Reise Know-How Wanderführer Kungsleden - Trekking in Schweden In 28 Tagestouren von Abisko nach Hemavan - Claes Grundsten - E-Book

Reise Know-How Wanderführer Kungsleden - Trekking in Schweden In 28 Tagestouren von Abisko nach Hemavan E-Book

Claes Grundsten

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Beschreibung

"Vandra i Kungsleden" ist der Klassiker der Fjällwanderer, der hier in aktualisierter, erweiterter Auflage und mit neuen Bildern vorliegt. Dieser Trekkingführer beschreibt den gesamten Kungsleden zwischen Abisko und Hemavan sowie eine Vielzahl von Tagestouren, die ihren Ausgangspunkt an den Berghütten haben. Sie erfahren alles Notwendige für die Planung einer Wanderung auf diesem legendären Fernwanderweg. Ausführliche Tourenbeschreibungen mit Karten: + 28 Etappen zwischen Abisko und Hemavan + Darunter ein Abstecher zum Kebnekaise und nach Nikkaluokta + Gipfelbesteigungen und Ausflüge in die Umgebung auf zahlreichen Tagestouren + Sehenswertes abseits des Weges, historische Hintergründe Der Autor ist preisgekrönter Naturfotograf und besitzt eine sehr detaillierte Kenntnis des schwedischen Fjälls. Der Wanderführer erläutert alles, was man wissen muss, um sicher in diesem Gebiet zu wandern und die Natur intensiv zu erleben: + Tipps zur Planung der Wanderung: Wann, von wo und in welcher Richtung läuft man den Kungsleden am besten? + Wichtige Infos zu allen Etappen: Entfernung, Höhendifferenz, Gehzeit und Schwierigkeitsgrad, Bootspassagen und Furten + Hütten: Welche Ausstattung hat die Hütte, wo braucht man ein Zelt? + Unterwegs im Fjäll: Detaillierte Beschreibungen der Flora und Fauna sowie geologische Informationen REISE KNOW-HOW - Reiseführer für individuelle Reisen

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Seitenzahl: 297

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Inhalt

Vorwort

Der Kungsleden

Zur Geschichte des Kungsleden

Warum auf dem Kungsleden wandern?

Der Kungsleden: Startpunkte

Zur Verwendung dieses Führers

Abisko – Vakkotavare

Etappe 1

Abisko – Abiskojaure

Etappe 2

Abiskojaure – Alesjaure

Etappe 3

Alesjaure – Tjäktja

Etappe 4

Tjäktja – Sälka

Etappe 5

Sälka – Singi

Etappe 5B

Singi – Kebnekaise

Etappe 5C

Kebnekaise – Nikkaluokta

Etappe 6

Singi – Kaitumjaure

Etappe 7

Kaitumjaure – Teusejaure

Etappe 8

Teusejaure – Vakkotavare

Saltoluokta – Kvikkjokk

Etappe 9

Saltoluokta nach Sitojaure

Etappe 10

Sitojaure-Aktse

Etappe 11

Aktse-Pårte

Etappe 12

Pårte-Hütten – Kvikkjokk

Kvikkjokk – Jäkkvik

Etappe 13

Kvikkjokk – Tsielekjåhkå

Etappe 14

Tsielekjåhkå – Piteälven

Etappe 15

Piteälven – Barturtte

Etappe 16

Barturtte – Vuonatjviken

Etappe 17

Vuonatjviken – Jäkkvik

Jäkkvik – Ammarnäs

Etappe 18

Jäkkvik – Pieljekaise

Etappe 19

Pieljekaise – Adolfström

Etappe 20

Adolfström – Sjnulttjie

Etappe 21

Sjnulttjie – Rävfallet

Etappe 22

Rävfallet – Ammarnäs

Ammarnäs – Hemavan

Etappe 23

Ammarnäs – Aigertstugan

Etappe 24

Aigert – Serve

Etappe 25

Serve – Tärnasjön

Etappe 26

Tärnasjön – Syter-Hütte

Etappe 27

Syter-Hütten – Viterskals-Hütten

Etappe 28

Viterskalet – Hemavan

Anhang

Flora

Fauna

Register

Der Autor

Vorwort

„Dieser Wanderführer wurde für die Lektüre am Küchentisch geschrieben – oder auch für einen gemütlichen Lesesessel.“ So habe ich es im Vorwort zur ersten schwedischen Auflage der Serie Vandra Kungsleden geschrieben. Sie wurde 1988 vom Schwedischen Touristenverein STF (Svenska Turistforeningen) herausgegeben und beschrieb den Kungsleden sowie weitere Wanderwege zwischen Abisko und dem Nationalpark Stora Sjöfallet. Sie kam als gebundenes Buch in recht großem Format heraus und eignete sich nicht für die Mitnahme im Rucksack. Daher wurde sie im Jahr darauf mit einer Taschenbuchausgabe ergänzt, die zur Mitnahme auf Wanderungen gedacht war. Dieses kleinere Buch enthielt eigentlich nur den Text der Wegbeschreibungen und bekam den Titel På fjälltur Abisko Kebnekaise. Beide Bücher waren sehr beliebt, und in der Folge gab ich in Zusammenarbeit mit Svenska Turistforeningen insgesamt 8 Wanderführer heraus (3 Bücher Vandra Kungsleden und 5 Bücher in der Serie På fjälltur), die den kompletten Kungsleden und eine große Anzahl weiterer Touren im Fjäll des nördlichen Lapplands abdeckten. Damit enthielten die Bücher eine Beschreibung der Wandermöglichkeiten um Abisko und das Kebnekaise-Fjäll, den Sarek, im Padlejanta sowie im Arjeplog- und Vindelfjäll.

Diese beiden Bücherreihen wurden in großen Auflagen gedruckt. Vandra Kungsleden 1–3 war jedoch Ende der 1990er Jahre vergriffen, während die Taschenbücher På fjälltur wiederholt neu gedruckt wurden und daher weiter im Buchhandel verfügbar waren. In den letzten Jahren habe ich regelmäßig viele emails und Telefonanrufe von Leuten erhalten, die nach den Büchern aus der Serie Vandra Kungsleden gefragt haben. Auch in Antiquariaten gab es eine große Nachfrage. Daher habe ich eine Überarbeitung und Neuausgabe all der Information aus meinen früheren Büchern vorgenommen. Zusammen mit dem Prisma-Verlag und dem Designer Mikael Engblom habe ich einen neuen Wanderführer entworfen, der den alten Namen Vandra Kungsleden bekommen hat. Das Buch, das Sie jetzt in Händen halten, konzentriert sich auf den Kungsleden, und erstmals überhaupt beschreibt dieser Führer in einem einzigen Band den ganzen Weg von Abisko nach Hemavan. Während die früheren Ausgaben auch Informationen für Skifahrer enthielten, ist dieses Buch auf Wandern ausgerichtet. Wir haben uns für ein Format entschieden, das eine gute Bildwiedergabe erlaubt sowie einen Einband, der für die Nutzung auf der Wanderung geeignet ist. Geplant ist, in der Folge ähnliche Führer auch für die Gebiete Abisko, Kebnekaise, Sarek, Padjelanta und Vindelfjäll herauszugeben.

Claes Grundsten

(Vorwort zur schwedischen Originalausgabe)

Der Kungsleden

Zur Geschichte des Kungsleden

Der Kungsleden ist ein alter und bekannter Wanderweg in Schweden, weshalb man vermuten könnte, dass er gut geplant und zielgerichtet ausgebaut wurde. Viele glauben auch, es gäbe eine eigens geschaffene Organisation, die den Weg als Ganzes unterhalte würde, mit all den vielen Hütten und Brücken, Booten und Schildern. In Wirklichkeit ist diese geniale Idee eines „Königweges“ durch das Fjäll Lapplands überwiegend planlos und über viele Jahre verteilt verwirklicht worden, auch gibt es nach wie vor niemanden, der den Weg in seiner ganzen Länge pflegen würde. Diese Umstände haben durchaus ihre Gründe, die ich in diesem Kapitel beschreibe.

Ursprünglich ist der Kungsleden ein Kind des Schwedischen Touristenvereins STF (Svenska Turistforeningen), einer gemeinnützigen Organisation. Mit bescheidenen Mitteln legte der STF vor gut hundert Jahren die Basis für den Wanderweg, wie wir ihn heute kennen. Der Einsatz des Touristenvereins kann nicht genug gewürdigt werden, dennoch wusste man damals nicht genau, wie der Plan eines „Königweges durch das lappländische Fjäll“ umgesetzt werden sollte. Dieser Begriff wurde Ende des 19. Jahrhunderts von der Vereinsführung geprägt. Der Sekretär Louis Améen wurde damals vom russischen Zaren inspiriert, der zwischen St. Petersburg und Moskau eine Eisenbahnstrecke bauen ließ, indem er kurzerhand mit dem Lineal einen geraden Strich für die Trasse auf die Landkarte zeichnete. Die Führung des Touristenvereins tat es ihm gleich, zog auf der Generalstabskarte einen Strich von Abisko bis Kvikkjokk und legte fest, dass dort der Kungsleden langgehen sollte. Der STF wollte einen mit Steinmännchen markierten Weg mit Übernachtungshütten, ausgewiesenen Furten und, wo nötig, Ruderbooten zur Querung von Seen anlegen. Dank der neugebauten Eisenbahnstrecke nach Narvik war die Erreichbarkeit des Sees Torneträsk bei Abisko erheblich verbessert. Bereits im Jahr 1900 wurden unter der Leitung von Louis Améen drei geeignete Plätze für Hütten zwischen Torneträsk und dem Wasserfall Stora Sjöfallet bestimmt. Es sollte aber noch weitere 40 Jahre dauern, ehe an genau diesen Stellen dann wirklich Hütten errichtet wurden. Der Verein hatte bescheidene finanzielle Mittel, eine staatliche Behörde, die sich um Wanderwege gekümmert hätte, gab es damals nicht. Die ersten Hütten wurden bei Abiskojaure und Kebnekaise gebaut, beide wurden im Jahr 1907 eingeweiht. Im Jahr darauf errichtete man einfache Touristenhütten südlich von Alesjaure, unterhalb des Tjäktjapasses, bei Guobirjohka (westlich des Kebnekaise) und am Strand des Teusejaure, sie alle sollten lange Jahre verwendet werden. Der STF stellte auch 6 Ruderboote bereit, um die Querung einiger Seen zwischen Abisko und Vakkotavare zu ermöglichen. Der Grubenbetreiber Hjalmar Lundbohm, Gründer der Stadt Kiruna, spendete die Hütte von Abiskojaure im Komplettzustand, diese wurde aber sehr bald zu klein, weshalb sie 1911 bereits ausgebaut wurde. Nach einigen Jahren wurden bei Kaitumjaure und Vakkotavare ebenfalls Hütten errichtet. „Kungsleden“ war allerdings noch kein allgemein verwendeter Begriff.

In einem Bergführer mit Touren rund um Abisko, den der STF im Jahre 1914 veröffentlichte, wurde beispielsweise ein „Kungsleden“ nicht erwähnt, und der Fjällpionier und Zeichner Th. S. Gudjohnson nannte die Strecke zwischen Abisko und Kebnekaise „Alesvaggeleden“ („Weg durch das Alesvagge“), als er 1920 seinen handgezeichneten Führer veröffentlichte. Erst 1925 machte der STF Ernst in Sachen Fjälltourismus, ein 10-Jahres-Plan zum Ausbau wurde beschlossen. In den Jahren 1926 und 1927 halfen Pfadfinder, die Strecke zwischen Abisko und Vakkotavare mit Steinmännchen (schwedisch „stenrös“) zu markieren. Als ein Jahr später die Fjällstation von Kvikkjokk fertig war, verwendete der STF erstmals den Begriff „Kungsleden“. Der Weg wurde allerdings nie offiziell eingeweiht. Einige Jahre später wurden sogenannte „Prismastugor“ (kleine, Prisma-förmige Holzhütten) bei Sälka, im Singivagge und am Alesjaure errichtet.

Diese Hütten lagen allesamt in wegloser Wildnis. Sie wurden nach und nach unter großen Mühen gebaut, als der Touristenverein wirtschaftlich stabiler wurde. Gleichzeitig stieg das Interesse an Wanderungen auf dem Kungsleden. Neue Hütten wurden gebaut, der Weg in aller Stille verlängert. Im Jahresblatt des STF von 1941 schreibt Nils Fröling, legendärer Fjällintendent des STF, das sich der Kungsleden von Abisko nach Jäkkvik strecke. Anfang der 1950er Jahre wurden neue Richtlinien zu den Wanderwegen im Fjäll beschlossen, jetzt hieß es, dass der Kungsleden im Süden bis Ammarnäs gehe. Svante Lundgren, der berühmte Fjällfotograf, schrieb in seinem Buch mit dem Titel Kungsleden aus dem Jahr 1955, der Weg ende in Ammarnäs, andere Wanderer hingegen behaupteten gleichzeitig, der Kungsleden sei wesentlich länger, da er alle vom STF mit Steinmännchen markierten Wanderwege durch das schwedische Fjäll umfasse, von Treriksröset im Norden (gemeinsamer Grenzpunkt zwischen Schweden, Norwegen und Finnland, Anmerkung des Übersetzers) bis Grövelsjön in Dalarna. Mit anderen Worten: es gab keine Einigkeit, was der Begriff „Kungsleden“ denn nun genau bezeichnete.

Während der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden an einigen der befindlichen Hütten neue Gebäude errichtet. 1975 wurde der Kungsleden offiziell von Ammarnäs bis Hemavan verlängert, als das Naturreservat Vindelfällen eingerichtet wurde. 1977 wurde eine wichtige Veränderung vorgenommen, als nämlich das staatliche Wegesystem geschaffen wurde, das auch den Kungsleden umfasste. Die schwedische Naturschutzbehörde (Naturvårdsverket) übernahm die Zuständigkeit für das gesamte Wegenetz, wodurch die noch heute gültige Aufteilung entstand, was die Pflege des Kungsleden betrifft: mehrere Organisationen sind beteiligt. Der STF ist Eigentümer und Betreiber der meisten Übernachtungshütten. Er hält auch sehr viel Informationsmaterial zum Weg bereit. Die Naturschutzbehörde ist verantwortlich für sämtliche Wanderwege im Fjäll, erhält für diese Aufgabe jährliche Mittel aus der Staatskasse. Zur Pflege des Weges gehört unter anderem, den Kungsleden mit Steinmännchen zu markieren, Wegweiser an geeigneten Stellen zu errichten, Bohlenplanken auszulegen, wo nötig, sowie Brücken und Rasthüttchen zu errichten. Die praktische Arbeit vor Ort wird von den Regionalverwaltungen in Norrbotten und Västerbotten besorgt. Das Übersetzen mit Motorbooten über mehrere Seen wird von Ortsansässigen angeboten, mancherorts erledigt das der Hüttenwart der STF-Hütten. Auch diese Menschen haben wichtige Aufgaben, um den Weg für uns Wanderer zugänglich zu machen. Rentierzüchter und die Bergrettung (Fjällsäkerhetskomitté) haben ebenfalls Einfluss auf den Unterhalt des Weges, soweit ihre Anliegen betroffen sind. Ein weiterer wichtiger Akteur ist die zentrale staatliche Touristeninformation, die im Ausland über den Kungsleden informiert. Der Weg genießt international immer größere Aufmerksamkeit. Es gibt mehrere englischsprachige Wanderführer zu den besten Fernwanderwegen der Welt, die den Kungsleden mit aufführen. Die Anzahl ausländischer Wanderer steigt stetig.

Diese geteilte Verantwortung führt einige negative Konsequenzen für den Kungsleden mit sich. Es hakt nach wie vor bei der weiteren Planung, vor allem der Abschnitt zwischen Kvikkjokk und Jäkkvik bedarf einer Aufrüstung. Dort ist der Weg stellenweise von Gestrüpp überwachsen und benötigt auch bessere Markierungen, auf der Wunschliste stehen außerdem mehr Hütten, damit es möglich wird, den ganzen Weg zu gehen, ohne ein Zelt mitnehmen zu müssen. Ich finde auch, dass eine eigene Organisation geschaffen werden sollte, die den Unterhalt des Kungsleden koordiniert und ihn weiter ausbaut. Ein Wanderweg mit so langer Geschichte und solchem Zukunftspotential hat es verdient, liebevoll und effektiv gepflegt zu werden. Er ist Teil unseres Erbes und kann Schweden als Reiseland noch beliebter machen, wenn er professionell gepflegt und beworben wird.

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Bach im Mársevággie, Vindelfjällen.

Warum auf dem Kungsleden wandern?

„Gehen ist die beste Medizin“ schrieb Hippokrates, Vater der Heilkunst, vor 2500 Jahren, und man kann sich gut vorstellen, dass er auch heute noch dieser Ansicht wäre, allen modernen Medikamenten zum Trotz. Wer geht, stärkt seine Muskeln, reinigt seine Gedanken und verbessert seine mentale Stärke. Man wird ganz einfach gesünder, und Gang ist des Menschen ursprüngliche Fortbewegungsart auf jedwedem Untergrund. Wenn man weit und lange geht, wird aus dem Spaziergang eine Wanderung.

Man kann es auch, wie Henry David Thoreau, so ausdrücken: „Wer wandert, macht auf einer kurzen Strecke ein lange Reise“. Seine Philosophie gefällt mir. Auf einer Wanderung liegt die Geschwindigkeit bei etwa 3 km pro Stunde, was ein sehr menschliches Tempo ist, denn man hat genug Zeit, sich umzusehen. Über die Jahrhunderte sind viele kluge Worte über den Segen des Wanderns gesprochen und geschrieben worden. Um einen modernen Ausdruck zu verwenden, könnte man sagen, dass Wandern eine Art der Gesundheitsvorsorge darstellt. Das allein ist schon ein guter Grund für eine Wanderung. Wir können schon zu Hause beginnen: lange Spaziergänge sind gut für die Gesundheit. Nach und nach bekommen wir hoffentlich Lust darauf, neue Gebiete kennenzulernen. Das ist der Moment, wo wir im Herzen und Geiste Wanderer geworden sind. Und dann dürfen wir vom Kungsleden träumen.

Eine Tour im schwedischen Fjäll ist für mich als Wanderer stets ein Höhepunkt. Ich möchte sogar behaupten, dass dies die glücklichsten Stunden meines Daseins sind. Bergwanderungen sind aber nichts, was ich nur für meine körperliche Fitness tue. Gute Gesundheit ist eher die Folge der Touren. Ich will vor allem hinaus in unsere großartige Natur, ihren Puls fühlen und außerdem mich selbst und meine Wanderkameraden besser kennenlernen. Auf einer Wanderung kommen wir uns einander nahe. Das Leben ist einfach und folgt dem Rhythmus der Tageszeiten und des Wetters. Wir werden eins mit der Natur, unsere Sinne werden erweitert und die Veränderungen in der Landschaft ziehen sich wie ein roter Faden durch unser Erleben. Die Szenerie hält unsere Aufmerksamkeit aufrecht. Das schwedische Fjäll hat einen weichen Charakter mit seinen ausschweifenden Linien. Ich kenne keine andere Landschaftsform, die derart plötzlich wechseln kann von sinnlicher Form zu brutalem Aussehen. Die Geländeformen regen unsere Fantasie an, hier und da gehen die runden Formen in bedrohliche Abbrüche über. Über weite Strecken folgen wir Tälern, gehen unterhalb Ruhe ausstrahlenden Fjälls dahin oder über eine endlose Hochebene, bisweilen tauchen aber regelrechte Alpen auf, mit Gletschern und steilen Felswänden. Der Kungsleden zeigt uns dieses ganze Spektrum.

Der Weg ermöglicht auch spannende Begegnungen mit Pflanzen und Tieren. In manchen Jahren gibt es im Fjäll besonders viele Kleinnager und das Vogelvorkommen ist größer als gewöhnlich. Nur schwerlich vergisst man das Erlebnis, wenn man sich unerwartet in das Revier der Falkenraubmöve begeben hat und sich der eleganten Flugangriffe dieses selbstbewussten Vogels erwehren muss, oder das einsame Rufen des Raufußbussards unterhalb einer Felswand hört, um nur einige Beispiele zu nennen. Und wie faszinierend ist es, eine artenreiche Heidefläche mit zahlreichen hübschen Kräutern zu entdecken. Das leise Klappern der Rentierhufe auf den baumlosen Hochebenen ist stets aufs Neue willkommen.

Dennoch, trotz der Vorteile für die Gesundheit und obwohl die Natur ein großartiges Erlebnis bietet, möchte ich dennoch sagen, dass der größte Nutzen einer Wanderung im Fjäll für mich auf einer anderen, tieferen Ebene liegt – Freiheit. Ich denke da an verschiedene Arten von Freiheit, die uns das Fjäll gibt: Freiheit von den Pflichten des Alltages; dem Lärm der Städte; unseren Chefs und Entscheidungsträgern, die über uns bestimmen; Straßenverkehr und Hektik; Nachrichten und Medien. Die Stille des Fjälls ist eine nicht zu überschätzende Ressource. Hier haben wir die Ruhe, den Tag so zuzubringen, wie wir möchten. Wir können nachdenken und meditieren, die Natur erforschen oder einfach nur zusammensein. Kein Stress. Wir bestimmen über uns selbst und die Landschaft erscheint wie die Inkarnation des Begriffes „Freiheit“, mit ihrer großen Weite, langen Tälern und herausfordernden Gipfeln.

Viele Menschen, die es noch nie probiert haben, glauben, dass Bergwandern schwierig sei, und dass es besonderer Kenntnisse und sehr großer körperlicher Stärke bedarf, aber so ist es gar nicht. Wir können die Tour ja ganz an unsere Voraussetzungen anpassen. Hier folgen einige allgemeine Vorschläge und Tipps für eine Wanderung auf dem Kungsleden.

Anreise (Ergänzung d. Übers.)

Die Fahrt mit dem eigenen Auto (2300 km einfache Fahrt von Hamburg via Dänemark nach Abisko) ist lang und dauert mindestens 2, eher 3 Tage. Die Rückkehr zum Ausgangspunkt muss organisiert werden. Strafen für Geschwindigkeitsübertretungen und Alkohol am Steuer (es gilt eine 0,2-Promille-Grenze) sind sehr hoch.

Mit dem Flugzeug können die Flughäfen in Kiruna, Gällivare, Hemavan erreicht werden. Flugverbindungen meist über Stockholm.

Zug/Bus: Die klassische Reise nach Lappland erfolgt mit dem (Nacht-)Zug – entweder kombiniert einem Flug nach Stockholm oder komplett mit der Eisenbahn (z.B. mit dem Sonderticket „Südschweden spezial“ der Deutschen Bahn bis Göteborg, von dort mit dem Nachtzug nach Lappland). Die Fahrkarten der schwedischen Eisenbahngesellschaft SJ (www.sj.se) werden mehrere Monate im Voraus im Internet angeboten und sind bei früher Buchung günstiger. Abisko wird direkt mit dem Zug angefahren, die übrigen Ausgangspunkte sind von verschiedenen Bahnhöfen mit dem Bus erreichbar, teilweise mit Umsteigen (Zug bis Kiruna, Bus bis Nikkaluokta. Zug bis Gällivare, Bus bis Kebnats/Saltoluokta. Zug bis Murjek, Bus bis Kvikkjokk. Zug bis Umeå, Bus bis Ammarnäs. Zug bis Umeå, Bus bis Hemavan). Die Anreise dauert von Stockholm aus zwischen 13 Stunden nach Hemavan und 18 Stunden nach Abisko.

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Die Hütte von Tjäktja. Die Berghütten sind für Selbstversorger.

Die Hütten – stugor

Auf den beliebtesten Abschnitten des Kungsleden gibt es am Ende jeder Tagesetappe Hütten zur Übernachtung. Sie werden vom Schwedischen Touristenverein STF (Svenska Turistforeningen) betrieben. Die Hütten erhöhen bei schlechtem Wetter die Sicherheit der Wanderer, außerdem gibt es auch noch mehrere kleine Windschutzhüttchen entlang des Weges. Diese bieten bei Regen ein Dach über dem Kopf. Der Standard der STF-Hütten ist etwa mit dem einer schwedischen Jugendherberge (vandrahem) vergleichbar, meist gibt es Etagenbetten mit Wolldecken in Mehrbettzimmern. Wer Gewicht sparen möchte, kann also auf einen eigenen Schlafsack verzichten, dann empfiehlt sich aber die Mitnahme eines Seiden- oder Hüttenschlafsacks. Der Standard in den Hütten ist einfach, es gibt keinen Strom, sie haben einen Holzofen und Plumpsklos. Bisweilen gibt es eine Sauna. Die Wanderer müssen selbst Holz sägen und hacken, Trinkwasser holen und putzen. Oftmals gibt es einen Trockenraum. Wasser holt man mit Eimern aus einem Gewässer vor der Hütte. Man kann keine Speisen oder Getränke bestellen, vielmehr müssen wir auf einer Wanderung entlang des Kungsleden selber kochen. In allen Hütten gibt es Gasherde, die wir mit anderen Wanderern teilen. An jeder Hütte gibt es einen Hüttenwart, der während der Saison nach dem Rechten sieht und auch die Bezahlung entgegennimmt. Die Übernachtung kostete 2013 295 bis 330 Kronen, für Nichtmitglieder 100 Kronen extra. Man kann nicht im Voraus Plätze reservieren, es kommen aber immer alle unter, notfalls schläft man auf dem Boden. In der Nebensaison gibt es in allen Hütten, die nicht direkt an einer Autostraße liegen (wie z.B. Vakkotavare), einen Sicherheitsraum, der stets unverschlossen ist. Mehrere Hütten haben einen kleinen Laden, wo man in der Hauptsaison seinen Lebensmittelvorrat auffüllen kann. Ein weiterer Vorteil der Hütten ist, dass man ungezwungen andere Wanderer treffen und die Erlebnisse des Tages teilen kann.

Ein großer Vorteil der Hütten ist, dass wir das Gewicht unseres Rucksacks niedrig halten können. Kocher, Schlafsack, Isomatte und Zelt können zu Hause bleiben, das gilt aber nur für die Abschnitte des Kungsleden, auf denen es Hütten nach jeder Tagesetappe gibt, also Abisko – Vakkotavare (und Nikkaluokta), Saltoluokta – Kvikkjokk und Ammarnäs – Hemavan. Auf den übrigen Abschnitten benötigen wir hingegen bei mehreren Übernachtungen Zeltausrüstung, dies gilt für Kvikkjokk – Jäkkvik und Jäkkvik – Ammarnäs. Selbstverständlich können wir auch den ganzen Weg mit Zelt gehen. Persönlich ziehe ich eine Zeltwanderung vor, weil sie größere Wahlmöglichkeiten bietet, man kann übernachten, wo man möchte und die Etappenlänge selber bestimmen. Mir ist auch ein anderer Aspekt des Lebens im Zelt wichtig. Wenn wir im Zelt übernachten, sind wir ständig draußen in der Natur und folgen dem wechselnden Charakter des Wetters. In einer Hütte bleibt die Natur hingegen draußen. Mit Zeltausrüstung wird aber das Gepäck zweifellos schwerer, auch ist es nicht so bequem, auf dem Boden zu liegen wie in einem Bett. Die Zubereitung der Mahlzeiten ist ebenfalls etwas unpraktischer, besonders bei Regen. Als Alternative böte sich an, neben den Hütten zu zelten und dann deren Einrichtungen mit zu nutzen, was für Mitglieder 100 Kronen pro Person kostet, bei Hütten mit Sauna 135 Kronen (Nichtmitglieder 200 beziehungsweise 235 Kronen/Person; Preise für 2013).

Proviant (Ergänzung d. Übers.)

In den Fjällstationen Abisko, Saltoluokta, Kvikkjokk werden auch Mahlzeiten angeboten. In allen Fjällstationen sowie etwa jeder zweiten Fjällstuga wird Proviant sowie Gaskartuschen und Spiritus verkauft. Entlang des Kungsledens sind das folgende Fjällstugor: Abiskojaure, Alesjaure, Sälka, Kaitumjaure, Vakkotavare, Aktse, Aigert, Serve, Tärnasjö, Syter, Viterskalet.

Das Angebot ist begrenzt, es gibt keine Frischwaren, denn die Nahrungsmittel werden im Allgemeinen im Winter mit einem Raupenfahrzeug zu den Hütten transportiert. Das ist aufwendig und erklärt auch die Preise, die etwa doppelt so hoch sind wie im Supermarkt. Vorteil ist, dass man mit deutlich leichterem Rucksack gehen kann, als wenn man den Proviant von zu Hause mitnehmen würde.

Wanderer mit Zelt, die bei den Hütten nur einkaufen und dann weitergehen wollen, um abseits zu zelten, sollten beachten, dass die (quasi ehrenamtlichen arbeitenden) Hüttenwarte nicht immer ganztägig an der Hütte sind, sondern auch eigene Touren unternehmen. Dann muss man mitunter einige Stunden auf ihre Rückkehr warten, bis der Proviantverkauf geöffnet wird.

In Kvikkjokk, Jäkkvik, Ammarnäs und Hemavan gibt es kleine Läden, die Nahrungsmittel verkaufen.

Transport im Fjäll (Ergänzung d. Übers.)

Entlang des Kungsleden müssen einige Seen überquert werden. Teilweise kann man das (Erfahrung und gutes Wetter vorausgesetzt) mit den von der Regionalbehörde bereitgestellten Ruderbooten selbst machen, es gibt aber stets auch die Möglichkeit, sich gegen Bezahlung (nur in bar) mit dem Motorboot übersetzen zu lassen. Die Hüttenwarte der benachbarten Hütten stehen für Auskünfte zur Verfügung.

Der beste Abschnitt

Welcher Abschnitt des Kungsleden ist der beste? Die Frage hat keine eindeutige Antwort, da der Weg wechselnden Charakter hat. Wie es aus meiner Wegbeschreibung ersichtlich ist, können wir den Weg in fünf natürlich vorgegebene Abschnitte einteilen. Jeder Abschnitt entspricht einer passenden Fjällwanderung für etwa eine Woche oder länger, sie haben aber alle ihren eigenen Charakter und stellen unterschiedliche Ansprüche an uns. Am beliebtesten und bekanntesten ist der Weg zwischen Abisko und Nikkaluokta. Hier gehen viele Wanderer, jede Tagesetappe endet an einer Hütte. Dies ist die klassische Strecke des Kungsleden und sehr gut für denjenigen geeignet, der zuvor noch nie im Fjäll gewandert ist. Auf Grund der Hütten und der anderen Wanderer fühlt man sich hier auch bei schlechtem Wetter sicher. Ich bin hier viele Male entlanggewandert und bin immer wieder aufs Neue ergriffen von der Schönheit der Landschaft und der hier herrschenden Atmosphäre. Wenn wir bis Nikkaluokta wandern bietet sich auch die Gelegenheit, den Kebnekaise, Schwedens höchsten Berg, zu besteigen, ein Erlebnis, an das wir uns lange erinnern werden. Genauso einfach und attraktiv ist es, dem eigentlichen Verlauf des Kungsleden nach Süden bis Vakkotavare zu folgen, dann müssen wir uns in Singi aber entscheiden, ob wir statt nach Nikkaluokta lieber nach Vakkotavare gehen wollen. Die zweite Alternative ist nicht ganz so frequentiert, vermutlich deswegen, weil dann der Kebnekaise nicht entlang der klassischen Routen bestiegen werden kann; was die Schönheit der Natur angeht, sind die beiden Varianten aber ebenbürtig. Die Hütten von Kaitumjaure und Teusejaure liegen besonders schön an zwei Binnenseen, die besonders stark an Fjorde erinnern. Wir können stattdessen selbstverständlich auch von Nikkaluokta nach Vakkotavare oder umgekehrt gehen, was ich für genauso attraktiv halte, wie eine Wanderung von Abisko aus.

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Der See Laitaure Richtung Rapadalen, Sarek.

Der Kungsleden zwischen Saltoluokta und Kvikkjokk ist auch ein Klassiker, die Landschaft aber nicht ganz so dramatisch, von Aktse und der Pforte in den Sarek abgesehen. Man kann schon sagen, dass die Landschaft um Aktse eine Klasse für sich ist, sowohl entlang des Kungsleden als auch für Schweden überhaupt. Wenn wir hier sind, müssen wir natürlich den Skierffe besteigen und die einzigartige Aussicht hinunter ins Delta des Flusses Rápaädno (Rapaälven) genießen. Wer nur wenig Zeit für eine Wanderung auf dem Kungsleden hat, dem sei dieser Abschnitt empfohlen, denn er lässt sich in vier Tagen durchführen. Einige der Etappen sind aber ungewöhnlich lang und anstrengend.

Südlich von Kvikkjokk wird der Kungsleden einsamer und ändert seinen Charakter, die Etappen sind lang, ihre Einteilung nicht so selbstverständlich vorgegeben. Das gilt eigentlich ab hier bis zum südlich gelegenen Ammarnäs. Wenn wir hier wandern möchten, benötigen wir ein Zelt für die Übernachtungen, und wir müssen uns auf eine andere Fjälllandschaft einstellen, als wir sie weiter nördlich antreffen, mit weniger dramatischen Landformen, aber überwältigenden Ausblicken und langen Strecken durch Bergwald. Ich möchte behaupten, dass diese Abschnitte des Kungsleden sich eher für den erfahrenen Wanderer eignen, der nach einsameren Gegenden sucht und neben den großartigen nördlichen Etappen mehr von Lapplands Vielfalt erleben möchte. Meiner Meinung nach werden diese Abschnitte des Kungsleden deutlich unterschätzt.

Zwischen Ammarnäs und Hemavan ist der Kungsleden wiederum einfacher zu wandern, da es hier wieder Hütten gibt. Mir persönlich gefällt dieser Abschnitte sehr gut, da er alle Seiten des Fjälls zeigt und eine Wanderung hier mehr Abwechslung als sonstwo auf dem Kungsleden bietet. Wer noch keine Erfahrung mit Bergwanderungen hat, für den ist dieser Abschnitte genauso geeignet wie die nördlichsten Etappen des Kungsleden.

Beste Wanderzeit

Zwischen Juni und September können wir im Fjäll wandern. Hochsaison herrscht Ende Juli, Anfang August, aber es kommen Wanderer Anfang Juni bis Ende September hierher. Vorteil mit einer Wanderung im Juni ist, dass es viele Vögel aber noch nicht so viele Mücken gibt, dass die Hütten noch nicht so voll sind und dass es Tag und Nacht hell ist. Nachteilig ist, dass Bäche und Flüsse über ihre Ufer treten können und dass in höheren Lagen noch viel Schnee liegen. Im Juli ist die Blumenvielfalt stellenweise von betörender Schönheit. In dieser Zeit kann es richtig warm sein, aber auch die Stechmücken und Kriebelmücken zu einer echten Plage werden. In den Hütten kann es eng werden. Im August wird es abends wieder dunkel und wir brauchen eine Taschenlampe. Die Bäche führen meist weniger Wasser. Gegen Ende des Monats werden die Mücken weniger. Meiner Ansicht nach ist der September der beste Monat für eine Wanderung im Fjäll. Mücken kommen so gut wie gar nicht mehr vor, die Luft oft sehr klar und die Farbenpracht im Wald und auf den Heideflächen einzigartig. Wenn dann noch die Gipfel mit Neuschnee gepudert sind, haben wir die besten Voraussetzungen für schöne Landschaftsfotos. Im September sind auch die Chancen gut, Großwild wie Bär, Vielfraß und Elch zu sehen, während das Vogelvorkommen geringer ist.

Gefahren

Lange Wanderungen sind Abenteuer. Sie führen Herausforderungen und Strapazen mit sich, aber jeder von uns erlebt die Anforderungen, vor die wir gestellt werden, auf seine Weise. Ich möchte den Kungsleden als passend abenteuerlich bezeichnen. Eine Wanderung auf dem Königsweg ist ziemlich gefahrlos und eignet sich für die meisten Menschen mit normaler Kondition, die nicht unter größeren gesundheitlichen Einschränkungen leiden. Die Orientierung mit Karte und Kompass bietet beispielsweise keine größeren Schwierigkeiten, da es ganz überwiegend einfach ist, dem deutlichen Pfad zu folgen. Im Großen und Ganzen stoßen wir nicht auf problematische Furten durch Flüsse und Bäche, da die größeren Fließgewässer entlang des Weges mit Brücken versehen sind.

Ich will dennoch drei Dinge nennen, die eine Wanderung auf dem Kungsleden erschweren können: Mücken, Blasen an den Füßen und schlechtes Wetter.

Wie man mit Insektenstichen zurechtkommt, ist sehr individuell. Hier ist viel Psychologie dabei, teilweise ist das eine Frage der mentalen Einstellung. Mückenmittel helfen recht gut, wer aber besonders empfindlich ist, dem sei ein Mückenhut mit Netz empfohlen. Das ist effektiv, aber unpraktisch, wenn man draußen essen möchte. Blasen vermeidet man am ehesten, indem man seine Schuhe vorher gut einläuft. Auch ist es wichtig, die Füße regelmäßig zu waschen, häufig die Socken und Strümpfe zu wechseln, während der Pause die Füße zu lüften und schließlich die Zehennägel kurz zu halten. Schlechtes Wetter ist mit guter Regenkleidung leichter zu handhaben. Selbst im Sommer kann es Schneestürme geben. Die größte Gefahr bezüglich schlechten Wetters ist, dass wir erschöpfen, besonders in starkem Gegenwind, weshalb wir energiereiche Reservenahrung oder Traubenzucker im Rucksack dabei haben sollten.

Raubtiere (Ergänzung d. Übers.)

Für viele deutsche Wanderer ein Grund zur Sorge: Bär, Wolf, Vielfraß. Die meisten von uns werden keines dieser in Lappland lebenden Tiere je zu Gesicht bekommen, schon gar nicht aus der Nähe. Der Braunbär Skandinaviens ist erheblich scheuer und weniger aggressiv als seine nordamerikanischen Verwandten und vermeidet den Kontakt zu Menschen, wann immer möglich. Die wenigen tödlichen Unfälle mit Bären (3 Fälle seit dem Jahr 1902) betreffen Jäger, deren Hund den Bären aufspürt, von ihm angegriffen wird und dann bei ihrem Herrchen Schutz suchen (deshalb, vor allem aber wegen der Rentiere, muss ein Hund stets unter Aufsicht gehalten werden). Das Aufhängen von Proviant in einen Baum ist auch beim Zelten nicht nötig. Der letzte tödliche Wolfsangriff in freier Wildbahn auf einen Menschen stammt aus dem Jahr 1821. Angriffe auf Menschen durch den Vielfraß sind nicht bekannt.

Auf der Internetseite www.viltskadecenter.se gibt es im Abschnitt „Publikationer“ auch deutschsprachige Broschüren zum Thema Begegnung mit Wolf und Bär.

Ausrüstung für Hüttentouren

Vorweg ein guter Rat, der immer gilt: Man nehme auf eine Bergtour nur das absolut Notwendige mit und versuche stets, den Rucksack so leicht wie möglich zu halten. Auf einer Hüttentour braucht unser Rucksack nicht mehr als 15 Kilo zu wiegen, gerne weniger. Es empfiehlt sich ein guter, wohl eingetragener Rucksack mit extra Regenschutz, von denen es zahlreiche Modelle gibt. Für eine Tour auf dem Kungsleden sollte er mindestens 50 Liter Fassungsvermögen haben. Wir brauchen einen leichten Schlafsack oder einen Hüttenschlafsack aus Baumwolle oder Seide. Ein kleines Sitzkissen ist bei Pausen praktisch und wiegt nicht viel. Eine Wasserflasche aus leichtem Kunststoff, Streichhölzer, Pfeife, Sonnenbrille und Messer sind beispielsweise notwendige Dinge. Wenn wir eine Thermoskanne mit heißem Wasser für die Mittagspause mitnehmen, brauchen wir keinen Kocher. Einen Becher sollten wir stets zur Hand haben, es gibt faltbare Modell für die Hosentasche. Ersatzkleidung packen wir am besten wasserdicht zum Beispiel in eine Plastiktüte. Wir brauchen Reservestrümpfe, Unterwäsche, Handschuhe, ein Halstuch oder Buff, eine warme Mütze sowie einen warmen Pullover oder eine Daunenweste oder leichte Daunenjacke. Regenkleidung ist unbedingt notwendig. Es empfiehlt sich wasserdichtes und atmungsaktives Material. Am bekanntesten ist Gore-Tex, es gibt aber vergleichbare Materialien von verschiedenen Herstellern. Aus diesem Stoff sollten Jacke und Regenhose hergestellt sein. Ein Überhandschuh aus dem gleichen Material ist auch empfehlenswert. Bei Regen und starkem Wind werden sonst die Hände schnell kalt. Die Jacke muss eine Kapuze haben und kann bei starkem Wind als Schutz dienen, auch wenn es nicht regnet. Regenhosen mit Reißverschlüssen über die ganze Beinlänge haben den Vorteil, dass man sie an- und ausziehen kann, ohne die Wanderstiefel ausziehen zu müssen.

Während der Wanderung gehen wir am besten in einem leichten Hemd und Wanderhosen mit aufgesetzten Beintaschen. Ich persönlich bevorzuge solche Hosen, bei denen man mittels Reißverschluss die Beine abnehmen kann und damit Shorts bekommt. In der Beintasche habe ich eine Trillerpfeife (die wichtig ist, wenn man ein Notsignal geben möchte), einen kleinen Kompass, ein Taschenmesser und ein kleines Taschenfernglas. Ein langes Unterhemd trage ich bei kühlem Wetter, ansonsten liegt das im Rucksack verstaut. Bisweilen nehme ich eine sehr leichte Windjacke mit. Hygieneartikel wie ein bisschen Seife, ein kleines Handtuch, Zahnbürste und eine kleine Tube Zahncreme sind natürlich auch unentbehrlich. Auch Toilettenpapier in wasserdichter Tüte darf nicht fehlen. Eine Wanderkarte ist zwingend notwendig, während wir beim Mobiltelefon durchaus nachdenken sollten. Im Fjäll gibt es so gut wie nirgends Empfang, von hohen Berggipfeln abgesehen. An den Startpunkten der Abschnitte funktionieren sie meist, allerdings nur für Kunden des schwedischen Anbieters Telia (oder mit einem deutschen Handyvertrag mit Roaming über Telia). Keinesfalls sollte man mit den Daheimgebliebenen ausmachen, sich täglich per sms oder Anruf zu melden, denn das wird nicht möglich sein. Im Notfall gibt es an jeder Fjällstuga ein Hjälptelefon mit Direktverbindung zur Polizei und damit Bergrettung.

Die Wahl der Schuhe ist eine unter Wanderern oft und gerne diskutierte Frage. Zunächst sei gesagt, dass ein Paar leichte Plastiksandalen auf einer Hüttentour sehr praktisch ist, auch wenn es das Gepäck um einige hundert Gramm beschwert. Auf der Wanderung brauchen wir gut eingelaufene Schuhe. Einige Wanderer bevorzugen Gummistiefel mit guter Profilsohle, ich benutze solche aber schon lange nicht mehr. Ich finde den Fußschweiß störend, auch wenn Gummistiefel dank ihres hohen und gänzlich wasserdichten Schaftes natürlich perfekt sind, wenn der Untergrund sumpfig ist. Dieses Problem gibt es aber fast nirgends entlang des Kungsleden. Daher möchte ich eher Wanderschuhe empfehlen, wobei die Frage ist, ob diese einen niedrigen (gut knöchelhohen) oder hohen, bis Mitte der Wade reichendem Schaft haben sollten. Der Vorteil des hohen Schaftes liegt im besseren Schutz beim Furten, auch stützt er den Knöchel besser. Ich ziehe aber inzwischen den niedrigen Schaft, der natürlich leichter ist und mehr Beweglichkeit zulässt, vor. Am Gewicht der Schuhe zu sparen ist wichtig: eine Daumenregel besagt, dass das gleiche Gewicht, was wir an den Füssen tragen, deutlich mehr Energie kostet, als wenn wir das gleiche Gewicht in den Rucksack legen würden. Leichte Schuhe machen unsere Wanderung angenehmer. Zusätzlich verwende ich ein Paar kurze Gamaschen, die ich anziehe, wenn der Untergrund matschig ist oder auch bei einfachen Furten. Die Wanderschuhe sollten ein Futter mit Gore-Tex haben, damit sie wasserdicht sind. Meiner Erfahrung nach schützen diese ausgezeichnet gegen Wasser, ohne so viel Fußschweiß zu verursachen, wie Gummistiefel. Wanderstöcke ist ebenfalls etwas, das ich empfehlen möchte. Vorteil der Teleskopstöcke, die es für Nordic Walking gibt, ist, dass wir die Länge verstellen können. Meist habe ich zwei Stöcke dabei, wandere aber lieber nur mit einem. Den anderen habe ich als Reserve und als Hilfe, falls ich mir den Knöchel verstauchen sollte oder aus sonstigen Gründen Schwierigkeiten beim Gehen bekommen sollte. Ein kleines Erste-Hilfe-Täschchen mit Pflaster, Binden, Salben und Schmerztabletten teilen wir mit unseren Wanderkameraden. Das gleiche gilt auch für eine Tüte mit Dingen für einfache Reparaturen unterwegs, beispielsweise ein Stück Draht, Nähzeug und vielleicht Schuhcreme.

Karten (Ergänzung d. Übers.)

Obwohl die Wegfindung auf dem Kungsleden einfach ist, gehören aktuelle Wanderkarten und ein Kompass zur obligatorischen Ausrüstung. Nicht zuletzt erleichtern sie die Vorbereitung. Ein GPS-Gerät ist für eine Sommertour nicht nötig. Folgende Blätter der Fjällkarta vom schwedischen Landesvermessungsamt decken den Kungsleden ab (der Maßstab 1:100000 ist gut geeignet):

Abisko – Vakkotavare:

BD 6 Abisko, Kebnekaise, Narvik, ISBN 9789158895447

BD 8 Kebnekaise, Saltoluokta, ISBN 9789158895461

Saltoluokta – Kvikkjokk:

BD 10 Sarek nationalpark, ISBN 9789158895485

Kvikkjokk – Jäkkvik:

BD 14 Kvikkjokk, Jäkkvik, ISBN 9789158895386

Jäkkvik – Ammarnäs:

BD 16 Vuoggatjålme, Ammarnäs, ISBN 9789158895409

Ammarnäs – Hemavan:

AC 2 Tärnaby, Hemavan, Ammarnäs, ISBN 9789158895379

Wandern mit Kindern (Ergänzung d. Übers.)

Die mit Hütten versehenen Abschnitte am Kungsleden sind sehr gut für Wanderungen mit Kindern geeignet, wenn diese ab etwa 8 Jahre alt sind, gerne wandern und zuvor schon mehrstündige Touren unternommen haben. Einzige echte Gefahr sind die Bäche und Seen, die wir queren, und dabei müssen wir die Kinder unter ständiger und direkter Kontrolle haben, denn ein Sturz in das auch im Hochsommer sehr kalte Wasser wäre gefährlich. Die Anreise, die großartige Natur und die Übernachtungen in den Hütten bieten jede Menge Spannung. Eine in Plastik laminierte eigene Kartenkopie, Beteiligung bei der Planung oder Wegfindung vor Ort und ausreichend Pausen machen die Tour noch interessanter. Kinder bis 15 Jahre, die in Begleitung ihrer Eltern oder Großeltern unterwegs und Mitglied im STF sind, übernachten in den Hütten übrigens kostenlos, in den Fjällstationen essen sie außerdem zum halben Preis (1 Kind/Erwachsener, Stand 2013). Kinder sollten keine Rucksäcke tragen, die mehr als 10% ihres Körpergewichtes wiegen.

Der Kungsleden: Startpunkte

Der Kungsleden lässt sich in fünf Abschnitte einteilen, die sich zwischen den wenigen Autostraßen, die nach Westen ins Fjäll verlaufen, befinden. Meist führt der Weg durch ein an diesen Straßen gelegenes Dorf. Diese Orte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, also Zug (nur Abisko) oder Bus. Üblicherweise dienen diese Dörfer als Startpunkte für Touren auf dem Kungsleden.

Abisko (385 m üNN)

Bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wurde 1902 die Fjällstation von Abisko gegründet. Der Ort ist von alten Traditionen umgeben. Der Name „Abisko“ bedeutet „Wald in Meeresnähe“. Die heutigen Gebäude der Fjällstation wurden 1952 gebaut, nachdem die alten Häuser abgebrannt waren. Um es brandsicherer zu machen, wählte man als Baumaterial Ziegel statt Holz. Obwohl die Anlage eher funktionell als schön ist, hat sie ihren eigenen Charme. 1983 wurde die Straße (heute Europastraße E 10) entlang des Sees Torneträsk eröffnet, womit sich der Charakter Abiskos veränderte. War es früher fast ein Kurort so wurde es nun zu einem modernen Touristenort. In den 1980ern wurde die Fjällstation um einen Anbau für Wanderer erweitert und mit einer Anlage mit Campinghütten ergänzt. Gleichzeitig baute die Naturschutzbehörde ein Natureum mit einer Dauerausstellung über die Natur des Fjälls.

vk001ku Foto: cg

Abisko Fjällstation

Das Hauptgebäude steht auf einer kleinen Anhöhe oberhalb des Canyons, den der Fluss Abiskojåkka hier bildet. Die Aussicht über den Torneträsk ist phantastisch und die nähere Umgebung ist als Abisko Nationalpark geschützt. Vor dem Eingang liegt ein hübscher Fjällgarten, in dem man eine Vielzahl von für das Fjäll typischen Pflanzen betrachten kann. Die Fjällstation von Abisko ist einer der besten Rückzugspunkte des Fjälls, sie liegt nicht nur an einem wunderbar schönen Ort, sondern bietet auch verschiedene Sehenswürdigkeiten in unterschiedlicher Entfernung. Ein großer Vorteil ist das günstige, regenarme Klima, das sich mit Abiskos Lage im Schutz der vorgelagerten Berge weiter westlich erklärt. Dies ist einer der sonnenreichsten Plätze Schwedens. Die Fjällstation hat 300 Betten, Restaurantbetrieb, Bergführer etc.

Nikkaluokta (470 m üNN)