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Neuauflage der Sammlung ›Revolution – Kampf-, Marsch- und Spottlieder‹ von Erich Mühsam. Mühsam war Anarchist, Publizist und Antimilitarist. Als politischer Aktivist war er 1919 maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde, aus der er nach fünf Jahren im Rahmen einer Amnestie freikam. In dieser Zeit entstanden viele Lieder, Verse und Gedichte. Sie zeichnen sich durch ästhetische Qualität, hintergründigen Witz und revolutionären Gehalt aus. Mühsams Werke zählen zur Weltliteratur.
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Seitenzahl: 27
LUNATA
Revolution
Kampf-, Marsch- und Spottlieder
© 1925 Erich Mühsam
© Lunata Berlin 2020
Vorwort
Räte-Marseillaise
Die Internationale
Rotgardisten-Marsch
Max Hölz-Marsch
Soldatenlied
An die Soldaten
Lied der Jungen
Gesang der jungen Anarchisten
Marschlied der Zwölfjährigen
Der Tod des Rotgardisten
Wiegenlied
Gesang der Arbeiter
Weckruf
Freiheit und Land
Kampflied
Das neue Deutschland
O Schneppenborst, O Schneppenhorst
Der Revoluzzer
Gesang der Intellektuellen
Republikanische Nationalhymne
Dem großen Revolutionör
MAX HÖLZ
in brüderlicher Verbundenheit gewidmet
Seit meiner Entlassung aus der bayerischen Festungshaft (20. Dez. 1924) ist mehrfach die Anregung an mich herangetreten, durch Herausgabe meiner singbaren revolutionären Gedichte dem Bedürfnis des kämpferischen deutschen Proletariats nach Liedern für den Marsch, für proletarische Feiern und für geselliges Beisammensein Nahrung zuzuführen. Daß dieses Bedürfnis jetzt unzweifelhaft in stärkerem Maße empfunden wird als je zuvor in den langen Jahrzehnten der vorrevolutionären deutschen Arbeiterbewegung, beurteile ich als ein erfreuliches Zeichen der Belebung des revolutionären Temperaments. In der Revolutionszeit hat es in fast verhängnisvollem Maße an volkstümlichen Kampfliedern gefehlt. Man hörte nur die alte abgedroschene, der Situation in keiner Weise entsprechende sozialdemokratische Arbeitermarseillaise und höchstens hie und da einmal das schöne Arbeiterlied von John Most »Wer schafft das Gold zu Tage?«. Die Internationale war bis zum Frühjahr 1919 fast nur in den dem Spartakusbund nahestehenden Jugendverbänden bekannt. Spottlieder, wie sie in der Revolution 1848 massenhaft entstanden und der Wut des Volkes gegen seine Bedrücker charakteristischen Ausdruck gaben, fehlten vollständig. Die patriotischen und nationalistischen Kriegsanstifter haben es immer gewußt, daß Musik und Gesang das wirksamste Stimulans zur Lebendighaltung von Entschlossenheit und Kampfgeist ist.
Was die wenigen revolutionären deutschen Dichter in Friedenszeit, während des Krieges, in und nach der Revolution an Kampf- und Marschliedern geschrieben haben, entsprach zum allergeringsten Teil dem Geschmack und der Denkart der kampffrohen Massen. Die Lieder, die sich in den letzten Jahren besonders bei der revolutionären Jugend einführen konnten, sind zu ihrem besten Teil naiv und volksliedhaft aus Arbeiterkreisen selbst heraus gewachsen. In welcher Weise das geschieht, konnte ich an einem Beispiel aus meiner eigenen Produktion deutlich beobachten. Die jugendlichen Kameraden vom roten Frontkämpferbund in Berlin singen auf ihren Märschen ein Lied, das ähnlich wie jener geschmacklose Kriegsgesang, der uns 1914 mit seinem »Gloria Victoria« die Ohren vollgellte, ein Konglomerat von allen möglichen bekannteren oder unbekannteren Liederfetzen darstellt. Einer dieser Fetzen ist wörtlich meinem Max Hölz-Lied entnommen, wird aber nach einer ganz anderen Melodie gesungen und steht in ganz anderm Zusammenhang als meine Vorlage. Ich fühle mich durch die Benutzung meines Textes nicht etwa bestohlen oder geschädigt, sondern im Gegenteil geehrt und in meiner Absicht bestätigt, dem Gefühl des revolutionären Proletariats entsprechende Empfindungen ausgedrückt zu haben. Die vorliegende Sammlung enthält das Max Hölz-Lied in seiner ursprünglichen Fassung; es soll mir aber recht sein, wenn dieser und jeder andere Text des Bändchens von den Arbeitern so benutzt wird, wie es ihrem Geschmack und ihrem Temperament gefällt.