Mit anderen Augen - Helmut Oehring - E-Book

Mit anderen Augen E-Book

Helmut Oehring

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Beschreibung

Vom Kind gehörloser Eltern zum erfolgreichen Komponisten

Ein kleiner Junge wird gehänselt und gequält von seinen Mitschülern. Sie drohen ihm mit allerlei, unter anderem damit, seine taubstumme Mutter umzubringen. Helmut Oehring ist hörendes und sprechendes Kind gehörloser Eltern. Erst mit vier Jahren kommt er mit der Welt der Hörenden in Kontakt – eine fremde und meist feindselige Welt. Doch dann entdeckt er etwas, das ganz ihm gehört: die Musik. Und wird als völliger Autodidakt zu einem der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten. Oehring erzählt eine Lebensgeschichte, in der alles wirkt wie zu gut erfunden und doch alles wahr ist, in der man aus dem Lachen, Weinen und Staunen nicht herauskommt. Er erzählt, wie sein gehörloser Bruder dreimal Republikflucht versucht, angeschossen wird, ins Gefängnis muss und dann später im Westen von einem Auto überfahren wird. Wie er selbst aus dem Nachwende-Tief von selbstgewählter Obdachlosigkeit und Drogensucht wieder herausfindet. Wie der Vater als gehörloser Torsteher des legendären Dresdener SC sportliche Triumphe bei den Hörenden feiert. Oder wie die Schulleitung den jungen Oehring ins Heim schicken will, weil er dabei erwischt wurde, wie er in seiner Wut mit dem Luftgewehr vom Balkon auf Leute schießt. Die Schulleitung bestellt die Eltern ein. Oehring muss übersetzen …

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Seitenzahl: 247

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Helmut Oehring

Mit anderen Augen

Vom Kind gehörloser Eltern zum Komponisten

1. Auflage

Copyright © 2011 by btb Verlag

in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

MM · Herstellung: IH

Made in Germany

ISBN 978-3-641-06197-5

www.btb-verlag.de

Meinen Eltern und meinen Kindern

Présence: das ist die dünne Eisschicht, auf der der Fuß eben nur so lange verweilen kann, bis sie einbricht; aber während der Fuß noch für den Bruchteil einer Sekunde auszuruhen vermeint, bricht sie schon, die dünne Decke, und zurück bleibt die Gewissheit des Packeises: voraus der Blick in die Zukunft mit einer Gewissheit der immer wieder neu begonnenen Gegenwart des Splitterns der Eisschicht und die Absurdität, die in dem ständig unternommenen Versuch liegt, Fuß zu fassen. So erscheint Présence als jene Gegenwart, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet.

Bernd Alois Zimmermann, Présence, ballet blanc

IM ANFANG

Den Wein, den man mit Augen trinkt,Gießt nachts der Mond in Wogen nieder,Und eine Springflut überschwemmt

Den stillen Horizont.

Gelüste, schauerlich und süß,

Durchschwimmen ohne Zahl die Fluten!

Den Wein, den man mit Augen trinkt,

Gießt nachts der Mond in Wogen nieder.

Der Dichter, den die Andacht treibt,

Berauscht sich an dem heilgen Tranke,

Gen Himmel wendet er verzückt

Das Haupt und taumelnd saugt und schlürft er

Den Wein, den man mit Augen trinkt.

Mondestrunken, Otto Erich Hartleben nach Albert Giraud, vertont von Arnold Schönberg in Pierrot lunaire op. 21

IM ANFANG war die Gebärde.

Der Anfang ist bei mir innen, immer Gebärde.

Kein Wort.

Ich höre mit den Augen. Mit anderen Augen.

Sehsucht. Davon geht alles aus. Bewegungen führen zu Klang oder auch zu Rhythmus, mehr noch: zu einer Farbe in Verbindung mit Geruch, der früher, als ich noch klein war, verwandelt wurde in MonsterZwerge HexRiesen MörderZischFeen FichtenKienZauberer RennRitter GoldPrinzUfos GrenzBillReiter und KönigPiloten. UhuJungen auf SchlangenPferden, PrinzessinnenTiger neben GiraffenWölfen, SäbelzahnAdler und WalhaiDrachen kämpften mitundgegeneinander, für und um etwas. Genauer gesagt: um alles oder nichts.

Vom hörenden Kind gehörloser Eltern zum Komponisten. Von zehn Klassen POS, Baufacharbeiterlehre (die hab ich genommen, weils nur noch Koch oder aufm Bau gab, als ich im Berufsberatungszentrum am Strausberger Platz an die Tür klopfte. Ich entschied mich für frische Luft), vom Friedhofsgärtner, Altenpfleger, Heizer, gelernten Ossi und ungelernten umständlichen Autodidakten (hatte nie eine Uni von innen gesehn) zum Meisterschüler an der Akademie der Künste zu Berlin. Mit allen denkbaren Stipendien und Kompositionspreisen beschenkt. Von mir interpretiert als ein: Ok, mach erstmal weiter so. Ein Aber blieb in der Luft.

Also mehr Verpflichtung als Ehre.

Für mich sind Erinnerungen an Bilder gekoppelt. An als Kind und Halbwüchsiger schwer zu ertragende Missverständnisse und auch Bedrohungen.

Hätte ich Schusswaffen besessen, wäre ich zum Amokterroristen geworden. Massaker wollte ich in die katholischen Kindergärten und Friedrichshainer Oberschulen tragen. Ich hätte sie alle töten wollen. Vorbereitet. Alle umbringen können. Geplant. Alles geplant und vorbereitet: im Kopf. Ich trage einen Namen und dieser Name ist groß, haben wir gesungen. Ja, meinen Namen hättet ihr nie wieder vergessen können. Ihr hättet dieselben beschissenen Ängste und Träume und Ängste vor diesen Träumen vor dem Einschlafen gehabt wie ich. Jahrzehntelang. Und diese Erleichterung der Erlösung beim Erwachen. Und diesen vertrockneten Mund vom Wegrennen in diesen Nächten. Diese verzweifelte Wut, die in eine schreckliche, nicht zu besprechende Wut umschlägt. Blutbäche. Für Außenstehende wie ein Wetterwechsel. Ja wieso der? Ausgerechnet? Sonst doch so schüchtern. Niemals! So ein Lieber. Sonst jeder, aber der? Kein böses Wort! Und die Eltern, so ruhige Leute. Beide. Nie im Leben! So ein Freundlicher. Guten Tag. Auf Wiedersehen. Nein danke.

Ja. Ich musste euch Hackfressen jahrelang ertragen. Tragen. Musste jeden Tag rennen. Wegrennen. Fortlaufen. Mich verstecken. Dabei wollte ich immer hin zu euch. Dazugehören. Hören. Sprechen. Ganz normal. Wie ihr das so macht. Als ob nix is.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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