Pip Bartlett und die magischen Tiere 2 - Maggie Stiefvater - E-Book

Pip Bartlett und die magischen Tiere 2 E-Book

Maggie Stiefvater

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Beschreibung

Pip Bartlett liebt alle magischen Tiere - aber ganz besonders Einhörner. Daher ist ihre Freude groß, als sie mit ihrem besten Freund Thomas den "Dreifachen Dreizack" besuchen darf, den großen Wettbewerb für Einhörner. Und die beiden haben sogar eine Aufgabe: Sie sollen ihren tierischen Freund Regent Maximus sanft auf seine Teilnahme vorbereiten. Regent Maximus ist allerdings ein wenig ... speziell. Er hat Angst vor dem Luftzug in seiner Box, vor der Farbe Blau, vor anderen Einhörnern, vor Menschen - und besonders vor dem Wettbewerb! Obwohl Pip zu Einhörnern wirklich einen guten Draht hat, ist seine Betreuung eine echte Herausforderung. Und als ob das noch nicht genug wäre, geht nachts auch noch ein gemeiner Dieb um, der die eh schon nervösen Tiere in Angst und Schrecken versetzt. Können Pip und Thomas die Einhörner und den Wettbewerb retten?

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EPUB

Seitenzahl: 176

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* Einhörnern * Hopp-Grackeln

* Glasfischen * und allen anderen magischen Tieren

* Eltern * Lehrern

* und allen anderen Autoritätspersonen

Beim großen Turnier des Dreifachen Dreizack darf Pip ihre absoluten Lieblingstiere betreuen: die Einhörner. Ihr bester Freund Thomas entdeckt inzwischen die Felsenscheine für sich. Die sehen wie eine Kreuzung zwischen einem Schaf und einem schielenden Toaster aus. Doch die Freude am Einhornturnier ist schnell getrübt, denn Pip und Thomas müssen einen Dieb fassen …

Maggie Stiefvater ist seit dem riesigen Erfolg der Nach dem Sommer-Trilogie eine der bekanntesten amerikanischen Jugendbuch-Autorinnen. Sie zeichnet begeistert – zum Beispiel auch die Illlustrationen in diesem Buch.

Jackson Pearce wollte als Kind immer ein Buch über Einhörner, magische Tiere und ein wirklich cooles Mädchen lesen. Doch das gab es einfach nicht – also hat sich die amerikanische Bestsellerautorin mit Maggie Stiefvater zusammengetan und diese Geschichte selbst geschrieben.

Lieferbare Titel

Pip Bartlett und die magischen Tiere: Die brandgefährlichen Fussels

Aus dem Amerikanischen von Stefanie Frieda Lemke

Die Originalausgabe erscheint unter dem Titel Pip Bartlett’s Guide to Unicorn Trainingbei Scholastic Press, an imprint of Scholastic Inc., New York Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Text Copyright © 2017 by Jackson Pearce und Maggie Stiefvater

Illustrationen Copyright © 2017 by Maggie Stiefvater

All rights reserved. Published by arrangement with Scholastic Inc.,

557 Broadway, New York, NY 10012, USA

Copyright © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe

by Wilhelm Heyne Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Alle Rechte sind vorbehalten. Printed in Germany

Redaktion: Martina Vogl

Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München,

unter Verwendung eines Motivs von © Maggie Stiefvater und

© Shutterstock (Pushkin und fractal-an)

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN: 978-3-641-18423-0V001www.heyne-fliegt.de

Ich schaufelte gerade die Kacke aus dem Käfig vom Großen Regenbogenmink.

Das war gar nicht so schlimm, wie ihr vielleicht denkt. Große Regenbogenminks essen nämlich nur Süßes, was bedeutet, dass ihre Kötel nach Bonbons duften. (Es sind natürlich keine Bonbons. Das ist ganz wichtig, sich das zu merken: Egal, wie gut die Kötel riechen, es sind immer noch Kötel.)

Dieser Große Regenbogenmink war der erste, dem ich in meinem Leben begegnet bin, aber ich wusste trotzdem schon eine Menge über diese Tiere, denn es gab einen sehr langen Eintrag über sie in meinem absoluten Lieblingsbuch: Gottfried Higgelsteins Handbuch der magischen Tiere.

Wie sich allerdings mal wieder herausstellen sollte, war es etwas anderes, etwas aus einem Buch über ein Tier zu erfahren oder von dem Tier selbst. Zum Beispiel konnte man über Große Regenbogenminks lesen, dass sie wendige Kletterer sind. Aber es war eine ganz andere Sache, ein Tier in der Größe einer gestreiften Socke eine Wand hochflitzen zu sehen, als gäbe es keine Schwerkraft. Deswegen war es so toll, dass ich den Sommer bei Tante Emma in der Cloverton Klinik für magische Tiere verbringen durfte. Ich lernte jeden Tag ein neues Tier kennen.

»Zucker-Zucker-Zucker-Zucker«, rief der Mink, während er die Käfigwand hoch und runter lief, wobei sein Schwanz wie eine Regenbogenflagge hinter ihm herflog. Für jeden anderen musste sich sein Quieken völlig nichtssagend anhören. Doch anders als alle anderen konnte ich magische Tiere verstehen und mit ihnen reden.

Der Mink schoss auf mich zu und klammerte sich mit seinen kleinen pelzigen Pfoten an mein Hosenbein. Er schüttelte flehend die Fäustchen. »Bitte! Bitte gib mir Zucker! Ich hätte gern etwas Zucker, bitte, bitte, bitte, Zucker.«

Magische Tiere zu verstehen ist manchmal nicht unbedingt die nützlichste Gabe.

»Du hattest schon Frühstück. Du bekommst erst zum Mittag wieder Zucker«, sagte ich ihm.

»Zucker-Zucker-Zucker. Mittag Zucker. Mittag Zucker!«, quiekte der Große Regenbogenmink. Dann entwich ihm ein kleiner nach Karamell duftender Pups, und er sprang wieder los.

Auch wenn ich nicht wie der Regenbogenmink die Käfigwände hochkletterte, war ich genauso aufgeregt. Denn obwohl es so schien, als wäre heute ein ganz normaler Tag in der Cloverton Klinik für Magische Tiere, war es das ganz und gar nicht. Es war der Tag vor dem Dreifachen Dreizack.

Seit ich zum ersten Mal vom Dreifachen Dreizack gehört hatte, wollte ich dorthin, aber bisher hatte es nie geklappt. Meine Eltern sind beide Geologen, und im Sommer, wenn das Turnier stattfindet, sind sie immer viel auf Reisen. Außerdem ist keiner meiner Eltern verrückt nach Tieren. Sie wären bestimmt mal mit mir hingefahren, wenn ich sie darum gebeten hätte, aber sie hätten sich vielleicht insgeheim gelangweilt, und dann hätte es mir auch keinen Spaß gemacht.

Doch jetzt war es endlich so weit! Der Dreifache Dreizack fand hier in Cloverton statt. Tante Emma liebte Tiere. Und ich konnte meinen neuen Freund Thomas mitnehmen. Wir würden Einhörner sehen und Greife und Pegasi und Saugrüssel und …

»Karamell! Bonbons! Toffee!«, rief der Mink auf dem Rücken liegend, fasste nach seinen Hinterpfoten und schaukelte vor und zurück.

»Ist ja gut!«, rief ich, ebenso aufgeregt, wenn auch aus ganz anderem Grund.

Wir blickten einander an. In den glänzenden, runden Augen des Minks sah ich mich selbst gespiegelt. Ob er sich auch in meinen Augen sehen konnte?

Eine laute, tiefe Stimme ließ mich aufhorchen.

»Heyyyyyyyyyyyyyyy!!«

»Hast du das gehört?«, fragte ich den Mink.

»Lollies und Kaubonbons und Gummibärchen!«

Das war wohl ein Nein.

»Heyyyyyyyyyyyyyyy!!«, ertönte wieder die tiefe Stimme. Diesmal hörte ich, dass sie von draußen kam. Es klang wie ein magisches Tier, was seltsam war, denn normalerweise verstand ich mehr davon, was sie sagten. Aber das hier klang einfach nur nach …

»Heyyyyyyyyyyyyyyy!!«

»Nicht ziehen!« Die Stimme war eindeutig von einem Menschen, und sie klang ziemlich aufgeregt.

»Warte hier«, sagte ich zu dem Mink, gab ihm eine Handvoll Karamell aus meiner Hosentasche (»Zucker-Zucker-Zucker-Zucker«) und stieg vorsichtig aus dem Käfig. Hastig wusch ich mir die Hände (es ist sehr wichtig, keine Krankheit von einem magischen Tier aufs andere zu übertragen) und stieß die Hintertür auf.

Die heiße, feuchte Luft des Georgia-Sommers traf mich zuerst, und dann ein erneutes tiefes »Heyyyyyyyyyyyyyy!«.

Auf dem Parkplatz neben der Klinik stand Tante Emma, mit gespreizten Beinen und weit ausgebreiteten Armen, als wollte sie einen Ball fangen. Sie wurde nicht leicht nervös, aber gerade wirkte sie ziemlich nervös. Ihre kurzen Haare standen durcheinander in alle Richtungen ab, und eine Strähne – die pink gefärbte – klebte ihr an der verschwitzten Stirn. Eine Frau in einem Overall stand ungefähr drei Meter weiter, direkt vor einem Pritschenwagen mit kleinem Viehanhänger.

Die Frau war eindeutig mehr als nervös. Und sie sah eindeutig auch nicht so aus, als würde sie gleich einen Fußball in Richtung Tante Emma schießen. Stattdessen hielt sie das Ende einer Leine; das andere Ende hing an einem Halsband, das einfach in der Luft schwebte.

»Pip«, sagte Tante Emma betont gelassen, »versuch, deine Stimme ruhig zu halten. Wir haben hier einen Felsenschein.«

»Oh!«, rief ich laut und schlug mir sofort die Hand auf den Mund. Felsenscheine sind eine Unterart der Schimmertiere. Es sind Bauernhoftiere, daher war ich in der Großstadt, in Atlanta, noch keinem über den Weg gelaufen. Aber ich erinnerte mich an zwei wichtige Punkte aus ihrem Eintrag im Handbuch der magischen Tiere:

Sie werden unsichtbar, wenn sie aufgeregt oder beunruhigt sind.Sie sind nicht besonders schlau.

Dieser Felsenschein war offensichtlich sehr aufgeregt oder beunruhigt, denn er war komplett unsichtbar, weswegen seine Leine … im Nichts endete.

Aus der Luft zwischen Tante Emma und der anderen Frau erklang wieder ein: »Heyyyyyyyyyyyy!«

Ich hatte gedacht, ich könnte vielleicht verstehen, was das Tier sagte, wenn ich näher dran wäre, aber jetzt wurde mir klar, dass der Felsenschein, wenn er »Heeyyyyyyy!«, sagte, nichts weiter meinte als: Hey! Oder vielleicht Hi! Oder Heu?

»Kann ich irgendwie helfen?«, fragte ich Tante Emma leiser.

Mit sanfter, beschwichtigender Stimme sagte meine Tante: »Kellie holt gerade ein paar Möhren. Die werden ihn hoffentlich so weit beruhigen, dass er zumindest teilweise sichtbar wird.«

Ich hätte gern gefragt, warum sie ihn nicht einfach zurück in den Anhänger brachten und warteten, bis er wieder sichtbar wurde, aber ich wollte nicht zu viel reden und ihn damit vielleicht noch mehr verängstigen. Zum Glück klärte die Frau im Overall dann die Lage auf: »Sein Halsband ist zu weit. Es ist meine Schuld – ich habe das falsche genommen. Wenn er den Kopf herauszieht, werden wir ihn nie wiederfinden!«

Ich hielt meine Stimme gesenkt. »Kann man das Halsband enger stellen?«

»Nicht, ohne es abzunehmen«, antwortete die Frau.

»Und wir haben kein Halsband, das ihm passen könnte«, sagte Tante Emma. »Ich habe schon nachgesehen.«

Ich hatte eine Idee. Eine meiner Aufgaben in der Klinik war nämlich, mit Blubber, einem kauzigen Kleinen Seidengreif, Gassi zu gehen. Er trug kein Halsband, weil Tante Emma nicht wollte, dass er sich mit seinem ganzen Körpergewicht hineinlegte und sich damit am Hals verletzte. Stattdessen trug er ein Geschirr um Brust und Beine. Blubber war ein Kleiner Seidengreif, also würde sein Geschirr zu klein für einen Felsenschein sein, aber …

»HEEEEEYYYYYYY!!!!«, rief der Felsenschein wieder. Langsam glaubte ich, es bedeutete: Hey, ich werde nie wieder sichtbar werden!

»Können wir ihm nicht das Geschirr für den Gewöhnlichen Greif anlegen? Das für die Jungen«, schlug ich vor. Gewöhnliche Greife sind so groß wie Pferde, aber ihre Jungtiere sind ungefähr so groß wie ein Felsenschein. So wie Blubber tragen auch sie ein Geschirr, aber nicht, um ihren Hals zu schützen. Ihre Hälse haben ungefähr den gleichen Umfang wie ihre Köpfe, für einen schlecht trainierten Greifjungen ist es also ziemlich leicht, aus seinem Halsband zu schlüpfen, wenn er in die Luft fliegt. Wir hatten gerade kein Greifjunges in der Klinik, doch ich konnte mich daran erinnern, dass das Geschirr für kleine Greife unter dem für Blubber hing.

Die Frau und Tante Emma sahen mich an, als wäre ich ein Eis an einem besonders heißen Tag. Es machte mich ein bisschen nervös. Leute, die sehr genervt oder sehr angetan von mir waren, hatten genau dieselbe Wirkung auf mich. »Das ist eine großartige Idee, Pip«, sagte Tante Emma. »Ich hatte ganz vergessen, dass wir immer noch das rote Geschirr haben. Ja, bitte, hol es – leise, wenn es geht.«

Als ich zurückkam, war meine ältere Cousine Kellie auch wieder aufgetaucht. Sie war groß und dünn wie Tante Emma, aber sie hatte sehr lange Haare, die sie jeden Tag zu Locken aufdrehte, für den Fall, dass ein Regisseur oder Broadway-Produzent sie hinter dem Empfang der Klinik für magische Tiere arbeiten sah und dachte: Das ist sie! Der perfekte Star für unser neues Musical!

Im Moment sah Kellie allerdings eher wütend als berühmt aus. Ihre Locken machten in der schwülen Sommerhitze bereits schlapp. Sie hielt einen Eimer mit Möhren – der aussah wie ein Eimer voller dicker Finger – und knurrte Tante Emma an: »Sag mir, was ich mit diesem Wurzelgemüse machen soll, damit ich endlich wieder reingehen und in einem klimatisierten Raum sterben kann.«

»Hört zu«, sagte Tante Emma. »Kellie, du hältst dem Felsenschein den Eimer vor den Kopf – nein, das ist sein Hinterteil. Die andere Seite. Maria, du wartest, bis die Möhren verschwinden, dann wissen wir, dass er abgelenkt ist, und du kannst ihn festhalten. Wenn du ihn hast, lege ich ihm das Geschirr an. Pip, halt Abstand! Er ist zwar nicht so groß, aber du bist es schließlich auch nicht. Ich will nicht, dass er dich umstößt.«

Es gab eine kurze Rangelei.

Als alle wieder stillstanden, hielt die Frau ein dünnes Bein in den Händen, Tante Emma machte die Schnalle des Geschirrs zu, und Kellie biss in eine Möhre und ging zurück ins Haus.

Die Frau wischte sich die Hand an ihrem Overall ab und hielt sie mir zur Begrüßung hin.

»Maria Gould«, sagte sie. »Freut mich, dich kennenzulernen. Ich sehe, du hast einen scharfen Verstand!«

Wir schüttelten uns die Hände.

»Pip Bartlett«, sagte ich. Und dann ein bisschen lauter: »Pip Bartlett.« Ich versuchte seit einiger Zeit, besser darin zu werden, mit Leuten zu reden, aber mit magischen Tieren fand ich es immer noch leichter.

»Pip ist meine Nichte«, sagte Tante Emma. Sie klang ein wenig stolz. »Sie verbringt die Sommerferien bei mir. Pip, Maria ist wegen des Dreifachen Dreizacks hier.«

»Bucky hoffentlich auch«, sagte Miss Gould. »Die Herde hat ausgerechnet heute ein bisschen nach Nektar gerochen, und ich wollte sichergehen, dass die Tiere keine Honigpocken haben, bevor ich sie aufs Turniergelände bringe.«

»Ist es nicht etwas schwierig, unsichtbare Tiere bei einem Turnier zu zeigen?«, fragte ich.

Miss Gould nickte. »Sie müssen dabei sehr ruhig bleiben. Vollkommene Unsichtbarkeit während eines Turniers führt zur Disqualifikation.«

»Wow!«, sagte ich und stellte mir einen ganzen Stall voller unsichtbarer Tiere in Geschirren vor.

»Vielleicht kannst du uns ja mal helfen, Pip. Jemanden wie dich könnten wir gut gebrauchen, mit deinem scharfen Verstand!« Sie sagte das auf eine Weise, die mir verriet, dass sie scharfer Verstand ziemlich oft sagte. »Was meinst du?«

»Gern!«

Tante Emma strahlte. Kellie interessierte sich nicht besonders für magische Tiere, daher freute sich Tante Emma umso mehr, dass ich es tat.

Der Felsenschein wurde allmählich immer sichtbarer. Er war größer, als ich gedacht hätte, hatte dünne Beine und einen runden Körper, der mit büscheligem braun-beigem Haar bedeckt war. Er hatte ein kurzes Maul und Ohren, die in ordentliche Dreiecke umgeklappt herunterhingen. Wie ein Schwein-Schaf-Hund. Er war so hässlich, dass er schon wieder süß war.

Irgendwie.

»Da bist du ja, mein Hübscher«, sagte Miss Gould. »Vielen Dank, Emma. Und Pip! Dann sehen wir uns beim Dreizack? Du findest mich im Bereich mit den Schimmertieren.«

Grinsend tätschelte ich zum Abschied Buckys Kopf. »Ich komme auf jeden Fall!«

Noch nicht mal eine Horde wilder Grimms könnte mich davon abhalten, zum Dreifachen Dreizack zu gehen.

Der Dreifache Dreizack wurde außerhalb von Cloverton auf dem Turniergelände abgehalten, zu dem mehrere Manegen und lagerartige Gebäude gehörten. Auf einem großen Banner stand: DER 34. ALLJÄHRLICHEDREIFACHEDREIZACK. Bilder von sich aufbäumenden Einhörnern mit prächtigen pinken Mähnen links und rechts des Schriftzugs schmückten das Banner.

Mein Freund Thomas und ich schauten aus dem Auto, während Tante Emma auf den Parkplatz fuhr. Thomas saß neben mir auf der Rückbank, das Taschentuch in der rechten Hand schon bereit. Er war gegen die meisten magischen Tiere allergisch, und dachte, dass er gegen den Rest auch allergisch wäre. Heute hatte er zum Beispiel einen riesigen blauen Rucksack voller Notfallmedikamente dabei. Thomas war sowieso schon ziemlich klein, und der Rucksack ließ ihn noch kleiner wirken. Aber Thomas war gern vorbereitet. Und ich war froh, dass er sich von seinen Allergien nicht davon abhalten ließ, mit mir Abenteuer zu erleben.

Tante Emma stellte den Motor ab. »Kellie, würdest du mal die Parkscheibe aus dem, äh, Dingsda nehmen?«

»Das ist ja eklig!«, rief Kellie, als sie das Handschuhfach öffnete. »Ich mach mir die Hände ganz schmutzig!« Das Handschuhfach war voll mit angekokelten Bedienungsanleitungen und Kassenzetteln – das einzige Überbleibsel der Fussel-Plage, mit der wir gerade zu tun gehabt hatten.

»Wenigstens sind keine Fussels mehr drin«, bemerkte Thomas trocken.

»Ein Glück!«, sagte Tante Emma und knallte die Parkscheibe auf das Armaturenbrett, sodass sie von außen zu sehen war. »Alles aussteigen!«

Draußen wehte der Duft von Lavendel durch die warme Sommerluft – Lavendel wurde als Streu für die Ställe von Einhörnern verwendet. Der Parkplatz war brechendvoll, überall standen Viehanhänger, und neben dem Lärm von immer noch mehr ankommenden Autos und den angeregten Gesprächen der bereits Ausgestiegenen war das Piepsen und Bellen und Kreischen und Aahh-Uuuuh von Dutzenden von magischen Tieren zu hören.

Mein Herz hämmerte vor lauter Aufregung.

»Thomas«, flüsterte ich. »Wir sind wirklich hier!«

Thomas setzte schweigend seinen Inhalator an und nahm ernst einen Atemzug.

»Wir sind wirklich hier«, wiederholte er.

Neben uns überprüfte Kellie im Autofenster ihre Frisur. Es wunderte mich etwas, dass sie sofort zugestimmt hatte mitzukommen – ihr Interesse an magischen Tieren beschränkte sich normalerweise darauf, sie so weit wie möglich von ihrem Leben fernzuhalten. Doch sie war nicht nur ohne Klagen mitgekommen, sie hatte außerdem mindestens zwei Stunden lang das Badezimmer blockiert, um sich fertig zu machen. Sie hatte sich sogar eine Blume in die Haare gesteckt und trug eine Handtasche, die aussah wie ein Buch von Shakespeare.

»Bereit?«, fragte Kellie.

»Ja!«, rief ich.

Kellie sah mich irritiert an. Sie hatte mit ihrem Spiegelbild geredet.

Aber es stimmte, dass nicht nur sie sich vorbereitet hatte. Thomas und ich hatten uns stundenlang die Karte des Turniergeländes angesehen, um zu entscheiden, welche der unglaublich vielen magischen Tiere wir uns ansehen wollten.

»Moment noch, ihr drei«, sagte Tante Emma mit zwei Kartons in den Armen. »Lauft nicht einfach los. Ihr müsst mir noch helfen, die Sachen reinzutragen.«

Kellie stöhnte, wie vorherzusehen war. Thomas sah nervös aus, wie vorherzusehen war. Ich sah sehnsüchtig auf die Halle mit den Tieren. Wie vorherzusehen war.

»Gleich, Pip«, versprach Tante Emma. Sie drückte uns allen Sachen für den Stand der Cloverton Klinik für magische Tiere in die Hand – Thomas bekam ein bisschen weniger als Kellie und ich, weil er mit seinem Rucksack sowieso schon genug zu schleppen hatte.

In der Halle mit den Verkaufsständen war es sogar noch aufregender. Die Leute liefen mit allen möglichen Bedarfsartikeln für magische Tiere umher. Und überall waren Tiergeräusche zu hören. In den Dachbalken über uns flatterten Blankovögel.

»Bah!«, machte Kellie, als einer von ihnen der Blume in ihren Haaren gefährlich nahekam.

»Und jetzt passt auf!«, sagte Tante Emma. Das taten wir. »Wollen wir doch mal sehen, ob es was zu gucken gibt – oh, da!«

Tatsächlich öffnete gerade einer der dunkleren Blankovögel den Schnabel und warf einen Regenbogenstrahl auf einen der weißen Blankovögel. Nur, als das Licht auf die weißen Federn traf, war es kein Regenbogen mehr: Auf dem Körper des Vogels ergaben die Farben ein Bild von einer offenen Chipstüte.

»Männliche Blankovögel kommunizieren, indem sie Bilder auf die Weibchen projizieren«, erklärte Tante Emma und stützte ihre Kartons auf der Hüfte ab. »Sieht so aus, als würde er ihr von einer Tüte Chips berichten, die irgendjemand fallen gelassen hat. Blankovögel sind sehr essensgesteuert.«

Das konnte sie laut sagen. Alle anderen hörten das Blankovogel-Männchen nur wie verrückt zwitschern, aber ich verstand, was er sagte: »Schätzchen! Sieh nur! Da ist eine Tüte Chips! Wenn wir uns beeilen, sind wir als Erste da! Los, los, los, Chips, Chips, Chips!«

»Chips mögen anscheinend alle«, sagte ich. »Das war viel cooler, als es im Handbuch beschrieben ist!«

»Ich weiß«, antwortete Tante Emma grinsend. Mein Exemplar des Handbuchs gehörte früher, als sie noch Tiermedizin studierte, Tante Emma. »Schreib das später doch einfach mal auf. Und jetzt, kommt!«

Wir schleppten die Sachen zu unserem Stand, und als wir ankamen, waren wir ordentlich durchgeschwitzt und mit einem dünnen Film Lavendelstaub bedeckt.

Nachdem wir alles abgeladen hatten, wollte Kellie sich gerade über die Haare streichen, nahm die Hände aber schnell wieder runter. »Ich geh mir mal die Hände waschen«, sagte sie angewidert. »Wenn es an einem Ort wie diesem überhaupt so was wie Waschbecken gibt.«

Thomas sagte mit leicht verstopfter Nase, denn er war gegen Lavendel allergisch: »Ich hab auf dem Weg einen Schlauch gesehen.«

»Einen Schlauch? Ich bin doch kein Vieh!«

Thomas verkroch sich hinter mir, sodass nur noch sein blauer Rucksack zu sehen war.

»Schrei nicht so«, sagte Tante Emma. »Die Toiletten sind da hinten. Und mit Vieh ist überhaupt nichts verkehrt.«

Kellie stapfte wütend los.

»Die Luft ist rein«, sagte ich zu Thomas.

Er tauchte mit einer Sprühflasche mit einem kleinen Ventilator daran wieder auf und sprühte sich das Gesicht ein. Dann hielt er mir die Flasche hin.

»Danke, nein«, sagte ich. »Es macht mir nichts aus, verschwitzt zu sein, solange ich nicht stinke.«

»Ich sage dir, wenn du anfängst zu stinken«, bot Thomas an. »Noch tust du’s nicht.«

Wir drehten uns beide nach einem großen Mann um, der einen Riesensaugrüssel über den Gang führte. Das Tier ließ seine gigantische Nase über den Boden schleifen und schnüffelte in meine Richtung. Dann schwang es die Nase zur anderen Seite und saugte mit einem leicht rotzigen Husten ein Bonbonpapier auf. Als Nächstes kam ein Kartoffelchip. Das Tier wirkte sehr zufrieden.

»Wow«, sagte Thomas mit einer Stimme, die vermuten ließ, dass er eigentlich Igitt meinte.

»Chips mögen anscheinend alle«, sagte ich wieder. »Tante Emma, können Thomas und ich jetzt rumlaufen?«

»Ja! Natürlich! Ab mit euch – oh, Moment! Vergesst nicht, auch mal bei Mr. Henshaw vorbeizuschauen.«

»Bei Mr. Henshaw?«, fragte ich. Es hätte mich wohl nicht so