Rock my Dreams - Jamie Shaw - E-Book
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Rock my Dreams E-Book

Jamie Shaw

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Beschreibung

Er hat sein ganzes Leben auf sie gewartet – und er wird alles tun, um ihr Herz zu erobern!

Hailey Harper hat einen Plan: so schnell wie möglich ihr Studium absolvieren, um nicht länger finanziell von ihrem Onkel abhängig zu sein. Doch dann begegnet sie Mike, und plötzlich kann sie an nichts anderes mehr denken. Mike ist der Drummer der berühmten Rockband The Last Ones to Know, er ist süß, witzig – und der Exfreund ihrer Cousine Danica, die ihn jetzt, da er berühmt ist, unbedingt zurückgewinnen will. Hailey geht auf Abstand, doch sie hat die Rechnung ohne Mike gemacht: Für ihn ist Hailey das Mädchen, auf das er sein Leben lang gewartet hat – und er wird alles tun, um ihr das zu beweisen …

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Buch

Hailey Harper hat einen Plan: so schnell wie möglich ihr Studium absolvieren, um nicht länger finanziell von ihrem Onkel abhängig zu sein. Doch dann begegnet sie ­Mike, und plötzlich kann sie an nichts anderes mehr denken. ­Mike ist der Drummer der berühmten Rockband The Last Ones to Know, er ist süß, witzig – und der Exfreund ihrer Cousine Danica, die ihn jetzt, da er berühmt ist, unbedingt zurückgewinnen will. Hailey geht auf Abstand, doch sie hat die Rechnung ohne ­Mike gemacht: Für ihn ist Hailey das Mädchen, auf das er sein Leben lang gewartet hat – und er wird alles tun, um ihr das zu beweisen …

Au­torin

Jamie Shaw, geboren und aufgewachsen in South Central Pennsylvania, erwarb einen Masterabschluss in Professionellem Schreiben an der Townson University, bevor ihr klar wurde, dass die kreative Seite des Schreibens ihre wahre Berufung ist. Als unverbesserliche Nachteule entwickelt sie zu später Stunde Romane mit Heldinnen, mit denen man sich identifizieren kann, und männlichen Hauptfiguren, die das Herz zum Flattern bringen. Sie ist eine treue Anhängerin von White Chocolate Mocha, eine entschiedene Verfechterin von Emo-Musik und ein leidenschaftlicher Fan von allem, was romantisch ist. Am meisten aber liebt sie den Austausch mit ihren Leserinnen.

Von Jamie Shaw bereits erschienen:

Rock my Heart ∙ Rock my Body ∙ Rock my Soul

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Jamie Shaw

Rock my Dreams

Roman

Deutsch von Veronika Dünninger

Die Originalausgabe erschien 2015unter dem Titel »Havoc« bei Avon Impulse, an imprint ofHarperCollinsPublishers, New York.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Copyright © der Originalausgabe 2015 by Jamie ShawCopyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017 by Blanvalet Verlagin der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenUmschlaggestaltung und -motiv: © Johannes Wiebel | punchdesign,unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com(© Gabriel Georgescu; © L-house; © fastfun23)LH · Herstellung: samSatz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad AiblingISBN: 978-3-641-21811-9V002
www.blanvalet.de

Für jede Leserin, die sich in Mike verliebt.

1

Ein Ellenbogen liegt auf meinem Kopf.

Mein Oberkörper wird gegen eine Absperrung gequetscht, ein Converse-Sneaker hat mich eben fast im Gesicht getroffen, und ein Ellenbogen … liegt. Auf. Meinem. Kopf.

»Adam!«, schreit meine Cousine über die Musik hinweg, die aus gigantischen Lautsprechern dröhnt, die zu beiden Seiten der Bühne aufragen. Ich ziehe den Kopf gerade noch rechtzeitig ein, um ihrem Arm auszuweichen, mit dem sie wild winkt. Ich ducke mich noch mehr, doch der Ellenbogen lässt sich nicht abschütteln.

»Adam!«, brüllt sie wieder, während sie in der ersten Reihe auf einem unsichtbaren Trampolin auf und ab springt. »Hier unten! Adam!«

Der Leadsänger von The Last Ones to Know hockt am Rand der Bühne und streckt die Hand nach dem Gewühl von Mädchen aus, die sich zu seinen Füßen drängen. Sie klettern übereinander, um ihn in die Menge zu zerren, aber ich stehe einfach nur hier und versuche, nicht zu sterben.

»Verdammt, ich liebe dich!«, kreischt Danica, während Adam für die Fans in der ersten Reihe singt. Seine Knie schauen zwischen den dünnen Fäden seiner Jeans hervor, und er steckt seine Hände mit den schwarz lackierten Fingernägeln wieder nach der Menge aus. Die Art, wie seine Lippen das Mikrofon liebkosen … na ja, kein Wunder, dass diese Mädchen wie von Sinnen sind.

Die ganze Woche musste ich mir anhören, wie Danica von ihrem Exfreund, dem Rockstar, geredet hat. Wie wahnsinnig verliebt er in sie war. Wie er sie die ganze Highschool über angebetet hat. Wie seine Band schließlich groß herausgekommen ist. Das einzige Problem ist: Ihr Exfreund ist nicht Adam.

Am hinteren Ende der Bühne, in einem schwarzen T-Shirt, das feucht vom hart erarbeiteten Schweiß der vier letzten Songs ist, trommelt Mike Madden auf sein Schlagzeug ein, mit Armen, die allein dafür geschaffen wurden. Er schwingt seine Stöcke, als wären sie eine Verlängerung dieser Arme, und er gibt damit den Rhythmus für den Schlachtgesang im Klub vor. Er ist nicht so schlaksig wie Adam, und er trägt keine zerschlissenen Klamotten wie der Rest der Band, aber es ist trotzdem nicht zu übersehen: Er ist ein Rockstar.

»Ich dachte, du wärst wegen des Drummers hier?«, brülle ich, aber meine Stimme ist ebenso schwach wie der Rest von mir, sie geht im Schwall der Musik und den irrsinnigen Schreien der Menge einfach unter. Ich versuche, mich auf den Beinen zu halten, während ich von links und rechts angerempelt werde, aber ich bin auf Gedeih und Verderb den Massen von Leuten ausgeliefert, die von allen Seiten gegen mich prallen.

»Ich will deinen Schwanz lutschen!«, kreischt irgendeine Tussi etwas weiter hinter mir Adam zu und versucht, an dem hünenhaften verschwitzten Typen vorbeizuhüpfen, der an meinem Rücken klebt. Adam grinst breit unter den schimmernden blauen Lichtern, ohne auch nur eine einzige Zeile zu verpassen. Die Menge ist absolut durchgeknallt, aber die Band hat so etwas hier offensichtlich schon tausendmal erlebt. Selbst Danicas wildes Kreischen erregt keine Aufmerksamkeit bei den Bandmitgliedern.

»Shawn!«, fleht sie dann verzweifelt, als sie bemerkt, dass der Gitarrist von seinem Platz rechts neben Adam in die Menge hinuntersieht. In einem Vintage-Shirt, mit zerzausten schwarzen Haaren und einem Fünf-Tage-Bart, drischt er auf seine Gitarre ein und brüllt seinen Text ins Mikrofon. Adam und er spinnen einen Song, Zeile über Zeile über Zeile, und ich fange fast an, Spaß zu haben – bis meine Hand auf einmal vom Geländer der Absperrung gerissen wird.

»Hilf mir, seine Aufmerksamkeit zu kriegen!«, befiehlt mir Danica, während sie versucht, mir meinen Arm über den Kopf zu reißen.

Ich versuche verzweifelt, ihn wieder herunterzuziehen und laufe dabei ernsthaft Gefahr, rückwärts in die tobende Menge zu fallen, als Shawns Blick endlich auf Danica fällt.

Auf seiner Stirn bildet sich eine Falte, die mich an meinen Dad erinnert. Auf der Farm meiner Familie lebte früher eine streunende Katze, die nur sehr selten freundlich war. Wenn sie aber läufig wurde, war es ihre Lieblingsbeschäftigung, meinem Dad um die Beine zu streichen. Er hasst Katzen, vor allem diese, und schnitt dann immer diese Grimasse, ganz ähnlich der, die sich auf Shawns Gesicht abzeichnet, als er Danica bemerkt.

»Oh mein Gott!«, kreischt Danica, während sie ihre Hand erstaunlich kräftig in meine Schulter krallt. Sie dreht mich mit Schwung zu sich herum, und ich klammere mich an ihren Armen fest, um nicht doch noch in das Chaos aus Ellenbogen und Achselhöhlen und Haaren geschleudert zu werden. »Hast du das gesehen?! Er hat mich genau angeschaut!«

Eine gewaltige Woge bricht über mich herein, als Adam zum Refrain des Songs ansetzt, und ich versuche angestrengt, den Kopf oben zu halten. Blaue und violette Lichter flackern über meine Haut, während ich wieder gegen die Metallstangen vor mir gedrängt werde und Danica jedem Bandmitglied auf der Bühne ihre unsterbliche Liebe entgegenschreit.

»Adam! Shawn! Joel! Mike!«

Natürlich verschwendet sie keinen Atemzug an die Gitarristin, die vorhin als Kit vorgestellt wurde. Ich mache mir gar nicht erst die Mühe, das zu kommentieren – denn ich bin zu sehr damit beschäftigt, mich wegzuducken, um nicht doch noch von einem der Crowdsurfer einen Tritt gegen den Kopf zu kriegen. Ein Securitytyp zerrt ein kreischendes Mädchen über die Absperrung und führt sie weg. Als er meine erschöpfte Miene sieht, schenkt er mir einen mitfühlenden Blick, der wohl bedeuten soll: Es ist bald vorbei .

Nur, dass es nicht bald vorbei ist. Es endet nämlich erst eine gefühlte halbe Ewigkeit und zwei Tritte gegen meinen Kopf später, als die Band die Bühne verlässt und die Lichter endlich ausgehen. Ich mache einen tiefen, dringend benötigten, Atemzug und werde dann hart zur Seite gestoßen. »Gehen wir«, ordnet Danica an, und schubst mich gegen irgendeinen Rücken.

»Wohin soll ich deiner Meinung nach denn gehen?«, frage ich gereizt, während sie mich weiter ins Gedränge schiebt.

»Geh einfach!«

Sie benutzt mich auf dem ganzen Weg aus der Menge als Rammbock, und ich bedauere fast, dass ich mich nicht habe zu Tode trampeln lassen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.

»Du kannst jetzt aufhören«, fauche ich sie an, sobald ich genug Platz habe, um mich zu ihr umzudrehen.

»Halt einfach eine Minute den Mund.«

Ich beiße mir auf die Zunge – im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich muss mich schwer zusammenreißen, um sie nicht anzuschnauzen –, als Danica sich auf die Zehenspitzen stellt und den Saal abzusuchen beginnt. Wir sind in einem Klub namens Mayhem, in der Stadt, in der wir beide seit kurzem erst wohnen. Ich bin hierher gekommen, um meinen Bachelor und letztendlich meinen Doktor in Tiermedizin zu machen, und Danica, weil … na ja, wer weiß schon, warum Danica irgendetwas tut.

Sie war der Star im Ballettunterricht. Kapitän des Cheerleaderteams. Die Julia in den Schultheaterstücken. Die Königin des Abschlussballs. Sie musste nie auf irgendetwas verzichten, und sie tut auch heute noch, was immer sie will.

»Wie kommen wir in den Backstagebereich?«

»Ähm …« Ich ziehe das feuchte T-Shirt, das an meinem Rücken klebt, von meiner Haut. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass daraus nichts wird.«

»Sei nicht dumm, Hailey«, schnaubt sie. »Hast du nicht gesehen, wie Shawn mich angeschaut hat?«

So wie mein Dad diese Katze? Ja, und ob ich das gesehen habe …

»Da!«, ruft sie und geht zielstrebig los. Ich starre sehnsuchtsvoll auf ein großes rotes Schild, das »Ausgang« verspricht. Ich frage mich, wie sehr ich es später bereuen würde, wenn ich jetzt die Flucht ergreife – solange ich noch die Gelegenheit dazu habe. Danica würde ohne Probleme jemanden finden, der sie nach Hause fährt. Sie besitzt die Art Schönheit, die man nur mit Geld kaufen kann – salongepflegte, kupferbraune Haare, tolle Kurven – dank eines Personal Trainers –, kosmetisch aufgehellte Zähne. Und ganz abgesehen von alldem, hat sie diese schönen, mandelförmigen Augen und eine von Natur aus makellose Haut. Ich bin vor fast zwei Monaten bei ihr eingezogen und habe längst aufgehört zu zählen, wie viele Typen bei uns vorbeigekommen sind, um sie abzuholen oder nach Hause zu bringen.

Alle waren niedlich. Aber keiner war ein Rockstar.

»Kommst du oder was?«, brüllt Danica einen Meter vor mir, und als ich ihre ungeduldige Miene sehe, seufze ich noch einmal tief und folge ihr.

Es war nicht immer so. Als wir Kinder waren, ließ sie mich manchmal bei Spielen die Leitung übernehmen. Oder wenn wir »Vater, Mutter, Kind« spielten, waren wir abwechselnd die Mutter und der Vater. Als ihre Familie dann wegzog, wir waren noch auf der Grundschule, war ich ehrlich gesagt ganz schön traurig.

Aber das alles war, bevor sie auf ihre neue Schule kam. Denn dort wurde sie im wahrsten Sinne des Wortes zu einer verdammt fiesen Kuh. Unsere Familien trafen sich nach wie vor an den Feiertagen – Weihnachten, Thanksgiving, Ostern –, und jedes Jahr verwandelte sich Danica ein bisschen mehr in jemanden, den ich nicht mehr kannte. Ihre Fassade war wunderschön, aber innerlich war sie zu keinem besonders liebenswerten Menschen geworden. Ich dagegen war mehr oder weniger dieselbe geblieben. Ich hätte mir damals nie vorstellen können, dass wir eines Tages Mitbewohnerinnen sein würden. Aber als ich bei unserem Familiendinner letzte Ostern erwähnte, dass ich eines Tages gern auf die Mayfield University wechseln würde, da es dort landesweit einen der besten Studiengänge für Tiermedizin gibt, sprang sie sofort darauf an. Sie forderte ihren Vater auf, meine Studiengebühren zu übernehmen. Sie sagte, sie wolle auch wieder studieren. Sie sagte, wir sollten beide nach Mayfield gehen und zusammen wohnen. Sie sagte, das würde ein großer Spaß werden.

An einer Tür in der hinteren Ecke des Klubs marschiert meine so spaßbegeisterte Cousine genau auf den erstbesten Securitytypen zu. Er ist ungefähr doppelt so groß wie sie, mit Muskeln aus Stein und einer entsprechenden Miene.

»Mit wem muss ich reden, um in den Backstagebereich zu kommen?«

Bei ihrem Kommandoton zieht der Muskelmann eine Augenbraue hoch. »Mit dem Osterhasen?«

»Wie bitte?«

»Niemand darf in den Backstagebereich.« Die vor der Brust verschränkten Arme sind definitiv eine Warnung, dass mit ihm nicht zu spaßen ist.

»Ich bin mit Mike da«, lügt Danica, und nachdem er sie einen Moment beäugt hat, lacht der Muskelmann.

»Ja, na klar.«

»Das bin ich wirklich!«

Der Typ lächelt sie nur müde an, als wäre sie ein quengeliges Kind, und prompt beginnt Danica, sich wie eines zu benehmen. Sie verlangt, seinen Boss zu sprechen und droht, ihn feuern zu lassen. Als das alles nichts nützt, versucht sie es mit Beschimpfungen. Doch diese zeigen ebenfalls keine Wirkung, und daraufhin bricht die Hölle los.

Sie bohrt ihm einen Finger in die Brust und brüllt irgendetwas von seinem inzestuösen Genpool, und ich versuche schnell, sie von ihm wegzuzerren. Aber Danica ist in voller Fahrt, und das Einzige, was ich mir einhandle, ist ein harter Schubser, der mich fast umwirft. Mit meinen ein Meter dreiundfünfzig und den knapp siebenundvierzig Kilo habe ich schlechte Chancen, mich hier durchzusetzen, und ich mache auch keinen zweiten Versuch. Ich reibe mir mein empfindliches Schlüsselbein, und als der Securitytyp meine Angreiferin hochhebt, folge ich ihm hilflos, während er sie nach draußen trägt.

Nachdem mein Kopf von einem verschwitzten Riesen im Klub als Armlehne benutzt wurde, ich mir vor den größten Lautsprechern der Welt meine Trommelfelle ruiniert habe und den ganzen Abend herumgeworfen wurde wie das Spielzeug einer rotznasigen Göre, will ich nur noch heiß duschen, in mein Bett kriechen und eine ganze Woche schlafen. Stattdessen stehe ich vor dem Mayhem auf dem Gehweg und sehe stirnrunzelnd auf Danicas wütende Miene, mit der sie die große Metalltür anstarrt, die der Securitytyp eben hinter sich geschlossen hat.

Sie ist wegen einer bestimmten Sache hierhergekommen, und ich weiß genau, dass sie nicht gehen wird, ehe sie sie nicht gekriegt hat.

»Du hättest mich nicht schubsen müssen«, murmele ich, und ihre Augen flackern auf.

»Du hättest mir beistehen sollen!«

»Und was tun? Ihm in die Knöchel beißen?«

Mit ihren zehn Zentimeter hohen Keilabsatzstiefeln ragt Danica über mir auf. Ich starre zu ihr hoch und versuche, mich an das Mädchen zu erinnern, das auf dem Heuboden meiner Eltern mit mir Puppen gespielt hat. Aber sie ist irgendwo zwischen künstlichen Wimpern und den fünfzehn Jahren, in denen sie immer alles bekommen hat, was sie wollte, verschwunden.

»Du hast dich die ganze Zeit wie ein absolutes Biest benommen«, faucht sie mich an. Ich seufze, ziehe mein Shirt wieder von meiner Haut und lasse die kühle Nachtluft den Schweiß auf meinem Rücken trocknen. Verteidigung ist zwecklos, das ist mir klar. In Danicas Wahrnehmung ist sie immer Opfer und Heldin zugleich, und als ihre mietfrei wohnende Mitbewohnerin habe ich gelernt, das einfach zu akzeptieren.

Ich bin dankbar für alles, was sie für mich getan hat. Wirklich. Hätte sie ihrem Vater nicht in den Ohren gelegen und ihn dazu überredet, mein Studium zu finanzieren und ein paar Strippen zu ziehen, dass wir beide auch zugelassen werden, wäre alles ganz anders gekommen. Dann würde ich jetzt nämlich zu Hause Ställe ausmisten und nicht meinen Träumen folgen. Ihr Dad bezahlt all meine Rechnungen – meine Studiengebühren, meine Versicherungen, meine Lebenshaltungskosten, alles. Ich habe allerdings den Verdacht, dass Danicas plötzliches Interesse an meinem Leben nicht ganz uneigennützig war. Nachdem sie schon ein Studium geschmissen hat, nehme ich an, ihr Dad war nur offen für die Idee, dass sie ein neues aufnimmt, wenn sie außerhalb des Campus mit einer verantwortungsbewussten Mitbewohnerin zusammenlebt. Das wäre ich – auch bekannt als ihre langweilige Cousine von der Farm. Und doch stehe ich in ihrer Schuld. Ich verdanke ihr das Dach über meinem Kopf und das riesige Studiendarlehen, das ich selbst nie hätte aufbringen können.

Als ihr Handy klingelt, lässt sie mich links liegen und geht sofort ran.

»Katie?«, fragt sie. »Rate mal, wer eben aus diesem beschissenen Klub geschmissen wurde? Ja! Weil dieses Arschloch von einem Türsteher mich nicht in den Backstagebereich lassen wollte!« Sie wirft mir einen verächtlichen Blick zu. »Hat einfach nur dagestanden und nichts getan. Ich weiß! Nein, sie hat es nicht mal versucht! Mit ihr zusammenzuziehen war eine idiotische Idee.«

Ein eiskalter Schauder überkommt mich, und ich kaue auf der Innenseite meiner Lippe herum. Da mein Onkel darauf bestanden hat, dass ich mich im Moment voll auf mein Studium konzentriere und nicht nebenher jobbe, habe ich keinerlei eigenes Einkommen. Mein einziger »Job« ist es, seine Tochter nicht auf die Palme zu bringen. Und das ist ein Job, in dem ich – wie ich allmählich lerne – sehr, sehr schlecht zu sein scheine.

Ohne etwas zu sagen, gehe ich ein paar Schritte von Danica weg, bevor allein schon mein Anblick sie noch mehr in Rage bringen kann. Doch sie bemerkt es und will wissen, wohin ich gehe, worauf ich mit der lahmsten Ausrede aller Zeiten ankomme: »Ich will diesen Flyer hier drüben lesen.«

Ich gehe hinüber zu einem Telefonmast, um uns beiden ein bisschen Zeit zum Abkühlen zu geben. Ich ziehe sogar die giftigen Rauchschwaden der kettenrauchenden Mädchen vor, die in der Nähe stehen, nur um nicht noch eine Sekunde länger Danicas dummes, passiv-aggressives Gequatsche anhören zu müssen.

»Er ist einfach so verdammt heiß«, sagt ein Mädchen in Leoprint-Leggings, während sie eine Rauchwolke durch ihre blutroten Lippen bläst. Die Straßenlaterne wirft einen harten Schein auf ihre verwaschen-violetten Haare, sodass sie neben der blassen Haut dunkel aussehen. »Und ihr wisst ja, was man über Drummer sagt.«

»Nein, was denn?«, fragt ihre Freundin und reibt sich mit der zerkratzten Spitze ihres schwarzen Lederstiefels über die Rückseite ihrer Netzstrümpfe.

»Drummer wissen wirklich, wie man hämmert.«

Ein leises Kichern entfährt mir, und das betrunkene Gegacker der Mädels schallt durch die Straßen.

»Du bist fürchterlich!«, sagt das Mädchen mit den Netzstrümpfen. »Aber ich habe gehört, dass er nie mit Fans rummacht.«

»Nie?«

»Nie. Bei dem Bassisten hättest du größere Chancen.«

»Aber ich hab gehört, dass seine Freundin absolut durchgeknallt ist …«

»Noch durchgeknallter als du?«, fragt Netzstrumpf, und Leoprint knufft sie in die Seite, während sie weiter kichern und vom Ex meiner Cousine fantasieren.

Das bringt mich dazu, den Blick über den Gehweg auf Danica zu werfen. Ob wir in irgendeinem anderen Universum noch immer Freundinnen sein könnten? Dann hätte ich vielleicht wirklich Spaß bei Rockkonzerten. Und vielleicht wäre sie dann auch nicht mehr so gemein zu mir. Vielleicht würden wir gern zusammenleben.

Vielleicht würden wir sogar über Jungs quatschen.

Für jetzt gibt es genau zwei Möglichkeiten: meinen Kopf immer wieder gegen den Telefonmast schlagen, bis dieser Abend endlich zu Ende ist, oder Danica ein Friedensangebot machen. Ich hole tief Luft und gehe wieder auf sie und den Klub zu.

»Ich habe eine Idee«, beginne ich, nachdem sie ihr Gespräch beendet hat.

»Es gibt für alles ein erstes Mal.«

Ich ignoriere ihren Seitenhieb. »Haben Bands wie diese nicht einen Tourbus?«

Sie starrt mich verständnislos an, und ich warte nur darauf, dass sie mir sagt, was für eine Idiotin ich sei oder wie bescheuert diese Idee ist. Stattdessen verziehen sich ihre Mundwinkel nach oben, und sie lächelt. Lächelt wirklich.

»Siehst du«, sagt sie und strahlt zu mir herunter. Sie ist so aufrichtig glücklich, dass ich unwillkürlich zurücklächle.

»Siehst du was?«

»Ich wusste, dass du nicht völlig nutzlos bist.«

2

»Habe ich dir nicht gesagt, dass er heiß ist?«, fragt Danica, als ich vor dem Doppeldecker-Tourbus der Band auf dem Asphalt sitze und versuche, einen Stein aus der Sohle meines Sneakers zu holen. Ich kratze mit einem meiner kurzen Fingernägel daran herum und denke darüber nach, wie oft sie das Wort »heiß« im Laufe der letzten Woche wohl gesagt hat.

Mikes Band ist so heiß geworden.

Sie sind mit Cutting the Line aufgetreten. Cutting the Line ist so heiß.

Auf der Highschool war Mike nicht so heiß. Sieh dir dieses Foto an. Findest du ihn heiß? Hailey, siehst du überhaupt hin?

»Hailey, hörst du überhaupt zu?«, schimpft Danica und stößt mit ihrer Stiefelspitze gegen mein Knie, während ich mir den Fingernagel an dem Stein abbreche, der natürlich noch immer in meinem Schuh steckt.

Ich starre zu ihr hoch und frage mich, ob sie jeden tritt, der ihr nicht seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, oder nur mich. War sie bei Mike auch so herrisch, als die beiden zusammen waren? Was hat er nur an ihr gefunden?

»Ja«, antworte ich schließlich. »Er ist ganz okay.«

»Ganz okay?«, schnaubt sie. »Bist du blind?«

Ich bin nicht blind. Ich habe nur keine Lust, um ein Uhr morgens bescheuerte Fragen zu beantworten. Natürlich habe ich gesehen, wie heiß er ist. Alle haben das gesehen. Das Mädchen im Leoprint, das Mädchen mit den Netzstrümpfen, und ich nehme an, hunderte anderer Mädchen haben es ebenfalls gesehen. Und vermutlich wird jede Einzelne eifersüchtig auf Danica sein, und ich bin mir ziemlich sicher, dass das genau der Grund ist, weshalb sie mich hier draußen in der Kälte neben einem abgesperrten Ungetüm von einem Tourbus rumhängen lässt. Was will sie von mir? Dass ich ihr gratuliere, weil ihr Freund in spe so heiß ist?

»Adam ist heißer«, lüge ich.

»Hä?« Danica verzieht verwirrt das Gesicht.

»Was denn?«, frage ich.

»Was glaubst du denn, von wem ich rede? Dem Leadsänger. Adam. Hörst du mir eigentlich irgendwann mal zu?«

Ich befreie meinen Schuh endlich von dem Stein, stehe auf und wische mit der Hand über die Rückseite meiner Jeans. Wir warten schon so lange hier draußen, dass mein Hintern wie betäubt ist und alle anderen Fans schon gegangen sind. »Wenn du so verliebt in Adam bist, warum warst du dann nicht mit ihm zusammen, sondern mit Mike?«

»Ja, na klar«, schnaubt Danica, und als ich sie nur anstarre, verdreht sie die Augen. »Sie haben irgendeinen bescheuerten Kumpel-Kodex oder so«, erklärt sie und fährt sich mit den Fingern durch ihre glatten Haare, die ihr bis über die Schultern fallen. »Mike war schon immer in mich verliebt, daher war Adam für mich nicht zu haben. Und glaub mir, ich hab’s versucht.«

Ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll, aber offenbar muss ich das auch gar nicht, denn Danica fährt mich an: »Hör auf, mich so anzuschauen.«

»Warum sind wir überhaupt hier?«

Ich kann es mir zwar denken, aber in den letzten paar Wochen habe ich immer versucht, nicht an ihrer Motivation was Mike betrifft zu zweifeln. Aber jetzt bin ich müde, gelangweilt und durchgefroren, und jeder Selbsterhaltungstrieb, den ich hatte, wurde irgendwo in der Menge im Mayhem zerquetscht. Es ist mir egal, ob sie sauer auf mich ist, oder dass sie die Macht besitzt, mir das Leben zur Hölle zu machen. Ich will nur eine Erklärung dafür, warum ich nach fremdem Schweiß rieche und meine Finger nicht mehr spüren kann.

»Ich will Mike.«

»Warum?«

»Ich vermisse ihn«, lügt sie. Das merke ich, weil sie dabei lächelt. Es ist ihr süßes Lächeln – das, das sie aufsetzt, um zu bekommen, was sie von ihrem reichen Vater will, ein Lächeln, das einfach zu süß ist. Das Lächeln, das sie mir heute Abend geschenkt hat, als sie mich fragte, ob sie »nur für eine Minute« meinen Kapuzenpulli anziehen könnte. Und das, obwohl wir beide wussten, dass sie nicht die Absicht hatte, ihn zurückzugeben.

Ich verschränke die Arme über meinem dünnen Shirt, um mich vor der Kälte zu schützen, und Danica muss die Zweifel in meiner Miene gesehen haben, denn sie fährt fort, es mir zu erklären.

»Mike war ein toller Freund«, beharrt sie. »Er hat mich wie eine Prinzessin behandelt. Er hat meine Bücher getragen und mir kleine Geschenke mitgebracht. Am Valentinstag hat er mir immer Blumen in mein Schließfach gestellt.«

Ihr Lächeln wird sanft, fast aufrichtig, aber es schwindet, als ich frage: »Warum hast du dann mit ihm Schluss gemacht?«

In ihrem üblichen herablassenden Ton entgegnet sie: »Weil er nach unserem Abschluss nichts mit seinem Leben angefangen hat. Er war komplett pleite, hat aber nicht mal dran gedacht, aufs College zu gehen. Er hatte keine echten Ziele. Er war nur ein Loser in irgendeiner bescheuerten kleinen Garagenband.«

Den Scharen an Fans nach zu urteilen, die sich heute Abend vor der Bühne gedrängt haben, ist klar, dass er doch echte Ziele hatte. Und dass er sie mit genau dieser »bescheuerten kleinen Garagenband« erreicht hat, aber ich mache mir nicht die Mühe, das zu erwähnen. Und ich mache mir auch nicht die Mühe, darauf hinzuweisen, dass Danica das College nach nur einem Semester geschmissen und die letzten sechs Jahre damit verbracht hat, die Kreditkarten ihrer Eltern glühen zu lassen.

Vor sechzig Jahren haben unsere Großeltern eine Farm gekauft. Vor sechsundzwanzig Jahren haben Danicas Dad und meine Mom sie geerbt, und meine Eltern haben sie zu unserem Zuhause gemacht. Vor vierzehn Jahren haben Danicas Eltern viele wichtige Kontakte geknüpft und Investitionen getätigt und sich auf eine mehr unternehmerische Ebene des Viehgeschäfts spezialisiert. Sie haben ein Vermögen gemacht und sind weit weg von unserer Kleinstadt und dem bescheidenen Stück Land gezogen, auf dem alles angefangen hat. Jetzt arbeitet Danica ab und zu für die Firma ihrer Eltern, immer dann, wenn es ihr gerade in den Kram passt.

Meine Eltern und mein jüngerer Bruder leben noch immer auf der kleinen Farm, und bis vor zwei Monaten wohnte auch ich noch dort.

»Und das hier hat nichts mit dem zu tun, was Adam zu Beginn der Show gesagt hat? Dass die Band einen großen Plattenvertrag unterschreiben wird?«, frage ich provozierend. Danicas Blick verhärtet sich, aber sie macht sich nicht die Mühe, einen Streit anzufangen. Stattdessen zieht eine Bewegung in der Nähe des Klubs ihre Aufmerksamkeit auf sich, und ihre mandelförmigen Augen schauen Richtung Mayhem.

Sieben Leute gehen über den dunklen Parkplatz auf den Bus zu. Adam und ein Mädchen in seinem Arm. Shawn und die Gitarristin, Kit. Joel und eine Sexbombe in High Heels. Und Mike.

Danica zieht meinen zu großen Kapuzenpulli aus, bevor irgendeiner von ihnen sie darin sehen kann, wirft ihn auf den Boden und rennt auf ihren Ex zu. »Mike!«

Es ist eine filmreife Szene. Auf ihren langen Beinen läuft sie schnell über den Parkplatz. Ihre Haare flattern. Sie wirft sich ihm an den Hals.

Doch der Moment, in dem er seine Arme um Danica schlingen sollte, um sie herumzuwirbeln, wie es jeder anständige Film-Herzensbrecher tun würde, verstreicht, und seine Arme hängen einfach nur reglos an ihm herunter.

Ich höre auf, den Schmutz und die welken Blätter von meinem grünen Ivy-Tech-Kapuzenpulli zu bürsten, den meine Eltern mir einmal zu Weihnachten geschenkt haben, als sie sich nichts anderes leisten konnten, um die interessante Szene vor mir zu beobachten. Doch als Mike endlich die Arme hebt, um Danicas Umarmung zu erwidern, seufze ich und widme mich wieder meinem Kapuzenpulli. Auf dem Ärmel ist ein Fleck. Ich verschmiere ihn, als ich mit dem Daumen darüber reibe.

»Freust du dich denn gar nicht, mich zu sehen?«, gurrt Danica, worauf die Gitarristin ein Geräusch macht, das dafür sorgt, dass Shawn den Arm ein bisschen fester um sie legt. Ihre schwarzen Augen sind mörderisch, und mir fällt auf, dass der Rest der Band mehr oder weniger genauso schaut. Sie sehen Mike und Danica zu, als ob die Szene, die sich vor ihnen entfaltet, aus einem absolut grauenhaften Horrorfilm wäre, nicht aus einer zeitlosen Romanze, wie es Danica gern gehabt hätte.

»Was tust du hier?«, fragt Mike, und Danica erzählt ihm ganz lässig, dass sie jetzt hier lebt, und beginnt dann, den Rest der Jungs der Reihe nach zu umarmen. Sie legt eine oscarreife Vorstellung hin und gerät erst ins Stocken, als Shawn einen Schritt zurückweicht, um ihrer Umarmung zu entgehen.

»Was willst du hier bei unserem Konzert?«, fragt er.

»Ich wollte Mike sehen.« Sie zieht einen Schmollmund, ohne Mike auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen.

»Warum?« Als ich Mike jetzt sprechen höre, fällt mir auf, wie gut seine Stimme zu ihm passt. Sie klingt, als ob sie zu jemandem mit großen braunen Augen, dichten braunen Haaren und durchtrainierten Armen gehört. Er ist heißer als Adam, auch wenn Danica das nicht sehen kann. Plötzlich bin ich genervt – vielleicht, weil jemand wie er jemanden wie Danica lieben könnte, vielleicht, weil jemand wie Danica ihn niemals ebenso sehr lieben würde, vielleicht, weil ich müde bin und es verdammt kalt ist und ich nach irgendeinem fremden Körper rieche. Und mein absoluter Lieblingskapuzenpulli einen verdammten Fleck auf dem Ärmel hat und ich heute Abend mit dem Biest nach Hause fahren muss, dem ich diesen Fleck zu verdanken habe.

»Ja, Dani, warum?«

Sie wirft mir einen wütenden Blick zu, als sie den Spitznamen ihrer Kindheit hört – den, den sie damals nicht mehr wollte, weil er ihr zu jungenhaft klang –, und ich versuche, nicht auf den Boden zu starren.

Seit wir im Sommer zusammengezogen sind, habe ich meine Zunge im Zaum gehalten. Ich war ihr Hausmädchen, ihre Köchin, ihr Babysitter und ihr Fußabtreter. Das ist der Preis, den ich dafür bezahle, dass ihre Familie uns beiden ein Dach über dem Kopf bietet, und für die Studiengebühren, die sie für mich übernehmen. Aber drei Stunden Schlangestehen heute Abend, gefolgt von fünf Stunden ohne jede Privatsphäre und dann noch zwei Stunden Frieren, haben meine Vernunft schwer in Mitleidenschaft gezogen. Was eine äußerst gefährliche Sache ist.

Ich bin trotzdem froh, dass sie meine Bemerkung unkommentiert lässt und ihre Aufmerksamkeit stattdessen wieder Mike zuwendet. »Können wir uns unterhalten?«

Er starrt sie mit unergründlicher Miene an.

Ich suche in seinem Gesicht nach dem Typen, der in sie verliebt war, dem, der ihr Blumen ins Schließfach gestellt hat. Ich suche nach dem Rockstar, den ich heute Abend auf der Bühne gesehen habe, dem, der jedes Mädchen hätte haben können. Ich suche nach dem Träumer, dem, der wusste, dass er sich von Danica nicht aufhalten lassen sollte.

Aber sie sind alle hinter vorsichtigen braunen Augen versteckt, und ich höre auf, nach ihnen zu suchen, als Mike »na klar« sagt und Danica zum Bus führt.

3

»Ist nicht längst Schlafenszeit für euch?«, frage ich spaßhaft und pirsche mich mit einer kleinen, aber begehrten Waffe in der Hand – einem Satellitentelefon, das mit der Kommandozentrale verbunden ist – an eine feindliche Festung heran.

»Deine Mom ist zu sehr damit beschäftigt, meinen Schwanz zu lutschen, als dass ich ins Bett gehen könnte«, witzelt die vorpubertäre Stimme in meinen Kopfhörern, und ein Haufen anderer kleiner Jungs lacht streitlustig, und auch ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Meine Daumen gleiten über den Controller in meiner Hand, und ein letzter Knopfdruck löst einen entsetzlich lauten Alarm aus.

»Oh mein Gott!«, kreischt der erste Junge über den heulenden Alarm hinweg. Der Bildschirm blinkt rot, und ich reiße lachend noch ein paar Witze, während die restlichen Jungs in Panik ausbrechen.

»Was hast du da eben über meine Mom gesagt?«

»Wie zum Teufel hast du die verdammte Luftunterstützung gekriegt?«, brüllt einer von ihnen, und auf dem Bildschirm vor mir sehe ich zu, wie eine Gruppe Soldaten in Tarnanzügen aus dem Gebäude in der Ferne flüchtet.

»Zu spät, Anfänger!«, lache ich, und das Dröhnen eines Hubschraubers wird lauter. Eine Sekunde später beginnt ein ohrenbetäubendes Geschützfeuer alle vor mir niederzumähen, und die Schreie der kleinen Jungs in meinen Kopfhörern wärmen mein grausames, gnadenloses Herz.

Ich lache hysterisch, weil sie mich verfluchen und mich beschuldigen, ein Hacker zu sein, als sich die Luft im Tourbus auf einmal verändert. Ich hebe den Blick und sehe, wie die Tür aufgeht.

Ich bin seit Stunden allein. Die Ersten, die den Bus verlassen hatten, waren Mike und Danica, nachdem sie mit einem Finger über seinen Arm gestrichen und ihn gefragt hatte, ob sie unter vier Augen reden könnten. Ich nehme an, sie war die Blicke der anderen leid, denn es war nicht zu übersehen, dass alle – Mikes Band und ihre Begleiter – sie hassen. Und ich bezweifle, dass das, was Danica im Sinn hatte, »reden« war.

Ich bin mir nicht sicher, ob es für sie irgendetwas geändert hat, Mike aus nächster Nähe zu sehen, oder ob sie einfach nur eine sehr talentierte Schauspielerin ist, denn sobald wir alle zusammen im Bus waren, würdigte sie Adam, Shawn oder Joel kaum noch eines Blickes. Und die Leidenschaft, mit der sie sich Mike widmete, muss Wirkung gezeigt haben, denn er nahm sie mit zu einem anderen Bus auf dem Parkplatz, und seitdem hatten wir nichts mehr von ihnen gesehen oder gehört.

Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich mit Adams Freundin, Rowan, auf einem Flachbildfernseher im Gemeinschaftsbereich Videospiele spielte, bis nach und nach alle in Zweiergrüppchen verschwanden, um noch etwas Schlaf zu bekommen. Ich versicherte ihnen, ich würde allein zurechtkommen, während ich auf Danica wartete, und verlor dann jedes Zeitgefühl, weil ich vorpubertierende Jungs online abschlachtete, die keine Ahnung gehabt hatten, worauf sie sich einließen.

Als Mike mit zerzaustem Haar und gesenktem Blick in den Bus steigt, lege ich meine Kopfhörer und den Controller neben mich auf die Bank. Die Tür fällt hinter ihm zu, und mir wird bewusst, dass Danica nicht bei ihm ist.

»Wo ist denn Danica?«, frage ich, und Mikes müde Augen sehen langsam auf, als er merkt, dass er nicht allein ist.

»Schläft.« Seine Stimme klingt so erschöpft, wie er aussieht. Er lässt sich mir gegenüber auf eine graue Lederbank fallen, aus der zischend Luft entweicht. Mit seinen Ellenbogen stützt er sich schwer auf seinen Knien ab und reibt sich unsanft die Augen. »Sie ist eingeschlafen, nachdem …« er schüttelt den Kopf. Er muss den Satz für mich nicht beenden, und ich bin sehr froh, als er es auch nicht tut. »Das könnte ein bisschen dauern.«

Wahrscheinlich sollte ich ihn fragen, ob sie zu viel getrunken hat, oder ob es sicher für sie ist, allein in dem anderen Bus zu schlafen. Aber als ich über den Gang hinweg auf diesen Mann schaue, den ich nicht kenne, bemerke, wie seine breiten Schultern herunterhängen, als ob sie ein unvorstellbar schweres Gewicht zu tragen haben, höre ich mich stattdessen fragen: »Geht es dir gut?«

Es ist eine bescheuerte Frage. Er ist ein Rockstar. Er wurde offensichtlich eben flachgelegt. Natürlich geht es ihm gut.

Doch dann hebt er das Kinn, und der Ausdruck in seinen Augen lässt mich vermuten, dass dem nicht so ist.

»Ich brauche ein Bier«, sagt er und steht auf. »Willst du auch irgendwas?«

Er geht ohne abzuwarten in den hinteren Teil des Busses, vielleicht, um weiteren dummen Fragen zu entgehen, deren Antworten mich nichts angehen. Bevor er ganz hinter dem Trennvorhang verschwindet, antworte ich schnell, dass ich nehme, was immer er dahat.

Ich spiele mein Spiel weiter, und als Mike mit zwei Flaschen Bier in der Hand zurückkommt, stelle ich meines neben mir ab und bedanke mich – alles, ohne die rechte Hand vom Controller zu nehmen oder den Blick vom Bildschirm zu wenden. Vermutlich werde ich noch lange, lange Zeit auf Danica warten. Dann kann ich genauso gut das Beste daraus machen.

»Das ist ja Deadzone Five«, bemerkt Mike, und ich schaue ihn aus den Augenwinkeln an.

»Scheiße«, sage ich, während ich weiterspiele. »Bist du das etwa, der betatestet? Ich dachte, es wäre Rowan.«

»Hast du es geschafft, Luftunterstützung zu kriegen?«, will er wissen, ohne auf meine Frage einzugehen.

»Ja. Und ich habe einen Systemfehler gefunden. Ich kann die Luft …«

Ich verstumme, als ich noch einen Blick auf ihn werfe. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen, und er starrt mich an, als wären mir Tentakel aus den Ohren gewachsen.

»Entschuldige«, sage ich, während ich den Controller hinlege. »Ich wollte nicht …«

»Ich versuche seit Wochen, Luftunterstützung zu kriegen!«, unterbricht er mich mit nichts als Ehrfurcht in der Stimme.

Ich verberge mein Lächeln und erkläre schlicht: »Ich bin ziemlich gut.«

»Das musst du sein! Verdammt.«

Seine klägliche Miene ist wie weggefegt, und diesmal gestatte ich mir das Grinsen. »Und da ist eine kleine Systemstörung, die es mir ermöglicht, sie immer wieder zu benutzen. Willst du sie mal in Aktion sehen?«

Ich reiche Mike die Kopfhörer, und als die Alarme in dem Spiel losheulen und der Bildschirm rot aufblinkt, hellt sich sein Gesicht vor lauter Aufregung auf. Ich kann die wilden Schreie der zehnjährigen Kids aus seinen Kopfhörern hören, und als Mike anfängt zu lachen, lache ich mit.

»Tust du mir einen Gefallen?«, frage ich. »Sag PussySlayer69 schöne Grüße von meiner Mom.«

Mike lacht so heftig, dass er einen Hustenanfall bekommt. »Oh mein Gott, dieses kleine Stück Scheiße geht mir schon seit Wochen auf die Nerven.« Er hält sich das Mikro an den Mund und sagt: »Hey, Kyle, dir ist schon klar, dass dir hier drüben von einem Mädchen der Arsch aufgerissen wird, oder? Schöne Grüße von ihrer Mom.«

Ich kann nicht verstehen, was Kyle sagt, aber ich kann sein schrilles Kreischen hören, und danach zu urteilen, wie Mike sich vor Lachen krümmt, muss es gut sein. Ich strahle vor Stolz, als Mike sich schließlich wieder aufrichtet und zufrieden seufzt. »Das war umwerfend. Genau was ich gebraucht habe.«

»Harte Nacht gehabt?«, witzle ich, aber Mikes Lächeln verschwindet, und ich verfluche mich für meine große Klappe.

Geht mich nichts an, geht mich nichts an, geht mich nichts an. Danicas Angelegenheiten gehen mich absolut nichts an, sie sind von meinen meilenweit entfernt. Sie ist die Antarktis, und ich bin der Mond.

»Dein Name ist Hailey, oder?«, fragt Mike.

Ich nicke und überlege noch immer, wie ich die letzten dreißig Sekunden unserer Unterhaltung löschen kann.

»Tut mir leid, dass ich so ein Arschloch war, Hailey. Ich wusste nicht, dass du den ganzen Abend allein hier sitzen würdest.«

»Ist schon gut …«, beginne ich, aber Mike schüttelt den Kopf.

»Nein, das ist es nicht. Ich habe nicht mitgedacht.«

Die Aufrichtigkeit in seinem Blick lässt mich schwer schlucken, und als er über mein Schweigen die Stirn runzelt, schüttle ich den Kopf. Wenn sich irgendjemand wegen heute Abend schlecht fühlen sollte, dann Danica. Sie hat sich von mir hierher fahren lassen, hat mich gezwungen, ihr stundenlang hinterherzulaufen wie ein persönlicher Butler, und ist dann verdammt noch mal eingeschlafen. »Wirklich, es ist schon okay. Ich war nicht lange allein. Ich habe fast den ganzen Abend mit Rowan gespielt.«

Mike starrt mich noch einen Moment länger an, und lächelt dann wieder. »Sie ist auch ziemlich gut. Meistens steckt sie mich locker in die Tasche.«

Das stimmt – sie war ziemlich beeindruckend, sowohl im Spiel als auch sonst. Wir haben festgestellt, dass wir auf dieselbe Uni gehen, haben unsere Nummern ausgetauscht und uns für Mittwoch auf dem Campus zum Lunch verabredet – zusammen mit Joels Freundin Dee. Das ist das einzig Gute, was dieser Abend gebracht hat.

»Aber nicht so gut wie ich«, grinse ich, und Mike lacht.

»Nein, du spielst in einer ganz anderen Liga. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du in, was, nur ein paar Stunden die Luftunterstützung gekriegt hast.«

Ich hebe mein Bier, um ihm zuzuprosten, und er stößt mit mir an.

»Ich spiele mit meinem kleinen Bruder oft DZ4«, erkläre ich ihm.

»Und Danica ist deine Cousine?«, fragt er und nimmt einen großen Schluck von seinem Bier. Als ich nicke, fügt er hinzu: »Sie hat nie erwähnt, dass sie eine Cousine hat.«

Ich trinke auch noch einen Schluck und erinnere mich daran, wie sie meinen Lieblingskapuzenpulli vorhin einfach auf den Boden geworfen hat. Im Moment weicht er im Badezimmer des Busses im Waschbecken ein. Shawn hat versucht, mir zu helfen, den Fleck aus dem Ärmel zu bekommen, aber wir haben alles nur noch schlimmer gemacht.

»Vermutlich weil sie ein egoistisches Biest ist, das an niemanden außer sich selbst denkt«, entfährt es mir, und sobald ich die bittere Wahrheit ausgesprochen habe, weiten sich meine Augen, und ich presse meine Lippen zusammen.

Ich kann nicht glauben, dass ich das eben gesagt habe. Laut. Zu genau dem Typen, mit dem sie vor nicht mehr als zwanzig Minuten weiß Gott was getrieben hat. Ich habe meinen verdammten Verstand verloren.

Ich halte den Atem an, als Mike mich anstarrt, doch dann schenkt er mir ein amüsiertes Lächeln. »Warum erzählst du mir nicht, wie du dich wirklich fühlst?«, witzelt er.

Ich nehme einen großen Schluck von meinem Bier, um den noch größeren Kloß in meiner Kehle hinunterzuspülen. »Entschuldigung.«

»Wofür?«

»Ich wollte deine Freundin nicht beleidigen.«

»Freundin«, wiederholt er stirnrunzelnd. Er lehnt sich wieder gegen die Lederbank und lässt den Kopf nach hinten sinken. »Dieser Abend ist so verkorkst.«

Ich wiederhole mein Mantra. Geht mich nichts an, geht mich nichts an, geht mich nichts an.

»Willst du noch ein Bier?«, frage ich, als mein Blick von dem leichten Bartschatten auf seinem Kinn auf die leere Flasche fällt. Mike ist ein Rätsel. Ein Rockstar, der nicht mit Groupies rummacht. Ein Typ, der eben flachgelegt wurde, sich aber benimmt, als ob gerade jemand gestorben sei. Ich habe keine Ahnung, was ihn bedrückt, aber selbst wenn ich ihn fragen würde, nehme ich an, würde ich es nicht verstehen. Der Typ war in Danica verliebt, und das ist etwas, was ich nie begreifen könnte, egal, wie viele Jahre ich damit verbringen würde, den Tourbus-Psychiater zu spielen.

»Es gibt nicht genug Bier auf dieser Welt«, antwortet Mike, und ich reiche ihm den Rest von meinem, bevor ich seine leere Flasche nehme und auf die kleine Küche im hinteren Teil des Busses zusteuere. Ich weiß, dass ich mich nicht einmischen darf, daher tue ich stattdessen das Nächstbeste.

»Wohin gehst du?«, fragt Mike und setzt sich auf.

»Sehen, ob du irgendwas Stärkeres als Bier dahast.«

4

Als Danica am nächsten Morgen in den Bus steigt, sitzen Mike und ich Schulter an Schulter im Gang auf dem Boden, Controller in den Händen, Bier- und Schnapsflaschen um uns herum verstreut. Er ist betrunken, ich bin übermüdet, aber wir hatten so viel Spaß in dieser Nacht, dass ich jetzt vor lauter Lachen Seitenstechen habe und mir das Gesicht wehtut.

»Hey, Danica«, sagt Mike nach einem kurzen Blick zur Tür, »schau dir das an.«

Er aktiviert die Luftunterstützung, und als der Alarm im Spiel zu heulen beginnt, jaulen wir beide mit. So geht das jetzt schon seit ein paar Stunden, aber es ist immer noch unfassbar witzig, und ich versuche angestrengt, unter noch mehr Gelächter, das Geräusch nachzuahmen. Dabei muss Mike noch heftiger lachen, woraufhin ich noch mehr lachen muss, und wir beide sicher absolut idiotisch aussehen. Ich lache, weine und pruste, doch dann mache ich den Fehler, einen Blick auf Danica zu werfen, und muss schlucken. Sie sieht ein bisschen mitgenommen aus, die Haare notdürftig mit den Fingern gekämmt und das Make-up leicht verschmiert, aber noch immer hinreißend in ihrem schwarzen Top, das ihre Kurven betont, der hautengen Jeans, die ihre Beine schön zur Geltung bringt, und den kniehohen Stiefeln, die vermutlich mehr wert sind als jedes beschissene Auto, das ich je mein Eigen genannt habe.

Sie starrt mich an, und der Blick in ihrem Gesicht ist absolut mörderisch.

Ich schaue schnell auf den Fernseher, spüre aber, wie sich ihre Blicke in meinen Schädel bohren. Ich will nicht einmal wissen, wie ich aussehe. Ich habe nicht geschlafen, rieche vermutlich noch immer nach fremdem Schweiß, und ich habe die halbe Nacht Tränen gelacht, während ich mit Mike Madden gezockt habe. Ich nehme an, das ist vor allem der Grund, warum sie aussieht, als ob sie mich am liebsten heute Nacht im Schlaf mit einer Kettensäge massakrieren würde.

Als sie auf uns zukommt, verkrampft sich jeder Muskel in meinem Körper in Erwartung der Standpauke, die sie mir gleich halten wird. Aber anstatt mich zusammenzustauchen, weil ich ihr ihren Freund in dieser Nacht weggenommen habe – denn ich bin sicher, in Danicas Welt ist es allein meine Schuld, dass sie ohne Mike an ihrer Seite aufgewacht ist –, setzt sie sich nur hinter Mike auf die Bank. Sie beugt sich hinunter, um ihn auf die Wange zu küssen, und fragt: »Was spielt ihr?«

»Das neue Deadzone«, antwortet Mike, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. Er verteilt weiterhin links und rechts Kopfschüsse, eine eindrucksvolle Leistung, wenn man bedenkt, wie viel Guinness vermutlich in seinem Magen herumschwappt. Ich starre Danica an, als wäre ich es, die betrunken ist.

Versucht sie … nett zu sein? Nett. Habe ich mir diesen Kettensägen-Blick gerade nur eingebildet?

Als sie mich ansieht, schaue ich vermutlich völlig verwirrt, aber sie grinst nur und dreht dicke Strähnen von Mikes braunen Haaren um ihre schlanken Finger.

»Gewinnst du?«, fragt sie ihn.

»So eine Art Spiel ist das eigentlich nicht …«

»Wie spielt man es denn dann?«

Der Klang ihrer Stimme – süßer als rosa Zuckerwatte – sorgt dafür, dass ich am liebsten losheulen würde. »Seit wann interessierst du dich denn für Videospiele?«, frage ich, und sie wirft mir noch einen Ich-werde-dein-Gesicht-mit-einer-Kettensäge-massakrieren-Blick zu. Nein, ich habe ihn mir eindeutig nicht eingebildet.

»Sei nicht albern, Hailey«, schnaubt sie und legt ihre Hand besitzergreifend in Mikes Nacken. »Du weißt genau, wie gern ich dir und deinem Bruder beim Spielen zusehe.«

Ich habe wohl irgendeine Art Schlaganfall. Das ist die einzige Erklärung, denn mir fällt die Kinnlade runter, meine Spielfigur bekommt einen Kopfschuss, und mein Gehirn stottert irgendwie nur noch vor sich hin. Der Controller hängt schlaff in meinen Händen. »Wiiie bitte?«

Mein zwölfjähriger Bruder ist, seit ich in Mayfield wohne, hunderte von Kilometern von mir entfernt, und wir werden uns erst an Thanksgiving wiedersehen. Deshalb steht es ganz oben auf meiner Liste, regelmäßig online mit ihm zu zocken. Vor zwei Tagen haben wir abends noch Deadzone Four gespielt, als Danica in mein Zimmer platzte und verlangte, dass ich damit aufhöre. Es war ein Uhr morgens, aber scheinbar war ich schuld, dass das WLAN so langsam war. Und es war natürlich wichtiger, dass sie Maniküredesigns auf Pinterest anschauen konnte, als dass ich meinem einsamen kleinen Bruder half, das Arschloch zu vergessen, das ihn an dem Tag im Sportunterricht schikaniert hatte.

Ich lege den Kopf schief wie ein extrem verwirrter Teacup Chihuahua, und Danica wirft mir noch einen Blick zu. Halt den Mund, droht sie mir mit den Augen.

»Du hast es immer gehasst, wenn ich gespielt habe«, erinnert sich Mike, während ich noch immer versuche, mich von meinem Schlaganfall zu erholen.

»Ach wirklich?« In Danicas Augen funkelt Unaufrichtigkeit, die Mike hoffentlich bemerkt. »Das ist doch so lange her. Damals war ich echt ein Biest.« Als Mike sie nur anstarrt, rutscht sie auf seinen Schoß und verschränkt die Hände in seinem Nacken. »Verzeihst du mir?«

Mike war vier Jahre mit ihr zusammen. Vier Jahre. Er sollte wissen, dass er ihr diesen Scheiß nicht glauben kann, oder? Oder?

Sag Nein, du Vollidiot! Schubs ihren künstlichen Arsch von deinem Schoß!

Als Mike sie mit diesen großen braunen Augen mustert, beugt sie sich vor und küsst ihn. Sie schmiegt sich eng an seinen Körper und vergräbt die Finger in seinen Haaren. Ich verdrehe die Augen und stehe auf.

Wenn Wimpernklimpern und rosa Lipgloss reichen, um ihn von ihr zu überzeugen, dann sind diese beiden wirklich füreinander geschaffen.

»Okay, also, ich gehe dann mal.« Ich ignoriere meine Enttäuschung über den Drummer, der mich letzte Nacht mehr zum Lachen gebracht hat, als ich seit Jahren gelacht habe, schnappe mir meine Schlüssel von der Bank und klimpere damit herum. Danica flüstert irgendetwas in Mikes Ohr. Ich will gar nicht wissen, was.

»Dani, kommst du jetzt?«

Natürlich ist es Mike, der sich losreißt, um mich anzuschauen, aber ich weiche seinem Blick aus. Die vielen leeren Flaschen drücken aus, was er gebraucht hat, um sich seiner Gefühle für das Mädchen auf seinem Schoß klarzuwerden. Aber auch wenn er viel getrunken hat, war es nicht annähernd genug, um zu entschuldigen, dass er sich von dieser scheinheiligen Klette das Gesicht abschlabbern lässt.

»Nein«, sagt Danica und starrt Mike weiter an, als wäre er der Heilige Gral. »Ich bleibe noch ein bisschen hier.«

»Du gehst?«, fragt Mike, und als er Danica von seinem Schoß schiebt und aufzustehen versucht, muss ich einen Satz nach vorn machen, um zu verhindern, dass er stürzt.

Okay, vielleicht ist er tatsächlich so betrunken. Scheiße …

»Ich, äh … ja. Ich meine, ich habe eigentlich nur auf Danica gewartet, deshalb …«

Mein Blick fällt auf meine Hand, die noch auf Mikes Taille liegt, und als ich sie hastig zurückziehe, stolpert er beinahe wieder. Sein Arm fällt schwer um meine Schultern in dem Versuch, sich zu fangen, und ich helfe ihm, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Den tödlichen Blick, den Danica mir zuwirft, ignoriere ich lieber.

»Mike«, sage ich und schaue in seine großen glasigen Augen. »Soll ich dich nach Hause fahren?«

»Warum bietest du das an?«, faucht Danica.

»Er ist betrunken …«

»Und?«

»Und …«

Ich will ihr gerade schon Begriffe wie »Alkohol am Steuer« und »anständiges menschliches Verhalten« um die Ohren hauen, als Mike mich unterbricht: »Versucht ihr etwa, mich vom Fahren abzuhalten?«

Ich schaue hoch und sehe, wie er amüsiert grinst.

Noch immer stütze ich ihn mit beiden Händen und komme mir vor wie die Miniaturausgabe einer Superheldin, die einen Typen, der doppelt so groß ist wie sie, auf den Beinen halten kann. »Du wärst gerade fast gestürzt«, wende ich ein.

»Und du bist ungefähr einen halben Meter groß«, grinst er.

»Einen Meter dreiundfünfzig«, widerspreche ich, und als Mike laut lacht, muss auch ich mir ein Grinsen verbeißen.

»Er ist hier bei mir gut aufgehoben.« Danica hat die Arme fest vor der Brust verschränkt und strahlt eine angriffslustige Haltung aus, die mir nicht entgeht.

Ich sollte mich da raushalten. Danica wird mir das Leben zur Hölle machen, wenn ich sie verärgere. Und Mike geht mich absolut nichts an.

Nur war ich diejenige, die ihn betrunken gemacht hat. Und ich bin diejenige, die Danica hierher gefahren hat. Und ich werde es mir nie verzeihen, wenn ich diesen unschuldigen Typen mit dem Teufel in Person allein lasse. Vor allem nicht, wenn er kaum in der Lage ist, aufrecht zu stehen.

Ich seufze innerlich.

»Willst du nicht duschen?«, frage ich Danica, ignoriere jeden Selbsterhaltungstrieb und lege damit den Finger direkt in die Wunde. Ich schlüpfe unter Mikes Arm hervor und dämpfe meine Stimme, sodass nur sie mich hören kann. »Ich meine, du willst dir doch sicher die Haare waschen?«

Zehn Minuten später sind wir auf dem Weg nach Hause. Danica sitzt neben mir und inspiziert noch immer die Spitzen ihrer perfekt sitzenden Haare. Mike wollte im Bus schlafen, und nachdem ich ihn mit Wasser und Chips aus der Küche versorgt habe, musste er mir mehrmals schwören, dass er nicht mehr fahren würde.

Eigentlich wollte ich mich noch bei ihm für den Spaß bedanken, den ich letzte Nacht mit ihm hatte, wusste aber nicht, wie. Ihm die Hand schütteln? Oder ihn umarmen? Mit ihm abzuhängen hat sich so natürlich angefühlt, als ob wir seit Jahren befreundet wären. Ja, und insgeheim will ich wieder Deadzone Five mit ihm spielen. Aber er ist Danicas Freund, und das alles ist einfach zu seltsam. Also habe ich ihm nur gesagt, er solle an seinen Sniper-Fähigkeiten arbeiten, und bin dann gegangen.

Danicas Abschied war weitaus dramatischer. Ein Kuss, der so lange dauerte, dass ich lieber vor dem Bus auf sie wartete.

»Und ihr habt echt die ganze Nacht nur Videospiele gespielt?«, fragt sie mich zum hundertsten Mal, während sie eine Locke ihres kupferfarbenen Haars begutachtet.

»Nein, Dani, wir haben die ganze Nacht eine Orgie gefeiert. Die Vorband war auch da. Und ein paar Zirkuskünstler, die zufällig in der Stadt waren. Es wurde ein bisschen seltsam, als der Bus auf einmal voller Clowns war, aber …«

»Musst du immer so anstrengend sein?«, beklagt sie sich und schützt ihre Augen mit einer Hand vor der Sonne. Jetzt, da sie Mike nicht mehr beeindrucken muss, ist sie wieder voll im Danica-am-Morgen-Modus. Tief auf ihrem Sitz nach unten gerutscht, hat sie die nackten Füße auf mein Armaturenbrett gelegt.

»Wir haben nur gespielt. Das habe ich dir doch schon tausend Mal gesagt.«

»Heute Morgen wart ihr ein bisschen sehr vertraut miteinander«, wirft sie mir vor.

»Weil ich wie jedermanns kleine Schwester bin.«

Danica knurrt zustimmend, und ich verfluche mal wieder die Tatsache, dass das Radio in meinem Auto nicht funktioniert. Genau jetzt wäre nämlich der ideale Zeitpunkt, es einzuschalten, um diesem Gespräch zu entgehen.

»Na gut. Hat er wenigstens irgendwas über mich gesagt?«

Nicht, nachdem wir angefangen hatten zu trinken und Deadzone zu spielen. Es war, als hätte Danica einfach aufgehört zu existieren, und ehrlich gesagt war Mike nicht der Einzige, der sie vergaß. Ich vergaß, dass wir zusammen unterwegs waren. Ich vergaß das Konzert und das Gedränge der Fans, die nur ein paar Stunden zuvor zum ohrenbetäubenden Rhythmus von Mikes Schlagzeug auf und ab gesprungen waren. Stattdessen lachte ich mit Mike, spielte Videospiele und hatte einfach verdammt viel Spaß.

Mit Danicas Freund.

»Er konnte gar nicht aufhören von dir zu reden«, lüge ich, und als Danica mir befiehlt, ins Detail zu gehen, sauge ich mir irgendetwas aus den Fingern. »Er hat gesagt, dass du jetzt noch hübscher bist als auf der Highschool.«

»Das hat er wirklich gesagt?«, fragt sie. Sie richtet sich auf und strahlt mich an.

»Ja«, antworte ich, verblüfft, dass sie mir das abnimmt. Normalerweise merkt sie es sofort, wenn ich sie anschwindle.

»Was hat er noch gesagt?«

»Ach, du weißt schon …« Als sie nicht aufhört, mich anzustarren, lehne ich mich noch ein bisschen weiter aus dem Fenster. »Er hat gesagt, er hätte gestern Abend eine richtig schöne Zeit mit dir gehabt.«

Zufrieden mit meiner Antwort, lehnt sie sich zurück und lächelt. Ich lächle auch, erleichtert, dass dieses Gespräch vorbei ist, aber sie redet weiter. »Letzte Nacht war umwerfend.«

Ich will wirklich nicht darüber reden. Oder etwas darüber hören. Oder darüber nachdenken.

»Er ist auch so viel heißer als auf der Highschool. Du hast es bestimmt nicht bemerkt, wegen seines T-Shirts, aber, oh mein Gott, Hailey, du solltest mal sehen, was darunter steckt. Und er war so verdammt gut.« Sie streckt sich, als würde ihr Körper nach den Strapazen der letzten Nacht schmerzen. »Ich habe noch nie … er war noch nie …« Sie beginnt zu kichern, und ich muss vielleicht allen Ernstes meinen Wagen gegen einen Baum fahren oder so. Vielleicht hätte Danicas Dad ja Mitleid und würde mir einen neuen kaufen. »Ich hasse dich dafür, dass du mich gezwungen hast zu gehen. Ich hätte noch ein paar Runden gebrauchen können.«

Ich singe innerlich alte Popsongs, als Danica ein würgendes Geräusch macht. »Igitt. Ich kann nicht glauben, dass er noch immer Videospiele spielt.«

Und ich Idiot kann natürlich den Mund nicht halten. »Du hast so getan, als ob es dir nichts ausmacht.«

»Natürlich habe ich so getan, als ob es mir nichts ausmacht«, schnaubt sie. »Wir haben gerade erst angefangen, wieder miteinander zu reden. Ich werde ihm nicht gleich als Erstes auf die Nase binden, was ich alles an ihm nicht leiden kann.« Sie dreht sich empört zu mir. »Und hast du vorhin eigentlich versucht, mich vorzuführen? Ich wüsste nämlich nicht, warum du so gemein sein solltest.«

Ich. Gemein.

»Ich bin nur keine so gute Lügnerin wie du«, rede ich mich raus, und Danica verdreht die Augen.

»Egal. Red dir das nur weiter ein.«

Ich sehe sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Was soll das denn heißen?«

»Denk doch mal nach«, sagt sie und legt die Füße wieder auf das Armaturenbrett.

»Warum sagst du es mir nicht einfach?«

Sie schaut mich aus ihren braunen Augen an, und ihr Blick verhärtet sich. Sie nimmt die Füße wieder runter. »Du findest dich so toll, Hailey. Du glaubst, du bist zu gut, um ein bisschen Spaß mit mir zu haben.«

»Du hast mich den ganzen Abend herumkommandiert …«

»Du meinst, ich wollte, dass du einmal im Leben ein bisschen Spaß hast? Hab ich dich überredet, in der Menge mit mir auf und ab zu springen? Oh, heul doch, Hailey. Mir kommen gleich die Tränen.«

Ich kratze an einer rissigen Stelle an meinem Lenkrad und frage mich, ob sie recht hat. War es meine eigene Schuld, dass ich mich so elend gefühlt habe? Wollte Danica wirklich einfach nur, dass ich Spaß habe?

»Tut mir leid«, sage ich, und sie knurrt.

»Egal. Ich bin nicht dein Feind, Hailey.«

»Das weiß ich …« Weiß ich das?

»Wir sind Familie.«

»Ich weiß.«

»Dann sollten wir uns auch so benehmen.«

Ich könnte ihr nicht mehr recht geben.

Ich bin trotzdem völlig verwirrt, als Danica sagt: »Freunde?«

Freunde? Danica und ich?

Ich erinnere mich wieder, wie wir als kleine Mädchen zusammen geritten sind, wie wir den Pferden ihre Mähnen geflochten und so getan haben, als wären sie ein Spielzeug. Daran denke ich gerne zurück, aber diese Danica gibt es nicht mehr. Sie ist vor einer Ewigkeit weggezogen und nie wieder aufgetaucht.

»Okay«, sage ich nach einer Weile, und Danica lächelt mich an, bevor sie wieder aus dem Beifahrerfenster starrt.

»Wir sollten einen Freund für dich suchen«, sagt sie, und obwohl das das Letzte ist, was ich will, versuche ich positiv zu bleiben, unserem neu geschmiedeten Waffenstillstand zuliebe.

»Vielleicht.«

Wir fahren am College und dann am Starbucks vorbei und sind fast zu Hause angekommen, als sie auf einmal auflacht. »Ich kann nicht glauben, dass ich dachte, zwischen dir und Mike wäre gestern Nacht irgendwas gelaufen.«

»Du weißt, dass ich dir so etwas niemals antun würde«, sage ich, und als sie die aufrichtige Miene in meinem Gesicht sieht, lacht sie wieder.

»Und er ist ein Rockstar, Hailey.«

»Ja?«

»Und du bist einfach …«

»Ich bin einfach was?«

»Du«, sagt sie und grinst. »Du bist einfach nur du.«

5

Mein Waffenstillstand mit Danica sieht ungefähr so aus: Ich backe Kekse, sie isst sie. Ich schlage vor, einen Film anzuschauen, sie sucht ihn aus. Ich mache ihr ein Kompliment zu ihrem Outfit, sie bietet mir Hilfe beim Verbrennen meiner Klamotten an.

Am Mittwochmorgen trage ich wadenhohe, gepunktete Gummistiefel, Secondhand-Jeans, einen übergroßen Pulli, eine leuchtend blaue Regenjacke, einen sonnengelben Schal, den meine Mom gestrickt hat, und eine schwarze Strickmütze mit dem weltgrößten violetten Bommel.

»Du solltest dich wirklich von mir zum Shoppen mitnehmen lassen«, ruft mir Danica hinterher, als ich mir meinen Regenschirm schnappe und die Tür hinter mir zuziehe.

Mein Vormittag ist extrem stressig. Zuerst gehe ich mit ein paar Hunden aus dem örtlichen Tierheim, in dem ich eine Art Praktikum mache, Gassi. Und dann erwarten mich an der Uni nicht eine, nicht zwei, sondern drei schwere Prüfungen, auf die ich absolut nicht vorbereitet bin. Es ist der reinste Wahnsinn, und es wird noch wahnsinniger, als ich mich mit Rowan und Dee zum Lunch treffe.

»Na endlich!«, brüllt Dee, als ich mein triefendnasses Selbst durch die schwere Doppeltür des College-Cafés schleppe. Ihre langen braunen Haare sind zu Hollywood-Locken gestylt, und ihre dunklen Augen strahlen mich an. Ich runzle die Stirn, versuche, den sonnengelben Schal von meinem Hals zu wickeln, und werfe einen Blick auf die Uhr an der Wand.

»Bin ich zu spät? Ich dachte, wir hätten gesagt …«

»Alles gut«, unterbricht sie mich. Sie steht auf, um mir meine Mütze vom Kopf zu ziehen, während ich noch immer mit meinem Schal kämpfe. »Nur bei mir nicht.«

»Was ist denn los?«

Rowan winkt mir von ihrem Platz aus zu, während sie am überdimensionalen Strohhalm eines Eiskaffees nuckelt, und ich winke zurück. Dee nimmt meine Jacke und sagt: »Ich steeeeeerbe!«

»Wie bitte?«

Sie schubst mich praktisch auf einen Platz ihr gegenüber und beugt sich dann über den Tisch. »Letzten Samstag. Nachdem wir gegangen sind. Erzähl mir alles.«

»Da gibt´s nicht viel zu erzählen …«, beginne ich, aber Dee legt ihren Finger auf meinen Mund, schüttelt den Kopf und macht missbilligende Geräusche.

»Hailey. Hailey. Ich darf dich an dieser Stelle unterbrechen, ja? Wir werden doch Freundinnen, oder?«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch.

»Und als meine Freundin musst du etwas über mich wissen. Ich bin jetzt praktisch eine alte, verheiratete Frau. Ich bin sesshaft geworden. Meine skandalösen Tage liegen hinter mir. Ich bin kreuzbrav. Ich bin ans Haus gefesselt …«

»Du bist was?«, kichert Rowan, aber Dees braune Augen flehen mich an.

»Du musst mir alle Einzelheiten erzählen. Ich will eine Geschichte. Ich brauche ausführliche Informationen. Gib mir ein paar pikante Details. Ich will die …«

»Sie hatte zu viel Koffein«, witzelt Rowan. Dee streckt die Hand nach hinten aus und fängt an, nach ihrer Freundin zu schlagen. Sie schafft es, mich dabei immer noch anzustarren.

»Äh …« Ich versuche mir mit den Fingern durch meine feuchten, kurzen braunen Locken zu fahren, die völlig zerzaust sind. Ich bleibe hängen und versuche, die Knoten zu lösen. »Na ja, es ist nicht viel passiert. Danica ist eingeschlafen, und Mike und ich haben Videospiele gespielt, bis sie aufgewacht ist.«

»Das ist alles?«, beklagt sich Dee und lässt sich auf ihrem Platz zurückfallen. »Im Ernst, das ist alles? Ihr habt Videospiele gespielt?«

Ich zucke mit den Schultern, und während Dee schmollt, lächelt Rowan. »Wie fand Mike deine Deadzone-Fähigkeiten?«

Bei ihrer Frage muss ich lächeln. »Er war beeindruckt.«

»Natürlich war er das. Hattet ihr zwei denn Spaß zusammen?«