Moderations-Tools - Amelie Funcke - E-Book

Moderations-Tools E-Book

Amelie Funcke

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Beschreibung

Moderatoren sorgen für gute Arbeitsprozesse, schaffen Struktur, bieten anregende Szenarien, mäßigen, visualisieren, wirken katalytisch ... Gutes Handwerkszeug ist dabei elementarer Bestandteil. 87 passende Präzisionswerkzeuge jenseits der bunten Kärtchen erhalten Sie hier: Methodisches zu Haltung, Vorbereitung, Einstieg, Themenbearbeitung, Transfer und außerdem jede Menge teamfördernde Tipps.

Als die beiden Autorinnen vor einigen Jahren begannen, ihre Moderationspraxis im Hinblick auf Methoden, Erfahrungen und Erkenntnisse zu reflektieren und ihre Aufzeichnungen zu durchforsten, taten sie das mit dem Ziel, eine Methodenkartei für Moderatoren zusammenzustellen. Daraus geworden ist ein Buch über Moderation – und eine umfassende Toolsammlung zugleich.

Die meisten Tools sind so angepasst, vereinfacht, verändert oder umgestaltet, dass sie in den praktischen Prozess hinein planbar und - was häufig noch wichtiger ist - ohne viel Aufwand aus der Situation heraus einsetzbar sind. Allen gemeinsam ist, dass sie sich als einfach handhabbare, anschauliche, aktivierende oder klärende Methoden in der Praxis bewährt haben.

Verzichtet haben die Autorinnen in diesem Buch auf eine ausführliche Beschreibung der grundlegenden Moderationsverfahren (z.B. Was ist eine Kartenabfrage und wie macht man sie ...). Diese Dinge setzen sie als Grundwissen voraus. Stattdessen konzentrieren sie sich auf die verschiedensten Tools, die Ihnen in den unterschiedlichen Phasen oder Situationen in einem Moderationsprozess nützlich sein können. Einen Überblick über Grundlegendes erhalten Sie im Abschnitt „Basisregelwerk“.

Das Buch ist so aufgebaut, dass Sie auch mal ganz schnell etwas finden können. Sie müssen mit dem Lesen nicht vorne anfangen – die Kapitel befinden sich zwar in einer sinnvollen Reihenfolge, aber sie müssen kein Kapitel gelesen haben, um ein anderes zu verstehen.

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Amelie Funcke, Eva Havenith

Moderations-Tools

Anschauliche, aktivierende und klärende Methoden für die Moderations-Praxis

© 2010 managerSeminare Verlags GmbH

6. Auflage 2019

Endenicher Str. 41, D-53115 Bonn

Tel: 0228-977910, Fax: 0228-616164

[email protected]

www.managerseminare.de

Der Verlag hat sich bemüht, die Copyright-Inhaber aller verwendeten Zitate, Texte, Abbildungen und Illustrationen zu ermitteln. Sollten wir jemanden übersehen haben, so bitten wir den Copyright-Inhaber, sich mit uns in Verbindung zu setzen.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und der Verbreitung sowie der Übersetzung vorbehalten.

ISBN: 978-3-98856-067-4

Herausgeber der Edition Training aktuell:

Ralf Muskatewitz, Jürgen Graf, Nicole Bußmann

Lektorat: Michael Busch, Ralf Muskatewitz

Cover: fotolia, Michael Stumpf

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

Ihre Download-Ressourcen Begleitend zum Buch stehen Ihnen Arbeitshilfen für die persönliche Verwendung zum Download im Internet zur Verfügung. Sie können die Vorlagen jederzeit in hoher Qualität abrufen und einsetzen.www.managerseminare.de/tmdl/b,189448

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Gekonnt moderieren

Von der Kunst zu moderieren

Vorbereitung ist die halbe Miete – an der Moderier-Bar

Die Methode Moderation – mehr als nur bunte Kärtchen

I. Methodisches

1.Aktiv einsteigen

Gut begonnen ist halb gewonnen

Vernissage

Mein Leben und ich

Vier Ecken

Aufgereiht

Scrabbeln

Bilderkartei

2.Themen bearbeiten

Es geht um die Sache

Fragen wagen

Anweisungsszenarien

PAULA

Vier Rollen im Problemlösungsprozess

2.1Anschaulich informieren

Schau mal einer an

Bilder und Metaphern

Anagramme/Buchstabensalat

Ziele erklären

Zeitstrahl

Poster-Input

Museum

2.2Sich verständigen

Vom Sagen, Meinen, Hören und Verstehen

Projektlandkarte

Bausteine des Problems

Situationslogische Analyse

„Orgavigation“ – oder: Wir im System

Teamzeitung

Das Wertequadrat

2.3Ist-erheben

Auf das „Ist“ … fertig … los!

BCG-Matrix zur Produktbewertung

SWOT-Analyse

Skalierungsfragen

Kraftfeldanalyse

Ishikawa

Flusslandschaft

2.4Ziele vereinbaren

Das Ziel muss man früher kennen als die Bahn (Jean Paul)

Visionen entwickeln mit Landschaftsbildern

Visionen zeichnen – Online-Beitrag

Blick aus der Zukunft

Hilfreiche Fragen zur Zielbestimmung – Online-Beitrag

Ziel: Verständigung

Vier Dimensionen –oder: Balanced Scorecard light

Zielkonflikt-Matrix

2.5Ideen, Lösungen, Strategien entwickeln

Vom Ideenfeuerwerk bis zur klugen Strategie

„Ah! Na logisch!“ – oder: Überlebensstrategien aus der Tierwelt

Aus Schrott Gold machen – oder: „Umnutzen“

Mit Katalog und Kopfstand

Situationen materialisieren

Das Strategiemodell

Die Wunder- und Skalierungsfrage

2.6Ergebnisse diskutieren, auswählen, bewerten, entscheiden

Ergebnisse auf den heißen Stuhl gesetzt

Rosinen picken

Diskussionen mitvisualisieren

Fishbowl

Ideendiskussion

Bewertungskriterien

Ideen temperieren

Prioritäten punkten – oder: Mehrpunktabfrage

Kopf oder Zahl?

Mathematische Matrix

3.Transfer planen

Planen dient der Sache, Umsetzen macht sie rund

Aufgabenplanung mit ABC-Analyse

Innere Mannschaftsaufstellung für den Ergebnistransfer

Wie sag ichs meinen Leuten?

Einstimmung entlang der Logischen Ebenen Online-Beitrag

Wahrscheinlichkeit und Tragweite – oder: Bedenkenträger-Analyse

AIDA

4.Abschließen

Gute Nacht, Freunde

Alphabet belegen

Denkhüte-Feedback

Tische gestalten

II. Schmiermittel in der Moderation

Öl statt Sand im Getriebe

1.Ermuntern und Ermutigen

Menschen munter mutig machen

Das Grillhähnchen

Finger fangen Online-Beitrag

Schnelle Meinungswelle – oder: Grenzen überschreiten

Stifte koordinieren

Komplimente-Quickie

D1-D4

2.Menschen beteiligen

„Dabei sein ist alles“ – mitmachen noch mehr

Abstimmung mit den Füßen und andere schnelle Gruppenbildungsmethoden

Wer hat den Hut auf?

Ampel-Feedback

Hypothesen bilden – oder: Wie geht es Ihrem Nachbarn?

3.Beziehungen klären

Der gute Draht – wenns um mehr als um die Sache geht

Kompass Zusammenarbeit

Die Gruppe im Bilde Online-Beitrag

Großwetterlage Online-Beitrag

Kritik rund um die „Vier Seiten einer Nachricht“

Selbst- und Fremdbild mit Riemann-Thomann

Warme Dusche

Wie viel Uhr ist es in unserer Zusammenarbeit?

4.Konflikte bewältigen

Vom Storming zum Norming – oder: Streiten verbindet

Konflikt-Fieberkurve nach Christoph Thomann

Konflikterhebung mit dem Thomann-Haus

Der rote Faden für brenzlige Situationen

Doppeln

III. Moderation vermitteln

Moderieren lehren und lernen

Moderationskennzeichen

Das teure Geschäftsessen

Rat der Weisen

„hart aber fair“

Persönlichkeiten raten

In fünf Schritten zum Wesentlichen

Anhang: Basisregelwerk und Verzeichnisse

Grundlegendes rund ums Visualisieren – Online-Beitrag

Grundlegende Gesprächs- und Moderationsregeln – Online-Beitrag

Die gebräuchlichsten Moderationsverfahren – Online-Beitrag

Literatur

Stichwortregister

Vorwort

Als wir vor einigen Jahren begannen, unsere Moderationspraxis im Hinblick auf Methoden, Erfahrungen und Erkenntnisse zu reflektieren und unsere Aufzeichnungen zu durchforsten, taten wir das mit dem Ziel, eine Methodenkartei für Moderatoren zusammenzustellen. Manchmal kommt der Appetit beim Essen und so entstand ein Buch über Moderation – und eine umfassende Tool-Sammlung zugleich.

Die erste Auflage des Buches war nach gut einem Jahr vergriffen – wir wussten nicht, dass es Evas letztes Lebensjahr sein sollte. Sie starb im Januar 2011 nach schwerer Krankheit, mit der sie tapfer und mutig lange gelebt hat. Wenn Eva den lang anhaltenden Erfolg des Buchs mit all den weiteren Auflagen noch erlebt hätte, sie hätte sich riesig gefreut. Das Buch enthält eine Fülle von ihren Erfahrungen, ihrem klaren Blick, ihrer gedanklichen Tiefe, ihrem Humor. Ich bin dankbar für ihre Freundschaft und die tolle Zeit mit ihr – und dafür, dass es dieses gemeinsame Buch gibt.

Der Aufbau orientiert sich

im ersten Teil an einem Ablaufschema für Moderationen, auch für komplexere Fragestellungen.

Im zweiten Teil widmen wir uns den Ansprüchen an Moderatoren, die über die Beherrschung der reinen Technik hinausgehen, den Soft Skills, die den Prozess am Laufen halten.

Ein dritter Teil beschäftigt sich mit dem Thema „Moderation vermitteln“.

In allen Kapiteln finden Sie:

eine einführende Betrachtung zum Thema,

die Kurzvorstellung der Tools

und dann ausführliche Methodenbeschreibungen.

Die meisten Tools sind nicht unsere eigene Erfindung. Viele wurden von uns jedoch so angepasst, vereinfacht, verändert oder umgestaltet, dass sie in den praktischen Prozess hinein planbar und – was häufig noch wichtiger ist – ohne viel Aufwand aus der Situation heraus einsetzbar sind. Allen gemeinsam ist, dass sie sich als einfach handhabbare, anschauliche, aktivierende oder klärende Methoden in der Praxis bewährt haben. Gekonnt angewandt und gut dosiert können sie ihre fördernde Wirkung „geschmacksverstärkend“ im laufenden Prozess entfalten.

Verzichtet haben wir in diesem Buch auf eine ausführliche Beschreibung der grundlegenden Moderationsverfahren (z.B.: Was ist eine Kartenabfrage und wie führt man sie durch …). Diese Dinge setzen wir als Grundwissen voraus. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die verschiedensten Tools, die Ihnen in den unterschiedlichen Phasen oder Situationen in einem Moderationsprozess nützlich und „Würze“ sein können. Zum Nachschlagen von Grundlegendem haben wir aber ein „Basisregelwerk“ mit Übersichten eingerichtet.

Das Buch ist so aufgebaut, dass Sie auch mal ganz schnell etwas finden können. Sie müssen mit dem Lesen nicht vorne anfangen – die Kapitel befinden sich zwar in einer sinnvollen Reihenfolge, aber Sie müssen kein Kapitel gelesen haben, um ein anderes zu verstehen.

Bei den meisten Methoden konnten wir nicht angeben, wer zuerst die (Grund-)Idee dazu hatte. Zwar haben wir immer wieder Quellen recherchiert, möchten aber nicht ausschließen, dass uns das ein oder andere durchgegangen ist.

Da wir davon überzeugt sind, dass Sprache unsere Vorstellung bzw. unsere Gedanken wiederum das geschriebene Wort beeinflussen, erlauben wir uns, Frauen und Männer in unserem Text einfach abwechselnd auftreten zu lassen. So kommen wir vielleicht dem beruflichen Alltag in der Moderation am nächsten, denn dort sind die handelnden Personen mal Männer mal Frauen. Im Übrigen sind wir der Meinung, dass da, wo aufgrund einer bestimmten Gruppengröße zu zweit oder mehreren moderiert wird, eine geschlechterparitätische Besetzung der Moderation zuträglich ist.

In der Hoffnung, Sie auf den Geschmack zu bringen, wünschen wir Ihnen viele Anregungen und viel Spaß beim Lesen.

Amelie Funcke und Eva Havenith

Einführung

Gekonnt moderieren

Von der Kunst zu moderieren

In einem „Workshop“ arbeiten Moderatorunddie Teilnehmenden

Moderatoren sind bekannt aus Radio und Fernsehen. Sie führen durch eine Sendung, kündigen Programmpunkte an und verbinden Themen miteinander, erläutern oder kommentieren Beiträge. Uns geht es in diesem Buch um die Workshop-Moderation. Auch in Workshops wird angekündigt, werden Arbeitsschritte miteinander verknüpft und erklärt. Ein erster interessanter Unterschied zur Moderation in Funk und Fernsehen liegt aber schon in dem Wort „Workshop“. Umgangssprachlich könnte man „Workshop“ übersetzen mit „Laden, in dem es Arbeit gibt“ oder handwerklich betrachtet als „Werkstatt“. Für sich betrachtet heißt „Shop“ ins Deutsche übersetzt „Geschäft“, das Wort „Geschäft“ kommt wiederum von „Beschäftigung“ oder „Arbeit“ und hat zu tun mit dem Verb „schaffen“. In einem „Work-shop“ wird im wahrsten Sinne des Wortes doppelt gearbeitet. Es arbeiten die Moderatorin oder der Moderator – am besten beide zusammen – und die Gruppenmitglieder, die an einem Workshop teilnehmen. Geschafft wird auf beiden Seiten, die Arbeit der Moderierenden und der Gruppenteilnehmer unterscheidet sich, gemeinsam ist beiden der Dienst an einer Sache.

Die Gruppenteilnehmer eines Workshops sind verantwortlich für die Inhalte

Aufgabe und Arbeitspensum der einzelnen Gruppenteilnehmer ist es, ihre Erfahrungen, Interessen und ihr Wissen so in den Arbeitsprozess einzubringen, dass, orientiert an dem gemeinsam vereinbarten Ziel, tragfähige Ergebnisse realisiert werden können. Die Gruppenmitglieder zeichnen verantwortlich für die fachlich relevanten Inhalte und Ergebnisse.

Von der Arbeit einer Moderatorin

Eine Moderatorin sorgt dafür, dass der Arbeitsprozess gut in Gang kommt und im Fluss bleibt. In der Moderationssprache heißt das, sie ist prozessverantwortlich. Sie schafft Struktur, damit die Teilnehmenden orientiert sind, worum es gerade und wie es weitergeht. Sie sorgt dafür, dass alle am Ball sind und bleiben. Sie legt den roten Faden der Veranstaltung aus, sodass alle das Thema im Auge behalten. Sie bietet anregende Szenarien, um müde Geister zu beleben, sie mäßigt, wenn sich die Gemüter erhitzen. Sie macht Gedankengänge durch konsequente Visualisierung offen-sichtlich. Sie fragt mehr, als dass sie sich wissend äußert. Sie fasst zusammen und gibt Übersetzungshilfen im kommunikativen Drahtseilakt zwischen sagen, meinen, hören und verstehen.

Die Moderierenden sind prozessverantwortlich

Das alles liest sich leichter als es getan ist.

Abb.: Der Aufgabenkatalog einer Moderatorin

Wir meinen: Moderieren ist eine – erlernbare – Kunst. Gutes Handwerkszeug ist dabei elementarer Bestandteil. Daher bieten Ihnen die „Moderations-Tools“ für die verschiedensten Phasen und Situationen einer Moderation solides Handwerkszeug für Präzisionsarbeit. Persönlichkeit, Kreativität, methodische Versiertheit und eine klare Haltung machen den Handwerker zum Künstler.

Moderieren heißt, sich inhaltlich neutral zu verhalten

Was heißt hier Haltung? Normalerweise liegt es in der Natur der Sache, dass sich Kunstschaffende mit ihrer Kunst zeigen. Dem Moderator eines Workshops oder einer Besprechung ist aber eher Zurückhaltung empfohlen. Darin unterscheidet er sich vom Fernsehmoderator, der eloquent und unterhaltsam die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Auch dem Workshop-Moderator steht rhetorisches Geschick gut zu Gesicht. Den Mitarbeitenden in der Gruppe und der zu bearbeitenden Sache sollte er jedoch nicht die Schau stehlen. Er tut gut daran, sich als Person zurückzunehmen und trotzdem oder vielleicht sogar gerade deswegen in der Prozessbegleitung und -steuerung Wirkung zu erzielen. Ein Moderator ist Dienstleister im Auftrag der Arbeitsgruppe.

Moderieren ist Dienstleistung

Man sagt auch, Moderation wirkt katalysatorisch. Die Anleihe in der Chemie macht nachvollziehbar, was für die Workshop-Moderation gemeint ist.

Abb.: Moderation wirkt katalysatorisch

Ein Katalysator ist ein Stoff, der durch seine Anwesenheit chemische Reaktionen herbeiführt oder in ihrem Verlauf beeinflusst, selbst aber unverändert bleibt.

Eine gute Moderatorin wird in diesem Sinne durch ihre Arbeit Auseinandersetzungsprozesse in der Gruppe anstoßen und dem vereinbarten Ziel folgend Richtung geben. Sich selber wird sie, so weit das bei aller Subjektivität menschenmöglich ist, neutral verhalten, indem sie z.B. Beiträge wertfrei aufnimmt, Widersprüche an die Gruppe zurückgibt, alle Stimmen zu Wort kommen lässt, Schweigsame mit ins Boot holt …

In der Chemie wird die Herbeiführung, Beschleunigung oder Verlangsamung einer Stoffumsetzung durch einen Katalysator „Katalyse“ genannt.

Äquivalent dazu brauchen Gruppen mitunter moderative Unterstützung, um das hochkomplexe, manchmal chaotische Zustände kreierende Gruppengeschehen, zu verlangsamen oder zu beschleunigen, wenn die thematische Umsetzung gelingen soll.

Allseits bekannt ist zu guter letzt der Katalysator in unserem Auto, mit dessen Hilfe das Abgas von umweltschädlichen Stoffen gereinigt wird.

Moderieren hilft oftmals, auftretende Konflikte aufzunehmen, bestenfalls zu bereinigen bzw. die Gruppe zumindest so weit schadstofffrei zu halten, dass sie arbeits- und damit entscheidungsfähig wird.

Ihre Haltung beim Moderieren: - inhaltlich distanziert - engagiert in Vorbereitung und im Methodischen

Ganz schön viel, was man da als Moderator mit einer Gruppe auf die Beine stellen soll, mögen Sie nun denken. Wir sagen, die Betonung liegt auf „schön“. Moderieren ist reizvolle, zielorientierte Vermittlungsarbeit zwischen den beteiligten Menschen und einem Thema. Gekonnt Moderieren hat viel mit persönlicher Haltung zu tun, nämlich eine innere Distanz zu Teilnehmenden wie der Sache zu wahren. Engagiert können Sie sich zeigen, indem Sie sich gut vorbereiten, ansprechend visualisieren, präzise fragen, abwechslungsreiche, methodische Schritte gehen, kurz in allem, was methodisches Geschick erfordert.

Stärken der Moderation:

Wer noch zweifelt, ob sich der Einsatz lohnt, dem seien die drei wesentlichen Stärken der Moderationsmethode ans Herz gelegt.

Synergien in der Gruppe werden freigesetzt

1. Durch Moderation können die Gruppenmitglieder ihr Wissen, ihre Erfahrungen, Fähigkeiten und Ideen optimal einsetzen, da sie sich ganz auf die Inhalte konzentrieren können. Alle haben die Chance, sich aktiv zu beteiligen. In einem gut moderierten Gruppenprozess werden Synergie-Effekte freigesetzt.

Steigerung der Zufriedenheit und Akzeptanz der Ergebnisse

2. Indem Gruppenteilnehmer gleichberechtigt zusammenarbeiten, steigt die Zufriedenheit mit dem Ablauf und den erzielten Ergebnissen. Die dadurch gewonnene Akzeptanz der Ergebnisse steigert in aller Regel deren Umsetzung im beruflichen Alltag.

Moderation hilft im Konfliktfall, wieder zur Sache zu kommen

3. „Wo Menschen miteinander schaffen, machen sie einander oft zu schaffen“ (Schulz von Thun). Werden Störungen und Konflikte im Arbeitsprozess durch geschickte Moderation vermindert oder wo nötig gezielt bearbeitet, so hilft sie, wieder zur Sache zurückzukommen und Energien für diese zu bündeln, statt sich im Kleinkrieg zu verzetteln.

Vorbereitung ist die halbe Miete – an der Moderier-Bar

Abb.: Man trifft sich an der Moderier-Bar

Ein Ausschnitt aus der Praxis, abends im Seminarhotel an der Bar erlauscht: Eine Moderatorin sitzt am Abend vor der Veranstaltung mit einem Trainerkollegen, der zufällig im selben Seminarhotel ist, zusammen an der Bar:

Kollege: „Das mit den Moderationen ist doch eigentlich eine prima Sache. Du hast kaum Vorbereitung, weil du ja doch nicht weißt, was auf dich zukommt. Du arbeitest im Workshop, danach dokumentieren und fertig ist.“

Vorbereitung zum Moderieren: einstimmen, sich gedanklich auf den Auftrag und die Situation im Unternehmen einlassen

Moderatorin: „Das sehe ich aber ganz anders. Wenn ich eine größere Moderation, z.B. den zweitägigen Innovations-Workshop morgen, vorbereite, fange ich schon recht früh damit an, mir Gedanken zu machen. Es ist mehr eine Einstimmung, ein gedankliches Einlassen auf den Auftrag und die Situation des Unternehmens als ein tatkräftiges, handelndes Vorbereiten. Dabei ist natürlich das Auftragsklärungsgespräch ganz wichtig. Hier versuche ich einen ersten Eindruck zu bekommen, worum es den Beteiligten geht.

Ein wesentlicher Schritt kann an der Stelle schon sein, darüber nachzudenken, wer unbedingt dabei sein muss bzw. sein sollte. Wenn ich meine, dass die Interessenlage sehr unterschiedlich ist, führe ich vor dem Workshop Interviews durch, um mich für das Moderieren gut aufzustellen. Das birgt natürlich aber auch die Gefahr, dass die Interessengruppen versuchen, mich jeweils auf ihre Seite zu ziehen. Da muss man gut aufpassen.“

Kollege: „Ganz schöner Aufwand, den du da betreibst …“

Unsicherheiten können als Wegweiser für die Vorbereitung genutzt werden

Moderatorin: „Ja, manchmal spüre ich sogar richtig Druck – und denke dann, dass sich die Sorgen und Nöte des Unternehmens auf mich übertragen. Es gelingt mir selten, ohne Zweifel an eine Sache heranzugehen. Es kann passieren, dass ich noch kurz vorher alles umstelle.“ (Zum Barkeeper: „Noch einen halben Merlot bitte …“) „Ich beginne also, wenn möglich, schon Wochen vorher mit der Sache ‚schwanger‘ zu gehen. Wenn die Sache näher rückt, wache ich schon mal nachts auf, mir fallen alternative Vorgehensweisen und Möglichkeiten ein, die ich dann sofort notiere.“

Kollege: „Du machst dir ganz schön Stress …“

Ansprechende Visualisierungen signalisieren den Teilnehmenden: „Ich habe mich auf Sie eingestellt.“

Moderatorin: „Für mich gehört das dazu. Ich bereite auch, so weit möglich, Flips mit Arbeitsanweisungen vor. Ich tue alles, um der Gruppe zu zeigen, dass ich mich individuell auf sie eingestellt habe. Ich finde, dass sich der Aufwand lohnt! Wenn ich dann nämlich mit der Moderation beginne, bin ich super vorbereitet und habe die Sache i.d.R. von vorne bis hinten durchgekaut. Natürlich kommt dann einiges ganz anders. Aber ich bin bestens aufgestellt und agiere sehr flexibel.“

Kollege (zweifelnd): „Mh …“

Ein guter Einstieg sorgt für positive Arbeitsatmosphäre: - Aktives Kennenlernen - Überblick über das Vorgehen - Abwechslungsreiche Sequenzen

Moderatorin: „Besonders viele Gedanken mache ich mir über den Einstieg. Klar, denn je weiter der Prozess fortschreitet, desto weniger ist das Geschehen ‚vorplanbar‘. Der Anfang aber entscheidet maßgeblich über das weitere Gelingen und über meine Akzeptanz als Moderatorin bei der Gruppe. Ich strukturiere das Kennenlernen aktiv und humorvoll, damit eine positive Arbeitsatmosphäre entsteht. Ich gebe einen Überblick über das geplante Vorgehen, damit die Teilnehmer Orientierung gewinnen. Ich plane die ersten Sequenzen abwechslungsreich und mit viel Vorschussvertrauen auf die Gruppe. Im Verlauf bekomme ich dann ein Gefühl für die Teilnehmenden.

Da ich sie ja vorher in aller Regel nicht kenne, fehlt mir das Gespür dafür, salopp formuliert, wie die so dran und drauf sind. Deshalb sind Moderationen für mich im Vorfeld so aufregend …“

Kollege unterbricht: „... aber du bist doch nicht inhaltlich verantwortlich!“

Moderatorin: „Klar, ich bin nur für die Steuerung verantwortlich – jaja, das weiß ich alles – dennoch, wenn die Gruppe nichts zustande bringt, bin ich auch nicht glücklich – und werde evtl. von einzelnen Gruppenmitgliedern offen oder verdeckt dafür verantwortlich gemacht.“

Kollege: „Da solltest du drüber stehen – mit professioneller Distanz …“

Moderatorin: „Ja, so steht’s im Lehrbuch – aber erstens ist das leichter gesagt als getan – und zweitens: Zwei Tage mit einer Gruppe aushalten, die nicht vom Fleck kommt – das ist Schwerstarbeit und kann nur mit anschließendem Schmerzensgeld honoriert werden!“

Kollege: „Aber so ist es nun mal mit Moderationen, da kannst du nicht wie im Training alles genau vorplanen.“

Vorbereitung ist ein kreativer Prozess, bei dem verschiedene Denkbahnen angelegt werden …

... um im praktischen Tun vor der Gruppe flexibel handeln zu können

Moderatorin: „Auch im Training kann es ganz anders kommen als du dir gedacht hast. Mir hilft es, im Vorhinein mögliche Situationen durchzuspielen. Wenn ich merke, der Prozess hängt fest, kann ich andere Ideen aus dem Hut zaubern. Das Tolle ist übrigens, dass ich dann im Tun manchmal sogar methodisch etwas ganz Neues kreiere, das zur Situation passt. Diese Eingebung hatte ich in meinen Vorbereitungen noch gar nicht. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass ich nicht mit solchen Spontaneingebungen in der Praxis ‚rechnen‘ könnte, hätte ich die Situation vorab nicht in der Tiefe erkundet. Deshalb habe ich beschlossen: lieber Bauchweh in der Vorbereitung als Patt im Hirn im Workshop.“

Kollege: „Du, ich muss noch mal gerade in den Seminarraum, ich habe da so eine Eingebung …“

Dieses und ähnliche Gespräche könnten Sie im Umfeld von Moderation und auch Training wahrscheinlich öfter belauschen. Deutlich wird daran:

Gruppen leiten ist ein herausforderndes Tun, auch für Profis.

Manchmal treibt einen die Vorbereitung um, mitunter bis in die Nacht – auch erfahrene Moderatoren.

Die damit verbundene Aufregung und Anspannung ist normal. Gehen Sie nicht in die Abwehr oder Verdrängung, sondern nutzen Sie diese Energie als Wegweiser in Ihrer Vorbereitung. Bei zu viel Sorge und Unruhe geben Ihnen vorherige Überlegungen ein Stück Sicherheit. Bei zu viel vermeintlicher Gelassenheit, gerne als Coolness verkauft, bei Teilnehmenden aber eher als Arroganz wahrgenommen, gewinnen Sie durch umsichtige Vorbereitung Respekt vor den Menschen und der Aufgabe.

Manchmal fühlt man sich in der Vorbereitung, insbesondere wenn man alleine arbeiten muss, ganz schön einsam. Suchen Sie das Gespräch mit Kollegen und Kolleginnen, mit Sparringspartnern, die Ihre Planung im besten Sinne infrage stellen und Sie ermutigen.

Die Methode Moderation – mehr als nur bunte Kärtchen

Moderation ist eine Methode, die in den 1960er- und 1970er-Jahren entwickelt wurde. Die Zusammenarbeit in Gruppen bekam zunehmend Bedeutung. Der Grundgedanke von Teamarbeit hielt Einzug in den Arbeitsprozess. Dieser lebt bis heute von der Grundannahme:

Das Team ist stärker als der Einzelne.

Komplexe Aufgaben können aufgrund der „kollektiven Weisheit“ eines Teams besser gelöst werden.

Das Kreativitätspotenzial wird durch gegenseitige Anregung und den Prozess des Mit- und Voneinanderlernens erhöht.

Die anregende Atmosphäre motiviert.

Gruppen brauchen Struktur, um effizient zusammenzuarbeiten

Diese Annahmen stimmen grundsätzlich, allerdings nur, wenn es gelingt, das unterschiedliche Potenzial der Teilnehmenden, bezogen auf Ziel und Aufgabe, effizient nutzbar zu machen. Wer in und mit Gruppen arbeitet, weiß, dass manche Prozesse zäh, kräftezehrend bis zermürbend sein können. So vielfältig Gruppen sein können, sie brauchen Struktur, um wirkungsvoll Potenziale freizusetzen.

Die Gesprächsleitung durch Vorgesetzte schafft Struktur, ist aber häufig interessegeleitet

Dies geschieht im beruflichen Alltag auf verschiedene Weise. Verbreitet ist das Modell der inhaltlichen Leitung. Eine Person, meist die Führungskraft, übernimmt die Gesprächsleitung. Eine Besprechung folgt einem einfachen Aufbau. Es ist besser, eine vorgesetzte Person schafft Orientierung und Klarheit, als dass keiner die Rolle der Prozesssteuerung übernimmt und die Gruppe der Selbstorganisation überlassen bleibt. Die Schwierigkeit bei diesem Modell ist allerdings, dass Vorgesetzte in vielen Punkten interessegeleitet sind bzw. sein müssen. Das heißt, sie neigen dazu, die Besprechungsteilnehmer in eine bestimmte Richtung zu führen.

Ein einfacher Besprechungsaufbau

Teilnehmende begrüßen

Überblick bieten über Zielsetzung und Besprechungsinhalte

Formalia und organisatorische Fragen klären

Den ersten Tagesordnungspunkt vorstellen (lassen)

Inhalte zusammenfassen und Entscheidungen formulieren

Ausblick auf die nächsten Schritte, den nächsten Termin …

Moderation dagegen lebt von der inhaltlichen und personenbezogenen Neutralität der moderierenden Person. Wie das folgende Schaubild verdeutlicht, braucht es für die Moderation hohe methodische und deutlich weniger inhaltliche Kompetenz. Und damit sind wir beim Kern unseres Buches, nämlich Moderation als Methode. Methode bedeutet: planmäßiges, durchdachtes und schrittweises Vorgehen und genau das bietet Moderation Teilnehmenden in Besprechungen, Sitzungen, Workshops oder wie immer auch die Zusammenkünfte zur gemeinsamen Arbeit genannt werden.

Abb.: Je nach Zusammenkunft sind unterschiedliche Kompetenzen gefragt

Im Zuge der steigenden Projektarbeit gewinnt Moderation an Bedeutung

In vielen Unternehmen hat die Moderationsmethode Einzug gehalten. Flipcharts, Pinnwände und Moderationskoffer gehören zur selbstverständlichen Ausstattung der Sitzungsräume. Genauso finden sich aber immer wieder auch Arbeitsforen, die händeringend nach verbesserter Gesprächssteuerung suchen, da es niemanden gibt, der die Kräfte bündelt. Insbesondere für die deutlich ansteigende Projektarbeit ist Moderation ein wesentliches Element, Projektbesprechungen sinnvoll zu gestalten.

Manchmal erleben wir als externe Moderatorinnen das Phänomen, dass Auftraggeber bei Anfragen für die Moderationsleistung sagen: „Aber kommen Sie uns nicht mit den bunten Kärtchen.“ Solche Anfragen lassen auf den ersten Blick eine gewisse Überdrüssigkeit bzgl. der Methode vermuten. Wir glauben eher, dass die entsprechenden Auftraggeber unprofessionellen bzw. unproduktiven Umgang mit dem Moderationsmaterial erlebt haben und dadurch frustriert wurden. Die Anwendung der bunten Kärtchen allein macht noch keine gute Moderation. Man kann selbst Kartenabfragen an unpassender Stelle oder sogar manipulativ einsetzen. Wenn die Neutralität nicht gewahrt wird: z.B. wichtige Karten verschwinden, werden umgeschrieben oder bestimmte Wortmeldungen werden nicht festgehalten …, dann muss man sich nicht wundern, wenn die Arbeit mit Karten abgelehnt wird.

Moderation ist mehr als bunte Kärtchen

Moderations-Tools bieten ein reichhaltiges Methodenrepertoire mit und ohne Moderationskarten

Moderationskarten sind grundlegendes Handwerkszeug einer jeden Moderation. Ihre professionelle Handhabung zeigt sich u.a. in der Anwendung von Form- und Farbsprache der Karten. Über die Karten hinaus gibt es ein reiches, vielfältiges Methodenrepertoire, dass wir mit diesem Buch für die professionelle Moderation nutzbar machen wollen. Bunte Kärtchen werden zwar immer wieder eine Rolle spielen, jenseits der Arbeit mit der Pinnwand werden Sie aber verschiedenste neue kreative und aktivierende Methoden kennen- und anwenden lernen.

Der Moderationszyklus als Moderationsstruktur

Dabei orientieren wir uns im Aufbau der Moderations-Tools an dem Moderationszyklus, der als Grundstruktur für einen ein- bis zweitägigen moderierten Workshop genauso wie für eine kürzere Besprechungssequenz innerhalb des Projektalltages geeignet ist.

Abb.: Der Moderationszyklus. Die Grundidee, Moderationsprozesse als Zyklus darzustellen, stammt von Josef W. Seifert.

Bevor es richtig losgeht, erhalten Sie einen raschen Überblick, was Sie auf den folgenden Seiten erwarten wird.

I. Methodisches

Im ersten großen Themenbereich unserer Sammlung dreht sich alles um die Empfehlung von bewährtem Instrumentarium, das Sie entlang des Moderationszyklus uneingeschränkt einsetzen können.

1. Aktiv einsteigen

Methoden und Anregungen, Menschen abzuholen, einander bekanntzumachen und einzubinden, müssen einfach als Grundrepertoire mit im Moderationsgepäck sein. Hervorragende Beispiele finden Sie ab S. 32.

2. Themen bearbeiten

Wir gehen mit dem Kapitel „Themen bearbeiten“ direkt in medias res. Die in anderen gängigen Zyklen normalerweise vorgeschalteten Phasen „Sammeln“ und „Auswählen“ verstehen wir hier als Teil der Themenbearbeitung. Sie tauchen in unterschiedlichen Phasen immer wieder auf und werden bei den einzelnen Tools erklärt. In verschiedenen aufeinander aufbauenden Schritten finden Sie Ideen, Tools und Tipps, um die inhaltliche Auseinandersetzung strukturiert und ansprechend aufzubauen:

Anschaulich informieren, ab S. 72

Sich verständigen, ab S. 94

IST erheben, ab S. 124

Ziele vereinbaren, ab S. 152

Ideen, Lösungen, Strategien entwickeln, ab S. 174

Ergebnisse diskutieren, auswählen, entscheiden, bewerten, ab S. 206

3. Transfer planen

Ist das Thema in einer Sitzung abschlussreif bearbeitet, geht es darum, die Ergebnisse in den Arbeitsalltag zu transferieren. Damit dieses im manchmal enthusiastischen Eifer des Gefechtes in einem Workshop nicht untergeht, finden Sie hier eigens Methoden, die die Übertragung des Geplanten sichern. Harrt ein weiterer Tagesordnungspunkt der Bearbeitung, folgt die Vorgehensweise entlang derselben Struktur. Empfehlenswerte Methoden ab S. 239.

4. Abschließen

Ist das Tagewerk erreicht, braucht es einen runden Abschluss. Methodisch lässt sich auch der Abschluss variantenreich gestalten, Anregungen hierzu ab S. 261.

II. Schmiermittel

In der Moderation dreht sich zunächst einmal alles um das Thema. Was aber tun, wenns nicht rund läuft? Statt Sand gehört nun Öl ins Getriebe. Welche methodischen Register Sie ziehen können, um die Menschen für die Sache zu gewinnen, sie bei der Stange zu halten und in Auseinandersetzungen zu unterstützen, dazu finden Sie Anregungen in:

Ermuntern und ermutigen, ab S. 275

Menschen beteiligen, ab S. 291

Beziehungen klären, ab S. 303

Konflikte bewältigen, ab S. 329

III. Moderation vermitteln

Im dritten großen Abschnitt bieten wir Tools an, um zukünftigen Moderatoren und Moderatorinnen die erforderliche Haltung und die Anwendung von entsprechendem Handwerkszeug zu vermitteln (ab S. 349).

Zum Schluss noch das Basisregelwerk

Mit dem Basisregelwerk erhalten Sie noch einen abschließenden Überblick über grundlegendes Handwerkszeug und Regeln der Gesprächsführung in der Moderation. Die auf Flipcharts und Pinnwand dargestellten Aspekte können Sie 1:1 für Ihre praktische Arbeit übernehmen oder als Anregung für Ihre eigene Darstellungsweise nutzen. Wir stellen Ihnen das Basisregelwerk als Online-Ressource zur Verfügung. Ihr Zugang: http://www.managerseminare.de/tmdl/b,189448.

Weitere Downloads

Als eine kleine aber wirkungsvolle Dreingabe dieser Sammlung stehen sechs Tool-Beschreibungen sowie weitere Online-Ressourcen zu anderen Beiträgen aus diesem Buch für Sie zum Download bereit. Angaben zu Ressourcen sind stets am Beitragsende gekennzeichnet. Ihr Zugang: http://www.managerseminare.de/tmdl/b,189448.

I. Methodisches

Schnellfinder

1. Aktiv einsteigen

2. Themen bearbeiten

2.0 Es geht um die Sache

2.1 Anschaulich informieren

2.2 Sich verständigen

2.3 IST erheben

2.4 Ziele vereinbaren

2.5 Ideen, Lösungen, Strategien entwickeln

2.6 Ergebnisse diskutieren, auswählen, bewerten, entscheiden

3. Transfer planen

4. Abschließen

1. Aktiv einsteigen

Gut begonnen ist halb gewonnen

... und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne … (Hesse, Stufen)

Mit dem Einstieg werden wichtige Weichen gestellt

Einer der spannendsten Momente einer Moderation ist der Anfang. Für alle Beteiligten, die Teilnehmenden und Moderatoren. Mit dem Gelingen – oder Nichtgelingen des Beginns beeinflussen wir als Moderatoren den weiteren Verlauf der Veranstaltung. Es gilt also, den Auftakt zu nutzen. Denn hier ist die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden sehr hoch, hier haben Moderatoren die Möglichkeit, Zeichen zu setzen für den Rest der Veranstaltung. Am Ausgangspunkt geschieht eine wesentliche Weichenstellung in Richtung Sympathie oder Antipathie, Akzeptanz und Arbeitsklima. Für Sie als Moderator heißt das: Der Einstieg einer Moderation ist eigentlich eine Präsentation. Sie präsentieren sich selbst, das Thema und geben den Teilnehmenden Gelegenheit, sich zu präsentieren.

Ein Moderationsprozess ist wie eine Reise

Zum Einstieg in einen Moderationsprozess passt das Bild einer Reise – als Reiseleitung stehen Sie nämlich zu Beginn vor ganz ähnlichen Herausforderungen wie als Moderator. Je nach Vorhaben und Plan steht Ihnen und der Gruppe eine längere Reise oder auch nur eine Tagesfahrt bevor. Und genau davon hängt ja die Wahl des Einstiegs schon ab:

Beginnt ein längerer Prozess oder handelt es sich um eine Tages- oder Halbtagesmoderation?

Kennen sich die Teilnehmenden bereits?

Wie ist die Stimmung?

„Eine lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“ (aus China)

Stellen Sie sich vor, die Reise soll losgehen, der Bus steht bereit, nach und nach trudeln die Mitglieder der Reisegruppe ein … Während Sie die Teilnehmenden begrüßen und sich ihnen dabei als Reiseleitung vorstellen, bekommen Sie über diese kurzen ersten Kontakte vielleicht schon eine Ahnung von der Vielfalt der Personen, Motive, Gefühle und Erwartungen. Nicht alle Reiseteilnehmer treten unter den gleichen Bedingungen die Reise an: Einige sind alte Hasen, wissen schon was sie erwartet (oder glauben es zu wissen), andere fahren zum ersten Mal. Einige haben ganz klare Vorstellungen von dem, was sie auf der Reise wollen, andere kommen völlig unvorbereitet, wissen kaum wo es eigentlich hingehen soll. Einige haben vielleicht nicht selbst gebucht, sondern sind auf Dienstreise geschickt worden oder haben die Reise in der Tombola gewonnen. Einige freuen sich, können es kaum erwarten, endlich loszufahren. Bei anderen überwiegen die Befürchtungen, z.B. ob

Die Reiseleitung muss auf viele unterschiedliche Erwartungen und Befürchtungen gefasst sein

das Wetter hält, sie das Klima vertragen,

sie gut untergebracht und aufgehoben sein werden,

sie die richtigen Sachen eingepackt haben,

die anderen aus der Reisegruppe auch nette Leute sind, mit denen man sich unterhalten und auch einigen kann,

sie evtl. durch (Insekten-)Stiche gepiesackt werden und genügend Schutzmittel eingepackt haben,

nicht zuletzt, ob die Reiseleitung nett und anregend ist, ja – ob sie überhaupt in der Lage ist, eine interessante Reise zu gestalten.

Die Startphase erfordert sorgfältige Planung!

Haben Sie etwas wiedererkannt? So etwa könnte die Gemengelage sein, die auf Sie zukommt. Egal, ob Sie nun eine Reise oder eine Moderation beginnen – die Startphase ist enorm wichtig und erfordert sorgfältige Planung. Die wichtigsten Ziele einer Einstiegssituation sind deshalb:

Teilnehmende aufschließen, in Kontakt bringen

Angst nehmen, Spannung abbauen

Wahrnehmungskanäle öffnen

Arbeitsatmosphäre gestalten

Orientierung schaffen

Arbeitsfähigkeit und -willen herstellen

Eine aktive, humorvolle Einstiegsphase stimmt positiv ein und schließt Menschen für die Sache auf

Wir strukturieren das Kennenlernen gerne aktiv und humorvoll, damit eine positive Arbeitsatmosphäre entsteht. Wir geben einen Überblick über das geplante Vorgehen und geben damit Orientierung. Wir planen die ersten Sequenzen abwechslungsreich und mit viel Vorschussvertrauen in die Gruppe. Im Verlauf der Anfangssequenz erhalten wir dadurch ein Gefühl für die Teilnehmenden. Soweit, so gut mögen Sie wieder denken und sich fragen: Wie genau mache ich das?

Uns hilft dabei eine übersichtliche Liste von „Dos and Don‘ts“ für den „Anpfiff“.

Was Sie nicht tun sollten:

zu Beginn zu viel „labern“, zu lange Anlauf nehmen,

zu viel zu sich selbst erzählen – Werbung immer zum Schluss.

Abb.: Haare raufen nach misslungenem Einstieg

Was Sie tun sollten:

den Auftrag gut klären,

einen abwechslungsreichen Plan machen – und sich darauf einstellen, davon abzuweichen,

eine schöne Metapher zum Thema finden und für die Arbeit nutzen,

einen interessanten, unterhaltsamen Einstieg wählen, in dessen Verlauf jede teilnehmende Person die Möglichkeit hat, kurz ein paar Worte zu sagen – das muss keine Vorstellung sein – es geht dabei darum, überhaupt zu sprechen, warm zu werden – am besten etwas, worüber die Person gerne spricht …,

bei mehr als acht Personen die Vorstellungsrunde lieber im Stehen machen – wenn Menschen stehen, reden sie erfahrungsgemäß kürzer,

den Auftrag, so wie Sie ihn verstanden haben, darstellen, d.h. in seiner Vielfalt möglichst visualisiert erläutern. Verwenden Sie dabei möglichst wörtliche Formulierungen aus ihren Auftragsklärungsgesprächen. Holen Sie sich noch mal das Okay der Gruppe,

auf der Grundlage dessen geben Sie Orientierung, wie Sie sich etwa den Ablauf der Moderation vorgestellt haben.

Abb.: Zufriedene Gesichter, Einstieg perfekt gelungen!

Nun stellen wir Ihnen Methoden vor, mit denen Sie für einen lebendigen und anschaulichen Einstieg sorgen können.

Vernissage

Mittels dieser Methode bereiten Sie den Raum so vor, dass die Teilnehmenden schon bei Betreten des Veranstaltungsortes thematisch angesprochen und eingestimmt werden.

Mein Leben und ich

Die etwas andere Vorstellungsrunde. Die Methode ist auch für diejenigen interessant, die sich mehr oder weniger kennen. Alle Beteiligten kommen sehr persönlich mit einem kleinen Bereich aus ihrer Lebensgeschichte in Bezug auf das Thema zu Wort.

Vier Ecken

Diese bekannte Methode bringt in Bewegung und ist in unserer Arbeit häufig die erste Aktivierung. Von Anfang an verdeutlichen Sie damit, wie Sie sich die Zusammenarbeit wünschen: aktiv, engagiert, zielstrebig und auch mal die Richtung wechselnd …

Aufgereiht

Mit „Aufgereiht“ bringen Sie Menschen in neue Konstellationen. Die (u.U. „eingespielte“) Sitzordnung wird aufgemischt, über interessante Fragen erfährt man Neues übereinander und kommt gut in Kontakt.

Scrabbeln

Die Einzelnen lernen sich namentlich kennen, sind von Anfang an in Kleingruppen miteinander aktiv und setzen sich über die Erfindung eines Mottos schon mit den Inhalten des beginnenden Workshops auseinander.

Bilderkartei

Mittels der Bilderkartei können Sie die Teilnehmenden mit ihren Stimmungen, Vorstellungen und Wünschen sehr persönlich und dennoch metaphorisch distanziert ab- und einholen.

Vernissage

Thematisch anregende Bilder oder Objekte im Raum ausstellen

Nutzen

Die thematisch anregende Gestaltung des Raumes …

erleichtert den Zugang zum Thema,

regt zum Weiterdenken an

und lässt sich als kreativitätssteigernde Methode nutzen.

Aktion

Der Raum, in dem die Moderation stattfindet, wird vor dem Eintreffen der Teilnehmenden (TN) mit Bildern, Objekten oder Zitaten gestaltet. Ziel ist es, eine inspirierende Umgebung zu schaffen, die die TN anregt, sich auf das Thema gedanklich einzulassen und ungewöhnliche Ideen zu entwickeln.

Beispiele

Eine Projektgruppe will sich mit der Veränderung von Arbeitsabläufen befassen: Wählen Sie Bilder, in denen Arbeitsprozesse in unterschiedlichen Kontexten (Bau eines Hauses, Metaller am Hochofen, Weber am Webstuhl …) und zu verschiedenen Zeiten (Lastenkran beim Kathedralbau im Mittelalter, Lastenträger in einem Bergwerk im vorigen Jahrhundert, moderner Kran beim Bau eines Hochhauses …) dargestellt sind.

Eine Arbeitsgruppe erarbeitet ein neues Führungsleitbild: Hier passen Bilder, die unterschiedliche Führungspersönlichkeiten und damit verschiedene Führungsstile deutlich werden lassen, Aussagen zu dem Thema Macht und Führung, Abbildungen zu Führungsmodellen, Führungssituationen in verschiedenen Situationen: Heerführung, Lehrer und Schüler, tanzendes Paar, Rednerin auf einer Demonstration …, Bilder aus dem Tierreich: Löwe mit Löwinnen, Hütehund mit Schafherde, Ente und Erpel mit Kükenschar …

Eine Arbeitsgruppe möchte Neues kreativ denken und entwickeln: z.B. Gesundheitsmanagement in unserer Firma, wie wünschen wir uns unsere Arbeit oder Umgestaltung unserer Arbeitsräume … Die Bildergalerie bietet Sprüche, Bilder (Einstein, die Einstein‘sche Formel, eine Glühbirne, Menschen, die aufgrund eines Einfalls jubeln …) oder Objekte berühmter Erfindungen.

Abb.: Sprüche, Bilder, Objekte zieren die Vernissage

Die Ausstellungen können explizit wie bei einer Museumsführung genutzt werden, indem der oder die Moderator/-in die „kunstinteressierten“ TN durch die Galerie führt. Gemälde, Fotos oder dreidimensionale Objekte können aber genauso gut einfach unkommentiert die Wände oder Podeste zieren. Die TN werden, wenn sie ihre Blicke schweifen lassen, dennoch angeregt. In Pausen werden sie das eine oder andere genauer betrachten und miteinander besprechen. Erfahrungsgemäß wirken die gezielten Arrangements so inspirierend, dass dieses dem Arbeitsprozess dienlich sein wird.

Tipps aus der Praxis

Entfernen Sie, so dies möglich ist, alle Bilder, die nicht mit dem Thema zusammenhängen. Das erhöht die Konzentration auf das Thema.

Tische oder kleine Beistelltische können als Podeste für die Präsentation genutzt werden. Wenn diese mit bodenlangen Tüchern verhangen werden, steigert es die Wirkung der Objekte. (siehe „Museum“, S. 90)

Sammeln Sie fortlaufend interessante Bilder, Fotos und Objekte, die Ihnen im Alltag begegnen. So schaffen Sie sich einen Fundus, aus dem Sie, wenn ein spezielles Moderationsthema ansteht, schöpfen können (Hinweis: Copyright beachten).

Wer es wiederverwendbar und schön haben möchte, laminiert die Bilder.

Einsatz

Phase

Zum Einstieg der Moderation oder gezielt zur Themenbearbeitung.

Situation

Wenn Sie TN aus ganz unterschiedlichen Kontexten und Situationen …

möglichst schnell auf ein Thema einstimmen,

miteinander in Kontakt bringen,

durch eine inspirierende Atmosphäre motivieren wollen.

Technische Hinweise

Gruppierung: Beliebig viele Personen im Plenum. Setting: Im Plenumsraum viel freie Fläche zum Bewegen und zum Hängen der Bilder. Medien und Material: Bilder in mindestens DIN-A4 – besser ab DIN-A3-Größe. Kreppband, doppelseitiges Klebeband oder Nadeln je nach Möglichkeiten zum Aufhängen. Dauer: Installation, die während des gesamten Arbeitsprozesses hängen bzw. stehen bleibt. Vorbereitung: 20-30 Minuten. Bilder sammeln, ggf. laminieren + beschriften.

Variationen

Zur mentalen Einstimmung auf das Thema, bitten Sie die TN, selbst organisiert einen „Rundgang“ zu unternehmen. Sie können vorab erklärende Beschriftungen vorbereiten oder diese bewusst unterlassen, um die Kreativität der TN anzuregen. Sie können den TN auch Blanko-Blätter in die Hand geben, damit sie diese mit Titeln oder Bilderklärungen den Bildern zuordnen können. Erst nach dieser Einstimmung kommen alle in der Plenumsrunde zusammen, um miteinander zu präzisieren, worum es in dieser Sitzung gehen soll.

Mein Leben und ich

Aus dem eigenen Leben in Bezug auf … erzählen

Nutzen

Kennenlernrunden, in denen sich alle Personen nacheinander vorstellen, sind allseits bekannt, schon oft erlebt und werden deshalb schon mal als eintönig und öde empfunden. Sie können die Teilnehmenden (TN) von Beginn an positiv überraschen, wenn Sie sich für diese Sequenz eine ungewöhnliche Variante einfallen lassen. Gerade in Gruppen, in denen sich Einzelne schon kennen, wird so trotzdem aufmerksam und interessiert zugehört. Nicht selten entsteht eine heitere, gelöste Atmosphäre.

Aktion

Die Gruppe sitzt im Kreis. Jede Person erzählt nacheinander kurz etwas aus ihrem Leben – und zwar in Bezug auf einen einzigen ausgewählten, vorgegebenen Aspekt, z.B. in Bezug …

auf das erste Auto, das diese Person besessen oder gefahren hat,

die erste eigene Wohnung bzw. das erste eigene Zimmer,

einen Lieblingsort, an dem diese Person schon mal gewesen ist,

ein Lieblingsbuch,

ein Lieblingsmusikstück,

eine ungewöhnliche Vorliebe, die diese Person hat …

Tipps aus der Praxis

Die TN-Zahl sollte nicht zu groß sein, sonst dauert die Runde zu lange.

Nicht jedem TN fällt sofort zu jedem Thema etwas ein. Sie können den Ideenfluss dadurch unterstützen, dass Sie den TN mehrere Themen zur Auswahl stellen.

Visualisieren Sie die Themen für alle gut sichtbar auf einem Flipchart.

Abb.: Beispiel für ein Anleitungs-Chart

Verknüpfen Sie durch die Anmoderation die Methode mit dem anschließenden Workshop. Zum Beispiel so: „In diesem Workshop wird es darum gehen, über Maßnahmen zur Gesundheitsförderung von Mitarbeitern im Unternehmen nachzudenken. Bitte überlegen Sie und stellen Sie sich den anderen kurz mit einem Ihrer Lieblingsbücher oder -filme vor. Es sollte ein Buch oder Film sein, das oder den Sie gerne gelesen bzw. gesehen haben, also auch weiterempfehlen können – und das oder der Ihnen jetzt hier im Zusammenhang mit unserem Vorhaben aus irgendwelchen Gründen spontan in den Sinn kommt. Bitte nennen Sie kurz Ihren Namen und versuchen Sie dann eine Verbindung zu knüpfen zwischen Ihrem Einfall und unserem Workshop-Thema. Ich selbst werde beginnen …“

Einsatz

Phase

Einsteigen oder Abschließen (siehe Variationen).

Situation

Wenn Sie eine Kennenlernrunde (oder Feedback-Runde) interessant variieren möchten oder/und sich einige TN schon kennen.

Technische Hinweise

Gruppierung: 4-12 Teilnehmende. Setting: Offener Stuhlkreis mit oder ohne Tische. Medien und Material: Flipchart. Dauer: 5–15 Minuten. Vorbereitung: Flipchart mit Auswahlthemen vorbereiten.

Variationen

Bei zu vielen TN kann die Methode auch in Kleingruppen durchgeführt werden.

Themen/Aspekte können von der Moderatorin vorgegeben oder von den TN selbst gewählt bzw. zu Beginn gemeinsam gesammelt werden.

Die TN charakterisieren sich selbst anhand von ausgewählten (tatsächlichen oder erfundenen) Buch- oder Filmtiteln.

In Gruppen, die sich schon kennen, kann diese Variante auch umgedreht werden: TN geben anhand von Buch- oder Filmtiteln anderen TN Feedback. Diese Variante kann auch in der Phase „Abschließen“ als Workshop-Feedback verwendet werden.

Vier Ecken

Teilnehmer positionieren sich zu Fragen

Nutzen

Man traut sich kaum, diesen Klassiker nochmals zu bemühen … Aber diese Einstiegsmethode ist so wandelbar und vielfältig nutzbar, so genial anzupassen an unterschiedliche Anlässe, Themen und Zielgruppen und sie wird so häufig gerade auch in Moderationen von uns eingesetzt, dass wir nicht widerstehen konnten. Die Methode ist sowohl als thematischer Einstieg wie auch zum Kennenlernen und zur inhaltlichen Positionierung, wann immer es passt, einsetzbar. Sie ist hervorragend geeignet für den Beginn. Denn sie bringt in Kontakt, in gute Stimmung und in (leichte) Bewegung. Das hilft „anzukommen“, Stress und Ängste abzubauen und in eine gemeinsame Arbeitshaltung zu finden.

Aktion

Die Moderatorin stellt den Teilnehmenden (TN) eine Frage und gibt vier Antwortmöglichkeiten vor, die sie durch deutliches Zeigen den vier Ecken des Raumes zuordnet.

Beispiel: „Stellen Sie sich vor, Sie könnten ab morgen Abend ein halbes Jahr aus Ihrem bisherigen Leben aussteigen – Sie packen Ihren Koffer oder Rucksack und lassen alles stehen und liegen und gehen auf Weltreise. Sie sind gesund, der Job ist Ihnen sicher, Geld ist vorhanden, die Familie ist versorgt – es gibt also keinen Grund, der Sie hindern könnte. Welches der vier Reiseziele, die ich gleich nenne, wollten Sie auf keinen Fall verpassen? Wo möchten Sie auf jeden Fall einmal gewesen sein? (1) Am Grand Canyon in Arizona? (2) Bei den Pyramiden in Ägypten? (3) Auf der Chinesischen Mauer? (4) An den Niagarafällen an der Grenze zwischen Canada und den USA. Bitte wählen Sie das Ziel, das am ehesten auf Sie zutrifft, auch wenn jetzt Ihr wirkliches Traumreiseziel nicht dabei ist.“

Alle, einschließlich der Moderatorin, gehen nun zu der Position, die am ehesten auf einen selbst zutrifft. Nachdem sich jede Person entschieden hat, lenkt die Moderatorin die Aufmerksamkeit noch einmal kurz auf die einzelnen Ecken. „Aha, dort sind also alle diejenigen, die den Grand Canyon einmal gesehen haben wollen, dort die Pyramidenfans, alle Personen dort möchten auf der Chinesischen Mauer spazieren und alle dort finden die Niagarafälle faszinierend.“ So werden sowohl alle Positionen als auch die Personen, die sich dorthin einsortiert haben, noch einmal kurz bewusst wahrgenommen.

Nun folgt die nächste Frage und alle positionieren sich neu. Bewährt haben sich 5-10 Fragen in einer abwechslungsreichen Mischung aus thematisch bzw. situativ Passendem und allgemein Interessantem.

Tipps aus der Praxis

Da die Antworten beim Vorlesen schnell vorbeirauschen, ist es ratsam, sie zweimal zu nennen und dabei mit dem Arm deutlich in die Ecken zu weisen.

Die Methode wird nach unserer Erfahrung immer akzeptiert, wenn sie entsprechend anmoderiert wird. Der Bezug zum Anlass muss deutlich werden. Beispiel: „Am heutigen Tag wird es darum gehen, in der Sache XY einen Schritt weiterzukommen. (...) Im Laufe des Prozesses werden wir immer wieder entscheiden müssen und Prioritäten setzen – und, um voranzukommen, zielführende, aber ungewöhnliche Wege gehen. Und diese drei Dinge möchte ich gleich zu Beginn mit Ihnen machen. Ich bitte Sie aufzustehen …“

Wird die Übung als Einstieg ganz am Anfang eingesetzt, hat es sich bewährt, behutsam und sehr achtsam vorzugehen. Die TN müssen dann z.B. nichts begründen. Kündigen Sie dies beim Erklären der Methode schon an („... gehen Sie einfach ohne lange zu überlegen da hin, wo die Antwort ist, die am ehesten zu Ihnen passt. Keine Sorge, Sie müssen nichts begründen …“), werden Sie mit ziemlicher Sicherheit erleichtertes Lachen hören.

Die Methode gewinnt sehr, wenn Sie interessante (aber nicht zu persönliche) Fragen wählen, die Sie selbst spannend finden.

Als anschließende Methode passt wunderbar „Aufgereiht“ (siehe S. 42), um nun auch die Namen der TN zu erfahren.

Einsatz

Phase

Am liebsten: Anfangssituation, Einstieg und Kennenlernen, aber auch Themenbearbeitung zur Unterstützung von Diskussion, Entscheidung und Bewertung.

Situation