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Es gibt Menschen, die denken, dass Fahrlehrer sein, ein Traumberuf ist. Ich sage dazu manchmal »Ja«, manchmal »Nein«.Warum Ja? Ich sage mal so: Man lernt viele unterschiedliche Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten kennen. Mit einigen davon habe ich Freundschaften geschlossen, bei anderen freue ich mich, sie später wiederzusehen und mit ihnen über die Fahrschulzeit zu reden.Warum Nein? Was nutzt mir der Status Fahrlehrer und der Spaß, wenn ich täglich mit den Problemen auf der Straße umgehen muss? Wie oft ich meine Angst überwinden musste und was ich alles erlebt habe, darüber wird hier berichtet.Dieses Buch beinhaltet spannende und lustige Geschehnisse aus meiner Tätigkeit als Kölner Fahrlehrer.
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Seitenzahl: 200
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Georg Schmitz
Meine
Fahrlehrer-Welt
&
Ich fahr für Kölle
Deutsche und hochdeutsche Version
in einem Band
Originalausgabe 2022
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
© 2022 NEPA Verlag, Bad Salzungen
Idee: Georg Schmitz, Köln
Niedergeschrieben von: Kurt A. Freischläger, Köln & Bernd Oertwig, Berlin
Übersetzung ins Kölsche: Inge von der Lohe
Illustrationen: Josef Heuser, Linjo
Fotos: Birgit Schmitz
Covergestaltung: Lukas Schmitz
ISBN: 978-3-946814-86-3
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Wie kam der Gedanke auf, ein Buch zu schreiben?
Meine Erlebnisse
Der alltägliche Wahnsinn
Kriminell
Brenzlige Situation
Ausländische Fahrschüler
Motorradgeschichten
TV-Geschichten
Prüfungen
Herzlichen Dank
Hier noch ein Tipp für Fahrlehrerkollegen mit einer hohen »Durchfallquote«
Fahrlehrer Georg Schmitz
Liebe Leserin und lieber Leser!
Sie halten meine Fahrlehreranekdoten in den Händen. Das Buch ist keine Biografie. Es beinhaltet spannende und lustige Geschehnisse aus meiner Tätigkeit als Kölner Fahrlehrer.
Es gibt Menschen, die denken, dass Fahrlehrer sein, ein Traumberuf ist. Ich sage dazu manchmal »Ja«, manchmal »Nein«.
Warum Ja? Ich sage mal so: Man lernt viele unterschiedliche Menschen kennen aus verschiedenen sozialen Schichten. Mit einigen davon habe ich Freundschaften geschlossen, bei anderen freue ich mich, sie später wiederzusehen und mit ihnen über die Fahrschulzeit zu reden.
Warum Nein? Was nutzt mir der Status Fahrlehrer und der Spaß, wenn ich täglich mit den Problemen auf der Straße umgehen muss? Wie oft ich meine Angst überwinden musste und was ich alles erlebt habe, darüber wird hier berichtet.
Mit der WDR-Sendung »Wat is?« mit Jürgen von der Lippe, wo ich über meine Tätigkeiten als Fahrlehrer berichtet habe, hat es angefangen.
»Mach‘ daraus ein Buch!«, sagte Jürgen von der Lippe damals und nun ist es so weit: Sie halten das Buch jetzt in den Händen. Die Geschichten sind zum Nachdenken, Schmunzeln und Lachen. Es wird auch über meine ausgestandenen Ängste als Fahrschullehrer und Familienvater berichtet und über Situationen, die schon sehr grenzwertig waren.
Seit 1975 bin ich Fahrlehrer in Köln. In dieser Zeit haben tausende Fahrschüler die Fahrprüfung bei mir abgelegt. Unter meinen Fahrschülern gab es Tennis-, Fußball- und Radprofis, sowie bekannte Filmschauspieler, Theaterregisseure und bekannte Musiker. Viele Bandmitglieder von Kölner Bands waren ebenso dabei, wie ausländische Mitbürger, Priester, Nonnen oder Prostituierte. Ich habe nie darauf geachtet, wo die Menschen herkamen. Für mich zählt nur der Mensch. Natürlich haben mein Sohn, meine Tochter, meine Frau, meine Nichte und Neffen, mein Enkel und andere Verwandte die Fahrprüfung bei mir abgelegt - auch Menschen, wie Schwerverbrecher oder die, die eine Nachprüfung wegen Alkohol am Steuer o.ä. machen mussten. Ich habe immer darauf geachtet, dass alle gleichbehandelt werden. Meine Aufgabe als Fahrlehrer ist es, die Fahrschüler*innen auf dem Weg zur Prüfung sicher und bewusst zu begleiten.
Sie als Leser sollen Spaß haben bei dieser Lektüre. Hier wird niemand runtergeputzt, sondern das Buch soll eine Bereicherung für die Stadt Köln sein, wo ja bekanntlich das ganze Jahr über gefeiert wird. Da kommt dieses Buch gerade recht, um bei Feierlichkeiten meine Episoden weiter zu erzählen oder vorzutragen. Wer das Bedürfnis hat, sich alleine zurückzuziehen, um zu lesen, wird unter Garantie auch Spaß dabei haben.
Ich komme noch einmal zurück auf die Fernsehsendung »Wat is?«. Eine der Aussagen von Jürgen von der Lippe in der Sendung war: »Ich kann selber nicht so gut Auto fahren. Das sage ich hier in aller Öffentlichkeit, denn ich war gar nicht gut in der Fahrschule, die ich bei der Bundeswehr besucht habe.«
»Nun«, antwortete ich, »ich war auch nicht so gut, denn ich habe selber dreißig Fahrstunden gehabt. Ich bin über eine rote Ampel gefahren und mein Fahrlehrer hat mich danach so angeraunzt, dass mir Hören und Sehen verging.«
Aber das habe ich bis jetzt nicht vergessen und beherzige das heute noch. Nur, ich schreie meine Fahrschüler nicht an. Wobei es schon Unterschiede gibt, wie ich meine Schüler anspreche, z.B. die Knackis aus dem Gefängnis, die zu mir zwecks Eingliederung kommen, spreche ich schon anders an als eine Nonne. Aber schreien, niemals!
Jetzt wünsche ich Ihnen schöne Lesestunden.
Ihr
Georg Schmitz
Den Fahrlehrern wird nachgesagt, sie wären wie die Skilehrer: Fahrlehrer, Skilehrer ... junge Mädels! Auf Nachfrage von Jürgen von der Lippe, ob das stimmt, antwortete ich scherzhaft mit »Ja.« Aber ich korrigierte meine Aussage und antwortete sachlich weiter, dass ich sieben Jahre lang verheiratet war, dann geschieden wurde und später erneut geheiratet habe.
Fahrschullehrer ist ein toller Beruf, man kommt mit vielen Menschen zusammen. Wahnsinnig interessant ist, dass ich mit allen Schichten der Bevölkerung zusammenarbeiten kann. Zum Beispiel mit ehemaligen Schwerverbrechern. Einmal hatte ich vom Arbeitsamt den Auftrag für einen Lehrgang, in dem elf Jungs saßen, die alle eine langjährige Haft hinter sich hatten und zur Wiedereingliederung den Führerschein neu machen mussten.
Mein Leben als Fahrlehrer ist bunt. Mal ist es ein Schwerverbrecher, danach eine Nonne. Mal bilde ich Leute aus, die mit dem Lernen Schwierigkeiten haben und dann kommt ein Professor oder eben der Normalo von nebenan oder berühmte Leute, Stars von Film und Fernsehen. Für mich ist dabei wichtig, alle gleich zu behandeln, egal welchen Stand sie in unserer Gesellschaft haben.
Ich fuhr eines Tages mit einem Moslem über eine Landstraße. Plötzlich hielt er an. Ich dachte, ihn drückte ein menschliches Bedürfnis. Aber weit gefehlt! Er nahm seine Tasche vom Rücksitz und holte einen kleinen Gebetsteppich heraus. Er lief ein Stück an den Straßenrand und betete in Richtung Mekka. Danach kam er zum Auto, legte den Gebetsteppich in seine Tasche und sagte: »So, jetzt habe ich meine Pflicht erfüllt.«
Bis zu diesem Augenblick wusste ich nur, in welcher Richtung Nippes liegt. Seitdem weiß ich auch die Richtung nach Mekka!
Ich fand das übrigens sehr gut, sagte nichts dazu und hoffte, dass er mich in sein Gebet eingeschlossen hatte.
Es gibt auch weniger nette Erinnerungen, z.B. als mir einer sein Messer an den Hals setzte. Der Mann hatte während der Prüfungsfahrt ein Stoppschild überfahren und ich musste für ihn bremsen, sonst hätte es böse gekracht. Darauf beendete der Prüfer die Fahrt. Mein Schüler zückte ein kleines Messer, drückte es mir an den Hals und forderte seinen Führerschein. Viel Zureden des Prüfers und mir bewog ihn schließlich dann doch, das Messer wegzustecken. Die Polizei wurde eingeschaltet und dabei stellte sich heraus, dass der Typ vorbestraft war, weil ihm sein Messer schon immer sehr locker saß. Den Führerschein hat er für lange Zeit nicht erhalten. Dafür musste er einen psychologisch-medizinischen Test machen.
Oder, da war der Mathematik Professor, der ins Büro kam, sich anmeldete und sagte: »Am theoretischen Unterricht brauche ich doch nicht teilzunehmen.«
»Wieso?« wollte ich wissen.
»Nun ja, ich bin Mathematik-Professor«, antwortete er.
Er lernte bei mir Auto fahren, fiel dreimal durch die theoretische Prüfung und zweimal durch die praktische Prüfung, der Herr Mathematik-Professor!
Dass Fahrschüler vor der ersten Fahrstunde nervös sind, ist ja verständlich. Es war Mittagszeit und die Straße, wo unser Büro ist, war stark befahren. Da war ein junges Mädel, 19 Jahre, die mir sagte, wie groß ihre Angst sei, jetzt zu fahren. Ich beruhigte sie, so gut ich konnte. Ich sagte noch: »Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin ja bei dir. Es ist auch noch nie was passiert.«
Das Fahrschulauto stand auf der Straße vor der Fahrschule, weil unser Parkplatz anderweitig besetzt war. Wir stiegen ein und ich sagte: »Bitte lege jetzt den ersten Gang ein, lass‘ die Kupplung langsam los und gib etwas Gas.« Ich hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da gab es einen Knall und einen gellenden Schrei von Maria. Wir flogen mit dem Auto einige Meter nach vorne und … in unserem Kofferraum stand ein LKW! Der Fahrer hatte nicht gesehen, dass wir am rechten Fahrbahnrand standen.
Ich kümmerte mich sofort um Maria und fragte, ob sie verletzt sei.
»Ja, der Nacken tut mir weh«, war ihre Antwort. Ich selbst konnte unverletzt aussteigen und rief unserer Sekretärin, die auch auf der Straße stand, zu, sie solle Polizei und Krankenwagen rufen.
Die Verletzung von Maria war ein Schleudertrauma und sie musste einige Wochen lang deswegen ärztlich behandelt werden. Unser Fahrschulwagen hatte einen Totalschaden! Mit dem neuen Fahrschulwagen hat Maria dann einige Wochen später ihre Fahrstunden begonnen, unfallfrei, bis zu ihrem Führerschein, den sie nach achtzehn Stunden dann erhielt.
Ein junger Bursche, gerade 18 Jahre alt, machte bei mir den Motorradführerschein und stand kurz vor der Prüfung. Er kam jedes Mal mit seinem Roller zur Fahrstunde gefahren, denn er besaß schon den Führerschein Klasse AM. Also durfte er einen Motoroller bis 50 ccm Hubraum nicht schneller als bis 45 km/h fahren. Als er wieder einmal zur Fahrstunde unterwegs war, fuhr vor ihm ein Passat mit 50 km/h. Er hatte sich leicht verspätet und überholte mit seinem Roller den Passat mit ca. 70 km/h. Was er nicht wusste: Der Passat war ein Fahrzeug der Zivilstreife. Denen fiel sofort auf, dass der Roller ein Versicherungskennzeichen besaß und nur bis 45 km/h gefahren werden durfte. Die Polizisten folgten ihm bis zu unserem Parkplatz. Sie kontrollierten seinen Führerschein und stellten fest, dass der junge Mann lediglich den Führerschein der Klasse AM besaß. Er bekam eine Anzeige, weil er keine entsprechende Fahrerlaubnis besaß und der Roller frisiert war, da er weit über 70 km/h damit fahren konnte. Man stelle seinen Motorroller sicher, den man später zum TÜV brachte, wo ein Gutachten erstellt wurde. Dieses alles kostete dem jungen Mann eine ganze Menge Geld. Die Betriebserlaubnis war erloschen, da er ja den Roller manipuliert hatte. Dadurch bestand auch kein Versicherungsschutz mehr. Eine saftige Geldstrafe und eine zweijährige Sperre für eine Fahrprüfung folgten auf dem Fuß.
Der TÜV veranstaltete vor einigen Jahren ein Preisausschreiben für Fahrlehrer. Wir sollten Verbesserungsvorschläge einreichen, die den Fahrlehrern das Arbeiten erleichtern konnten. Für den besten Vorschlag sollte es damals 500 Mark geben. Einsendeschluss war ein Freitag um 15.00 Uhr.
An dieser Stelle muss ich anmerken, dass der Leiter der Prüfstelle in Köln nicht gerade für den berühmten kölschen Humor bekannt war. »Dem kann man auf die Sprünge helfen!« dachte ich.
Jeder Fahrschulwagen hat eine akustische Warneinrichtung, die trötet, wenn der Fahrlehrer während der Prüfung Gas, Bremse oder die Kupplung berührt. Dann weiß der Fahrprüfer, dass wir eingegriffen haben. Dieser schrille Ton hat mich schon immer gestört und genervt.
Also fuhr ich am Freitag eine Viertelstunde vor Einsendeschluss zur Hauptstelle beim TÜV. Bei der Sekretärin machte ich es sehr dringend, denn ich wollte schnellstmöglich zu ihrem Chef. Natürlich wollte sie wissen, worum es geht.
»Ich habe für das Preisausschreiben einen äußerst guten Verbesserungsvorschlag. Ihr Chef wird begeistert sein. Allerdings glaube ich, dass meine Idee mehr als 500 Mark wert ist.«
Die Sekretärin rief ihren Chef an: »Hier draußen steht Herr Schmitz, der möchte Sie dringend sprechen.«
Er ließ mich zu sich bitten. In seinem Büro versprach ich ihm einen so wahnsinnig guten Verbesserungsvorschlag, der die Fahrschulwelt verändern würde. »Es geht um die akustische Warneinrichtung, deren Ton viele von uns Fahrlehrern nervt.«
Der TÜV-Chef war interessiert: »Welche Veränderung schlagen Sie denn vor, Herr Schmitz?«
»Wir koppeln die Warneinrichtung mit einem Tonbandgerät.« Sein Gesicht zeigte große Zweifel und Erstaunen. Ich fuhr fort: »Stellen Sie sich vor, es fährt ein Junge und ich bremse, dann erklingt das Lied: Junge komm‘ bald wieder. Oder es fährt ein Mädchen und ich bremse, dann erklingt das Lied: Wir wollen niemals auseinandergehen.« Dann sah ich es: Der Kopf des TÜV-Chefs wurde rot und seine Halsschlagader drohte zu platzen.
So schnell wie damals bin ich nie wieder aus einem Raum geflitzt. Seltsamerweise habe ich die 500 Mark nicht gewonnen.
Mit den Jahren wurde mir klar, dass ich bei Fahrschülern keine Scherze machen kann. Alles, was ich ihnen erzähle, nehmen sie für bare Münze.
Da war einmal eine Medizinstudentin, Judith, die mich bei der fünften oder sechsten Fahrstunde fragte, was das für ein Schalter sei, der mit dem Warndreieck. Ich sagte ihr: »Das ist die Warnblinkanlage.«
Bei der nächsten Stunde fragt sie mich wieder: »Herr Schmitz, ich habe es vergessen. Was ist das für ein Schalter mit dem Warndreieck?«
»Das ist die Warnblinkanlage«, meinte ich nachsichtig.
Das ging tatsächlich einige Fahrstunden lang so! Jedes Mal fragte mich Judith nach dem roten Schalter. Irgendwie konnte ich mir sie als angehende Ärztin nur bedingt vorstellen. Klar war ich bald der festen Ansicht, dass die mich veralbern will. Als sie mich zum siebten Mal fragte, was das für ein Schalter sei, antwortete ich spontan: »Das ist der Schalter für den Schleudersitz.«
Sie sah mich verblüfft an: »Wie, Schleudersitz?«
»Nun«, antwortete ich, »ich bin verheiratet, habe drei Kinder und ich bin kein Stuntman. Wenn es brenzlig wird, drücke ich auf den Knopf. Dann öffnet sich die Beifahrertür und zack, bin ich weg.«
Judith sah mich entgeistert an: »Wie, weg?«
»Ja«, erklärte ich ihr, »dann geht die Beifahrertür auf und ich werde wie in ein Jetpilot aus dem Auto katapultiert. Ab da sind Sie auf sich alleine gestellt.« Sie gab sich damit zufrieden und fragte mich nie wieder nach dem roten Dreieck.
Kurz vor ihrer Prüfung waren wir auf der Autobahn unterwegs. Judith fuhr mit 120 km/h. Plötzlich vor uns ein Stau! Sie erkannte die Gefahr und bremste vorsichtig ab, vergaß aber, die Warnblinkanlage einzuschalten. Ich dachte längst nicht mehr an meinen Schalterspruch und wollte mit dem Finger den Warnblinker einschalten, da schrie Judith plötzlich los: »Nein Herr Schmitz, nein Herr Schmitz, bleiben Sie hier, nicht raus, nicht raus!«
»Was ist denn mit Ihnen?«
Sie schaute mich flehend an: »Bleiben Sie hier!«
Da fiel mir wieder ein, was ich für einen Blödsinn erzählt hatte und beruhigte sie: »Keine Bange, es passiert nichts. Ich habe ihn um geklemmt. Jetzt ist es wieder der Warnblinker!«
Und bei mir dachte ich: »Lieber Georg, du machst nie wieder einen Scherz mit deinen Fahrschülern!«
Da war Doris, Mitte dreißig, aus dem Dienstleistungsgewerbe Prostitution. Sie stand kurz vor der Prüfung und hatte nur noch eine Doppelstunde vor sich, bevor es zur Prüfung ging. Wir wollten gerade losfahren, als sie mich anschaute und mir mit leisen Worten mitteilte: »Hör mal Georg, ich habe ein Problem. Ich habe einen Engpass wegen der Bezahlung der Doppelstunde. Das Geld für die Prüfung habe ich gespart. Du weißt ja, dass ich in einem Dienstleistungsgewerbe arbeite. Können wir die Stunden nicht damit verrechnen?«
Mein Blick zeigte großes Erstaunen und ich antwortete ihr: »Doris, ich bin glücklich verheiratet und habe auch keinen sexuellen Notstand. Da muss ich dich enttäuschen. Wir können allerdings vereinbaren, dass du die Doppelstunde nach der Prüfung bezahlen kannst, da vertraue ich dir.«
Eine Woche nach der bestandenen Prüfung kam sie und hat lachend die beiden Stunden bezahlt.
Mein Sohn Lukas war damals etwa dreizehn Jahre alt, als er mich fragte: »Kannst du mich mitnehmen, wenn du Fahrschule hast? Ich möchte sehen, wie das ist. Vielleicht werde ich auch Fahrlehrer.« Natürlich konnte mein Sohn mitfahren, es war an dem Tag wenig zu tun.
Als wir auf einer Ausfallstraße in Köln fuhren, sahen wir rechts etwa fünfzig Wohnwagen stehen. Wir fuhren vorbei, als er mich fragte: »Papa, was sind das für Wohnwagen? Campen die Leute hier?«
»Nicht direkt, das sind alles Prostituierte«, antwortete ich ihm. Danach war die Sache für mich erledigt. Mein Sohn fragte auch nicht weiter nach.
Wochen später machte ich mit meiner Familie und mit befreundeten Familien und Bekannten einen Ausflug ins Sauerland. Es waren auch einige Fahrprüfer mit ihren Frauen dabei. Ich saß hinten in einem Planwagen, mein Sohn vorne. Wir fuhren durch den Wald und kamen an eine Lichtung, auf der ein einzelner Wohnwagen stand. Lukas sprang auf und rief laut durch den ganzen Planwagen: »Papa, gehen wir jetzt wieder Nutten gucken?«
Hier mal etwas sehr Kurioses! Klaus, um den es hier geht, hatte gerade mal zwei Fahrstunden gehabt. An einem Sommertag fuhr ich mit ihm vor den Toren Kölns. Plötzlich wurde es dunkel am Himmel und ein heftiger Regenschauer prasselte herunter. Ich bemerkte, dass der Fahrschüler sehr konzentriert mit dem Fahren des Fahrschulwagens beschäftigt war und den Scheibenwischer nicht betätigte. Die Sicht zur Straße wurde immer schlechter.
Ich sagte: »Ich sehe nichts mehr.«
Er: »Ich auch nicht.«
»Nun«, antworte ich, »was kann man denn da machen?«
Er schaut mich an und meinte: »Das weiß ich jetzt auch nicht.«
»Gut«, erwiderte ich ihm, »dann halte doch bitte mal an.«
Gesagt, getan! Er suchte und fand eine Parklücke und stoppte den Wagen. Ich schaue ihn an, blickte angestrengt durch die Frontscheibe und gab ihm zu verstehen, dass ich immer noch nichts sehen konnte.
Er schaute angestrengt nach draußen und sagte: »Sie haben Recht, ich sehe auch nichts.«
Auf meine Frage, was man denn machen kann, um etwas zu sehen, gab er zur Antwort: »Beim besten Willen, ich kann es Ihnen nicht sagen.« Seine Ratlosigkeit war ihm ins Gesicht geschrieben.
Da sah ich in der Ablage meiner Beifahrertür einen Eiskratzer liegen. Der Eiskratzer hatte an einer Seite zusätzlich eine kleine Gummileiste zum Scheibenwischen.
»Hier«, sagte ich, »nimm diesen Schaber, geh raus und mache die Frontscheibe trocken!« Diesen von mir als Scherz gemeinten Auftrag nahm er ernst und meinte, dass dies eine gute Idee sei.
Er stieg aus und fing an, die Scheibe bei strömenden Regen mit dem Wischer abzuziehen. Als er wieder ins Auto kam, stand ihm das Wasser in den Schuhen. Er schnallte sich an, startete das Fahrzeug und sagte: »Oh, jetzt sehen wir ja schon wieder nichts.«
Ich habe ihn dann natürlich aufgeklärt, dass dieses Fahrzeug auch einen Scheibenwischer hat. Es ist mir damals, wie heute unverständlich, dass Klaus noch nie etwas von einem Scheibenwischer gehört hatte, obwohl er vor der ersten Fahrstunde eine genaue Einweisung aller Bedienungselemente bekommen hat.
Diese Lehrstunde hat ihn so sehr mitgenommen, dass er immer einmal kurz den Scheibenwischer bediente, wenn er ins Auto eingestiegen war.
Mir hat der Junge allerdings so leidgetan, dass ich ihm die Doppelstunde geschenkt habe, dafür, dass er beim Scheibenwischen so nass geworden war.
Neben unserer Fahrschule haben wir für unsere Autos einen Parkplatz, der mit einer Schranke gesichert ist. Die Schranke öffnet und schließt man mit einer Fernbedienung, die ungefähr so groß ist wie eine Zigarettenschachtel, mit einem roten Knopf dran, um die Schranke zu öffnen.
Eines Tages fahre ich mit Otmar, der bei den Fahrstunden immer sehr gut gefahren ist, vom Parkplatz auf die Straße. Dabei öffne ich die Schranke mit der Fernbedienung. Ich halte sie aber während der Fahrt noch in meiner Hand. Auf der Straße springt eine Ampel von Grün auf Gelb. Wir sind schon fast an der Ampel und Otmar gibt Gas, um noch bei Gelb über die Ampel zu kommen. Ich habe ihn gelobt und ihm gesagt, dass er gut reagiert hat. Zwei Ampeln weiter schaltet die Ampel wieder von Grün auf Gelb. Otmar geht ordnungsgemäß auf die Bremse und hält vor der Ampel an, die auf Rot umschlägt. Ich schaue ihn an: »Du hast gut reagiert, hier warst du noch weit genug von der Ampel weg.«
»Na ja, Herr Schmitz, dann habe ich den Test ja bestanden«, sagt er zu mir.
Ich bin erstaunt. »Was für einen Test meinst du?«, frage ich.
»Na ja, ich bin ja nicht blöd. Glauben Sie, ich habe nicht bemerkt, dass Sie mit der Fernbedienung die Ampel immer auf Rot geschaltet haben?«
Ich habe ein anderes Thema angefangen und den Fahrschüler in diesem Glauben gelassen.
Da war Daniela, sie war eine Prostituierte und ging auf den Straßenstrich in der Nähe unserer Fahrschule. Daniela hatte für 11.00 Uhr eine Fahrstunde mit mir vereinbart. In der Stunde vor ihr war eine Ordensschwester an der Reihe. Ich fuhr gerade mit der Nonne zurück in Richtung Fahrschule, als mein Handy klingelte. Es war Daniela! Sie erzählte, dass sie es nicht mehr pünktlich zur Fahrschule schafft und bat mich, sie an ihrem Arbeitsplatz abzuholen. Ausnahmsweise sagte ich ihr zu, obwohl der Treffpunkt für alle Schüler immer an der Fahrschule ist.
Erst da fiel mir ein, dass neben mir eine Nonne auf dem Fahrersitz saß. »Oh je«, dachte ich, »da sitzt eine Nonne und ich muss jetzt mit ihr auf einen Parkplatz für den Straßenstrich fahren.«
Dummerweise hatte ich von Daniela keine Handynummer, denn sie hatte ihre Nummer unterdrückt. Zurückrufen konnte ich sie also nicht. Warten lassen, wollte ich sie aber auch nicht. Also fuhr ich mit der Nonne in Richtung Parkplatz am Straßenstrich. Natürlich sagte ich der Nonne, dass wir auf einen Parkplatz mit Straßenstrich fahren, um Daniela abzuholen. Ihr Blick in meine Richtung war ein großes Fragezeichen, sie sagte aber nichts dazu.
Wir kamen dem Parkplatz immer näher und sahen die leichtbekleideten Mädels auf dem Parkplatz hin und her schlendern. Den Blick der Nonne werde ich nicht vergessen. Sie fuhr und schaute ab jetzt mehr nach unten auf den Boden, als auf die Straße.
»Gut«, sagte ich, »schauen Sie weg, ich lenke für Sie.« Langsam rollten wir auf den Parkplatz.
Dann kam das nächste Problem. Ich wollte die Nonne nicht auf dem Parkplatz umsteigen lassen, um Daniela fahren zu lassen. Das ging auf keinen Fall. Wir fuhren also bis zu Danielas Arbeitsplatz und ich ließ sie hinten auf dem Rücksitz Platz nehmen. Langsam fuhr die Nonne vom Parkplatz runter. Immer noch lenkte ich und immer noch sah sie mehr nach unten als durch die Frontscheibe. Auf der Straße ließ ich sie anhalten. »Sie können wieder nach vorne schauen«. Ihr Kopf ging hoch und als ich sie ansah, bemerkte ich ein verschmitztes Lächeln in ihrem Gesicht. Jetzt konnten die beiden ‚ungleichen‘ Fahrschülerinnen die Plätze tauschen.
Niemand von uns gab einen Kommentar ab. Es herrschte Schweigen, aber ich glaube, dass sich die Ordensschwester doch ein wenig über die Situation amüsierte.
Beide, die Nonne und Daniela, haben später die Führerscheinprüfung bestanden.
Es ist 20.30 Uhr. Ich bin fertig mit dem theoretischen Unterricht und alle Fahrschüler haben vor ein paar Minuten die Fahrschule verlassen. Wirklich alle?
Ich gönne mir noch eine Viertelstunde Pause am Schreibtisch und fahre dann nach Hause. Kurz vor 22 Uhr klingelt bei mir das Telefon. Die Polizei! »Herr Schmitz, kommen Sie zur Fahrschule, denn im Unterrichtsraum sitzt eine Fahrschülerin von Ihnen, die nicht mehr rauskommt.«
Kaum schließe ich die Fahrschule auf, bestürmt mich die junge Frau mit aufgeregten Worten. Sie war auf der Toilette gewesen und ich hätte doch nicht einfach die Tür der Fahrschule abschließen dürfen! Davon hatte ich überhaupt nichts mitbekommen. Die Schülerin hatte von keinem der Fahrlehrer die Telefonnummer und saß eine Stunde in der Fahrschule, bis sie auf die Idee kam, die Polizei anzurufen.
Wie konnte ich ahnen, dass jemand noch ewig auf der Toilette sitzt, wenn ich das Büro abschließe? Natürlich habe ich mich trotzdem entschuldigt.
Der Führerschein B17 ist bekanntlich ein Autoführerschein, bei dem eine Begleitperson mitfahren muss, solange, bis der Fahrer 18 Jahre alt wird. Dieser Führerschein ist also für Personen unter 18 Jahren. Er schließt jedoch eine Führerscheinklasse mit ein, die sich AM nennt. Das sind Krafträder bis 50 ccm Hubraum mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, also für Motoroller. Da man diesen Führerschein mit 16 Jahren erwerben kann, braucht auch keine Begleitperson mitzufahren. Diese Fahrzeuge dürfen natürlich die Siebzehnjährigen mit der Bescheinigung für begleitendes Fahren alleine fahren!
Eines Tages stand ich auf dem TÜV-Gelände und wartete auf einen Fahrschüler, der gerade die theoretische Prüfung ablegte, als ein junger Mann mit einem Motorroller auf das TÜV-Gelände fuhr. Auf dem Rücksitz saß seine Mutter. Die Mutter kam auf mich zu und fragte mich: »Entschuldigung, mein Sohn wird heute 18 Jahre und möchte die Bescheinigung für begleitendes Fahren umtauschen in einen regulären Führerschein. Bin ich hier beim TÜV richtig?«
»Nein«, antwortete ich, »das macht der TÜV nicht. Sie müssen den Führerschein dort abholen, wo Sie ihn beantragt haben.«
»Gotts sei Dank hört das jetzt endlich auf! Ich fahre jetzt schon ein Jahr bei meinem Sohn auf dem Roller mit.«
Ich schaute ihr belustigt ins Gesicht und antworte entsprechend: »Liebe Frau, diese Regelung für begleitetes Fahren gilt nur für den PKW und nicht für den Motorroller.«
Was ich bis heute nicht vergessen habe, ist das verblüffte Gesicht der beiden.
Es war ein dunkler Novemberabend gegen 19.00 Uhr in einem nicht sehr belebten Kölner Viertel.