Piemont & Aostatal - Reiseführer von Iwanowski - Dr. phil. Sabine Gruber - E-Book

Piemont & Aostatal - Reiseführer von Iwanowski E-Book

Dr. phil. Sabine Gruber

3,8

Beschreibung

Die höchsten Berge Europas, waldbedeckte Mittelgebirge, weinbewachsene Hügel, dazu die brettflache Poebene und herrliche Seen wie der Lago Maggiore geben dem Piemont und dem angrenzenden Aostatal einen unverwechselbaren Charakter. In dem Reisehandbuch "Piemont & Aostatal" finden sich auf über 400 Seiten detaillierte Infos zu den kulturgeschichtlichen Highlights sowie kulinarische Exkurse und Hinweise zu Land und Leuten. Zudem erschließen 34 Wanderrouten die einzigartigen Landschaften: Jede Wanderung wird durch eine Kurzübersicht mit allen Fakten sowie je einer Wanderkarte und einem Höhenprofil fachkundig erläutert. Alle Sehenswürdigkeiten, aber auch Restaurants, Unterkünfte und Einkaufsmöglichkeiten an den Strecken sind beschrieben. Das Piemont lässt sich ganzjährig bereisen, am schönsten sind die Monate von April bis September. - 34 Wanderrouten mit Wanderkarten, Grafiken und Höhenprofilen - Viele individuelle Übernachtungs- und Restauranttipps für genussvolles Reisen - Ausführliche Reisebeschreibungen sowie Ausflug an den Lago Maggiore; mit textbezogenen Detailplänen +++Bitte beachten Sie, dass einige praktische Zusatzfunktionen unserer ebook-Reiseführer (z.B. Zoombarkeit von Karten und Fotos, Internetlinks) nicht von allen Readern gleichermaßen unterstützt werden. Dazu kann auch eine unterschiedliche Ladezeit bei den Lesegeräten gehören. Wir möchten Sie bitten, dies vor dem Kauf zu berücksichtigen. Vielen Dank!+++

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IWANOWSKI’S

PIEMONT & AOSTATAL – Top-Ziele

Die Isola Bella im Lago Maggiore bei Stresa beherbergt den Palazzo Borromeo mit seinem Barockgarten – ein Traum für Kulturliebhaber und Gartenfreunde, Seite 105 Die Abbazia di Vezzolano im Monferrato ist eines der interessantesten mittelalterlichen Baudenkmäler im Piemont – und man kann auf einem wunderschönen Weg hinwandern, Seite 174 In La Morra kann man tagsüber durch einige der besten Weinlagen Italiens wandern und abends den dort angebauten Barolo genießen, Seite 200 Das Santuario di Oropa oberhalb von Biella bietet Kultur in einer reizvollen Bergumgebung. Schon seit Jahrhunderten kommen die Pilger hierher, Seite 295 Die Stadt Saluzzo ist eine der sehenswertesten im Piemont – in den engen Gassen spürt man die Vergangenheit. Im nahegelegenen Castello di Manta gibt es einmalige Fresken zu bewundern, Seite 325 bzw. 331 Der Gran Paradiso-Nationalpark, der zur Hälfte zum Piemont, zur Hälfte zum Aostatal gehört, ist nicht nur der älteste Nationalpark Italiens, sondern wegen des unvergesslichen Bergpanoramas auch einer der schönsten, Seite 374 Wer vom Großen St. Bernhard-Pass ins Tal wandert, kann nicht nur die herrliche Berglandschaft genießen, sondern auch den treuherzigen Bernhardiner-Hunden begegnen, Seite 378

IWANOWSKI’S

PIEMONT & AOSTATAL – Autorentipps

Sabine Gruber, Dr. phil., wurde 1967 in Wiesbaden geboren. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Publizistik in Mainz und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin an einer Universität. Seit vielen Jahren verbringt sie einen Großteil ihres Urlaubs in Nord- und Mittelitalien. Am Piemont schätzt sie besonders die Möglichkeit, ihre Italienbegeisterung mit dem Wandern zu verbinden.Ralph Zade wurde 1966 in Bremen geboren. Er studierte Jura in Göttingen, Paris und München und ist hauptberuflich als Redakteur in einem Verlag tätig. Am Piemont fasziniert ihn neben der Vielfalt seiner Landschaften seit jeher die Mischung italienischer und französischer Kultur.

Unsere Autoren Sabine Gruber und Ralph Zade geben Ihnen nützliche Tipps und individuelle Empfehlungen

Machen Sie einen süßen Rundgang durch Turin: Schlendern Sie von Café zu Café und von Chocolaterie zu Chocolaterie und probieren Sie, wo sie möchten, eine der leckeren Spezialitäten, Stadtspaziergänge Seite 234 bzw. Adressen Seite 252 An der Pforte des Roero verbindet ein Rundwanderweg, der durch wunderschöne Wiesen und Wälder führt, die historischen Orte Sommariva del Bosco und Sanfrè, Seite 194 Der Sacro Monte di Varallo, der älteste, größte und berühmteste aller Sacri Monti, bietet ein kulturelles Erlebnis ersten Ranges in einer wunderschönen Umgebung – Natur und Kunst gehen hier eine einzigartige Verbindung ein, Seite 135

Sabine Gruber Ralph Zade

Piemont& Aostatal

Im Internet:

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[email protected]

Piemont & Aostatal 2. Auflage 2014

© Reisebuchverlag Iwanowski GmbH Salm-Reifferscheidt-Allee 37 • 41540 Dormagen Telefon 0 21 33/26 03 11 • Fax 0 21 33/26 03 34 [email protected], www.iwanowski.de

Titelfoto: Blick über Stresa auf den Lago Maggiore (Huber Images/John Lawrence) Alle weiteren Abbildungen von Dr. Sabine Gruber und Ralph Zade, außer: S. 4, 72, 88, 132 (Guido Aellig); S. 93 (Distretto Turistico dei Laghi-Stresa); S. 3, 12, 19, 22, 29, 30, 33, 34, 39, 40, 48, 53, 55, 61, 67, 164, 230, 232, 238, 242, 280, 286, 301, 338, 351, 365, 372, 396, 404, 420 (Fototeca ENIT); S. 25, 26, 44, 379 (Pixelio)

Redaktionelles Copyright, Konzeption und deren ständige Überarbeitung: Michael Iwanowski Lektorat und Layout: derschönstesatz, Köln Karten: Astrid Fischer-Leitl, München; Überarbeitung: Kartengrafik Thomas Vogelmann, Mannheim Titelgestaltung: Point of Media, www.pom-online.de

Alle Rechte vorbehalten. Alle Informationen und Hinweise erfolgen ohne Gewähr für die Richtigkeit im Sinne des Produkthaftungsrechts. Verlag und Autoren können daher keine Verantwortung und Haftung für inhaltliche oder sachliche Fehler übernehmen. Auf den Inhalt aller in diesem ebook verlinkten Internetseiten (sog. “Links”) Dritter haben Autoren und Verlag keinen Einfluss. Eine Haftung dafür wird ebenso ausgeschlossen wie für den Inhalt der Internetseiten, die durch weiterführendeVerknüpfungen damit verbunden sind.

ebook-Vertrieb: Bookwire GmbH, Frankfurt/Main

ISBN epub: 978-3-86457-094-0

Inhalt

Einleitung: Die Landschaft als großes Theater

1. LAND UND LEUTE

Piemont und Aostatal auf einen Blick

Historischer Überblick

Von der Antike bis zum Frühmittelalter

Hochmittelalter, Spätmittelalter und Frührenaissance

Der Ausbau des Savoyerstaates

Von der französischen Revolution bis zur Einheit Italiens

Von der Einheit bis heute

Grundzüge der historischen Entwicklung im Aostatal

Landschaftlicher Überblick

Die Großlandschaften

Geologie

Klima und Reisezeit

Flora

Fauna

Wirtschaft, Bevölkerung und Gesellschaft

Wirtschaft

Bevölkerung und Gesellschaft

Der piemontesische Dialekt

Kunst und Kultur

Architektur

Bildende Kunst

Literatur

Musik

Feste und Traditionen

Kulinarisches

Typische Gerichte und Spezialitäten

Antipasti • Primi Piatti • Secondi Piatti • Dolci • Käse • Kaffee und Digestif • Gebäck und Süßes

Wein

Rotwein • Weißwein • Dessertwein und Schaumwein

2. PIEMONT UND AOSTATAL ALS REISEZIEL

Die Gelben Seiten:

Allgemeine Reisetipps A–Z

Tipps zum Wandern A–Z

Die Grünen Seiten: Das kostet sie das Reisen

Reiseplanung im Piemont und im Aostatal

Vorbemerkungen • Touristische Interessen • Tipps für Ausflüge von Turin und Aosta aus

3. UNTERWEGS IM PIEMONT

Lago Maggiore und Umgebung

Redaktionstipps

Das Ossolatal und Umgebung

Domodossola

■ Route 1: Über den Sacro Monte und durch alte Weiler – Von Domodossola nach Villadossola

Die Täler in der Gegend von Domodossola:Die Valle Vigezzo • Die Valle Formazza • Die Valle Bognanco • Die Valle Anzasca

■ Route 2: Im Walserland zu Füßen des Monte Rosa (Kurzwanderung durch die Ortsteile von Macugnaga)

Der Lago Maggiore

Cannobio • Verbania • Riserva Naturale Speciale Fondotoce • Wanderungen am Lago Maggiore • Die Val Grande

■ Route 3: See und Gebirge – Von Belgirate über Stresa auf den Mottarone

Belgirate • Stresa

■ Route 4: Auf den Spuren des heiligen Carlo Borromeo – Vom Parco Naturale dei Lagoni di Mercurago über Arona zum Colle di S. Carlo

Arona

Der Ortasee und Umgebung

■ Route 5: Alte Villen und Naturreservate – Von Orta S. Giulio über Miasino und Ameno zum Monte Mesma und zurück

Miasino • Ameno • Orta S. Giulio • Sacro Monte bei Orta S. Giulio • Isola S. Giulio • Varallo

■ Route 6: Auf dem Sacro Monte di Varallo (Kurzwanderung)

Die Valsesia

Die Po-Ebene

Redaktionstipps

Wanderungen in der Po-Ebene

■ Route 7: Durch die Reisfelder – Von Santhià bis S. Germano Vercellese

Santhià • S. Germano Vercellese • Vercelli • Novara • Sehenswürdigkeiten in der Umgebung von Novara

■ Route 8: Am Ticino – Von Galliate in den Parco Naturale della Valle del Ticino

Galliate • Parco Naturale della Valle del Ticino

Die Landschaften des Südostens

Redaktionstipps

Das Monferrato

Asti • Monferrato Astigiano • Rocchetta Tanaro • Basso Monferrato

■ Route 9: Durch Weinberge zum Kloster – Von Castelnuovo Don Bosco zur Abbazia di Vezzolano, nach Albugnano und zurück

Castelnuovo Don Bosco • Abbazia di Vezzolano • Albugnano • Die Chiesa di Cortazzone • Alto Monferrato • Acqui Terme • Monferrato Casalese • Casale Monferrato

■ Route 10: Auf dem Sacro Monte di Crea (Kurzwanderung)

Das Roero

Bra

■ Route 11: Durch Dörfer und Villengebiete – Rund um Bra

Pollenzo und Cherasco • Canale und Cisterna d’Asti • Wanderungen im Roero

■ Route 12: An der Strada del Miele – Von Sommariva del Bosco nach Sanfrè und zurück

Sommariva del Bosco • Sanfrè

Die Langhe

■ Route 13: Der Sentiero del Barolo – Durch die Weinberge rund um La Morra

La Morra • Annunziata

■ Route 14: Von Weinort zu Weinort – Barolo, Novello, Vergne, La Morra

Barolo • Novello • Weitere Wanderorte in der Gegend:Serralunga d’Alba • Monforte d’Alba und Grinzane Cavour

■ Route 15: Auf Fenoglios Spuren – Von Alba nach Barbaresco und Neive

Alba • Barbaresco • Neive • S. Stefano Belbo • In Richtung Ligurien • Alessandria • Tortona • Novi Ligure • Ovada

Turin und Umgebung

Redaktionstipps

Stadtentwicklung

Geschichte

Stadtspaziergänge

Spaziergang 1: Rund um das Quadrilatero Romano

In der Umgebung des Stadtspaziergangs 1

Spaziergang 2: Rund um die Achse der Via Roma

Spaziergang 3: Rund um die Via Po

In der Umgebung von Turin

■ Route 16: Am Ufer des Po – Vom Castello di Moncalieri zur Talstation der Superga-Bergbahn

Moncalieri • Basilica di Superga

■ Route 17: Von der Stadt in die Berge – Vom Ponte Isabella über den Faro della Vittoria in die Val Sappone

Parco Leopardi und Parco S. Vito • Parco Maddalena und Parco della Rimembranza • Chieri

Die Gegend von Ivrea und Biella

Redaktionstipps

Das Canavese

■ Route 18: Aus den Bergen in die Ebene – Die Via Francigena von Pont Saint Martin nach Ivrea

Ivrea

■ Route 19: Durch alte Dörfer und Weinberge – Die Via Francigena von Ivrea nach Viverone

Lago die Viverone • Viverone

Das Biellese

Biella

■ Route 20: Von Santuario zu Santuario – Vom Santuario di Oropa zum Ospizio-Santuario di S. Giovanni Battista d’Andorno

Das Santuario di Oropa • Ospizio-Santuario di S. Giovanni Battista d’Andorno • Weitere Wandermöglichkeiten im Biellese

Die Alpentäler im Westen

Redaktionstipps

Die Gegend um Cuneo

Cuneo • Wanderungen in der Umgebung von Cuneo: Die Valle di Pesio • Die Valle Vermenagna

■ Route 21: Rund um den Monte Murín: Limone Piemonte – Colle Vaccarile – Murín

Limone Piemonte • Die Valle Gesso

■ Route 22: Auf dem Höhenweg – Von Entracque auf den Colle della Garbella

Entracque • Die Valle della Stura di Demonte • Die Val Grana • Die Valle Maira

■ Route 23: Natur und alte Orte – Wanderung von Acceglio nach Viviere

Mondoví

Die Gegend um Saluzzo

Saluzzo

■ Route 24: Wald und Geschichte – Von Saluzzo zum Santuario S. Cristina und zum Castello di Manta

Abbazia di Staffarda • Wanderungen in der Umgebung von Saluzzo: Die Valle Varaita • Die Valle Po • Savigliano

Die Gegend um Pinerolo

Pinerolo • Die Valle Pellice

■ Route 25: Auf den Spuren der Waldenser – Von Torre Pellice zur Bars d’la Tajola und zurück

Torre Pellice • Die Val Chisone

■ Route 26: An der Bergfestung – Von Fenestrelle über das Forte di Fenestrelle, Puy und Pequerel

Das Fort von Fenestrelle • Puy und Pequerel

Die Val di Susa und Umgebung

Susa • Im Umland von Susa • Sehenswürdigkeiten im Susatal • Avigliana

■ Route 27: Zur Sacra di S. Michele – Von Condove-Chiusa S. Michele zur Sacra und weiter nach Sant’Ambrogio

Die Sacra di S. Michele • Die Valli di Lanzo: Lanzo Torinese • Val di Ala • Val Grande

4. UNTERWEGS IM AOSTATAL

Redaktionstipps

Westliches Aostatal

■ Route 28: Durch Wald, Bergwiesen und verlassene Dörfer – Von La Thuile nach Plan Praz

La Thuile • Weitere Wanderungen bei La Thuile • Courmayeur

■ Route 29: Am Fuß des Montblanc – Von Courmayeur zum Rifugio Bertone

Weitere Wander- und Ausflugsmöglichkeiten bei Courmayeur

Mittleres und östliches Aostatal

Cogne

■ Route 30: Im Parco Nazionale del Gran Paradiso – Von Cogne in die Valnontey

■ Route 31: Vom Pass ins Tal – Die Via Francigena vom Gran S. Bernardo bis Aosta

Großer Sankt Bernhard (Gran S. Bernardo, Grand Saint Bernard) • Hospice de Grand Saint Bernard • Étroubles • Aosta

■ Route 32: Kirchen, Burgen, Weinbau – Die Via Francigena von Aosta nach Chambave

Nus • Castello di Fénis

■ Route 33: Durch Berg und Tal – Die Via Francigena von Châtillon nach Issogne

Châtillon • Saint Vincent • Verrès

■ Route 34: Zum Ausgang des Tals – Die Via Francigena von Issogne nach Pont St. Martin

Issogne • Donnaz • Pont Saint Martin

5. ANHANG

Literaturhinweise

Kleine Sprachhilfe

Stichwortverzeichnis

Weiterführende Informationen zu folgenden Themen

Via Francigena

Die Walser

Votivpfeiler und -kapellen

Antonio Rosmini

Der heilige Carlo Borromeo

Friedrich Nietzsche am Ortasee

Gaudenzio Ferrari

Die Sacri Monti

Reisanbau in der Po-Ebene

Riso Amaro

Benedetto und Vittorio Alfieri

Der Palio di Asti

Don Bosco

Die Slow-Food-Bewegung

Die Grandi Sentieri del Roero

Der Barolo

Önotheken im Piemont

Camillo Cavour

Alba als Trüffelhauptstadt

Beppe Fenoglio

Der Barbaresco

Cesare Pavese

Bahnhöfe im Wandel der Zeiten

Fruttero und Lucentini

Turin zwischen weißer und schwarzer Magie

Giorgio de Chirico in Turin

FIAT und die Agnelli-Familie

Alfredo d’Andrade

Fußball in Turin

Die Schlösser der Savoyer

Textilbarone und ihre Parks

Die Fauna der Westalpen

Der Seealpen-Naturpark

Okzitanische Kultur in den piemontesischen Alpen

Religiöse Bruderschaften

Die Waldenser

Ein piemontesisches Stuttgart 21

Frankoprovenzalische Kultur im Aostatal

Der Gran-Paradiso-Nationalpark

Ein treuer Hund – der Bernhardiner

Émile Chanoux

Der historische Karneval in Verrès

Verzeichnis der Karten und Grafiken

Klimadaten

Acqui Terme

Aosta

Asti

Biella

Cuneo

Novara

Stresa

Turin: Stadtspaziergang 1

Turin: Stadtspaziergang 2

Turin: Stadtspaziergang 3

Übersichtskarte Piemont und Aostatal

Turin-Zentrum mit Unterkünften und Restaurants

Außerdem gibt es zu jeder Wanderroute Karten und Höhenprofile.

So geht’s

Im Kapitel Land und Leute (ab S. 12) erhalten Sie einen Einblick in Geschichte und andere Aspekte des Reiseziels. Die Gelben Seiten geben Reisetipps (ab S. 41) für die Reisevorbereitung und den Aufenthalt. In den Grünen Seiten (ab S. 65) wird kurz aufgelistet, was Sie der Aufenthalt in Piemont und im Aostatal kostet. Im Kapitel Reiseplanung (ab S. 68) gibt es eine allgemeine Vorstellung der Region sowie Routenvorschläge. Im anschließenden Reiseteil (ab S. 72) erhalten Sie bei den jeweiligen Beschreibungen der Orte detailliert Auskunft über Sehenswürdigkeiten mit Adressen und Öffnungszeiten, Wanderrouten und Stadtrundgänge sowie Reisepraktische Informationen zu Unterkunft, Restaurants, Einkaufen etc. Im Anhang (ab S. 421) finden Sie neben Literaturhinweisen und einer kleinen Sprachhilfe fürs Italienische ein ausführliches Register, das Ihnen die Möglichkeit gibt, schnell den gesuchten Begriff zu finden. Über Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge freuen wir uns: [email protected].

Einleitung

Die Landschaft als großes Theater

„Theatrum Sabaudiae“ heißt ein 1682 erschienenes Werk, in dem die Schönheiten der Savoyermonarchie auf Prachtstichen vorgestellt werden. Der Begriff Theater war dabei auf das Buch und nicht auf die Region bezogen; das Bild vom Theater ist aber auch für diese durchaus passend. Das Piemont wird von einem im Halbkreis angeordneten Alpenbogen umgeben, außerdem gibt es halbhohe Berge und eine flache Bühne in der Mitte, sodass man sich mit etwas Fantasie ein riesiges Amphitheater vorstellen kann. In diesem Amphitheater gibt es nun Orte ganz oben, weniger hoch gelegene und solche in der Ebene. Da sie nicht ganz regelmäßig angeordnet sind, gerät das Theaterstück, das hier aufgeführt wird, sehr abwechslungsreich.

Abwechslungsreich ist es also im Piemont und dem angrenzenden Aostatal. Hier gibt es eine Vielfalt an Landschaften zu erleben, wie nur an wenigen anderen Orten Europas. Vom Hochalpengebiet am Montblanc über halbhohe, grüne Alpenausläufer, die sanften Hügel der Weingegenden und die flache Po-Ebene kann man alles erleben. Nur das Meer fehlt – wer Sehnsucht danach hat, findet es in Tagesausflugsnähe in Ligurien.

Ebenso abwechslungsreich ist die kulturelle Landschaft: Wer etwas über die Walser oder die Waldenser, den piemontesischen Dialekt, das Okzitanische und das Frankoprovenzalische, über Antike, Mittelalter, Barock und Risorgimento-Zeit, über Heilige und Ritter, Künstler und Staatsgründer erfahren will, ist in der Region richtig. Auch die kulinarischen Genüsse kommen angesichts einer der besten Küchen Europas in einer ausgesprochenen Weingegend nicht zu kurz.

Das Piemont ist die größte italienische Festlandsregion, dazu kommt in unserem Führer das kleine, aber mit einer Vielzahl von Wandermöglichkeiten gesegnete Aostatal. Die Anzahl von Wanderungen, die man beschreiben könnte, ist schier unerschöpflich und es gibt ganze Wanderführer über einzelne Bergtäler. Wir mussten also bei den Wanderungsbeschreibungen, die Teil dieses Führers sind, eine sehr kleine Auswahl treffen. Dabei haben wir uns von folgenden Gesichtspunkten leiten lassen:

Wir wollen die Vielfalt der Region zeigen und haben deshalb unterschiedliche Landschaftsformen berücksichtigt.

Wo immer möglich, haben wir versucht, Wege durch schöne Natur zu finden, die auch kulturelle Sehenswürdigkeiten erschließen.

Wir haben Touren von unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad ausgewählt.

Im Zweifel haben wir Strecken den Vorzug gegeben, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind. Im Prinzip kann man alle Ausgangspunkte der in diesem Führer beschriebenen Wanderungen ohne Auto erreichen, wobei in einigen Fällen allerdings die entsprechenden Verbindungen recht langsam und selten frequentiert sind.

Wir hoffen, dass das Erwandern der Routen Lust auf mehr macht. Hinweise auf andere Wandermöglichkeiten und auch auf Mehrtageswanderungen, die aus Platzgründen nicht en détail beschrieben werden konnten, sollen den Zugang zu weiteren Wanderungen erleichtern.

Für diesen Führer sind wir innerhalb von knapp zwei Jahren über 1000 km durch die Region gewandert und haben auch für die Neuauflage noch einmal mehrere Wochen vor Ort recherchiert. Nicht nur anlässlich der 150. Jahrfeier der italienischen Einigung, zu der im Museumsbereich viel Neues entstanden ist, hat sich im Piemont seit dem Erscheinen der 1. Auflage Einiges getan. Wir wünschen Ihnen, dass Sie bei der Benutzung des Buchs genauso viel Spaß haben, wie wir beim Schreiben. Das Suchtpotenzial der Region ist erheblich.

Stellen Sie sich also auf ein häufiges Wiederkommen ein. Uns ist es ebenso ergangen!

Ralph Zade, Sabine Gruber

Danksagung

Hinweise, die für die Erarbeitung der zweiten Auflage dieses Führers hilfreich waren, haben uns Dr. Eve Cieslar und Prof. Dr. René Roux gegeben. Von Frau Breining, Hermann und Annette Klocke und Gerhard Stierle kamen wertvolle Lesertipps. Darüber hinaus haben wir eine Reihe von Lesertipps erhalten, die wir nicht berücksichtigt haben, weil sich mittlerweile etwas geändert hat, was aber nichts mit der Qualität der Tipps zu tun hat; auch für diese Unterstützung herzlichen Dank.

Die nationale Tourismusagentur ENIT und viele Touristenbüros vor Ort haben uns mit Materialien und Ratschlägen – wie schon bei der Erstauflage – sehr geholfen.

Die zweite Auflage dieses Führers wurde von Maike Stünkel und Sebastian Thomson-Sabors im Verlag kompetent und mit Engagement betreut. Das umsichtige und gründliche Lektorat von Lucia Rojas und Ronit Jariv hat viel zur Qualität des Textes beigetragen, dafür und für die stets sehr konstruktive Zusammenarbeit herzlichen Dank. Für die Überarbeitung der Karten und Pläne und die geduldige Umsetzung unserer Wünsche danken wir herzlich Herrn Thomas Vogelmann.

Die Erstauflage dieses Führers hat im Verlag Rüdiger Müller betreut, für dessen Unterstützung bei der Konzeption und Entstehung wir uns noch einmal herzlich bedanken möchten, ebenso wie bei Ulrike Burgi für das Lektorat der Erstauflage, bei Astrid Fischer-Leitl für die Erstellung der Karten und Pläne und bei Ulrike Jans für die herstellerische Betreuung. Inhaltlich viel zur Erstauflage beigetragen hat Dr. Giovanna Ugliengo, ohne die wir manch interessante Ort des Biellese nicht kennengelernt hätten. Wolfgang Lührs hat den Autor auf mehreren Touren begleitet und eigene Impressionen von Piemont-Reisen beigesteuert, v. a. wertvolle Hoteltipps.

Piemont und Aostatal auf einen Blick

Politische Gliederung

Das Piemont (der Name bedeutet so viel wie „Land am Fuß der Berge“) bildet eine Region innerhalb der Republik Italien. Die Region ist in acht Provinzen gegliedert: Alessandria (AL), Asti (AT), Biella (BI), Cuneo (CN), Novara (NO), Turin (TO), Verbano-Cusio-Ossola (VB) und Vercelli (VC). Hauptstadt ist Turin. Präsident der Region ist derzeit (2013) Roberto Cota von der Lega Nord. Das Aostatal (AO) bildet aufgrund sprachlicher und kultureller Besonderheiten eine eigene Region mit Sonderstatus, der weitergehendere Autonomierechte zukommen als anderen Regionen Italiens. Hauptstadt ist Aosta. Präsident der Region ist derzeit (2013) Augusto Rollandin von der Union Valdôtaine.

Flaggen und Wappen

Das piemontesische Wappen ist quadratisch und zeigt ein silbernes (manchmal auch weißes) Kreuz auf rotem Grund mit einem blauen Dreizack waagerecht parallel zur oberen Kante. Die Flagge unterscheidet sich vom Wappen durch ihre rechteckige Form, blaue Bordüren und goldene Fransen. Die Kreuzesform leitet sich von den Kreuzrittern her (ein Savoyerherrscher erhielt das Wappen von einem Ritterorden); der Dreizack symbolisiert drei Herrscherhäuser (Angiò, Acaja, Savoyen). Die (inoffizielle) Flagge des Aostatals ist in der linken Hälfte schwarz, in der rechten rot, mit einem golden umrandeten Wappenschild mit einem aufgerichteten nach links gewandten weißen Löwen auf schwarzem Grund in der Mitte. Das Wappen ent-spricht dem auf der Flagge dargestellten, mit einer goldenen Krone darüber.

Lage

Das Piemont umfasst den Großteil der italienischen Westalpen und das vom Alpenbogen flankierte Berg- und Hügelland sowie einen Teil der Po-Ebene. Es grenzt an Frankreich, die Schweiz, das Aostatal, die Lombardei und Ligurien. Das Aostatal umfasst die Alpentäler um die Dora Baltea an der Grenze zu Frankreich und der Schweiz; im Westen endet es am Montblanc-Massiv. Innerhalb Italiens grenzt es nur ans Piemont.

Geografische Angaben

Das Piemont ist 25.399 km

2

groß. Es bildet damit die größte italienische Festlandregion und (nach Sizilien) die von der Fläche her zweitgrößte italienische Region überhaupt. Das Aostatal umfasst 3.262 km

2

und ist die kleinste Region Italiens. Längster Fluss der Region Piemont ist der Po, der in der Valle Po in den Westalpen entspringt und die Region nach Osten in Richtung Lombardei verlässt. Längster Fluss im Aostatal ist die Dora Baltea, die das Haupttal durchfließt, um schließlich im Piemont in den Po zu münden. Höchster Gipfel im Piemont ist die Punta Dufour im Monte-Rosa-Massiv (4.618 m), im Aostatal ist es der Monte Bianco di Courmayeur im Montblanc-Massiv (4.748 m).

Bodenschätze

In der Gegend gibt es Vorkommen von Blei, Zink und Eisen.

Klima

Im Piemont und im Aostatal herrscht ein Kontinentalklima, d. h. die Winter sind verhältnismäßig kalt, die Sommer verhältnismäßig heiß. Die meisten Regentage gibt es im Mai und im Oktober/November. Die beste Reisezeit variiert in den unterschiedlichen Gebieten deutlich (s. Klima und Reisezeit,

S. 21

).

Bevölkerung

Das Piemont hat ca. 4,4 Mio Einwohner. Dabei sind die Alpentäler im Westen sehr dünn besiedelt und verlieren tendenziell Einwohner, die niedriger gelegenen Gebiete sind dagegen relativ dicht besiedelt. Hauptagglomerationszentrum ist Turin mit ca. 906.000 Einwohnern; die Sogwirkung der Stadt auf das Umland ist jedoch in den letzten Jahrzehnten nicht mehr allzu stark ausgeprägt. Mit sehr deutlichem Abstand folgen Novara und Alessandria, mit ca. 105.000 bzw. um 95.000 Einwohnern. Im Piemont ist die Bevölkerungsdichte mit knapp 170 Einwohnern pro Quadratkilometer nur weniger als halb so groß wie in der benachbarten Lombardei. Das Aostatal hat nur etwa 128.000 Einwohner; die Bevölkerungsdichte liegt bei gut 35 Einwohnern pro Quadratkilometer. Größte Stadt ist Aosta mit etwa 35.000 Einwohnern.

Sprachen

Im Piemont wird vom Großteil der Bevölkerung Hochitalienisch (Toskanisch) gesprochen; daneben steht der piemontesische Dialekt. In einigen abgelegenen Westalpentälern wird Okzitanisch gesprochen, das jedoch auf wenige Tausend Sprecher begrenzt ist. Das Walserische ist im Piemont auch in den traditionellen Walsergebieten (Valle Formazza, Valle Anzasca, obere Valsesia) nahezu ausgestorben. Okzitanisch und Walserisch haben aber in Ortsbezeichnungen bis heute nachvollziehbare Spuren hinterlassen. Im Aostatal ist neben dem Italienischen Französisch gleichberechtigte Sprache; ein recht großer Teil der Bevölkerung spricht das verwandte Frankoprovenzalisch. In abgelegenen Teilen der Valle Gressoney gibt es letzte Reste einer Walserisch sprechenden Bevölkerung; die Sprache ist jedoch stark im Schwinden begriffen. Als Fremdsprache wird im Piemont oft (und von Älteren bevorzugt) Französisch gesprochen; viele, v. a. jüngere Leute in städtischen Gebieten, beherrschen auch Englisch. Deutsch wird in der Regel nur in von Deutschen stärker frequentierten Touristengebieten gesprochen, wie z. B. in den Langhe, und auch dort nur von Hotel- und Restaurantpersonal. Im Aostatal spricht man am besten Französisch; in größeren Orten oder Touristeneinrichtungen wird auch Englisch gesprochen

Religion

Der überwiegende Teil der Bevölkerung ist katholisch. Einige Zehntausend gehören der Waldenserkirche an. Daneben gibt es Christen anderer Konfessionen (Orthodoxe, evangelische Freikirchen) und Moslems (v. a. in Turin).

Währung

In Italien gilt wie in Deutschland der Euro.

Historischer Überblick

Durch die Peripherielage der Region bedingt, weicht die historische Entwicklung im Piemont und im Aostatal von der im restlichen Oberitalien teilweise deutlich ab. Die Geschichte des Piemont ist außerdem bis ins 18. Jh. hinein recht unübersichtlich und kompliziert. Wir beschränken uns hier auf Grundlinien, für historisch Interessierte geben wir im Literaturverzeichnis einige Hinweise zur Vertiefung.

Von der Antike bis zum Frühmittelalter

Seit dem 5./4. Jahrtausend v. Chr. sind im Westalpenbogen Viehwirtschaft betreibende Bauern nachweisbar. Im 7. Jh. v. Chr. wanderten die Tauriner aus Ligurien ein, um 500 v. Chr. drängten die Etrusker nach. Im 5. und 4. Jh. v. Chr. wurden diese von Kelten vertrieben. Im Aostatal siedelten die keltischen Salasser. Aus dieser Zeit ist nicht viel überliefert, teilweise ist man auf Mutmaßungen angewiesen.

Im 3. Jh. v. Chr. drangen die Römer im Konflikt mit den Kelten nach Norden vor. 218 v. Chr. zog im 2. Punischen Krieg Hannibal bei seiner berühmten Alpenüberquerung mit Elefanten auch durch das Piemont. 187 v. Chr. unterwarfen die Römer die Kelten endgültig und gründeten etwa 100 Jahre später die Provinz Gallia Cisalpina. Diese war als Grenzterritorium im Alpengebiet insbesondere von militärischer Bedeutung. Es wurden daher – vor allem unter der Herrschaft Kaiser Augustus’ um 25 v. Chr. – militärische Stützpunkte angelegt, die teilweise den Kern späterer Städte bildeten, erwähnenswert sind Hasta (Asti), Segusium (Susa), Augusta Taurinorum (Turin) und Augusta Praetoria Salassorum (Aosta). In all diesen Städten gibt es heute noch (unterschiedlich bedeutende) Zeugnisse aus der Römerzeit.

Zeichen römischer Macht: Triumphbogen in Susa

Die Zeit nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches Ende des 5. Jh. war auch im Piemont ein dunkles Zeitalter; verschiedene Eroberervölker lösten sich in relativ schneller Folge ab. Ost- und Westgoten, Alemannen und Burgunder hinterließen nicht viele Spuren; am längsten setzten sich noch die Langobarden fest, die ein Königreich gründeten, das aber 774 von den Franken erobert wurde. Im 9. und 10. Jh. wurde die Region von den Ungarn, vor allem aber von den Sarazenen heimgesucht und verwüstet. Einige erhaltene Sarazenentürme, die deren Abwehr dienten, zeugen davon, z. B. in Barbaresco.

Hochmittelalter, Spätmittelalter und Frührenaissance

Nicht zuletzt wegen solcher Verheerungen verlief die historische Entwicklung im Piemont im Mittelalter anders als in anderen Teilen Norditaliens. Während dort recht schnell blühende Stadtrepubliken entstanden, war das im Piemont zunächst nicht der Fall. Mit den Markgrafschaften von Ivrea und Saluzzo sowie dem Monferrato gab es drei relativ starke Regionalmächte. Nachdem die Markgrafen von Ivrea im 10. und Anfang des 11. Jh. vergeblich versucht hatten, ein italienisches Königtum zu begründen, war es mit ihrer Macht vorbei. Dafür traten im 11. Jh. erstmals die Savoyer auf den Plan, die eine kleine Markgrafschaft im Susatal mit Turin als Lehen erhielten.

Im 12. Jh. kam es dann verspätet doch noch zur Gründung einiger Stadtrepubliken; bedeutend waren u. a. Asti, Alba, Alessandria, Chieri, Novara und Vercelli. Diese erlangten allerdings nicht die Bedeutung der Städte in der Lombardei. Das lag teilweise an schlechteren wirtschaftlichen Verhältnissen, teilweise am Monferrato als Regionalmacht, das eine zu starke Stellung der Städte zu verhindern suchte. Kaiser Friedrich Barbarossa belagerte einige Städte; auch der Sieg des oberitalienischen Städtebundes gegen den Kaiser nutzte den piemontesischen Städten im Gegensatz zu den lombardischen dann aber nicht viel. Zwar kam Asti zwischenzeitlich zu Macht und Reichtum und besiegte 1259 den Rivalen Alba, wurde jedoch 1260 von den Franzosen unter Karl von Anjou, mit denen sich andere piemontesische Territorien verbündet hatten, schwer geschlagen und konnte sich davon nicht mehr richtig erholen.

Obwohl die Ära der Stadtrepubliken im Piemont so kurz war, hat sie doch Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind: Orte mit immer noch das Stadtbild prägenden mittelalterlichen Bauten sind u. a. Asti, Alba und Chieri.

1285 teilte sich das Haus Savoyen; während die Hauptlinie die Besitzungen im Westen – darunter das Aostatal, das Susatal und die Valli di Lanzo – erhielt, herrschten in Turin, Chivasso, Pinerolo und Fossano von nun an die Principi d’Acaja. Die Markgrafschaft Saluzzo gehörte vorübergehend zum französischen Einflussgebiet. Im 14. Jh. vergrößerte sich unter Amedeo VI. di Savoia, dem Conte Verde, das savoyische Gebiet erheblich; sein Sohn Amedeo VII., der Conte Rosso, führte die erfolgreiche Politik des Vaters fort. Im Osten des Piemont fiel in der ersten Hälfte des 14. Jh. eine Reihe von Territorien an die Visconti. In diesem für das Piemont insgesamt gesehen unglücklichen Jahrhundert brach dann auch noch die Pest aus. 1418 erlosch die Acaja-Linie und deren Besitztümer fielen an die savoyische Hauptlinie zurück. Die Markgrafschaft Saluzzo erlebte im 15. Jh. unter Ludovico I. und Ludovico II. eine kulturelle Blütezeit, wurde zum Zentrum humanistischer Gelehrsamkeit und zur Wiege des frühen Buchdrucks.

Das beginnende 16. Jh. war in Italien vom Machtkampf zwischen Franzosen und Habsburgern geprägt, was sich auch auf das Piemont auswirkte. Eine Zeit lang war praktisch das ganze Piemont in französischer Hand; die Blütezeit Saluzzos hatte ein Ende und auch die Savoyer verloren 1536 nahezu ihren gesamten piemontesischen Besitz; sie erhielten ihn erst 1559 wieder zurück.

Der Ausbau des Savoyerstaates

1563 verlegte Herzog Emanuele Filiberto (dem seit dem 19. Jh. eine Reiterstatue auf der Piazza S. Carlo in Turin gewidmet ist) die Hauptstadt des Savoyerstaates von Chambéry nach Turin; einige Jahre darauf folgte die Überführung der wichtigsten Reliquie des Herzogtums, des berühmten Turiner Grabtuchs.

Die Savoyer begannen ihre Macht auszubauen. 1601 kam die Markgrafschaft Saluzzo unter savoyische Herrschaft. Das folgende Jahrhundert war durch das Verhältnis zu Frankreich bestimmt, das zeitweise von Feindschaft geprägt war, zeitweise aber auch infolge von Eheverbindungen freundlich. So war Vittorio Amedeo I. mit Cristina di Francia, der Schwester Ludwigs XIII. verheiratet und diese war seit 1637 nach Vittorio Amedeos Tod sogar Regentin, was zu lange Jahre andauernden Bürgerkriegsauseinandersetzungen mit den Anhängern einer Herrschaft der erbberechtigten Prinzen Tommaso und Maurizio führte. Auch Cristinas Sohn Carlo Emanuele II. war mit einer Französin verheiratet. Als 1686 Vittorio Amedeo II. an die Macht kam, wurde der französische Einfluss jedoch eingedämmt.

Damit begann die Glanzphase des Savoyerstaates. Zwar war 1706 im Spanischen Erbfolgekrieg noch die Belagerung von Turin durch die Franzosen zu überstehen; als Prinz Eugen von Savoyen (der aus der französischen Linie der Savoyer stammte) die Franzosen vor Turin geschlagen hatte und 1713 Frieden geschlossen worden war, stand einem weiteren Aufstieg jedoch nichts mehr im Wege. Das Monferrato und (kurzzeitig) Sizilien wurden dem Königreich zugeschlagen, einige Jahre später Sizilien gegen Sardinien getauscht. Mit der Herrschaft in Sizilien (bzw. später der in Sardinien) war die Erlangung der Königswürde durch die Savoyer verbunden. Am Ende der ersten Hälfte des 18. Jh. kamen außerdem einige Gebiete im Nordosten, z. B. am Lago Maggiore, die ursprünglich nicht zum Piemont gehörten und kulturell bis heute Einflüsse der Lombardei zeigen, zum Reich hinzu.

Die folgenden Jahrzehnte brachten architektonische Wunder hervor, die dem Ausbau Turins als absolutistischer Residenzstadt und der Savoyerschlösser in der Umgebung zu verdanken sind. Politisch gesehen war dagegen keine Freiheit zu spüren, die negativen Seiten des Absolutismus wurden sehr deutlich.

Von der Französischen Revolution bis zur Einheit Italiens

Die Auswirkungen der Französischen Revolution machten sich im Piemont handfest bemerkbar und blieben nicht auf geistige Einflüsse beschränkt. Seit 1796 war das Piemont durch französische Truppen besetzt, 1800 siegte Napoleon in der Schlacht bei Marengo, 1802 wurde das Piemont von Frankreich annektiert. Die Fremdherrschaft hatte jedoch nicht nur negative Seiten, da sie mit einer Modernisierung verbunden war. Auf dem Wiener Kongress wurde 1814 dann die Rückkehr der Savoyer verfügt.

Blick von der Zitadelle in Alessandria

Das Piemont erhielt wieder die vorher bestehende Regierungsform (zur Erinnerung an die Rückkehr wurde die Kirche Gran Madre di Dio in Turin errichtet), die Besatzungszeit hatte jedoch das Bewusstsein verändert und es gab in der Folgezeit politische Unruhen. Schließlich musste König Carlo Alberto I. 1848 eine Verfassung akzeptieren, die das Land in eine konstitutionelle Monarchie umwandelte. Auch eine Niederlage gegen die Österreicher im Folgejahr, als das Piemont den revolutionären Lombarden beistehen wollte, konnte dies nicht mehr rückgängig machen; Vittorio Emanuele II., seit 1849 Nachfolger Carlo Albertos, behielt die Verfassung bei.

Seit 1852 war Camillo Cavour Premierminister, der durch geschicktes Taktieren Wesentliches zur Schaffung eines einheitlichen Italien beitrug. In der Folge des Krieges gegen Österreich-Ungarn 1859 kam es zu einer Welle nationaler Begeisterung. Immer mehr Territorien traten nach und nach Sardinien-Piemont bei, d.h. der italienische Staat war staatsrechtlich gesehen ein vergrößerter Savoyerstaat. König Vittorio Emanuele II. wurde 1861 auch formal König des neuen italienischen Gesamtstaates. Turin wurde Hauptstadt Italiens, musste diese Würde aber vier Jahre später an Florenz abgeben. Nachdem 1870/71 der Kirchenstaat eingegliedert und die Einheit Italiens damit vollständig war, wurde dann Rom zur Hauptstadt proklamiert. Bittere Nebenfolge der italienischen Einheit für die Savoyer war, dass sie das savoyische Stammland jenseits der Alpen und Nizza 1860 an Frankreich abtreten mussten.

Von der Einheit bis heute

Im 19. und im frühen 20. Jh. wanderten viele Piemontesen aus, so 1929 auch die Großeltern und der Vater von Jorge Mario Bergoglio (Papst Franziskus), die aus dem kleinen Ort Portacomaro bei Asti nach Argentinien umsiedelten.

1899 wurde FIAT gegründet und Turin wurde nach und nach zur Industriestadt, die Bevölkerung wuchs. Im Ersten Weltkrieg blieb das Piemont verhältnismäßig unbehelligt, da Italien 1915 die Seiten wechselte und die Grenze zu Frankreich, die sonst zur Front hätte werden können, friedlich blieb. Durch die zahlreichen Industriearbeiter wurde Turin ein Zentrum der Arbeiterbewegung, zudem beförderte die Gründung des Einaudi-Verlages (1933) die Bedeutung der Stadt als intellektuelles Zentrum. Im Zweiten Weltkrieg war das Piemont dann Schauplatz erbitterter Kämpfe. Die Region wurde 1943 von deutschen Truppen besetzt; sie bildete einen der Schwerpunkte der Resistenza-Bewegung. Besonders in der Gegend um Cuneo und in den Langhe um Alba, aber auch im Norden bei Domodossola fanden Partisanenkämpfe statt.

1946 wurde Italien zur Republik und die Savoyer wurden ins Exil geschickt. Das Piemont war damit noch mehr als vorher eine Region an der Peripherie, wurde aber durch FIAT und durch andere Industrieunternehmen, wie z. B. Olivetti in Ivrea, vom armen Bauernland zu einer der wohlhabenden Regionen Italiens.

Durch die Sogwirkung Turins kam es zur fortschreitenden Entvölkerung der Alpenregionen im Westen. Aus Süditalien wanderten zahlreiche Arbeitskräfte nach Norden, was die Bevölkerungsstruktur der Städte deutlich veränderte. Seit den 1960er-Jahren geriet dann FIAT in die Krise und der Bevölkerungszuwachs in Turin wurde abgebremst. Es kam auch zu politischen Problemen: Die linksterroristischen Roten Brigaden verübten eine Reihe von Anschlägen, v. a. gegen FIAT-Manager. Seit den 1990er-Jahren ging es wieder etwas aufwärts. Die Konjunktur wurde besser, auch der Tourismus in der Region nahm zu; piemontesische Weine sind mittlerweile ein begehrter Exportartikel und Produkte der Firma Ferrero, die ihren Hauptsitz bei Alba hat, sind auch in Deutschland bekannt und beliebt. 2006 richtete die Welt aufgrund der Olympischen Winterspiele in Turin (die faktisch im ganzen Westpiemont stattfanden) ihre Aufmerksamkeit auf das Piemont. Die Feiern zum 150. Jahrestag der Gründung des modernen italienischen Staates hatten 2011 aufgrund der historischen Rolle des Königreichs Sardinien-Piemont einen Schwerpunkt in Turin. Aus diesem Anlass wurde im Museumsbereich einiges neu gestaltet. Gegenwärtig (2013) leidet die Region wie ganz Italien unter der Euro-Krise und den dadurch ausgelösten Sparzwängen. Deshalb stehen deutlich weniger öffentliche Mittel für Kultur zur Verfügung und auch auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere für jüngere Leute, sieht es schwierig aus.

Grundzüge der historischen Entwicklung im Aostatal

Die erste namentlich bekannte Volksgruppe im Aostatal waren in vorchristlicher Zeit die Salasser, ein keltisch-ligurischer Volksstamm. Es folgten die Römer, die das bereits oben erwähnte Augusta Praetoria Salassorum (Aosta) gründeten. Im Aostatal sind besonders viele römische Hinterlassenschaften zu sehen; wer sich dafür interessiert, sollte einen Besuch auf keinen Fall versäumen. Christianisiert wurde das Aostatal im 5. Jh. Nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches herrschten erst die Franken, seit 904 die Burgunder. 1033 erhielt Umberto Biancamano durch den Salierkaiser Konrad den Titel Graf von Aosta; er wird gemeinhin als Begründer der Savoyerdynastie angesehen.

Auch nachdem sie in Turin residierten, behielten die Savoyer die Verbindung zum Aostatal stets im Blick und statteten ihm Besuche ab. Einige Adelsfamilien wie die Challant zogen sich auf ihre Burgen zurück und versuchten von dort aus, kleinere Gebiete zu kontrollieren. Dieses Phänomen dauerte bis ins 15. Jh. an; noch heute zeugen zahlreiche Burgen im Tal davon. Das Aostatal war auch als Transitstrecke von erheblicher Bedeutung und brachte hohe Zolleinnahmen ein. Im 16. Jh. gestattete Emanuele Filiberto von Savoyen, der von Turin aus mit harter Hand regierte, dem Aostatal die weitere Anwendung bestimmter Gewohnheitsrechte, was eine Sonderstellung des Aostatals begründete.

Verrès im Aostatal

Wegen ihrer Grenzlage war die Region in den folgenden Jahrhunderten militärisch von großer Bedeutung. 1800 zog Napoleon mit 40.000 Mann über den Großen St. Bernhard. Nach der Restauration waren die Zeitläufe bis ins 20. Jh. hinein eher ruhig. Im Zweiten Weltkrieg war das Aostatal eine Hochburg der Widerstandsbewegung; in der neuen Republik Italien bekam es 1948 ein die kulturellen Besonderheiten berücksichtigendes Sonderstatut und bildet heute die kleinste Region Italiens. Auch politisch hat die Region ihre Besonderheiten: Im Parteiensystem im Aostatal ist die Lokalpartei Union Valdôtaine von wesentlicher Bedeutung. Während nach dem Krieg die Lage im Tal wirtschaftlich schlecht war, was zu Auswanderung führte, ist (von einsamen Bergtälern abgesehen) heute eine Stabilisierung eingetreten und die Arbeitslosenquote liegt unter der des Piemont.

Landschaftlicher Überblick

Die Großlandschaften

Das Piemont wird durch eine Reihe völlig unterschiedlicher Großlandschaften geprägt. Der Bogen der Westalpen zieht sich vom äußersten Südwesten des Piemont nach Norden zum gänzlich hochalpinen Aostatal und dann weiter nach Osten bis in die Gegend von Domodossola. Italien hat damit Anteil am höchsten Teil der Alpen, deren höchster Berg, der Montblanc, genau an der Grenze des Aostatals zu Frankreich liegt. Gut 40 % des Piemont sind als alpin zu bezeichnen. Krasser Gegensatz hierzu ist der piemontesische Teil der Po-Ebene um Novara und Vercelli, der überhaupt kein Relief aufweist. Als Mittelgebirgslandschaft kann man die sanfte Hügel- bzw. Weinberglandschaft der Langhe und des Monferrato charakterisieren. Sie macht knapp ein Drittel des Piemont aus. Dazu kommt eine insbesondere im Canavese ausgeprägte Moränenlandschaft und eine im Gebiet von Alpenausläufern gelegene herrliche Seenlandschaft am Lago Maggiore (der nur im westlichen Teil zum Piemont gehört) und am Ortasee. Außerdem gibt es verschiedene landschaftliche Übergangsgebiete wie das Roero, das in Teilen flacher ist als Monferrato und Langhe, sich andererseits aber auch in seinen flacheren Teilen von der Ebene landschaftlich abhebt.

Am Montblanc, dem höchsten Berg der Alpen

Geologie

Für die Entstehung dieser Landschaftsformen waren als Hauptkräfte Gebirgsauffaltung und Erosion verantwortlich. Die Auffaltung der Alpen geht darauf zurück, dass vor ca. 100 Mio. Jahren die afrikanische Kontinentalplatte von Süden her gegen die eurasische drückte; dadurch entstand ein Riss in der eurasischen Platte, an dem sich, der Druckrichtung entsprechend, nach Norden hin der Alpenbogen auffaltete. Die Po-Ebene entstand erdgeschichtlich gesehen dadurch, dass ein am Rande von Alpen und Apennin gelegener Meeresarm langsam durch Geröll aufgefüllt wurde, das der Erosion dieser beiden Gebirge entstammte.

Infolge der (dann schon der jüngsten Zeit der Erdgeschichte zugehörigen) Eiszeiten wurden durch Gletscher weitere Geröllmassen in Richtung Ebene geschoben und es bildeten sich die Moränenformationen im Canavese und Biellese; typische Moränenseen sind die Cinque Laghi della Serra d’Ivrea. Der Lago di Viverone ist ebenfalls im Zuge dieser Vorgänge entstanden. Weiter südlich fanden ähnliche Prozesse statt, wovon z. B. die Seen von Avigliana und die umliegende Landschaft zeugen. Im Ansatz vergleichbar sind auch die Vorgänge, die zur Entstehung der Alpenseen im Nordosten führten. Als das Wasser der Gletscher nach den Eiszeiten wegen der Geröllmassen nicht mehr in die Herkunftsrichtung zurückfließen konnte, bildeten sich die Seen, neben dem Lago Maggiore, dem Ortasee und dem Lago di Mergozzo eine Reihe von weiter östlichen, nicht im Piemont gelegenen Seen. Monferrato und Langhe entstammen einer vor etwa 20 Mio. Jahren erfolgten Auffaltung, die im Wesentlichen Geröllmaterial betraf, sodass hier eine große Vielfalt von Erden, aber nur in Ausnahmefällen Felsen zu finden sind.

Klima und Reisezeit

Im Piemont und im Aostatal herrscht ein Kontinentalklima, d. h. die Winter sind verhältnismäßig kalt, die Sommer verhältnismäßig heiß. Die meisten Regentage gibt es im Mai und im Oktober/November. Das Klima unterscheidet sich damit durchaus deutlich vom mediterranen Klima südlicherer italienischer Regionen; die Sommertemperaturen liegen jedoch über denen in Deutschland.

Wenn man ins Hochgebirge fährt, sollte man bedenken, dass die Temperaturen mit steigender Höhe deutlich abnehmen können. Generell sind wegen der klimatischen Verhältnisse in den Bergen nur die Monate von April bis September zum Wandern geeignet, in höheren Lagen nur Juni bis September. Auf den höchsten Berggipfeln im Aostatal taut der Schnee nie. Am mildesten sind die Winter am Lago Maggiore. In der Ebene und in den Langhe gibt es häufig Nebel, der Name des Nebbiolo-Weins zeugt davon. Gelegentlich kann es in der Region auch zu länger andauernden Regenfällen kommen.

In den Bergen kann das Mikroklima je nach Örtlichkeit stark variieren, so gibt es z. B. im Aostatal Orte mit wesentlich höherer Niederschlagsmenge als in Aosta.

Flora

Die Flora differiert innerhalb der Region erheblich. Im Aostatal und in den piemontesischen Alpengebieten findet man eine typisch alpine Vegetation. Bis zur Baumgrenze wachsen vor allem Nadelbäume, sehr verbreitet sind Lärchen und Kiefern, aber auch Fichten und Tannen kommen vor; nicht selten sind außerdem Erlen, teils als Gestrüpp; auch andere Laubbäume sind bis zu einer gewissen Höhe vertreten. Oberhalb der Baumgrenze (und in Lichtungen unterhalb) gibt es schöne Bergwiesen. Sich im Sommer in eine solche artenreiche Wiese (wir haben einmal weit über 20 Gräser und andere Pflanzen gezählt) zu setzen und die nur von Insektensummen und Wind durchbrochene Stille zu genießen, kann ein sehr schönes Erlebnis sein. Zuweilen findet man auch seltenere Pflanzen wie Enzian und Edelweiß.

Alpenastern

Die Landschaft außerhalb der hochalpinen Region ist weitgehend kultiviert: Wein- und Obstbau kommen ebenso häufig vor wie (in der Po-Ebene) Reisanbau; auch Mais wird gezogen. Das Piemont ist für italienische Verhältnisse relativ reich an Wäldern, von denen viele Mischwälder sind; die im alpinen Bereich vorkommenden Nadelhölzer gibt es auch hier, dazu Laubbäume wie Eichen, Buchen, Linden und Pappeln, nicht zu vergessen die sehr häufigen Kastanien, die ursprünglich oft von Menschen zur Nutzung angepflanzt wurden und sich dann im Lauf der Jahrhunderte vermehrt haben. An den Flussläufen (z. B. an Po und Tanaro) findet sich darüber hinaus typische Auenvegetation.

Wo die klimatischen Verhältnisse günstig sind, gibt es neben den eher mitteleuropäisch anmutenden Arten auch mediterrane Vegetation; das ist u. a. am Lago Maggiore und Ortasee, am Sacro Monte di Crea und in küstennäheren Gebieten der Fall. Man kann die Vegetation des Piemont insofern durchaus als Mischvegetation bezeichnen.

Fauna

In der Hochalpenregion gibt es typische alpine Tierarten, wie Gämsen, Steinböcke und Murmeltiere, daneben Wölfe sowie Adler, Geier, Eulen und (soweit es sich um Gebiete mit Baumbestand handelt) eine Reihe von Spechtarten. Wildschweine sind im ganzen Piemont verbreitet und stehen oft auf dem Speisezettel, auch anderes Jagdwild wie Kaninchen und Fasane ist verbreitet, dazu kommen Füchse, Marder und Dachse sowie kleinere Arten wie Eichhörnchen. In der Po-Ebene kann man diverse Reiherarten und seltenere am Wasser vorkommende Vogelarten wie Regenpfeifer beobachten; ebenso gibt es Störche (besonders um Racconigi ist es leicht, welche zu finden). Vögel sind auch an den Flussläufen und den entsprechenden Naturparks (am Po gibt es sogar mitten in Turin ein Vogelschutzgebiet) heimisch, man findet u. a. Kormorane, Taucher und Blässhühner. Die Reisfelder in der Po-Ebene werden von zahlreichen Fröschen bewohnt. In den Gebirgsgegenden, aber auch in den Weinberggebieten kommen ab und zu Schlangen vor, von denen einige giftig sind; wenn man vom Weg abgeht, sollte man etwas aufpassen – wichtig sind die Schuhe! Auf Bergwiesen gibt es oft eine Vielzahl von Insekten, häufig sind Schmetterlinge, auch in Mitteleuropa sonst seltene Arten wie der Schwalbenschwanz. Nicht ganz übergehen wollen wir, dass es vor allem an Flussläufen – und wenn die Reisfelder überflutet sind, auch dort – Mücken gibt; wenn man am Po oder durch die Reisebene wandert, ist ein Mückenschutzmittel hilfreich.

Der Steinbock: ein typischer Bewohner der Alpenregion

Wirtschaft, Bevölkerung und Gesellschaft

Wirtschaft

Das Piemont ist – trotz der Probleme, die es im Zusammenhang mit zeitweiligen Krisen beim FIAT-Konzern immer wieder mal gibt und der (2013) aktuellen Euro-Krise – eine der wirtschaftlich prosperierenden Regionen Italiens. Es gibt eine Industrietradition, die sich aus einer alten Handwerkstradition entwickelt hat, begünstigt durch das Vorhandensein von Wasserkraft (die etwa für Mühlen genutzt werden konnte). Einige Firmen sind weltbekannt, allen voran natürlich FIAT, aber auch das Büromaschinenunternehmen Olivetti in Ivrea, der Lebensmittelkonzern Ferrero bei Alba (Produzent von Nutella, Mon Chéri etc.), die Pralinenmarke Caffarel, die Kaffeerösterei Lavazza bei Turin oder die Design-Firma Alessi in Omegna. Zudem gibt es eine Reihe von Modeproduzenten: von Zegna und Cerruti im als Zentrum der Textilproduktion zu bezeichnenden Biella und Turin bis zu Sergio Tacchini am Lago Maggiore und der Hutfirma Borsalino in Alessandria. Namhafte Verlage sind der Einaudi-Verlag in Turin und der Verlag bzw. die Bildagentur De Agostini in Novara, die für ihre Grafikproduktion bekannt sind. Chemische Industrie gibt es u. a. in Turin, Novara und Vercelli. Sehr verbreitet ist in Turin und weiteren Orten über die bereits genannten Firmen hinaus die Süßwarenproduktion. Pro Jahr werden im Piemont 80.000 Tonnen Schokoladenprodukte hergestellt, etwa 30.000 davon für den Export.

Weite Teile der Region werden für die Landwirtschaft genutzt; am auffälligsten (auch wenn man die entsprechenden Regionen durchwandert) sind der Weinanbau in den Langhe und im Monferrato und der Reisanbau in der Po-Ebene. Novara und vor allem Vercelli sind Zentren des europäischen Reishandels. Verbreitet ist auch der Obstanbau, der Getreide-, Mais-, Zuckerrüben- und Futtermittelanbau; daneben werden Rinder und Schweine gezüchtet. Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt ist der Tourismus, am meisten besucht werden der Lago Maggiore und die Langhe, aber auch einige Bergorte (vor allem für den Wintersport) und Turin mit den Schlössern in der Umgebung.

Im Aostatal gab es lange Zeit wirtschaftliche Probleme, die sich aber in den letzten Jahren deutlich reduziert haben. Neben Industrieansiedlungen in größeren Orten, z. B. um Aosta, ist auch hier die Landwirtschaft (u. a. der Weinbau) bedeutend; immer wichtiger wird der Tourismus, im Sommer als Wander- und Kulturtourismus, im Winter für den Wintersport.

Bevölkerung und Gesellschaft

Das Piemont hat ca. 4,4 Mio Einwohner. Neben Piemontesen gibt es vor allem in den Städten auch zugewanderte Süditaliener und Ausländer; in den letzten Jahren hat die Einwanderung aus Osteuropa, z. B. aus Rumänien, Bulgarien und der Ukraine stark zugenommen. In Turin leben darüber hinaus auch Nichteuropäer, v. a. Asiaten, Marokkaner und Schwarzafrikaner. Es gibt einige traditionelle religiöse bzw. sprachliche Minderheiten (Waldenser, Walser, okzitanisch Sprechende), die im Routenteil eingehender behandelt werden. Im Aostatal sind bis zu 60 % der Bevölkerung französischsprachig bzw. sprechen Frankoprovenzalisch (die Angaben schwanken hier wegen Mehrsprachigkeit sehr stark; z. T. ist von nur 20 % die Rede), der Rest besteht zum größten Teil aus Italienischsprachigen. Die Walser bilden in der Valle Gressoney eine winzig kleine Minderheit.

Auch im Aostatal gibt es eine gewisse ausländische Wohnbevölkerung, auch in kleineren Orten (so waren wir z. B. in Verrès in einem weitgehend von Marokkanern frequentierten Internetcafé und einem Lebensmittelladen mit zweisprachiger, italienischer und rumänischer Warenauszeichnung).

Die Piemontesen werden oft als Preußen oder auch als Schwaben Italiens bezeichnet. Im Vergleich zum Rest Italiens werden im Piemont die Verkehrsregeln eher eingehalten (es wird i. d. R. an Zebrastreifen gehalten, was in Rom und Neapel eher selten ist), die Städte sind sauber und ordentlich, man ist fleißig und sparsam. All das sind Klischees, aber es ist ein Körnchen Wahrheit daran. Von Süditalienern werden die Piemontesen manchmal als zugeknöpft, pedantisch und wenig lebensfroh bezeichnet, was allerdings auch ins Positive gewendet werden kann: Man ist zurückhaltend und zuverlässig. Im Piemont wird außerdem tendenziell mehr Wert auf die Umwelt gelegt als anderswo in Italien (es gibt eine ganze Reihe von Naturparks), das Essen unterscheidet sich beträchtlich von dem im Rest Italiens und auch der Tagesablauf ist ein anderer: Man steht relativ früh auf und um 22.30 Uhr machen viele Lokale bereits zu. Mit einem Satz: Die Piemontesen sind also Italiener, die dem Klischeebild von Italienern nicht recht entsprechen, wenn denn diese Klischees überhaupt stimmen!

Die Aostataler (oder Valdostaner) sind ein bisschen provinzieller als piemontesische Städter und eher unitalienisch, denn ein Großteil der Bevölkerung hat ja Wurzeln, die man nicht unbedingt als italienisch bezeichnen kann. Man hat seine eigene Regionalpartei und pflegt seine Autonomie, größere Verwerfungen (wie etwa in Südtirol, wo es eine Zeit lang Attentate von Separatisten gab) resultieren daraus aber nicht. Auch das Essen ist hier eher „unitalienisch“ und auch nicht mit dem im Piemont identisch. Dafür stimmen die Essenszeiten in etwa überein. Früher gab es eine wirtschaftlich begründete Auswanderung aus dem Aostatal, auch nach Deutschland (wir haben auch schon Valdostaner in Deutschland persönlich kennengelernt), die aber zahlenmäßig neben den Süditalienern nicht ins Gewicht fiel. Die Anbindung des Aostatals an die Außenwelt ist also durchaus gegeben (auch wenn es tatsächlich manchmal noch sehr einsame Weiler in einigen Seitentälern gibt).

Der piemontesische Dialekt

Für Sprachenbegeisterte sind Piemont und Aostatal sehr interessant, denn neben dem Hochitalienischen werden hier auch Okzitanisch, Französisch und Frankoprovenzalisch sowie (wenn auch heute nur noch selten) Walserisch gesprochen. Spannend ist auch der piemontesische Dialekt. Wäre man in Spanien, wo mittlerweile sogar Mallorquinisch, Valencianisch und Asturisch als eigenständige Sprachen propagiert werden, so könnte man auch hier von einer eigenen Sprache reden, was auch gar nicht falsch wäre, denn das Piemontesische ist keineswegs ein Derivat des (hochitalienischen) Toskanisch, das 1860 Staatssprache wurde, sondern entwickelte sich eigenständig. Es gibt ein eigenes Alphabet mit diakritischen Zeichen, die so im Hochitalienischen nicht existieren und auch die Aussprache und das Vokabular differieren beträchtlich. Der Dialekt (den man kaum in Reinform hören wird; meist wird Hochitalienisch mit dialektaler Färbung gesprochen und selbst diese findet man überwiegend auf dem Land) hat einige Anklänge an das Französische, vor allem von der Aussprache her. So heißt Turin nicht Torino sondern Turin, gesprochen Türín.

Für Hochitalienisch-Sprecher ist im Piemontesischen neben dem kehligen etwas vernuschelten „r“ vor allem das offen ausgesprochene „e“ kennzeichnend. Während im Hochitalienischen ein Unterschied zwischen offenem und geschlossenem „e“ gemacht wird, wird im Piemontesischen das „e“ immer wie ein offenes „ä“ gesprochen, was sich für andere Italiener wie ein „Fähler“ anhört und – anders als die Eigenheiten anderer Dialekte – auch nicht unbedingt beliebt ist. Von der Region Piemont wird der Dialekt als Teil der piemontesischen Identität gefördert, es gibt Chansonniers, die im Dialekt singen und einige Verlage, die sich auf Regionales spezialisiert haben und Dialektklassiker publizieren. Der Pflege des Piemontesischen (und der anderen Minderheitensprachen der Region) sowie der politischen Durchsetzung seiner Anerkennung widmet sich auch die Vereinigung Gioventura Piemontèisa (www.gioventurapiemonteisa.net).

Kunst und Kultur

Die Region hat für Kunstliebhaber viel zu bieten, die sonst in Italien besonders glanzvolle Renaissance ist hier allerdings eher unterrepräsentiert. Schwerpunkte liegen dagegen in Mittelalter und Barock. Wir können hier nur auf elementare Grundlagen eingehen, Ergänzungen finden sich jeweils bei den Orten im Reiseteil.

Architektur

Architektonische Zeugnisse aus der Antike findet man häufig im Aostatal, u. a. in Aosta selbst, sowie in Susa und in geringerem Umfang auch in Turin. Mittelalterliches gibt es ebenfalls im Aostatal (wo besonders viele Burgen zu besichtigen sind), außerdem in den ehemaligen Stadtrepubliken Asti, Alba und Chieri sowie in Ivrea, Susa und Vercelli. Im Aostatal, u. a. in Aosta selbst, kann man auf die Romanik zurückgehende Kirchen sehen. Aber auch im Piemont, z. B. in Cortazzone, gibt es wichtige romanische Kirchen. Bedeutend sind die mittelalterlichen Klöster von S. Orso (in Aosta), Staffarda, S. Antonio di Ranverso, Vezzolano und S. Nazzaro Sesia sowie die Sacra di S. Michele und die Burgen in den Langhe, im Monferrato, im Roero und im Canavese sowie der alte Wehrort von Candelo bei Biella.

Die Renaissance ist in Saluzzo, z. T. auch in Avigliana (das wiederum auch Mittelalterliches aufweist) vertreten. Der Renaissance gehören außerdem die ältesten Teile der Sacri Monti (vor allem des Sacro Monte di Varallo) an; diese sind ansonsten zum größten Teil barock, ebenso wie die Santuari in den Bergen bei Biella, allen voran die von Oropa und Graglia. Barock gibt es darüber hinaus in Turin und den umliegenden Schlössern im Überfluss, die entsprechende Epoche dauerte im Piemont relativ lange, bis weit ins 18. Jh. hinein. Berühmte Architekten waren die Castellamontes, Filippo Juvarra und Benedetto Alfieri.

Die Kathedrale von Asti: das bedeutendste gotische Bauwerk im Piemont

Klassizistisch sind nur verhältnismäßig wenige Bauten, v. a. in Turin (beispielsweise die Piazza Vittorio Veneto und die Kirche Gran Madre di Dio), die zweite Hälfte des 19. Jh. ist dann wieder stärker vertreten. Im Historismus wurden zahlreiche Baudenkmäler des Mittelalters restauriert und teilweise umgestaltet, es entstand der Borgo Medievale in Turin. Vor allem in Turin gibt es Beispiele des Liberty-Stils (der dem Jugendstil in Deutschland verwandt ist, aber etwas monumentaler ausfällt). Berühmt ist die nach ihrem Architekten Alessandro Antonelli benannte Mole Antonelliana; Antonelli ist auch für die gigantische Kuppel der Kirche S. Gaudenzio in Novara verantwortlich.

Der Architektur der klassischen Moderne des 20. Jh. entstammen das berühmte FIAT-Fabrikgebäude in Turin-Lingotto sowie einige Olivetti-Firmenbauten in Ivrea. Die Architektur der neuesten Zeit ist durch die Olympiabauten in Turin und Lingotto vertreten. Besonders in Turin findet derzeit eine Stadtumgestaltung statt, die noch einiges an baulich Interessantem hervorbringen wird; sichtbarstes Zeichen dieser Entwicklung ist der neue Porta Susa-Bahnhof.

Bildende Kunst

Die Bildende Kunst kann im Piemont ebenfalls auf eine lange Tradition zurückblicken (die man z. B. in der Galleria Sabauda in Turin gut verfolgen kann), an Künstlern allerersten Ranges hat die Region jedoch nicht so viele vorzuweisen wie die benachbarte Lombardei. Noch aus dem Mittelalter stammen die anonymen Fresken im Castello d’lssogne und im Castello von Manta. Giacomo Jaquerio schuf im Kloster S. Antonio Ranverso bedeutende Wandmalereien. An der Wende zum 16. Jh. malte Hans Clemer die Fresken in der Kirche von Elva, in der Cappella Marchionale in Revello und in der Casa Cavassa in Saluzzo. In der späteren Renaissance war Gaudenzio Ferrari aktiv, u. a. in Varallo, Vercelli und Novara war er wohl der bedeutendste Künstler.

Wertvolle Beispiele höfischer Kunst: die Fresken im Schloss von Manta

Eine Erwähnung wert ist auch sein (einige Jahrzehnte später lebender) Namensvetter Defendente Ferrari. Die Künstler, die in Renaissance und Barock an den Sacri Monti mitarbeiteten, sind nur teilweise namentlich bekannt; hervorzuheben ist der Mailänder Dionigi Bussola, der u. a. in Orta und Domodossola an den Skulpturen mitwirkte. Die Folgezeit brachte bedeutende Freskenmalereien hervor, z. B. im Santuario di Vicoforte bei Mondovì und in den Savoyerschlössern.

Das 19. Jh. in der Region war reich an interessanten Landschaftsmalern, hierzu zählen neben dem als Schriftsteller und Staatsmann bekannt gewordenen Massimo d’Azeglio (1798–1866) Antonio Fontanesi (1818–82) ebenso wie Alfredo d’Andrade (vgl. Borgo Medievale, Turin). Bildhauer wie Antonio Brilla (1813–91) und Leonardo Bistolfi (1859–1933) waren an der Vervollständigung der Sacri Monti durch Ergänzung von Figuren beteiligt. In der Moderne waren eine Reihe von bedeutenden Künstlern v. a. in Turin tätig, stellvertretend sei hier nur Giorgio de Chirico genannt. Wer sich für piemontesische Malerei des 19. und 20. Jh. interessiert, sollte sich die Galleria d’Arte Moderna (GAM) in Turin nicht entgehen lassen.

Literatur

Das Piemont weist eine große Zahl von interessanten Schriftstellern auf; die Gründung des Einaudi-Verlages 1933 machte Turin zum literarischen Zentrum. Wir beschränken uns hier darauf, auf einige Autoren hinzuweisen, deren Werke einen expliziten Piemont-Bezug haben. Den Anfang soll Vittorio Alfieri machen, auf diesen bedeutendsten Dramatiker des 18. Jh. gehen wir im Abschnitt über seinen Geburtsort Asti ein. Der Bezug zum Piemont ist vor allem durch die Schilderung seiner Jugendjahre in seiner Autobiografie gegeben. Im 19. Jh. wurde eine Reihe von historischen Romanen verfasst, in diesem Genre taten sich u. a. der bereits erwähnte Massimo d’Azeglio, Luigi Gramegna (1846–1928; oft als piemontesischer Dumas charakterisiert) und Edoardo Calandra (1852–1911) hervor; von Letzterem stammt der wohl beste Roman dieser Art, „La bufera“ (Der Sturm), der das Piemont des späten 18. Jh. unter dem Einfluss der französischen Revolution und ihrer Folgewirkungen zum Thema hat.

Im 19. Jh. bildete Giuseppe Giacosa (1847–1906) eine interessante Figur, da er nicht nur die Vergangenheit des Canavese und des Aostatals literarisch aufarbeitete, sondern auch an einigen Libretti für Puccini-Opern beteiligt war. Aus Saluzzo stammte der Autor und Freiheitsheld Silvio Pellico (1789–1854). Edmondo de Amicis (1846–1908), Autor des Bestsellers „Cuore“, stammte aus Ligurien, lebte aber zeitweise im Piemont und schrieb darüber. Die Wende zum 20. Jh. sah einige bedeutende Dichter, von denen Guido Gozzano (1883–1916) der wichtigste ist.

Die beiden großen Literaten des 20. Jh. waren Cesare Pavese und Beppe Fenoglio, die zu den bedeutendsten Autoren des Jahrhunderts zählen und sich in ihren zum größeren Teil auch ins Deutsche übersetzten Romanen und Erzählungen fast ausschließlich mit dem Piemont befassen. Im Piemont (nämlich in Turin) spielen die Jugenderinnerungen von Lalla Romano (1906–2001) und der ebenfalls autobiografische Roman „Familienlexikon“ von Natalia Ginzburg (1916–91), der die Zeitläufte einer jüdischen Familie beschreibt. Piemontese war auch Primo Levi (1919–87), der bedeutende Schilderer des Holocaust, der im Aostatal in der Resistenza kämpfte und nach seiner Rückkehr aus dem KZ in Avigliana und Turin als Chemiker tätig war. Giovanni Arpino (1927–87) aus Bra siedelte mehrere seiner Romane im Piemont an und schrieb auch Publizistisches über die Region. Nuto Revelli aus Cuneo (1919–2004) schrieb Dokumentarbücher über Krieg und Landleben.

Neueren Datums sind der im Monferrato spielende historische Roman „Straßen aus Staub“ von Rosetta Loy (geb. 1931) und der Krimi „Der Steingänger“ des jungen Autors Davide Longo (geb. 1971) aus Carmagnola, der im Varaita-Tal angesiedelt ist. Nicht vergessen wollen wir den allseits bekannten Umberto Eco (geb. 1932), der aus Alessandria stammt und in seinen Erfolgsromanen immer wieder Bezüge zum Piemont herstellt. Sehr erfolgreich sind auch die Krimis von Carlo Fruttero (1926–2012) und Franco Lucentini (1920–2002, s. S. 238). In dem in Italien 2008 erschienenen und mittlerweile auch verfilmten Bestsellerroman „Die Einsamkeit der Primzahlen“ des Turiners Paolo Giordano (geb. 1982), werden Ortskundige Turin als Schauplatz wiedererkennen, obwohl die Stadt nicht beim Namen genannt wird.

Das Piemont hat außerdem eine namhafte Dialektdichtung hervorgebracht, die ihren Niederschlag in Anthologien gefunden hat, die man in Turin in spezialisierten Buchläden bekommt. Zumindest erwähnen wollen wir den populären Nino Costa (1886–1945) und seinen avantgardistischeren Gegenpart Pinin Pacòt (1899–1964).

Das Piemont lag immer ein bisschen abseits, und so hielten sich hier ausländische Schriftsteller weniger häufig auf als anderswo, auch Goethe ließ die Region links liegen. Einige Franzosen waren besuchsweise da, Balzac und Flaubert und im 20. Jh. Jean Giono (der piemontesische Vorfahren hatte). Stendhal war beim Marsch der napoleonischen Truppen über den Großen St. Bernhard 1800 dabei und ließ sich in der Oper in Ivrea von Cimarosa-Klängen verzaubern. Nietzsche war am Ortasee, liebte Turin und schrieb interessante Briefe darüber. Mark Twain war von der Stadt fasziniert, auch Henry James war (kürzer) in Turin; länger da blieb im 19. Jh. der Russe Fjodor Tjutschew, der als Dichter bekannt ist, aber im Hauptberuf Diplomat war. Auch am Lago Maggiore waren viele Autoren zu Besuch, dazu zählt allerdings nicht Jean Paul (der trotzdem im „Titan“ sehr eindrucksvoll die Isola Bella beschrieb), Hemingway dagegen war wirklich da („A Farewell to Arms“/ „In einem anderen Land“ spielt z. T. am See).

Musik

Wenn das Piemont auch keine bekannteren Komponisten klassischer Musik hervorgebracht hat (mit Ausnahme des in Turin geborenen Pianisten und Opernkomponisten Nicola Spinelli [1865–1909], dessen wichtigstes Werk „A basso porto“ 1894 in Köln uraufgeführt wurde), so wird doch wie überall in Italien die klassische Musiktradition gepflegt. Wer sich für Oper interessiert, sollte einen Besuch im Teatro Regio in Turin machen, auch das Turiner Konservatorium zieht Talente an. Eine gewisse Beziehung zu Turin hat Puccini, der nicht nur zu Treffen mit seinem Librettisten Giacosa hierherkam, sondern auch einer aus dem San Salvario-Viertel stammenden Geliebten wegen, deren Identität erst vor kurzem gelüftet wurde. In neuerer Zeit ist, vor allem als Filmkomponist, Ludovico Einaudi (geb. 1955) bekannt geworden, der ein Sohn des Verlagsgründers ist, allerdings überwiegend in der Toskana lebt.

Eine alte Tradition gibt es im Piemont auf dem Gebiet des populären Chansons, sie geht weit in die Geschichte zurück. Constantino Nigra (1828–1907) sammelte alte Lieder und gab sie heraus. Besonders ausgeprägt ist die Neigung zu dieser Art Musik in Turin: Schon im 19. Jh. wurde in den Gartenlokalen im Valentino-Park am Po-Ufer gesungen; es gibt sowohl eine dialektale Tradition als auch (heute dominierend) eine hochitalienische. Bekanntester Sänger ist derzeit (der stark vom Jazz beeinflusste) Paolo Conte aus Asti, der auch in Deutschland eine große Fangemeinde hat, weniger prominent ist sein Bruder Giorgio, der beide Berufe (Rechtsanwalt und Sänger) mit ihm teilt. Andere Sänger wie Gilda oder Gipo Farassino sind in Deutschland kaum bekannt, aber trotzdem hörenswert. Mit der Pflege des Dialektchansons befasst sich Roberto Balocco; auch das Okzitanische wird auf diese Weise am Leben erhalten, bekannt ist u. a. die Gruppe Compagnons roulants.

Feste und Traditionen

Wichtigste lokale Feste und Veranstaltungen sind die Fiera di Sant’Orso (traditioneller Jahrmarkt) im Januar in Aosta, der Karneval von Ivrea und der Karneval von Verrès, die Passionsspiele von Sordevolo im Biellese (alle fünf Jahre um Ostern), das Blumenfest Candelo in Fiore im Juni (in Candelo bei Biella), der Assedio di Canelli (Volksfest zur Erinnerung an die Belagerung Canellis im 17. Jh.) am dritten Juniwochenende, die Mangialonga in La Morra (kulinarische Wanderung; Ende August), die Douja d’Or in Asti (Weinfest; im September), die Käsemesse in Bra (alle zwei Jahre im September, s. Info zur Slow-Food-Bewegung S. 185), der Palio di Asti am dritten Sonntag im September, der Palio di Alba am ersten Sonntag im Oktober und die Trüffelmesse in Alba, die von Oktober bis Anfang November dauert. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Festen, die den Namensheiligen von Orten gewidmet sind und z. T. mit Prozessionen gefeiert werden. Die normalen italienischen Feiertage gibt es noch zusätzlich.

Beim Palio di Alba

Interessant sind außerdem die Wanderwallfahrten