Perry Rhodan 1246: Die Macht des Träumers - Thomas Ziegler - E-Book

Perry Rhodan 1246: Die Macht des Träumers E-Book

Thomas Ziegler

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Beschreibung

Visionen aus der Tiefe - die längste Nacht bricht an Während im Sommer 428 NGZ in der Galaxis der Kampf zwischen den Kräften der Ordnung und den Mächten des Chaos mit Erbitterung ausgetragen wird, entwickelt sich zur gleichen Zeit die Situation für die drei Ritter der Tiefe zunehmend kritischer. Schauplatz des Wirkens von Atlan, Jen Salik und Lethos-Terakdschan ist das Tiefenland. Und sie verfolgen das Ziel, den Auftrag der Kosmokraten zu erfüllen und mit den Raum-Zeit-Ingenieuren Kontakt aufzunehmen. Doch der Weg der Ritter endet vorerst im Reich der Jaschemen, wo es zwischen Graueinfluss und Vitalenergie zu einer kataklysmischen Auseinandersetzung kommt. In der Milchstraße, zu der wir umblenden und einen Zeitsprung zum Beginn des Jahres 429 machen, gibt es ebenfalls schwerwiegende Probleme. Denn neben der Endlosen Armada, die sich dem Solsystem nähert, um der Aktivierung Terras als Chronofossil beizuwohnen, nähern sich auch die Maschinen des Dekalogs. Und als sie im Abwehrfeuer vergehen, entstehen die Traummotten, die den Bann der Unwirklichkeit verbreiten. Doch dieser Bann weicht von den Menschen, sobald die Anin An zur Endlosen Armada zurückfinden und somit dem Dekalog verlorengehen. Kazzenkatt, dem Lenker des Dekalogs, bleibt nur noch das Element der Finsternis. Er ruft es und aktiviert seine eigene Macht - DIE MACHT DES TRÄUMERS ...

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Nr. 1246

Die Macht des Träumers

Visionen aus der Tiefe – die längste Nacht bricht an

von Thomas Ziegler

Während im Sommer 428 NGZ in der Galaxis der Kampf zwischen den Kräften der Ordnung und den Mächten des Chaos mit Erbitterung ausgetragen wird, entwickelt sich zur gleichen Zeit die Situation für die drei Ritter der Tiefe zunehmend kritischer.

Schauplatz des Wirkens von Atlan, Jen Salik und Lethos-Terakdschan ist das Tiefenland. Und sie verfolgen das Ziel, den Auftrag der Kosmokraten zu erfüllen und mit den Raum-Zeit-Ingenieuren Kontakt aufzunehmen.

Doch der Weg der Ritter endet vorerst im Reich der Jaschemen, wo es zwischen Graueinfluss und Vitalenergie zu einer kataklysmischen Auseinandersetzung kommt.

In der Milchstraße, zu der wir umblenden und einen Zeitsprung zum Beginn des Jahres 429 machen, gibt es ebenfalls schwerwiegende Probleme. Denn neben der Endlosen Armada, die sich dem Solsystem nähert, um der Aktivierung Terras als Chronofossil beizuwohnen, nähern sich auch die Maschinen des Dekalogs. Und als sie im Abwehrfeuer vergehen, entstehen die Traummotten, die den Bann der Unwirklichkeit verbreiten.

Die Hauptpersonen des Romans

Kazzenkatt – Der Träumer ruft das Element der Finsternis.

Hajo Kleimann – Ein Kosmojurist.

Krohn Meysenhart – Der Rasende Reporter als Spion im HQ-Hanse.

Vishna, Gesil und Srimavo – Sie kämpfen gegen die Finsternis.

Perry Rhodan

1.

Kazzenkatt der Träumer:

Die Asche der Vergangenheit

Es kam selten vor, dass er von Sarlengort träumte – von den Augen am Himmel, dem roten und dem weißen Auge der Doppelsonne hoch am Purpurhimmel, und von den Feuern, die die Glut der Asche neu entfachten. Wie ein graues Tuch bedeckte die Asche den Planeten, und aus dem Grau ragten weiß und makellos die Türme der Träumer empor. Nicht einmal der schwarze Schnee konnte ihren weißen Stahl beschmutzen.

Erinnerungen ...

An Stimmen in der Finsternis, an Stimmen am fahlen Tag. Und an Monde, die wie Tropfen aus geschmolzenem und wieder erstarrtem Gold die Aschewelt umkreisten. Du hast versagt, raunten die Monde. Und wer versagt und seine Pflichten vernachlässigt, hat Strafe verdient ... Er wusste, wer da mit den Stimmen der Monde sprach, und im Traum krümmte er sich zusammen und schrie: Es ist nicht meine Schuld! Ich habe alles versucht. Die Schuld trifft allein die Technos ... Aber er erhielt keine Antwort.

Im Traum wanderte er wieder über die rußgeschwärzten Hügel und an der Küste entlang, wo sich Schlacke zu grimmigen Skulpturen türmte. Ascheflocken wirbelten über den glasierten Strand. Am Horizont, halb in den Fluten des schmutzigen Ozeans ertrunken, kämpfte ein Raumschiffswrack der Wi'n gegen die Wellen. Bis auf das träge Rauschen der Brandung war es still. Der Wind hielt den Atem an, die letzten Ascheflocken fielen zu Boden. Im Süden flackerte der Widerschein der großen Feuer.

Die Schlacht war geschlagen, die Schlacht war verloren.

Das stolze Sarlengort war verbrannt. Es gab nur noch die Asche und die Türme der Träumer. Länger als zehn Jahrtausende hatten die Träumer über die Galaxis Narzesch geherrscht. Länger als zehn Jahrtausende hatten sie im Schutz ihrer unzerstörbaren Türme geträumt und im Traum die Geschicke von zahllosen Welten und Völkern bestimmt. Als körperlose Bewusstseine waren sie zu den Sternen geflogen, von einem Ende der Galaxis zum anderen, unsichtbar, aber allgegenwärtig, Herren über hundertfünfzig Milliarden Sonnen, Herren über Raum und Zeit, über das Leben von Billionen intelligenten Wesen.

Sie hatten die Leere des intergalaktischen Weltraums ausgespäht und die fernen Milchstraßen und Nebelcluster mit begehrlichen Blicken verschlungen. In Narzesch gab es keine Gegner mehr, mit denen sie im Traum spielen konnten; keine Rivalen, die stark und klug genug waren, um die Macht der Träumer zu gefährden. Und die Träumer – so lange unbesiegt, dass ihnen die Unbesiegbarkeit als Geschenk des Schicksals erschien – hatten zu Millionen den Leerraum durchquert, um die Nachbargalaxis zu erobern, um mit den Mächtigen der blauen Galaxis ihr altes Spiel zu treiben.

Die Träumer hatten nicht gewusst, dass die blaue Galaxis den Wi'n gehörte. Die Träumer hatten nicht gewusst, dass die Wi'n seit Jahrhunderten in einen kosmischen Krieg verstrickt waren und die Grenzen ihres Reiches von Maschinen bewachen ließen, denen nichts von dem entging, was im Leerraum geschah. Die Maschinen entdeckten das Invasionsheer der Zeroträumer und vernichteten es bis auf den letzten Mann. Und dann ...

Wie Heuschreckenschwärme waren die Patrouillen von Wi'n in Narzesch eingefallen; schnelle, schwerbewaffnete Raumschiffe, zu riesigen Flotten formiert, die jeden Widerstand brachen und dann den Himmel von Sarlengort verdunkelten. Vier Tage und vier Nächte lang hatte es Feuer geregnet, und als der Feuerregen aufhörte, gab es nur noch die Asche und die Türme.

Und in den Türmen Schläfer, die nie wieder erwachen würden; Träumer, in einem Albtraum gefangen, aus dem es kein Entkommen gab.

Die Wi'n hatten die weißen Türme nicht zerstören können, doch sie hatten dafür gesorgt, dass sich die Türme in Kerker verwandelten.

Erinnerungen ...

Dunst lastete auf dem Grau des zähflüssigen Ozeans; Asche lag auf dem verbrannten Land; Ruß hing in der Luft. Und wie ein ungeheures feuchtes Tier schlich der Dunst um die Küste. Längst war das geborstene Wrack hinter den schmutzigen Nebelschwaden verschwunden. Dann kam Wind auf und blies Asche in großen Wolken über den glasierten Strand, die Schlacke, die Hügel, bis das Aschegestöber dicht genug war, um den Turm zu verhüllen, der sich jenseits der Hügel in die Höhe reckte. Im Traum spürte er die klamme Umarmung des Dunstes und den trockenen Atem des Windes, und von plötzlicher Verzweiflung übermannt, schrie er auf: Warum ich? Warum lebe ich noch, während alle anderen dem Tod entgegenträumen?

Der Dunst zerriss.

Die Aschewolken verschwanden.

Aus der Nacht, die sich heimlich vom Horizont genährt hatte, trat eine dunkle Gestalt; dunkler als der Ruß, der die Wolken am Purpurhimmel schwärzte, dunkler als die Aschenacht und fremder als alles, was diese Welt je gesehen hatte. Die Gestalt war aus dem Nichts gekommen, auf Wegen, die kein normales Geschöpf beschreiten konnte, mit Plänen, die zu verschroben waren, als dass man sie laut auszusprechen wagte.

Im Traum war die Angst so roh wie damals.

Im Traum waren seit jener Nacht am verbrannten Strand keine viertausend Jahre vergangen. Im Traum stand er noch immer dem dunklen Fremden gegenüber, und wie damals las der Fremde seine geheimsten Gedanken.

»Ich kann dir helfen, dich an den Wi'n zu rächen«, sagte der dunkle Besucher.

»Wer bist du?«, fragte der Träumer.

»Dein Herr«, sagte der Fremde. »Dein Herr, dein Retter. Ich habe dich aus dem Traumgefängnis der Wi'n befreit. Mir allein hast du es zu verdanken, dass du aus dem endlosen Traum erwachen und deinen Turm verlassen konntest.«

Die Antwort machte ihm Angst, denn er wusste: Jede Hilfe hatte ihren Preis. Er wich zurück. Die Pigmentsensoren, die wie rötliche Sommersprossen seinen haarlosen, eckigen Kopf überzogen, wurden dunkler und stumpfer, als hoffte sein Körper, dass der Fremde verschwand, wenn er ihn nur lange genug ignorierte. Seine Angst wuchs. Aus seinem Atemmund drang ein erstickter Laut, und wie unter Krämpfen zogen sich die Schließmuskeln des Speisemunds zusammen.

»Was willst du?«, stieß der Zeroträumer hervor. »Was verlangst du von mir?«

Der Fremde bewegte sich nicht. Schwarz stand er in der Nacht, dunkler als sie, dunkler als alles auf Sarlengort.

»Du wirst mir dienen«, antwortete das dunkle Geschöpf. »Über andere wirst du herrschen, aber mir wirst du dienen. Du wirst mich nicht verraten, denn wenn du mich verrätst, wirst du sterben. Wenn du mir dienst, schenke ich dir das ewige Leben.«

Im Traum sah er zu seinem Besucher auf, und er wagte nicht, ihm zu glauben. »Das ewige Leben?«, wiederholte er zweifelnd. »Unsterblichkeit? Als Lohn für meine Dienste? Welche Dienste sind so wertvoll, dass man sie mit dem ewigen Leben belohnt?«

»Es ist Krieg«, sagte der Fremde. »Der Krieg ist schon so alt, dass selbst ich vergessen habe, wann er begonnen hat. Die Mächte der Vernunft ringen mit dem größten Feind, den das Universum hat. Dieser Feind täuscht vor, für die Ordnung und gegen das Chaos zu kämpfen, doch die Ordnung, die dieser Feind meint, ist der Tod für mich und meinesgleichen. Der Feind hat viele Gesichter und trägt viele Namen. Seine Helfer sind Legion und seine Machtmittel schier unbegrenzt. Die Mächte der Vernunft wären schon vor Äonen besiegt worden, hätte der Feind sich nicht selbst geschwächt ... durch die Beschädigung des Moralischen Kodes.«

Im Traum sah er an dem Fremden vorbei, sah das dunstige Meer und die glasierte Küste, die graue Asche des Landes und die Feuer am Horizont. Im Traum stellte er sich die gleichen Fragen, die er sich damals gestellt hatte: Warum soll ich ihm nicht dienen? Warum soll ich auf Sarlengort bleiben und sterben, wenn ich ewig leben kann? Die Völker von Narzesch werden sich daran erinnern, was wir Träumer ihnen im Lauf unserer zehntausendjährigen Herrschaft angetan haben. Sie werden kommen, um sich zu rächen, jetzt wodie Patrouillen von Wi'n die Macht der Träumer gebrochen haben. Sie werden kommen und eine Welt aus Asche finden, und in der Asche die Türme, und in den Türmen die letzten Sarlengort, unter ihren Träumen begraben ...

Dennoch fürchtete er sich vor dem Entschluss. Seine Pigmentsensoren – Auge, Ohr und Nase zugleich – wurden stärker durchblutet, als ob die Furcht seine Sinne schärfen wollte, um ihm das zu zeigen, was sich hinter all den Worten verbarg. Er fand, was er erwartet hatte. Eine Drohung. Ungehorsam bedeutet Tod. Zu seiner eigenen Überraschung erleichterte ihn die Drohung. Sie befreite ihn von der Last der eigenen Verantwortung. Der Gehorsam war eine Bürde, die sich leichter tragen ließ.

»Ich werde dir dienen«, wiederholte er im Traum die Worte von damals. »Ich denke, dass ich ...«

Schmerz traf ihn wie der Schlag einer stählernen Faust. Wilder körperlicher Schmerz, der ihn aufbrüllen ließ, aber die Welt war verbrannt, und die Träumer in den Türmen schliefen zu fest, um ihn hören zu können. Und das einzige Wesen auf Sarlengort, das ihn hörte, kümmerten seine Schreie nicht.

»Du wirst dienen, nicht denken«, sagte sein neuer Herr. »Du bist ein Werkzeug; mehr nicht.«

Er stöhnte. Ruß schwärzte seine weiße Haut; Ascheflocken blendeten seine Pigmentsensoren. Der Schmerz ließ langsam nach, und während der Schmerz abflaute, wuchs Zorn in ihm. Ohnmächtiger Zorn. Ich bin ein Sarlengort!, dachte er. Mein Volk hat zehn Jahrtausende lang über eine ganze Galaxis geherrscht! Niemand hat das Recht, mich so zu behandeln! Niemand ...

»Du bist mein Werkzeug«, sagte sein Herr. »Und du wirst mein Werkzeug bleiben. Mein wichtigstes Werkzeug, doch trotzdem ein Werkzeug, ein Element. Das Element der Lenkung, der Führer des Dekalogs der Elemente. Du bist nicht das erste Lenkungselement. Vierzehn haben mir vor dir gedient. Bis zu ihrem Tod. Sie starben im Kampf gegen die Mächte der falschen Ordnung, und dieser Tod war sanft; oder sie starben durch meine Hand, weil sie unfähig waren und versagt hatten, und dieser Tod ...«

»Ich verstehe.«

»Du verstehst nichts.«

Im Traum lag er keuchend in der Asche. Ruß verklebte die empfindlichen Pigmentsensoren, und als er den Kopf hob, verwandelte der Rußfilm die Hügel und den weißen Turm im Norden in Schattenrisse. Ganz Sarlengort war ein Schattenland – mit Schatten als Bewohnern. Er dachte an die Schläfer in diesem und den anderen Türmen und an das Schicksal, das sie erwartete. Er sah seinen Herrn an, aber ihm fehlte der Mut, ihn um Hilfe für sein Volk zu bitten. Ein Werkzeug diente und gehorchte; einem Werkzeug wurden keine Bitten gewährt. Er richtete sich mühsam auf.

»Du brauchst einen Namen«, sagte sein Herr, »einen neuen Namen.«

»Warum?«, wagte er zu fragen. Instinktiv, in Erwartung einer neuen Schmerzwelle, duckte er sich, doch der Schmerz blieb aus.

»Weil du von nun an mein Werkzeug bist. Du beginnst erst jetzt zu existieren. Was vorher war, hat es nie gegeben. Es muss so sein.« Etwas wie Belustigung ging von dem Unheimlichen aus. »Nur wer keine Bindungen hat, ist ein perfekter Diener. Nur wer keine eigene Identität, keine Vergangenheit hat, ist ein vollkommenes Werkzeug. Ich werde dir Identität und Vergangenheit nehmen und dir dafür Macht und Unsterblichkeit geben.«

»Du bist großzügig.«

»Was ich gebe, kann dir jederzeit genommen werden.«

Im Traum dachte er über einen neuen Namen nach, wie er vor viertausend Jahren auf Sarlengort nachgedacht hatte, und genau wie damals fand er die Antwort im Brandungsrauschen. Das Meer war tot, aber es rauschte noch.

»Nenn mich Kazzenkatt«, sagte er. »Kazzenkatt der Träumer.«

Denn Kazzenkatt, fügte die Brandung mit feuchter, schwerer Stimme hinzu, Kazzenkatt heißt: Ich will leben.

*

Mit einem Schrei fuhr er aus dem Schlaf. Einen schrecklichen Moment lang sah er noch die graue Asche und den glasierten Strand von Sarlengort vor sich, dann verblassten die Erinnerungsbilder. Er war wieder in der Wirklichkeit, in der Zentrale der PRIMAT DER VERNUNFT. Die Wände aus grüner Formenergie, der Boden, die Decke, das ganze Schiff – alles schien von innen heraus zu glühen. Wie um die Schatten seiner Träume zu vertreiben.

Formenergiehände massierten seine verspannte Rückenmuskulatur; aus dem Seitenwulst der Schlafmulde schob sich ein flexibler Schlauch. Automatisch öffnete er den Speisemund und trank gierig den mit belebenden Wirkstoffen versetzten Nährbrei. Während er trank, atmete er über das Luftröhrensystem des Atemhalses reinen Sauerstoff ein.

Kazzenkatt fühlte sich zerschlagen – wie nach jedem dieser seltsamen Träume, in denen er sich nicht von seinem Körper löste, sondern in den Abgrund seiner Erinnerungen stürzte.

Keiner seiner Artgenossen auf Sarlengort hatte je derartige Träume gehabt. Ein Traum war stets ein Zerotraum gewesen – das Bewusstsein schüttelte die Fesseln des Körpers ab und konnte in dieser ätherischen Zustandsform die Grenzen von Raum und Zeit überwinden, in Gedankenschnelle Entfernungen zurücklegen, für die sogar das Licht lange Jahre benötigte.

Auf Sarlengort hatte man nie davon gehört, dass es Träume gab, die in den Kosmos der Innenwelt führten statt in den Kosmos der Außenwelt, und dass im Universum des Unbewussten manchmal größere Gefahren lauerten als im Universum der Sterne und Galaxien.

Kazzenkatt schob den Nährschlauch zur Seite und horchte mit hellroten Pigmentsensoren in die Leere des Schiffes. Nichts. Nur das fast unhörbare musikalische Wispern der Formenergie. Er gab dem Bordcomputer einen mentalen Befehl. Die Formenergie der Schlafmulde bildete sich um. Die Mulde wuchs zu einem bequemen Sessel; ein weiterer Mentalbefehl, und in der Luft erschien ein unstrukturiertes holografisches Projektionsfeld. Während er unentschlossen das bunte Flackern des Hologramms betrachtete, fiel ihm ein, dass die Innenweltträume kurz nach seinem fünfhundertsten Geburtstag begonnen hatten. Und nun war er über viertausend Jahre alt, obwohl die natürliche Lebensspanne eines Sarlengort nur zweihundert Jahre betrug. Ohne die Zellduschen auf LAGER wäre er schon vor langer Zeit gestorben ...

Vielleicht, dachte Kazzenkatt, sind diese Träume der Preis der Unsterblichkeit. Vielleicht sind wir Sarlengort dem ewigen Leben psychisch nicht gewachsen. Die Last der Jahre wird drückender und drückender, bis nicht einmal mehr der Zerotraum Erleichterung bringt; was bleibt, sind die Reisen in die Innenwelt ... Ich werde meine Fähigkeit zum Zeroträumen verlieren, dachte Kazzenkatt deprimiert. Je länger ich lebe, desto schwerer wird die Last der Jahre, und um diese Last abzuschütteln, fliehe ich in den Weltraum. Aber die Jahre eines Unsterblichen sind zahllos, und eines Tages wird die Last unerträglich sein. Der Körper verwandelt sich in ein Gefängnis, aus dem es für den Geist kein Entkommen gibt. Was für eine schreckliche Vorstellung!

Und da ich dies erkannt habe, durchfuhr es Kazzenkatt, weiß es auch der Herr der Negasphäre. Er weiß, dass ich als Lenkungselement wertlos bin, wenn ich die Gabe des Zeroträumens verliere. Er wird mich töten oder mir die nächste Zelldusche verweigern ...