ORGA / EGO - Gert Podszun - E-Book

ORGA / EGO E-Book

Gert Podszun

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Beschreibung

Sind die modernen Glaubensbekenntnisse an Wachstum und Wohlstand immer noch gültig? Gibt es nicht warnende Veränderungen aus der Natur, den mächtigen Konzernen, den despotischen Regierenden, den nicht zu begreifenden IT-Systemen? Wir alle haben mit Institutionen, Unternehmen und dem eigenen Leben zu tun. Da gibt es Schnittmengen. Sind wir noch selbstbestimmt oder akzeptieren wir Regelungen, die wir nicht selbst bestimmen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ORGA & EGO, ein Buch, das alle angeht, aber keiner liest. Es geht um selbstgestimmte Lebens- und Unternehmensführung. Und die Frage, ob wir nicht merken, was eine Rutsche ist.

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Für Karin

ORGA & EGO Aspekte zu Unternehmens- und Lebensführung

Da sind Menschen, die mit Wissen führen und so Brücken bauen können (pontes fare).

Ihnen widme ich diese Arbeit als ORGA1) auch unter Bezugnahme auf das Organon-Modell von Karl Bühler2):

Abb.: 01 Organon nach Bühler

1) Organon, Werkzeug, in der Philosophie: die Logik als Hilfsmittel der Wissenschaft. KANT versteht unter Organon eine Anweisung, wie eine gewisse Erkenntnis zustande gebracht werden soll.

2) https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Bühler

Inhaltsverzeichnis

I. Einführende Differenzierungen

II. Zur Entstehung dieser Arbeit

III. Zum Stellenwert der Thematik

IV. Zum Aufbau der Arbeit

0. Hinführung

0.1. Standortbestimmung des Managements

0.1.1. Aus philosophischer Sicht

0.1.2. Aus psychologischer Sicht

0.1.3. Aus ökonomischer Sicht

0.1.4. Aus ökologischer Sicht

0.2. Standortbestimmung Individuum

0.2.1. Aus philosophischer Sicht

0.2.2. Aus psychologischer Sicht

0.2.3. Aus ökonomischer Sicht

0.2.4. Aus ökologischer Sicht

0.3. Lebensaspekte

0.3.1. Aus philosophischer Sicht

0.3.2. Aus psychologischer Sicht

0.3.3. Aus ökonomischer Sicht

0.3.4. Aus ökologischer Sicht

0.4. Zusammenfassung

1. Werte - Ziele

1.1. Richtgrößen – Wachstum (Wohlstand), Moral und Glück

1.1.1. Entwicklung - Wandel

1.1.2. Reifung

1.1.3. Rechenbarkeit

1.1.4. Natürliche Prozesse

1.1.5. Zusammenfassung

1.2. Motivation

1.2.1. Motivationsquellen

1.2.2. Was bewirken Motive?

1.3. Zusammenfassung

2. Energien

2.1. Energie aus der Philosophie

2.2. Energie aus der Psychologie

2.3. Energie aus der Ökonomie

2.4. Energie aus der Ökologie

2.5. Energien im Unternehmen

2.6. Energien im Individuum

2.7. Die eine Energie - Zusammenfassung

3. Absicht - Handeln

3.1. Transformation der Energie.

3.1.1. im Unternehmen

3.1.2. im Individuum

3.2. Handeln im Unternehmen

3.3. Handeln als Individuum

3.3.1. Fremdbestimmung

3.3.2. Handeln versus Angst

3.3.3. Grenzen der Handlungsfähigkeit

3.4. Zusammenfassung

4. Felder des Handelns

4.1. Handlungsparameter im Unternehmen

4.1.1. Einstieg

4.1.2. Marketing - Unternehmensführung

4.1.3. Marketing und Zukunft

4.1.4. Praktische Marketing

4.1.5. Organisation

4.1.6. Der Alltag

4.2. Handlungsparameter des Individuums

4.2.1. Einstieg - Sinn des Lebens – Partner Angst - Glauben

4.2.2. Lebensführung

4.2.3. Lebensführung und Zukunft

4.2.4. Das praktische Leben

4.2.5. Organisation

4.2.6. Ein Modell - der Mensch - Selbstbild

4.3. Vernetzung - Grundsätze (Neues Denken)

4.3.1. Bipolarität - Vernetzung

4.3.2. Ergänzung - Organismen

4.3.3. Wertbildung aus der Begegnung

4.3.4. Interaktion als Sicherung einer je neuen Erwartung

4.3.5. Organismusentwicklung

4.4. Zusammenfassung

5. Die Werkzeuge (Mittel)

-Das Analogiekonzept

5.1. Unwerkzeuge - Mythos

5.1.1. Seele

5.2. Werkzeuge (Ausstattung)

5.2.1. Geist

5.2.2. Körper

5.3. Gebrauchsanweisung

5.3.1. In Unternehmen

5.3.2. Gebrauchsanweisung für Menschen

5.4.Zusammenfassung

6. Methoden

6.1. Konkrete Methoden

6.1.1. Denken (Hierarchie)

6.1.2. Konkurrenz

6.1.3. Krieg

6.2. Nicht konkrete Methoden

6.2.1. Seelenmassage

6.2.2. Fühlen (Liebe)

6.2.3. Glauben (Kirchen)

6.2.4. Phantasie (Hoffnung)

6.3. Zusammenfassung

7. Die Ernte

7.1. Quantitäten

7.1.1. Zahlen - Wachstumserfolge

7.1.2. Maßstäbe

7.1.3. Die Kosten

7.2. Qualitäten

7.2.1. Liebe

7.2.2. Glück

7.2.3. ‚Unkosten‘

7.3. Erkenntnis

7.3.1. Weisheit

7.3.2. Humor

7.3.3. Gelassenheit

7.4. Zusammenfassung

8. Umwertung - Der Kreislauf

8.1. Die Elemente

8.1.1. Zeit

8.1.2. Raum

8.1.3. Chaos

8.1.4. Glaube

8.1.5. Hoffnung

8.1.6. Liebe

8.1.7. Veränderung

8.2. Zusammenfassung

9. Arbeitshypothesen zunächst: Selbsterkenntnis

9.1. Bekenntnis zur Erkenntnis

9.2. Inkonstanz

9.3. Entropie der Werte

9.4. Neue Bildung - pontes

9.5. Alles führt zum Dialog

9.6. Harmonie

9.7. Energiequellen für den Schöpfungsprozeß

9.8. Zusammenfassung

9.8.1. Handlungsansätze aus philosophischer Sicht

9.8.2. Handlungsansätze aus psychologischer Sicht

9.8.3. Handlungsansätze aus ökonomischer Sicht

9.8.4. Handlungsansätze aus ökologischer Sicht

9.8.5. Handeln heißt Sein

9.9. Handlungshypothesen

9.9.1. Erhebe nie ein Teil zum Ganzen

9.9.2. Finde deine eigene Geschwindigkeit

9.9.3. Finde deine eigene Zeit

9.9.4. Finde deine eigene Qualität -- setze deine Maßstäbe

9.9.5. Öffne dich für die Energie

9.9.6. Verzichte auf Grenzen

9.9.7. Habe deine Vision

9.9.8. Entwickle deine Quantität zur Qualität

9.9.9. Liebe

10. Anlagen

10.0. Die Geschichte des Marketing

10.1. Aufgabenbeschreibung Marketing Manager

10.2. Formen der Distributionsorgane

10.3. Strukturorganisationen des Marketings

10.4. Sekundär- und Primärforschung

10.4.1. Sekundärforschung

10.4.2. Primärforschung

10.5. Bestimmung des qualitativen und quantitativen Bedarfs für Investitionsgüter

10.5.1. Bestimmung des qualitativen Bedarfs

10.5.2. Bestimmung des quantitativen Bedarfs

10.6. Felder der Bedarfsbeobachtung

10.6.1. Großkunden

10.6.2. Segmentierung

10.6.3. Allgemeine Segmentierungskriterien

10.6.4. Vorgehensweise bei der industriellen Marktsegmentierung

10.7. Wettbewerbsanalyse

10.8. Absatzwegeanalyse

10.9. Anlagensteuerungen

10.10. Sicherung der Leistungsentwicklung

10.11. Praktische Kommunikation

10.12. Kalkulationsmodell

11. LITERATURVERZEICHNIS:

12. Kennwortverzeichnis.

Zum Autor

Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.3)

3) https://de.wiktionary.org/wiki/quidquid_agis,_prudenter_agas_et_respice_finem

I. Einführende Differenzierungen

‚Management4)‘ oder ‚Unternehmensführung‘, sowie ‚das ‚Marketing‘ als marktgerichtete Denk- und Handlungsweise, und ‚Lebensführung)5‘" als personengerichtete Ausrichtung sind Begriffe, die ‚total in‘ sind. Sie beschreiben Betätigungsbereiche des Menschen im Streben nach Vollendung und das Streben der Unternehmenspersönlichkeit nach Einzigartigkeit und Gewinn.

Die Annahme, dass der Mensch in Richtung auf seine Vollendung handelt, trifft auf Zweifel. Gelebte Moral6) sieht anders aus. Wer nach anerkannter Moral handelt, erreicht nicht immer ‚automatisch‘ seine Ziele. Anerkannt moralisches Handeln kann sogar ein Hindernis auf dem Wege zu dem zu erreichenden Ziel sein.

Bei näherer Betrachtung werden Unternehmens- und Lebensführung als unter moralischen Gesichtspunkten überwiegend richtungslos erkannt und geraten so in einen Bereich der Sinnlosigkeit. Damit verbindet sich - auch als Aufgabe dieser Arbeit - die Frage nach dem Lebenssinn, welcher in persönlichem und unternehmerischem Handeln seinen Niederschlag findet oder finden soll. Dies geschieht in einem Spannungsfeld, in dem aufgrund der zunehmenden politischen, wirtschaftlichen, ökologischen, psychologischen und philosophischen Turbulenzen der Ruf nach Klarheit und richtungsweisenden Werten und Ideen zunimmt. Dieser Kontrast führt zu Fragen:

Welche Werte gelten für Unternehmens-und Lebensführung?

Welche Werte regieren Marketing und Ich-Darstellung?

Worin bestehen die interaktiven Beziehungen zwischen Unternehmens- und Lebensführung?

4) https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmensführung: Unternehmensführung bezeichnet in der Betriebswirtschaftslehre einerseits die von Personen ausgeübte Funktion zur Leitung eines Unternehmens (Synonym: Unternehmensleitung oder Management) und andererseits die Tätigkeit des Führens (eine Substantivierung des Verbs führen). Unternehmensführung kann institutionell, funktional und prozessual interpretiert werden.

5) https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensführung

6) Als Moral werden zumeist die faktischen Handlungsmuster, -konventionen, -regeln oder -prinzipien bestimmter Individuen, Gruppen oder Kulturen und somit die Gesamtheit der gegenwärtig geltenden Werte, Normen und Tugenden bezeichnet. Der Verstoß gegen Moralvorstellungen wird als Unmoral bezeichnet. Amoral benennt das Fehlen bzw. die bewusste Zurückweisung von Moralvorstellungen, bis hin zur Abwesenheit von moralischer Empfindung.

So verstanden sind die Ausdrücke Moral, Ethos oder Sitte weitgehend gleichbedeutend, und werden beschreibend (deskriptiv) gebraucht. Daneben wird mit der Rede von Moral auch ein Bereich von praktischen Wertvorgaben (Werte, Güter, Pflichten, Rechte), Handlungsprinzipien, oder allgemein anerkannter (gesellschaftlicher) Urteile verbunden. Eine so verstandene Unterscheidung von Moral und Unmoral ist nicht beschreibend, sondern normsetzend (normativ). Eine moralische Bewertung kann als bloßer Ausdruck subjektiver Zustimmung oder Ablehnung verstanden werden (vergleichbar mit Applaus oder Buhrufen), vor allem bei der Beurteilung von Handlungen, deren Maximen oder sonstige Prinzipien als moralisch gut oder moralisch schlecht gelten. Daher bedeutet Moral im engeren Sinn die subjektive Neigung, der Sitte oder Moral im weiteren Sinne, oder davon abweichenden, jedoch als richtig angesehenen eigenen ethischen Maximen, zu folgen. In diesem Sinne wird auch Engagement oder besondere Disziplin innerhalb einer Gruppe als „Moral“ bezeichnet; so ist zum Beispiel in der Arbeitswelt häufig von der „Arbeitsmoral“ eines bestimmten Mitarbeiters die Rede. Im Militärjargon wird die Courage von Streitkräften in gefährlichen Situationen „Moral“ genannt (Kampfmoral). https://de.wikipedia.org/wiki/Moral

II. Zur Entstehung dieser Arbeit

Die tägliche Verantwortung in Unternehmen, in der ich für Jahrzehnte stand, dient nicht nur der Regelung ökonomisch orientierter Prozesse, sondern fordert selbstachtend Klarheit im Denken und Handeln, das ‚öffentlich‘ ist, eine res publica7). Dabei spielt die Größe des Unternehmens selbst keine Rolle, es sei denn, es handelt sich um ‚systemrelevante‘ Unternehmen. Die inhärente Verantwortung ist mit der Führungsperson und dem jeweiligen Selbstbild verknüpft.

Die Gleichzeitigkeit von sachlich begrenzter Aufgabenerfüllung im Verborgenen einer abgeschirmten wirtschaftlichen Einheit mit wenig Interesse für die Gesellschaft und die gesellschaftliche Verantwortung als Aktionseinheit - als lebende und gestaltende Zelle eines gesellschaftlichen Organismus - führen zu Fragen, die unter der Intention eines geforderten Gestaltungsbeitrages für die gesellschaftliche Zukunft mit allen relevanten Parametern im Zusammenhang stehen und somit ‚über den Tellerrand hinaus‘ gesehen und beantwortet werden müssen.

Die sich anbietende Analogie8) der Organismen Mensch und Unternehmen oder Organisation rundet den Entstehungsprozess dieser Arbeit mit anstehenden Fragen ab.

7) res publica bedeutet "öffentliche Sache", Gemeinwesen, aber auch Staat (Republik)

8) Die Analogie ist eine rhetorische Figur, bei der ein Verhältnis zwischen Dingen und Eigenschaften bzw. untereinander oder deren Bewertung durch bekannte, ähnliche oder teilweise identische Verhältnisse erläutert wird. Eine Analogie besteht, wenn zwei Dinge oder Sachverhalte sich in einigen Merkmalen ähnlich sind, auch wenn sie sich in anderen Merkmalen unterscheiden können. Bekannte Informationen aus einem vergleichbaren Sachzusammenhang oder ein in einem vergleichbaren Zusammenhang bereits gefundener Konsens werden so zur Veranschaulichung eines anderen Zusammenhanges oder zur Verstärkung eines Argumentes in einem anderen Zusammenhang genutzt. Wenn aus dem schon bekannten Sachzusammenhang konkrete Schlussfolgerungen für den neuen, vergleichbaren Sachzusammenhang gezogen werden, spricht man auch von einem Analogieschluss. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Analogie_(Rhetorik)

III. Zum Stellenwert der Thematik

Eine erfolgreiche Gesellschaft der Moderne in einem der namentlich reichsten Länder der Welt klagt über ihren Wohlstand, verliert gesellschaftliches Miteinander, weist eine steigende Zahl von Analphabeten aus, verliert Boden an Fremde, hat überwiegend lustlose junge Menschen mit gelangweilten Gesichtern und eine alle Menschen miteinander verbindende Vollkasko-Mentalität.

Die Methoden der Unternehmens- und Lebensführung von gestern haben zweifellos zu diesem Umstand geführt. Hierzu hat Marketing einen entscheidenden Beitrag geleistet.

Aus der Mitte dieser Gesellschaft werden die Gründe für diese Phänomene untersucht, um an einem Weg mitzuarbeiten, der die wirklich bewegenden Werte für unternehmerisches und individuelles Tun erkennbar macht.

Ansatzpunkte hierfür sind:

Dualität unternehmerischer Verantwortung sowohl für die Sachaufgabe als auch für den Staat (res publica) und die Menschen;

Gleichzeitigkeit von sachlich bestimmtem Handeln und gesellschaftlicher Verantwortung;

Wertlosigkeit des Wohlstands als Ableitung vom Wachstumsglauben und die Suche nach ‚anderen‘ Werten in Unternehmen und in der Gesellschaft.

IV. Zum Aufbau der Arbeit

In einer intentional ganzheitlichen Standortbestimmung von Management und Individuum unter philosophischer, psychologischer, ökonomischer und ökologischer Sicht wird die Ausgangssituation unseres heutigen Daseins in der Wohlstandsgesellschaft dargestellt. Danach folgt die Fragestellung nach Wertbildung und resultierenden Gestaltungsprozessen.

Handlungsparameter des (auch persönlichen) Marketings als erste Ableitung der Unternehmens- und Lebensführung werden betrachtet und gewürdigt, um einen Analogievergleich zu ermöglichen.

So entsteht ein dynamisches Prozessmodell als Basis für die Theorie von ‚pontes fare‘.

Stark ins Detail führende fachspezifische Ausführungen, besonders aus dem Bereich des Marketings, sind nicht in die Endnoten aufgenommen, sondern im Kapitel 10 (Anlagen) zusammengefasst.

0. Hinführung

0.1. Standortbestimmung des Managements

Management9) wird gerne unter dem Aspekt der Machbarkeit10) gesehen. Dazu existiert eine hohe Vorstellung über die betroffene Wirklichkeit, weil Machbarkeit den Umgang mit natürlichen Werten, die die Menschen11) schätzen, nicht beinhaltet.12) Management will die jeweils relevanten Informationen beherrschen. Die sind immer ambivalent, was von einer konstruktivistisch angelegten Management-Theorie nicht berücksichtigt wird. Man unterscheidet zwei Arten von Informationen: die real vorhandene neutral belegbare Information und die, die sich subjektiv dazu entwickelt oder beeinflusst wird13). Informationen sind in ihrer jeweiligen Relation zum Empfänger nicht eindeutig.14) Damit besitzen wir nie ausreichende Informationen. Entscheidungen von Managern sind so nicht rational begründet und können Revisionen unterliegen. Entscheiden wird ‚prozessual und versuchsweise‘‘15).

Management bedeutet aus dieser Sicht, Unternehmen so zu stimulieren, dass sie sich nicht irreversibel festlegen. Laufende Anpassungen an sich verändernde Umfeldänderungen sind möglich. Management macht so also einen großen Bogen um absolute Festpunkte und ist insofern nicht heroisch, sondern eher demütig16). Kann hier ein Blick auf Politisches Management geworfen werden?

Managementtechniken umfassen verschiedene Teilaufgaben der Unternehmensführung. Methoden und Checklisten ergänzten diese Techniken fast perfekt. Alle Ansätze haben ein Gemeinsames. Ihre Inhalte und deren Vermittlung sind überwiegend sektoriell orientiert. Viele Bereiche des Managements nutzen eigene Entwicklungs- und Trainingsprogramme, zum Beispiel für Führung, Verkauf, Organisationsentwicklung, Materialwirtschaft, Logistik etc. Seit einiger Zeit kristallisiert sich der Aspekt der ‚Ganzheitlichkeit‘ heraus, nach dem die einzelnen Bereiche nicht isoliert, sondern eher vernetzt betrachtet werden. Dieser Denkrichtung schließe ich mich an, bin aber der Ansicht, dass eine weitgefasstere Definition der betroffenen Sektoren wegen sich ständig ändernder Informationstechniken notwendig ist. Hierzu seien einige Ansätze vorangestellt:

Unternehmen werden als Organismen

17

) gesehen.

Organischen Schöpfung

18

) ist unvorhersehbar

19

).

Alle Phänomene unterliegen dem Dualismus

20

).

Jedes Phänomen hat eine Ergänzung (ihr Gegenteil). - Philosophische, psychologische, ökonomische und ökologische Ansätze werden berücksichtigt.

‚Renaturierung‘ als notwendiges Ziel des Handelns. - Zwischenmenschliche Handlungen basieren auf Dialogprozessen. Dialoge haben kein Ende.

Energieerhaltungssatz: Gesamtenergie in einem geschlossenen System ändert sich über der Zeit nicht.

Handeln spiegelt den Handelnden.

9) Management steht als Synonym für Unternehmensführung;

"Mit dem Begriff "Management" verbindet sich implizit ein Vorstellungsbild: das Darüberstehen, das Beherrschen, das Im-Griff-Haben, die Souveränität, das Wissen darum, wie es geht, das Gehorsam-Finden. Wenn wir an "managen" denken, denken wir an bezwingen, unterdrücken, zähmen, unterjochen, bändigen, meistern, am Gängelband führen, an der Leine haben, lenken, leiten, kommandieren, gebieten, diktieren, das Zepter führen - und über den Dingen stehen, sie durch- und überschauen. Ein Manager ist jemand, der alles im Griff hat.

In dieser Form sind Unternehmen jedoch nicht mehr beherrschbar." MANN, R.(2) op. cit. S. 63,64

Darüber hinaus bemerkt MALIK: "Management - und dies wurde von einigen angelsächsischen Autoren, vor allem von Peter F. Drucker, schon recht früh erkannt - hat weniger mit Optimierung als mit Balancieren zu tun; zwar auch mit Analyse, vor allem aber mit Integration und Synthese sehr verschiedenartiger Faktoren, weniger mit der Konstruktion widerspruchsloser Zielsysteme als mit der sich täglich neu stellenden Problematik der Harmonisierung unvermeidlich widersprüchlicher Absichten und Erwartungen. Management kann man möglicherweise - so die Vermutung - viel besser verstehen als das ständige Bemühen, ein sehr komplexes System unter Kontrolle zu bringen und zu halten, das durch ein hohes Maß an Probabilismus gekennzeichnet ist, dessen Elemente sich ständig verändern, sowohl bezüglich ihrer Zustände als auch, grundlegender, bezüglich ihrer Art und Zahl und dessen Eigendynamik bewirkt, dass er nur schwer, und häufig mit unerwünschten Nebenwirkungen, beeinflusst werden kann." MALIK, Fredmund, Strategie des Managements komplexer Systeme - Ein Beitrag zur Management-Kybernetik evolutionärer Systeme, Bern, Stuttgart, 1986, S.24, f

Das Grundproblem von Management ist in der Beherrschung der Komplexität zu sehen.

10) Tatsächlich ist etymologisch das lateinische "manus" (Hand) in der Wortentwicklung enthalten, was ja auf "machen mit der Hand" hindeutet.

11) "Das Wort Mensch kommt aus dem Sanskrit und bedeutet "der Messende". Somit ist der Mensch eine geistige Kraft, die alle Dinge misst." MURPHY, Dr. Joseph, Positiv leben ohne Stress, München, 1990, S. 12

12) Vgl. auch LORENZ, Konrad, Der Abbau des Menschlichen, München 1989

13https://de.wikipedia.org/wiki/Fake_News: Als Fake News (auch Fakenews; englisch fake news werden manipulativ verbreitete, vorgetäuschte Nachrichten bezeichnet, die sich überwiegend im Internet, insbesondere in sozialen Netzwerken und anderen sozialen Medien, zum Teil viral verbreiten. Der Rechtschreibduden, der den Begriff 2017 in die 27. Ausgabe aufnahm,[3] definiert ihn als umgangssprachlich für „in den Medien und im Internet, besonders in sozialen Netzwerken, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen“.[4] Zunehmend wurde Fake News auch zu einem politischen Schlagwort und Kampfbegriff.

14) Vgl. GERKEN, Gerd, (1) Der neue Manager, Freiburg im Br., 1988, S.52

15) Vgl. GERKEN, Gerd, (1) op. cit., S. 53

16) Vgl. GERKEN, Gerd, (1) op. cit., S. 53

17) siehe auch MANN, R. (2) op. cit. S. 87 ff

18) Schöpfung wurde von TEILHARD DE CHARDIN, P., Der Mensch im Kosmos, München, 1959, mit der Evolution gleichgesetzt, damit ist mit jedem Erkenntnisschritt auch ein Wertzuwachs verbunden

19) siehe auch LORENZ, Konrad, Der Abbau des Menschlichen, München, 1989

20) Dieser Ansatz findet sich unter anderem auch im Taoismus, nach dem alle Entwicklungen in der Natur, in der physischen Welt und in der menschlichen Situation zyklische Strukturen des Kommens und Gehens, der Ausdehnung und der Kontraktion aufweisen. Vgl. CAPRA, Fritjof, (2), Das Tao der Physik, Bern, München, Wien, 1987 Vgl. auch GEDUHN, Adalbert, Mystik als Grundstrom neuer Innerlichkeit, 1990., S46

0.1.1. Aus philosophischer Sicht

Philosophie21) kümmert sich grundsätzlich um Ethik22). Für die Problemwelt der Unternehmen handelt es sich zunächst um exterritoriales Gebiet, wenngleich oftmals von Unternehmensethik geredet wird. Man trifft mehr und mehr auf eine Flut von Monographien und Beiträgen zum Thema ‚Umweltethik‘.23) Hier wird eine Verbindung zwischen Philosophie, Ökonomie, Ökologie und zur Psychologie hergestellt.

Der Philosophie fehlt bezogen auf das Management der Praxisbezug. Wirtschaftsethik thematisiert, sofern sie diskutiert und angewandt wird, hingegen aber nicht primär Ethik in Bezug auf die ‚Welt der oder des Unternehmens‘, sondern ist eine besondere Strategie der Effizienzsteigerung.

Besonders die Ökoprobleme der Industrie wecken im Management Gedanken und öffnen etwas den Zugang zur Philosophie. Es ist aber eine ‚terra incognita‘. So können hier, wo konkrete Probleme im wahrsten Sinne des Wortes vor der Türe stehen, die schon vorhandenen Berührungsängste noch größer werden. Der grundsätzliche Ansatz des Managements - die kontinuierliche Effizienzsteigerung - kann hier nicht mehr ausgeweitet werden. Aus dieser Isolation will ich herausführen. Vornehmlich auch, weil sich globale Krisen als Wolken über den Schirmen der Unternehmen und der Menschen ausbreiten.

21) Philosophie wird hier nicht als Annex zu einem anderen Substantiv, wie z.B. bei "Unternehmensphilosophie" verstanden, sondern in seiner ureigenen Bedeutung: "(grch. >Liebe zur Weisheit, zum Wissen<), das Streben nach dem wahren Wissen, das die Erkenntnis des Wesens und der Zusammenhänge aller Dinge, die Prinzipien ethischen und theoretischen Verhaltens, die menschliche Selbsterkenntnis und die Einsicht in die Stellung des Menschen in der Welt umfasst; darüber hinaus aber auch eine Grundeinstellung, der es um den Vollzug >wahren Lebens< und >eigentlichen Seins< bei vorurteilloser, kritischer Einschätzung von allem geht, so auch des Wissens, dessen Wert ebenso wie der Sinn von allem, was ist, auf letzte Gründe bezogen wird." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Vierzehnter Band, Wiesbaden, 1972, S. 543

22) Ethik: "[grch. ethos >Brauch<, >Sitte<], die philosophische Wissenschaft vom Sittlichen. Als Hauptgegenstand der Ethik gelten den meisten Denkern die menschlichen Handlungen, wobei sie entweder auf die Gesinnung sehen, aus der die Handlung hervorgeht (Gesinnungsethik) oder auf die Wirkung, die sie erzeugt (Erfolgsethik)", BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Fünfter Band, Wiesbaden, 1968, S. 740,741

23) Vgl. VISCHER, Wolfgang, Probleme der Umweltethik: Individuum versus Institution: zwei Ansatzpunkte der Moral, Frankfurt/Main, New York, 1993, S. 5

0.1.2. Aus psychologischer Sicht

Management hat mit Psychologie24) schwerste Berührungsängste. Die Distanz zur Psychologie entsteht, weil die Gesetze der Planbarkeit, der überwiegenden Rechenbarkeit und der sonstigen Kausalitätszusammenhänge dort zunächst nicht so zu erkennen sind, wie sie im Management gehandhabt werden.

Psychologie wurde interessant, weil sie im Sinne der unternehmerischen oder menschlichen Zielsetzung ‚verkaufen‘ kann. Das führte auch zu Maßnahmen wie Persönlichkeitstraining und Persönlichkeitsentwicklung.

Verkaufspsychologie entstand. Sie „befasst sich als Teildisziplin der Marktpsychologie mit den psychischen Abläufen von Wahrnehmung, Überzeugung und Motivation, dem Schaffen und gezielten Wecken von Emotionen, mit kundenspezifischer Anwendung verbaler und nonverbaler Kommunikation im Verkaufsgespräch. Ihre Anwendung ist ein Kernelement der Verkaufstechnik und kann, je nach Grad individueller Wirtschaftsethik, auch Grundlage für gezielte Manipulation sein.“25)

"Während Schule, Familien, Gruppen schon seit geraumer Zeit Gegenstand psychoanalytischen26) Interesses und Forschung sind, blieben wirtschaftliche Organisationen von einer psychoanalytischen Betrachtung ausgeschlossen."27)

Psychologie ist nicht auf einen Ausschnitt des Lebens begrenzt. Sie ist die Lehre vom gesamten Empfinden, Lernen und Verhalten der Menschen. Insofern strebt sie an, Orientierungs- und Handlungssicherheit zu erhöhen, indem sie ‚Ordnungen‘ nennt. Sie will Erklärungen bereitstellen und Zusammenhänge zwischen bestimmten Erscheinungen aufzeigen28).

Der Mensch ist Träger des Managements. Er wird so primär in seiner jeweiligen Funktion und nicht zuerst mit seinen Triebkräften29) gesehen, weil diese Triebkräfte nicht eindeutig dem Zielgefüge der Unternehmen entsprechen. Aus dieser Einschränkung und der damit verbundenen Disharmonie will ich herausführen.

24) Psychologie: "[grch.], die Wissenschaft vom Seelenleben, d.h. von den Formen und Gesetzmäßigkeiten des Erlebens und Verhaltens und ihrer Deutung in Bezug auf das sie hervorbringende Subjekt." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Fünfzehnter Band, Wiesbaden, 1972, S. 229

25) https://de.wikipedia.org/wiki/Verkaufspsychologie

26) "Psychoanalyse [grch.], ein Verfahren zur Heilung von psychogenen Störungen (Neurosen und Hysterie), das gegen Ende des vorigen Jahrhunderts von SIGMUND FREUD entwickelt und von ihm selbst zu einer psycholog. Theorie des Unbewussten und seiner Beziehung zum Bewusstsein ausgebaut wurde.

THEORIE: Die zugrunde liegenden Erlebnisse sind im Kern stets triebhafter Art. Im Laufe der Forschungen kam Freud zu der Überzeugung, dass die entscheidende Triebdynamik sexueller Natur ist und schon die früheste Kindheit beherrscht. Der Sexualtrieb, als Gesamtenergie Libido genannt, ist zunächst in Teiltriebe aufgespalten, deren Effekte beim Kleinkind Lustgewinn am eigenen Körper ist: Auf die orale Phase des Säuglings folge die anal-sadistische Phase, dann eine inzestuöse Bindung an die nächsten Angehörigen (Ödipuskomplex). Werde diese Bindung jedoch nicht normal abgelöst, so komme es zu Verdrängungen, deren Gegenstand und Folge Komplexe (Kastrationskomplex), später Neurose und körperliche Symptome als Niederschlag des Verdrängten (Konversion) sind. Perversionen verstand Freud als Entwicklungshemmungen, als Fixierungen an Frühformen der Libido oder als Rückfall (Regression) auf kindliche Libidostufen (Infantilismus). Die Werke der Kunst, Wissenschaft und Religion sah Freud bes. als Entladungen oder Investitionen einer überschüssigen, ins Schöpferische sublimierten Libido an. Neben den Sexualtrieb, der dem Lustprinzip untersteht, aber auch vom Realitätsprinzip gehemmt oder kontrolliert wird, nahm er etwa seit 1920 noch einen entgegengesetzten Destruktions- oder Todestrieb an.

Freud selbst hat die Lehren vom Widerstand und der Verdrängung des unbewussten Trieblebens, von der Dynamik und Kausalität des Sexuallebens und von der Bedeutung der Kindheitserlebnisse als Hauptbestandteile seiner Lehre bezeichnet (1925). Eine verwickelte, von ihm als Hypothese bezeichnete Theorie der Triebschicksale und des psychischen Apparates überhaupt wurde hierauf errichtet. Das Es sei der Bereich der Triebperson, das Ich die bewusste, nach außen und innen stellungnehmende Persönlichkeit, das Über-Ich der Repräsentant der Sollensforderungen der Gesellschaft in der Person. Die Triebe (insbes. Sexualtriebe) seien die einzigen Energiequellen des gesamten seelischen Lebens, ihr Ziel sei der Lustgewinn oder allgemein die Erreichung des psych. Gleichgewichtszustandes. Freuds Lehre war pessimistisch. Dem Menschen sei psychologisch nicht alles möglich, was ihm das Kultur-Über-Ich auftrage; es mache ihn unglücklich, da Versagungen (Frustration) und Verdrängungen unvermeidlich sind. Freud spricht daher von einem notwendigen >Unbehagen in der Kultur< (1930), aus dem die kulturschöpferischen Leistungen als Sublimationen hervorgehen.

WEITERENTWICKLUNG: Der von Freud vertretene Sexualismus erregte schon in seinem Schülerkreise Widerspruch. C.G. JUNG, A. ADLER, L. BINSWANGER, KAREN HORNEY, V. FRANKL u.a. entwickelten abweichende und z. T. eigene Auffassungen, die die Bedeutung anderer Triebe, besonders der nach Macht oder Sicherheit, der Einfluss der Umwelt oder geistige und mythische Faktoren (z.B. Jungs >Archetypen<) hervorhoben. Psychiater wie O. BUMKE, A.E. HOCHE, KURT SCHNEIDER, R. ALLERS oder Philosophen wie M. SCHELER und K. JASPERS lehnten die deterministisch vom Triebleben aufgebaute Auffassung vom Menschen ab. Daneben hielt sich jedoch die >orthodoxe< Richtung, die in popularisierter Form zumal in den Vereinigten Staaten eine außerordentliche Breitenwirkung hat. Viele Schriftsteller (T.S. ELIOT, F. KAFKA, TH. MANN, SOMERSET MAUGHAM, J.P. SARTRE u.a.) verwerteten die Psychoanalyse, ebenso surrealistische Künstler wie MAX ERNST. Die Grundbegriffe: Verdrängung von Komplexen oder Triebkonflikten, Symptombildung, Regression, Verschiebbarkeit von Antrieben, Widerstand gegen die Bewusstmachung, Konfliktlockerung im Gespräch u.a. bilden ein analytisches Instrumentarium, das sich weitgehend unabhängig von weiteren theoretischen Annahmen handhaben lässt. Auch ließ sich die Heilmethode in mannigfacher Weise fortbilden; so wurde das Verfahren zur Gruppentherapie, zur gleichzeitigen Behandlung mehrerer Personen, auch mit deren aktiver Mitarbeit (Psychodrama) erweitert.

Die von Freud selbst begonnenen Versuche, mit Hilfe der Psychoanalyse ethnologische oder kulturgeschichtliche Motive zu klären (Totem und Tabu, Deutung des Hamlet, des Moses von Michelangelo, der Religion), wurden u.a. von A. KARDINER und G. ROHEIM weitergeführt. Die Entschleierung unbewusster Motive in der Politik hat Freud gemeinsam mit dem Diplomaten W.C. BULLITT (1930) am Beispiel des amerikanischen Präsidenten T.W. Wilson in Angriff genommen. Vorausgegangen war eine Rekonstruktion der >Massenpsychologie< im Sinne von G. LE BON (1921), die später von W. REICH, E. FROMM und T.W. ADORNO zu einer Analyse des Faschismus ausgebaut wurde." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Fünfzehnter Band, Wiesbaden, 1972, S.226 f.

27) LENZ, Gerhard (Hrsg.), MERTENS, Wolfgang, LANG, Hans-Jürgen, Die Seele im Unternehmen - Psychologische Aspekte von Führung und Organisation im Unternehmen, Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo, Hong Kong, Barcelona, Budapest, 1991, S.IX

28) Vgl. ULICH, Dieter, Einführung in die Psychologie, Stuttgart, Berlin, Köln, 1989, S. 36 f

29) Trieb: "seelische oder körperlich-seelische Antriebe, die gefühlsmäßig als dranghaft erlebt werden und ohne Vermittlung des Bewusstseins entstehen. Sie lösen Reizsuche sowie gerichtete Handlungsweisen aus, die eine Aufhebung des psychophysischen Spannungszustands, d. h. eine Trieb-Befriedigung zum Ziel haben." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Achtzehnter Band, Wiesbaden, 1973, S. 854

0.1.3. Aus ökonomischer Sicht

Die bisherige Betriebswirtschaftslehre (BWL) als ‚Gebetbuch‘ der Manager gibt eo ipso die Beschäftigung mit der Philosophie und Psychologie als Tabuthemen vor.

Management sieht sich selbst überwiegend unter dem Aspekt der ‚rechenbaren Machbarkeit‘. Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass Kalkulationen, Rechenmodelle und Prognosemodelle in Bezug auf das Umsetzbare und Machbare sinnvoll sein können. Sie sollen sicherlich funktionell erhalten bleiben, aber sie sind nicht das ‚ganze Management‘. Ökonomie beherrscht heute sehr das Handeln der Menschen. Sie sind auf individuellen Nutzen und Vorteile bedacht und folgen ausgeprägten Selbstinteressen.30)

Diesen Ansätzen widme ich mich, indem die Apotheose der Ökonomie als Leitidee für die Summe allen Handelns infrage gestellt und dem Primat der Ökonomie den Kampf angesagt wird.

30) Vgl. VISCHER, Wolfgang, op. cit., S.38

0.1.4. Aus ökologischer Sicht

Dass Ökologie31) zu einem akuten Problem herangewachsen ist, ist das Ergebnis menschlichen Denkens und menschlicher Arbeit32).

Zwischen Klima und Kultur besteht zweifellos ein Zusammenhang. Wenn Naturereignisse wie zum Beispiel gewaltige Vulkaneruptionen zur Veränderung von Lebensbedingungen beigetragen haben, dann tragen heute die Menschen mit ihrer Industriekultur und mit ihrer bloßen Menge zur Beeinflussung des Weltklimas bei. Daraus ist schlüssig abzuleiten, dass die Menschen Gestaltungspotential für die sie beherbergende Umwelt haben.33) Ob Management dieses Potential nutzt und die Verantwortung ernst gestaltet?

Neuere Diskussionen über Ökologie führen nicht an dem Sechsten Jahresbericht des IPCC vorbei. „Der Beitrag der Arbeitsgruppe II zum Sechsten Sachstandsbericht des IPCC bewertet die Auswirkungen des Klimawandels und betrachtet Ökosysteme, Biodiversität und menschliche Gemeinschaften auf globaler und regionaler Ebene. Darüber hinaus werden die Anfälligkeiten sowie die Kapazitäten und Grenzen der natürlichen Welt und der menschlichen Gesellschaften zur Anpassung an den Klimawandel untersucht.“34)

Beim Thema Ökologie beschäftigen sich nicht alle wirklich mit der Ökologie35). Einige Ökologiestandpunkte weisen ein erhebliches Defizit auf, weil sonderbarerweise das Problem über Schuldzuweisungen aufgearbeitet werden soll. Einer Gruppe - welcher auch immer - in der Gesellschaft kann die Schuld nicht zugeschoben werden. Lösbar sind die Probleme nur auf der Basis einer Verhaltensänderung, welche sich auch in einer Entwicklung der Hochtechnologien niederschlagen kann, was sie höchste Stufe der Hoffnung der Menschen ist, aber wahrscheinlich nicht wunschgemäß wirksam werden wird, wenn nicht individuelle Verhaltensänderungen zusätzlich stattfinden. Verzicht alleine kann es nicht mehr sein, denn die Reparaturaufgaben an dem von Menschenhand geschaffenen Werk sind so umfangreich, dass ohne Hochtechnologie einerseits und neues Verhalten andererseits keine Lösung möglich ist. Hier setze ich bei dem Umstand an, dass man ‚das in Bewegung befindliche Schiff‘ nicht abrupt anhalten kann.

Unternehmen werden - wie auch andere Formen des Zusammenlebens - immer mehr auch als Organismen gesehen, wie wir sie aus der Natur kennen36). Dies gibt mir ausreichend Anlass, die ‚Naturierung‘ des unternehmerischen Handelns zu untersuchen und unter eben diesem Aspekt auch die betroffenen Menschen zu betrachten. "Wenn wir der Natur >über die Schulter< schauen, erhalten wir eine Vielzahl von Beispielen, um den Evolutionsprozess als Anpassung an Veränderungen von außen und von drinnen zu erkennen."37)

31) Ökologie: "[grch.] von E. HAECKEL 1866 eingeführte Bezeichnung für die >ganze Wissenschaft von den Beziehungen des Organismus zur umgebenden Außenwelt<. Die Ökologie ist eine Teildisziplin der Biologie. Forschungsgegenstand der Ökologie ist im Gegensatz zu anderen biologischen Wissenschaften nicht der Organismus als ein nach außen abgegrenztem Ganzem oder die durch ihn repräsentierte Art, sondern es sind die Wechselwirkungen zwischen Organismus und Umwelt." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Dreizehnter Band, Wiesbaden, 1971, S. 700

32) Menschliches Denken ist durch Anthropozentrismus gekennzeichnet. Menschliche Arbeit hat durch stetige Arbeitsteilung, die Schaffung von Werkzeugen, Maschinen und Waffen zu einer "ständig steigenden Effektivität pro Kopf" geführt, womit auch das Zerstörungspotential gewachsen ist.

33) Vgl. GORE, Al, Wege zum Gleichgewicht, Ein Marshallplan für die Erde, Frankfurt, 1992, S. 72 ff

34) https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg2/

35 Das Greenwashing von Atomkraft nach Hiroshima, Nagasaki und Tschernobyl und beim Wissen um die ungelöste Endlagerung von Atommüll kann man nicht als ökologisch bezeichnen. EU 2022

36) siehe auch MANN, R., (2) op. cit., S.87 Capra bezieht sich in diesem Zusammenhang auf Descartes' Philosophie, die den westlichen Menschen dazu brachte, seine Identität mit seinem Geist gleichzusetzen anstatt mit seinem gesamten Organismus. Siehe hierzu CAPRA, Fritjof, Das Tao der Physik, 1987, Bern, München, Wien, S.10

37) MANN, Rudolf, op. cit., S. 101

0.2. Standortbestimmung Individuum38)

Spätestens nach Ablauf des Zweiten Weltkrieges wurden menschliche Lebensperspektiven unter dem Aspekt der Individualisierung gesehen, was nicht viel mehr heißt, als dass er ‚alle seine Wünsche befriedigen können sollte‘. Das entspricht einem anthropozentrischen Weltbild.

Das Ergebnis zeigt uns heute eine Ansammlung von Narzissten in materiell gut ausgestatteten Ländern und demgegenüber eine Unzahl von Habenichtsen in vielen anderen Ländern der Welt. Nach meinem Verständnis und dem aktuellen Erscheinungsbild der Menschen besonders in den sogenannten hochentwickelten Regionen dieser Erde versteht sich diese Befriedigung vornehmlich als oberflächlicher Konsum von Produkten und Dienstleistungen. Dies wird überwiegend mit Begriffen wie ‚Wohlstand‘, ‚Freiheit‘, ‚Glück‘ und ‚Erfolg‘ assoziiert. Diese Wertstellung reicht nicht aus, kann nicht Maßstab für aktuelles Management sein.

38) Individuum: "[lat. >das Unteilbare<], das Einzelwesen, insbesondere der einzelne Mensch,..." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Neunter Band, Wiesbaden, 1970, S. 77; "Wir werden in all das hineingeboren, was unsere Welt ausmacht, werden durch Erziehung, die jeweiligen Umweltbedingungen und das kollektive Bewusstsein der Menschheit konditioniert. Jedes Individuum repräsentiert im Grunde eine Gruppe von Überzeugungen, Meinungen und Vorstellungen, die sein wahres Wesen umkleiden." MURPHY, Dr. Joseph, Positiv leben ohne Stress, München, 1990, S.12

0.2.1. Aus philosophischer Sicht

Philosophie39) wird für den einzelnen konkret, wenn er sich nach von ihm selbst anerkannten Werten richtet. Diese sollten so geartet sein, dass sie auch für andere als verbindliche Norm gelten können.40) So wird beispielsweise Konsumfreiheit als Freiheit vom Konsumzwang als Wert anerkannt. Darüber hinaus bestehen mit der Philosophie insofern Berührungsängste, als sie sich in die Hörsäle der Universitäten zurückgezogen hat oder in einer ungeheuerlich zahlreichen mutierten Form wiederfindet wie zum Beispiel in dem Begriff der Unternehmensphilosophie, mit der sich der arbeitende Mensch identifizieren soll. Es gibt kaum ein Gebiet, in dem nicht der Begriff Philosophie als Annex benutzt wird, um dem hinter dem Begriff stehenden Ansinnen eine Aufwertung zu geben. So wird Philosophie kolportiert, indem jeder Mensch ‚seine eigene Philosophie‘ - dies ohne allgemein verbindende ethische Rahmen - haben kann. Es gibt keine allgemein anerkannten und verbindlichen Aspekte für diese Philosophien, sie sind nur noch eine der vielen Waren, die konsumiert werden. Sie haben keine besondere Dauer. Die Philosophie von heute löst die von gestern ab. Damit wird das Individuum in jedem denkbaren Sinne unlenkbarer, unberechenbarer oder aber genau umgekehrt leicht lenk- und berechenbar, wenn die geübten Gewohnheiten nicht gestört werden. Zuletzt bleibt zu erkennen, dass es keine gemeinsame Bezugsebene gibt, aus der verbindliche ethische Werte für die Menschen abgeleitet werden. Es ist mittlerweile festzustellen, dass ‚wir keine Werte mehr haben.‘41) Betrachten wir den Hort der Philosophie und schauen in die Hörsäle der Universitäten, so stellen wir fest, dass das Fach in sprachverliebte Isolation abdriftet. Umgreifende Entwürfe einer neuen Philosophie fehlen. Dabei bestehen große philosophische Anstrengungen, gemessen nach der Anzahl der Individuen, die sich damit beschäftigen, und gemessen in deren Arbeitstagen und Stunden. Aber die Ergebnisse all dieser Bemühungen bedeuten den Lebenden sehr wenig.42) Es ist erkennbar, dass das frühere Fordern und Behaupten der philosophischen Diskurse einer ‚weicheren‘ Art gewichen ist, die mit der Formulierung "To come to terms with one another" zitiert wird. Große Entwürfe werden nicht für tragfähig gehalten. Man ist sie leid. So wendet man sich der Hermeneutik43) zu und befasst sich mit den Werken früherer Philosophen. Dies führt dazu, dass benachbarte Wissenschaften sich der Philosophie selbst widmen, so die Psychologie, die Philologie, die Soziologie und Biologie. Die Philosophen haben ihr Rolle als Vermittler über oder zwischen den Wissenschaften verloren. Augenscheinlich ist auch die Rolle des weisen Beraters zwischen den unterschiedlichen Sichten nicht mehr in den Händen der Philosophie. So wird der einzelne Mensch wenig aktuellen Ansatz für die Gestaltung seines Lebens finden.

Gleichwohl bleiben naturgegebene Gemeinsamkeiten, denen sich die Summe aller Individuen nicht entziehen kann. Dieser Ansatz wird aufgegriffen.

39) In der Philosophie (altgriechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu ergründen, zu deuten und zu verstehen.

Von anderen Wissenschaftsdisziplinen unterscheidet sich die Philosophie dadurch, dass sie sich oft nicht auf ein spezielles Gebiet oder eine bestimmte Methodologie begrenzt, sondern durch die Art ihrer Fragestellungen und ihre besondere Herangehensweise an ihre vielfältigen Gegenstandsbereiche charakterisiert ist.

40 Hier wird auf den kategorischen Imperativ von Kant abgestellt, weil es wohl einsichtig ist, dass individuelle Wertvorstellungen als absoluter Maßstab des Handelns jeweils Bedrohungen für den jeweils anderen beinhalten.

41) DÖNHOFF, M. Gräfin von, DIE ZEIT, 1990 (aus der Erinnerung zitiert)

Werte betrachtete Nietzsche als relativ. Sie sind perspektivisch auf das jeweilige „Herrschafts-Gebilde“ ausgerichtet. Das Grundproblem der Wertbildung, die für ihn in der falschen Vorstellung vom Subjekt lag, formulierte er in Jenseits von Gut und Böse:

42) Vgl. Die Denker danken ab, Der Spiegel, Nr. 29 / 47. Jahrgang, S. 124 Dort weiter: Schon vor seinem politischen Offenbarungseid hatte sich für den Materialismus à la Marx und Lenin kaum mehr einer interessiert. Die neomarxistische "Frankfurter Schule" bietet fast nur noch Historikern Stoff. Eine Wechsel-Erhellung von Quantenphysik und Erkenntnislehre erhofft außer dem bejahrten philosophischen Quereinsteiger Carl Friedrich von Weizsäcker niemand mehr. ... Aber auch im angelsächsischen Raum jahrzehntelang dominierenden Sprachanalytiker, die alle einschlägigen Fragen zu Welt und Ich, Freiheit und Notwendigkeit, Moral und Geschichte durch eine logisch konsequente Therapie der Redeformen ausräumen wollten, haben lernen müssen, dass ihr Nußknackerhandwerk sie fast stets auf neuen Wegen zu den alten metaphysischen Problemen zurückführt."

43) Hermeneutik bedeutet Deutungskunst

0.2.2. Aus psychologischer Sicht

Psychologie44) bereitet den Individuen heute zunehmend weniger Probleme, zumal die Zusammenarbeit mit den ‚Vertretern dieser Zunft‘, durch eine deutlich erhöhte Zahl und Frequenz von Therapien eine fast schon alltägliche Erscheinung geworden ist45). Damit soll sicher den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Psychologie keine Minderung zukommen. Die Position der Menschen gegenüber der Psychologie steht wohl sehr stark unter dem Aspekt, dass sie eine Reparaturanstalt für Unwohlsein darstellt46). Damit wird zunächst das natürliche Sehnen nach Geborgenheit nicht einer unmittelbaren Auseinandersetzung unterzogen, sondern an die ‚Fachleute‘ delegiert. Insofern entfernt sich der einzelne Mensch vom Bedürfnis47) nach Geborgenheit, verstanden als allgemeine Sehnsucht. Hierfür spricht tendenziell auch das Phänomen des Selbstverlustes48). "Wir haben nichts Geringeres als den Zusammenbruch eines Weltbildes zu verarbeiten - und das bedeutet: den Zusammenbruch eines Systems zur Weltdeutung. Systeme der Weltdeutung erlauben es, die unübersichtlichen Erscheinungen dieser Welt zu ordnen und damit unsere Angst zu bannen."49) Erst heute treten wir die volle und klare Erbschaft der Aufklärung an und finden uns damit in Krisenstimmung. Wegen einer Nebensächlichkeit, nämlich dem wissenschaftlichen Dünkel, haben wir Glaubenssysteme unserer Vorfahren als faulen Zauber abgetan, überzeugt, dass diese unsere Lebens- und Glaubensräume einschränken würden. Damit haben wir eine ‚moderne‘ Standortbestimmung: Wir stehen "in einer Welt ohne Zäune und Mauern, ohne Hecken des Anstandes, ohne Spaliere einer bergenden Sittlichkeit und fühlen uns steigender Unsicherheit ausgeliefert."50) Ich entsteht durch Orientierung an anderen. Unser Ich sucht sich also in der Unsicherheit, die die vergangene Selbstbefreiung uns beschert hat. Kennzeichen dieser Unsicherheit sind: Verwechslungen von Haben und Sein, von Sinn und Zweck, von Ich und Du. Also befinden wir uns in einer Lage des Überganges, in dem die alten Wertvorstellungen nicht mehr greifen. Aber sie sind nicht unvergessen. Somit stellt sich dem Individuum ein Problem. Grenzenlose Vernunft steht der eigenen Begrenztheit, die sich in einem ersehnten Sittengesetz zeigen könnte, gegenüber. Gibt es diese Grenze nicht, gerät unser Tun zum Willkürakt. Wir können über die Grenze hinausdenken, dann aber fällt sie sogleich, weil dann das Denken zum Maßstab für das Sittengesetz wird. Damit finden wir uns in dem Sündenfall, wie er im Alten Testament beschrieben wird: "Die beiden ersten Menschen denken über ihre Lage hinaus. Sie vergleichen sich mit dem Maßgebenden, mit Gott, und erwägen einen Rollenwechsel. In diesem Augenblick haben sie das Paradies bereits verlassen."51)

Wenn der Mensch Orientierungen sucht, ohne sich zu erinnern und ohne sich für die Zukunft verantwortlich zu fühlen, verliert er nicht nur die Maßstäbe für sein Welterlebnis, er verliert in ihnen sich selbst. Dieser Mensch, der sich selbst verliert, reagiert mit der Umwendung seiner Lebenstriebe in Zerstörungsenergien52) gegen sich selbst. Dieser Selbstverlust hat mächtige Förderer in der technischen Spezialistenwelt, in der der Mensch lediglich als ‚Trümmerstück‘ seiner selbst am Arbeitsplatz erwünscht wird. Vor dieser Zerstörungsenergie will ich bewahren helfen.

Politische Aspekte werden hier bewusst nicht aufgegriffen.

44) Die Psychologie (griechisch-lateinisch psychologia, ‚Lehre von der Seele‘) ist eine empirische Wissenschaft. Ihr Ziel ist es, menschliches Erleben und Verhalten, deren Entwicklung im Laufe des Lebens sowie alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Faktoren und Bedingungen zu beschreiben, zu erklären und gegebenenfalls zu verändern.

45 Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, arbeiteten 2019 hierzulande rund 48 000 Psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und -therapeuten; das waren 19 % mehr als fünf Jahre zuvor. Ihre Zahl stieg seit dem Jahr 2015 stetig jedes Jahr durchschnittlich um 2 000 an. https://www.bing.com/search?q=Wie%20viele%20%C3%84rzte%20und%20Psychotherapeuten%20gibt%20es%20in%20Deutschland%3F

46) siehe auch CAPRA, Fritjof, (1) Wendezeit

47) Unter Bedürfnis versteht man in der Alltagssprache Verlangen, Wunsch, Ansprüche („wachsende Bedürfnisse“) oder etwas meist Materielles zum Leben Notwendiges. In der Psychologie wird Bedürfnis oft definiert als „Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben“ oder als das Verlangen oder der Wunsch, einem empfundenen oder tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen. Dieser allgemeine psychologische Begriff, dem die Termini Motiv und Motivation sinnverwandt sind, ist Bezugspunkt der Darstellung und ist den wirtschaftswissenschaftlichen, philosophischen oder anderen Verwendungen des Begriffs verwandt.

48) Deindividuation, ein psychischer Zustand verminderter Selbstaufmerksamkeit und sozialer Urteilsfähigkeit (Selbstverlust), der mit einer erhöhten Bereitschaft zu impulsiven, normabweichenden und extremen Verhaltensweisen verbunden ist. Auslösende Faktoren sind Anonymität und Versunkenheit in Gruppen oder Massen. Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/deindividuation/3177.

49) HÖHLER, Gertrud, Das Glück - Analyse einer Sehnsucht, Düsseldorf, Wien, 1991, S. 94

50) HÖHLER, Gertrud. op. cit., S. 94

51) HÖHLER, Gertrud, op. cit., S. 96

52) "Energie [im 18. Jahrh. über frz. aus grch. energeia >Wirksamkeit<, Grundwort: ergon mit dt. >Werk< urverwandt], im allgemeinen Sinne Kraft oder Tatkraft.

1) Physik: gespeicherte Arbeit oder Arbeitsfähigkeit.

2) Philosophie: Mit der Grundspannung von Energeia und Dynamis begreift ARISTOTELES das Werden: einerseits die Wirklichkeit oder das Geworden-Sein als Entfaltung des vorher Unentfalteten und ihr gegenüber die Möglichkeit oder das Werden-Können. In der scholastischen Philosophie ist alles Welthafte im steten Übergang von Dynamis (lat. potentia) zur Energeia (lat. actus), nur das göttliche Sein ist reine Energeia (actus purus).

3) Psychologie: Leistungsvermögen und gespannte Tatkraft eines Menschen. In der Erlebnispsychologie kann nur im übertragenen Sinne von einer Energie, d.h. von dem Antrieb (Libido), der sich in psychischen Vorgängen äußert, gesprochen werden. In der Verhaltenspsychologie wird die objektive Messung der Intensität (des Aktivierungsgrades) von Verhaltensweisen angestrebt." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Fünfter Band, Wiesbaden, 1968, S.510

0.2.3. Aus ökonomischer Sicht

Wirtschaftliches Handeln dient der Wahrung eines der ökonomischen Prinzipien, nämlich entweder mit den vorhandenen Mitteln möglichst ‚gut‘ leben zu können oder ein gesetztes Ziel53) mit möglichst wenigen Mitteln zu erreichen. Es zeigt sich, dass der einzelne Mensch nicht mehr unbedingt selbst über seine wirtschaftliche Verhaltensweise bestimmen kann, sondern er tritt eher als Gegenstand einer um ihn herum existierenden Macht54) auf, die ihn in eine Kette von Konsumprozessen integriert.

Die Theorie der herkömmlichen (neoklassischen) Ökonomie55) beruht auf dem Konstrukt des Homo oeconomicus56), eines imaginären Wesens, das kühl die Konsequenzen seines Handelns abwägt und jederzeit danach strebt, seinen Nutzen oder seinen Profit57) zu mehren. Es ist zwar bekannt, dass der einzelne Mensch in Wirklichkeit ganz anders ist. Gleichwohl wird das Modell dieses homo oeconomicus in der Regel zugrunde gelegt, wenn es darum geht, wissenschaftliche Aussagen zu begründen. Eine deutliche Anmerkung: ‚Und Profit geht vor Moral.‘58)

„Vor allem dient das Modell als Leitbild für die Wirtschaftspolitik: Wenn nur Verbraucher und Unternehmer von der Vormundschaft des Staates befreit werden, dann werden sie im wohlverstandenen Eigeninteresse die besten Entscheidungen treffen. Die ‚unsichtbare Hand‘ des Marktes führt zur ‚optimalen Allokation der Ressourcen‘ - die Reichtümer dieser Welt werden so verteilt, dass die Menschen am meisten davon haben."59) Dieser Gedanke bestimmte die Wirtschaftspolitik während der achtziger Jahre in den großen Industrieländern. Mittlerweile, nach Jahren der Deregulierung und Privatisierung, ist der Homo oeconomicus in die Krise geraten. „Ein radikaler Klimaumschwung hat eingesetzt. Unter dem Namen Communitarians (Gemeinschaftler) propagiert eine ganze Schule von Philosophen und Sozialwissenschaftlern die Abkehr von der ungezügelten Gier nach Geld und die Rückkehr zu moralischen Werten und Orientierung am Gemeinwohl. Unter dem Namen Society for the Advancement of Socio-Economics (Sase)60) haben sich Ökonomen, Soziologen, Psychologen und Politologen zusammengeschlossen, um der Wirtschaftswissenschaft eine neue Orientierung zu geben. Zwei zentrale Themen einen diese Gesellschaft zur Förderung der Sozialökonomie.

Erstens : Der Mensch ist anders, als die traditionelle Lehre behauptet.

Zweitens: Versucht man den tatsächlichen Menschen dem Ideal der Ökonomen anzupassen, dann nehmen Wirtschaft und Gesellschaft ernsten Schaden.

Marktwirtschaften, so Etzioni, sind darauf angewiesen, dass die meisten Menschen bestimmte Regeln einhalten - „, dass 97 Prozent der Einzelhändler keine Bomben in die Läden ihrer Konkurrenten werfen; (ist eigentlich erstaunlich - wenn das ökonomische Prinzip stimmt - Anm. von mir) um die restlichen drei Prozent kann sich dann die Polizei kümmern. Wenn aber jedermann Bestechung oder Insiderhandel treibt, dann ist die Polizei machtlos."

Anders als die Neoklassik suggeriert, können Menschen rationale ökonomische Entscheidungen nicht treffen, wenn sie auf sich allein gestellt sind, sondern nur, wenn sie in Gemeinschaften und deren Normen verankert sind. Also brauchen die Marktwirtschaften im allgemeinen und Amerika im Besonderen eine Rückbesinnung auf solche Gemeinschaften und auf das Gemeinwohl. Aber wie soll das geschehen?"61)

Hierzu gibt es die Ansätze einer neuen Plattform:

1. die umfassende Stärkung der Familie,

2. die Schulen sollen explizit die Werte einer offenen Gesellschaft lehren: Menschenwürde, Toleranz, Gleichberechtigung, friedliche Konfliktlösung62), Demokratie63) und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft,

3. die Spenden der Privatwirtschaft für Politiker sollen zurückgedrängt und durch öffentliche Gelder ersetzt werden.

Diese Ansätze kommen von den Kummunitariern, die damit den Vätern der Sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland, besonders den Repräsentanten der katholischen Soziallehre, sehr nahekommen.

„Robert Osaki zum Beispiel, Wirtschaftsprofessor an der Universität Hayward in Kalifornien, glaubt, dass der Westen im allgemeinen und Amerika im Besonderen in dieser Hinsicht (Arbeitsethik und Qualitätsbewusstsein) von japanischen Managementkonzepten lernen kann. Der Erfolg der japanischen Unternehmen liege darin begründet, dass sie sich ganz auf die Förderung ihrer Mitarbeiter, des ‚Humankapitals‘ konzentrieren. Dieser Humankapitalismus ist eine institutionelle Innovation, die dem Unternehmen hilft, sich wie eine hochmotivierte Person64) zu verhalten."

In der Umweltpolitik wenden sich die Sozialökonomen gegen die Vorstellung, man könne die ökologische Krise dadurch beherrschen, dass der Staat einfach den Verbrauch von Ressourcen verteuert - etwa durch höhere Mineralölsteuern oder Müllabgaben. Dies sei zwar notwendig, reiche aber nicht aus, schreiben etwa Susse Georg und Inge Roepke, zwei dänische Wirtschaftswissenschaftlerinnen. „In vielen Fällen müssten die Bürger durch Wohnungspolitik, Stadtplanung und Gemeindeentwicklung erst die Möglichkeit erhalten, umweltfeindliche Konsummuster zu verlassen."65) Das Establishment in Amerika interessiert sich für die Bewegung der Kummunitarier. Dennoch bleibt Skepsis. In der Stunde seines größten Triumphes muss sich der Kapitalismus wieder mit seinen Kinderkrankheiten auseinandersetzen - mit Massenarbeitslosigkeit, Verelendung und gesellschaftlichem Zerfall. Jetzt zeigt sich, dass die Wirtschaftstheoretiker bis heute nicht genau wissen, warum der Kapitalismus diese alten Übel in den westlichen Industrieländern während der vergangenen vierzig Jahren weitgehend beseitigt hat66). Der homo oeconomicus findet sich dann wieder als Käufer. Er ist ganz einfach ein Entscheider - nach seinen Kriterien -, wobei der Preis wahrscheinlich ein sehr entscheidendes Kriterium ist. Das macht ihn wichtig, möglicherweise auch süchtig.

Die grundsätzliche Kauf-Entscheidung nach dem Preis tötet den vorhandenen Wohlstand der Hersteller in den Fällen, in denen vergleichbare Leistungen in großen Mengen angeboten werden. Wenn Rationalisierung in der Fertigung den allgemein zugänglichen Stand der Technik67) erreicht hat, werden die nächsten Kostenfaktoren in Zweifel gezogen. Das sind in vielen Branchen die Personalkosten. Damit können Arbeitsplätze verändert, verringert oder verlagert werden. Ich wende mich an diejenigen, die hier noch von einer ‚sozialen Marktwirtschaft‘ sprechen, weil die dort vermutete Balance des ökonomischen Systems realiter nicht existiert.

Aus diesem tendenziösen Prozess des Ungleichgewichtes will ich herausführen helfen.

53) "Ziel [zu ahd. zilon >sich beeilen<],

1) allgemein: Antrieb und Motiv menschl. Handelns -> Handeln, -> Mensch, -> Motiv, -> Person, -> Wille.

2) Handelsverkehr: die Zahlungsfrist.

3) Philosophie: latein. finis, griech. telos, eine der vier Ursachen des ARISTOTELES, und zwar jene, die den Primat vor den anderen innehat. Ziel ist das, um dessentwillen alles geschieht (griech. to hou heneka), indem es die Wirkursache zum Hervorbringen oder zum Überführen von etwas aus der Möglichkeit in die Wirklichkeit bewegt. Bewegende Kraft kommt dem Ziel dadurch zu, dass es vermöge der ihm eigenen Gutheit anzieht; angezogen aber wird ein Streben, weshalb dieses mit dem Ziel korrelativ zusammengehört und folglich jedes Streben sich unter dem Einfluss des Ziels als der ihm zugeordneten Finalursache entfaltet. Näherhin liegt in der Ursächlichkeit des Ziels ein Kreislauf, in dem es zugleich das Erste und das Letzte ist; es ist das Erste als das von der Wirkursache Angestrebte (finis in intentione), das Letzte aber als das von der Wirkursache Ausgeführte oder Verwirklichte (finis in executione), daher auch Endursache genannt. Oft spielen bei einem Geschehen mehrere Ziele ineinander, namentlich das nächste Ziel, das Zwischen-Ziel und das letzte oder End-Ziel, ebenfalls Endursache genannt. Aus der Wesenheit von Ziel und Streben ergibt sich die Zielstrebigkeit oder Teleologie; sie ist eine subjektive, wenn die Wirkursache aus dem Erkennen und Wollen des Ziels handelt; sie ist eine nur objektive, wenn das Anstreben und Verwirklichen des Ziels auf unbewusste Weise vor sich geht, wie das an Organismen zu beobachten ist. Ihr Wirken setzt eine ihnen eingeprägte, zu ihrer Natur gehörende zielstrebige Struktur voraus, die letztlich nicht ohne subjektiv zielstrebige Ursache zu verstehen ist; daraus erwuchs der teleologische Gottesbeweis, der noch I. KANT trotz seiner Kritik tief beeindruckt hat." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Zwanzigster Band, Wiesbaden, 1974, S. 678

54) "Macht (von ahd. mugan, indogerman. Wurzel magh >können<, >vermögen<), das Vermögen einer Person oder Gruppe, ihre Ziele gegen Widerstände durchzusetzen. Diese Widerstände können in äußeren Umständen, im Willen Dritter oder in der eigenen Person liegen...." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Elfter Band, Wiesbaden 1970. S. 751 "Einer der gefährlichsten Teufelskreise, die das Leben der gesamten Menschheit bedrohen, entsteht dadurch, dass das Streben nach einer möglichst hohen Rangordnungsstellung, mit anderen Worten, das Streben nach Macht, sich mit der zur Neurose gewordenen Habsucht verbindet, deren Ergebnisse Macht verleihen. Es wurde schon gesagt, dass die Quantität des Angesammelten den Drang zum Sammeln steigert; die böseste gegenseitige Steigerung findet zwischen Macht und Herrschsucht statt." Siehe LORENZ, Konrad, op. cit., S.127

55) Wirtschaft oder Ökonomie ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Befriedigung der Bedürfnisse dienen. Zu den wirtschaftlichen Einrichtungen gehören Unternehmen, private und öffentliche Haushalte, zu den Handlungen des Wirtschaftens Herstellung, Absatz, Tausch, Konsum, Umlauf, Verteilung und Recycling/Entsorgung von Gütern. Solche Zusammenhänge bestehen zum Beispiel auf welt-, volks-, stadt-, betriebs- und hauswirtschaftlicher Ebene. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft

56) Der Homo oeconomicus (lateinisch hŏmō oeconomicus ‚Wirtschaftsmensch‘), auch rationaler Agent genannt, ist in der Wirtschaftswissenschaft und Spieltheorie das theoretische Modell eines Nutzenmaximierers. In der Makroökonomie wird dieses Modell auch oft als sogenannter repräsentativer Agent benutzt, um wirtschaftliche Vorgänge zu analysieren. Ein häufig benutzter Spezialfall des Homo oeconomicus ist der zeitkonsistente Erwartungsnutzenmaximierer, mit dem sich insbesondere die Verhaltensökonomie auseinandersetzt. https://de.wikipedia.org/wiki/Homo_oeconomicus

57) Profit (von lat. profectus „Fortgang, Zunahme, Vorteil“ / Aussprache: [pRo'fit]) bezeichnet den Gewinn, also den Überschuss der Erträge über die Aufwendungen eines Unternehmens. Im Deutschen wird der Begriff vor allem in der Umgangssprache benutzt, in anderen Sprachen auch als Fachbegriff der Wirtschaftswissenschaft. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Profit

58) AUST, Stefan, GEIGES, Adrian, XI Jinping – Der mächtigste Mann der Welt, 2021, S.157

59) PIPER, Nikolaus, op. cit., Spalte 1

60) Die Sase wurde 1989 von ein paar Kommunitariern an der Harvarduniversität in Massachusetts gegründet; heute gehören ihr etwa 1100 Wissenschaftler an, mehrheitlich aus den Vereinigten Staaten, doch der Anteil von Westeuropäern, Japanern und Lateinamerikanern steigt. Zu den Gründern gehören der Staatswissenschaftler William Galston von der Universität Maryland, einst Berater des demokratischen Präsidentschaftskandidaten Walter Mondale, die Harvardjuristin Mary Ann Glendon und der Soziologe Amitai Etzioni von der George-Washington-Universität.

61) PIPER, Nikolas, op. cit., Spalte 3

62) Konflikt: [lat.>Widerstreit<] der, allgemein: Zusammenstoß, Widerstreit.

1) Recht: Kollision, Kompetenzkonflikt, Verfassungskonflikt.

2) Psychologie: das Aufeinandertreffen einander entgegengesetzter Interessen, Strebungen oder Motive. Bereits eine Situation, in der unter mehreren, an sich gleichgültigen Möglichkeiten zu wählen ist, stellt einen Konflikt leichterer Art dar." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Zehnter Band, Wiesbaden 1970, S.409

63) „Eine Demokratie zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht zu viel Courage braucht, sich seines eigenen Verstandes und Mundes zu bedienen. Darauf aber ist die angewiesen. Sie kann nicht auf die alltägliche Tapferkeit verzichten. Immer gehört Mut dazu, aus eigener Ansicht zu handeln, statt aus Angstnotwendigkeit, aus bequemer Unterordnung oder auf Weisungen hin“ SCHORLEMMER, Friedrich, Nichts macht uns so müde, wie das, was wir tun, in: ARNIM, Gabriele von, POLITIKLUST, 1994, München, S. 39

64) Hier fällt die Analogie Unternehmen - Person auf - Humankapital (als mathematische Variable oft abgekürzt mit H) bezeichnet in der Wirtschaftswissenschaft die "personengebundenen Wissensbestandteile in den Köpfen der Mitarbeiter". In der Humankapitaltheorie der Volkswirtschaftslehre wird Humankapital unter dem Gesichtspunkt von Investitionen in Bildung betrachtet. https://de.wikipedia.org/wiki/Humankapital.

65) PIPER, Nikolas, op. cit., Spalte 5

66) PIPER, Nikolas, op. cit., Spalte 5

67) Es kann davon ausgegangen werden, dass technische Leistungen in hohem Masse verfügbare sind, wenn es sich um "gängige" Konsumartikel handelt. Damit verlagert sich der Engpass auf eine andere Ebene.

0.2.4. Aus ökologischer Sicht

Ökologie68) ist ein Begriff, in dessen Hintergrund sich die Naturbezogenheit unseres Geschehens niederschlägt, meint also die Beziehung des Menschen zur Natur, wobei sie keine menschlich-beherrschende sein kann, da der Mensch Teil der Natur, der Biomasse69), ist. Die Wortzusammensetzung ‚Ökologie‘ zeigt, dass der Mensch grundsätzlich glaubt, die Umwelt und damit die Natur beherrschen zu können. Diese Sichtweise ist eine besondere Heraushebung eines Teiles der Natur, nämlich den des menschlichen Verstandes über die Natur als Ganzes. Es kann aber - leicht einsichtiger Weise - nicht sein, dass ein Teil des Ganzen das Ganze wiederum beherrscht. Hier setzt nach meiner Meinung eine grundsätzliche Überprüfung des Selbstverständnisses des Menschen in Bezug auf die ihn gebärende und bergende Natur an.

Der erreichte Wohlstand wird als gegeben und ‚natürlich‘ empfunden. Der Mensch fühlt sich aufgrund allgemeiner Erkenntnis über die Bedeutung der Ökologie bereit, für die Zukunft sein Verhalten zu ändern. Damit ist die vorhandene Lebenssituation noch nicht infrage gestellt. Substantielle Änderungen stehen eigentlich nicht zur Disposition. Der innere Impuls zur Verhaltensänderung scheint nicht gewaltig genug. Demzufolge bedarf es wohl eines äußeren bedeutungsvolleren Impulses, der zwingend wirkt. Die Bereitschaft zu Verhaltensänderung ist eher gering. Ich möchte die Sensibilität für notwendige Impulse fördern.

68 Die Ökologie (altgriechisch οἶκος oikos ‚Haus‘, ‚Haushalt‘ und λόγος logos ‚Lehre‘; also „Lehre vom Haushalt“) ist gemäß ihrer ursprünglichen Definition eine wissenschaftliche Teildisziplin der Biologie, welche die Beziehungen von Lebewesen (Organismen) untereinander und zu ihrer unbelebten Umwelt erforscht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Begriff zunehmend auch zur Bezeichnung der Gesamtumweltsituation verwendet, wurde dadurch aber auch insgesamt diffuser. Das Adjektiv „ökologisch“ wird umgangssprachlich überwiegend nur noch als Ausdruck für eine Haltung oder ein Agieren verwendet, das schonend mit Umweltressourcen umgeht. https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologie

69 Harald Welzer, Nachruf auf mich selbst, 2021, Auszug aus Presse: Mit einem Paukenschlag beginnt Harald Welzer sein Buch. "Die Masse der von Menschen hergestellten Objekte", schreibt er, habe sich "seit 1900 etwa alle 20 Jahre verdoppelt". Im Jahr 2020 habe die "tote Masse", also Häuser, Asphalt, Maschinen, Autos, Plastik, Kühlschränke, Computer und so weiter, die Biomasse erstmals übertroffen. Zugleich sei "die Biomasse aller Wildtiere" in den letzten fünfzig Jahren "um mehr als vier Fünftel geschrumpft". Im Gespräch erläutert Welzer diesen Befund: "Das heißt, das, was von irgendwelchen natürlichen Stoffen in Produkte verwandelt worden ist, ist mehr als das, was an natürlichen Stoffen da ist. Und da würde ich sagen, davon geht nichts Gutes aus. Weil am Ende leben wir von dem, was Biologie und Physik uns geben. Und das kann man nicht künstlich ersetzen. Das ist irre, oder?"

0.3. Lebensaspekte

Leben ist vom Wettbewerb70) gekennzeichnet. Das entspricht dem natürlichen Bestreben nach Erhaltung der Art und der Nischenorientierung in der Natur und dem Kampf der Unternehmen, eine Analogie zwischen Unternehmen und Individuen ist erlaubt. Wie kommen Menschen in Unternehmen mit der Kombination von Konkurrenzempfindungen71) zurecht? Individuelle Konkurrenzsituationen ereignen sich in einem Umfeld, in dem sie sie beschäftigenden Unternehmen selbst in einer Konkurrenzsituation stehen. Daraus entstehen neue Konfliktfelder.

„Solange Menschen in Unternehmen arbeiten, ist es kein geschlossenes System, das beherrschbar ist. Jeder Mensch hat mindestens zwei Welten, in denen er lebt: eine berufliche und eine private. Er ist deshalb nicht dazu bereit, sich nur der einen Welt voll unterzuordnen. Zu diesen beiden Welten im Unternehmen und in der Familie kommt jetzt noch eine dritte hinzu: Mit dem Wertewandel werden sich die Menschen ihrer eigenen Persönlichkeit und ihrer Einzigartigkeit bewusst. Persönlichkeitserfahrung, familiäre Rolle und berufliche Aktivität verlangen jeweils ihren eigenen Tribut.“72)

Es gibt keine geschlossenen Systeme. Der Konkurrenz steht Altruismus73) gegenüber. Beide bedingen einander. Was prägt unser Weltbild mehr?

70) "Es ist sicherlich eine genetisch programmierte Verhaltensnorm des Menschen, dass einer den anderen in irgendeiner Tätigkeit, die er gut kann, zu übertreffen strebt." LORENZ, Konrad, op. cit., S.172

71) Konkurrenz: "[lat. concurrere >zusammenlaufen, zusammentreffen. Biologie: der Wettstreit um Nahrung und Lebensraum (Z.B. Nährstoffe, Platz, Boden, Wasser, Licht) zwischen Organismen oder Teilen desselben Organismus". BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Zehnter Band, Wiesbaden, 1970, S. 435

72) MANN, R. op. cit., S. 65, siehe hierzu auch: BRESCH, Carsten, Evolution, Gesellschaft und die Umkehr von Werten in: Club of Rome, Die Herausforderung des Wachstum, Globale Industrialisierung: Hoffnung oder Gefahr? Bern, München, Wien, 1990, S. 45 ff

73 Altruismus (lateinisch alter ‚der Andere‘) bedeutet in der Alltagssprache „Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise“, kann bis heute jedoch nicht allgemeingültig definiert werden. Der Begriff ist nach seinem „Schöpfer“ Auguste Comte ein Gegenbegriff zu Egoismus und umfasse demnach eine absichtliche Verhaltensweise, die einem Individuum zugunsten eines anderen Individuums mehr Kosten als Nutzen einbringe. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Altruismus

0.3.1. Aus philosophischer Sicht

Individuen verstehen unter Philosophie vielfach ihre eigenen Glaubensdinge und ihr ‚selbstbestimmtes‘ Konsumverhalten, etwa: ‚Man mag Marken, Apple, fährt SUV, Mercedes und trägt Hugo Boss.‘ Außengelenkte Selbstnennung, Fremdbestimmung erfolgt. Autonomie74) entsteht nicht unmittelbar aus der Person, sondern ist überwiegend mittelbar definiert75).

Unternehmen nennen ihr Leitbild76 auch Unternehmensphilosophie und verstehen so ihre Authentizität77), ihr unternehmerisches Bewusstsein78).

Eine direkte Übertragung von ethischen Werten findet nicht statt. Der Verlust der Werte - Ergebnis aktueller westlicher Ethik - wird lediglich konstatiert. ‚Andere Werte‘ rücken in den Vordergrund. Diese Werte wachsen aus externen Zwängen oder Moden und lassen spürbar steigende Korruption und Kriminalität erahnen, haben aber eindeutig erkennbare Kennzeichen:

hohe, schnelle Verfügbarkeit von Gütern,

Sicherung der Pfründe und

Ausgrenzung der Nichtbesitzer

79

)

74) Autonomie heißt "sich selbst nennen können"

75) Siehe auch FROMM, Erich, Sein und Haben

76) Ein Leitbild ist eine schriftliche Erklärung einer Organisation über ihr Selbstverständnis und ihre Grundprinzipien, also eine Selbstbeschreibung. Es formuliert einen Zielzustand (realistisches Idealbild). Nach innen soll ein Leitbild Orientierung geben und somit handlungsleitend und motivierend für die Organisation als Ganzes sowie auf die einzelnen Mitglieder wirken. Nach außen (Öffentlichkeit, Kunden) soll es deutlich machen, wofür eine Organisation steht. Es ist eine Basis für die Corporate Identity einer Organisation. Ein Leitbild beschreibt die Mission und Vision einer Organisation sowie die angestrebte Organisationskultur. Es ist Teil des normativen Managements und bildet den Rahmen für Strategien, Ziele und operatives Handeln. Synonym zu Unternehmensleitbild werden teilweise auch die Begriffe Unternehmensphilosophie oder Geschäftsphilosophie verwendet. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmensleitbild

77) authentisch [von grch. authentes >Urheber<], verbürgt, echt, zuverlässig.

78) "Bewusstsein das, das unmittelbare Wissen um geistige und seelische Zustände; auch das Aufmerken auf einzelne Erlebnisse. Das, was einem bewusst ist oder sein kann, heißt Bewusstseinsinhalt (Objekt); dasjenige, dem etwas bewusst ist, heißt Ich (Subjekt). Die zwischen Bewusstseinsinhalt und Ich bestehende Beziehung heißt Bewusstsein, im engeren Sinne oder auch Bewusstheit. Die Bewusstseinsinhalte stehen infolge ihrer durchgängigen Ichbezogenheit in einem einheitlichen Zusammenhang (Einheit des Bewusstseins). Der Träger dieser Bewusstseinseinheit ist ein Einzelwesen (Individualbewusstsein)." BROCKHAUS ENZYKLOPÄDIE, Zweiter Band, 1967, S. 666

79) Vgl. OGGER, Günter, Nieten in Nadelstreifen: Deutschlands Manager im Zwielicht, München 1992

0.3.2. Aus psychologischer Sicht

„Das Dasein der meisten Menschen ist von der Angst80) davor geprägt, ihr Leben nicht voll entfalten zu können.“81) Angst ist eine natürliche psychische Funktion zum Schutz des Lebens, aber nicht Bedingung des Daseins. Sie steht biologisch im Dienst von Lebenserhaltung und Selbstschutz. Das gilt auch für Unternehmen als Organismus. Transferieren wir Freud’sche Begriffswelt auf die Organismen und fragen:

Wer oder was ist das Es;

Wer oder was ist das Ich und

Wer oder was ist das Über-Ich?

Ich folge hier der Idee einer Analogie zwischen Individuum und Organisation82), beides Organismen. Damit können alle Fragen, die an eine Person gerichtet sind, auch an eine Firma, eine Verwaltung oder eine Organisation gestellt werden.

Unter ‚Es‘ versteht man jene unbewusste Struktur, die durch Triebe, Bedürfnisse und Affekte gekennzeichnet ist. Es strebt unbewusst die Befriedigung eines Strebens an.

Für Unternehmen meint es die Sucht nach wirtschaftlichem Erfolg.

Für Individuen meint es Triebimpulse, Gefühle und Bedürfnisse.

Das ‚Ich‘ wird als Selbstbewusstsein verstanden und ist mit Wahrnehmung und Denken verbunden, es gilt das Realitätsprinzip.

Für Unternehmen meint es klare Planbarkeit und Ausrichtung nach Marktregeln.

Für Individuen ist es die Bestätigung, dass Ziele mit klarem Verstand zu erreichen sind.

Unter ‚Über-Ich‘ versteht man die Summe alle Normen, Werte, Moral, schlechthin Gebotsfelder. Ihr steht Angst nah.

Für Unternehmen meint das die Lehre, z. B. VWL und BWL, und ihre Empfehlungen im Hinblick auf die Konkurrenzlage.

Für Individuen beeinflusst es das Verhalten wegen vorhandener Rahmenbedingungen wie Kirche, Parteien, Vereine und Verhaltensregeln aus Tradition und Umfeld.

In der weiteren Betrachtung werden Unternehmen und Individuen in gleicher Weise angesprochen. Ich gehe davon aus, dass Identifizierungspotentiale sowohl bei der Einzelperson wie auch beim Unternehmen vorhanden sind. So wächst das Über-Ich zur steuernden und Angst weckenden Instanz im Verhalten. Es übernimmt die Rolle der ‚Erziehungsperson‘. Der Wille orientiert sich danach. Nach und nach bilden sich Abwehrmechanismen83) - und das sind Verhaltensregeln interner Prägung -, die gegen potentiellen Schmerz und Angst wirken sollen. Potentielle Schmerzen und Angst verändern die Lage. Das Über-Ich fordert Ergebnisse. Identifizierungsnot tritt auf. Authentizität ist gefordert, sonst droht der Verlust der notwendigen Kraft zur eigenen Differenzierung im Umfeld.

Bisher wird Psychologie als Werkzeugkasten für die Seele84) betrachtet. Dieser mechanistische Ansatz85