Perry Rhodan 1230: Psychofrost - Thomas Ziegler - E-Book

Perry Rhodan 1230: Psychofrost E-Book

Thomas Ziegler

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Beschreibung

Ein Nachrichtenmann berichtet - Report aus dem Reich der Kälte Während die Geschehnisse im Tiefenland, in dem Atlan, Jen Salik, Lethos-Terakdschan und ihre Orbiter wirken, einem neuen dramatischen Höhepunkt zustreben, scheinen der Zug der Endlosen Armada durch die Menschheitsgalaxis und die Aktivierung der restlichen Chronofossilien nicht mehr in Frage gestellt zu sein. Jedenfalls hat Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs der Elemente, bei seinen Angriffen auf die Endlose Armada und auf verschiedene Chronofossilien, die er zu pervertieren versuchte, nach anfänglichen Erfolgen schwere Niederlagen einstecken müssen. Ja, es kam sogar dazu, dass zwei der drei Basen des Dekalogs in die Gewalt der Gegenseite gerieten. Derartig in seiner Macht geschwächt, war es dem Element der Lenkung auch nicht möglich, das wichtige Chronofossil Hundertsonnenwelt länger zu halten. Vielmehr musste Kazzenkatt den Planeten wieder den Posbis überlassen. Mitte Juli des Jahres 428 NGZ kommt jedoch ein neuer Faktor ins kosmische Spiel zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos - ein Faktor, der sich bereits mit dem Erscheinen des ersten "Eisigen" angekündigt hat. Krohn Meysenhart, der "rasende Reporter", und die Crew des Medientenders KISCH bekommen es als erste zu tun mit dem Faktor PSYCHOFROST ...

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Nr. 1230

Psychofrost

Ein Nachrichtenmann berichtet – Report aus dem Reich der Kälte

von Thomas Ziegler

Während die Geschehnisse im Tiefenland, in dem Atlan, Jen Salik, Lethos-Terakdschan und ihre Orbiter wirken, einem neuen dramatischen Höhepunkt zustreben, scheinen der Zug der Endlosen Armada durch die Menschheitsgalaxis und die Aktivierung der restlichen Chronofossilien nicht mehr in Frage gestellt zu sein.

Jedenfalls hat Kazzenkatt, der Lenker des Dekalogs der Elemente, bei seinen Angriffen auf die Endlose Armada und auf verschiedene Chronofossilien, die er zu pervertieren versuchte, nach anfänglichen Erfolgen schwere Niederlagen einstecken müssen. Ja, es kam sogar dazu, dass zwei der drei Basen des Dekalogs in die Gewalt der Gegenseite gerieten.

Derartig in seiner Macht geschwächt, war es dem Element der Lenkung auch nicht möglich, das wichtige Chronofossil Hundertsonnenwelt länger zu halten. Vielmehr musste Kazzenkatt den Planeten wieder den Posbis überlassen.

Mitte Juli des Jahres 428 NGZ kommt jedoch ein neuer Faktor ins kosmische Spiel zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos – ein Faktor, der sich bereits mit dem Erscheinen des ersten »Eisigen« angekündigt hat.

Die Hauptpersonen des Romans

Krohn Meysenhart – ein berühmt-berüchtigter Kommunikationsspezialist.

Yürn – Ein Eisiger.

Perry Rhodan – Der Terraner geht ein unkalkulierbares Risiko ein.

Gucky – Der Mausbiber erweist sich wieder einmal als Retter in höchster Not.

Tormsen Vary

1.

Mein Name ist Krohn Meysenhart, und ich habe eine Geschichte zu erzählen.

Keine angenehme Geschichte. Niemand soll erwarten, dass ich nur von den guten und heiteren Dingen des Lebens berichte, denn meine Erlebnisse waren schrecklich und traurig und von einer Art, wie sie kein Mensch haben sollte. Aber was bedeuten dem Kosmos schon die Wünsche von uns Menschen? Wer sich hinaus zu den Sternen wagt, der muss wissen, dass ihn dort nur Gleichgültigkeit erwartet.

Ich kenne mich aus. Ich weiß, wovon ich rede.

Ich bin der beste Interstar-Kommunikationsspezialist der Milchstraße, der letzte aus der Zunft der rasenden Reporter, und ich bin mit dem Kosmos vertraut. Mehr als einhundert Jahre habe ich zwischen den Sternen verbracht. Ich habe gelernt, dass der Mensch in der Leere des Weltraums an Bedeutung verliert und dass sein Schicksal nicht wichtiger ist als das Schicksal eines Wasserstoffatoms.

Ich beklage mich nicht, denn ich habe mich daran gewöhnt.

Es war mein freier Entschluss, die alte Erde zu verlassen und mich der Gleichgültigkeit des Kosmos zu stellen – der Gleichgültigkeit und der Gefahr, die sich hinter ihr verbirgt. Ich fürchte mich nicht vor der Gefahr. Ich zog hinaus zu den Welten der Milchstraße, ich wagte mich in die Hölle des galaktischen Zentrums und nahm die Herausforderung des Kosmos an.

Ich habe mit der Gefahr gespielt und jedes Spiel gewonnen, aber dann – von mir unbemerkt – wurden die Regeln des Spiels geändert. Aus dem Spiel wurde Ernst, und die Gleichgültigkeit des Kosmos verwandelte sich in Grausamkeit, und das Schicksal zeigte sein wahres Gesicht.

2.

Nicht alles, was ich erzählen werde, habe ich selbst erlebt, und ich bin froh darüber. Einiges habe ich von jenen gehört, die vom Schicksal auserwählt wurden, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Einiges habe ich den Datenbänken NATHANS und den Speichern der Hamiller-Tube entnommen; einiges entstammt den Memorydiscs der SERUNS, die von Rhodan, Gesil, Gucky und mir beim Unternehmen Winterplanet getragen wurden; und einiges ist bloße Spekulation.

Niemand weiß, was wirklich auf LAGER geschehen ist, aber heute wissen wir genug über Kazzenkatt und den Herrn der Elemente, um sagen zu können: So oder so ähnlich hätte sich die Begegnung zwischen dem Lenkungselement und dem Wesen aus der Negasphäre zutragen können.

Niemand weiß, was Yürn tatsächlich dachte, glaubte und fühlte, als er an Bord der KISCH zu sich kam, an einem Ort, der für ihn die Hölle war. Doch nach den Informationen, die uns inzwischen über die Eisige Schar vorliegen, spricht eine Menge dafür, dass meine Schilderung zutrifft.

Und niemand weiß, was aus Satzinger und dem Krehl geworden ist, so dass alles, was ich über den Terraner und seinen mysteriösen Freund erzähle, auf Annahmen beruht und auf Erzählungen seiner Kollegen, den Informationen der BASIS-Personaldatei und den Szenarios der Hamiller-Tube.

Aber es spielt keine Rolle. Auch wenn hier und dort ein Detail nicht stimmt; auch wenn der eine oder andere Zwischenfall nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht – im großen und ganzen hat sich die Geschichte so zugetragen, wie ich sie erzählen werde.

Es ist eine wahre Geschichte, und wie alle wahren Geschichten ist sie voller Grausamkeit, Schrecken und Trauer, voller Hoffnung und Heiterkeit, voller Licht und Schatten. Und wie alle wahren Geschichten nimmt sie keine Rücksicht auf die Wünsche jener, die in ihr eine Rolle spielen. Es ist wichtig, diese Tatsache im Auge zu behalten.

3.

Die Geschichte beginnt Mitte Juli des Jahres 428 NGZ, und sie beginnt an Bord des Medien-Tenders KISCH, am Rand der galaktischen Eastside. Aber außer der KISCH gibt es noch andere Bühnen: Die BASIS; LAGER im Orbit um die Sonne Outside; der Planet Zülüt im Pliyirt-System; die Korvette KASCHMIR und der Sternentunnel, jene rund 18.000 Lichtjahre lange Schneise durch das Sonnenmeer der Milchstraße.

Doch der erste Akt spielt auf der KISCH.

Und die Personen, die die Bühne betreten, sind die Mitglieder meiner Mediencrew.

Wir hatten von der Liga Freier Terraner und der Kosmischen Hanse den Auftrag bekommen, die Ankunft der Endlosen Armada zu filmen und live in die Milchstraße zu übertragen. Überall in der Galaxis waren Schiffe der KH stationiert, die als Hyperkom-Relaisstationen die Überlichtsendungen der KISCH empfingen, verstärkten und an die planetaren Trivideo-Stationen übertrugen, damit fünfhundert Milliarden Wesen auf Tausenden von Welten das sehen konnten, was die Kameras der KISCH sahen: Die Endlose Armada, die in ungeheuren Schwärmen am Rand der Eastside aus dem Hyperraum stürzte.

Und als die Armada erschien, kam auch die Kälte, eine Kälte, wie sie nicht einmal das Universum an seinem fernsten und finstersten Ort kennt.

Die Kälte kam in der Gestalt eines Wesens namens Yürn, und sie kam zur KISCH, und für mich und meine Crew wurde es Winter, und der Winter gefror unsere Seelen, unsere Gefühle und Gedanken.

Niemand blieb verschont.

Weder Tardus Zanc, der unithische Trivideo-Techniker, noch Wonnejunge, der geniale und hoffnungslos infantile Medieninterpret von der Hundertsonnenwelt. Der siganesische News-Entertainer Ravael Dong fiel ihm ebenso zum Opfer wie der Diplom-Videologe und Informationsphilosoph Lüsysü von Gatas, wie der Ara und Informationssammler Rarp und der Posbi und Hyperkomrelais-Spezialist Ce-2222.

Und wie ich: Krohn Meysenhart.

Und zu diesem Zeitpunkt ahnte niemand, dass es noch viele weitere Opfer geben sollte.

Denn Yürn war kein Einzelgänger. Er war nur die Vorhut der Eisigen Schar

4.

Yürn fiel aus dem Nichts, und das erste, was er spürte, war Schmerz. Kein Schmerz, wie ihn ein Schnitt, ein Schlag erzeugt, sondern ein Schmerz, so grausam und umfassend, dass er jeglichen Gedanken ausschaltet. Der Schock war so groß, dass Yürn nicht einmal Zeit für einen Schrei fand, sondern sofort bewusstlos zusammenbrach.

Reglos lag er auf dem Boden eines großen, trüb beleuchteten Raumes, eines Ersatzteillagers im oberen Drittel der Tenderplattform der KISCH, und auf seinem geschlossenen Raumanzug glitzerten Eiskristalle. Raureif überzog lückenlos seine schlanke Gestalt, den Knorpelhals, den Tellerkopf. Einst war Yürn ein Blue gewesen, Navigator an Bord der YÜRZIIM, die zum gatasischen Flottenverband unter dem Kommando Si'its gehört und den Planeten Gorgengol angeflogen hatte – damals, im Juni des Jahres 427 NGZ, vor der Zündung Gorgengols, dem Aufbruch der Signalflamme in Richtung Milchstraße. Und wie alle Schiffe des bluesschen Flottenverbands war auch die YÜRZIIM mit dem ersten Element des Dekalogs, dem Element der Kälte, konfrontiert worden, und die Kälte hatte die YÜRZIIM gepackt und nicht mehr losgelassen.

Toter Stahl und lebendes Fleisch wurden gleichermaßen schockgefrostet. Binnen Minuten sank die Temperatur auf den absoluten Nullpunkt von -273,16° Celsius – und sank weiter. Die YÜRZIIM fiel aus dem vierdimensionalen Kontinuum des Einstein-Universums in das Universum der Minuswelt.

Aber Yürn starb nicht.

Er veränderte sich. Der Sturz in die Minuswelt, die Abkühlung der Körpertemperatur auf -961° Celsius, er führte zu einer Metamorphose des Körpers und des Geistes. Wie alle Opfer des Elements der Kälte passte sich Yürn seiner neuen Umwelt an und überlebte, auch wenn dieses Leben sich grundlegend von seiner alten Existenz unterschied.

Ich weiß nicht, wie Yürn die Minuswelt wahrnahm. Ich weiß nicht, was er in jenem fremden Universum empfand, oder welche Erscheinungsform er dort annahm, oder wie sich dieser andere Kosmos seinen Sinnesorganen darbot. Kein Eisiger hat unsere diesbezüglichen Fragen beantwortet – oder beantworten können. Uns bleiben nur Spekulationen.

Aber ich, der ich das erste Opfer des Psychofrosts wurde, ich habe nach meiner Rettung Träume gehabt, und vielleicht waren es mehr als Träume, sondern Botschaften aus einer Welt, so fremd, dass unsere Sprache bei ihrer Schilderung versagt. Ich habe Bilder gesehen, unverständlich und bizarr; Visionen, so zerbrechlich, dass ich es kaum wage, sie in Worte umzusetzen. Doch einige dieser Bilder sind klar und scharf, und wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie noch immer vor mir:

Schneeflocken, blaugefroren, und Eiszapfen, die wie glitzernde Türme den Fluss der Zeit säumen, und der Zeitstrom selbst ist in der barbarischen Kälte der Minuswelt erstarrt. Und wie die Zeit, so ist auch der Raum gefroren und von einer dicken Eiskruste bedeckt, und über dem Eis tanzen Schneeflocken, und einige Flocken tragen Gesichter. Ich sehe Yürns Gesicht, das Gesicht eines Blues, mit Tellerkopf und Katzenaugen. Die Augen sind kristallisiert und spiegeln das frostige Licht tiefgekühlter Sonnen, die nichts mit unseren Sonnen gemein haben, sondern wie große, majestätische Eisblumen an der ungeheuren Fensterscheibe eines Himmels sind, der sich in die Unendlichkeit erstreckt. Yürn wirbelt über die weiße Wüste des Raumes, und ich spüre, dass er glücklich ist, und da sind noch andere wie er, und sie knistern und knirschen im Frostlicht der kalten Sonnen.

Ich behaupte nicht, dass diese Bilder die Realität der Minuswelt wiedergeben. Sie sind nur Annäherungen, Symbole für Dinge, die unsere Sinnesorgane nicht wahrnehmen, unsere Gehirne nicht verarbeiten können. Aber wie alle Symbole enthalten sie eine tiefe Wahrheit.

Angepasst an die metapolaren Umweltbedingungen der Minuswelt, führte Yürn das Leben eines Eisigen, und bald vergaß er sein altes Leben als Blue, seine Herkunft, seine Vergangenheit. Vielleicht erinnerte er sich dann und wann, doch wenn dies so war, müssen ihm seine Erinnerungen wie ein böser Traum erschienen sein. Und dann – unvermittelt, unerwartet – barst das Eis der Minuswelt. Ein bodenloses Loch entstand im stahlhart gefrorenen Raum-Zeit-Kontinuum, und ein brutaler Sog erfasste Yürn, und wieder stürzte er aus seiner Welt, fiel durch das Nichts zwischen den Universen und materialisierte in einem Kosmos voller namenloser Schrecken.

In unserem Kosmos.

An Bord der KISCH.

Da war er nun, und der Schmerz hatte vorübergehend sein Bewusstsein ausgelöscht. Von Raureif überzogen, lag er auf dem Boden des Ersatzteillagers. Doch diesmal kam es zu keiner Metamorphose. Yürn blieb ein Kind der Minuswelt. Seine Körpertemperatur betrug nach wie vor -961° Celsius, obwohl er sich in einem Universum befand, dessen tiefstmögliche Temperatur um rund 700° Celsius höher lag.

Wieso wurde er nicht als Fremdkörper abgestoßen? Wieso kehrte er nicht in die Minuswelt zurück? Und wieso passte sich seine Körpertemperatur nicht nach und nach der Temperatur an Bord der KISCH an?

Wir wissen es nicht. So weit fortgeschritten die terranische Wissenschaft auch ist – noch immer gibt es Rätsel, die sie nicht zu lösen vermag. Natürlich hat man kluge Theorien aufgestellt. Waringer hat postuliert, dass jeder Eisige nach wie vor Teil der Minuswelt ist und nur als eine Art materielles Spiegelbild in unserem Universum existiert. Und dieses Spiegelbild ist von einem »Kokon« umhüllt – einem Kokon, der den Eisigen vor den Naturgesetzen unseres Kontinuums abschirmt und verhindert, dass er ihnen angepasst wird.

Kümmern wir uns nicht um diese theoretischen Erwägungen.

Kümmern wir uns um die Praxis.

Um Yürn. Er trug einen Raumanzug, und der Anzug war wie sein ganzer Körper von einer dünnen Schicht Raureif überzogen, und dieser Anzug bewahrte ihn vor dem sofortigen Tod. Denn an Bord der KISCH herrschte eine Temperatur von +20° Celsius, und was einem normalen Menschen angenehm erscheint, ist für einen Eisigen die Hölle. Obwohl durch einen rätselhaften Umstand davor geschützt, den Naturgesetzen des menschlichen Kosmos angepasst zu werden, bleibt er von den Umwelteinflüssen nicht verschont. Zwischen Yürn und seiner Umgebung bestand ein extremes Temperaturgefälle, und dieses Gefälle drängte auf Ausgleich.

Yürn drohte das gleiche Schicksal wie einer Kältemischung aus drei Teilen Eis und einem Teil Kochsalz, die der Umgebung Wärme entnimmt, sie also abkühlt, und bei diesem Prozess schmilzt. Doch Yürn entging den tödlichen Folgen des Temperaturausgleichs. Die Außenseite seines Raumanzugs neutralisierte den Großteil der verhängnisvollen Schmelzwärme, und der Rest wurde von Yürn absorbiert, in eine neue Energieform umgewandelt und wieder an die Umgebung abgegeben – als Psychofrost.

Die Luft um Yürn, der Boden, auf dem er lag, alles kühlte extrem schnell ab. Der Raureifüberzug seines Raumanzugs wurde dicker, zu einer grauweißen Kruste, als die Luftfeuchtigkeit kristallisierte. Dann verflüssigte sich ein Teil der Atmosphäre. Gasschnee fiel zu Boden, und der Boden wurde unter der rasenden Abkühlung rissig. Endlich hatte sich die Außenseite des Raumanzugs der Umgebungstemperatur so weit angenähert, dass der Prozess zum Stillstand kam. Wo Yürn lag, glitzerte Eis am Boden, an der Wand und der Decke, aber es fiel kein Gasschnee mehr. Und die tote Materie des Raumanzugs – von der gleichen Struktur wie Yürns Körpermaterie – gab nach und nach die aufgenommene Wärme an die inneren Schichten und schließlich an Yürns Haut, Fleisch und Knochen weiter, doch so langsam, dass der metamorphierte Organismus des Eisigen sie ohne Mühe in Psychofrost umwandeln konnte.

Yürns Schmerzen ließen nach. Und der Psychofrost breitete sich unsichtbar und tödlich in der KISCH aus.

Und ich fiel ihm zum Opfer – oder besser: Ich fiel der ersten von drei Komponenten des Psychofrosts zum Opfer, der psychomotorischen Komponente.

Natürlich wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts vom Psychofrost und seinen Komponenten. Ich spürte nur seine Wirkung, und meine Seele gefror im gleichen Augenblick. Ich befand mich im Regieraum der KISCH, im Zentraldeck der Tenderplattform, und hatte soeben ein unerquickliches Gespräch mit dem verrückten siganesischen News-Entertainer hinter mich gebracht. Die Armadashow lief, und laut Drehbuch sollte die Berichterstattung über die Endlose Armada durch diverse Showeinlagen aufgelockert werden. Verantwortlich für diese Einlagen war Ravael Dong, und der erste von ihm inszenierte Unterhaltungsblock war von solchem Aberwitz, dass ich mich gezwungen sah, die Übertragung zu unterbrechen und durch Archivaufnahmen der Galaktischen Flotte aus M 82 zu ersetzen. Aufnahmen, die die Endlose Armada kurz nach ihrem Auftauchen in der Nähe des Frostrubins zeigten.