Narren des Glücks - Liane Dirks - E-Book

Narren des Glücks E-Book

Liane Dirks

0,0
15,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die trügerische Opulenz einer Ära, die an ihr Ende gekommen ist Die Brissago-Inseln im Lago Maggiore, Silvester 1929: Auf diesem künstlichen Paradies versammelt der Großunternehmer Max Bernheim eine Festgesellschaft, um unter dem Motto Die goldene Barke Abschied zu nehmen von einem Jahrzehnt des Überschwangs. Was als rauschhafter Schlusspunkt gedacht war, mündet in eine Katastrophe. Eine Kaltfront bricht über den Lago Maggiore herein, als die ersten Gäste am Seeufer eintreffen. Sie werden argwöhnisch beobachtet von der verarmten russischen Baronessa, die einst die Inseln besaß und kultivierte, sie dann aber an Bernheim verlor. Auch Konrad Nemeczi, Psychiater und Halbbruder Bernheims, hat sich mit einigen Patienten oberhalb des Sees einquartiert, um seine Therapie der »offenen Tür« umzusetzen. Seine Frau und die halbwüchsige Tochter setzen zur Insel über, während er sich zurückzieht, um einen Vortrag zu schreiben, mit dem er seinen Namen über die Fachwelt hinaus bekannt machen möchte. Plötzlicher Eisregen gefährdet das große Feuerwerk und hält Nemeczi am Haus fest. Mit dem Glockenschlag um Mitternacht vollzieht sich im Glanz der Feuerwerkskörper eine Tragödie. Mit faszinierendem Detailreichtum, feinem Humor und überwältigender sprachlicher Kraft erzählt Liane Dirks von einem Tag, an dem sich das Schicksal dreier Figuren vollendet und eine Ära zu Ende geht. Sinnsucher allesamt, stoßen sie an die Grenzen des Fassbaren und finden doch ihr Glück.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 246

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Liane Dirks

Narren des Glücks

Roman

Kurzübersicht

> Buch lesen

> Titelseite

> Inhaltsverzeichnis

> Über Liane Dirks

> Über dieses Buch

> Impressum

> Hinweise zur Darstellung dieses E-Books

zurück

Inhaltsverzeichnis

MottoPrologI1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. KapitelII15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. Kapitel22. Kapitel23. Kapitel24. Kapitel25. Kapitel26. Kapitel27. Kapitel28. KapitelIIIEpilogZitateDankFörderhinweis
zurück

»Animula vagula blandula

hospes comesque corporis

quae nunc abiis in loca

pallidula rigida nudula.«

»Kleine Seele, herumirrende, kosende,

Gast und Gefährte des Körpers,

Gehst nun fort irgendwohin,

Wo es blass ist und starr und die Nacht.«

Kaiser Hadrian (76–138)[1]

»Ich kann wie Romeo sagen:

ich bin der Narr des Glücks.

Ich stehe vor dem großen Breynapf,

aber es fehlt mir der Löffel.«

Heinrich Heine[2]

zurück

Prolog

Da kommen sie.

Sie kommen vom Millerntor in einem langen Zug dem Markt entgegen. Nacht ist es, und die Trommeln hört man schon, Trommeln, Pauken, vereinzelt Zimbeln. Und der Feuerschein die Häuserfluchten rauf. Es müssen Hunderte sein, Tausende gar. Wieder tragen sie die kreisrunden Laternen, wie es die Heimleuchter tun, Leuchtpauken, vorn und hinten hell mit seitlichen Fenstern. Leere Glanzköpfe wogen auf und ab, weiß und ohne Gesichter.

Sie drängen sich. Diesmal drängen sie sich noch mehr. Es gehen Gerüchte, dass die Züge verboten werden sollen. Alle sind deshalb auf den Beinen. Greise gehen am Stock, Säuglinge sind auf den Bauch gebunden. Selbst die Herrschaften haben keinen Platz um sich, denn das Volk drückt und schiebt in einem Gang vorbei. Dies ist der größte Zug. Kinder greinen. Sie sehen nichts. Sie sehen alle nichts, sie wogen durch das Rund der Stadt, den Fleet entlang auf den Markt zu.

In den Häusern sind die Lichter an. Obwohl es Nacht ist, sind die Straßen hell.

Die Menge ist riesig, immer dichter drängt sie sich. Wellenartige Schübe, nichts Einzelnes mehr zu sehen.

Dann biegt sie die Ecke rum auf einer schwarzen Lade, die so groß wie eine Kammer ist. Hoch über den Köpfen schaukelt sie, einer schwebenden Luftkutsche gleich. Mit einem Teppich als Dach, ein Baldachin, indigo mit goldgestickten Sternen. Es sind zwölf. Zwölf Männer, die sie tragen, einer geht mit einem Stecken voran, einem Schäferstab.

Sie liegt erhöht auf ebenso blauem Samt. Der Deckel ist zur Seite geklappt. Der Sarg ist schwarz, glänzend. Edles Holz.

Es ist die Abendleiche.

Es war ein vornehmer Mann.

Jetzt ist Rauch zu sehen, die Pechfackelträger wogen heran, hinter ihnen noch mehr Volk. Kein Ende auszumachen, so wie es keinen Anfang gibt. Ist das Bild da, ist der Zug da. Dieser Zug hat keinen Sinn, sie wollen es nur so. Die Nacht durchlaufen mit dem Tod.

Sie halten ihn hoch, höher. In den Häusern gehen die Fenster auf. Auch am Rand stehen jetzt noch Menschen. Da ist die Frau mit dem Hund wieder. Ein kleines, kahles, zittriges Vieh.

Es ist heiß, sehr heiß. Eine heiße Sommernacht. Und doch haben alle dicke Sachen an. Jacken, Mäntel, Hüte auf. Er versteht das nicht. Er wundert sich. Nur das Kind ist barfuß. Das Kind an der Hand der Frau mit dem zittrigen Hund, die an der Seite steht und hübsch ist. Das Kind hat blonde Locken und ein offenes Gesicht. Seine Augen sind riesig und wie der Himmel bei Ostwind so blau. So offen ist sein Gesicht, dass dieser Himmel jetzt über es hinwegzieht. So offen, dass Landschaften jetzt über es hinwegziehen, so offen, dass auch die Zeiten jetzt über es hinwegziehen. Er erkennt es. Nun erkennt er es. Die Schönheit.

Er fühlt es, sein Herz, es klopft, etwas passiert – der Zug, die Nacht, die Menge, mehr, noch mehr, sie quillt, die Erde bebt, das Kind, da, öffnet den Mund, schreit, jetzt schreit es, schreit es wieder, schreit barbarisch.

Das Kind weiß, als einziges Wesen weiß es.

Dann richtet sich der Tote auf.

Er schwitzt.

zurück

I

Als die Nacht zu Ende ging, stand er immer noch da, Konrad Nemeczi, der Arzt, den die Leute aus dem Dorf nur den Dottore nannten. Starr, die Augen auf, den Blick nicht auf den Ort gerichtet, sondern fort, weit fort, irgendwohin, in eine Ferne, die ihn nicht zurückgab, nicht spiegelte, kein Erkennen mehr in diesem Blick, kein Zucken, keine Rührung.

Und drumherum das Eis, auf allem lag ja Eis, seine Frau hatte eine Decke um ihn gelegt, ein paar Menschen hatten auf ihn eingeredet, doch es blieb dabei, er rührte sich nicht mehr. Dazu der Geruch, dieser schreckliche Geruch, und herabtanzend vom Himmel der Schnee, eine Milde, eine zu spät kommende Milde, weiche Flocken, zart und taumelnd. Die sich auf ihn legten, auf die Schultern, auf sein Haupt. Ihn bedeckten, wie auch den Ort, den Ort des Geschehens, die Wiese, das Haus, aber auch die Wälder, die Berge, den See, einem Zauber gleich.

Da nichts mehr zu tun, nichts zu retten war, fingen die Dörfler das Reden an. Einige meinten nämlich ein Kind gesehen zu haben, sein Kind, blond mit Locken, ja, und seltsamerweise barfuß. Aber wie sollte das möglich gewesen sein, wie hätte sie denn herüberkommen können von der Insel, allein, und dann den Berg hochlaufen, nein, wenn sie es sich recht überlegten, es war ja gar keiner rausgegangen von ihnen, von den wenigen, die im Dorf geblieben waren. Und als sie dann gehen mussten, da war es zunächst gar nicht möglich gewesen, spiegelglatt war es ja. Dennoch, Spuren meinte jemand gesehen zu haben auf dem Weg hoch, als sie endlich vorwärtsgekommen waren, sich Lappen um die Schuhe gewickelt hatten und mit Schürhaken, Hacken, Stöcken, Krücken sich Halt verschafft hatten am Hang, Spuren ja. Aber wie überhaupt hätten sie aussehen sollen. Nein, wenn sie es recht bedachten, sie wussten es nicht und die, die es wusste oder zumindest hätte wissen können, die Russin, die alles sah, die fragten sie nicht, und sie zeigte sich auch nicht. Sie blieb, wo sie war, im Dunkeln hinter ihrem Glas, hinter ihrem Gestern, der Nacht.

 

Erst als die Amerikanerin kam, die Rote, diese helle, hohe Frau mit dem schmalen Gesicht und den unendlich langen Händen, die heraushingen aus den Ärmeln ihres Pelzes, da regte sich der Dottore wieder. Sie stellte sich neben ihn, einfach nur das, mit dem Mantel offen, man konnte das Abendkleid glitzern sehen, ein kostbares Kleid, grau mit silbernen Pailletten und Perlen bestickt, und dann schaute auch sie in die Richtung, in die er sah oder auch nicht sah, und der Schnee sank herab und legte sich auch auf ihr Haar wie ein Netz auf die Locken, wie ein Netz. So standen sie da.

Und dann redete der Dottore wieder. Er sagte etwas, das nur sie verstand. Wonach sie umkehrten, die zwei, mit einer Drehung voneinander weg und wieder zueinander hin und mit unendlich klaren Gesichtern, weißen, klaren Gesichtern, die nicht von dieser Welt waren, gingen sie zu dem Haus zurück.

Wo sie ihn schon erwarteten, hinter den Fenstern, alles war dort hell. Die ganze Festgesellschaft von der Insel war inzwischen da.

Aber die Leute aus dem Dorf blieben noch und fingen nicht nur das Reden an, sondern ganz nebenbei auch das Suchen, denn das Feuer schwelte nur noch, und der Geruch war ja doch auszuhalten und vielleicht fände man etwas, Kostbarkeiten, ein wenig Geld oder Schmuck unter den herabgestürzten Balken, den vielen Gittern, Rosten und Steinen, den Töpfen, der Erde, den schwarzen Gerippen der Pflanzen, die hier gestanden hatten. Sie waren ja reich gewesen, diese Menschen hier, diese Wesen, vermutlich eingeschlossen, und so suchten sie und redeten sie, und ganz hinten in der Ecke, wo das Feuer nicht so gewütet hatte, von Mauern geschützt und nicht von Glas, dort ganz hinten in der Ecke erblühte ein verwirrter Zitronenbaum, dessen Blätter zur Hälfte verkohlt waren, weiß und duftend, er musste sich wegen der Hitze und der Helligkeit geirrt haben.

Und so kam der Morgen. Der Morgen danach. Der der Beginn des neuen Jahres war.

Angefangen hatte es mit dem Ende, das letztlich kaum Spuren hinterlassen hatte außer dieser. Und der schrecklichen, die sie noch finden sollten auf ihrer Suche in der Nacht, sie warteten ein paar Tage, bis sie sie dem Dottore übergaben.

Denn hatte sich auch die Starre gelegt, so setzte doch das Schweigen wieder ein. Er sagte nichts, als er vor sie hintrat in den Salon.

Und sie, die dadrinnen, wichen alle zur Seite.

1

Begonnen hatte das alles mit dem Eis. Sie hatten es einfach nicht geglaubt.

Freilich hatte es schon Kälteeinbrüche gegeben in dieser Gegend, aber nicht solcherart. Und Vorhersagen, wer glaubte schon an Vorhersagen und dann auch noch an die von Wissenschaftlern. An die eigenen, ja, an die schon: Westwind mit Regen bringt dem Bauern Segen; Dunst auf dem See tut dem Fischer immer weh.

Oder die Würmer: Ein Spatenstich und man wusste es. Je tiefer sie krochen, desto kälter wurde es. Aber das waren ja keine Vorhersagen. Das waren Erfahrungen.

Hätten sie allerdings mit dem Spaten gestochen, dann hätten sie gesehen, dass die Würmer gar nicht mehr da waren. Aber das hatte nur einer entdeckt. Jonathan, der alte Gärtner, und der lebte auf der Insel, den interessierten die Leute zum einen nicht, zum anderen behielt er sowieso alles für sich, denn Jonathan war stumm und obendrein auch noch Engländer.

Der Russin, die ihn einst gewissermaßen erworben hatte, war das nur recht gewesen. Sie hatte einen verschwiegenen Vertrauten gebraucht und einen Kenner und Könner noch dazu. Und Jonathan hatte schon so manchen Erdhaufen verschoben, für die alte Jekyll die Natur künstlich aufgehäuft, in Kew Gardens die Cycadeen umgetopft, die Exoten gepäppelt und die Orchideen gepfropft. Dort hatte sie ihn abgeworben, ein guter Handwerker für ihr Paradies, so etwas kriegte man damals eben nur in England.

Dem neuen Herrn der Insel, der den Gärtner übernommen hatte, war der alte Kauz egal. Zu unwichtig war es ihm, aus welchem Samen hier welche Exoten gezogen worden waren. Und ob man graben musste oder nicht. Und wenn ja wie tief. Den neuen Herrn interessierten andere Dinge. Und Menschen, vor allem Menschen, Künstler vor allem, Frauen, aber auch Männer, Mädchen und eine gewisse Macht. Und in diesem Jahr interessierte ihn sein Fest. Schließlich, sagte er, ginge ein Jahrzehnt zu Ende und mit ihm eine Ära. Ersteres wüssten alle, Letzteres wisse er.

Und dieser Tatsache gebühre ein Fest. Ein besonderes Fest.

 

Aber dann war plötzlich die Kälte da gewesen. Und zwar schon am Heiligabend, und die Wissenschaftler und die Würmer hatten doch recht gehabt.

Sie war am Nachmittag von den Bergen herabgefallen, mit solcher Wucht, dass die Mütter auf dem Weg zur Kindermesse ihren Kleinen Schals um Mund und Nase banden und sich selbst wollene Tücher, weil die Luft beim Einatmen derart in die Nase stach, dass das Hirn zu schmerzen schien, jenes Organ, von dem sie doch gerade erfahren hatten – in der Zeitung hatte es gestanden, und der Dottore, den sie als Experten gleich gefragt hatten, hatte es bestätigt –, dass es nichts fühle, dass man ihm Stromstöße versetzen könne, dass es zucke, aber nichts fühle – doch angesichts der Kälte tat es weh. Die Augen tränten, die Haut spannte, die Hände wurden steif, doch zur Messe mussten sie, auch wenn es eine neue Sitte war und sie störte, von einem Pfarrer eingeführt, der in Deutschland studiert hatte und für Reformen schwärmte, dafür mussten sie nun sogar extra in die nahe Stadt. Und das, obwohl sie, die Frauen, doch viel zu beschäftigt waren mit den Vorbereitungen für den Abend. Das große Essen der Familien. Fünf waren es. Fünf Familien, ein Dorf. Freilich bestand jede Familie aus sehr vielen Mitgliedern, und auch waren sie alle untereinander verwandt.

 

Binnen weniger Stunden, es mögen zwei oder auch drei gewesen sein, mehr nicht, war die Temperatur von zwei auf minus 16 Grad gefallen. Es war windstill gewesen, und der See hatte ein merkwürdig weißes Licht abgegeben. Schon am Abend hatten die ersten Eisränder angesetzt, und am Tag darauf, am ersten Weihnachtstag, schwamm bereits eine Schicht klaren durchsichtigen Eises auf dem See. Es waren minus 24 Grad. Sie konnten sich nicht erinnern, den See je bedeckt von Eis gesehen zu haben.

Selbiges hatte bewirkt, dass die Glocken beim Mittagsläuten noch länger und lauter zu schlagen schienen, denn auch von den anderen Ufern drang der Klang herüber, einem Echo gleich, das auf den See prallte, gegen die Berge traf, sich vergrößerte, anschwoll, es klang wie der Ruf einer Verrückten.

Man muss wissen, dass es sich bei den Glocken von Ronco und den umliegenden Dörfern um sehr einfaches Geläut handelte. Man könnte auch sagen, es schepperte wie Blech.

 

Am Tag nach Weihnachten hatte ebenso plötzlich Tauwetter eingesetzt. Zum Glück für die Dörfler, der deutsche Herr, Signore Max, der neue Eigner der Insel, war nämlich schon ungeduldig geworden, hatte mehrfach angerufen bei ihnen, nach allen zur Verfügung stehenden Hilfskräften ersucht, Tischler sollten noch kommen, er wollte weitere Heizanlagen haben angesichts der Kälte, Gasstrahler für die Terrassen, Baldachine gegen Regen oder Schnee, Küchenpersonal und Dienstmädchen sowieso, auch in der nahen Stadt hatte er Verschiedenes bestellt, es musste gebracht werden. Sie lebten von ihm. Und dies war ein besonderes Silvesterfest, wie er es ihnen ja nun oft genug gesagt hatte. Außerdem erwartete er noch allerhand Gäste. Gut die Hälfte waren erst da. Was allerdings schon bedeutet hatte, dass die beiden weißen Yachten, mit denen er seine Freunde und Bekannten abholen ließ, die Schauspieler, Musiker, Maler, Bankiers, Geschäftsleute, Ärzte, die ganze noble Gesellschaft also, dass die Schiffe bereits zigmal den See gekreuzt hatten. Nicht auszudenken, wenn er zu Silvester wieder gänzlich zugefroren wäre.

Anfang Dezember war sogar ein Chinese eingetroffen, der das Feuerwerk gestalten sollte, ein gewisser Herr Min. Auch er benötigte noch diverses Material und wegen der Wetterbedingungen zusätzliche Arbeitskräfte.

Und das Fest hatte diesmal sogar ein Motto, es hieß nicht nur einfach Silvester, es hieß: »Die golden Barke – Ahoi, ins neue Jahrzehnt!«.

Signore Max war aus Hamburg.

 

Sein Bruder, der Doktor, genauer gesagt sein Halbbruder, war bereits im November eingetroffen. Auch er hatte Gäste mitgebracht, diese waren allerdings etwas anderer Art.

Un sacco di matti. Ein Haufen Irrer.

Sie kamen jedes Jahr, doch diesmal waren sie schon eher da als sonst, und es waren mehr. Sie fluteten das Dorf. Ein Eindruck, der sicher übertrieben war, vielleicht lag es an ihren Persönlichkeiten, die doch recht raumgreifend waren, selbst die abwesend Wirkenden schienen noch sehr präsent. Alte Bekannte waren unter ihnen, so der Zahlmeister und die Frau, die beim Sprechen immer den rechten Arm über den Kopf legen musste, um sich ans linke Ohr zu greifen. Madame Hystérie, der dürre Spastiker und das debile Lottchen, und natürlich die beiden Dottori Nummer 1 und 2. Die anderen waren neu, und wären sie hier ehrlich gewesen, vorurteilsfrei, rein äußerlich gesehen hätte niemand diese Gäste als Irre erkannt. Es waren überwiegend wohlhabende und zum Teil ausgesprochen schöne Menschen. Es hätte sich um Ausflügler vom nahen Sonnenberg handeln können. Eine neu angereiste Gruppe Badekurender und Frischköstler. Doch je harmloser der Eindruck, umso misstrauischer wurden sie beäugt.

Der Doktor, ein hoch aufgeschossener, schlanker Herr mit leicht schütterem Haar und auffallend großen Ohren, hatte wie immer alles gelassen genommen, lächelnd lief er mit ihnen durch das kleine Dorf. Die Uferstraße entlang, spazierte den Hügel mit den wenigen Villen hinauf, die um diese Zeit in der Regel leer standen, trank Café mit ihnen in der kleinen Schänke am Markt und gelegentlich auch ein Gläschen Wein. Er lachte mit ihnen, er stritt mit ihnen, wenn er das nicht tat, schrieb er in sein Heft. Der Doktor hatte immer ein Heft bei sich.

 

Manche seiner Patienten freilich verlangten nach Arbeit, er beschäftigte sie im Garten, gelegentlich leitete sie gestikulierend der alte Jonathan von der Insel an. Was sie machten, war stets ansehnlich, nur die Arbeit des Dürren wurde regelmäßig weggeschmissen, er wollte backen, doch er sabberte zu viel, den Kuchen wollte niemand essen. Und da die Leute aus Ronco an die Heilkraft des Speichels glaubten, der Gottes Atem schließlich barg, glaubten sie ebenso an seine Zerstörungskraft, denn vielleicht war es ja auch der Teufel, der reingespuckt hatte, und so warfen auch sie den geschenkten Kuchen weg, sodass die Hunde, Katzen und Vögel ihn fraßen. Wobei selbst diese anschließend misstrauisch beäugt wurden. Das ein oder andere Tier wurde danach sicherheitshalber erschossen.

Doch der Doktor ließ den Dürren backen. Streuselkuchen, immer wieder Streuselkuchen, »bricht die Kruste im Hals, regnet’s Ohrenschmalz«. Die Gäste des Dottore durften alles machen. Nur auf die Insel durften sie nicht. Und dieses Verbot war streng! So streng, dass, wenn es einmal einer versuchte, sich unter eine Gruppe heimkehrender Gäste des Signore Max zu mischen, oder unter Ausflügler, die die Insel zwar nicht betreten durften, sie aber so dicht streiften, dass sie Blicke erhaschen konnten auf jenes spektakuläre Leben, das dort vor sich ging, dass es dann sehr leicht war, dieses Abweichlers habhaft zu werden, weil er zitterte oder rote Flecken im Gesicht ihn verrieten. Bootsmann Adriano sortierte die Falschen dann wieder aus.

Mit einem Gast war das dieses Jahr etwas schwierig, zumal er es immer wieder versuchte. Er war ein Admiral, war zur See gefahren, zwölfmal um Kap Horn, er war bereits 70, aber sehr stark, und es bedurfte zwei weiterer Männer, um den Admiral wieder von Bord zu tragen, der in seiner Wut ganz steinern wurde und es irgendwie vermochte, auch schwerer zu werden, so als sei er eine Statue, und zwar aus Bronze. Er wurde an dem kleinen Hafen abgestellt, bis er irgendwann wieder weich wurde, die Dottori 1 und 2 rahmten ihn dann ein, oder der Dürre holte ihn ab mit dem bayrischen Kriegszitterer, der ebenfalls ein Neuer war und stets »I’ bin a Hirnschüssler« rief, bevor er etwas fragte, sagte oder tat. Vereint trugen sie den Admiral den Hügel rauf ins Reich des Doktors, das ihnen Sicherheit gab, Gewahrsam. Wo sie unter ihresgleichen waren und trotzdem frei.

 

Die Frau des Doktors war am zweiten Weihnachtstag eingetroffen, zusammen mit dem Kind, der kleinen Linda, die immer zu Spielen bereit war. Sie spielte ein Spiel, das sie kannte. Das Kind war Arzt, und sie waren die Patienten.

 

Im Übrigen besuchte auch der Doktor seinen Bruder nicht. Nur zum Fest würde er gehen. Anstandshalber wegen seines Kindes und der Frau.

Sonst hatte es kaum Vorkommnisse gegeben. Der schwierigste Gast, ein junger, sehr vornehmer, reicher Herr, ein Russe namens Amaroff mit einem Hang sich zu zeigen, ging nur in Begleitung von Madame Hystérie aus. Sie galt seit Jahren als geheilt.

Und doch war dieses Jahr etwas anders. Es kam von außen. Ein gewisser Druck.

2

Konrad Nemeczi hatte es schon vor der Anreise verspürt. Im Kopf. Wie immer. Doch war es diesmal nicht die Migräne, die ihn regelmäßig heimsuchte, alte Vertraute von Kind auf an, mit ihrem zersetzenden, stechenden Schmerz, der ihn taumeln lassen konnte und tagelang lähmen, nein, es war ein dumpfes Gefühl, als sei eine Masse im Hirn, die sich dort breitmachte, ihn einnahm, trennte. Wie eine Wand. Aus Glas. Gegen die er anlief.

 

Er hatte vor der Reise noch einmal das Institut besucht mit einem Teil seiner Patienten. Er hatte sie als Studenten und Förderer ausgegeben. Mit ein wenig Valeron hatte er ihre Euphorie gedämpft, die Weltläufigkeit jedoch des jungen Exilrussen, des Admirals, von Madame, und auch der zarten Melancholikerin, die er später dann daheimgelassen hatte, hatte die anwesenden Institutsangehörigen derart beeindruckt – wie sie ja stets ihre Bewegtheit aus der der anderen zogen –, dass es wahrscheinlich nur M. aufgefallen war. Der Einzige unter ihnen, der tatsächlich selbst Erfahrungen hatte, eigene.

Doch M. war sein Antipode. Er war genau der, der aus der Verleugnung der Bedeutung eigener Erfahrung heraus theoretisierte.

M. richtete das Gebäude auf. Es war ein Flachbau ohne Keller. Und genau das sollte es M’s Meinung nach auch sein.

Und sosehr Nemeczi dies falsch fand, sosehr gab er M. auch recht. Die Menschen hatten schon immer gezeltet. Aufgebaut und abgerissen, waren weitergezogen, unstet gewesen. Und erst das feste Siedeln hatte zu den großen Kriegen geführt. Und wie es das historische, reale Nomadentum gab, so gab es auch das psychische, in dem die Erscheinungen aufflackerten und für sich standen. Und davonzogen, einfach weil sie vorüber waren. Unergründbar, wolkengleich.

Aber es war eben doch nicht nur das. Denn die Zeltplätze mussten gesucht werden, das hatte Nemeczi schon von seinem Onkel gelernt, einem in der Fachwelt umstrittenen Anthropologen.

Außerdem stand die Tatsache, dass man die Erscheinungen zunächst nicht verstand, nicht für deren Grundlosigkeit. Sondern für das Nichtverstehen. Die Phänomenbehandlung, die Theoriebildung der Phänomene, war sie nicht selbst nur ein unverstandenes, besser, ein unergründetes Phänomen?

 

Hirziger war ihm auf dem Flur entgegengekommen.

M. betrieb gerade Hirzigers Ausschluss aus der Gesellschaft. Er sollte im folgenden Jahr durchgesetzt werden, beim Neujahrstreffen.

Aufgelöst, schwitzend wie immer, die Ganzheit, empörte er sich mit erhobener, fleischiger Hand, sie sind gegen die Ganzheit, mein Lieber, und sie werden Sie auch noch zerstören. Nehmen Sie sich in Acht!

Nemeczi hatte lachen müssen, ich bin unzerstörbar, Wertester!, hatte er gesagt.

Ach Sie mit Ihrem asiatischen Getue!

Woraufhin er noch mehr hatte lachen müssen, den Kopf schüttelte. Er hatte den Satz nur so gesagt, wie zerstörbar er war, hatte Konrad Nemeczi von Geburt an erfahren.

Vielleicht hatte er deshalb so gelacht, über sich, dass er so etwas gesagt hatte.

Der junge Russe hatte danebengestanden und gespöttelt, wie das Zarentum, und wie die Frauen, hatte Madame leicht zeternd beigegeben.

Und dann war Frantz gekommen, M.s rechte Hand, sein Eckermann. Hirziger war geflohen, und Frantz hatte zu dem Russen gesagt: Sie sind mir bestimmt so ein übler Anarchist, und alle hatten sich amüsiert.

Wieder in Panikstimmung, unser Zwiebelforscher, hatte Frantz ihm nachgerufen und Nemeczi beiseitegezogen.

Sie werden es doch schaffen mit Ihrem Vortrag, nicht wahr? Wir sind schon alle sehr gespannt, solch ein weites Feld, wie Sie es hinkriegen.

Warum nicht?, hatte er ihn angelächelt. Ich habe Zeit.

Da sind Sie der Einzige, hatte Frantz gekontert.

Nun, ich muss nicht ständig aufpassen, dass die Lehre rein bleibt, versetzte Nemeczi ihm. Und nun zeigen Sie doch bitte meinen Freunden unsere Bibliothek, Frantz war auch sein Angestellter, das sollte er nicht vergessen. Nemeczi hatte das Institut mit begründet, er mochte solch ein Verhalten nicht, aber gelegentlich tat er es, zeigen, wer er war.

 

Er hatte sich konzentrieren müssen, keinen Gesichtsschmerz zu kriegen, das Zucken nicht, vor diesem eifernden Habilitanden, der so dienend war, so devot M. gegenüber und so gierig danach, verachten zu dürfen dafür, andere, keineswegs sich selber.

Frantz arbeitete an Systematisierungen, an Neufestlegungen von Klassifizierungen, die Gültigkeit der Kretschmer’schen Temperamentseinteilung Manisch-Depressiver, alles richtig.

Frantz erinnerte ihn an ihn selbst: »Auswirkungen gesteigerter Bromsalzgaben bei der Badetherapie katatoner Patienten«.

 

In der Bibliothek kam M. hinzu, zügigen Schrittes, ihn mit weit ausgebreiteten Armen begrüßend. Immer dieser Gestus des Fröhlichseins. Mit dem er auch gleich die Gäste umfing.

Frantz begann gerade die Einteilungen der Bücher zu erläutern, als Madame fragte: Doktorchen, wo ist denn hier das Leiden systematisiert? Ich sehe nichts.

Köstlich!, rief M., gnädige Frau, welches Interesse führt Sie her?

Ich liebe den Jahrmarkt und das Varieté.

Alle lachten.

Welch herrliche Gesellschaft Sie haben, Nemeczi!

Sie wissen, dass Ihr Freund, er sah Madame an und zeigte auf ihn, ein kleiner Faustus ist? Einer, der den Zauber kennen will, die Hexenformel?

Mir erschien er bisher menschlich, staunte sie.

Wehe, wehe!, konterte M. mit theatralisch hochgezogenen Brauen.

Und dann kam die Sekretärin mit einem Tee. Und als sie es alle nicht bemerkten, gab Nemeczi Madame noch ein paar Tröpfchen Valeron hinein.

Er war sich der Heilung nie ganz sicher. Wie auch, er kannte die Krankheit nicht. Nicht wirklich. Sie war ja nicht nur krank, sie spielte auch krank.

Sie trank den Tee und rügte ihn später dafür.

 

Auf dem Weg runter zum See waren sie dann alle sehr unruhig gewesen, seine Patienten. Der junge Herr, der Russe, Fürst Amaroff, erging sich in endlosen Klagen ob der leidvollen Reiseumstände, der Härte der Sitze, des Wackelns des Zuges, der Temperatur, der schlechten Mahlzeiten, des Gestanks auf der Toilette; die, die beim Sprechen immer den Arm über den Kopf nahm, Frau Uttila, erbrach sich mehrfach; der Zahlmeister floh und repetierte in anderen Abteilen, harmlos allerdings, völlig harmlos seine geheimen Zahlencodes; die Dottori 1 und 2 stritten, was sehr ungewöhnlich war, waren sie doch spiegelgleiche Menschen; der Spastiker hatte Angst, wieder fortgebracht zu werden.

Nemeczi war allein mit ihnen gefahren, es war weitreichend, sein Experiment. Nur die Köchin stand ihm bei und Madame, die untätig, allerdings auch völlig ruhig blieb.

Keinen Tunnel gab es, in dem sie nicht, sobald der Zug eingefahren war, aufstanden. Wenn es hell wurde, setzten sie sich wieder. Auch Madame spielte grinsend mit. Natürlich gab es Beschwerden und Nachfragen, zwar hatte Nemeczi zwei Abteile für sich und seine Gruppe gemietet, aber zweimal musste er mit ihnen essen gehen, und mehrfach liefen sie davon. Auf der Höhe des Gotthards war die Situation eskaliert, als der Admiral zu singen begann und die anderen nach der Durchfahrt tanzten.

In Airolo waren die Gendarme zugestiegen, aber Nemeczi hatte erreicht, dass sie die Weiterfahrt erlaubten, allerdings ging die Sache nicht ohne Spektakel ab, es gab sogar eine Zeitungsnotiz über den »Narrenzug im November«.

Nike, seine Frau, hatte ihm den Abschnitt in die Villa geschickt, mit der Notiz versehen: »Konrad, du übertreibst!« Da hatte er es bereits geschafft.

Schon als sie Giaco, den alten Diener, in der Stadt auf dem Bahnsteig erkannten, beruhigten sie sich alle wieder, stiegen in zwei Partien in die Kutsche ein und ließen sich von dem alten Männlein und dem Muli langsam in das Winterdomizil ziehen. Bei der zweiten Fahrt hatte Giaco La Perla dabei, sein Töchterchen, sein Kind, das schon 30 war und noch immer wie 13 aussah. Sie herzten und umarmten sich, Nemeczi fuhr mit dem Taxi hinterher.

Wäre es nach Nike gegangen, er hätte längst eine Klinik betrieben. Max hätte ihn gewiss finanziell unterstützt, dafür hätte Nike gesorgt. Aber Konrad Nemeczi entschied sich nicht. Nicht so. Nicht dafür.

 

Und dann war der November da gewesen, wunderbar mild mit dem bunten Blätterzauber, der die Berge glimmen ließ, und mit einem Leonidenregen des Nachts, wie sie ihn noch nie gesehen hatten.

Nemezci hatte sein Material aufbereitet und sich die ersten Notizen gemacht.

Was auf der Insel geschah, übermittelte ihm der alte Giaco.

Die Fabrik am Ufer lag still. Dort hauste inzwischen die Russin, er hatte sie in diesem Jahr erst einmal gesehen. Sie war über den Marktplatz geeilt, im Stechschritt, mit ihren vielen Röcken, den dicken Schals, rechts das Gewehr in der Hand, links zwei erlegte Kaninchen. Und die Augen im Gesicht wie schwarze Kohlen. Pjotr, ihr Diener, lief hinterher. Er hatte ein Böckchen um die Schultern gelegt, dessen Kopf auf seiner Brust hin und her baumelte, weil er, Pjotr, so seltsam lief, mehr sprang als lief, geradezu so, als wäre er selbst noch ein Böckchen.

Die Russin war weit und breit die beste Schützin. Vor ihr hatten alle Respekt. Aber sie war alt geworden. Alt und, so schien es dem Arzt, noch härter.

 

Mit Einbruch der Kälte hatte er Nike telegrafiert, die Anreise zu verzögern, es war nicht ihr erstes getrenntes Weihnachtsfest.

Als die Feiertage vorbei waren, war es wieder milder geworden. Doch die Meteorologen hatten keineswegs entwarnt.

3

Der Morgen des letzten Tages des Jahres begann in der Nacht. Sie war sternenlos, der See lag still, die Insel wie ein Schiff darin mit ihren weißen Positionslichtern auf den beiden äußersten Spitzen.

Gegen vier Uhr gingen in den Häusern der Dörfler die ersten Lichter an. Kleine Rauchfahnen stiegen aus den Schornsteinen, vereinzelt drangen Geräusche nach außen, das Klappern von Töpfen und Kannen. Das Rütteln der Roste im Herd. Es wurde das erste Brot gebacken. Rundes Brot mit einem Kreuz in der Mitte. Tiere regten sich, Frauen wuschen sich, ein paar Kinder greinten.

Unten an der Uferstraße lag die alte Dynamitfabrik auch an diesem Morgen hell erleuchtet. Wie lange das noch so gehen würde, wusste niemand. Die Stromleitungen waren längst gekappt, und der Vorrat an Petroleum, den die Russin hatte, musste bald zu Ende gehen.

Warum sie das tat? Es war aberwitzig.

Goldenes Leuchten aus einer leeren Halle, in der einst die Sprengladungen für den Gotthardtunnel produziert worden waren.

Und für die danach folgenden kleineren, den Simplon und den Lötschberg auch. In jeder Familie der Menschen vom See war hier mindestens ein Drittel der Angehörigen verletzt worden. In fast jeder Familie gab es einen Toten. Männer, Frauen, Kinder hatten dort gearbeitet, weil sie alle arm waren, denn war die Landschaft auch schön und das Klima mild, es gab zu wenig Anbauflächen.

Es gab Fisch, Holz, Steine und die reichen Herrschaften. Und die Sonne natürlich, weswegen eben diese kamen, aber davon hatten die Dörfler nichts.

Dienen, das konnten sie, hier konnte man dienen. Und das taten sie auch. Waschen, räumen, kochen, servieren und den Dreck wegmachen. Ob es Frischköstler oder Badekurende waren, die Spinner vom nahen Sonnenberg oder die Snobs aus der Stadt, im Verhältnis zu den Einheimischen waren sie alle reich, selbst der Yogi mit dem Bett aus Nägeln, war er doch in Wahrheit ein Prinz aus Bengalen.