Hohlbein Classics - Phantom der Lüfte - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Phantom der Lüfte E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.


Die Story: Über 5000 Jahre lebte Borg schon. Er war ein verfluchter, ein Einsamer, ein Wanderer zwichen den Dimensionen. Schon mehrere Male war er vom Tod getroffen worden. Doch er stand immer wieder auf. Er konnte und durfte nicht sterben. Er mußte weiterleben und weiterkämpfen gegen das Phantom der Lüfte!


"Phantom der Lüfte" erschien erstmals am 14.12.1981 unter dem Pseudonym Robert Lamont in der Reihe "Professor Zamorra".


Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

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Seitenzahl: 137

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Inhalt

CoverHohlbein ClassicsÜber diese FolgeÜber den AutorTitelImpressumPhantom der LüfteVorschau

Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Phantom der Lüfte

Ein Professor Zamorra Roman

Über 5000 Jahre lebte Borg schon. Er war ein verfluchter, ein Einsamer, ein Wanderer zwischen den Dimensionen. Schon mehrere Male war er vom Tod getroffen worden. Doch er stand immer wieder auf. Er konnte und durfte nicht sterben. Er musste weiterleben und weiterkämpfen gegen das Phantom der Lüfte!

»Phantom der Lüfte« erschien erstmals am 14.12.1981 unter dem Pseudonym Robert Lamont in der Reihe »Professor Zamorra«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Phantom der Lüfte

Ein Professor Zamorra Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Professor Zamorra

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1455-7

Phantom der Lüfte

Ein Gespenster-Krimi von Robert Lamont

Borg ließ sich schwer atmend gegen die Reling sinken.

Sein nackter, muskulöser Oberkörper glänzte vor Schweiß und eingetrocknetem Blut, und seine Hände zitterten so stark, dass er Mühe hatte, das armlange Schwert zu halten, mit dem er sich seinen Weg hier herauf frei gekämpft hatte. Sein Herz hämmerte rhythmisch und schnell, und in seiner Schulter wühlte ein dumpfer Schmerz. Vom Achterdeck klangen die Schreie der Sterbenden und Verwundeten herauf; das Geräusch von Stahl, der auf Holz und Fleisch und Knochen traf, das dumpfe Wummern und Bersten der Kanonen, die ihre Ladungen aus allernächster Nähe in den Schiffsrumpf spien. Die Planken unter seinen Füßen zitterten. Ein Pfeil sirrte an ihm vorbei, bohrte sich dicht neben seinem Gesicht in den Mast und blieb zitternd stecken. Er bemerkte es kaum.

Aus, dachte er bitter. Verloren. Endgültig.

Sie waren geschlagen. Die Malicia sank. Die schweren, vom Blut rosarot gefärbten Wellen des Meeres leckten jetzt schon am Vordersteven, und das Wasser war ringsum bedeckt mit Trümmern und Leichen. Borg, der Pirat, hatte seine letzte Schlacht geschlagen. Der Happen, den er sich diesmal vorgenommen hatte, war ein bisschen zu groß für ihn gewesen.

Er stieß sich von der Reling ab und wankte stöhnend weiter. Die Luft roch nach Brand und Tod, nach Schießpulver, Blut und Seewasser. Schwarze, fettige Rauchwolken quollen neben ihm in die Höhe, und das Prasseln der Flammen übertönte für einen Augenblick fast den Lärm der Schlacht.

Ein Teil des zersplitterten Hauptmastes blockierte die Tür zur Kapitänskajüte. Borg rüttelte wütend an dem verkeilten Hindernis, brach sich die Fingernägel ab und stemmte sich noch einmal mit aller Kraft gegen das Trümmerstück. Er musste unter Deck gelangen, koste es, was es wolle. Er musste, wenn er noch eine winzige Chance haben wollte, das Gemetzel zu überleben.

Borg sah sich gehetzt um. Der Kampf verlagerte sich langsam vom Achterdeck auf das Hauptdeck hinauf. Seine Männer würden nur noch wenige Augenblicke standhalten.

Borg hatte vom ersten Augenblick an gewusst, dass es in diesem Kampf keine Gefangenen geben würde. Die Soldaten fluteten wie eine braune, brüllende Woge über das Deck und machten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte. König Wolan hatte geschworen, die Piraten ein für alle Mal von den Meeren zu vertreiben – und er schien sein Versprechen wahr zu machen. Seine Soldaten hatten Befehl, zu töten. Und sie führten diesen Befehl gnadenlos aus. Die Malicia war nicht das erste Piratenschiff, das in den letzten zwei Jahren in eine Wolanische Falle gefahren war – aber sie würde vielleicht das letzte sein. Borg war in den vergangenen Jahrzehnten zu einer lebenden Legende geworden. Borg, der Pirat. Der Schlächter. Der Geier der Meere. Der Kaiser der Ozeane – es gab viele Namen, mit denen man ihn bedacht hatte. Er war der ungekrönte König der Piraten.

In ein paar Augenblicken werde ich ein toter Piratenkönig sein, dachte er sarkastisch. Ein verdammt toter. Er riss sich von dem gleichermaßen faszinierenden wie grausigen Schauspiel los, stemmte die Schulter unter den Mast und spannte alle Muskeln. Seine Männer kämpften mit der gleichen Tapferkeit, die sie berühmt und gefürchtet gemacht hatte. Aber gegen einen Feind, der um ein Zehnfaches überlegen war, half auch die größte Tapferkeit nicht. Das Meer war rot vom Blut wolanischer Soldaten, und vier von fünf der leblosen Körper, die das Schiff und den umliegenden Ozean bedeckten, trugen das fleckige Braun der wolanischen Marine. Aber für jeden Toten kamen drei neue Soldaten aus dem riesigen Bauch des Frachters herauf.

Borg sah die Bewegung aus den Augenwinkeln heraus und fuhr herum. Ein dunkler, in blutiges Leder gekleideter Schatten tauchte vor ihm auf. In einer instinktiven Bewegung riss er sein Schwert empor, parierte den Schlag und stieß gleichzeitig mit dem Dolch zu. Der Mann ließ seinen Säbel fallen und griff sich an den Hals. Zwischen seinen verkrampften Fingern quoll Blut hervor.

Aber Borg blieb keine Zeit, sich über seinen Sieg zu freuen. Vier, fünf weitere Soldaten landeten neben ihm auf dem Deck und drangen mit gezückten Schwertern auf ihn ein. Obwohl seine Kleider zerfetzt und sein Gesicht fast unkenntlich vor Ruß und Blut war, schienen sie ihn erkannt zu haben. Borg rammte dem Ersten den Dolch in den Bauch, ließ sich blitzschnell fallen und führte einen Aufwärtsschlag, der einem zweiten Gegner das Leben kostete. Neben ihm hackte rasiermesserscharfer Stahl in die Planken, glitt über seinen Rücken und hinterließ einen langen, brennenden Kratzer. Aber der Schmerz stachelte Borgs Wut eher noch mehr an. Er federte hoch, durchbrach die Deckung eines Angreifers und wandte sich dann den verbliebenen zwei Gegnern zu.

Es war ein Kampf ohne Hoffnung. Borg kämpfte mit der Kraft der Verzweiflung, aber seine beiden Gegner waren jung, stark und ausgeruht. Und das Schicksal ihrer Kameraden hatte ihnen gezeigt, mit welch gefährlichem Gegner sie es zu tun hatten.

Langsam machte sich so etwas wie Verzweiflung in Borg breit. Er spürte, dass die beiden ihn nur hinhalten wollten. Sie hatten es nicht nötig, ihn zu töten. Alles, was sie erreichen mussten, war, ihn wenige Augenblicke zu beschäftigen. Vielleicht hatten sie sogar Befehl, ihn lebend zu fangen. Borgs Fantasie reichte durchaus aus, um ihm in düstersten Farben auszumalen, welches Schicksal König Wolan ihm bescheren würde. Er versuchte einen verzweifelten Ausfall und wurde zurückgetrieben. Auf seiner Schulter war ein weiterer, blutender Schnitt, als er gegen die Wand prallte. Er blutete jetzt aus unzähligen Wunden. Keine von ihnen war gefährlich, aber jede einzelne kostete ihn Kraft und Konzentration.

»Gib auf, Borg!«, keuchte einer der Soldaten. »Wirf deine Waffe weg. Du hast verloren.«

Borg lachte schrill und schlug nach dem Kopf des Mannes. Stahl krachte gegen Stahl, rutschte Funken sprühend daran entlang und glitt ab. Der Mann taumelte zurück, verlor das Gleichgewicht und trat noch im Hinfallen nach Borgs Beinen.

Seine Reaktion kam einen Sekundenbruchteil zu spät. Er strauchelte, taumelte mit wild rudernden Armen zurück und krachte schwer gegen die Wand. Sein Schädel schlug schmerzhaft gegen das Holz. Für die Dauer eines Herzschlages wallten rote, blutige Nebel vor seinen Augen. Er sank zu Boden, hob in einer kraftlosen Abwehrbewegung die Arme und wartete auf den tödlichen Hieb.

Aber er kam nicht.

Einer der beiden Soldaten bäumte sich plötzlich auf, ließ seine Waffen fallen und versuchte verzweifelt, eine Stelle auf seinem Rücken zu erreichen. Zwischen seinen Schulterblättern ragte der zitternde Schaft eines Pfeiles empor.

»Borg!«

Der Aufschrei ließ ihn instinktiv herumfahren. Millimeter neben seinem Kopf bohrte sich ein Schwert in das Holz. Borg fing den nachgesetzten Dolchstoß mit dem Unterarm ab, griff nach seinem Schwert und bohrte es dem Soldaten, der noch immer verzweifelt versuchte, seine eigene Waffe aus dem Holz zu ziehen, durch die Brust. Der Mann ging mit einem lautlosen Seufzer zu Boden.

»Das sah knapp aus. Du lässt nach, Alter.« Varcon grinste flüchtig und streckte ihm die Hand entgegen.

Borg stand ächzend auf. Sein ganzer Körper schmerzte. Seine linke Schulter schien in Flammen zu stehen. Er machte einen zögernden Schritt, schwankte und wäre gestürzt, wenn Varcon ihn nicht gestützt hätte.

Der alte Druse sah gehetzt aus. Sein Gesicht war grau – ob vor Angst oder Anstrengung, konnte Borg nicht erkennen. Er keuchte, und in seinen Augen stand ein unstetes, verzweifeltes Flackern.

Borg deutete mit einer Kopfbewegung auf das Trümmerstück, das den Durchgang versperrte. »Hilf mir.«

Varcon nickte, rammte seine Waffe in den Boden und griff mit beiden Armen zu. Trotz seines dünnen und fast schwächlich wirkenden Äußeren war er stark, sehr stark sogar. Der grauhaarige Magier hatte schon so manchen Jüngeren mit seiner Körperkraft überrascht.

Während der Kampf hinter ihnen nähertobte, wuchteten sie das zentnerschwere Bruchstück ächzend von der Tür fort.

»Der Stein«, keuchte Borg. »Wir ... müssen den Stein holen.«

Varcon duckte sich blitzschnell und verzog das Gesicht, als sich ein Pfeil dort in das Holz bohrte, wo sich noch Augenblicke zuvor sein Kopf befunden hatte.

»Ich glaube, wir hatten dieselbe Idee. Schnell jetzt.«

Borg schlüpfte durch den Eingang, ohne sich auch nur einmal umzusehen. Die Geräusche in seinem Rücken sagten ihm genug. Der Widerstand seiner Männer würde in wenigen Augenblicken vollständig gebrochen sein. Die Wenigen, die sich noch auf den Beinen hielten, hatten sich um ihren Kapitän geschart und kämpften verzweifelt, aber gegen die immer neu nachdrängenden Soldaten hatten sie keine Chance.

Das Schiff bäumte sich auf, als die Kanonen des Feindes eine weitere Breitseite in seine zerfetzte Flanke jagten. Holz splitterte. Ein Mann begann hoch und spitz zu schreien und brach abrupt ab. Der letzte Mast zerbrach und fiel mit donnerndem Krach auf das Deck.

Borg stolperte, prallte im Dunkeln gegen etwas Hartes und schlug sich das Gesicht auf. Hinter ihm warf Varcon die Tür zu und legte ächzend den Riegel vor. Das Schiff hatte jetzt spürbare Schlagseite.

»Wir müssen uns beeilen«, keuchte der Druse. »Der Kahn sinkt.«

Borg lachte humorlos und tastete sich vorsichtig weiter. Der Boden war übersät mit Trümmern und herumfliegenden Möbelstücken. Aber er kannte sich hier auch mit verbundenen Augen aus. Die letzten vier Jahrzehnte seines Lebens hatte er auf diesem Schiff verbracht.

Vielleicht würde er auch die letzten Minuten seines Lebens auf ihm verbringen, dachte er düster.

Aber nur, wenn er es nicht verhindern konnte.

Er fand die Tür zur Kapitänskajüte, stemmte sie auf und wartete ungeduldig, bis Varcon hinter ihm hergehumpelt war. Der Druse blutete aus Dutzenden von Wunden. Sein graues Haar war mit roten und schwarzen Streifen durchsetzt, und sein linker Arm hing nutzlos herunter.

»Der Stein!«, drängte Varcon. »Wo hast du ihn?« '

Borg schloss sorgfältig die Tür, klemmte einen Stuhl unter die Klinke und ging dann zu der schweren, eisenbeschlagenen Truhe hinüber, in der er seine wertvollsten Besitztümer aufbewahrte.

»Die Drachenkrieger«, keuchte der Druse. »Du musst die Drachenkrieger beschwören. Nur sie können uns noch retten.«

Borg antwortete nicht. Er nestelte mit ungelenken Fingern am Schloss herum, fluchte schließlich wild und zerschmetterte es mit einem einzigen Schwerthieb. Von draußen waren jetzt dumpfe Schläge zu hören; Metall, das gegen Holz krachte. Schließlich das helle Splittern, mit dem die äußere Tür nachgab. Harte Stiefelsohlen trappelten über den Boden. Borg wühlte mit bebenden Händen in der Kiste. Gold, Edelsteine und wertvolle Stoffe flogen achtlos durch die Kabine. Schließlich hatte er gefunden, wonach er suchte: eine kleine, schlichte Schatulle aus poliertem Holz. Auf dem Deckel war ein kompliziertes, kabbalistisches Muster eingeschnitzt.

Borg starrte die Schatulle einen Herzschlag lang an.

»Ich hoffe, deine Magie funktioniert«, sagte er dumpf.

Vercon lachte nervös.

»Es ist nicht meine Magie. Aber der Stein stammt aus dem Grab Carnons des Schrecklichen – du kannst sicher sein, dass seine Magie wirkt.«

»Wenn nicht, brauchen wir uns auch keine Sorgen mehr zu machen«, sagte Borg spöttisch. Er wies mit einer Kopfbewegung auf die Kajütentür. Das Holz erbebte unter einer Reihe wuchtiger Schläge.

Varcon schluckte nervös. Seine Lippen bebten.

»Schnell jetzt. Die Drachenkrieger!«, drängte er.

Borg klappte den Deckel mit einer fast andächtigen Bewegung hoch. Das Kästchen war mit schwarzem Samt ausgeschlagen und enthielt einen kleinen, unscheinbaren Stein, der sich weder in der Farbe noch im Schliff von einem jener billigen Schmucksteine unterschied, wie ihn die Dirnen in den Hafenkneipen zu tragen pflegten.

Aber er war mehr, weit mehr.

Wenn Varcons Ezählungen stimmten – und Borg hatte keinen Grund, an der Aufrichtigkeit des alten Drusen zu zweifeln – dann stammte er direkt aus dem Grab eines der mächtigsten Zauberer, die das wolanische Reich jemals gekannt hatte. Und er besaß magische Fähigkeiten. Er konnte seinem Besitzer nahezu jeden Wunsch erfüllen – aber nur einmal.

Jeder Mensch kann ihn nur einmal

benutzen, dachte Borg. Ein einziges Mal. Wähle das Falsche, und die Chance ist vertan.

»Schnell!«, drängte Varcon. Seine Stimme zitterte. »Die Drachenkrieger! Sie sind unsere letzte Chance!«

Vor Borgs Augen erschien das Bild der schrecklichen, geflügelten Drachenkrieger von Khasanthi; dreieinhalb Meter große, reptilienähnliche Kreaturen, die auf allen Kontinenten Wolans gleichermaßen gefürchtet waren. Die Drachenkrieger galten als unbesiegbar. Kein Schwert war scharf genug, kein Pfeil schnell genug, ihre schuppige Panzerhaut zu durchschlagen, keine Rüstung hielt den fürchterlichen Hieben ihrer Krallenhände stand. Ein Befehl von ihm, und Dutzende der grässlichen Kreaturen würden die wolanischen Soldaten ins Meer fegen.

Und dann?, dachte Borg. Was geschieht dann? Das Schiff sinkt. Die meisten Männer sind tot.

Was würde geschehen, wenn er die Macht des Steines nutzte, um sein Schiff ein letztes Mal zu retten? Er war besiegt, so oder so. Vielleicht konnte er das halbe Dutzend Männer, das den Angriff der Soldaten überlebt hatte, auf den wolanischen Segler führen und irgendeine verlassene Insel ansteuern. Aber Borg, der Pirat, war tot. Die Legende war zerstört. Früher oder später würde man ihn fangen und wie einen Strauchdieb an den nächsten Baum hängen.

Die Tür gab unter einer Reihe wütender Stöße nach. Holz splitterte. Wütende Stimmen drangen von draußen herein.

»Den Spruch!«, kreischte Varcon! »Borg! Deine Männer erwarten deine Hilfe! Sie sterben! Borg!« Die Stimme des Alten überschlug sich.

Borg gab ihm einen rüden Stoß vor die Brust, als die Tür endgültig zersplitterte. Ein halbes Dutzend braun gekleideter Gestalten drängte in den Raum.

»Halt sie auf!«, schrie Borg.

Der Druse fuhr herum, schwang seinen Säbel und warf sich der Übermacht mit Todesverachtung entgegen.

»Die Drachenkrieger, Borg!«

Die Drachenkrieger ...

... und dann? Was wird dann sein? Flucht, ein ewiges Gejagtsein. Schließlich werden sie über mich lachen. Borg, der Pirat, wird wie ein Hund krepieren. Irgendwo.

Und plötzlich wusste er, was er tun musste.

Varcons Augen weiteten sich entsetzt, als er die Veränderung sah, die mit seinem Kapitän vor sich ging.

Borgs Lippen hatten die Worte kaum gemurmelt, als sein Körper zu verschwimmen begann. Seine Konturen zerfaserten, gleichzeitig wurde sein Körper dünn und durchsichtig, so dass das Licht des dahinterliegenden Fensters hindurchschien.

Der Druse schrie auf, ließ von seinem Gegner ab und sprang mit einem Satz auf Borg zu. Aber seine ausgestreckten Hände fuhren durch den Körper des Piratenkapitäns hindurch. Borg war nicht mehr als ein Schatten, ein verwehender Umriss, der mit jedem Augenblick undeutlicher wurde.

»Verräter!«, kreischte der Druse. »Du verdammter Feigling! Du lässt ...« Ein Schwert bohrte sich in seinen Rücken und schmetterte ihn zu Boden.

Aber noch lebte er.

Mühsam, unter Aufbietung von Kraftreserven, die er seinem geschundenen Körper schon gar nicht mehr zugetraut hätte, stemmte er sich noch einmal hoch.

»Feigling«, röchelte er. »Verflucht sollst du sein, elender Feigling. Deine Männer gingen für dich in den Tod, und zum Dank hast du sie verraten.« Er hustete, spuckte Blut und fiel schwer vornüber. Aber seine Stimme war trotz des Röchelns, das sich in seine Worte mischte, noch klar und verständlich.

Die Worte ließen selbst die abgebrühten Soldaten erschauern.

»Niemals«, keuchte er, »sollst du Ruhe finden. Deine Seele soll verflucht sein. Du sollst gejagt werden, Borg, gehetzt durch alle Welten und Zeiten. Alles, was du liebst, soll dir genommen werden. Höre meinen Fluch, Borg. Du wirst nie Ruhe finden, niemals Frieden. Nie, nie, nie ...«

Er starb im gleichen Augenblick, in dem die Gestalt des Piratenkapitäns endgültig verschwand.

Aber seine Worte schienen wie ein geisterhaftes Echo noch lange in der verwüsteten Kabine zu hängen.

***

Der Himmel war von einem geradezu kitschigen Postkartenblau. Es war heiß, unerträglich heiß. Der letzte Regen schien vor einer Million Jahre gefallen zu sein, und die Luft war so trocken, dass der Wind, der um die Karosserie des Wagens strich, zu knistern schien.

»Nun?«, fragte Zamorra ruhig. »Kriegst du es hin?«