Meine liebsten Wildpflanzen - rohköstlich - Christine Volm - E-Book

Meine liebsten Wildpflanzen - rohköstlich E-Book

Christine Volm

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Beschreibung

In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie Wildpflanzen finden, kennenlernen und rohköstlich genießen. Viele Ernte-Tipps für die Wildkräuter und Rohkost-Rezepte begleiten Sie durch das ganze Jahr: Die Ernährungsberaterin Dr. Christine Volm stellt über 40 essbare Wildpflanzen und Superfoods und ihren speziellen gesundheitlichen Nutzen vor. Sie zeigt, wo sie zu finden sind, welche Merkmale die Pflanze unverwechselbar machen und wie sie vegan und rohköstlich in der Küche verwendet werden können. Zudem wird genau erklärt, wie man die wertvollen Nahrungsmittel auf nachhaltige Weise erntet und dosiert. Meine liebsten Wildpflanzen - rohköstlich. sicher erkennen, vegan genießen.

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Seitenzahl: 162

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Christine Volm

Meine liebsten Wildpflanzen rohköstlich

sicher erkennen, vegan genießen

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Inhaltsverzeichnis

Kostbarkeiten der NaturEssbare WildpflanzenWas sind essbare Wildpflanzen?Heimisch oder fremd?Wo und wie sammeln?Was schmeckt?Gesund oder giftig?Gesund bleiben mit WildpflanzenVorbeugen oder heilenInhaltsstoffe und ihre WirkungKleine Mengenlehre: Wovon wie viel?Essbare Wildpflanzen im Alltag nutzenWildpflanzenportraitsZu den RezeptenBärlauchBeinwellBirke, Hänge-BirkeBrennnesselnBrombeereDost, Oregano, Wilder MajoranEsskastanie, EdelkastanieFelsenbirneFichteGänseblümchenGänse-FingerkrautGierschGundermann, GundelrebeHaselHeidelbeereKleeKleiner WiesenknopfKnoblauchsraukeKnopfkräuterKornelkirscheLindenLöwenzahnMalvenRosenRot-Buche, BucheSauerampfer, Wiesen-SauerampferSchaumkräuterSüßdoldeTaubnesselnVeilchen, Wohlriechendes oder März-VeilchenVogel-KirscheVogelmiereWald-ErdbeereWald-Sauerklee, SauerkleeWegericheWeißdorneWeißer GänsefußWiesen-LabkrautWiesen-SalbeiServiceDie Wildpflanzen im ÜberblickZum WeiterlesenBezugsquellenBildquellenDank
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Kostbarkeiten der Natur

Während ich an diesem Buch geschrieben habe, wurde mir intensiver denn je bewusst, welch großen Schatz wir an unseren Wildpflanzen haben. Ich durfte ihre Heilkräfte selbst erfahren und kenne viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht haben.

Durch die Begleitung anderer auf ihrem Weg zur Ernährung mit Rohkost und Wildpflanzen habe ich miterlebt, wie Menschen körperlich und seelisch von dieser Umstellung profitieren können.

Die Tatsache, dass viele Menschen noch nie etwas vom Nutzen der Wildpflanzen gehört haben, ist mir immer wieder Ansporn, daran zu arbeiten, dass rohköstliche Gerichte mit Wildpflanzen, nicht nur den ohnehin überzeugten Rohköstlern, sondern einfach allen schmecken, die sie probieren. Deshalb danke ich an dieser Stelle vor allem denjenigen, die meine Gerichte probiert und wohlmeinend kritisiert haben – meiner Familie, unseren Freunden und auch den Teilnehmern an den Potlucks, die mir darüber hinaus auch Inspiration waren. Dankbar bin ich auch für die Ärzte, die sich für den rohköstlichen Wildpflanzengenuss begeistern und mich auf meinem Weg bestärken.

Allen Teilnehmern an meinen Vorträgen, Seminaren und Workshops und all den Hilfesuchenden und Fragestellern per Brief, E-Mail, Facebook und Telefon danke ich, weil sie mich gelehrt haben, die Wildpflanzen nicht nur mit meinen, sondern auch mit ihren Augen zu sehen. Als Botanikerin kann ich Pflanzen zwar bestimmen und einordnen; wenn ich aber darüber nachdenke, wie ich Einsteigern Eigenschaften, Merkmale und den Geschmack der Wildpflanzen nahebringen kann, betrachte ich die Pflanzen immer wieder neu und lerne sie immer besser kennen.

Den giftigen unter den Wildpflanzen verdanke ich meine hoffentlich nie nachlassende Aufmerksamkeit und den Respekt vor allen Arten.

Ich erhoffe mir, dass dieses Buch die Ansprüche derjenigen erfüllt, die schon lange auf ein „Wildpflanzenbuch für Rohköstler mit Pflanzenbeschreibungen und Rezepten“ gewartet haben. Weil der Platz zwischen zwei Buchdeckeln nicht unbeschränkt ist, finden Sie hier eine Auswahl meiner liebsten Arten beschrieben und kulinarisch verwandelt, so wie ich sie gerne mag. Ich wünsche mir, dass die unerschöpfliche Vielfalt in Feld, Wald und Wiese deutlich wird und die Rezepte zeigen, dass mit dieser Ernährung Abwechslung auf dem Teller garantiert ist.

Viel Spaß beim Entdecken, Sammeln und Zubereiten der Wildpflanzen!

 

Dr. Christine Volm

Anmutige Glöckchen: die Blüten des Dreikantigen Lauchs.

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Essbare Wildpflanzen

Erst einmal die Grundlagen, bevor es ans Sammeln geht: Was zu suchen und wo es zu finden ist, und was auf keinen Fall gesammelt werden soll.

Was sind essbare Wildpflanzen?

Essbares aus der freien Natur

Ich will einmal versuchen, den Begriff „essbare Wildpflanzen“ zu definieren: Als essbare Wildpflanzen werden diejenigen Pflanzen bezeichnet, die ohne unser Zutun in der freien Natur oder an jedem geeigneten Standort spontan wachsen und vom Menschen als Nahrungsmittel oder Gewürz verzehrt werden können, ohne negative Nebenwirkungen auszulösen.

Essbar, aber nur vor der Blüte: Scharbockskraut.

Wer gehört dazu?

Zu diesen Pflanzen gehören wild wachsende Pflanzen, die wir auch in der kultivierten Form kennen und zu Obst oder Gemüse zählen, wie beispielsweise die Wilde Möhre, die Pastinake oder die Vogel-Kirsche. Außerdem gehören Gewürzpflanzen dazu, wie der Dost oder der wilde Fenchel.

Auch zahlreiche Pflanzen, die zu den Arznei- oder Heilpflanzen gezählt werden, können als essbare Wildpflanzen verwendet werden, nämlich dann, wenn ihr Gehalt an wirksamen Inhaltsstoffen Körper und Geist zuträglich ist und Nebenwirkungen ausgeschlossen werden können. Die größte Gruppe sind jedoch genau diejenigen Pflanzen, die wegen ihrer scheinbaren Nutzlosigkeit paradoxerweise als „Unkraut“ bezeichnet werden.

Warum Wildpflanzen essen?

Damit sind wir auch schon bei der Frage, warum der Verzehr von Wildpflanzen für uns wichtig ist. Reicht es nicht, die heilend wirkenden Pflanzen zu verwenden, wenn Krankheiten auftreten?

Wie für uns gemacht

Berücksichtigen wir, dass die Wildpflanzen sich im Laufe der Evolution gemeinsam mit dem Menschen entwickelt haben und unsere Urnahrung waren, dann müssen diese Pflanzen einfach perfekt geeignet sein, um uns gesund zu erhalten. Dann passt diese wilde Nahrung zu uns Menschen wie der Schlüssel ins Schloss. Dann brauchen wir einerseits nichts anderes als diese Pflanzen, um natürlich gesund zu bleiben, andererseits benötigen wir genau sie unbedingt, wenn wir gesund werden wollen.

So dachte vermutlich auch schon der erste Arzt, der aus der Medizin eine Wissenschaft machte, Hippokrates von Kos (460 – 370 v. Chr.), dem folgender Satz zugeschrieben wird: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel und eure Heilmittel sollen eure Nahrungsmittel sein!“

Ursprüngliche Qualität

Es geht also darum, unseren Körper so zu versorgen, dass er gesund bleibt. Die essbaren Wildpflanzen haben das seit Hunderttausenden von Jahren geschafft und erst seit vergleichsweise kurzer Zeit, nämlich seit dem Beginn des Ackerbaus in der Jungsteinzeit, vor etwa 6 000 – 12 000 Jahren, versuchen wir die wilden Gräser, Gemüse- und Fruchtpflanzen zu kultivieren und durch Züchtung zu „verbessern“. Dabei, das sollten wir bedenken, sind die Wildpflanzen erst in den letzten Jahrhunderten in Vergessenheit geraten, hierzulande endgültig erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Wenn wir heute das Kulturobst und -gemüse essen, das immer weiter selektiert und durch gärtnerische Züchtung geschmacklich verändert und haltbarer gemacht wurde, dann ist das eher ein Vergnügen kulinarischer und sozialer Art. Dies ist nicht zuletzt auch eher abhängig vom Einfluss der jeweiligen Kultur, als eine Frage der notwendigen Versorgung. Die uns umgebende Natur hält alles bereit, damit wir uns mit allen notwendigen Inhaltsstoffen versorgen können. Denn die Wildpflanzen enthalten nicht nur zusätzlich wichtige Inhaltsstoffe, sondern auch ein Vielfaches der Inhaltsstoffe, die mit der Züchtung in den Kulturpflanzen reduziert wurden oder verloren gegangen sind.

Überleben sichern

Viele Teilnehmer an meinen Exkursionen in Wald und Wiese sagen mir danach: „Jetzt weiß ich, dass ich auch ohne die Segnungen unserer Zivilisation überleben kann.“ Eine Erkenntnis, die auch mir sehr befreiend erschien, als ich angefangen habe, die essbaren Wildpflanzen intensiv zu nutzen.

Heute würde ich sogar noch einen Schritt weitergehen, und sehe in der Nutzung der essbaren Wildpflanzen auch eine Chance für Menschen in Regionen, wo Ernteausfälle oder Kriege zu Hungersnöten führen. Der Verlust des Wissens über die Nutzung der dort heimischen Wildpflanzen hat dazu geführt, dass die Menschen sich selbst nicht einmal mehr minimal versorgen können. Die Rückkehr zu mehr Wissen über die Natur und die Nutzungsmöglichkeiten vorhandener Wildpflanzen könnte hilfreich sein, zum Beispiel in Gegenden, wo Menschen regelmäßig von Naturkatastrophen heimgesucht werden.

Zudem könnte im Rahmen einer modernen Entwicklungshilfe auch das Sammeln dort wieder gelehrt und sogar der „Anbau“ interessant sein: Heimische Wildpflanzen sind einfacher anzusiedeln und gedeihen besser, weil sie angepasst sind an die regionalen Verhältnisse. Daher sind sie modernen Kulturpflanzen wie Weizen und Mais weit überlegen.

Heimisch oder fremd?

Wenn wir von „essbaren Wildpflanzen“ sprechen, dann zählen wir oft nur die in Deutschland heimischen dazu, weil wir andere, wie beispielsweise den Rosmarin oder den Echten Salbei hier nur als Kultur- oder Heilpflanze kennen. Dabei gehören auch sie zu den essbaren Wildpflanzen, dort wo sie zu Hause sind.

Rohkost und Wildpflanzen aus aller Welt

Die allgemeine Globalisierung, die nicht neu ist, sondern schon mit der Entdeckung anderer Kulturen und Kontinente begann, brachte auch das Interesse an anderen Ernährungsweisen mit sich. Dies führte dazu, dass wir Nahrungsmittel aus anderen Kontinenten heute ganz selbstverständlich zu den unseren zählen – denken Sie nur an Kartoffeln und Tomaten.

Die weltumspannende Rohkostbewegung und das zunehmende Interesse am internationalen Austausch brachte es mit sich, dass Rohköstler mittlerweile zahlreiche Wildpflanzen aus aller Welt nutzen. Dazu zählt etwa das Mesquite-Pulver, das gewonnen wird durch Zermahlen der getrockneten Hülsenfrüchte des Süßhülsenbaumes, Prosopis pallida. Dieser Baum stammt aus Peru, breitete sich aber von dort aus nicht nur in Südamerika, sondern nahezu weltweit aus, so dass er mittlerweile sogar in Australien als unerwünschte, weil invasive Pflanze gilt. Auch das Lucuma-Mehl/-Pulver aus den Früchten des zwischen Ecuador und Chile beheimateten Baumes einer Sapoten-Art (Ponteria lucuma) gehört mittlerweile ins weltweite Rohkost-Sortiment.

Oft werden diese und ähnliche Produkte als Superfoods bezeichnet, sind aber doch „nur“ Wildpflanzen. Sie sind ebenso „super“ wie unsere heimischen.

Fremde Heilpflanzen als Nahrung

Auch Wildpflanzen, die in anderen Kulturen gegen Krankheiten und in der traditionellen Heilkunst verwendet werden, zum Beispiel im Ayurveda, finden wir heute im Sortiment der rohen Nahrungsmittel. Dazu gehört beispielsweise das ayurvedische Triphala-Pulver aus den Früchten verschiedener asiatischer Bäume, welches verwendet wird, um die Doshas (Lebensenergien) auszubalancieren. Beim He-Shou-Wu-Pulver, bekannt aus der traditionellen chinesischen Medizin, handelt es sich um nichts anderes als die gemahlene Wurzel des Knöterich-Gewächses Polygonum multiflorum – dem in China beheimateten Vielblütigen Knöterich.

Kraft in Pulverform

Meist sind bei uns solche Produkte nur in getrockneter Form erhältlich. Das heißt zwar, dass ein gewisser Verlust an Inhaltsstoffen vorausgesetzt werden muss, allerdings sind diese Pflanzen häufig so reich an Inhaltsstoffen, dass sie die Kulturpflanzen selbst in Pulverform noch weit übertreffen.

Teilweise werden diese Pflanzen auch angebaut, sie werden dafür aber bisher eher selten züchterisch bearbeitet, sondern bleiben als nicht veränderte Wildpflanzen mit allen positiven Eigenschaften erhalten. Häufig stammen die Produkte aus Wildsammlung. Achten Sie beim Kauf auf Bio-Zertifizierung und die Deklaration als Rohkost-Qualität, was die schonende Trocknung bei Temperaturen unter 40 °C und ebensolches Verarbeiten voraussetzt.

Eingewanderte Wildpflanzen

Auch zwischen den heimischen „Unkräutern“ geht es mitunter ziemlich international zu. So stammt das Knopfkraut oder Franzosenkraut, wie es auch genannt wird, ursprünglich aus Mittel- und Südamerika, und ist erst im 19. Jahrhundert zu uns gekommen – ein typischer Neophyt. Vermutlich ist es aus botanischen Gärten in die Natur entfleucht.

In vielen Gegenden machen sich auch Nachtkerzen breit, die im 17. Jahrhundert als Zierpflanzen aus Nordamerika eingeführt wurden. Mit ihren wohlschmeckenden Blüten haben sie es bis in die Spitzengastronomie geschafft.

Die Wilde Malve kam noch früher aus Südeuropa zu uns – sie gilt als Archäophyt, als Pflanze, die schon vor 1492 hier zu finden war. Bei der Süßdolde ist man sich gar nicht sicher, ob sie heimisch oder eventuell auch aus südlicheren Ländern eingewandert ist. Sicher ist, sie gehört schon sehr lange zu den bei uns heimischen Pflanzen.

Und sollten Sie nach Amerika kommen und Wildpflanzen suchen, dann treffen Sie dort auf Bekannte: Unter anderem ist der bei uns heimische Breit-Wegerich mit den ersten Siedlern dorthin ausgewandert. Er wurde von den Indianern aufgrund der Ausbreitung mit der Besiedlung des Landes als „Spur des Weißen Mannes“ bezeichnet.

Eingewandert aus Südamerika: das Franzosen- oder Knopfkraut.

Nutzen Sie die bei uns eingewanderten Pflanzen ebenso wie die heimischen Arten. Sie bereichern unseren Speiseplan um weitere wertvolle Inhaltsstoffe und außergewöhnliche Aromen.

Wo und wie sammeln?

Gute Sammelplätze

Wie sieht ein guter Sammelplatz aus? Hier meine Kriterien: Ein guter Sammelplatz

bietet frische, appetitlich erscheinende Wildpflanzen.

ist nicht direkt von Autoabgasen belastet, liegt demnach weit genug von der Straße entfernt oder etwas geschützt hinter dichtem Gebüsch, Hecken oder Mauern.

ist ein Ort ohne oder mit sehr wenig Hundeverkehr. Suchen Sie lieber Alternativen zu den üblichen Ausführstrecken und -plätzen, einen hundefreien Park oder einen Platz, der weit genug vom Weg entfernt ist. Alte aufgelassene Friedhöfe sind häufig ein Geheimtipp in Städten.

ist frei von schädlichen Chemikalien und anderen Schadstoffen. Konventionell bewirtschaftete Ackerflächen und gedüngte Weiden sind grundsätzlich keine guten Plätze für das Sammeln von Wildpflanzen. Düngemittel, Pflanzenschutzmittel und Abfälle aus der Tierhaltung sind gesundheitsschädlich – daher ist hier Vorsicht geboten. Auch an Bahndämmen sollten Sie aufs Sammeln verzichten, weil auf den Gleisanlagen Pestizide ausgebracht werden dürfen, die auch in die nähere Umgebung abdriften können. Wenn Sie an Gewässern oder an deren Rand sammeln, achten Sie darauf, dass diese sauber und nicht durch Einträge von nahem Weidetier braun gefärbt oder durch Unrat verschmutzt sind.

Inhaltsstoffe vor Schadstoffen

Ich mache Kompromisse: Bevor ich auf die wichtigen Wildpflanzen verzichte, ernte ich sie zur Not auch mitten in der Stadt, zum Beispiel von Bäumen oder Sträuchern. Vor Umweltgiften in Luft, Wasser und Boden können wir uns alle leider nirgendwo schützen. Die Inhaltsstoffe der Wildpflanzen sind jedoch zu wertvoll, um ohne sie auszukommen. Auch Bioobst und -gemüse auf dem Feld und in der Freiluftauslage von Geschäften ist Schadstoffen ausgesetzt und wer weiß schon immer genau, wie und wo es angebaut wurde.

Das sollten Sie beim Sammeln beachten

Naturschutz: Hinweise an den Tafeln der Naturschutzgebiete geben Auskunft, was erlaubt ist. In der Regel ist die Entnahme von Pflanzen oder Pflanzenteilen nicht erlaubt. Achtung: Auch außerhalb dieser Gebiete gilt: Geschützte Pflanzen nicht sammeln!

Betreten Sie fremdes Eigentum nicht ungefragt – das gilt auch für Wiesen in der Vegetationszeit.

Ernten Sie nur so viel, wie Sie selbst verwenden können.

Ernten Sie nie alles ab, sondern immer nur einen Teil des Pflanzenbestands.

Ernten Sie Blüten und Früchte nur in Maßen, sodass die Vermehrung der Pflanzen gesichert bleibt.

Verzichten Sie auf das Ernten von nur vereinzelt vorkommenden Pflanzen.

Sauber!

Sortieren Sie stark beschädigte und befallene Pflanzen direkt am Fundort aus.

Kontrollieren Sie Ihr Erntegut – Giftpflanzen sofort aussortieren, Hände waschen.

Transportieren Sie schmutzige und saubere Pflanzen in unterschiedlichen Gefäßen.

Pflanzenteile, wie Blüten, Samen oder Wurzeln, die nicht zusammen verwendet werden sollen, sammeln Sie ebenfalls am besten getrennt.

Was braucht’s an Ausrüstung?

Nichts, wenn Sie die Pflanzen kennen und sie von der Hand in den Mund verzehren wollen. Punkt.

Für größere Ernten

Wollen Sie aber für zu Hause sammeln, dann sollten Sie ein Transportbehältnis wählen, das die Pflanzen frisch hält. Ideal sind Schraubgläser oder ein Drahtbügelglas, Sie können aber auch Kunststoffgefäße oder -beutel mit Zip-Verschluss verwenden. Wenn es heiß ist und die Pflanzen darin anfangen könnten zu schwitzen, dann packen Sie einen Kühlakku mit in den Rucksack oder zwischen die Gefäße.

Minimales Werkzeug

Zum Sammeln selbst sind meine Hände völlig ausreichend, ich brauche kein Werkzeug. Eine Ausnahme mache ich nur, wenn ich größere Mengen an Brennnesseln ernten will. Dazu habe ich in der Vegetationszeit fast in jeder Hosentasche zwei sehr dünne Kunststoffhandschuhe, die passen überall rein. Sie sind übereinander an einer Hand angezogen ideal, um Brennnesseln zu ernten, weil die dünnen Kunststofflagen sich gegeneinander verschieben und die Brennhaare die Haut nicht erreichen können.

Ein sicheres Plätzchen zum Sammeln.

Waschen oder nicht waschen?

Wenn Sie die Wahl haben, weil der Standort, an dem Sie eine Wildpflanze gesammelt haben, günstig erschien, dann verzichten Sie auf das Waschen. Auf den Pflanzen befinden sich Mikroorganismen, die wir dringend brauchen, weil sie für die körpereigene B12-Synthese im Darm verantwortlich sind. Nur so können Sie Mangelerscheinungen vorbeugen. Vorraussetzung dafür: Eine gesunde Darmflora.

Zum Dazulernen

Wenn Sie in die Natur gehen, um sich Pflanzen einzuprägen oder neue kennenzulernen, dann sind allgemeine Pflanzenführer oder spezielle Bestimmungsliteratur oft hilfreich, ebenso wie Lupe, Notizbüchlein und Fotokamera.

Gefahren in der Wildnis?

Anfänger stellen meist noch die Frage nach den Risiken beim Sammeln von Wildpflanzen. Die Natur ist vielen einfach erst einmal zu unbekannt und zu wild. Nach kurzer Zeit aber ist es genau das, was am meisten geschätzt wird: Die Unberührtheit, die Natürlichkeit und das Ursprüngliche, wozu nun einmal auch Tiere gehören. Obwohl wir uns heutzutage nicht mehr vor Bär oder gar Säbelzahntiger fürchten müssen, wollen wir dennoch sicherstellen, dass wirklich nichts passieren kann.

Fuchsbandwurm: Entwarnung

Aus diesem Sicherheitsbedürfnis heraus ist wohl die Panik rund um das Thema Fuchsbandwurm entstanden. Aber seien Sie beruhigt, es wurde diesbezüglich von allen relevanten Institutionen Entwarnung gegeben.

Achtung, Zecken

Allerdings lauert da draußen eine Gefahr, vor der Sie sich besser schützen sollten. Zecken sind es, welche beim Blutsaugen vor allem die gefürchteten Krankheiten Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen.

Was vorbeugend hilft, ist Kokosöl. Und zwar genau dieses, welches Sie auch in der Küche verwenden – in Rohkostqualität versteht sich. Sie cremen sich einfach damit ein und die enthaltene Laurinsäure schreckt die Blutsauger ab.

Sollten Sie vergessen haben, sich einzucremen oder doppelt sichergehen wollen, dann suchen Sie nach dem Wald- oder Wiesenspaziergang die Haut nach Zecken ab und entfernen Sie diese so schnell wie möglich. Kokosöl hilft übrigens auch gegen die regional verbreiteten und besonders lästigen Kriebelmücken. Außerdem ist es hervorragend zur Hautpflege geeignet.

Achtsam mit sich und der Natur

Achtsamkeit ist vielleicht ein Wort, das wir eher im Yogakurs oder bei Wohlfühlseminaren vermuten. Beim Wildpflanzensammeln denkt man doch eher an etwas Handfestes.

Ich habe in den letzten Jahren genau beobachtet, wie wir mit den Pflanzen umgehen, und festgestellt, dass das manchmal alles andere als appetitlich ist. Mir ist oft aufgefallen, dass diejenigen, die unachtsam pflücken, oft schnell und viel größere Mengen an Wildpflanzen zu sich nehmen und dennoch weniger Gewinn und Sättigung daraus ziehen, als diejenigen, die Blatt für Blatt wertschätzen.

Bewusst sammeln und verarbeiten

Machen Sie sich bewusst, dass das, was Sie sammeln, Ihre Nahrung ist und Ihnen gut tun soll.

Es macht einen Unterschied, ob ich grob und ohne genau hinzusehen mit der ganzen Hand Büschel vom Labkraut oder Löwenzahn abreiße oder ob ich sorgsam Blatt für Blatt, Stiel für Stiel sammle.

Wie ich pflücke, wie ich die Pflanze behandle, so behandle ich letztendlich auch mich. Sie brauchen ja nicht ausgiebig bei jedem Blatt zu meditieren. Aber ich bin schon der Meinung, dass es ausschlaggebend ist, in welcher Weise unsere Nahrung gewonnen, zubereitet und verspeist wird.

Häufig wird auch am Ergebnis auf dem Teller deutlich, wie sehr die Ausgangsprodukte wertgeschätzt wurden. Das können Sie zu Hause genauso beobachten wie in der gehobenen Gastronomie, wo sehr sorgfältig mit Lebensmitteln umgegangen wird. Wenn ich hier für mehr Achtsamkeit beim Sammeln plädiere, dann deshalb, weil die bewusste Verbindung mit der Natur und ihren Lebewesen letztendlich uns zugute kommt. Nehmen Sie möglichst viel des guten Geistes aus der Natur mit, wenn Sie Wildpflanzen sammeln.

Bestimmen und/oder Wiedererkennen?

Was Freizeitbotaniker von Profis unterscheidet, ist die Art, sich Pflanzen zu nähern und vertraut zu machen. Während Profis – um eine Pflanze zu bestimmen – sich hauptsächlich mit den Blüten und deren Beschreibungen in botanischen Bestimmungsbüchern beschäftigen und im Notfall mittlerweile auch DNA-Analysen auswerten, muss sich der Laie anders behelfen. Vor allem dann, wenn die zur Bestimmung benötigten Blüten noch nicht vorhanden oder schon wieder verschwunden sind. Da hilft es, Literatur zu verwenden, worin eine Pflanze mit den wichtigsten Merkmalen charakterisiert und möglichst auch abgebildet ist. So können Sie die Pflanze nach einem sorgfältigen Vergleich richtig zuordnen. Dazu sollen auch die Pflanzenbeschreibungen in diesem Buch dienen.

Solche und solche

Nun sollten Sie aber unterscheiden: Es gibt Pflanzen, die sind weit verbreitet, gut zu erkennen und, wenn Sie die jeweiligen Merkmale beachten, nicht zu verwechseln. Dazu würde ich zum Beispiel den Giersch mit dem dreikantigen Blattstiel und den doppelt dreizähligen Blättern rechnen, obwohl er zu einer Familie gehört, deren Pflanzen sonst sehr schwierig zu bestimmen sind: den Doldenblütlern. Bei diesen treffen wir Arten, die als Gemüse-, Gewürz- oder essbare Wildpflanze genutzt werden können, beispielsweise den Fenchel oder die Wilde Möhre, aber auch zahlreiche Giftpflanzen, die prominenteste darunter ist sicher der Schierling.

Botaniker brauchen zum exakten Bestimmen eines unbekannten Doldenblütlers oft Blüte und Frucht, das heißt, die Pflanze kann nicht das ganze Jahr über bestimmt werden, zudem ist der Bestimmungsgang in den Büchern ausgesprochen mühsam, weil viele spezielle Details untersucht werden müssen.

Vorsicht: Nicht daneben greifen – giftiger junger Aronstab im Bärlauchbestand.

Üben, üben, üben