Morgenlied - Nora Roberts - E-Book

Morgenlied E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Ein alter Fluch, drei Freunde und die große Liebe ...

Seit Jahren ist das kleine Städtchen Hawkins Hollow ein Ort von Unfrieden und Gewalt. Doch jetzt haben die Freunde Caleb Hawkins, Fox O’Dell und Gage Turner dem Bösen den Kampf angesagt. Vor allem für Gage Turner ein hohes Risiko. Denn den professionellen Spieler hat es noch nie lange an einem Ort gehalten. Doch jetzt hat er Cybil Kinski kennengelernt – eine Frau, so unberechenbar und faszinierend wie ein Wirbelsturm. Gage weiß, wenn er diese Frau liebt und sich von ihrer Stärke, Intelligenz und Schönheit fesseln lässt, wird das Blatt seines Lebens neu gemischt. Ob zum Guten oder Schlechten – davon hängt nicht nur das Schicksal von Hawkins Hollow ab, sondern auch Gages zukünftiges Leben – und Lieben …

A touch of romance … by Nora Roberts

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Seitenzahl: 468

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Inhaltsverzeichnis
 
AUTORIN
LISTE LIEFERBARER TITEL:
Widmung
PROLOG
 
I
CATHERINE MARY TURNER 1954-1982 ROSE ELIZABETH TURNER 1982
 
Kapitel 2
 
Copyright
AUTORIN
Durch einen Blizzard entdeckte Nora Roberts ihre Leidenschaft fürs Schreiben: Tagelang fesselte 1979 ein eisiger Schneesturm sie in ihrer Heimat Maryland ans Haus. Um sich zu beschäftigen, schrieb sie ihren ersten Roman. Zum Glück - denn inzwischen zählt Nora Roberts zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt. Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht sie seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane. Auch in Deutschland sind ihre Bücher von den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.blanvalet.de und www.noraroberts.com
LISTE LIEFERBARER TITEL:
Mitten in der Nacht. Roman (36007) Das Leuchten des Himmels. Roman (36435) Ein Haus zum Träumen (geb. Ausgabe, Limes Verlag 2549) Die Irland-Trilogie: Töchter des Feuers (35405). Töchter des Windes (35013) - Töchter der See (35053) Die Templeton-Trilogie: So hoch wie der Himmel (35091). So hell wie der Mond (35207) - So fern wie ein Traum (35280) Die Sturm-Trilogie: Insel des Sturms (35321). Nächte des Sturms (35322). Kinder des Sturm (35323) Die Insel-Trilogie: Im Licht der Sterne (35560). Im Licht der Sonne (35561). Im Licht des Mondes (35562) Die Zeit-Trilogie: Zeit der Träume (35858). Zeit der Hoffnung (35850). Zeit des Glücks (35860) Die Ring-Trilogie: Grün wie die Hoffnung (36532). Blau wie das Glück (36533). Rot wie die Liebe (36534) Die Nacht-Trilogie: Abendstern (36929). Nachtflamme (36940). Morgenlied (36941)
 
Entdecken Sie auch J. D. Robb, die andere Seite der Nora Roberts:Nora Roberts ist J. D. RobbEin gefährliches Geschenk. Roman (36384)
Für alte Freunde
 
 
 
 
Ein Volk geht unter, wenn es keine Vision hat.
Sprichwörter 29: 18
 
 
 
Ich kann euch nur sagen, dass es Blut, Mühen, Tränen und Schweiß kosten wird.
Winston Churchill
PROLOG
Mazatlan, Mexiko, April 2001
 
Die Sonne zog rosige Streifen über den Himmel und glitzerte auf dem dunkelblauen Wasser, das gegen den weißen Strand schlug. Gage Turner hatte seine Nikes an den Schnürsenkeln über die Schulter gehängt und ging den Strand entlang. Seine verblichenen Jeans waren am Saum ausgefranst, und die warme Brise zerzauste seine Haare, die seit mindestens drei Monaten keinen Friseur mehr gesehen hatten.
Im Moment wirkte er wahrscheinlich genauso ungepflegt wie die Typen, die noch schnarchend im Sand lagen, dachte er. Ein oder zwei Mal, als das Glück ihn verlassen hatte, hatte er auch am Strand geschlafen, bald schon würde jemand kommen und sie verjagen, damit sie den zahlenden Touristen keine Angst einjagten.
Aber obwohl er dringend eine Dusche und eine Rasur brauchte, war das Glück im Moment auf seiner Seite. Er hatte in der Nacht am Kartentisch so viel gewonnen, dass er schon überlegte, ob er im Hotel nicht in eine Suite umziehen sollte.
Die Strähne muss ich ausnutzen, dachte er. Morgen kann es schon ganz anders aussehen.
Die Zeit ging rasch zu Ende: Sie rann ihm durch die Finger wie der weiße, sonnenbeschienene Sand an diesem Strand. In drei Monaten wurde er vierundzwanzig, und langsam krochen die Träume wieder in seinen Kopf. Blut und Tod, Feuer und Wahnsinn. Hawkins Hollow war von diesem sanften tropischen Morgenrot weit entfernt. Aber es lebte in ihm.
Er schloss die breite Glastür seines Zimmers auf, trat ein und warf die Schuhe auf den Boden. Er schaltete das Licht ein, schloss die Vorhänge und zog das gewonnene Geld aus der Tasche, um es zu zählen. Es waren etwa sechstausend US-Dollar. Nicht schlecht. Rasch rollte er die Scheine zusammen und steckte sie im Badezimmer in eine leere Rasierschaumdose.
Er schützte, was ihm gehörte. Er hatte schon als Kind gelernt, seine Schätze vor seinem Vater zu verstecken, damit er sie nicht kaputt machen konnte, wenn er betrunken war. Zwar war er nie auf einem College gewesen, aber er hatte in seinen knapp vierundzwanzig Jahren eine Menge gelernt.
In dem Sommer, als er mit der Highschool fertig war, war er aus Hawkins Hollow weggegangen. Er hatte seine Sachen gepackt und sich als Anhalter vom erstbesten Auto mitnehmen lassen.
Entkommen, dachte Gage, als er sich auszog, um unter die Dusche zu gehen. Arbeit hatte er genug gefunden - er war jung, stark, gesund und nicht besonders anspruchsvoll. Aber während er Gräben aushob, Holz hackte und auf einem Fischkutter malochte, lernte er vor allem eins: Mit Karten konnte er mehr Geld verdienen als mit harter, körperlicher Arbeit.
Und ein Spieler brauchte kein Zuhause. Er brauchte nur ein Spiel.
Er trat in die Dusche und drehte das heiße Wasser auf. Es rann über seinen schlanken, muskulösen Körper, seine gebräunte Haut und seine dichten, dunklen Haare, die dringend geschnitten werden mussten. Müßig überlegte er, ob er sich Kaffee und etwas zu essen aufs Zimmer kommen lassen sollte, aber dann beschloss er, zuerst ein paar Stunden zu schlafen. Das war in seinen Augen ein weiterer Vorteil seines Berufs. Er kam und ging, wie es ihm beliebte, aß, wenn er Hunger hatte, schlief, wenn er müde war. Er stellte seine eigenen Regeln auf und brach sie, wenn es ihm passte.
Niemand konnte ihm Vorschriften machen.
Nein, das stimmte nicht, dachte Gage und betrachtete die dünne weiße Narbe an seinem Handgelenk. Seine Freunde, seine wahren Freunde, konnten ihm Vorschriften machen. Diese Freunde waren Caleb Hawkins und Fox O’Dell. Blutsbrüder.
Sie waren am gleichen Tag, im gleichen Jahr, sogar zur gleichen Stunde geboren. Er konnte sich an keine Zeit erinnern, in der sie keine... keine Einheit gewesen waren. Der Junge aus der Mittelschicht, das Hippie-Kind und der Sohn eines gewalttätigen Alkoholikers. Eigentlich hätten sie gar nichts gemeinsam haben dürfen, dachte Gage lächelnd, aber sie waren schon Brüder gewesen, lange bevor Cal mit seinem Pfadfindermesser in ihre Handgelenke geschnitten hatte, um den Pakt mit Blut zu besiegeln.
Konnte dieser Vorgang alles verändert haben?, fragte sich Gage. Oder hatte er nur geöffnet, was immer schon auf sie gewartet hatte?
Er konnte sich lebhaft an jeden einzelnen Schritt, jedes Detail erinnern. Es hatte als Abenteuer begonnen - drei Jungen, die am Vorabend ihres zehnten Geburtstags mit den Fahrrädern durch den Wald fuhren. Im Gepäck hatten sie Pornohefte, Bier und Zigaretten, was sein Beitrag war, dann Junk Food und Cola von Fox und schließlich den Picknickkorb mit Sandwiches und Limonade, den Cals Mutter gepackt hatte. Allerdings hätte sie das wohl nicht getan, wenn sie gewusst hätte, dass ihr Sohn vorhatte, mit seinen Freunden am Heidenstein im Wald zu übernachten.
Es war schrecklich schwül gewesen, erinnerte sich Gage, und sie hatten die Musik aus dem Ghettoblaster laut aufgedreht.
Tropfend trat Gage aus der Dusche und rubbelte sich mit einem Handtuch die Haare trocken. Sein ganzer Rücken hatte wehgetan, weil sein Vater ihn am Abend zuvor mit dem Gürtel verprügelt hatte. Die Striemen hatten gepocht, als sie auf der Lichtung am Lagerfeuer gesessen hatten. Daran erinnerte er sich genauso wie an das Licht, das auf dem grauen Steinaltar des Heidensteines geflackert hatte.
Er erinnerte sich auch an die Worte, die sie aufgeschrieben hatten, die Worte, die sie gemeinsam gesprochen hatten, als Cal sie zu Blutsbrüdern machte. Er erinnerte sich an den kurzen Schmerz des Schnitts, er spürte noch heute Cals und Fox’ Handgelenke, als sich ihr Blut gemischt hatte.
Und dann explodierte etwas, sie spürten Hitze und Kälte, Kraft und Angst, als ihr vermischtes Blut auf den Boden der Lichtung tropfte.
Er erinnerte sich an die schwarze Masse, die aus dem Boden gekommen war, und an das blendend helle Licht, das darauf gefolgt war. Das reine Böse des Schwarzen, die strahlende Reinheit des Weißen.
Als es vorbei gewesen war, hatte er keine Striemen mehr auf dem Rücken gehabt, keinen Schmerz mehr empfunden, und in seiner Hand hatte ein Drittel eines Blutjaspis gelegen. Er trug ihn ständig bei sich, so wie Cal und Fox auch. Drei Teile eines Ganzen, genau wie sie.
In jener Woche war der Wahnsinn nach Hollow gekommen und hatte wie eine Pest gewütet. Seitdem kam er alle sieben Jahre für sieben Tage zurück.
Nackt und noch feucht vom Duschen streckte Gage sich auf dem Bett aus. Er hatte noch viel Zeit bis Juli, Zeit für weitere Spiele, für heiße Strände und Palmen. Die grünen Wälder und blauen Berge waren noch meilenweit entfernt.
Er schloss die Augen und schlief sofort ein.
Im Schlaf kamen die Schreie und das Weinen und das Feuer, das alles vernichtete. Blut lief warm über seine Hände, als er die Verletzten in Sicherheit brachte. Für wie lange?, fragte er sich. Wo waren sie sicher? Und wer konnte schon sagen, wann die Opfer zu Angreifern wurden?
Der Wahnsinn regierte auf den Straßen von Hollow.
Im Traum stand er mit seinen Freunden am südlichen Ende der Hauptstraße gegenüber vom Qwik Mart mit seinen vier Zapfsäulen. Coach Moser, der die Hawkins Hollow Bucks in Gages letztem Schuljahr zur Football-Meisterschaft geführt hatte, brüllte vor Lachen, als er sich, den Boden und die umliegenden Häuser mit Benzin vollpumpte.
Sie liefen alle drei auf ihn zu und blieben auch nicht stehen, als Moser sein Feuerzeug wie eine Trophäe hochhielt und dann anmachte. Die Stichflamme schoss zum Himmel, und die Explosion dröhnte ohrenbetäubend. Die Hitzewelle schleuderte ihn zurück, und Gage spürte, wie sein gebrochener Arm und sein zertrümmertes Knie mit Schmerzen, die schlimmer waren als die Verletzung selbst, sofort zu heilen begannen. Er biss die Zähne zusammen und lief weiter. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, blieb ihm beinahe das Herz stehen.
Cal lag brennend wie eine Fackel auf der Straße.
Nein, nein, nein! Schreiend, keuchend nach Luft ringend kroch er in die Flammenhölle. Und dort lag Fox, bäuchlings in einer immer größer werdenden Blutlache.
Die schwarze, schmierige Rauchwolke formte sich zu einem Mann. Der Dämon lächelte. »Vom Tod könnt selbst ihr nicht mehr geheilt werden, was, mein Junge?«
Schweißgebadet fuhr Gage aus dem Schlaf auf. Der Gestank nach Rauch und Feuer schnürte ihm die Kehle zu.
Die Zeit ist um, dachte er.
Er stand auf und zog sich an. Dann begann er zu packen, um die Rückreise nach Hawkins Hollow anzutreten.
I
Hawkins Hollow, Maryland, Mai 2008
 
Der Traum weckte ihn im Morgengrauen, und er war stinksauer. Aus Erfahrung wusste Gage, dass er jetzt nicht mehr einschlafen konnte. Je näher der Juli rückte, je näher es auf die Sieben zuging, desto lebhafter und gewalttätiger wurden die Träume. Er hätte lieber etwas getan, anstatt sich mit Alpträumen herumzuschlagen.
Oder mit Visionen.
Seit jenem Juli damals besaß sein Körper die Kraft, sich selbst zu heilen, und Gage konnte in die Zukunft sehen. Allerdings hielt er seine Visionen nicht zwangsläufig für zuverlässig. Wenn man sich anders entschied, anders handelte, kam etwas anderes heraus.
Vor sieben Jahren hatte er vor dem Juli die Zapfsäulen am Qwik Mart abgestellt und als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme Coach Moser im Gefängnis eingesperrt. Er würde nie erfahren, ob er dadurch seinen Freunden das Leben gerettet hatte oder ob der Traum nur ein Traum gewesen war.
Aber er war kein Risiko eingegangen.
Und das hatte er auch dieses Mal nicht vor, dachte Gage und schlüpfte in Boxershorts, für den Fall, dass er nicht allein im Haus war. Er war wieder zurück, wie jedes siebte Jahr. Doch dieses Mal waren sie zu sechst, weil drei Frauen hinzugekommen waren.
Da Cal mit Quinn Black verlobt war - sie war eine attraktive Blondine, die Bücher über paranormale Phänomene schrieb -, übernachtete sie oft bei Cal. Daher konnte er unmöglich nackt nach unten gehen, um Kaffee zu kochen. Aber heute schien sich außer ihm niemand in Cals Haus im Wald aufzuhalten, auch nicht Cals großer, fauler Hund Lump. Und das war auch gut so, denn Gage zog es vor, allein zu sein, zumindest bis nach der ersten Tasse Kaffee.
Vermutlich hatte Cal die Nacht in dem Haus verbracht, das die drei Frauen in der Stadt gemietet hatten. Da Fox sich Hals über Kopf in die sexy Brünette Layla Darnell verliebt hatte, hielt er sich bestimmt auch dort auf, oder aber in der Wohnung über seiner Anwaltskanzlei. Auf jeden Fall waren sie in der Nähe, und wenn irgendetwas geschah, brauchten sie noch nicht einmal ein Telefon, um sich zu verständigen, denn Fox konnte telepathisch kommunizieren.
Gage setzte den Kaffee auf und trat auf die Terrasse.
Typisch Cal, dachte er, sein Haus genau an den Rand des Walds zu bauen, in dem ihr Leben auf den Kopf gestellt worden war. Aber so war Cal eben - er lief nicht weg, sondern hielt stand. Und es war ja auch besonders schön hier. Die grünen Wälder, die im ersten Sonnenlicht schimmerten, boten ein Bild der Ruhe und des Friedens - wenn man es nicht besser wusste. Auf dem Abhang vor dem Haus blühten Sträucher und Zierbäume, und am Fuß des Hügels plätscherte ein Bach.
Zu Cal passte das alles wunderbar, aber Gage würde in so viel ländlicher Ruhe durchdrehen.
Er ging wieder in die Küche, schenkte sich Kaffee ein und trank ihn heiß und schwarz. Mit einer zweiten Tasse ging er nach oben, als er geduscht und angezogen war, war er zu unruhig, um noch länger zu bleiben. Er nahm die Autoschlüssel und eilte hinaus. Er würde zu seinen Freunden fahren und vielleicht später noch einen kleinen Ausflug nach Atlantic City machen.
Es war eine ruhige Fahrt, Hollow war eigentlich auch ein ruhiger Ort. Nur die Vorbereitungen für die jährliche Memorial Day Parade, das Feuerwerk am vierten Juli, waren in vollem Gange. Und dann war da natürlich der Wahnsinn, der sich alle sieben Jahre im Juli über der Stadt ausbreitete.
Gage fuhr durch eine Allee, neben der der Bach floss. Dann öffnete sich der Blick auf Hügel, ferne Berge und einen zartblauen Sommerhimmel. Er fühlte sich hier nicht zu Hause, weder auf dem Land noch in der kleinen Stadt. Wenn er Pech hatte, würde er hier sterben, aber selbst das würde die Gegend nicht zu seiner Heimat machen. Außerdem baute er darauf, dass er, seine Freunde und die drei Frauen nicht nur überleben, sondern den Dämon auch besiegen würden. Und dann wäre es mit diesen schrecklichen Ereignissen ein für alle Mal vorbei.
Er fuhr am Qwik Mart vorbei und erreichte die ersten Häuser und Läden an der Main. Fox’ Truck stand vor dem Haus, in dem sich sowohl seine Wohnung als auch seine Kanzlei befanden. Der Coffee Shop und Ma’s Pantry waren bereits geöffnet. Aus der Bäckerei trat gerade eine hochschwangere Frau mit einem Kleinkind im Schlepptau, das hinter ihr her trödelte.
Da war der leere Geschenkladen, den Layla gemietet hatte, um dort eine Modeboutique zu eröffnen, eine Idee, die Gage mit einem Kopfschütteln quittierte.
Rasch warf er einen Blick auf das Bowl-a-Rama, eine Institution im Ort und Cals Erbe. Dann blickte er wieder weg. Früher einmal hatte er mit seinem Vater über dem Bowling-Center gewohnt. Es hatte nach Alkohol und Zigaretten gestunken, und er hatte in ständiger Angst vor Prügeln gelebt.
Bill Turner wohnte immer noch da, arbeitete immer noch im Bowling-Center, und angeblich war er seit fünf Jahren trocken. Gage war es scheißegal, solange der alte Mann sich von ihm fernhielt. Beim Gedanken daran schnürte es ihm die Kehle zu, und er zwang sich, an etwas anderes zu denken.
Er parkte am Straßenrand hinter einem Karmann Ghia - er gehörte Cybil Kinski, der dritten Frau im Bunde. Sie sah aus wie eine Zigeunerin und konnte ebenso wie er in die Zukunft sehen, so wie Quinn Cals Fähigkeit teilte, in die Vergangenheit zu blicken, und Layla wie Fox lesen konnte, was im Hier und Jetzt verborgen lag. Das machte sie wohl irgendwie zu Partnern, aber der Gedanke war ihm unbehaglich.
Sie war schon eine tolle Frau, dachte er, als er auf das Haus zuging. Klug, witzig und heiß. Zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort wäre es bestimmt unterhaltsam gewesen, sich mit ihr einzulassen, aber die Vorstellung, dass sie von einer uralten Macht und Magie zusammengeführt worden waren, ließ Gage zurückhaltend reagieren.
Er war für langfristige Beziehungen sowieso nicht geschaffen, und sein Instinkt sagte ihm, dass eine kurzfristige Affäre mit Cybil zu kompliziert wäre.
Er klopfte nicht an. Das gemietete Haus diente als eine Art Basisstation, deshalb hielt er es nicht für nötig. Musik - irgendwas Esoterisches - klang durchs Haus, und als er der Quelle nachging, stieß er auf Cybil. Sie trug eine weite, schwarze Gymnastikhose und ein Top, das ihren flachen, trainierten Bauch frei ließ. Ihre wilden schwarzen Locken hielt sie mit einem Haarband zusammen.
Ihre Zehennägel waren hellrosa lackiert.
Sie vollführte fließende Yoga-Bewegungen, die sie anscheinend mühelos in die kompliziertesten Positionen umsetzte. Eine Frau, die so biegsam war, war bestimmt auch im Bett nicht schlecht.
Sie bog sich nach hinten und legte einen Fuß hinter ihren Kopf. Ein Flackern in ihren dunklen Augen sagte ihm, dass sie ihn bemerkt hatte.
»Ich wollte dich nicht stören.«
»Ich bin gleich fertig. Geh bitte.«
Er bedauerte es zwar, das Ende der Übung nicht mitzubekommen, ging aber gehorsam in die Küche und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein. Die Morgenzeitung lag noch unberührt auf dem kleinen Tisch, in Lumps Hundeschüssel war kein Wasser, und es waren auch keine Anzeichen dafür zu sehen, dass der Hund bereits gefüttert worden war. Gage setzte sich und legte Solitärkarten aus. Er war bereits beim vierten Spiel, als Cybil in die Küche kam.
»Na, du bist ja früh unterwegs heute.«
Gage legte eine rote Acht auf eine schwarze Neun. »Ist Cal noch im Bett?«
»Nein, Quinn hat ihn mit ins Studio geschleppt.« Sie goss sich ebenfalls einen Kaffee ein und öffnete die Brotdose. »Ein Bagel?«
»Ja.«
Sie schnitt es sorgfältig in zwei Hälften und steckte sie in den Toaster. »Schlecht geträumt?« Sie legte den Kopf schräg. »Ich bin im Morgengrauen von einem Traum geweckt worden. Cal und Quinn auch. Von Fox und Layla habe ich noch nichts gehört - sie sind in seiner Wohnung -, aber ich nehme an, bei ihnen war es das Gleiche. Quinns Mittel dagegen sind Gewichte und Geräte, meins ist Yoga. Deins...« Sie zeigte auf die Karten.
»Jeder hat seine eigene Methode.«
»Wir haben dem großen, bösen Bastard vor ein paar Tagen gewaltig in die Eier getreten. Wir müssen damit rechnen, dass er zurückschlägt.«
»Wir sind fast verbrannt«, erinnerte Gage sie.
»Aber eben nur fast. Wir haben die drei Teile des Blutjaspis wieder zusammengefügt und ein Blutritual durchgeführt.« Sie musterte den Schnitt auf ihrer Handfläche, der bereits verheilte. »Und wir haben überlebt. Wir haben eine Waffe.«
»Von der wir nicht wissen, wie wir sie gebrauchen sollen.«
»Weiß der Dämon es?« Sie holte Teller und Cream Cheese für die Bagels heraus. »Weiß unser Dämon mehr als wir? Giles Dent hat diesen Stein vor mehr als dreihundert Jahren mit seiner Macht getränkt und ihn - theoretisch - als Teil des Zaubers verwendet, mit dem er den Dämon in Gestalt von Lazarus Twisse jahrhundertelang in einer Art Zwischenwelt festhalten konnte.«
Geschickt zerteilte sie einen Apfel und arrangierte die Stücke auf einem Teller, während sie sprach. »Twisse wusste damals nichts von der Macht des Blutsteins und auch nicht, als ihr ihn mit eurem Blutsbrüder-Ritual in drei Teile gespalten habt. Wenn wir davon ausgehen, weiß er nicht mehr als wir, und damit sind wir im Vorteil, weil wir zumindest wissen, dass es funktioniert.«
Sie reichte ihm sein getoastetes Bagel. »Wir haben die drei Teile wieder zu einem zusammengefügt. Der große böse Bastard ist nicht der Einzige mit Macht hier.«
Fasziniert beobachtete Gage, wie Cybil ihre Bagelhälfte noch einmal in zwei Teile teilte, die sie dann mit einem hauchdünnen Film Cream Cheese bedeckte. Dann nahm sie einen Bissen, der höchstens aus einem halben Dutzend Krümeln bestand.
»Vielleicht solltest du dein Essen nur auf Fotos anschauen, statt dir so viel Mühe zu machen.« Als sie nur lächelte und einen weiteren winzigen Bissen nahm, fuhr er fort: »Ich habe gesehen, wie Twisse meine Freunde getötet hat. Ich habe es unzählige Male, auf unzählige Arten gesehen.«
Sie blickte ihn an. »Das ist das Schlimme an unserer Gabe. Wir sehen die Möglichkeiten sozusagen in Technicolor. Ich hatte auf der Lichtung Angst, das Ritual durchzuführen. Nicht weil ich fürchtete zu sterben, obwohl ich nicht sterben will. Ich bin sogar strikt dagegen. Nein, ich hatte Angst davor, am Leben zu bleiben und zusehen zu müssen, wie die Menschen, die mir am nächsten stehen, sterben, und dafür verantwortlich zu sein.«
»Aber du bist trotzdem mitgekommen.«
»Ja, wir sind ja alle hingegangen.« Sie knabberte an einem Stück Apfel. »Und wir sind nicht gestorben. Nicht alle Träume, nicht alle Visionen werden... Wirklichkeit. Und du kommst zurück, an jeder Sieben kommst du zurück.«
»Wir haben einen Eid geschworen.«
»Ja, als ihr zehn wart. Die meisten Schwüre unter Kindern sind nichts wert, aber ihr kommt immer wieder zusammen. Ich bin ja auch wegen Quinn hier, deshalb weiß ich, was Freundschaft wert ist. Aber du und ich, wir sind nicht wie sie.«
»Nein?«
»Nein.« Langsam trank sie einen Schluck Kaffee. »Die Stadt, die Leute hier, das hat mit uns nichts zu tun. Für Cal und Fox - und mittlerweile auch für Quinn und Layla - ist das hier Heimat. Für mich aber ist Hawkins Hollow nur ein Ort, an dem ich zufällig bin. Quinn ist mein Zuhause und mittlerweile Layla auch. Cal, Fox und du, ihr gehört natürlich auch dazu. Ich verlasse mein Zuhause nicht, bevor es nicht in Sicherheit ist. Andererseits finde ich das Ganze zwar faszinierend, aber ich würde kein Blut dafür vergießen.«
Die Sonne schien ins Fenster, und die kleinen Silberringe an ihren Ohren glitzerten. »Das glaube ich aber doch«, sagte Gage.
»Ach ja?«
»Ja, weil dich die ganze Angelegenheit wütend macht.«
Sie nahm einen weiteren winzigen Bissen von ihrem Bagel und lächelte ihn an. »Erwischt. Hier sitzen wir also, Turner, wir zwei unruhigen Geister, und müssen aus Liebe zu unseren Freunden hierbleiben. Na ja. Ich muss jetzt duschen«, beschloss sie. »Macht es dir etwas aus, wenn du wenigstens noch so lange bleibst, bis Quinn und Cal zurück sind? Seit Layla die Schlangen im Badezimmer hatte, habe ich ein bisschen Schiss zu duschen, wenn ich alleine im Haus bin.«
»Kein Problem. Isst du das noch?«
Cybil schob ihm das unberührte Viertel Bagel zu. Als sie aufstand, um am Spülbecken ihre Tasse auszuspülen, betrachtete er den schwarzblauen Fleck hinten auf ihrer Schulter. Er dachte daran, dass sie in der Vollmondnacht am Heidenstein beide einiges abbekommen hatten und dass ihre Verletzungen - im Gegensatz zu denen von Cal, Fox und ihm - nicht innerhalb kürzester Zeit heilten.
»Na, das ist aber ein ordentlicher Bluterguss auf deiner Schulter.«
Achselzuckend erwiderte sie: »Du solltest erst mal meinen Hintern sehen.«
»Okay.«
Lachend warf sie ihm einen Blick zu. »Das war rhetorisch gemeint. Meine Nanny hat fest daran geglaubt, dass eine ordentliche Tracht Prügel den Charakter festigt. Immer wenn ich mich setze, muss ich an sie denken.«
»Du hattest eine Nanny?«
»Ja. Aber ich stelle mir lieber vor, dass ich für meinen Charakter ganz alleine verantwortlich bin. Cal und Quinn kommen bestimmt gleich wieder. Du kochst besser noch eine Kanne Kaffee.«
Als sie hinausging, betrachtete er ihren Hintern. Sehr hübsch, dachte er. Sie war eine interessante und komplizierte Mischung in äußerst attraktiver Verpackung. Wenn es um Spaß und Spiele ging, dann bevorzugte er schlichtere Gemüter, aber wenn es um Leben und Tod ging, war Cybil Kinski genau das, was der Arzt verschreiben würde.
Sie hatte zu ihrem Ausflug zum Heidenstein eine Pistole mitgebracht. Eine kleine.22 mit Perlmuttgriff, die sie mit kaltem Kalkül und äußerst gekonnt einsetzte. Sie hatte die Recherche über die Blutrituale übernommen, und sie hatte auch die genealogische Forschungsarbeit geleistet, mit der sie bewiesen hatte, dass sie, Quinn und Layla von Lazarus Twisse und Hester Deale abstammten, dem Mädchen, das er vor über dreihundert Jahren vergewaltigt hatte.
Und die Frau konnte kochen. Zwar ließ sie sich bitten, aber sie verstand etwas von guter Küche, dachte Gage, als er aufstand, um eine weitere Kanne Kaffee aufzusetzen. Er respektierte, dass sie für gewöhnlich offen ihre Meinung sagte und in Krisenzeiten einen kühlen Kopf bewahrte. Sie war keine schwache Frau, die gerettet werden musste.
Sie roch nach Geheimnissen und schmeckte wie warmer Honig.
Er hatte sie in jener Nacht auf der Lichtung geküsst. Natürlich hatte er geglaubt, sie müssten alle sterben, deshalb war es eher eine Geste der Verzweiflung gewesen. Aber er erinnerte sich noch genau daran, wie sie geschmeckt hatte.
Wahrscheinlich war es nicht klug, daran zu denken - oder über die Tatsache nachzudenken, dass sie jetzt gerade nass und nackt oben unter der Dusche stand. Aber irgendwie musste ein Mann sich ja schließlich vom Kampf gegen das uralte Böse ablenken. Und auf Atlantic City hatte er auf einmal gar keine Lust mehr.
Er hörte, wie die Haustür aufging, und dann erschallte Quinns lautes, fröhliches Lachen. Allein schon wegen ihres Lachens hatte Cal nach Gages Meinung mit Quinn das große Los gezogen. Ganz zu schweigen von ihrer Figur, den großen blauen Augen, dem Verstand, dem Humor und dem Mut.
Gage schenkte sich frischen Kaffee ein und nahm eine weitere Tasse aus dem Schrank, als er Cal in die Küche kommen hörte.
Cal ergriff die Tasse, die Gage ihm hinhielt, sagte »Hey« und trat zum Kühlschrank, um Milch herauszuholen.
Für einen Mann, der seit dem Morgengrauen auf war, sah Cal recht frisch aus, fand Gage. Das lag wahrscheinlich am morgendlichen Training.
Seine grauen Augen waren klar, sein Gesicht und sein Körper entspannt. Seine dunkelblonden Haare waren feucht, und er roch nach Seife. Offensichtlich hatte er im Studio geduscht. Er goss Milch in seinen Kaffee und griff dann nach der Müslischachtel auf dem Schrank.
»Willst du auch was?«
»Nein.«
Cal gab Müsli in eine Schale und goss Milch darüber. »Haben wir alle geträumt?«
»Sieht so aus.«
»Ich habe mit Fox gesprochen.« Cal lehnte sich an die Küchentheke und aß sein Müsli. »Er und Layla haben ebenfalls geträumt. Wie war deiner?«
»Die ganze Stadt war voller Blut«, begann Gage. »Die Gebäude, die Straßen, jeder, der das Pech hatte, unterwegs zu sein. Das Blut blubberte aus den Bürgersteigen, regnete von den Gebäuden herunter. Und es brannte dabei.«
»Ja. Anscheinend haben wir zum ersten Mal alle denselben Alptraum gehabt. Das muss etwas bedeuten.«
»Der Blutstein ist wieder zu einem Stück zusammengewachsen. Wir sechs haben ihn wieder zusammengesetzt. Cybil hält den Stein für eine Kraftquelle.«
»Und du?«
»Mir bleibt nichts anderes übrig, als das auch so zu sehen. Wir haben nur noch knapp zwei Monate Zeit, um es herauszubekommen.«
Cal nickte. »Es kommt immer schneller und immer stärker. Aber wir haben ihn mittlerweile schon zweimal verwundet, Gage.«
»Beim dritten Mal sollten wir ihn besser ganz auslöschen.«
Er blieb nicht da. Die Frauen verbrachten den größten Teil des Tages mit Recherche. Cal würde ins Bowl-a-Rama gehen und Fox musste die Kanzlei aufmachen. Und er, dachte Gage, war ein Spieler ohne Spiel.
Also hatte er den Tag über frei.
Er konnte zu Cals Haus zurückfahren, ein paar Anrufe tätigen und ein paar E-Mails schreiben. Er musste seine eigene Recherche anstellen. Er beschäftigte sich seit Jahren schon mit Dämonologie und Volkslegenden, und als sie das erste Mal ihre Daten miteinander verglichen hatten, hatten sie gut zusammengepasst.
Götter und Dämonen hatten schon lange vor den ersten Menschen miteinander Krieg geführt. Als dann die Menschen ins Spiel kamen, waren sie bald in der Überzahl. Die Zeit der Menschen, hatte Giles Dent es genannt, wie Ann Hawkins, seine Geliebte, in ihren Tagebüchern geschrieben hatte. In der Zeit der Menschen blieben nur noch ein Dämon und ein Hüter übrig. Der Hüter wurde tödlich verwundet und übergab seine Macht und seine Mission an einen Jungen. Dessen direkter Nachfahre schließlich war Giles Dent gewesen.
Gage überlegte, während er fuhr. Er akzeptierte Dent, akzeptierte, dass er und seine Freunde durch Ann Hawkins von Giles Dent abstammten. Er glaubte wie die anderen, dass Dent einen Weg gefunden hatte, um den Dämon gefangen zu nehmen. Allerdings war er selbst dadurch auch gefangen. Bis Hunderte von Jahren später die drei Jungen ihn und den Dämon schließlich befreiten.
Er konnte auch akzeptieren, dass dieser Akt ihr Schicksal gewesen war. Es brauchte ihm ja nicht zu gefallen, aber er konnte es schlucken. Es war ihr Schicksal, den Dämon zu zerstören oder bei dem Versuch zu sterben. Der Geist von Ann Hawkins war jetzt schon ein paar Mal erschienen, und ihren kryptischen Bemerkungen hatten sie entnommen, dass es dieses Mal bei der Sieben stattfinden würde.
Alles oder nichts. Leben oder Tod.
Da in den meisten seiner Visionen der Tod in verschiedenen unangenehmen Formen vorkam, setzte Gage nicht auf Sieg.
Wahrscheinlich war er zum Friedhof gefahren, weil er an den Tod gedacht hatte. Als er aus dem Auto stieg, steckte er die Hände in die Taschen. Es war blöd hierherzukommen, dachte er. Zwecklos. Aber trotzdem ging er durch das Gras, an den Grabsteinen und Monumenten vorbei.
Er hätte Blumen mitbringen sollen, dachte er, schüttelte dann aber den Kopf. Blumen waren auch zwecklos. Was nützten Blumen den Toten?
Seine Mutter und das Kind, das sie erwartet hatte, waren schon lange tot.
Jetzt im Mai waren das Gras und die Bäume grün, und die Laubkronen rauschten im Wind. Seine Mutter und seine Schwester, die in ihr gestorben war, hatten einen weißen Grabstein. Obwohl es schon viele Jahre her war, seit er zuletzt hier gewesen war, wusste er ganz genau, wo er sie finden konnte.
Der Stein war schlicht, klein und abgerundet, und es standen nur Namen und Jahreszahlen darauf.

CATHERINE MARY TURNER 1954-1982 ROSE ELIZABETH TURNER 1982

Er erinnerte sich kaum noch an sie. Die Zeit wischte die Gesichter einfach aus, Stimmen, Gefühle verblassten. Er hatte nur noch eine verschwommene Erinnerung daran, dass sie seine Hand auf ihren dicken Bauch gelegt hatte, damit er spüren konnte, wie das Baby sich bewegte. Er besaß ein Foto von ihr, deshalb wusste er, dass er seiner Mutter ähnlich sah, in der Haarfarbe, der Form seiner Augen, seines Mundes. Das Baby hatte er nie gesehen, und niemand hatte ihm gesagt, wie es ausgesehen hatte. Aber er erinnerte sich daran, dass er glücklich gewesen war, dass er im Sonnenlicht, das durch ein Fenster fiel, mit Lastwagen gespielt hatte. Immer wenn sein Vater von der Arbeit gekommen war, hatte er ihn hochgehoben, und Gage hatte vor Freude gejauchzt.
Es hatte tatsächlich eine kurze Zeit in seinem Leben gegeben, als die Hände seines Vaters ihn hochgehoben und nicht niedergeschlagen hatten. Die sonnige Zeit. Dann war seine Mutter gestorben und das Baby mit ihr, und alles war dunkel und kalt geworden.
Hatte sie ihn je angeschrien, ihn bestraft, war ungeduldig mit ihm gewesen? Bestimmt. Aber daran konnte er sich nicht erinnern, oder vielleicht wollte er es auch nur nicht. Vielleicht idealisierte er sie, aber was schadete das schon? Wenn ein Junge seine Mutter nur so kurz gehabt hatte, dann durfte er sie sich als erwachsener Mann als perfekt vorstellen.
»Ich habe keine Blumen mitgebracht«, murmelte er. »Das hätte ich wohl besser gemacht.«
»Aber du bist gekommen.«
Er fuhr herum und blickte in Augen von derselben Farbe und Form wie seine. Seine Mutter lächelte ihn an.
2
Sie ist so jung, war sein erster Gedanke. Jünger, als er mittlerweile war. Sie war von einer ruhigen, stillen Schönheit, einer Art Einfachheit, die ihr die Schönheit sicher bis ins hohe Alter erhalten hätte. Aber sie war noch nicht einmal dreißig geworden.
Obwohl er ein erwachsener Mann war, tat ihm das Herz weh, so sehr empfand er ihren Verlust.
»Warum bist du hier?«, fragte er sie. Wieder lächelte sie.
»Möchtest du es nicht?«
»Vorher bist du doch auch nie hier gewesen.«
»Vielleicht hast du nur nie nach mir gesucht.« Sie warf ihre dunklen Haare zurück und holte tief Luft. »Heute ist so ein schöner Tag. Und du siehst so traurig, so wütend aus. Glaubst du nicht, dass es einen besseren Ort gibt, Gage? Dass mit dem Tod etwas Neues anfängt?«
»Für mich war es damals das Ende meines bisherigen Lebens. Als du starbst, hörte das Bessere auf.«
»Armer kleiner Junge. Hasst du mich, weil ich dich verlassen habe?«
»Du hast mich nicht verlassen, du bist gestorben.«
»Das kommt aufs Gleiche heraus.« In ihren Augen stand Trauer, aber vielleicht war es auch Mitleid. »Ich war nicht da für dich, und ich habe dich mit ihm allein gelassen. Ich habe zugelassen, dass du alleine und hilflos mit einem Mann zurückbliebst, der dich geschlagen und verflucht hat.«
»Warum hast du ihn überhaupt geheiratet?«
»Frauen sind schwach, das musst du doch mittlerweile gelernt haben. Wenn ich nicht so schwach gewesen wäre, hätte ich ihn verlassen, dich mitgenommen und wäre aus diesem Ort fortgegangen.« Sie drehte sich ein bisschen um, um auf den Ort zu blicken. In ihren Augen sah er noch etwas - etwas, das heller war als Mitgefühl. »Ich hätte dich und mich schützen sollen. Wir hätten woanders ein schönes Leben geführt. Aber ich kann dich ja jetzt beschützen.«
»Wie beschützen die Toten die Lebenden?«
»Wir sehen mehr. Wir wissen mehr.« Sie wandte sich wieder zu ihm und streckte die Hände aus. »Du hast gefragt, warum ich hier bin. Deshalb bin ich hier. Um dich zu beschützen. Um dir zu sagen, geh weg von hier. Verlass diesen Ort. Hier ist nichts als Tod und Elend, Schmerz und Verlust. Wenn du gehst, bleibst du am Leben. Wenn du hierbleibst, wirst du sterben wie ich.«
»Weißt du, bis eben hast du es noch ganz gut gemacht.« Kalte Wut stieg in ihm auf, aber seine Stimme war beiläufig. »Ich hätte es dir abgekauft, wenn du mehr auf Mami gemacht hättest. Aber du hast es überstürzt.«
»Ich will nur, dass du in Sicherheit bist.«
»Du willst mich tot sehen. Und wenn schon nicht tot, dann wenigstens weit weg von hier. Aber ich gehe nirgendwo hin, und du bist nicht meine Mutter. Also zieh das Kleid aus, du Arschloch!«
»Dafür wird Mommy dir den Hintern versohlen müssen.« Der Dämon machte eine weit ausholende Geste, deren Wucht Gage umwarf. Als er sich wieder aufrappelte, veränderte der Dämon bereits die Gestalt.
Seine Augen wurden rot und vergossen blutige Tränen. Er heulte vor Lachen. »Böser Junge! Ich werde dich bestrafen. Ich werde dir die Haut in Fetzen prügeln, dein Blut trinken, an deinen Knochen nagen!«
»Ja, ja, ja.« Betont gleichgültig hakte Gage die Daumen in die Vordertaschen seiner Jeans.
Das Gesicht seiner Mutter zerfloss zu einer unmenschlichen Fratze. Der Körper schrumpfte, Hände und Füße wurden zu Klauen, und die Gestalt verwandelte sich in eine formlose, schwarze Masse, die die Luft mit dem Gestank des Todes erfüllte.
Der Wind blies Gage den Gestank ins Gesicht, aber er blieb unerschütterlich stehen. Er hatte keine Waffe und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. Er ballte die Fäuste und stieß mitten in die schwarze Masse hinein.
Es brannte entsetzlich. Er riss seine Hand heraus und schlug noch einmal zu. Der Schmerz raubte ihm den Atem, aber er versuchte es noch ein drittes Mal. Der Dämon schrie. Wut, dachte Gage, als ihn ein Schlag des Dämons zu Boden warf.
Er stand jetzt über ihm, in der Gestalt des kleinen Jungen, die er so gerne wählte. »Du wirst um den Tod betteln«, sagte er zu Gage. »Noch lange nachdem ich die anderen schon zerrissen habe, wirst du mich anflehen, dich endlich zu töten.«
Gage wischte sich das Blut vom Mund und lächelte, obwohl ihn eine Welle der Übelkeit überschwemmte. »Um was wetten wir?«
Der Dämon steckte sich beide Hände in die Brust und riss sie auf. Mit wildem Gelächter verschwand er.
»Wahnsinnig. Der Typ ist wahnsinnig.« Gage setzte sich, um wieder zu Atem zu kommen. Er musterte seine Hand. Sie war von roten Pusteln und Blasen übersät, aus denen Eiter floss. Er konnte spüren, wie die Wunden schon wieder heilten. Es tat entsetzlich weh. Er hielt sich den Arm und stand auf. Ihm war schwindlig, und der Boden schwankte unter seinen Füßen.
Er musste sich wieder setzen und lehnte sich an den Grabstein seiner Mutter und seiner Schwester, bis die Übelkeit verging.
Dann stand er auf, warf einen letzten Blick aufs Grab und ging.
 
Er hielt am Blumenladen und kaufte einen bunten Frühlingsstrauß. Amy, die Floristin, fragte sich sicher, wer die Glückliche wohl sein mochte, die diese schönen Blumen bekam, und er ließ sie in dem Glauben. Es ging Amy nichts an, dass er die Blumen einer Mutter bringen wollte.
Das war eins der Probleme in Kleinstädten. Die Leute kannten einander viel zu gut, jeder wusste über jeden Bescheid.
In Hollow hatten viele über ihn getuschelt, ab und zu hatte es richtig wehgetan. Aber er hatte eine Familie gehabt. Er hatte Cal und Fox gehabt.
Seine Mutter war schon lange tot, aber er war nicht mutterlos aufgewachsen. Frannie Hawkins hatte Mutterstelle bei ihm vertreten, und deshalb war seine Geste heute auch lange schon überfällig.
Er wusste natürlich nicht, ob sie überhaupt zu Hause war. Sie war zwar eigentlich nicht berufstätig, aber Cals Mutter hatte so viele soziale und gesellschaftliche Pflichten, dass sie ständig beschäftigt war.
Vor dem hübschen, gepflegten Haus, in dem die Hawkins wohnten, solange Gage denken konnte, stand jedoch ihr Auto. Die ebenso hübsche, gepflegte Dame des Hauses kniete im Vorgarten auf einer rosa Schaumstoffmatte und jätete Unkraut.
Die glänzenden blonden Haare waren von einem breitkrempigen Strohhut bedeckt, und an den Händen trug sie braune Gartenhandschuhe. Ihre marineblaue Hose und ihr rosa T-Shirt waren für sie wahrscheinlich Arbeitskleidung, dachte Gage. Sie wandte den Kopf, als sie seinen Wagen hörte, und lächelte, als sie Gage sah.
Das war für ihn immer schon wie ein kleines Wunder gewesen. Ihr Lächeln war echt, und es galt ihm. Sie zog die Handschuhe aus und stand auf. »Was für eine nette Überraschung. Und was für schöne Blumen!«
Sie streichelte ihm über die Wange und nahm den Strauß entgegen. »Blumen kann man nie genug haben. Komm, lass uns hineingehen, damit ich sie ins Wasser stellen kann.«
»Störe ich dich?«
»Gartenarbeit hört niemals auf. Ich kann es einfach nicht lassen.«
Im Haus war es genauso. Sie polsterte, nähte, malte, machte hübsche kleine Arrangements. Das Haus war immer warm und einladend, nie steif und abweisend.
Sie führte ihn durch die Küche in die Waschküche, wo ihre Blumenvasen standen. »Ich stelle sie nur rasch ins Wasser, dann bekommst du etwas Kaltes zu trinken.«
»Ich will dich nicht aufhalten.«
»Gage.« Sie wehrte seinen Protest ab. »Setz dich draußen auf die Terrasse. Das Wetter ist viel zu schön, um sich drinnen aufzuhalten. Ich hole uns einen Eistee.«
Er gehorchte und ging nach draußen, weil er dann schon mal überlegen konnte, was er ihr sagen wollte und wie er es am besten formulierte. Der Garten hinter dem Haus war ebenso gepflegt wie der Vorgarten. Er wirkte perfekt, dabei aber völlig natürlich. Dahinter steckte viel Arbeit. Er wusste, dass sie routinemäßig jedes Jahr Pläne für ihre Beete und Kübel zeichnete, bevor sie mit dem Pflanzen begann.
Sie trat auf die Terrasse. Auf einem Tablett standen ein grüner Glaskrug mit Eistee, die dazu passenden Gläser und ein Teller mit Plätzchen. Sie setzten sich an den Tisch im Schatten und blickten über den Rasen und die Blumenbeete.
»Diesen Garten werde ich nie vergessen«, sagte er. »Bei Fox auf der Farm war es wie im Abenteuerland, aber hier...«
Sie lachte. »Was? Die Obsession von Cals Mom?«
»Nein, eine Mischung zwischen Märchenland und Heiligtum.«
Sie lächelte ihn warm an. »Das hast du aber hübsch gesagt.«
Jetzt wusste er, was er sagen wollte. »Du hast mich immer hier aufgenommen. Ich habe heute darüber nachgedacht. Du und Fox’ Mutter, ihr habt mich immer aufgenommen. Ihr habt mich nicht ein einziges Mal weggeschickt.«
»Warum um Himmels willen hätte ich das tun sollen?«
Er blickte in ihre schönen blauen Augen. »Mein Vater war ein Trinker, und ich habe nur Probleme gemacht.«
»Gage.«
»Wenn Cal oder Fox irgendeinen Unsinn anstellten, habe ich sie meistens angestiftet.«
»Nein, ich glaube, sie konnten das ganz gut von sich aus und haben dich oft mit hineingezogen.«
»Du und Jim, ihr habt immer dafür gesorgt, dass ich ein Dach über dem Kopf hatte, und ihr habt mir zu verstehen gegeben, dass ich jederzeit zu euch kommen könnte. Ihr habt meinem Vater Arbeit gegeben, und das habt ihr nur für mich gemacht. Aber ihr habt mir nie das Gefühl vermittelt, dass es aus Wohltätigkeit geschah. Ihr und Fox’ Eltern, ihr habt dafür gesorgt, dass ich Kleider, Schuhe und einen Job hatte, damit ich eigenes Geld besaß. Und ihr habt nie zu erkennen gegeben, dass ihr das nur aus Mitleid mit dem armen Turner-Jungen tut.«
»So habe ich dich auch nie gesehen, und ich glaube, Jo Barry auch nicht. Du warst und bist der Sohn meiner Freundin. Deine Mutter war meine Freundin, Gage.«
»Ich weiß. Aber du hättest Cal auch verbieten können, mit mir umzugehen. Ich bin immerhin derjenige, der an jenem Abend die Idee hatte, im Wald zu übernachten.«
Sie blickte ihn an wie eine Mutter. »Und die beiden anderen hatten überhaupt nichts damit zu tun?«
»Doch, klar, aber es war meine Idee, und das hast du vor zwanzig Jahren wahrscheinlich auch schon gewusst. Doch ich konnte trotzdem noch jederzeit zu dir kommen.«
»Nichts von alledem war deine Schuld. Ich weiß nicht, was ihr sechs vorhabt, was ihr entdeckt habt und plant. Cal redet nicht mit mir darüber. Aber eins weiß ich mit Gewissheit: Was damals am Heidenstein passiert ist, war nicht deine Schuld. Und ohne euch drei, ohne all das, was ihr riskiert und getan habt, säße ich jetzt nicht hier an diesem schönen Tag auf meiner Terrasse. Ohne euch gäbe es Hawkins Hollow nicht, Gage. Ohne dich, Cal und Fox wäre diese Stadt tot.«
Sie drückte seine Hand. »Ich bin so stolz auf dich.«
Bei ihr konnte er gar nicht anders als ehrlich sein. »Ich bin nicht wegen der Stadt hier.«
»Ich weiß, und es macht mich nur noch stolzer auf dich. Du bist ein guter Mann, Gage. Doch, das bist du«, fügte sie hinzu, als sie merkte, dass er widersprechen wollte. »Du warst immer der beste Freund, der beste Bruder für meinen Sohn. Du kannst nicht nur jederzeit hierherkommen. Das ist dein Zuhause, wann immer du es brauchst.«
Gage schluckte. »Ich liebe dich«, sagte er und blickte sie an. »Ich glaube, um dir das zu sagen, bin ich heute hergekommen. An meine Mutter kann ich mich nicht mehr besonders gut erinnern, aber es hat dich und Jo Barry gegeben, das war für mich unheimlich wichtig.«
»Oh, das ist so lieb von dir.« Mit Tränen in den Augen erhob sich Frannie und umarmte ihn.
Anschließend fuhr Gage in die Gärtnerei außerhalb der Stadt. Joanne Barry hatte bestimmt lieber eine Topfpflanze als Schnittblumen, deshalb kaufte er ihr eine blühende Orchidee. Er fuhr zur Farm hinaus, und als er dort niemanden antraf, stellte er die Orchidee auf die vordere Veranda und hinterließ eine Nachricht unter dem Topf.
Diese Gesten und das Gespräch mit Frannie hatten ihn nach dem Vorfall auf dem Friedhof wieder beruhigt, er beschloss, zu den anderen zu fahren. Schließlich war er Teil eines Teams. Aber Fox’ Auto stand nicht mehr vor der Kanzlei. Wahrscheinlich war er bei Gericht oder besuchte einen Mandanten. Ein Besuch bei Cal kam nicht in Frage, weil er keine Lust hatte, im Bowling-Center seinem Vater zu begegnen.
Gage drehte und fuhr zum gemieteten Haus. Anscheinend war heute sein Frauentag.
Sowohl Cybils als auch Quinns Autos standen vor der Tür. Ohne zu klopfen, trat er ein. Er wollte gerade in die Küche gehen, als Cybil oben an der Treppe erschien.
»Zweimal an einem Tag«, sagte sie. »Erzähl mir bloß nicht, dass du auf einmal gesellig wirst.«
»Ich hole mir rasch Kaffee. Bist du mit Quinn oben im Arbeitszimmer?«
»Ja, wir sind fleißige Arbeitsbienen.«
»Ich komme auch gleich.«
Bewaffnet mit einer Tasse Kaffee lief er die Treppe hinauf. Quinn saß am Computer. Sie lächelte ihn an, als er eintrat. »Hi. Setz dich.«
»Danke.« Er trat an den Stadtplan, den sie an die Wand geheftet und mit Stecknadeln an den Orten versehen hatten, wo sich paranormale Ereignisse häuften.
Der Friedhof gehörte nicht dazu, stellte er fest, aber vielleicht war das ja auch ein Klischee.
Cybil saß vor ihrem Laptop. »Ich habe eine Quelle gefunden, nach der der Blutstein ursprünglich Teil des großen Alpha war - oder Lebensstein. Klingt interessant.«
»Steht da auch, wie wir den Scheißkerl damit um die Ecke bringen können?«
Cybil blickte auf. »Nein«, sagte sie zu Gage. »Aber hier steht etwas über den Krieg zwischen den dunklen und den hellen Mächten - dem Alpha und dem Omega, den Göttern und den Dämonen -, je nachdem, um welche Version der Mythologie es sich handelt. Und bei diesen Kriegen zersprang der große Stein in viele Einzelteile, getränkt mit dem Blut und der Macht der Götter. Diese Fragmente gab man den Hütern.«
»Hey.« Quinn drehte sich zu Cybil um. »Das kommt der Sache aber ziemlich nahe. Dent hat den Stein also als Hüter bekommen. Und er hat ihn an unsere Jungs hier zu drei gleichen Teilen weitergegeben.«
»Andere Quellen erwähnen die Verwendung des Blutsteins in magischen Ritualen, weil er physische Kraft verleiht und heilt.«
»Trifft auch zu«, sagte Quinn.
»Er kann angeblich auch den weiblichen Zyklus regulieren.«
»Ist dir das peinlich?«, fragte Gage Cybil.
»Kein bisschen«, antwortete sie. »Für unsere Zwecke ist allerdings die heilende Funktion wichtiger.«
»Das wussten wir bereits. Cal, Fox und ich haben schon vor Jahren unsere Hausaufgaben gemacht.«
»Es hat alles etwas mit Blut zu tun«, fuhr Cybil fort. »Das wissen wir auch. Blutopfer, Blutsbande, Blutstein. Und auch mit Feuer. Feuer spielte bei vielen Ereignissen eine wichtige Rolle, auch in der Nacht, als Dent und Twisse aneinandergerieten, oder als ihr drei am Heidenstein übernachtet habt, war es ein wesentlicher Faktor. Ebenso in der Nacht, als wir den Stein wieder zu einem Ganzen zusammengefügt haben. Also denkt mal nach - was bekommt man, wenn man Steine aneinanderschlägt? Funken, und aus Funken wird Feuer. Feuer war der erste magische Akt von Menschen. Blutstein - Feuer und Blut. Feuer brennt nicht nur, es reinigt auch. Vielleicht kann man den Dämon mit Feuer töten.«
Die Originalausgabe erschien 2008 unter dem Titel »The Pagan Stone« bei Jove Books, The Berkley Publishing Group, Penguin Group (US) Inc., New York.
Verlagsgruppe Random House
 
 
I. Auflage
Deutsche Erstausgabe Januar 2010 bei Blanvalet, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH, München.
Copyright © Nora Roberts, 2008
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2009 by Blanvalet Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH. Published by arrangement with Eleanor Wilder. Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schluck, Garbsen. Redaktion: Regine Kirtschig Umschlagmotiv: © Trigger Image/Fabio Panichi MD Herstellung: RF
eISBN : 978-3-641-03830-4
 
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