Schwarzwasser. Am Königsweg. - Elfriede Jelinek - E-Book

Schwarzwasser. Am Königsweg. E-Book

Elfriede Jelinek

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Beschreibung

Ein blinder König regiert plötzlich die USA, und der Rest der Welt reibt sich ungläubig die Augen. Ein österreichischer Politiker verspricht einer reichen Russin die Herrschaft über die heimische Medien-Landschaft und verkauft ihr die Natur gleich mit: Berge, Flüsse, Täler und Seen werden zum privaten Spekulationsobjekt. Die Namen der handelnden Personen in Am Königsweg und Schwarzwasser sind bekannt, spielen aber keine Rolle, denn ganz grundsätzlich umkreist Elfriede Jelinek in ihren zwei hochaktuellen Stücken das Phänomen des Rechtspopulismus, der sich virusartig ausbreitet und das Weltklima nachhaltig vergiftet. Zwischen Tragödie und Groteske, hohem Ton und Kalauern befragt sie dabei auch die eigene Position und entwirft Formen des Widerstands.

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Seitenzahl: 337

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Elfriede Jelinek

Schwarzwasser. Am Königsweg.

Zwei Theaterstücke

Über dieses Buch

Ein blinder König, der mit Immobilien, Golfplätzen und Casinos ein Vermögen verdient hat, regiert plötzlich die USA, und der Rest der Welt reibt sich ungläubig die Augen.

Ein österreichischer Politiker verspricht auf einer Baleareninsel einer reichen Russin die Herrschaft über die heimische Medien-Landschaft, um die eigene Macht zu stärken, und verkauft ihr die Natur gleich mit: Flüsse und Seen werden zum privatisierten Spekulationsobjekt, Berge und Täler dienen dem lukrativen Straßenbau.

 

Die Namen der handelnden Personen in «Am Königsweg» und «Schwarzwasser» sind hinlänglich bekannt, spielen aber keine Rolle, denn ganz grundsätzlich umkreist Elfriede Jelinek in ihren zwei hochaktuellen Stücken das Phänomen des Rechtspopulismus, der sich virusartig rund um den Globus ausbreitet und das Klima nachhaltig vergiftet.

Zwischen Tragödie und Groteske, hohem Ton und Kalauern befragt Jelinek dabei auch selbstkritisch die eigene Position und entwirft mögliche Formen des Widerstands.

Vita

Elfriede Jelinek, 1946 geboren, hat für ihr literarisches Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den Georg-Büchner-Preis und den Franz-Kafka-Literaturpreis. 2004 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Am Königsweg

Die Uraufführung von «Am Königsweg» war am 28.10.2017 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg in der Regie von Falk Richter.

(Vespasian? Nein, nicht der! Cola di Rienzo? Der schon eher! Aber nein, ich schau mir das Foto an: der auch nicht!)

Miss Piggy, als blinde Seherin hergerichtet, die Augen bluten, wie es die Tradition will. Überhaupt hätte ich in der Folge gern Figuren aus der Muppet Show. Da das aber nicht geht, vielleicht nur Anklänge an die Wesen dort, vielleicht eine Psychose, nein, eine Plüschhose, die an jemandem hängt, ein abnehmbarer Kopf, ein netter Frosch etc. Phantasie, bitte einschalten! Sie sind alle blind. Die einen sind blinde Seher, die treten mit ihrem Blindenstock auf, die andren sind blinde Könige, die treten mit ihren Kronen auf.

Von wem will ich da überhaupt sprechen, darüber muß ich mich mit mir verständigen. Erst mal würde sich ja Schweigen anbieten, das wäre mir lieber, es macht keine Arbeit. Blind sein: auch sehr praktisch. Laßt von mir ab, das macht ihr ohnedies, laßt von mir ab, denn ich bin krank und verstehe nichts, ich sehe nicht, ich sehe doch, nein, doch nicht, Netzhaut vor, noch ein Tor!, ich arme Blinde verstehe nicht, was ich da bestellt habe, ist das ein Vogelhäuschen oder die neue Garage, zumindest der Carport, den ich mit Efeu zuwachsen lassen will, falls es das überhaupt ist, was ich bestellt habe. Falls ich das bestellt habe, was ich bekommen habe. Ich weiß nicht, was kommt. Von meiner Mutter will ich nicht sprechen, niemals, wie es jetzt mit ihr bestellt ist, interessiert mich einen Dreck, ich werde das auch nicht ausführen. Was ich ungewollt verschuldet habe? Also der König hat mehr am Kerbholz, er ist derzeit beschäftigt, er muß Millionen Kerben in seine Pistole schnitzen, natürlich nicht in den Lauf, der ist zu hart; aber einen Lauf hatte der, unglaublich! Wirklich niemand glaubt es. Und alle seine Verwandten sind nicht gekauft, sie kaufen selbst ein. Wenn sie einmal die Sonne sehen wollen, dann fahren sie hin, und dann sehen sie sie halt. Nein, ich erwähne meine Mutter nicht, des Vaters Mörderin, doch ich habe mitgeholfen, vielleicht war es sogar mehr als Hilfe. Achtung, hier kommt der neue König, schnell das Gerät aufdrehn!, sieh zu, du blöde Kuh, daß du ihn nicht mit Schmach bedeckst! Paß auf, daß er dich nicht aus dem Land treibt! Aber es ist doch ein andres Land, in dem ich bin! Ach, dem fällt schon was ein! Nein, das andre Land kauft er nicht, er konzentriert sich auf sein Zuhause. Ich halte ihm die Hand vors Gesicht, er sieht sie nicht. Er hat vorher schon nichts gesehen. Das ist der Beweis. Da steht er, und es bleibt kein Licht für mich. Ein Jammer. Dennoch: Ich spreche. Nein. Ich weissage, nein, ich wasche weiß, nein, das auch nicht. Ich sage nur: Niemand anderer hat es getan. Keine Ahnung, was. Der König sieht mir nicht danach aus, als würde er überhaupt irgendwas tun wollen. Außer Schulden machen, daran sind aber auch wir schuld. Er hat sich Geld geliehen in der Gewißheit, daß er es mit einem Abschlag zurückzahlen wird. Der Abschlag wird ein neues Loch aufreißen. Er ist mit den Schulden sehr gut gefahren, sagt er. Natürlich war er ein Draufgänger, aber es hat sich für ihn ausgezahlt, es war gut für ihn.

 

Geht, Kinder, oder geht nicht, ich bin keine Medea, nein, auch keine Elektra. Kinder würde ich nicht umbringen, Mama schon, doch diese Aufgabe habe ich delegiert an einen Bruder, den ich nicht habe. Der König delegiert ja auch alles, doch es gibt genauso Dinge, die er selbst in die Hand nimmt, nicht, was Sie meinen! Er zahlt mit gleicher Münze zurück, wenn ihn jemand reinlegt, dann legt er ihn auch rein, aber zehnmal so mies, das tut ihm gut, Mann, ist das ein Gefühl! Ach, macht doch, was ihr wollt. Aus des Mannes Munde werdet ihr hören, daß er nicht töten, sondern aufbauen will. Viele Häuser. Noch mehr Häuser. Und was tut der Platz hier? Der hat doch Löcher! Löcher? Die Sau! Hat er den etwa auch gekauft, den Platz? Den hat er sicher günstig gekriegt, mit diesem Platz läßt sich nichts anfangen. Er ruft jetzt in Schottland an, weil er dort einen andren Platz kaufen möchte. Vorhin hat er in Argentinien angerufen, oder er wurde angerufen, jetzt wird immer er angerufen, er muß sich keine Sorgen machen, alle wollen mit ihm Umgang pflegen, und gleich fragt er wieder, ob er auch dort endlich was bauen kann. Der Tag lacht golden, das Haus lacht auch golden, es ist alles Gold, was glänzt. Was, dieses Haus dort auch? Das sieht aus, als ob es weder Regen noch Sonne noch Licht je dulden würde. Und es ist aus purem Gold. Vorher mußte was abgerissen werden, doch das sieht man jetzt nicht mehr, natürlich nicht, weil es die Menschen zum Golde drängt, bis sie dran hängen wie Lametta am Christbaum.

 

Was spricht denn der Gott, was sagt er, jetzt können Sie ihn ja endlich sehen, er sagt Ihnen eine glänzende Zukunft voraus, was Sie schon vorher gewußt haben, dazu brauchen Sie keinen Gott: eine Zukunft, die jetzt keine mehr ist, sondern Gegenwart. Ihren Gegenwert werden Sie aufgewogen bekommen, nicht in Gold, das haben Sie schon, nichts kann Sie aufwiegen, und nicht einmal das wiegt auf, was Sie gesagt haben. Es hat alles Gewicht, doch wer soll das heben? Nur Kurzsichtigkeit und Nörgelsucht konnten meinen, hier komme eine bestimmte, wenn auch willkürliche Weltanschauung von einem hinreichend Gewalttätigen zur Geltung, der seine Anschauung jederzeit entschlossen durchsetzen würde. Schon fängt er damit an, den Schläger hat er bereits aus der Packung gezogen. Hilfe, mein Selbstbewußtsein wird jetzt auch lebendig! Und an das Gefühl, sich gut zu fühlen, werden auch Sie sich noch gewöhnen. Zur Sicherheit machen wir jetzt noch eine völkische Prägung drauf, und ab geht die Post. Dort drüben werden diese Münzen ausgegeben, schauen Sie!, bei den Selbstbewußten ist auf beiden Seiten dasselbe drauf, diese Münze gilt immer nur für den Überbringer, aber kaufen kann er sich nichts dafür. Er ist selbst gekauft und hat auch noch für sich bezahlt! Ein seltenes Kunststück. Allein die Wohltätigkeit im Namen des Vaters und seiner beiden Söhne, die wie Bäume in den Himmel gewachsen sind, und keiner hats gemerkt, kostet schließlich was! Es soll ja auch was erreicht werden. Einen Vater hat jeder, ob er ihn kennt oder nicht, doch diesen Vater können Sie erwerben, falls Sie es mit Ihrem Erwerb überhaupt können. Das geht alles Hand in Hand, die beide aufgehalten werden, die eine zerrt hierhin, die andre dorthin, damit das Geld hineinregnen und Segen bringen kann. Diese Hände sind stets offen. Ihre Besitzer sind es nicht. Sie sind nur einnehmend.

 

Nein, nein, sagen Sie es bitte noch einmal, dann verstehen wir besser, was nicht verstanden werden soll. Nörgler, weg! Jammerer: in die Hose mit euch! Laßt unter euch, aber da ist ja kein Platz mehr. Das Unten, das seid ihr selbst. Was ist es, was hier vollzogen wurde, weil so viele andre gemeinsam dran gezogen haben? Ist das eine Folge, nein, ein Erfolg, nein, ein folgenechter Ausdruck, also Ausbruch oder Ausdruck?, was jetzt?, des Wesenswillens, nein, des Wesens-Unwillens der Subjektivität des Subjekts, der Subjekte, die alle miteinander gar kein Bewußtsein haben, und wenn man bewußtlos ist, dann kann jeder an einem herumschneiden, in einen hineinstechen, bohren, an einem herumkratzen, man spürt es nicht. Da greift etwas, jetzt greift es noch daneben, leider, aber es greift unverdrossen, es umgreift das ganze Fühlen, denn mehr als fühlen ist es ja nicht, mehr als fühlen können die nicht, die Sie gewollt und erwählt haben. Das Weltanschauliche wird jetzt für die, welche die Welt nicht kennen, weil sie sie sich noch nie angeschaut haben, das Weltanschauliche wird, na, was wird es?, sagen Sies schon!, es wird, schauen wir es uns einmal an, keine Ahnung, was das sein soll, ich habe auf jeden Fall was andres, eine andre Weltanschauung, der König wird jetzt sagen, was oft gesagt wurde: Das Alter ist ein Massaker, jetzt sind Sie nicht mehr zum Anschauen, schrecklich!, dann verstecke ich mich halt hinter meiner Weltanschauung, mit der ich schon oft angegeben habe. Das Weltanschauliche, es wird jetzt selbst zur maßgebenden und einzigen Weltanschauung, die wir haben, wir haben ja auch keine andre Welt, die wir uns anschauen könnten, und jetzt zeigen Sie sich endlich, Sie sind doch ganz ansehnlich, warum verstecken Sie sich? O Gott, jetzt begreifen wir, wieso Sie sich vor uns versteckt haben! Es war wegen der Frisur! Sie brauchen einen neuen Coiffeur! Sie sind ein Greuel! Und besser auch, Ihr Mund bleibt zu. Wenden wir uns lieber denen zu, die sich nicht verstecken müssen, an die das Dunkel des Todes noch nicht Hand angelegt hat, die noch nicht angekratzt worden sind, ob sie noch ein bißchen halten werden. Wer sind die, welche da plötzlich auftauchen! Sie machen sich frei, sie winden sich los, sie überwinden sich, nein, das nicht, sie bedecken unser Schweigen und schreien. Sie schreien alles heraus, was sie wissen, zum Glück dauert das nicht lang. Nur bis die weiße Farbe getrocknet ist, mit der sie sich getüncht haben, falls sie ursprünglich eine andre Farbe hatten. Hoffentlich deckt die so gut wie auf dem Kübel angegeben. So. Da sind sie. Keine Minute zu spät! Endlich! Sie zeigen sich, und ihre Weltanschauung, die jemand wie Sie gar nicht hat, sie befindet sich unter der Tünche. Ob wir das noch einmal überstreichen müssen, zumindest überlegen?

 

Die Anschauung sucht nach jemandem, der eine braucht. Die meisten haben schon eine. Sie haben genug für sie bezahlt, jetzt ist sie endlich was wert. Was sind das für Kräfte, die jetzt wirksam werden? Was Sie nicht sagen, da hängt einer am Baum? Das kann nicht kollektive Gewalt sein, nein, nein, und dort gehen ganze Rudel über die Grenze, ganze Scharen, Waffen zu Menschenscharen!, da fehlen aber noch ein paar Menschen, um das aufzuwiegen. Es gibt ja mehr Waffen als Menschen. Oder auch nicht. Ich weiß es nicht. Wenn kollektive Kräfte walten, dann haben sie sich bereits zusammengeschlossen und legen los, auf gehts! Die gewalttätige Einmütigkeit, hat die das bewirkt? Offensichtlich. Doch diese Einmütigkeit verschwindet zur Gänze hinter den Mythen und Lügen, die aus dem Fernseher quellen, der Mann spricht, er ist seine eigene Religion, die, die Sie haben, können Sie jetzt wegschmeißen. Gott ist da. Unterschätzen Sie ihn nicht! Sie werden ihn noch brauchen, und dann sollte er doch bitte mächtig sein. Sonst sind Sie verloren. Bedenken Sie das ganze Kapital, nein, nicht das, das können Sie sich nicht vorstellen und auch nicht bedenken, bedenken Sie lieber das aufgestaute Haßpotential, das aufgestaute Mißtrauen, und wenn die Menschen daraus schöpfen, entsteht ein neues Geschöpf, entsteht der König, der auf Gewalttätigkeit seiner Nachbarn jederzeit vorbereitet ist und die Nachbarn zu den Nachbarn daher wieder zurückschicken wird. Danke. Alles, was der Nachbar tut, bestätigt uns nur, daß der Nachbar aggressive Tendenzen hat. Wir schieben ihn ab. Oder wir sind genauso aggressiv zu ihm oder mehr oder öfter. Da er das ja gegen uns plant, ist das nur gerecht. Die Gewalt, auf die wir uns vorbereiten, indem wir sie gegen die Gewalttätigen wenden, bevor sie sich gegen uns wenden, die Gewalt hat eine solche Kraft, daß sie unmöglich von selbst verschwinden wird. Sie ist da und bleibt da.

 

Das Leben läuft ab, die Menschen gehen fort, das Leben ist unerklärlich. Es ist mir unerklärlich, wieso das Leben sich bewegt, wieso es keine Ruhe gibt und sich dauernd etwas anschauen möchte. Die Anschauung weitet sich aus, es geht alles zu schnell, um eine solche oder eine andere, die zählt aber nicht, eine solche Anschauung zu gewinnen, in dieser Lotterie haben wir schon verloren. Entziehen Sie den Menschen die Gewalt, und die werden sich als erstes gegen Sie wenden, um sie wieder zurückzukriegen. Die Gewalt ist ihr liebstes Hobby, und sie ist auch ein schöner Beruf. Sie wählen zwar, doch sie wissen nicht, wen sie gewählt haben, obwohl sie es doch selbst getan haben. Die haben einen mit einer gewissen Anschauung gewählt, in der Hoffnung, er würde ihnen die Gewalt lassen, das einzige, das sie haben und üben und ausüben. Sie machen sich frei, sie winden sich los, sie wenden sich gegen alle, und nachher wird es mit Schweigen bedeckt wie ein Hundehaufen mit Blättern. Und dann tritt der nächste rein. Es wird nichts so heiß gegessen wie gekocht, doch, fragen Sie den Koch. Die Unerklärlichkeit des Lebens erklärt, warum wir uns nichts anschauen können, ohne daß es uns erklärt wird. Woran liegts? Im Netz hat es vorhin doch noch ansehnlich ausgesehen, aber jetzt ist alles weg, auch die Aussicht auf eine Anschauung, sogar die, auf die wir so gehofft hatten, der König hat genau die gleiche!, von deren hohem Roß aus wir immer nur etwas gewinnen können, das sonst keiner will. Wer hat sie denn, wo ist sie, einer muß sie ja haben, bitte, wer?, die Welt muß einfach angeschaut werden, damit man eine Weltanschauung bekommt, Sie haben keine, woher sollten Sie sie auch haben, Sie bleiben ja nur zu Hause und fürchten sich sogar vor roten Ampeln, dabei wären Sie ausgerechnet bei einer grünen, da Sie sich sicher glaubten, fast überfahren worden. Uns kann sowas nicht passieren, wir rechnen jederzeit mit einem Angriff, um ihm zuvorzukommen, wir richten uns nach dem König und haben nun seine Anschauung übernommen, sie war genau wie unsre, nur mehr davon, mehr Anschauungen, so hat er was zum Wechseln. Wie Wäsche. Er redet uns ein, wir hätten schon vorher gedacht wie er, der nie denkt. Alles, was wir schon vorher gehabt haben, kehrt als Drohung zu uns zurück: noch mehr Gewalt. Der König hat die Gewalt und bringt sie auch, und er ist nicht dafür, zu teilen. Das hat er gerade endgültig entschieden, und damit macht er Sie gültig bis zum Ende, und alle anderen verfallen. Sind verfallen. Die Gewalt ist nämlich nichts Äußerliches, falls Sie an Kindern beobachtet haben sollten, wie sie Schaufel und Sandkübelchen teilen, freiwillig, und dennoch, im nächsten Moment schon fliegt dem Spielkameraden der ganze Eimer mitsamt Inhalt ins Gesicht. Die Gewalt ist nicht oberflächlich, obwohl wir das gern glauben wollen, sie verschmilzt, sie ist längst verschmolzen, sie geht sehr tief hinein und dann hinunter, von dort kommen dann dunkle Kräfte heraus und verschmelzen mit Ihrem Krebs, Ihren Verlusten an Menschen und an der Börse, dem Erdbeben in Italien oder wo immer, sie trifft auf Ihre eigene Gewalt, die auch allzeit bereit ist, hervorzubrechen und alles niederzumähen, obwohl dieses Gras, das Sie nicht haben wollen, das Sie daher auch beim Nachbarn nicht haben wollen, dieses unschuldige, untadelige Gras, das ja nichts tut als wachsen, ja, der Löwenzahn drinnen leider auch, Ihnen gar nichts getan hat, außer daß es halt da war und Ihnen den Löwenzahn auch in Ihrem Garten beschert hat, und das hat Ihnen nicht gefallen. Her mit dem Schnitter, her mit dem Mäher, der einen solchen Radau macht, er fährt mit Benzin, und kein Mensch überprüft seinen Auspuff, was da herauskommt, bei den Autos macht man das schließlich auch, überprüfen und den Motor der Überprüfung anpassen, die Überprüfung kann sich schließlich nicht dem Motor anpassen; sehen Sie, schon an mir können Sie sehen, wie Gewalt auf Gewalt in mir trifft, die immer vorhanden ist und wartet. Sie wartet, daß sie herausdarf. Dem Nachbarn fliegen die Blätter meiner Bäume um die Ohren, fein, das geschieht ihm recht, das gebührt ihm für sein blödes Gras. Ich weiß nicht, warum das Gras blöd sein soll, doch so weit reicht mein Verstand nicht, selber blöd!, daß ich das jetzt begrüne, nein, begründe, kein Verstand reicht mehr nach etwas, keiner streckt die Hand nach etwas aus, wir haben verloren, mein Verstand versteht, warum das Gras so ist, wies wächst, aber dieses Gras samt dazu passendem Unkraut reicht eindeutig weiter, es reicht bis zu mir, es reicht mir die Waffe, die ich prompt gegen das eklige Unkraut richte. Das muß weg. Alles muß raus. Und Abzug! Also starten den Mäher, nicht wahr, hab mir dabei schon wieder eine Blutblase am Handballen geholt, dort, wo die Hand aufhört und die Fingerchen zu arbeiten beginnen wollen und nicht können, es gibt für sie nichts zu tun. Sowas spüre ich gar nicht. Da bin ich ganz auf fremdem Grund, das hatte ich ja vor. Wo ist die Gewalt? Such das Balli! Grrrrr! Da ist sie ja. Fein. Die können wir gut brauchen, man gönnt sich ja sonst nichts.

 

Falls Sie Ihre Weltanschauung suchen, ich habe sie nicht, habe mir die Welt nicht anschauen können, wir anderen haben sie aber, darauf können Sie sich verlassen!, Sie können sie oder eine ähnliche, welche wir grade dahaben, jederzeit bekommen, Sie können das Weltanschauliche bekommen, nein, diese Welt ist ja nicht zum Anschauen!, furchtbar!, nehmen Sie unsre Brille von unserem Markenoptiker, nicht von dem anderen, der Marken zwar führt, doch sie sind alle abgelaufen, alle Modelle haben sich die Sohlen bereits abgelaufen, aber was bleibt den ärmeren Schichten übrig, wenn sie auch was sehen wollen, das sie nicht verstehen? Schauen Sie durch dieses zertifizierte Glas, die Fassung ist egal, die können Sie auch verlieren, das Glas ist einschneidend entscheidend, dann sehen Sie besser; noch einmal, ich erinnere mich aber nicht ans erste Mal, welches schon mehrmals vorgekommen ist und sich vorgedrängt hat, als wäre es wieder neu oder wie neu: Sie können das Weltansehnliche, nein, das haben Sie zwar auch, doch das Weltanschauliche soll es jetzt sein, das soeben zur Weltanschauung geworden ist, das können Sie sich an den Hut stecken, und so zeigen Sie sich jetzt der Welt, damit Sie vorgereiht und deutlich erblickt werden können vor der Aussichtsplattform. Diese Aussicht sieht wirklich gut aus. Besser als unsere Aussichten. Ob wir sie wohl bekommen werden? Nein. Ihnen zeigt sich die Welt heute nicht. Kommen Sie morgen wieder.

 

Der Vorkämpfer zeigt sich, weiß aber nicht, wofür er gekämpft hat, warum und wieso er vor allen andren sein sollte, das versteht er nicht, er kann kein Vorkämpfer sein, er weiß ja gar nicht, wofür er kämpft. Er hat sicher öfter, gemeinsam mit seiner ansehnlichen Frau, um Anschauliche gekämpft, hat sie meist auch bekommen, er kann alle bekommen und seine Finger in sie reinstecken, überall kann er seine Finger drinnen haben, alle und alles kann er bekommen. Er zeigt sich uns, schauen Sie nur hin, scheuen Sie diesen Anblick nicht, Sie werden schlimmere zu sehen bekommen!, als Vorkämpfer einer bestimmten politischen und völkischen Prägung, Blödsinn, völkisch nicht, denn das Völkische muß er nicht betonen, es gibt ja überhaupt nur ein einziges Land, ein einziges Volk, klar, wir sind ja nicht bei den Deutschen!, dort waren wir, das ist vorbei. Das Völkische fällt schon mal weg, er kann ich oder wir sagen, vielleicht sagt er auch: das Volk, aber das sind schon wir, Entschuldigung, wir sind natürlich ein andres Volk, keins, das wir waren, aber eins und einig sind wir auch nicht, genausowenig wie das Volk, das Reich und der neue Führer. Daß er neu ist, zeigt, daß er nicht gefährlich ist, denn die gefährlichen Führer waren schon dran, so viele mußten sich nach uns richten, um uns zu richten, was jedoch vorbei ist, da kann man nichts machen. Also gut, der Vorkämpfer ist endlich da, er ist angekommen, die Urnen haben ihn bestimmt, als man sie auskippte, war keine Asche drin, seltsam, er hat sich vorgekämpft, sein Mund öffnete und schloß sich wieder, das geht uns allen so, und jetzt kann keiner mehr gegen ihn kämpfen, er ist zu weit vorn, man sieht ihn kaum noch, Wind und Nebel sind seine Verbündeten, man sieht nichts, man wird vom neuen Wind verblasen wie seine Rede, na, vielleicht ist er bald wieder verschwunden, dann sieht man ihn gar nicht mehr. Es gibt aber noch andre Möglichkeiten, ihn nicht zu sehen, weil man an der falschen Stelle gesucht hat. So, Volk, wählen Sie jetzt Ihren Vorkämpfer, auf den Vorkampf kommts eh nicht an, nur auf den Hauptkampf, und er bestreitet ihn, er bestreitet alles, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, alles abzustreiten, ja, auch die Universität für Häuserverkauf, welche aber immer nur Menschen verriet und verkaufte, das wird jetzt abgegolten, aber auch das wird er euch vergelten. Irgendwann kommen auch Sie garantiert als erste dran, wenn Sie sich brav anstellen, wenn Sie sich geschickt anstellen, wobei auch immer, doch hier ist Ihr Vorkämpfer, ich habe ihn persönlich zur Sprache gebracht, seither spricht nur er, dem müssen Sie jetzt einfach nur zuhören, danach dürfen Sie ihm von mir aus nachrennen, und die Sache hat sich, wer mich liebt, der folge mir nach, aber allen andren auch. Was er nun wieder nicht wollte. Haben Sie schon gewählt? Wir haben schon, vielen Dank. Morgen kommt ein andrer dran, es wird allerdings eine Weile dauern, bis morgen ist, und dann wird ein andrer Morgenluft wittern und heraufsteigen zu uns, ist das nicht nett von ihm.

 

Und im Grunde werden auch die Gegner und die Rückwärtsgewandten irgendwie vorankommen, wissen aber nicht, wohin; nein, umzudrehen brauchen sie sich nicht, das sind solche, die an ihrem Rücken die Scheinwerfer angebracht haben anstatt vorne, damit ihnen keiner in den Rücken fällt, wenn sie ihr Feld bestellen, das jetzt der Bank gehört, ja, das Haus auch, das haben schon die Vorwärtsstreber genommen, die alles so haben wollten und Ihnen weggenommen haben, weil sie es woanders nicht bekommen konnten, sie konnten es nicht hinbekommen, so wie es einmal war und wohin sie hartnäckig zurückwollen, das Auto haben sie ja noch, es ist hoch beladen mit Habseligkeiten, für die sie kein Haus mehr haben, das hat jetzt die Bank. Gut so, die Zinsen waren höher als das Haus, nein, als das Haus wert war. Sie! Wenn Sie noch mehr auf Ihr Autodach draufpacken, gibts ein Autodafé. Da geht alles in Flammen auf, weil das Auto nicht mehr atmen kann. Keine Ahnung, woher es dann den Sauerstoff nehmen wird. Was brauchen Sie einen Vorkämpfer, falls Sie eh nur zurückwollen, wo der Bretterzaun mit dem schiefen Verkaufsschild Ihnen die Sicht versperrt? Ihr eigenes Haus würden Sie wohl nicht zurückkaufen, oder? Kein Haus mehr, kein Schutz mehr, keine Wahrheit, kein Besitz. Sagen Sie, prüfen Sie mich jetzt? Ich kann es erklären, wieso wir alle den Banken gehören, die zuvor gerettet werden mußten, denn wären sie nicht gerettet worden, wären ja wir gerettet gewesen. Fahren wir fort, das müssen wir sowieso, nur mit dem schweren Anhänger ist es etwas mühsam, unser Zugfahrzeug ist zu schwach dafür, obwohl mit uns die alte Zeit davonzieht. Die neue sehen wir nicht mehr. Andere sehen sie noch nicht. Wir sehen sie nicht mehr.

 

Gehen Sie ruhig durch die Menge hindurch, sie wird sich nicht vor Ihnen teilen, und sie wird nicht mit Ihnen teilen. Sie können Ihren Führer derzeit nicht sehen, weil Sie dermaßen blind nach vorne stürmen. Weil Sie glauben, dort gibts was gratis, Sie wissen aber nicht, was, Sie wissen bloß, daß dort was verschenkt wird, ein Wahlgeschenk, das nicht ein Geschenk Ihrer Wahl ist, aber wer schaut schon nach, wenn etwas gratis ist. Das mit den Geschenken macht er, damit Sie glauben, Sie können ihm nachlaufen, dabei ist er längst hinter Ihnen her. Wenn der nach vorne drängt, gibt es einen Zusammenhalt, nein, den Halt hat es davor gegeben, jetzt gibt es einen heftigen Zusammenprall, einen Zusammenstoß zwischen denen, die zurückdrängen, weil ihr Anführer ja hinter ihnen ist, und denen, die nach vorn drängen, weil sie noch nicht kapiert haben, daß er jetzt von hinten anschiebt, wenn Sie nur wüßten, wohin, na na, jetzt machen Sie ihn bloß nicht zum Sündenbock, nur weil Sie nicht wissen, wo er ist, oder hat der sich etwa von hinten verdünnisiert? Das darf doch nicht wahr sein! Wo ist er denn hin? Wir machen ihn zur Sau, zu der Sau, als die vorher wir immer durchs Dorf getrieben wurden, denn bis in die Stadt haben wirs nicht geschafft, die Stadt hassen wir, weil sie uns nicht aufgenommen hat, nicht einmal in ihre Nähe hat sie uns gelassen. Jetzt üben wir Gewalt aus, das ist das Wesen der Gewalt, daß sie Hingabe verlangt, äußerste Hingabe, ja, auch Übung, sonst könnten wir sie doch nicht ausüben. Die Gewalt ist in uns, sie ist bereits in uns, wir haben uns ihr hingegeben, und dann war sie gar nicht unser Liebhaber. So einen entsetzlichen Typen hätten wir nie haben wollen, haben Sie sein Gesicht gesehen, sein Haar? Das wollten wir nicht, das haben wir nicht gewollt, wir haben ihn aber bekommen, und jetzt befindet er sich in uns, wir opfern uns für ihn, wir opfern uns ihm, doch dieses Opfer versöhnt ihn nicht. Er will in seinem Wolkenkuckuckskratzer wohnen bleiben, dort, wo das viele Gold ist, ich glaube, das ist nicht echt, weil es so viel ist. Und von dort her wird er uns Ordnung verordnen.

 

Bitte, Sie Anlasser des Gefühlsgenusses, steigen Sie ruhig aufs Gas!, wollten Sie denn nicht auch genau dorthin? Zurück? Nach hinten? Was drängeln Sie dann so? Das verstehe ich nicht, aber was verstehe ich schon. Da wird einer vorbeigetragen. Keine Ahnung. Es wird wohl der Gegner und der Rückwärtsstrebende an sich sein, der seine Verstrebungen sucht, sonst fällt er um, also die werden von der Weltanschaulichkeit des Menschen getragen, nicht wahr, nein, nicht wahr, das hatten wir schon mal, daß etwas nicht wahr war, wir es aber dennoch behaupteten, der Mensch trägt also seine Weltanschaulichkeit auf dem Rücken, egal, ob sie anschaulich ist oder nicht, die Welt ist immer da, besser, er schaut sich die Welt einmal in Ruhe an, bevor ihr Besitzer kommt und uns mit einer Waffe bedroht, doch wir haben unsere eigene Waffe, weil jeder eine hat, jeder seine. Jeder hat seine Fakten, und jeder andere hat auch seine Fakten, aber andere. Natürlich sind die nicht gleich, aber sie sind alle beide wahr. So hat jeder eine Waffe gegen jeden. Eine Selbstverständlichkeit. Es wird uns gesagt, er werde nie erwählt werden, und das haben wir geglaubt! Er wird selber wählen dürfen, aber erwählt wird er nie sein, das haben Sie uns garantiert, und jetzt soll der Garantieschein schon abgelaufen sein?, der läuft doch erst in zwei Jahren ab, wenn das Gerät auseinanderfällt, das ist so eingeplant, so können Sie zuschauen, wie die lügnerischen Bedeutungen, etwas würde ewig halten, an ihrer eigenen Sollbruchstelle zunichte werden, und Sie können auch erkennen, welche Kraft sie hatten, jetzt, da es zu spät ist und Sie das Gerät, das nicht durch Ihre Gewalt, sondern von ganz alleine kaputtgegangen ist, entsorgen müssen. Und dann müssen Sie sich noch mehr Sorgen machen. Das ist jetzt alles überholt. Es ist nicht überholt worden, denn dann wäre es ja wieder wie neu.

 

Die haben sich ihren Sieger berechnet, wer sind die überhaupt? Und wer ist der Sieger? Der Mann der Gewalt, der er selber gleichgültig gegenübersteht, er wendet sie an, aber sie wird nicht auf ihn angewandt, da kann er sicher sein. Sie haben ihn als Sieger berechtigt, und da ist er schon, der Sieger und seine gesamte Familie, die kommt ja noch dazu, auch wenn sie einmal vielleicht nicht kommt, obwohl das Fernsehn immer schon da ist, das ist vorher da, es muß sich ja auf den Sieger einstellen, es muß die Schärfe auf ihn ziehen, was heute recht schnell geht, der König ist schon scharf genug. Und die Besinnungslosigkeit des Berechnens seiner Anhänger, jener, die ihn gewählt haben, tritt auf dieser frisch ausgedruckten Quittung, welche aus einer Registrierkasse quillt, klar zutage, und sie stimmt nicht, die Quittung, es ist zuwenig angeführt und abgeführt worden, denn Anhänger allein ist zuwenig, einen Anhänger kann jeder Pkw haben, wenn er nur stark genug ist, einen Tennisball auf der Anhängerkupplung zu tragen, ich sehe dessen Zweck nicht, aha, sehen kann ich ihn noch immer nicht, aber er dient dazu, dieses unter der Stoßstange hervorragende Teil beim Einparken zu schützen, also die andren Fahrzeuge vor ihm zu beschützen, oft glaubt man ja, man schützt sich selbst, und dann schützt man andere, peinlich!, oft kann er es nicht, den Tennisball tragen, den Anhänger ziehen, keine Ahnung, ich sagte es schon, wenn der Fahrer zu schwach dazu ist, dann zieht der Anhänger die Zugmaschine, oder?, nicht umgekehrt. Einen Anhänger kann man verlieren, man muß nur der Anhängerschaft Ausdruck verleihen, das ist hiermit geschehen, mehr habe ich dazu nicht zu sagen, ja, und diese Ohnmacht, nein, ich meine natürlich diese Besinnungslosigkeit, wie ich vorhin schon sagte, diese ohnmächtige Besinnungslosigkeit, die wir jetzt feststellen, ist in das historisch Überlieferte verkleidet worden wie die Klinikclowns mit ihren roten Aufstecknasen, man sieht nicht mehr genau, wer dahintersteckt, doch man ahnt es, falls man die betreffende Person kennt, das Licht wird diffus, jeder sieht etwas anderes im Hintergrund, durch den Nebel hindurch, etwas, das aussieht, als wäre es immer schon dagewesen, als wäre die Macht ewig, die dahintersteckt, was sie ist, als hätte es das alles nicht schon immer gegeben. Als hätten die Leute immer schon die Wahrheit eines anderen gekannt und verurteilt und darin nie die eigene Wahrheit erkannt. Dabei ist die Wahrheit nur dazu da, daß man sie erkennt, egal, als was sie sich verkleidet hat, und wärs nur an einer kleinen, unwichtigen Stelle, an der Türme niedergefallen sind.

 

Das war ein guter Gedanke, allerdings nicht meiner, wieso ist das Überlieferte jetzt nicht geliefert worden?, schon wieder nicht?, wir haben es doch vor drei Wochen mit unserer Kreditkarte bezahlt, obwohl unser Kredit längst aufgezehrt ist und wir uns nichts dafür kaufen konnten und uns selber liefern lassen müssen, Drohnen von Drohnen zu Drohnen, ein Sieg der Bequemlichkeit? Die Besinnungslosigkeit ist aber sinnlos, wir haben völlig ohne Grund unsere Besinnung verloren, und wenn wir uns besonnen haben, dann hat es uns nichts genützt, oder es ist dann zu spät, das Besinnen nützt nie was, es ist wie durchgekauten Kaugummi aufheben und noch mal durchkauen, mitsamt dem Dreck, der daran klebt. Das, was überliefert ist, kann gar nicht mehr geliefert werden, es ist aus, es ist nicht ausgegangen, es ist ja schon da, allerdings anders, als es je gewesen ist. Man erkennt es nicht wieder. Es hat komplett seine Form verloren. Was sagt der König? Wir sollen ihn fortschaffen, ihn verstecken, ihn töten, ins Meer werfen, was weiß ich noch alles. Das meint er nicht ernst. Keine Sorge. Wir sollen uns nur daran gewöhnen, daß er genau das mit andren vorhat. Der König wendet gegen sich Gewalt an, nur damit wir uns daran gewöhnen, daß diese Gewalt später gegen uns gewendet werden wird. Und kein Opfer wird uns wieder versöhnen. Und die Vorstellung, nein, die Vorlesung, daß jeder Mann und Frau zugleich sein kann, wenn er nur will, ganz wie gewünscht, nichts ist ja festgelegt, nur für die Ewigkeit droht uns allen dasselbe, diese Vorstellung findet heute in einem andren Hörsaal statt, nur hören werden wir sie nicht, obwohl das Bildmaterial vorhanden ist. Die Vorlesung wird abgesagt, und auch sonst sagt keiner was.

 

Der einzige Unterschied zwischen dem König und seinen Gegnern, und hier kann der eine nicht der andre sein, dafür bürge ich mit meinem Namen, und zwar für gute Kinderkost: Hipp, Hipp, hurra, rührt daher, daß der König in zeitlicher Abfolge als erster auftritt und ab sofort vor allen andren kommt. Das wurde von uns so bestimmt, und so wird es bestimmt stimmen. Mehr ist da nicht. Wollen Sie das neueste Orakel hören? Nein, wollen Sie nicht. Sie haben an dem gestrigen noch zu kauen, welches sich heute schon einmal nicht bewahrheitet hat. Hab ich mir gedacht. Ist auch nicht nötig, wehe! Warum sollen wir etwas wissen, wo Wissen nichts nützt und nichts bringt und sinnlos ist und überhaupt. Ach, wären wir nie gekommen! Aber jetzt sind wir nun mal da und füllen die Plätze und brüllen und opfern und gewalttätigen, denn irgendwie tätig sollte jeder sein. Das nützt seinem Körper, andren Körpern aber leider nicht. Wer führt uns an? Den anderen Anführer kennen wir und wollen wir nicht. Den, den wir wollen, kriegen wir nicht. Der Denker will den Führer führen, hat ihn aber irgendwo, auf halber Strecke, verloren, weil er ein Signal, das alle Völker gehört haben, nur er nicht, übersehen hat, verloren an einem Ort, wo er nichts verloren hatte, der arme Denker. Das wäre sowieso nicht gegangen, ein Geist ist selbst gegangen, er ist beleidigt, daß er nicht führen darf, wo er doch eigens diesen Führerschein, allerdings nicht den für Lastwagen, gemacht hat, und jetzt ist er selbst eine Last für den Führer; oje, das wollte er nicht!, er ist vielmehr, nein, er ist nicht viel mehr, er ist der, der immer vom Führer angeführt wird, also umgekehrt. Das Denken fällt in sich zusammen, ohne daß der Denker es gemerkt hat. Und wenn er es braucht, dann hat er es nicht, es funktioniert nicht richtig, auf dem Garantieschein war das falsche Datum eingetragen, den Schuh ziehen wir uns nicht an, der muß auch erst eingetragen werden, so, und der Denker ist jetzt schon kaputt, bevor wir ihn anhören konnten. Den blinden Seher kann man hingegen schon führen, er braucht das geradezu, ohne Führer schafft der Seher es nicht, daß er nichts sieht, genau, natürlich sieht er nichts. Das ist halt seine Natur, nichts zu sehen, wie wir alle nichts sehen, wer also sollte ihn führen, bis er seine Gemeinheiten losgeworden ist? Ich sehe schon, ich sehe es natürlich nicht, ich sehe es aber auf eine verinnerlichte Weise, mit Augen, welche nach innen strahlen: Dieser Mann besitzt die Wahrheit, die ein Geheimnis ist, die kein Geheimnis ist, wir haben sie schon längst erfahren und leider falsch weitergegeben, jedenfalls nicht so, wie wir sie erfahren und auch nicht kapiert haben. Wir haben noch keinen Führerschein, wir haben nur die Auflagen, die unser Bett schützen, damit es nicht unter uns durchgeht und damit wir in der Nacht zu Hause bleiben und Gewalt gegen unsere Liebsten ausüben können wie Medea, da gehe ich aber schon wieder von mir aus, was ich nicht sollte. Und Kinder sind mir gar nicht erst geliefert worden, Amazon behauptet, sie seien im Lager verlorengegangen. Ist mir recht. Ach, ich habe ja einen Schein, ich habe den Lappen, mit dem kann ich das Vorzimmer, das Bad und das Klo und den Küchentisch putzen, mit ein und demselben! Hätte ich jetzt ganz vergessen. Wir haben es ja gleich gewußt, daß wir es wissen, was auch immer, und nützt uns das was, und haben wir den blinden Seher dafür gebraucht? Nein.

 

Also eins weiß ich jetzt schon, dieser Mann hat keinen Verwandten umgebracht, das wissen wir mit Sicherheit, die sind noch alle da und stehen vor den Kameras aufgereiht wie Hunde in der Hundeschule nicht, die muß man erst anschreien. Und, das sehe ich dem Seher, nein, dem nicht, das sehe ich dem König schon von weitem an: Es ist völlig unmöglich, daß er seine Mutter geheiratet hat, sie wäre ihm viel zu alt und häßlich, die würde er nicht anfassen, was behauptet diese Frau da?, daß er sie angefaßt hätte?, das hätte er nie getan, sieht ja jeder, daß die nicht seine Kragenweite und sogar tot und zudem noch verwandt mit ihm ist. Das hat er nicht nötig. Geheiratet werden immer nur Jüngere und Schönere, die erkennt man überall sofort, dafür brauchen wir keinen Seher und bezahlen ihn auch nicht dafür, daß er sagt, was er erfahren hat, was wir jedoch alle schon längst wissen und uns im Geschichts-, nein, im Gesichtsbuch jederzeit anschauen können. Die dazu passende Wahrheit werden Sie noch kennenlernen, die werden Sie hören, vielleicht nicht von mir, sogar sicher nicht von mir, denn ich kenne sie nicht, ich habe sie einmal gekannt, als sie noch so klein war, aber jetzt haben wir uns schon lange nicht mehr gesehen. Hören werden Sie sie auf alle Fälle. Sie werden hören, wie die Wahrheit umfällt, da keiner sie gestützt und immer nur geschmäht hat. Sehen werden Sie sie nicht mehr können, denn Sie werden blind sein, und nicht einmal Ihre Blindheit wird auf Ihrem Mist gewachsen, sie wird Ihnen zugefügt worden sein. Was, Sie wollen genau so eine Blindheit, wie der Seher eine hat, nur in einer andren Farbe? Haben wir nicht. Der König hat alle Blindheit aufgekauft, weil er deren Vorteile gesehen hat. Einem Blinden glaubt man alles, er kann ja nicht lügen, weil er die Wahrheit nie kennenlernt. Stammt dies alles aus seinem Hirn? Oder ist das die Erfindung eines anderen?

 

Der Blinde glaubt, daß die Wahrheit Macht und Kraft besitzt, das stellt er sich so vor, weil er der einzige ist, der ausspricht, was Sache ist. Und ins Elend gestoßen werden wir sowieso alle. So, und der König erschlägt den Seher, damit er, The King, selber blind werden kann, damit er endlich der einzige Blinde sein kann. Sogar die Blindheit gönnt er keinem andern. Keine Stimme gönnt er einem anderen, er stimmt selbst sein Lied an und zwitschert es hinaus, mehr als hundertmal die Stunde, er hat ja auch was zu sagen. Dann, wenn der König es ausspricht, ist es total egal, was er sieht oder sagt. Es stimmt auf alle Fälle. Wenn der König blind ist, was wollen dann Sie sehen, wenn schon der König nichts sieht? Da gibts nichts mehr zu sehen. Er hat schon alles gesehen, er hat sich alles angeschaut und dann entschieden. Warum also überhaupt blind werden? Das zahlt sich ja gar nicht aus, das wird einem zwar in kleiner Münze ausgezahlt vom Schicksal, doch wenn Sie Ihre Auszüge betrachten – nein, nicht die Anzüge natürlich, die Auszüge!, nachdem Sie aus Ihrem Haus ausgezogen sind, kriegen Sie ja immer noch Ihre Kontoauszüge, an welche Adresse auch immer –, dann merken Sie: Das Schicksal nimmt kein Bargeld, das will drahtlose Bezahlung, also ist es bloß Schein? Wo sind denn die ganzen Scheine hingekommen? Ja, das ist ein Geldschein, doch er geldet jetzt nicht mehr. Nein, die vielen Münzen meine ich, die zumindest nach viel aussahen, die gelten aber auch nichts, die schon gar nicht. Was, alle blind? Der König blind und seine Untertanen, alle? Der Seher auch blind? Wer sieht denn da noch was in diesem Staat, der so viele beherrscht, alle Länder beherrscht, nach Belieben, wofür sie ihn nicht lieben, das ist ihm aber egal. Die einen schiebt er ab, die andren schiebt er dorthin, wo er sie braucht, die nächsten läßt er gar nicht mehr herein, andre wieder schiebt er vor, damit er es nicht gewesen sein wird; es wird einem schon gesagt und auf Bildern gezeigt, wer wer ist, aber wenn man sie nicht sieht, können sie dann nicht ein andrer sein? Was weiß ein Blinder? Wie ich? Also ich finde, eine blinde Seherin ist schon eine bemerkenswerte Wandlung von sehen zu wissen, ohne je gesehen zu haben. Das ist mein Schicksal. Egal, sie müssen alle raus, dann kommen wir dran, geduldig stellen wir uns dumm an, der König will es so, aber er will unvorhersehbar sein, wie sagt er es, wie immer besser als ich?, niemand wird uns je berühren, anrühren?, erreichen? Da möchte ich mich anschließen, weil ich so unvorhersehbar bin und schon selber mit dem Löffel sehen kann, ans Messer trau ich mich noch nicht, das hat schon ganz andre geblendet als mich, bin eher eine Blenderin. Weshalb? Deshalb, das sagt er. Aber alle werden wir sagen: Frohe Weihnachten und ein glückliches Neues Jahr! Es gibt dann keine mehr, die nicht an die Geburt des Herrschers glauben, mit der das Verhängnis überhaupt erst angefangen hat. Aber daran kann er sich nicht erinnern. Er kann sich an seine Geburt, auf welche furchtbare Dinge folgten, nicht erinnern. Darauf basiert unser Leben, daß wir uns nicht erinnern werden können. Auch der Schutz der Umgebung wird verschwinden, der des Ungeborenen wird kommen. Die Mauer an der riesigen Grenze, nein, beide riesig, Mauer wie Grenze, wird aus Heidelberger Zement, dem besten der Welt, weil er so nach Bildung, nein, nach Bindung lechzt, diese Mauer wird erstehen, soviel steht fest, Wasser und Schotter dazu, ja, Kalk auch, womit wollen Sie sonst die vielen Leichen bedecken?, schon haben wir sie, die Mauer, größer, als wir sie uns vorstellen können, sie wird geboren werden, damit die andren nicht mehr geboren werden können, jedenfalls nicht bei uns. Wir sind ein Amerikaner. Wir sind ein Amerikaner. Jetzt aber nicht mehr. Dieser Weg wird kein leichter sein, und er wird dazu noch versperrt sein. Das werden wir ihnen versauen oder im Rio Grande eintränken. Das werden wir ihnen eintränken, und das Geld dafür, das wir nicht ausgeben werden, weil der Nachbar es ausgeben wird müssen, werden wir unseren Veteranen geben, die für uns so hart gekämpft und trotzdem verloren haben, die Idioten, die kriegen es jedenfalls, die kriegen ihr Geld, ob sie es verdient haben oder nicht, verdient haben sie es nicht, weil sie so stark verwundet wurden. Die haben nicht gefragt, was ihr Land für sie tun kann, sie haben es für ihr Land getan. Die haben sich verwunden lassen, die Tölpel, wie soll man mit solchen Leuten Krieg führen, wenn die sich dauernd verwunden lassen! Der König wird ihnen zeigen, wie es geht und wo es langgeht, der wird alle verklagen, aber wirklich alle. Wenn aber eine andre klagt, dann wir natürlich auch, wissen aber nicht, warum. Wir werden, was uns versichert worden ist, nicht glauben und Schluß damit machen, wir werden auch mit der Versicherung selbst Schluß machen, mit allem werden wir aufhören, egal, was es ist, mit etwas anderem werden wir beginnen, egal, was es ist, und egal, wieviel Zeit über die Geschehnisse hinwegeilen wird, die wir noch bestimmen müssen, sonst wissen die Geschehnisse ja nicht, wo sie geschehen sollen. Und es wird friedenbringende Einmütigkeit herrschen, in Gestalt des mutigen einzigen alleinigen Herrschers.

 

Ab jetzt, marsch, zum Positiven! Die Kinder werden aber vielleicht mitversichert werden, das versichert der König uns eigenmächtig und mächtig. Und warum? Weil ich es sage, ich bin aber nicht ich, ich habe keinen Sohn, kein Sohn wird durch den König sterben, der König wird kein Sohn sein, der selber stirbt, ich weiß nicht, Sie haben drei Wege zur