Nemeth/Fodorean, Römische M... - Florian Fodorean - E-Book

Nemeth/Fodorean, Römische M... E-Book

Florian Fodorean

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Beschreibung

Von der bäuerlichen Siedlung am Tiber zum mächtigen Imperium Romanum - die Expansion Roms ist spektakulär. Dabei spielte die Durchschlagskraft und Organisation des Heerwesens die entscheidende Rolle. Aber die Legionen eroberten nicht nur ein gigantisches Reich, sie verbreiteten auch die lateinische Kultur und Sprache. Eduard Nemeth und Florin Fodorean, Experten für römische Militärgeschichte, zeichnen auf Basis des neuesten Forschungstandes die Entwicklungen des römischen Militärs vom Bürgerheer der römischen Frühzeit bis zum "barbarisierten" Militär der Spätantike nach. Neben Organisation und Struktur der Armee analysieren sie Militärstrategien ebenso wie große Siege und schmachvolle Niederlagen und bietet damit eine kompakte Einführung in die römische Militärgeschichte.

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Geschichte kompakt

Herausgegeben vonKai Brodersen, Martin Kintzinger,Uwe Puschner, Volker Reinhardt

Herausgeber für den Bereich Antike:Kai Brodersen

Beratung für den Bereich Antike:Ernst Baltrusch, Peter Funke,Charlotte Schubert, Aloys Winterling

Eduard Nemeth/Florin Fodorean

Römische Militärgeschichte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung inund Verarbeitung durch elektronische Systeme.

© 2015 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), DarmstadtDie Herausgabe desWerkes wurde durchdie Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.Redaktion: Tobias Gabel, HeppenheimSatz: Lichtsatz Michael Glaese GmbH, HemsbachEinbandgestaltung: schreiberVIS, BickenbachKarte S. 87: Peter Palm, Berlin

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-06831-9

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:eBook (PDF): 978-3-534-73567-9eBook (epub): 978-3-534-73568-6

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Impressum

Inhalt

Geschichte kompakt

I.   Die Anfänge der Römischen Armee: Das Heer der Bürger

  1. Das Heer der Königszeit

  2. Die Reform des Servius Tullius

  3. Das Heer der Republikzeit

  4. Die religiöse Seite des Krieges

  5. Die Legion

  6. Die Kavallerie

  7. Die Bundesgenossen (socii)

  8. Die Kriegsflotte (classis)

II.  Die ersten Siege, die ersten Niederlagen

  1. Die Kriege gegen die Etrusker

  2. Die Niederlage an der Allia und die Besetzung Roms durch die Gallier

  3. Die Eroberung Italiens

  4. Der Pyrrhische Krieg

  5. Die Punischen Kriege

  6. Der Erste Punische Krieg (264–241 v. Chr.)

  7. Der Zweite Punische Krieg (218–201 v. Chr.)

  8. Der Dritte Punische Krieg (149–146 v. Chr.) und die römische Expansion im östlichen Mittelmeerraum

III. Die Armee als Instrument der politischen Macht: Die Zeit der Bürgerkriege

  1. Expansion und Reform

  2. Der Bundesgenossenkrieg (91–88 v. Chr.) und seine Folgen

  3. Innere und äußere Konflikte zu Beginn des 1. Jahrhunderts v. Chr.

  4. Das Erste Triumvirat

  5. Caesars Krieg gegen die Gallier und das Ende des Ersten Triumvirats

  6. Das Zweite Triumvirat

IV. Octavian/Augustus und die späteren Principes: Die Armee der Kaiserzeit

  1. Die besoldete Armee

  2. Die Fortsetzung der Expansion

  3. Die Stationierung der Legionen in den Provinzen

  4. Die ständigen Einheiten: Legionen

  5. Die Organisation und Befehlsstruktur der Legionen

  6. Die Prätorianergarde, der Senatoren- und Ritterstand und das Kommando des Heeres

  7. Die Varusschlacht und ihre Konsequenzen für die römische Expansion

  8. Von Tiberius bis Domitian

  9. Trajan – der letzte große Eroberer und seine mensores

10. Die Ausrüstung der römischen Soldaten

11. Legionslager und Auxiliarkastelle

12. Die römischen Straßen

13. Die Brücken im Römischen Reich

14. Die Thermen

15. Die Zivilsiedlungen

16. Das Leben der Soldaten an den römischen Grenzen

V.  Neue Herausforderungen – neue Armee Die spätrömische Zeit

  1. Der Anfang vom Ende: Rom und die beginnende Völkerwanderung

  2. Kämpfende Kaiser: Traianus Decius und Valerian

  3. Usurpatoren und Grabenkämpfe: Das Römische Reich auf dem Rückzug

  4. Die Armeereformen des Diokletian

  5. Die letzten Soldaten Roms: Das „barbarisierte“ spätrömische Heer

  6. Die Auflösung des Weströmischen Reiches

Literatur

Register

Geschichte kompakt

In der Geschichte, wie auch sonst,

dürfen Ursachen nicht postuliert werden,

man muss sie suchen. (Marc Bloch)

Das Interesse an Geschichte wächst in der Gesellschaft unserer Zeit. Historische Themen in Literatur, Ausstellungen und Filmen finden breiten Zuspruch. Immer mehr junge Menschen entschließen sich zu einem Studium der Geschichte, und auch für Erfahrene bietet die Begegnung mit der Geschichte stets vielfältige, neue Anreize. Die Fülle dessen, was wir über die Vergangenheit wissen, wächst allerdings ebenfalls: Neue Entdeckungen kommen hinzu, veränderte Fragestellungen führen zu neuen Interpretationen bereits bekannter Sachverhalte. Geschichte wird heute nicht mehr nur als Ereignisfolge verstanden, Herrschaft und Politik stehen nicht mehr allein im Mittelpunkt, und die Konzentration auf eine Nationalgeschichte ist zugunsten offenerer, vergleichender Perspektiven überwunden.

Interessierte, Lehrende und Lernende fragen deshalb nach verlässlicher Information, die komplexe und komplizierte Inhalte konzentriert, übersichtlich konzipiert und gut lesbar darstellt. Die Bände der Reihe „Geschichte kompakt“ bieten solche Information. Sie stellen Ereignisse und Zusammenhänge der historischen Epochen der Antike, des Mittelalters, der Neuzeit und der Globalgeschichte verständlich und auf dem Kenntnisstand der heutigen Forschung vor. Hauptthemen des universitären Studiums wie der schulischen Oberstufen und zentrale Themenfelder der Wissenschaft zur deutschen, europäischen und globalen Geschichte werden in Einzelbänden erschlossen. Beigefügte Erläuterungen, Register sowie Literatur- und Quellenangaben zum Weiterlesen ergänzen den Text. Die Lektüre eines Bandes erlaubt, sich mit dem behandelten Gegenstand umfassend vertraut zu machen. „Geschichte kompakt“ ist daher ebenso für eine erste Begegnung mit dem Thema wie für eine Prüfungsvorbereitung geeignet, als Arbeitsgrundlage für Lehrende und Studierende ebenso wie als anregende Lektüre für historisch Interessierte.

Die Autorinnen und Autoren sind in Forschung und Lehre erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Jeder Band ist, trotz der allen gemeinsamen Absicht, ein abgeschlossenes, eigenständiges Werk. Die Reihe

„Geschichte kompakt“ soll durch ihre Einzelbände insgesamt den heutigen Wissensstand zur deutschen und europäischen Geschichte repräsentieren. Sie ist in der thematischen Akzentuierung wie in der Anzahl der Bände nicht festgelegt und wird künftig um weitere Themen der aktuellen historischen Arbeit erweitert werden.

Kai BrodersenMartin KintzingerUwe PuschnerVolker Reinhardt

I.   Die Anfänge der Römischen Armee: Das Heer der Bürger

753 v. Chr.

Sagenhaftes Gründungsdatum Roms

753–509 v. Chr.

Zeit des Königtums in Rom

509–31 v. Chr.

Zeit der Römischen Republik

578–534 v. Chr.

Der Überlieferung zufolge Herrschaftszeit des Servius Tullius

4.–3. Jahrhundert v. Chr.

Übergang der römischen Armee von der Phalanx- zur Manipularordnung

1.   Das Heer der Königszeit

Die Armee des Königtums

Über die Anfänge des römischen Heeres ist wenig bekannt. Als gesichert kann jedoch gelten, dass die ersten Formen der Armee Roms sowohl in der Zeit der Könige als auch in derjenigen der Republik als „Bürgerarmee“ bezeichnet werden können. Dies bedeutete, dass der Wehrdienst für jeden römischen Bürger eine Pflicht und eine Ehre zugleich war. Wie bei einer jeden Bürgerarmee war auch diejenige des frühen Rom eng mit der sie tragenden Gesellschaftsstruktur verbunden. Die römische Tradition spricht von einer Einteilung der römischen Bevölkerung in drei ursprüngliche Stämme (tribus), die alle Namen etruskischer Herkunft trugen: Ramnes, Tities und Luceres. Die Stämme waren ihrerseits in je zehn centuriae („Hundertschaften“) geteilt; jeder Stamm stellte also 1000 Mann für die Armee bereit. Dies ergibt in dieser frühen Phase der römischen Armee eine Gesamtstärke von 3000 Fußsoldaten. Dazu kamen noch die 300 Reiter der Kavallerie, anscheinend celeres („die Schnellen“) oder equites („Reiter“) genannt. Diese Reiter seien die persönliche Garde des legendären Gründerkönigs Romulus gewesen.

Die oben angegeben Zahlen scheinen sich jedoch schon während der Zeit des Königtums verändert zu haben, wenn wir den Aussagen des etwa fünf Jahrhunderte später lebenden römischen Historikers Livius Glauben schenken. So habe der König Tarquinius Priscus (der fünfte römische König in der traditionellen Königsliste) die Zahl der Reiter auf 600 verdoppelt. Dies wird von den meisten heutigen Historikern für wahrscheinlich gehalten, da diese Anzahl von Reitern noch zu Beginn der republikanischen Zeit gegeben war. Eine andere Einschätzung der Stärke der Armee während des Königtums geht davon aus, dass um das Jahr 550 v. Chr. die Zahl der Fußsoldaten auf 6000 Mann verdoppelt wurde. Dazu seien noch 2400 leicht bewaffnete Infanteristen hinzugefügt worden sowie die besagten 600 Reiter, was eine Gesamtstärke von 9000 Mann ergeben würde. Die Datierung dieses Zuwachses geht von der Annahme aus, dass die sogenannte Reform des Königs Servius Tullius tatsächlich während dessen Herrschaftszeit durchgeführt wurde, was allerdings gar nicht gesichert ist.

Q

Livius über die Verfassung des Servius Tullius

(Livius 1, 43)

Aus denen, die 100.000 As oder ein noch größeres Vermögen besaßen, stellte er 80 Hundertschaften (centuriae) zusammen, je 40 der älteren und der jüngeren; alle zusammen hießen die erste Klasse; die älteren sollten für den Schutz der Stadt zur Verfügung stehen, die jüngeren sollten im Felde Kriegsdienst leisten; sie hatten an Rüstung zu stellen Helm, Rundschild, Beinschienen, Panzer – alles aus Bronze und dies zum Schutz des Leibes; als Waffen gegen den Feind Lanze und Schwert. Dieser Klasse wurden zwei Hundertschaften Werkmänner beigestellt, die ohne Waffe dienen sollten; sie hatten die Aufgabe, im Krieg das Gerät zu betreuen.

Die zweite Klasse wurde festgesetzt auf ein Vermögen zwischen 100.000 und 75.000 As, und aus ihnen – aus den älteren und jüngeren zusammen – wurden 20 Hundertschaften gebildet; an Waffen hatten sie zu stellen einen Langschild statt des runden und sonst außer dem Panzer alles gleich.

Die dritte Klasse sollte ein Vermögen bis zu 50.000 As haben; auch sie wurde in ebenso viele Hundertschaften und nach dem Unterscheidungsprinzip des Alters eingeteilt; an der Bewaffnung wurde nichts geändert, nur die Beinschienen fielen fort.

In der vierten Klasse befanden sich die Vermögen von 25.000 As; es wurden ebenso viele Hundertschaften gebildet, aber die Bewaffnung geändert: Sie führten lediglich Lanze und Wurfspieß.

Die fünfte Klasse war größer; man formierte sie in 30 Hundertschaften; sie führten Schleudern und Wurfsteine; ihnen wurden die Hornisten und Trompeter angegliedert, auf zwei Hundertschaften verteilt; diese Klasse wurde auf 11.000 As eingeschätzt.

Eine noch geringere Einschätzung hatte die übrige Menge; aus ihr wurde eine Hundertschaft gebildet, die vom Kriegsdienst befreit war.

Nachdem Tullius das Fußvolk auf diese Weise gerüstet und eingeteilt hatte, hob er aus den Vornehmeren der Bürgerschaft 12 Hundertschaften Reiter aus; des Weiteren formierte er aus den von Romulus gebildeten drei Hundertschaften sechs andere, unter Beibehaltung ihrer durch Vogelschau gestifteten Namen. Zum Ankauf von Pferden wurde jedem 10.000 As aus der Staatskasse gegeben; bezüglich des Unterhalts der Pferde wurden sie an die Witwen verwiesen, die einem jeden 2000 As jährlich zahlen sollten. Alle diese Lasten wurden von den Armen auf die Reichen abgewälzt. Dafür erhielten diese mehr politische Rechte, denn es wurde nicht mehr – wie es von Romulus her überliefert war und wie es die nachfolgenden Könige beibehalten hatten – jedem Mann ohne Unterschied ein Stimmrecht von gleichem Gewicht und gleichem Rang verliehen, sondern es wurden Abstufungen gemacht derart, dass zwar keiner vom Recht auf Abstimmung ausgeschlossen erschien, jedoch die Einflussnahme gänzlich den Vornehmen der Bürgerschaft blieb: Die Ritter nämlich wurden zuerst aufgerufen, dann die 80 Hundertschaften der ersten Klasse; ergab sich hier Stimmenungleichheit – was selten der Fall war –, dann die der zweiten Klasse; und fast nie mussten sie so weit hinuntergehen, dass sie zu den untersten Schichten kamen. Man darf sich jedoch nicht wundern, dass die Ordnung, wie sie heute besteht, nach der Vermehrung der Stammeinheiten auf 35 und der Verdoppelung ihrer Zahl durch Hundertschaften der Älteren und Jüngeren mit der von Servius Tullius eingesetzten Zahl nicht mehr zusammenstimmt. Er teilte die Stadt nämlich nach den Bezirken und Hügeln, die bewohnt waren, in vier Teile und nannte diese Teile tribus – wie ich meine, nach dem Wort tributum [Steuer]; denn auch eine gleichbleibende Besteuerung nach dem Vermögen geschah auf seine Veranlassung, und diese Steuerbezirke hatten mit der Gliederung in Hundertschaften und mit deren zahlenmäßiger Stärke nichts mehr zu tun. (Ü: R. Feger)

2.   Die Reform des Servius Tullius

Die Zensusklassen und das Heer

Servius Tullius, der sechste römische König, herrschte – der Überlieferung zufolge – von 578 bis 534 v. Chr. Ihm wird eine Reform des römischen Stadtstaates zugeschrieben, die auch im militärischen Bereich deutliche Spuren hinterließ. Die römischen Bürger, sowohl die Patrizier (Adligen) als auch die Plebejer (angeblich später dazugekommene, gewöhnliche Bürger) wurden gemäß ihrem Vermögen in sechs Zensus-Klassen eingeteilt. Hauptziel dieser Struktur war es, eine Basis zur Besteuerung der Römer zu schaffen. Die Einteilung war jedoch auch für die Rolle und den Platz jedes Römers in der Armee ausschlaggebend. Der König habe, so die Quellen, die drei ursprünglichen Stämme Roms durch vier territoriale Stämme ersetzt. Zugleich habe er den außerhalb der Stadt lebenden römischen Bürgern weitere Stämme zugewiesen, deren Anzahl bei den antiken Autoren zwischen 26 und 31 schwankt. Die territorialen Stämme bestanden aus Zenturien („Hundertschaften“). Diese Zenturien waren auf Grundlage des Vermögens jedes Bürgers aufgestellt und gehörten demnach sechs Vermögensklassen an. Die ersten fünf Klassen umfassten diejenigen Römer, die überhaupt etwas zu versteuern hatten, während der sechsten Klasse diejenigen Bürger angehörten, deren Eigentum als zu klein angesehen wurde, um besteuert zu werden, und die im Prinzip keinen Wehrdienst leisteten (diese unterste Vermögensgrenze lag bei 11.000 As nach dem Historiker Livius oder bei 12.500 As nach Dionysios von Halikarnassos). Jeder Klasse wurde eine gewisse Anzahl von Zenturien zugewiesen. So bestand die erste Klasse aus 80 Zenturien, denen 18 Zenturien von Rittern zugefügt wurden. Jede der Klassen II bis IV bestand aus je 20 Zenturien, während die fünfte Klasse in 30 Zenturien eingeteilt wurde. Außerdem gab es noch vier Zenturien von Handwerkern und Musikern. Die armen Bürger, die keiner der fünf anderen Klassen angehörten, wurden in einer einzigen Zenturie gruppiert.

Eine Versammlung des römischen Volkes (populus Romanus) gemäß dieser Struktur bezeichnete man als comitia centuriata (Zenturienversammlung). Neben den eher politischen Funktionen, die sie innehatte, wie die Wahl der oberen Magistrate mit Kommandogewalt (Konsuln und Prätoren) während der Republikzeit, war die Zenturienversammlung eine ausgeprägt militärische Institution des jungen Staates. Die Bürger hatten für ihre Waffen und Ausrüstung selbst aufzukommen, so dass sich diese je nach Steuerklasse wesentlich unterschieden.

Die Römer kämpften als Fußsoldaten, die 18 Ritterzenturien ausgenommen. Die Bürger der ersten Klasse waren als schwere Infanteristen ausgerüstet, was bedeutete, dass sie im Kampf von einem Helm, einem runden Schild, einem Brustpanzer und Beinschienen, alles aus Bronze, geschützt waren. Als offensive Waffen hatten sie den Speer, das Schwert (gladius) und den Dolch. Diese Ausrüstung war derjenigen des griechischen Fußsoldaten, des Hopliten, sehr ähnlich. Die Angehörigen der II. und der III. Klasse besaßen weniger Ausrüstung, ihnen fehlten also manche Ausrüstungsstücke, aber die Kampfart als Infanteristen blieb dieselbe. Die Angehörigen der IV. Klasse waren nur mit Speeren und Wurfspeeren (pilum) bewaffnet, während die Bürger der V. Klasse mit Schleudern kämpften. Sie bildeten die leicht bewaffnete Infanterie oder die velites. Die Zenturien der Musiker und der Handwerker hatten ihre spezifischen Aufgaben, waren jedoch nicht bewaffnet. Die Römer der VI. Klasse waren zu arm, um ihre Ausrüstung besorgen zu können, und waren daher vom Wehrdienst ausgenommen. Sie wurden capite censi, „die nach dem Kopf Gezählten“, genannt, da sie kein nennenswertes Vermögen besaßen. Die Männer, die jünger als 45 Jahre waren, wurden iuniores genannt und kämpften auf dem Schlachtfeld, während den seniores, die über dieser Altersgrenze lagen, die Verteidigung der Stadt zukam.

E

Hoplit

Der Hoplit (griech. hoplítes von hóplon, „Kriegsgerät“, „schwere Waffe“, „schwere Rüstung“, daher der Soldat als „Schwerbewaffneter“) war der typische Infanterist in den griechischen Armeen in der archaischen und klassischen Epochen. Die typische Kampfformation der Hopliten war die Phalanx. Die wichtigste Schutzwaffe der Hopliten war der große, runde Schild (altgriech. aspís), welcher den ganzen Oberkörper decken konnte. Er bestand aus Holz, war üblicherweise ursprünglich mit einem Bronzerahmen gefasst, später mit Bronzeblech bedeckt und hatte einen Durchmesser von ca. 1 m. Die Angriffswaffen waren eine Stoßlanze mit Stahlspitze und ein Schwert für den Fall, dass die Lanze im Kampf brach. Die Lanze maß im 5. Jahrhundert etwa 2 m, in hellenistischer Zeit, als sie „sarissa“ hieß, sogar bis zu 6 m. Hinzu kamen ein Helm (manchmal mit einem Kammbusch geschmückt), Beinschienen aus Bronze sowie ein Brustpanzer. Der Letztere war ursprünglich ein Leinenpanzer, der später durch einen wirksameren Messingpanzer ersetzt wurde. Reichere Krieger hatten Ober- und Unterarmschienen sowie Knöchel-, Oberschenkel- und Fußschutz. Die frühen römischen Fußsoldaten waren nach dem Hoplitenmodell ausgerüstet und kämpften in einer der Phalanx sehr ähnlichen Schlachtordnung.

E

pilum

Das Pilum (Plural: Pila) war ein Wurfspieß und die übliche Fernwaffe des römischen Legionärs. Die Römer hatten es wahrscheinlich von den Samniten übernommen, möglicherweise während der Samnitenkriege. Diese Übernahme war ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von der Phalanx zur Manipulartaktik. Das Pilum war eine Weiterentwicklung der längeren und schwereren Wurflanze und bestand aus zwei Hauptteilen, nämlich aus einem ca. 1 m langen Holzschaft und einer ungefähr gleich langen Eisenstange, die im Schnitt viereckigoder rund geschmiedet war. An ihrem sich verjüngenden Ende wies sie eine vierkantige Spitze auf. Die in Reihen stehenden Legionäre warfen ihre Pila gleichzeitig aus einer Entfernung von ungefähr 10 bis 20 Schritt (ca. 8 bis 16 m). So wurden wahrscheinlich zumindest einige Feinde bereits vor dem eigentlichen Gefecht verwundet oder getötet, da die kinetische Energie des geworfenen Pilums auf eine kleine Spitze gebündelt war. Es konnte so manchmal auch Panzer und Schilde durchschlagen. Sehr oft wurde aber der gegnerische Krieger wenig oder gar nicht verletzt. Das Pilum verbog sich jedoch in den Schild, da ein Teil des Eisenschaftes, im Gegensatz zur eigentlichen Spitze, absichtlich ungehärtet belassen war. Kurz vor einem Angriff konnte man diese verbogenen Eisenstangen nicht mehr schnell genug entfernen, so dass der betroffene Krieger sich gezwungen sah, seinen Schild fallen zu lassen und ohne dieses wesentliche Schutzelement den Kampf fortzusetzen. Wie Cäsar (Gallischer Krieg, I, 25) berichtet, galt dies insbesondere, wenn Schilde überlappend geführt und von Pila aneinandergeheftet wurden. Durch das Verbiegen des Eisenschaftes wurde außerdem auch verhindert, dass die Pila, die ihr Ziel verfehlten oder die im feindlichen Schild steckengeblieben waren, gegen die Römer selbst wiederverwendet werden konnten.

E

gladius

Der Gladius (lat. „Schwert“, Plural Gladii) war das römische Kurzschwert. Er soll ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. aus einem Schwerttyp der Keltiberer aus Hispanien entwickelt worden sein und einige seiner Versionen waren bis in das 2. Jahrhundert n.Chr. die Standardwaffe der Fußsoldaten aus der römischen Armee. Die Stahlklinge eines Gladius war etwa 50–60 cm lang, ca. 8 cm breit und beidseitig geschliffen, so dass sich zwei Schneiden ergaben. Alle Variationen wurden auf ähnlicher Weise benutzt. Der Gladius wurde von den Soldaten auf der rechten Seite getragen. Dies erforderte mehr Übung beim Ziehen des Schwertes, hingegen bestand keine Gefahr, dass der schwere Schild, den sie trugen, diese Bewegung verhinderte. Centurionen trugen manchmal den Gladius auf der linken Seite. Der Griff war zwar mit einem Schutzteil versehen, doch sollte dieser nicht wie eine Parierstange wirken, wie z.B. bei den mittelalterlichen Schwertern und Säbeln, sondern nur verhindern, dass die Schwerthand auf die Klinge gelangte, wenn mit dem Gladius ein kräftiger Stich ausgeführt wurde. Die Scheide bestand aus Holz, war mit Leder bezogen und mit Metallbeschlägen aus Messing, Bronze oder Silber verziert. Der Gladius war die bestgeeignete Waffe für den Nahkampf in dichten Infanterieformationen, wie die Römer sie aufstellten. Im dichten Kampfengagement der Infanterie war die relativ geringe Länge dieses Schwertes ein Vorteil und verlieh dem Legionär eine gewisse Überlegenheit. Er konnte auch im dichtesten Kampf seine Waffe immer noch verwenden, vor allem indem er damit stach, ohne den Schild fallen lassen zu müssen. Der zweischneidige Gladius war sowohl zum Hieb als auch zum Stich tauglich. Diese Kampfweise erwies sich als entscheidend für die Überlegenheit der römischen Legionen in großen kollektiven Gefechten. Natürlich war das kurze Schwert im Einzelnahkampf nützlich, außerhalb der geschlossenen Formation aber weniger. Das war mit Sicherheit ein Grund dafür, warum beginnend mit dem Ende des 2. Jhs. ein längeres Schwert namens spatha (die bereits die typische Angriffswaffe der römischen Kavallerie war) immer mehr auch von den Infanteristen benutzt wurde, bis sie schließlich während des 3. und 4. Jahrhunderts den Gladius völlig ersetzte.

Gladius und lorica hamata-Kettenhemd

Wenn man die aktiven Soldaten aus allen wehrpflichtigen Zenturien zusammenzählt, kommt man auf 60 Zenturien von schwer und 24 Zenturien von leicht bewaffneter Infanterie (velites). Die Ritter, die auch für ihre Pferde aufkommen mussten, bildeten die Kavallerie, die aber in der frühen römischen Kampftaktik anscheinend keine wesentliche Rolle spielte, da die Römer am Anfang den auf die Infanterie gestützten Kampfstil der Griechen, die Hoplitentaktik, übernommen haben. Somit hätte die römische Armee am Ende der Königszeit und am Anfang der republikanischen Ära die folgende Struktur und Stärke gehabt: 6000 schwer bewaffnete Infanteristen, 2400 leicht bewaffnete Fußsoldaten und 600 Reiter, insgesamt 9000 Mann.

Ob die oben dargestellte Reform tatsächlich von König Servius Tullius durchgeführt wurde, ist ungewiss. Viele moderne Historiker gehen davon aus, dass diese Strukturen eigentlich erst später, während der Republikzeit, vielleicht im 4. oder 3. Jahrhundert v. Chr., vervollständigt wurden.

Manche heutige Historiker glauben, dass es sogar eine ältere Einteilung der römischen Bürger mit Bezug auf ihre Teilnahme an der Armee gab. Bei Aulus Gellius (2 Jahrhundert n.Chr.) und Rufius Festus (4. Jahrhundert n.Chr.) wird eine frühe Einteilung der Bürger aufgrund des Einkommens in classis clipeata und infra classem angedeutet. Die classis clipeata wären die Bürger der ersten Zensusklasse gewesen, die einen clipeus trugen, der dem runden Schild der Hopliten ähnelte, und hätten als einzige über die ganze Ausrüstung des schweren Infanteristen verfügt. Diese Bürger wären ursprünglich in 40 oder 60 Zenturien gruppiert und wären am Anfang die einzigen schwerbewaffneten Fußsoldaten Roms gewesen. Sie hätten die ursprüngliche einzige römische Legion gebildet. Die Bürger infra classem hätten in der Armee folglich nur als leichtbewaffnete Infanteristen dienen können. Diese Situation wird ins 6. Jahrhundert v. Chr. datiert; sie stelle die eigentliche servianische Reform dar. In der Sicht dieser Autoren wäre die von Livius und Dionysios von Halikarnassos beschriebene Lage eines 5-Klassen-Systems eine spätere Entwicklung des eingangs dualen Systems classis bzw. infra classem. Diese Entwicklung hätte schon während der frühen Republikzeit, gegen Ende des 5. Jahrhundert stattgefunden, als die Römer die Phalanx-Formation zugunsten der Manipularaufstellung der Armee (s. weiter unten) aufgegeben hätten und das römische Heer fast alle kampffähige Bürger außer den Proletariern umfasste.

3.   Das Heer der Republikzeit

Kommandierende Magistrate

Nach der traditionellen Chronologie wurde im Jahr 509 v. Chr. der letzte König Roms, Tarquinius Superbus, entthront und aus der Stadt vertrieben. Kein neuer König wurde gewählt, die königlichen Befugnisse wurden von gewählten Magistraten (lat. magistratus) übernommen. Hinter dieser wichtigen Umwälzung stand die römische Aristokratie, die ein kollektives Führungssystem des römischen Staates mit aus ihren Reihen gewählten Magistraten einführte und allmählich vervollständigte. Die ordentlichen Magistraturen waren kollegial, was bedeutet, dass jeder ordentliche Magistrat mindestens einen gleichgestellten Kollegen hatte. Desgleichen waren die Amtszeiten der Magistrate in der Regel auf ein Jahr beschränkt. Beide diese Vorschriften waren Vorsichtsmaßnahmen gegen Amtsmissbrauch. Nicht alle Magistrate der Römischen Republik besaßen die Kommandogewalt über das Heer. Diese stand ausschließlich den hochrangigen Magistraten zu: Konsuln, Prätoren und Diktatoren (die Letzteren waren allerdings außerordentliche Magistrate, die ohne gleichgestellten Kollegen und auf eine maximale Amtszeit von sechs Monaten im äußersten Gefahrenfall nicht gewählt, sondern ernannt wurden). Entsprechend der Zahl der höchstrangigen ordentlichen Magistrate mit Kommandogewalt (lat. magistratus cum imperio, wobei imperium Kommandogewalt bedeutet), den zwei Konsuln, wurde das gesamte Bürgerheer anfangs in zwei Legionen geteilt.

4.   Die religiöse Seite des Krieges

Wie die meisten Völker des Altertums hatten die Römer von den ältesten Zeiten an ihre eigenen religiösen Kriegsrituale. Die rituelle Erklärung des Krieges an andere Völker und die Gelübde, die Friedensverträge einzuhalten, waren die Aufgabe des Priesterkollegiums der Fetialen (fetiales), Priester des Jupiter. Das Kollegium umfasste 20 Mitglieder. Die Kriegserklärung folgte einer „Forderung auf Wiedergutmachung“ an das Feindvolk (rerum repetitio). Dies waren die bellicae ceremoniae (Kriegseröffnungzeremonien), die durch die Fetialen als formelle interne Kriegserklärung erhoben wurde. Dabei gingen die Priester als Kriegsherolde an die Grenze Roms, an das Stadttor oder auf den Markt und erklärten gegenüber dem ersten Einwohner der anderen Stadt, den sie antrafen, den Krieg. Wenn die römischen Forderungen zurückgewiesen, die Genugtuung verweigert oder die Schuldigen nicht ausgeliefert wurden, wiederholte man nach 30 (oder 33) Tagen die Kriegserklärung. Dabei wurde von den Fetialen in Gegenwart von drei erwachsenen Zeugen unter Ausspruch religiöser Formeln eine Lanze in das feindliche Gebiet geworfen.

Da sich Rom ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. über die Größe eines Stadtstaates hinaus ausdehnte, konnte man diese Zeremonie nicht mehr so durchführen, wie beim Krieg mit einer nahe gelegenen Stadt. Deshalb appellierte man an einen rechtlichen Kunstgriff und erklärte bei der columna bellica (der Säule der Kriegsgöttin vor dem Bellonatempel, in der Gegend des späteren Circus Flaminus) ein kleines Geländestück zum Feindesland. Die Lanze wurde dann in dieses abgegrenzte „Feindesland“ geschleudert.

Gegen das Ende der Republik verfiel dieses Ritual in Vergessenheit, wurde aber von Augustus wieder aufgegriffen. So erklärte er effektvoll damit den Krieg gegen Kleopatra und Marcus Antonius. Ab diesem Zeitpunkt waren die Principes stets Mitglieder im Kollegium der Fetialen. Im Fall von wichtigeren Kriegen bediente man sich gerne dieses Rituals. So eröffnete etwa noch im 2. Jahrhundert n.Chr. Kaiser Marcus Aurelius auf diese Weise den Markomannenkrieg.

Auch andere Rituale sollten sicherstellen, dass die kriegerische Unternehmen der Römer die Unterstützung der Götter hatten. Jeder Feldherr legte im Tempel des Jupiter auf dem Kapitol ein Gelübde ab, im Fall eines Sieges dem obersten Gott einen Teil der Beute zu übergeben. Das Expeditionsheer wurde rituell gereinigt (lustratio), sobald der Kommandeur sich ihm anschloss. Die Magistrate mit Kommandogewalt (imperium) holten vor jeder Schlacht die auspicia ein, Divinationsakte, die meistens in den Vogelzeichen erfolgten, um herauszufinden, ob die Götter dem Start in den betreffenden Krieg wohwollend sind. Das Ritual der evocatio beschwor die Götter des feindlichen Volkes, dem feindlichen Volk ihre Gunst zu entziehen und sich der „gerechten“ Seite der Römer anzuschließen.