mit seinem Bericht. Dabei faßte er sich so kurz wie möglich, um schließlich damit zu enden: »… haben wir einen Zyzzkt-Herrscher mit Worgun-DNS gefunden.«

Die Worte schlugen ein wie eine Bombe.

Fassungslos sahen die Kommandanten und Ratsherren ihn an. Ein Zyzzkt-Herrscher mit Worgun-DNS? Das war unfaßbar, unvorstellbar.

»Und doch ist es so«, hakte Tschobe ein. Abwechselnd mit Dhark ging er auf Einzelheiten ein. Immer glaubwürdiger wurde das Bild, das die beiden Männer zeichneten. Auch Gisol fügte seinen Teil hinzu.

»Aber wie ist das überhaupt möglich?« fragte einer der Ratsherren. »Wie kann ein Zyzzkt Worgun-DNS in sich tragen? Entweder ist er ein Zyzzkt oder ein Worgun!«

Zwei andere atmeten tief durch, weil ihnen die Worte ihres Kollegen recht respektlos erschienen. Aber Gisol blieb ruhig. Er ging auf die Respektlosigkeit nicht ein, gerade so, als habe er sie nicht gehört. Der Ratsherr selbst atmete erleichtert auf, weil ihm seine eigenen Worte plötzlich nicht mehr ganz passend erschienen.

Gisol gab sich nicht wie einer seiner Volkes, dem einst fast ganz Orn Respekt gezollt hatte. Der Rebell legte keinen besonderen Wert darauf, verehrt zu werden.

»Sie sehen mich ratlos, Herrschaften«, sagte er, der sich wie gewöhnlich als Mensch präsentierte. »Dieser Wimmelwilde ist unbegreiflich. Leider können wir ihn selbst nicht mehr nach seiner Herkunft befragen. Dabei kann er eigentlich kein Worgun sein, weil tote Worgun immer in ihre natürliche Form zerfließen, ganz gleich, welche Gestalt sie zum Todeszeitpunkt innehatten. Aber der hier hat trotz seiner Worgun-Gene auch als Toter seine Zyzzktgestalt behalten.«

»Er kann also doch kein Worgun sein?« hakte einer der Heimatlosen nach.

»Er kann nicht, aber er ist es doch«, sagte Tschobe. »Die Analysen sind eindeutig. Wir haben die DNS-Analyse mehrfach durchgerechnet. Jedesmal kam der Hyperkalkulator der EPOY zum gleichen Ergebnis.«

»Haben Sie die Berechnungen auch vom Checkmaster der POINT OF prüfen lassen?« fragte Kapitän Roder von der CHARLESTON. Dhark lächelte ihm kurz zu und nickte. Roder hatte einst auf der POINT OF Dienst getan, war dann zum Kommandanten der Sternenbrücke geworden und nach deren Ende einem S-Kreuzer als Kapitän zugeteilt worden. In dieser Eigenschaft nahm er mit seinem Ringraumer an der Orn-Expedition teil.

Nicht schlecht, die Karriere, die der Junge hinter sich hat, dachte der Commander schmunzelnd. Nun, man hatte ihm einen gleichwertigen Posten bieten müssen, nachdem die Sternenbrücke zerbrochen war. Das Gebilde aus insgesamt neun Sonnen war einst ein technisches Wunderwerk gewesen, bis der galaktische Blitz von Drakhon aus die Milchstraße durchlief und die Worgun-Technik auf subatomarer Basis zerstörte. Die siebte Sonne, in Wirklichkeit der Planet Zwitt und in einer künstlichen Korona verborgen, deren Energie von den acht anderen Sonnen geliefert wurde, war jetzt eine tote Welt. Sowohl Terraner als auch Tel hatten ihre Stützpunkte in der Sternenbrücke aufgegeben. Innerhalb der nächsten tausend Jahre würden die Sterne und Planeten auseinanderdriften. Das Tor zur Sonne war ein für alle Mal verloren.

Eigentlich wäre Roder für eine Beförderung fällig gewesen. Aber es gab keine freie Planstelle im Flottenkommando, trotz der Verluste, die der Krieg gegen die Grakos die TF gekostet hatte. So war er Kommandant eines Ringraumers geworden, aber immerhin Dharks Orn-Expedition zugeteilt worden. Das war fast wie eine Beförderung.

Vielleicht, überlegte Dhark, war die Situation für ihn günstiger, wenn sie eines Tages nach Terra zurückkehrten. Dann gab es vielleicht wieder mehr Raumschiffe, und Roder konnte Geschwaderführer werden. Dann verfügte er immerhin über intergalaktische Erfahrung.

Aber das war jetzt irrelevant.

War der Zyzzkt etwa eine – eigentlich unmögliche – Kreuzung?

Der Roboter Artus, ursprünglich eine preiswerte Großserienkonstruktion, aber dank eines fehlgeschlagenen Experiments mit eigenem maschinellem Bewußtsein ausgestattet, meldete sich zu Wort und schlug vor, die unbekannte DNS Dokemtars noch einmal mit den Daten aus der EPOY zu vergleichen. Der Luware, der versucht hatte, die Zyzzkt auf den Heerzug der Heimatlosen aufmerksam zu machen, konnte kein echter Luware sein; er sah nur so aus. Aufgefallen war dieses Phänomen durch das Mißverhältnis von Körpergröße und Gewicht – er wog etwa zehn Kilo mehr, als er maximal wiegen konnte. Daraufhin hatte man einen Gentest vorgenommen und festgestellt, daß er keine luwarische DNS besaß. Dokemtar hatte sich gegen den Test gewehrt – vergeblich.

Manu Tschobe erhob sich und verließ den Raum, um in die Medostation zu gehen. Dort nahm er den Vergleich vor. Es dauerte eine Weile, bis das Resultat angezeigt wurde. Der Arzt und Funkspezialist spannte auch den Checkmaster für den Vergleich ein.

Und tatsächlich hatte auch Dokemtar Worgun-DNS!

»Den nehmen wir uns noch einmal vor«, entschied Tschobe. Zwei Roboter holten Dokemtar aus seiner Kabine, in der er eingeschlossen worden war. Der vorgebliche Luware wehrte sich gegen die neue Untersuchung, konnte sie aber nicht verhindern. Die Roboter hielten ihn fest und stoppten seine Rundumschläge.

Die Überprüfung zeigte, daß sich auch in seinem Körper ein Hohlraum befand, in dem ein Kommunikationsgerät untergebracht war.

Auch die Römer, die die Expedition begleiteten, waren ratlos. Wieso unterschied sich Dokemtar so sehr von anderen Luwaren? Wie war es möglich, daß er worgunsche Gene besaß? Gab es keine Antwort auf die Fragen?

Dokemtar wurde in seine Kabine zurückgebracht. Er tobte vor Zorn über die Untersuchung. Bedeutete das, daß er wußte, wie er entstanden war, und daß er das geheimhalten mußte?

Dhark gab den Befehl für die Rückkehr nach Terra Nostra.

Simon sollte darüber informiert werden, wenn er hier auftauchte.

Die zwanzig Ringschiffe flogen ab, verließen den Heerzug der Heimatlosen. Dokemtar kam als Gefangener an Bord der POINT OF mit. Überlichtschnell jagten die Raumer durch die Schwärze des Weltalls, um schließlich in Transition zu gehen.

*

Ren Dhark und Dan Riker beschlossen, sich während der Fahrt in ihre Kabinen zurückzuziehen und ein wenig zu schlafen. Dabei kamen sie an anderen Quartieren vorbei. Eine der Türen war nicht ganz geschlossen, und aus der Kabine kam erheblicher Lärm. Mehrere Männer sangen… nein, es war eher ein Gröhlen. Zugleich klirrte Glas.

»Wir lagen vor Beteigeuze und hatten Rateken an Bord«, erklang ein altes Seefahrerlied, allerdings mit stark verändertem Text.

Dhark lachte. »Was ist denn hier los?« fragte er und schob die Tür weiter auf. Mike Doraner, einer der Flashpiloten, sprang auf. »Commander – Sie? Kann man hier nicht mal mehr in Ruhe Krach machen?«

»Gibt es denn einen Grund dafür?« wollte Dhark wissen.

Auf Doraners Koje hockte der Cyborg Bram Sass. »Doraner feiert seinen Geburtstag«, erklärte er. »Da haben wir beschlossen, einen Sängerkreis zu bilden.«

»Aua«, murmelte Dhark. Sass war zwar ein ausgezeichneter Sänger, aber Doraner, Wonzeff und Scott sangen mehr als schräg.

»Und ich beschließe, mich zu der Feier einzuladen«, sagte Riker. Wonzeff reichte ihm ein Glas mit Rotwein. »Trinken Sie, Towarisch. Das ölt die Stimme. Und Sie, Dhark?

»Ich ziehe mich zurück, brauche etwas Schlaf. Singen Sie nicht zu laut, Kameraden.«

Prompt stimmte Riker ein anderes Seefahrerlied an. »Ich hab mal in Drakhon ’nen Kreuzraumer geseh’n, to my howdy, der Antrieb so schlapp wie dem Skipper sin Zähn…«

Dhark verpaßte seinem Freund einen Hieb auf die Schulter und verschwand kopfschüttelnd.

*

Vier Stunden später, nach mehreren Transitionen, mit denen das Ziel verschleiert und eine eventuelle Verfolgung der Ringraumerflotte unmöglich gemacht wurde, erreichten sie Gardas, eine 370 Lichtjahre durchmessende Materiewolke, in der sich der Planet Terra Nostra befand, die Welt der Römer. Der Commander hatte wieder am Kommandopult in der Zentrale Platz genommen und Leon Bebir, den Zweiten Offizier, abgelöst. Wenig später kam auch Riker. Dhark musterte ihn stirnrunzelnd; besonders fit sah der Oberst nicht gerade aus. Er hatte wohl ein Glas Rotwein zuviel getrunken…

»Eigentlich hast du in deinem momentanen Zustand hier nichts zu suchen«, flüsterte Dhark ihm zu. »Werde erst mal wieder nüchtern, ehe du deinen Dienst antrittst.«

Riker winkte ab. »Laß mich in Ruhe«, brummte er heiser. »Ich will nur hier am Pult sitzen, mehr nicht. Und brüll mich nicht so an. Ich habe Kopfschmerzen.«

Dhark grinste.

»Die Liebe und der Suff – die reiben den stärksten Löwen uff«, kommentierte er.

Er landete die POINT OF auf dem Raumhafen von Terra Nostra.

Die Akademiepräsidenten Socrates Laetus und Marcus Gurges Nauta erwarteten die Expedition persönlich am Raumhafen. Die beiden alten Herren waren mit einem Schweber am Rand des Hafens gelandet, standen jetzt neben ihrer Maschine und sahen zu, wie die Ringraumerflotte landete. Die 20 Raumer ordneten sich im Quadrat an, setzten dicht nebeneinander auf.

Die POINT OF glitt auf Laetus und Nauta zu und stoppte gerade fünfzehn Meter vor ihnen. Die beiden Römer warteten gelassen ab, vertrauten dem Piloten.

»Funk-Z«, rief Dhark durch. »Bitten Sie die beiden an Bord.«

Walt Brugg funkte den Schweber an. Nauta hörte das Empfangssignal, kletterte in den Schweber und bedankte sich für die Einladung. Dann näherten sich die beiden Präsidenten dem Ringraumer.

Dhark kam ihnen in der Schleuse entgegen. »Ich möchte Ihnen etwas zeigen«, sagte er. »Wenn Sie mir bitte in die Medostation folgen wollen…«

Dort wurde in einer Kältekammer die Leiche des Zyzzkt-Herrschers aufbewahrt. Tschobe zeigte sie den beiden Römern.

»Und was ist an dem Wimmelwilden so interessant?« fragte Laetus ahnungslos.

»Er hat Worgun-Gene«, sagte Tschobe.

»Das – das können wir nicht glauben«, keuchte Nauta verblüfft. Er sah Laetus an. Der schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich«, behauptete er. »Ein Zyzzkt kann keine Worgun-Gene besitzen. Er ist tot, oder? Mit Worgun-Genen wäre er ein Worgun und müßte zu seiner wahren Gestalt zerfließen.«

»Das dachte ich bisher auch«, sagte Gisol. »Aber die Resultate der Untersuchungen sind eindeutig.«

»Es ist dennoch unglaublich, unmöglich«, widersprach Nauta.

»Bitte, prüfen Sie die Untersuchungsergebnisse«, forderte Ren Dhark. Er hielt den beiden Römern die Folien entgegen, auf denen die Resultate ausgedruckt waren. »Lassen Sie sich überzeugen.«

»Es kann nicht sein.«

Laetus und Nauta verabschiedeten aich hastig und überstürzt und verließen die POINT OF. Dhark versuchte sie aufzuhalten, aber sie entfernten sich zu schnell. Jetzt waren die Terraner und Gisol ihrerseits verblüfft. Warum wollten die beiden Akademiepräsidenten das Eindeutige nicht akzeptieren?

»Es wird eine Erklärung geben«, sagte Tschobe.

2.

Mehr Details! verlangte Simon.

Fünf Lichtminuten trennten ihn noch von dem namenlosen Planeten, der auf Ren Dharks Liste nur mit den Koordinaten verzeichnet stand.

Die Wiedergabe in der Bildkugel vergrößerte sich. Sie zeigte ein blaufunkelndes Juwel in der Schwärze des Weltalls… und die Stille in der Zentrale erschien Simon mit einem Mal unerträglich. Sie quälte ihn. Weil der Planet seine Sehnsüchte weckte.

Simon zitterte innerlich. Vor allem verstand er, daß die Erinnerungen und Gefühle ihn verletzlich machten. Gib dieser Welt einen Namen! schrie alles in ihm.

Neun Planeten umkreisten die gelbweiße Sonne. Zwei riesige Gaswelten hatte der Bergungsraumer mit geringer Distanz passiert, beide von einem farbenprächtigen Ringsystem aus Staub und kosmischen Trümmern umgeben. Nun näherte sich die PROJEKT LEBEN dem zweiten Planeten, von der Sonne aus gerechnet.

Das dünne Band der Atmosphäre erschien überaus verletzlich. Obwohl der Planet sein Antlitz unter dichten Wolkenbänken verbarg, zeichnete sich die Küstenlinie eines großen Kontinents ab. Das tiefe Blau des Ozeans weckte weitere Erinnerungen.

… barfuß durch feinen weißen Sand laufen. Simon sehnte sich danach, das Salz einer frischen Meeresbrise und die Wärme der Sonnenstrahlen auf der Haut zu spüren. Auf der eigenen Haut – nicht auf den integrierten Sensorzellen dieses… dieses… Tofiritungetüms! dachte er bitter.

Ortung! meldete die Gedankensteuerung. Simon achtete nicht darauf. Eher beiläufig überzeugte er sich davon, daß der Bergungsraumer, in dessen Hangar die NOREEN WELEAN verankert war, auf ein Viertel der Lichtgeschwindigkeit abgebremst hatte. Die Tarnung war aktiv.

Ortung!

Ein hoher Gebirgszug im Norden schirmte den Kontinent gegen kalte Winde ab. Eis prägte die Polarregion, aber südlich der Berge verrieten üppige Grüntöne die Fruchtbarkeit des Landes. An eine weite Dschungellandschaft schlossen sich Steppen an, Felder und Wiesen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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