Star Wars™ - Der Auslöser - James Luceno - E-Book

Star Wars™ - Der Auslöser E-Book

James Luceno

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Beschreibung

Jahrelang haben sich die Republik und die Separatisten mit tödlichen Technologien bekämpft, doch der anhaltende Krieg fordert nun immer stärkere Waffen. Als Mitglied von Imperator Palpatines geheimem Projekt um den Bau des Todessterns ist Orson Krennic entschlossen, eine vernichtende Superwaffe zu entwickeln und dem Feind somit zuvorzukommen. Der Schlüssel hierfür könnte Krennics alter Freund sein, der brillante Wissenschaftler Galen Erso, doch Erso ist strikter Pazifist. Um seinen Plan, den Todesstern zu realisieren, endlich mit aller Macht durchzusetzen, beginnt Krennic ein Netz aus Lügen und Täuschungen zu spinnen, das nicht nur Galen Erso in Gefahr bringt, sondern die gesamte Galaxis …

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Seitenzahl: 487

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James Luceno

DER AUSLÖSER

Ein Rogue-One-Roman

Deutsch von Andreas Kasprzak

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2016

unter dem Titel »Star Wars™: Catalyst: A Rogue One Novel«

bei Del Rey, an imprint of Random House,

a division of Penguin Random House LLC, New York.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

1. Auflage

Copyright der Originalausgabe

Copyright © 2016 by Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2017

by Blanvalet in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Rainer Michael Rahn

Umschlaggestaltung: Isabelle Hirtz, Inkcraft, nach einer Originalvorlage

Cover Art Copyright: © 2016 Lucasfilm Ltd. & ® or ™ where indicated.

All rights reserved.

Jacket art and design: Scott Biel

JvN · Herstellung: sam

Satz: omnisatz GmbH, Berlin

ISBN 978-3-641-20448-8V001

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Dieses Buch ist in Zusammenarbeit mit Leland Chee, Pablo Hidalgo, Matt Martin und Rayne Roberts von der Lucasfilm- Storygroup entstanden. Mit besonderem Dank an Gareth Edwards und die Drehbuchautoren und Produzenten von Star Wars: Rogue One.

Für Udi Saly und Liz Conover, die »Bonfire Hearts«.

Möge die Macht für immer mit euch sein.

Es war einmal vor langer Zeit

in einer weit, weit entfernten Galaxis …

Seit Jahren wüten die Klonkriege in der Galaxis. Zahllose Welten wurden in den Konflikt hineingezogen, in dem sich die Galaktische Republik und die Separatistenarmee unter der Führung des niederträchtigen Sith-Lords Count Dooku gegenüberstehen. Gerüchte, wonach die Separatisten kurz vor der Fertigstellung einer Superwaffe stehen, versetzen die Republik in Angst und Schrecken. Als Reaktion darauf beauftragt der Oberste Kanzler Palpatine eine Gruppe von Wissenschaftlern im Geheimen mit dem Bau einer Kampfstation für die Republik, genannt:

Der Todesstern

Teil I

Leben in Zeiten des Krieges

1. Kapitel

DRUCK

»Was, wenn …«

Mehr kam Galen Erso nicht über die Lippen, bevor er wieder verstummte und sich von dem alphanumerischen Datenfeld entfernte, das über dem Holoprojektor schwebte. Doch der Beginn seiner Frage schien in der Luft hängen zu bleiben, und die anderen Forscher im Kontrollraum hielten in ihrer Arbeit inne, um ihn erwartungsvoll anzublicken. Einer von ihnen, Nurboo, brach schließlich die drückende Stille.

»Hast du einen neuen Vorschlag, Galen? Sollten wir den Test verschieben?«

Doch entweder hörte Galen ihn nicht, oder er ignorierte ihn. Einen Moment lang blieb er reglos stehen, sein Blick ins Leere gerichtet, dann begann er wieder, auf und ab zu gehen und Zahlen und Berechnungen vor sich hin zu murmeln.

Ein zweiter Valltii schüttelte trübselig seinen großen, borstenhaarigen Kopf. »Vergiss es, er ist in seiner eigenen Welt.«

Tambos raue Stimme von der anderen Seite des Raumes brachte ihn zum Verstummen.

»Seht ihr nicht, dass er nachdenkt?«

Galens Körperhaltung ließ keinen Zweifel daran: der Kopf gesenkt, Augen und Lippen zusammengekniffen, die dicken Arme vor der Brust verschränkt, als würde er etwas an sich drücken. Vielleicht seine neue Idee.

Er war knapp über einen Meter achtzig groß, mit breiten Schultern und kräftigem Körper, obwohl er den Großteil seiner knapp dreißig Standardjahre mit Grübeln und Sinnieren verbracht hatte, oder damit, die Ergebnisse dieser Gedankenspiele auf das nächstbeste Stück Papier zu kritzeln. Sein ungekämmtes Haar hing in schweren Strähnen um sein Gesicht, auf eine Weise, die ihn im Sonnenschein verwegen und im Dunkeln gefährlich erscheinen ließ.

Schließlich stemmte Lyra sich aus ihrem Stuhl und ging zu ihm hinüber.

»Was, wenn …«, sagte sie in geduldigem, aufforderndem Tonfall.

Jeder im Kontrollraum wusste, dass es ein gutes Zeichen war, als Galen kurz mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand an seinen Mundwinkeln zupfte.

»Wir kriegen das schon hin«, erklärte Lyra. Sie liebte es, wenn Galen so tief in seinen Gedanken versank, dass die Welt ringsum praktisch nicht mehr für ihn existierte, und in seinen eigenen, privaten Hyperraum eintauchte, wohin ihm nur die wenigsten folgen konnten.

Sie war ein paar Zentimeter kleiner als er, mit hoher Stirn und stufig geschnittenem, goldbraunem Haar, das gerade so bis auf ihre Schultern reichte. Ihre gewölbten Brauen und der leicht nach unten geneigte Mund ließen sie stets ein wenig betrübt wirken, auch wenn im Moment das Gegenteil der Fall war. Sie und Galen hatten vor beinahe fünf Jahren auf Coruscant geheiratet, und sie stand ihrem Ehemann in Sachen Attraktivität in nichts nach: Ihr Körper war der einer geborenen Athletin, gestählt durch Expeditionen auf Dutzenden abgelegenen Welten. Sie trug einen weitmaschigen Pullover, eine weite Hose und eine bunte Kappe mit Ohrenklappen, aus lokalem Stoff gefertigt, und sie schaffte es tatsächlich, gut darin auszusehen.

Sie waren die beiden einzigen Menschen in der Forschungsgruppe, weit entfernt vom Kern und noch weiter entfernt von dem Konflikt, der seit einiger Zeit zwischen der Republik und der Konföderation Unabhängiger Systeme, den sogenannten Separatisten, tobte. Die sechs stämmigen Valltii, mit denen sie während der letzten vier Standardmonate zusammengelebt und -gearbeitet hatten, besaßen große, runde Gesichter mit Mündern, die geschaffen waren, um Fleisch zu kauen. Unter ihrer üppigen Gesichtsbehaarung war ihre Haut so blau wie das Gletschereis, das die Hälfte dieses Planeten bedeckte. Galen und Lyra unterhielten sich mit ihnen in einem Mischmasch aus galaktischem Basic und der Sprache der Einheimischen, die guttural und voller lang gezogener, für einen Menschen schrecklich verwirrender Worte war. Zum Glück hatte Lyra ein Ohr für solche Nuancen, weshalb sie sich mit dieser Sprache deutlich leichter tat als Galen.

Sie war gerade im Begriff, noch einmal nachzuhaken, da blinzelte er plötzlich, als wäre ihm wieder eingefallen, wer und wo er war, und seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Datenfeld.

Lyra schmunzelte. Er war wieder da.

Galen überflog die langwierigen Differenzialgleichungen in dem Feld von oben bis unten und trat dabei näher heran, als würde er versuchen, etwas hinter den leicht zitternden Rändern zu erkennen.

»Assis«, sagte er zu guter Letzt, an den Droiden auf der anderen Seite des Holoprojektors gewandt.

»Ja, Dr. Erso.«

»Zeile vier. Ändere den Koeffizienten auf fünf, und berechne das Ganze noch mal neu.«

Der TDK-160-Forschungsassistent, ein rekonfigurierbarer Droide, der gegenwärtig auf zwei dünnen Metallbeinen stand, kam der Aufforderung nach, und Augenblicke später erschienen die Ergebnisse über dem Holotisch.

Alle Augen waren gebannt auf das Datenfeld gerichtet, während sich die Quotientengruppen, Koeffizienten und Ableitungen veränderten.

Der Kontrollraum war mehr für Technik und weniger für lebende Wesen entworfen worden. Summende Maschinen säumten die fensterlosen Wände, und es war immer etwas kälter, als es eigentlich sein sollte. Eigentlich wurde durch die Schächte über ihren Köpfen warme Luft hereingepumpt, aber das Wenige an eigentlicher Wärme entstand eher durch die leicht abgenutzten Geräte, denen anzusehen war, dass hier monatelang Forschung und Experimente durchgeführt worden waren. Niemand störte sich an den Kisten, die noch ungeöffnet in den Ecken standen, an den leeren Essensbehältnissen, die sich auf Nurboos Tisch stapelten, oder an den Stapeln von Ersatz-Datenträgern. So überfüllt und klaustrophobisch der Raum sein mochte, er war der einladendste Ort weit und breit.

Dicke Wände, unterbrochen von Schiebetüren, hielten den Großteil der Kälte draußen. Eine Tür im hinteren Teil führte zu einer Rampe, diese wiederum zu einem Labyrinth von Korridoren, die die verschiedenen Teile der Einrichtung miteinander verbanden. Ein paar Gänge waren sogar breit genug, dass kleine Versorgungsspeeder hindurchgleiten konnten. Andernorts reihten sich Computer und Analysatoren aneinander, standen Zeichentische, Kommstationen und sogar ein rudimentärer HoloNetz-Transmitter für extraplanetare Kommunikation.

Lyra glaubte nicht, dass sie sich je wirklich an diesen Ort gewöhnen würde, aber sie hatte enge Freundschaften mit Galens Kollegen geschlossen, und bis auf weiteres würde Vallt ihr Zuhause bleiben.

Der Großteil der Einrichtung befand sich tief unter ihnen, in gewaltigen Schächten, wo sich diverse Gase vermischten und extreme Hitze erzeugt wurde. Dort befand sich auch der Ionen-Plasma-Reaktor mitsamt seinen supraleitenden Kühlspulen und den hypothermalen Kesseln, in denen auf synthetischem Wege riesige Kristalle entstanden. Die Fusionsanlage könnte den gesamten nördlichen Kontinent von Vallt mit Energie versorgen, aber gegenwärtig war das nicht seine Aufgabe. Derzeit sollte er Schübe gewaltiger Energie erzeugen, die man in Kondensatoren speichern und dann kontrolliert einsetzen konnte, wo immer sie benötigt wurde. Die Einrichtung war alles andere als billig gewesen, selbst in Vorkriegs-Credits gerechnet, und die Zerpen-Industriewerke, die ihren Hauptsitz in einem autonomen System am Äußeren Rand hatten, warteten noch immer darauf, dass sich ihre Investitionen auszahlten.

»Die Gleichung geht nicht auf«, sagte Nurboo, als das Datenfeld zu blinken begann, als wäre es selbst verwirrt von den Daten, die es anzeigte.

Galen wandte sich noch einmal an den Droiden. »Assis, zurück.«

Die ursprünglichen Integrale und Summierungssymbole erschienen wieder über dem Projektor, und Galen studierte sie mehrere Sekunden lang.

»Ist das ein Lächeln?«, fragte Tambo. »Lyra, lächelt er?«

Statt dem Droiden-Assistenten neue Anweisungen zu geben, beugte sich Galen vor, bis er in das Datenfeld hineingreifen konnte, und wedelte dann mit den Armen in der Luft, als wäre er ein Dirigent oder ein Magier, und die Berechnungen verschoben sich entsprechend. Als er fertig war und die Anzeige sich wieder stabilisiert hatte, versammelten sich die anderen um den Holotisch und beäugten das Resultat.

»Sieht gut aus«, sagte einer der Valltii.

»Eine elegante Lösung«, erklärte ein anderer.

»Sollen wir den Test jetzt durchführen?«

Die sechs kehrten an ihre Arbeitsstationen und Instrumente zurück, tauschten Kommentare und Vorschläge aus, während sie mit neuem Enthusiasmus ihren Aufgaben nachgingen.

»Element in Position«, verkündete Easel, wobei er sich auf den synthetischen Kristall bezog.

Galens Blick richtete sich auf den zentralen Displayschirm.

Nurboo räusperte sich. »Testsequenz eingeleitet.«

Die Beleuchtung des Kontrollraums verdunkelte sich kurz, während tief unter ihnen unvorstellbarer Druck auf einen riesigen Kristall zu wirken begann, den sie erst vor zwei Monaten erschaffen hatten. Das synthetische Gebilde war in seiner Struktur einem echten Kyber nachempfunden, den Zerpen unter großen Mühen und Kosten für sie aufgetrieben hatte. Diese so genannten lebenden Kristalle waren vergleichsweise selten, und beinahe alle befanden sich im Besitz der Jedi, die sie für unantastbar zu halten schienen. Fingergroße Kyber-Kristalle versorgten ihre Lichtschwerter mit Energie, und größere Exemplare zierten angeblich die Fassaden ihrer entlegenen Tempel.

»Systeme zeigen einen piezoelektrischen Effekt, null Komma drei über dem Ausgangswert«, meldete Nurboo.

Die Forscher beobachteten Galen, der langsam den Kopf schüttelte.

»Nein?«, fragte Tambo.

»Wir sollten einen viel größeren Anstieg sehen.« Erso schürzte die Lippen und zog die Brauen zusammen, während er überlegte, was wohl schiefgegangen sein könnte. »Die Zellverbindungen in dem Synthetik-Kristall sind nicht stabil genug. Wir müssen eine spektrografische Analyse durchführen und dann noch mal von vorne beginnen. Sämtliche Kristalle könnten diesen Makel haben.«

Sie hatten bereits zahllose solcher Rückschläge hinter sich, dennoch hing ihre Enttäuschung schwer in der kühlen Luft.

Galen nahm wieder seine Denkerhaltung ein.

»Wir könnten es mit mehr Druck versuchen«, schlug Easel mit sanfter Stimme vor. »Wenn wir den Kristall noch mal in die Dampfkammer stecken und eine neue Dotierlösung benutzen …«

Galen blickte sich ungehalten um, den Mund zu einer Entgegnung geöffnet, als plötzlich ein kurzes Piepsen aus der Kommstation des Kontrollraums erklang.

»Das Haupttor«, sagte einer der Valltii.

Lyra drehte ihren Sessel zur Kommanlage herum und blickte auf den Monitor. Über Nacht war ein Meter Neuschnee gefallen, und auch jetzt tanzten noch weiße Kristalle in der Luft. Die Heizplatten unter der Straße, die den Zugang zu der Anlage freihalten sollten, hatten wieder mal eine Fehlfunktion, und so türmte sich der Schnee auch zwischen dem Außentor und dem Eingang zur Anlage in windverwehten Dünen auf. Lyra hatte erwartet, auf dem Schirm den von Taqwa gezogenen Versorgungsschlitten zu erblicken, doch stattdessen sah sie einen verwahrlosten militärischen Truppentransporter. Das Wort Taqwa bedeutete auf Basic so viel wie »Schneeläufer«, auch wenn diese Übersetzung der Wildheit der vierbeinigen Lasttiere nicht ansatzweise gerecht wurde.

»Der Truppentransporter kommt von der Burg«, sagte Nurboo, der sich über ihre Schulter gebeugt hatte.

»Gehört zur Eisenfaust-Legion«, fügte Easel hinzu. »Die Wirbel der Tarnfelder sind unverkennbar.«

Lyra runzelte unbehaglich die Stirn. Der Anblick des Militärfahrzeugs erfüllte sie mit instinktivem Misstrauen. »Was könnten Soldaten um diese Zeit von uns wollen?«

»Vielleicht wollen sie noch mal darum bitten, dass wir ein wenig Energie für ihre Basis abzwacken.«

Nurboo versuchte, die Stimmung aufzulockern. »Und ich hatte schon gehofft, es wäre eine Essenslieferung.«

Nun gesellte sich auch Galen zu den anderen an die Kommstation. »Was immer sie herführt, wir werden so höflich und entgegenkommend sein wie immer.«

»Wenn’s denn sein muss«, brummte Tambo.

Lyra ließ resignierend den Atem entweichen. »Ich mach schon.«

Sie stemmte sich gerade aus ihrem Sitz hoch, als Nurboo ihr leichtfüßig den Weg versperrte. »Du wirst nichts dergleichen tun. Du bist schon viel zu lange auf den Beinen.«

Ein zweiter Valltii stimmte ihm zu. »Du schläfst zu wenig.«

Ihre Augen huschten zwischen den beiden hin und her, und ein nachsichtiges Lächeln verzerrte ihre Mundwinkel. »Jetzt übertreibt mal nicht, Freunde. Ich gehe doch nur den Gang runter und lasse sie rein.«

»Nein, das macht einer von uns«, beharrte Nurboo.

»Was denn, bin ich auf einmal zerbrechlicher als eure Eisfiguren?«

»Vor allem bist du wertvoller.«

Ihr Lächeln wurde breiter. »Das ist lieb von dir, Nurboo, aber ich habe bereits eine Mutter. Zum Glück ist sie ungefähr zwanzig Parsec entfernt, und das Letzte, was ich will, ist, dass ihr mich behandelt, als wäre ich aus …«

Ein erneutes Piepsen von der Kommanlage schnitt ihr das Wort ab. Das Gesicht des Torwächters erschien auf dem zentralen Schirm.

»Was wollen die Soldaten, Rooni?«, fragte Lyra in das Mikrofon.

Rooni antwortete etwas, das sie nicht verstehen konnte, und sie drehte sich zu Nurboo und den anderen herum. »Würdet ihr bitte mit eurem Gegacker aufhören? Ist ja schlimmer als in einem Hühnerstall hier drinnen.« Als sie verstummt waren, wandte sie sich wieder dem Mikrofon zu. »Wie war das, Rooni?«

»König Chai ist tot«, wiederholte der Valltii. »Phara herrscht jetzt in der Burg.«

»Das muss ein Irrtum sein«, brummte Nurboo mit besorgter Miene. »Marschall Phara hat nicht die Unterstützung des Militärs. Sie hätte König Chai unmöglich stürzen können.«

»Es sei denn, sie hat die Unterstützung der Separatisten«, warf Tambo ein.

»Die Separatisten?« Nurboo schien über diese Möglichkeit nachzudenken. »Welchen Grund hätte Count Dooku, sich in die internen Angelegenheiten von Vallt einzumischen?«

Einen Moment lang herrschte Schweigen, dann blickte Easel langsam von einem zum nächsten. »Wegen Galen«, sagte er. »Die Separatisten wollen seine Forschungsergebnisse. Phara muss versprochen haben, ihn auszuliefern.«

Nurboos Augen weiteten sich, und die borstigen Barthaare über seinem Mund richteten sich auf. »Das ist die einzige Erklärung«, wandte er sich an Galen. »Count Dooku hat es auf deine grauen Zellen abgesehen.«

Galens Lippen wurden zu einer schmalen Linie. Dicht neben Lyras Ohr murmelte er: »Es scheint, der Krieg hat uns eingeholt.«

Sie fühlte tief in ihrer Brust, dass es stimmte. Die Blase, in der sie sich bislang so sicher gefühlt hatten, war zerplatzt. Zum ersten Mal, seit dieses Projekt begonnen hatte, spürte sie Angst, und zwar weniger um sich oder um Galen, sondern vielmehr Angst um die Zukunft, auf die sie hingearbeitet hatten. »Ist das wahr, Rooni?«, fragte sie, über das Mikrofon gebeugt. »Sind die Soldaten wegen Galen hier?«

Der große, buschige Schädel des Torwächters neigte sich in einem langsamen Nicken. »Marschall Phara hat die Kontrolle über alle planetarischen Angelegenheiten beansprucht. Diese Anlage ist ab heute das Eigentum von Vallt.«

»Das wird Zerpen aber nicht gefallen«, sagte Galen.

»Vielleicht«, räumte Rooni ein. »Aber im Moment können die Zerpen-Industriewerke nichts tun. Du und Lyra, ihr müsst sofort verschwinden.«

»Er hat recht«, meldete sich Nurboo zu Wort. »Phara hätte keinen Truppentransporter geschickt, falls sie es nicht ernst meinen würde.«

Galen sah die Valltii einen Augenblick lang an, dann schüttelte er den Kopf. »Wie sollen wir von hier verschwinden?«

»Die Tunnel«, antwortete Easel. »Falls ihr sofort aufbrecht, könnt ihr es zu eurem Schiff schaffen und starten.«

Galen blickte sich entsetzt im Kontrollraum um, und es war offensichtlich, dass er nicht fliehen wollte. All die Monate der Forschung, die hinter ihnen lag. Wie konnte Phara ihnen das wegnehmen? Wusste sie nicht, was Vallt und zahllose andere Welten verlieren würden, falls sie ihre Arbeit unterbrachen?

Nurboo richtete sich auf. »Galen! Ihr vergeudet wertvolle Zeit.«

Galen nickte widerwillig und drehte sich zu dem Droiden um. »Assis, du kommst mit uns.«

»Das habe ich erwartet, Dr. Erso«, erwiderte der Droide.

Nurboo machte einen Schritt nach vorne, um die drei Richtung Zugangsrampe des Korridors zu drängen. »Beeilung! Wir werden die Soldaten aufhalten, so lange wir können.«

Lyra musste unwillkürlich schmunzeln. »Womit? Mit euren Datengriffeln? Das wäre es fast wert, hierzubleiben und zuzusehen.«

Ein grimmiger Ausdruck fiel auf Nurboos blaues Gesicht. »Wir sind genauso kräftig wie diese Soldaten, Lyra.«

Galen wurde ernst. »Gebt ihnen keinen Grund, euch anzugreifen. Vergiss nicht, sie wollen mich, nicht euch.«

»Der Truppentransporter hat das Tor passiert«, meldete Easel von der Kommanlage.

Lyra eilte durch den Kontrollraum und umarmte ihre Freunde zum Abschied. »Zumindest den Geruch von verkohlten Schaltkreisen und altem Essen werde ich nicht vermissen«, sagte sie, als sie bei Nurboo angelangt war.

»Versprecht, dass ihr euch bei uns meldet«, forderte er sie auf. »Ich erwarte jede Menge Holobilder.«

»Diese Sache wird sich schon bald auflösen«, meinte Galen, wobei er sich um einen optimistischen Tonfall bemühte. »Wir haben uns nicht das letzte Mal gesehen, vertrau mir.«

»Ja, ja.« Nurboo schob sie nun praktisch vor sich her auf die Tür zu. »Aber für diese Diskussion ist noch Zeit, wenn ihr sicher auf der anderen Seite von Vallts Mond seid.«

Ein kleiner Speeder schwebte am Fuß der Rampe. Die Luft war hier noch kälter, und das Surren der unterirdischen Maschinen hallte von den Steinwänden wider. Der Hauptkorridor führte direkt zum Raumschiffhangar, und Dutzende Seitengänge zu Nebengebäuden und sekundären Energiestationen zweigten davon ab.

Assis fuhr seine Beine erst aus und zog sie dann ein, während er sich geschickt auf dem vorderen Droidensockel des Gleiters niederließ. Nachdem Galen und Lyra auf die hintere Rückbank geklettert waren, verband der Droide seine Systeme mit den Fahrzeugkontrollen.

»Vollgas, Assis«, befahl Galen. »Wir müssen das Schiff erreichen.«

Der Droide drehte den Kopf nach hinten. »Dann halten Sie sich gut fest, Doktor.«

Der Versorgungsspeeder schnellte los, und Galen und Lyra wurden gegen die gepolsterte Rückenlehne gepresst. Die halbkreisförmigen Leuchtstreifen, die den Gang in regelmäßigen Abständen erhellten, zuckten förmlich an ihnen vorbei. Doch noch ehe sie die erste Kreuzung des Ganges erreicht hatten, brachte Assis den Gleiter abrupt wieder zum Stehen.

»Was ist los?«, wollte Lyra wissen.

Erneut drehte Assis den Kopf nach hinten. »Ich erfasse Bewegung vor uns, sowohl im Hauptgang als auch an der Kreuzung. Mehr als zwanzig Valltii, alle zu Fuß.«

Galen war nicht überrascht von dieser Neuigkeit. »Sie haben damit gerechnet, dass wir fliehen würden«, murmelte er, wobei er sich langsam umsah. Schließlich verharrte sein Blick auf einer Luke in der Wand. »Assis, wo genau sind wir?«

Die Antwort des Droiden kam wie aus der Pistole geschossen. »Unter dem südlichen Lagerraum der Station.«

Galen wandte sich zu Lyra um und suchte ihren Blick. »Wir müssen zur Oberfläche hoch.«

Ihre Augenbrauen wanderten nach oben. »Das soll ein Scherz sein, oder? In diesem Schnee würden wir es keinen Kilometer weit schaffen.«

Er legte die Hand auf die schräg abfallende Schulter des TDK-Droiden. »Assis wird uns helfen.«

Nun wirkte selbst der Droide verwirrt. »Ich fürchte, ich würde sie nur aufhalten, Dr. Erso.«

Schlagartig begriff Lyra. Sie nickte. »Das Kettenmodul.«

Galen drückte zärtlich ihre Hand. »Hoffen wir, dass alles noch dort ist, wo wir es das letzte Mal abgestellt haben.«

Die drei kletterten aus dem Speeder und rannten zu der Luke hinüber.

Dahinter befand sich eine kurze Metalltreppe, die zum südlichen Lagerraum hochführte. Lyra eilte sofort los, um Mäntel, Handschuhe, Stiefel und hölzerne Skier zu holen. Während sie ihrem Ehemann die dicke Winterkleidung zuwarf, zog der vielseitige Assis seine Gliedmaßen ein und legte sich auf das Kettenantriebsmodul, das an die frostigen Wetterverhältnisse von Vallt angepasst worden war. Nachdem Galen seinen langen Mantel zugeknöpft und die pelzbesetzte Kapuze hochgezogen hatte, ging er daran, Seile am nunmehr kastenförmigen Körper des Droiden zu befestigen.

Lyra ließ das Tor hochfahren, und kurz verschlug die Kälte ihnen den Atem. Ein eisiger Wind wehte herein und ließ Wirbel von Schneekristallen um ihre Beine tanzen.

»Geh es langsam an«, sagte Galen, bevor er seine Stiefel auf den Skiern einhakte.

Lyra warf ihm einen Blick zu. »Fang du nicht auch noch an. Wer hat sich denn an dem Hang auf Chandrila das Knie verdreht?«

Einen Moment lang senkte er gescholten den Kopf. »Entschuldige, dass ich mir Sorgen mache.«

Sie rückte einen ihrer Handschuhe zurecht, dann stapfte sie zu ihm hinüber, schlang ihre Arme um seinen Hals und zog ihn zu einem festen Kuss an sich heran. »Du kannst dir Sorgen machen, so viel du willst.« Sie zog den Kopf zurück und fügte hinzu: »Aber warum betrachten wir das Ganze nicht einfach als ein weiteres Abenteuer, hm?«

»Wohl eher als ein Experiment.«

Sie küsste ihn noch einmal. »Ich liebe dich.«

Lyra zog die Kapuze tief in ihre Stirn, schloss den Mantel bis unters Kinn und griff nach dem Seil, das Galen ihr hinhielt. Als Assis auf seinen Ketten in den frischen Schnee hinausrollte, spannten sich die Seile, und die beiden Wissenschaftler ließen sich auf ihren Skiern hinter dem Droiden herziehen. Sie wurden rasch schneller, während sie durch das unbewachsene Terrain auf den vier Kilometer entfernten Hangar zuhielten. Trotz der späten Stunde hing Vallts Primärsonne als trauriger Farbfleck dicht über dem Horizont – um diese Jahreszeit ihre angestammte Position so weit im Norden. Der Schnee war nur leicht geschmolzen, und sie glitten auf ihren Skiern links und rechts der tiefen Abdrücke von Assis’ Kettenmodul dahin. Die Lichter der Einrichtung waren gerade hinter ihnen verschwunden, als die ersten Kugeln an ihnen vorbeizischten. Galen blickte über die Schulter und sah zwei Gruppen von Valltii-Reitern, die rasch zu ihnen aufschlossen, und als der Wind drehte, konnte er auch das laute Knirschen der Taqwa-Hufe im tiefen Schnee hören.

»Assis, wir müssen vor ihnen den Hangar erreichen!«, schrie er.

»Sie haben gut reden, Doktor. Ich bin derjenige, auf den sie schießen!«

Er schnitt eine Grimasse. Es stimmte: Galen Erso und sein großes Gehirn waren zu wertvoll, als dass irgendjemand ihm Schaden zufügen würde.

Der Droide beschleunigte, und Galen und Lyra gingen in die Hocke, während sie hinter ihm hergezogen wurden. Die Geschwindigkeit und die kalte Luft ließen Tränen über ihre Wangen rinnen und gefrieren. Die Valltii-Reiter setzten ihren Beschuss fort, aber sie fielen weiter und weiter hinter ihnen zurück, und als der Hangar in Sicht kam, waren Assis und die Ersos außer Reichweite ihrer Waffen. Das bedeutete aber nicht, dass ihre Verfolger aufgaben: Sie peitschen ihre Schneeläufer gnadenlos weiter zum Galopp, um wieder Boden gutzumachen.

Auch Assis holte alles aus seinem Kettenmodul heraus, und binnen Sekunden schwoll die Hangarkuppel vor ihnen an, seine gewölbten Seiten mit dem verschlungenen Logo der Zerpen-Industriewerke verziert.

Im schwachen Licht musterte Galen den letzten Abschnitt des Schneefeldes. »Ich kann keine Spuren oder Abdrücke sehen«, rief er. »Wir werden es schaffen.«

Kurz vor der Kuppel ließ Lyra ihr Seil los, um auf ihren Skiern der Hauptluke entgegenzugleiten und dann gekonnt vor dem äußeren Kontrollfeld abzubremsen. Als Galen weniger elegant neben ihr zum Stehen kam, hatte sie die Luke bereits geöffnet, und die Beleuchtung des Hangars flackerte auf, sodass sie im Licht der Scheinwerfer ihr kleines, schlankes Raumschiff vor sich sahen. Die beiden lösten die Verschlüsse ihrer Skier und stapften durch die hüfthohe Schneeverwehung, die sich vor dem Eingang gebildet hatte.

»Mach das Schiff startklar«, rief Galen Lyra gehetzt zu. »Ich öffne die Kuppel.«

»Gibt Acht. Es könnte Schnee herunterfallen.«

»Was ist mit mir, Dr. Erso?«, fragte Assis, an dessen Torso noch immer die Zugseile hingen. »Was kann ich tun?«

Galen blickte kurz in Richtung der nahenden Reiter. »Bleib hier und sichere den Eingang.« Er musste sich bücken, um dem Droiden direkt ins Gesicht zu sehen. »Du weißt, was du zu tun hast, falls das hier nicht funktioniert.«

»Ich werde Ihre Befehle ausführen, Dr. Erso.«

Die beiden Wissenschaftler eilten in den Hangar – er in Richtung Kuppelkontrollen, sie auf das Schiff zu. Galen schlug auf den Schalter, der das Dach öffnete, dann rannte er zu Lyra hinüber, aber kaum, dass er sie erreicht hatte, fiel von irgendwo über ihren Köpfen ein Netz auf sie herab. Es war so schwer wie drei Taqwas und in etwa ebenso rau, und es riss die beiden zu Boden und nagelte sie fest.

»Diese Möglichkeit hast du wohl nicht einberechnet«, ächzte Lyra, während sie sich mühsam auf die Knie hochkämpfte.

Galen versuchte, seinen rechten Arm von dem bleiernen Geflecht zu befreien. Ihr Fluchtfahrzeug, das sie in Sicherheit bringen könnte, war zum Greifen nahe. Zorn kochte in ihm hoch. Die Valltii hatten ihr Netz so platziert, dass es herabfallen würde, sobald die Dachkuppel aufglitt – eine schrecklich primitive Falle. Wieso hatte er nicht mit so etwas gerechnet? Hatte ein Teil von ihm die Möglichkeit vielleicht ganz bewusst ignoriert? »Sieht aus, als hätten wir einen Fehler gemacht.«

»Auf Coruscant, meinst du.«

Assis rekonfigurierte gerade seinen Körper, um ihnen zu helfen, als das Geräusch galoppierender Tiere und gutturaler Stimmen in die Kuppel drang. Kurz darauf schoben sich dicht hintereinander acht struppige Taqwas durch die Luke. Ihr Atem hing als Dampfwolke in der Luft, während sie langsam auf ihren klobigen Füßen zu dem Netz hinüberstapften. Die Tiere hatten lange Hälse, scharfe Zähne und traurige Augen, und auf ihren Oberschenkeln prangte das Brandzeichen von Marschall Phara. Die Reiter waren stämmige männliche Valltii, allesamt in langen, dicken Ledermänteln und Fellstiefeln; ihre Wangen hatte der Eiswind zu einem tiefen Blau poliert. Einer von ihnen stieg aus seinem hölzernen Sattel und nahm die Wollmütze ab, während er auf Galen zutrat.

»Danke, dass Sie uns nicht enttäuscht haben, Dr. Erso«, sagte er in der Sprache der Einheimischen.

Galen gab es auf, seinen Arm befreien zu wollen, und ließ sich stattdessen auf den kalten, harten Boden des Hangars zurücksinken. »Sie haben ihre Spuren wirklich gekonnt verwischt.«

Der schwarzäugige Reiter ließ sich auf ein Knie herabsinken. Kleine, blutrote Perlen waren in die gefrorenen Haarsträhnen über seinem Mund geflochten, und er roch nach Rauch und ranzigem Buttertee. »Wir haben das Netz bereits vor zwei Tagen angebracht. Der Schneefall letzte Nacht hat uns in die Hände gespielt. Aber nehmen Sie es nicht so schwer. Durch die Tunnel hätten sie es nicht mal bis hierher geschafft.«

»Ja, unser Droide hat Ihre Leute bemerkt.«

»Ich habe mit all dem nichts zu tun!«, verkündete Assis, der, nunmehr wieder in seiner zweibeinigen Form, an der Luke stand, seine beiden kurzen Arme erhoben. »Ich habe meine Protokolle, und ich hatte keine andere Wahl, als meinen Befehlen zu gehorchen!«

Ohne sich zu erheben, blickte der Valltii zu seinen Begleitern hoch. »Kümmert euch um ihn.«

Zwei Reiter stiegen von ihren Taqwas, um der Aufforderung nachzukommen.

Galen hörte das Klacken, als Assis ein Helmbolzen an den Oberkörper geheftet wurde. »Lyra ist diejenige, die nichts mit alldem zu tun hat«, schnappte er. »Lasst sie gehen.«

Dieselben Reiter, die gerade den Droiden zum Schweigen gebracht hatten, hoben nun eine Ecke des schweren Netzes an und halfen Lyra auf die Beine. Sie machten aber keine Anstalten, auch Galen zu befreien.

»Sie sind auf Befehl von Marschall Phara verhaftet«, erklärte der Anführer der Gruppe.

»Wie lautet die Anklage?«

»Spionage. Unter anderem.«

Galen blickte dem Valltii direkt in die Augen. »Vor zwei Wochen haben wir noch Tee miteinander getrunken, und jetzt verhaften Sie mich?«

»Die Dinge haben sich geändert, Dr. Erso. Mein Befehl lautet, Sie gefangen zu nehmen. Marschall Phara wird entscheiden, ob Sie schuldig sind oder nicht.« Er stand auf und drehte sich zu einem der berittenen Soldaten um. »Kehr zum Hauptgebäude zurück und schick den Truppentransporter her. Wir bringen Dr. Erso ins Tambolor-Gefängnis.«

2. Kapitel

ISOLATION

Zwei Wachen mit struppigen Jacken und dicken Wollkappen führten Galen aus seiner spartanischen Zelle in einen Raum mit verputzten Wänden und hoher, gewölbter Decke. Splintholz knisterte in dem großen, offenen Kamin, und von den Fackeln an den Wänden kräuselte sich öliger Rauch empor. Hinter einem breiten, zerkratzten Schreibtisch erwartete ihn eine kräftig gebaute Frau in gegürteter brauner Uniform. Ihr Haar war in der Mitte gescheitelt, mit irgendetwas – vermutlich Schmalz – geglättet und nach hinten gekämmt, sodass es hinter ihrem Rücken in zwei gleich langen Zöpfen herabhing, die zudem durch Streifen farbigen Garns miteinander verbunden waren. Silberne Ringe zierten ihre dicken, blauen Finger, ihre Nase wurde von einem blutroten Stecker durchbohrt, und ihre schwarzen Augen leuchteten lebhaft, vermutlich wegen der stimulierenden Beeren, die ihre glänzende Wange nach außen wölbten. Sie bedeutete ihm, auf dem klapprigen Stuhl vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen.

Galen hob die Hände. »Sind Sie sicher, dass Sie mich nicht fesseln wollen?«

Ihr Grinsen entblößte große Zähne mit dunklen Flecken. »Ich bezweifle, dass Sie hier Schaden anrichten können, Dr. Erso«, sagte sie in der Sprache der Einheimischen. »Es sei denn natürlich, die Republik hat ihnen eine Art Geheimwaffe implantiert.«

Galen ließ sich auf den Stuhl sinken. Sie hielten ihn nun seit zwei Wochen Ortszeit hier fest, ohne Anklage, ohne Befragung. Zumindest hatten sie Nurboo einen kurzen Besuch gestattet, und sein Freund hatte versprochen, dass er versuchen würde, eine handschriftliche Notiz an Lyra weiterzuleiten – wo immer sie auch gefangen gehalten wurde.

»Sie haben eine seltsame Vorstellung von den Methoden der Republik.«

Die Valltii breitete in einer Art Schulterzucken die Hände aus. »So ist es leider, wenn man am Äußeren Rand lebt, Doktor.« Sie machte eine kurze Pause, dann sagte sie: »Ich bin Anführer Gruppe. Hat man Sie hier gut behandelt? Gibt es irgendetwas, was Sie möchten?«

Galen rieb sich die Stoppeln, die seine Wangen und sein Kinn bedeckten. »Eine Rasierklinge. Ein heißes Bad. Eine zusätzliche Decke.«

»Sollen Sie haben.« Die Frau drehte den Kopf zur Seite und spuckte einen Schwall schwarzer Flüssigkeit in einen Napf auf dem Boden.

»Ich dachte, auf Vallt wäre es illegal, jemanden ohne Anklage festzuhalten, Anführer.«

»Es gibt eine neue Verfassung«, erwiderte sie gleichgültig. »Grundsätzlich können wir jetzt tun, was immer wir wollen – zu jeder Zeit, an jedem Ort und mit wem auch immer.«

»Ich bin sicher, mit diesen Gesetzen werden Sie es bald zur wohlhabenden Gutsbesitzerin bringen.«

»Ja, das ist wohl einer der Vorteile, den die neue Verfassung mit sich bringt.«

Er blickte zur tropfenden Decke und den Wasserflecken an den Wänden hoch. »Wissen Sie, diese undichten Stellen ließen sich mit ein klein bisschen Permakret abdichten.«

Sie drehte sich leicht auf ihrem Sessel herum, um seinem Blick zu folgen. »Niemand hat mir gesagt, dass sie nicht nur ein Energieforscher sind, sondern auch ein Handwerker, Doktor.«

Mit einem Mal brach sich Galens Wut Bahn. »Wo ist Lyra, Anführer? Was haben Sie mit ihr gemacht?«

Die Valltii lächelte schmallippig. »Sie ist in sicherer Verwahrung. Es mangelt ihr an nichts.«

»Wann kann ich sie sehen?«

Gruppe lehnte sich auf ihrem Sessel zurück. »Das liegt ganz allein bei Ihnen.«

Seine Miene versteinerte. »Ich glaube, Sie verstehen nicht …«

»Ich verstehe voll und ganz, Doktor. Im wievielten Monat ist sie schwanger?«

»Das Kind sollte in zwei Monaten zur Welt kommen – es sei denn, Sie haben ihr etwas angetan.«

Sie winkte ab. »Und es ist Ihr Kind?«

»Natürlich ist es mein Kind.«

»Ich frage nur, weil ich gehört habe, dass Menschenfrauen auf Coruscant nicht länger selbst ihren Nachwuchs austragen – dass sie andere bezahlen, um sich für sie schwängern zu lassen.«

»Das ist nicht das Coruscant, das ich kenne.«

»Dann leben Sie dort also nicht über den Wolken?«

»Lyra und ich haben ein kleines Apartment auf dem Gelände einer Universität.«

Die Antwort schien Gruppe stutzig zu machen. »Jemand von Ihrem Ansehen?«

»Ich verlange, bei Lyra zu sein, wenn sie das Kind bekommt, Anführer«, sagte er mit Nachdruck.

»Das werden Sie, Doktor, das werden Sie. Wir sind schließlich keine Barbaren.« Sie musterte ihn einen langen Augenblick. »Wir sind uns schon mal begegnet, Sie und ich. Vor drei Monaten, bei dem Ball, den König Chai gab, um Zerpen auf Vallt willkommen zu heißen.«

»Sie nehmen es mir hoffentlich nicht übel, falls ich mich nicht an Sie erinnere.«

Sie zog die Brauen zusammen, dann wandte sie sich ab, um einen weiteren Strahl Beerensaft in den Napf zu spucken, und wischte sich mit dem Ärmel ihrer braunen Uniform über den Mund. »Ich bin sicher, Sie fühlen sich gerade wie eine der Ratten, die Sie bei Ihren Experimenten benutzen …«

»Ich führe keine Tierversuche durch.«

»Wie dem auch sei, Sie müssen nicht ewig hierbleiben. Die Dauer Ihrer Gefangenschaft liegt allein in Ihren Händen. Sie könnten heute noch durch die Tür spazieren und zu Ihrer Frau zurückkehren.«

Galen lächelte freudlos. »Ich müsste nur gestehen, dass ich ein Spion der Republik bin, und den Separatisten die Treue schwören.« Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Anführer, aber ich bin lediglich ein Forscher in Diensten der Zerpen-Industriewerke. Ich arbeite nicht für die Republik, und ich habe auch kein Interesse daran, für Count Dooku zu arbeiten.«

»Wissenschaft ist nicht parteiisch, wollen Sie das damit sagen?«

»Sie bringen es auf den Punkt.«

»So, wie die Dinge in der Galaxis liegen, ist Neutralität nicht gerade profitabel, Doktor.«

Galen neigte den Kopf und blickte sie offen an. »Ich frage mich wirklich, was für ein Angebot Count Dooku der neuen Führung von Vallt gemacht hat. Hat er Ihnen versprochen, den Planeten näher an die Sonne heranzuziehen?«

Gruppes Schultern hoben sich. »Was er uns angeboten hat? Handel, Respekt, eine angemessene Repräsentation in seiner Konföderation. Alles, was wir als Mitglied der Republik nie bekommen haben.«

»Das sind doch alles nur leere Versprechungen, Anführer. Sie wären besser dran, würden Sie hier weiter vor sich hin werkeln und keiner Seite die Treue schwören. Das dürfen Sie ruhig an Marschall Phara weiterleiten.«

»Warum sollten wir so etwas tun, Doktor? Um weiter ein Leben mit undichten Dächern, kalten Betten und ranzigem Tee zu führen? Glauben Sie, wir sehnen uns nicht nach den Annehmlichkeiten, die im Kern und am Mittleren Rand so selbstverständlich sind? Oder wäre es Ihnen lieber, Vallt würde eine primitive, abgeschiedene Welt bleiben? Ein Museumsstück für Touristen von Coruscant?«

»Was, falls die Separatisten den Krieg verlieren? Was wird dann mit Vallt geschehen?«

»Für jemanden, der behauptet, er wäre neutral, reden Sie ziemlich viel über Gewinner und Verlierer.«

»Mir ist egal, wer gewinnt. Aber Sie sitzen einem großen Irrtum auf, wenn Sie glauben, dass Vallt nach dem Ende dieses Krieges einen Aufschwung erleben wird.« Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Wie, denken Sie wohl, wird Zerpen reagieren, wenn sie erfahren, dass ihre Einrichtung einfach so verstaatlicht wurde? Sie haben zu viel Zeit und Credits in Vallt investiert, um das einfach so hinzunehmen.«

»Sie werden sich bereit erklären, die Bedingungen des ursprünglichen Vertrags neu auszuhandeln.«

»Und ich soll bei diesen Verhandlungen wohl als Druckmittel dienen.«

»Etwas in der Art, ja.« Kurz verstummte sie, dann: »Was wissen Sie über das Militär der Republik?«

»Rein gar nichts.«

»Woher stammt die Klonarmee?«

Galen starrte sie an und lachte. »Für wen halten Sie mich?«

»Wie lange haben Kanzler Palpatine und die Jedi diesen Krieg schon geplant?«

»Sie verschwenden Ihre Zeit, Anführer. Das müssen Sie Palpatine schon selbst fragen.«

Gruppe drehte sich zur Seite, um auszuspucken, dann schob sie sie sich eine weitere purpurfarbene Beere in den Mund. »Na schön, reden wir über Ihre Forschung hier. Die scheint ja sehr produktiv gewesen zu sein.«

»Wir machen Fortschritte.«

»Und Ihr Ziel ist Energieanreicherung?«

»Dank Vallts Reichtum an natürlichen Ressourcen und König Chais Großzügigkeit – ja.«

»Ich habe gehört, dass Sie tatsächlich Kristalle herstellen.«

»Ja«, erwiderte Galen bereitwillig. »Es ist ein komplizierter Prozess, aber falls es uns gelingt, Kristalle mit den richtigen Eigenschaften zu erzeugen, könnten wir Entwicklungswelten eine billige Energiequelle bieten.«

»Entwicklungswelten? So wie Vallt?«

»Wie Vallt.«

»Aber ist es nicht so, dass diese Energie auf verschiedene Weise genutzt werden kann? Sei es nun, um eine Stadt zu beleuchten – oder eine Massenvernichtungswaffe zu bauen?«

»Wäre Zerpen an Waffenforschung interessiert, würde ich nicht für sie arbeiten.«

»Wirklich?« Gruppe schien über diese Aussage nachzudenken. »Sie haben hier viele Freunde, die meinen, wir sollten Sie einfach des Planeten verweisen oder Sie Ihren Vorgesetzen bei Zerpen aushändigen. Aber die Wahrheit ist, dass Sie zu wertvoll sind, um Sie gehen zu lassen, Doktor. Vor allem jetzt, wo der Vorwurf der Spionage gegen Sie erhoben wurde. Sie könnten sich motiviert fühlen, Ihre Neutralität abzulegen und Ihre nicht unbeträchtlichen Talente in den Dienst der Republik zu stellen. Sie sehen, vor welchem Dilemma wir hier stehen.«

»Offensichtlich habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt, Anführer.«

»Vielleicht. Aber wenn es etwas gibt, was wir hier auf Vallt im Überfluss haben, dann ist es Zeit. Und wir haben kein Problem damit, ein wenig davon zu vergeuden, um es mit Ihren Worten auszudrücken. Also werden wir eine Untersuchung einleiten, gefolgt von einem Prozess vor einem Tribunal. Und die ganze Zeit über werden Sie hierbleiben, weit entfernt von Ihrer Frau. Es ist nicht so, als könnte ich Ihre Position nicht verstehen, ich hätte nur gedacht, dass Sie Ihrem Kind ein besseres Leben wünschen würden.« Sie machte eine Pause, um laut den Atem auszustoßen. »Nun, Marschall Phara wird sich zu gegebener Zeit mit dem Fall beschäftigen. Sollte Ihre Unschuld bewiesen werden, werden wir Ihnen natürlich gestatten, Vallt zu verlassen.«

Galen schüttelte tief enttäuscht den Kopf. »Wir führen in der Einrichtung eine Testreihe durch. Dabei werden bestimmte Kristalle gewaltigem Druck ausgesetzt, damit sie eine Art elektrischen Strom erzeugen. Umgekehrt lässt sich die Größe dieser Kristalle komprimieren, wenn man ihre Moleküle durch einen externen Energiezufluss stimuliert. Ich wüsste nur gern, welcher Art Test ich jetzt gerade unterzogen werde.«

Gruppes Augen trübten sich kurz, dann lächelte sie, und Galen hatte das seltsame Gefühl, echte Wärme in ihrem Blick zu spüren. »Sie sind ein seltsames Wesen, Dr. Erso.«

»Und Sie sind nicht die Erste, die diese Feststellung macht, Anführer.«

»Sie scheinen sich etwas auf Ihre Sturheit einzubilden.«

»Ich bin wie ich bin.«

Die Valltii atmete tief ein. »Es muss schwer sein, damit zu leben.«

Er versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen. »Womit? Prinzipien?«

»Nein.« Sie tippte sich an die Schläfe, auch wenn sie dabei augenscheinlich Galens Kopf meinte. »Mit all diesen tiefschürfenden Gedanken.«

Mit zitternden Händen faltete Lyra den Brief auseinander, den Nurboo ihr gebracht hatte. Handgeschrieben, auf dem steifen Papier, das die Valltii meistens benutzten, füllte er beide Seiten des Blattes. Eine Seite war mit Skizzen von Gesichtern und Figuren und Fragmenten von Gleichungen übersät, als hätte ein Teil von Galen versucht, eine quälende Gleichung zu lösen, während der Rest von ihm den Brief schrieb. Einige der Notizen waren an den Rändern hingekritzelt, sodass sie das Blatt um neunzig Grad in die eine oder andere Richtung drehen musste, um sie zu entziffern. Die andere Seite des Briefes war von oben bis unten mit Galens mikroskopischer Handschrift bedeckt, und teilweise wirkten die Worte ebenso verschlungen wie seine Theorien über Kristalle und deren Energiepotenzial. Doch nachdem sie jahrelang seine Notizen abgetippt hatte, konnte Lyra das eine ebenso gut entziffern wie das andere. Sie begann zu lesen.

Ich habe von Anführer Gruppe – die mich bislang dreimal verhört hat – erfahren, dass du im Nordturm der Burg in »sicherer Verwahrung« bist, so ihre Worte. Wie der Zufall es will, kann ich einen kleinen Teil dieser architektonischen Monstrosität von meiner Kammer – oder besser, meiner Zelle – aus sehen. Allerdings muss ich einen dreibeinigen Hocker auf meiner Schlafplattform ausbalancieren und mich auf die Zehenspitzen stellen, um durch das kleine Fenster zu blicken, und meistens starre ich dabei direkt auf den blassen Fleck von Vallts weit entfernter Primärsonne. Dennoch versuche ich mir den Raum vorzustellen, in den sie dich gesteckt haben, und ich hoffe, dass du hin und wieder über die Stadt Richtung Tambolor blickst und das kleine, kerzenerhellte Rechteck meines Fensters siehst.

Tatsächlich hatte sie nichts dergleichen getan, denn sie hatte bislang keine Ahnung gehabt, wo er festgehalten wurde. Doch nun erhob sie sich von dem weichen Sessel am Fuße ihres großen Bettes und ging langsam zum Fenster hinüber, eine Hand auf ihren anschwellenden Bauch gelegt. Mit der anderen Hand wischte sie den Frost von dem Ornamentglas und spähte nach draußen, über den Hof und die dahinterliegende Stadt aus kastenförmigen, handgefertigten Häusern hinweg. In der Mitte des Hofs stand die Statue eines Taqwa-Reiters mit Umhang und Helm, eine Kriegskeule in den monochromen Himmel gereckt, an dem ein Dutzend breitflügeliger Flieger dahinglitt. In der Stadt selbst waren ein paar Valltii zu erkennen, die ihren täglichen Geschäften nachgingen oder von Tieren gezogene Schlitten durch das Gewirr gefrorener Straßen lenkten. Das imposante Gefängnis Tambolor erhob sich weit im Osten auf einem Plateau. Es ähnelte der Burg in zahlreichen Punkten – nicht weiter verwunderlich, hatte es einst doch selbst als Palast gedient. Einige Fenster im unteren Teil waren erhellt, aber die oberen Stockwerke, bis hoch zum übertrieben schrägen Dach – so schräg, dass sich nicht einmal Schnee für längere Zeit darauf hielt –, waren vollkommen dunkel. Welche Ebene, welche Zelle? Sie wünschte sich, Galen hätte einen Zeitpunkt genannt, an dem er die Kerze vor seinem Fenster hin und her schwenken würde, damit sie wüsste, wo er war und dass es ihm gutging.

Lyra ließ sich auf das weiche Polster der Fensterbank sinken. Dabei spürte sie, wie das Baby sich bewegte und ihr entweder einen Tritt oder einen Ellbogenstoß verpasste. Die Bewegung ließ sie lächeln, und die Sehnsucht, Galen wäre hier, wurde umso größer. Wie gern würde sie seine Hand auf ihren Bauch pressen, damit auch er das Leben in ihr spüren könnte. Eine der Mägde, die sich um sie kümmerten, war eine Hebamme, und sie war schon ganz aufgeregt, bei einer menschlichen Geburt helfen zu dürfen. Überhaupt wirkten all die Mägde überschwänglich wie Kinder, und sie waren Phara nur loyal ergeben, solange sich die Soldaten des Marschalls in Hörweite befanden. Sie freuten sich beinahe ebenso darauf, Galen kennenzulernen, wie Lyra sich darauf freute, ihn wieder in die Arme zu schließen.

Sie hob den Brief im schwachen Licht vor die Augen und las weiter.

Was Gefängniszellen angeht, ist meine wohl nicht allzu übel. Es ist schon beeindruckend, was die Valltii nur aus Stein herstellen können. Diese Zelle – dieses gesamte Gebäude – ist das wohl imposanteste Beispiel für Steinbearbeitung, das ich auf irgendeinem Planeten gesehen habe. Die Mauern sind einen Meter dick, die hohe Decke ist perfekt in der Geometrie ihrer ovoiden Wölbungen, und die gewaltigen Säulen vor der Gittertür sind nackt und schmucklos, wie um zusätzlich das Talent der Maurer zu betonen, die sie errichteten. Das Geräusch von unermüdlichen Meißeln hallt beständig durch die Korridore.

Natürlich sind da trotzdem die Gitterstäbe, die mich gefangen halten, und die Düsternis und der Gestank und das Schmelzwasser, das tagsüber an den Wänden herabtropft. Wenn die Temperaturen nachts fallen, kann ich auf dem gefrorenen Boden beinahe Schlittschuh laufen. Ich habe aber interessante Muster in den Algen und Moosen entdeckt, die in den Ecken wachsen, und auch in den unbehauenen Steinblöcken selbst. Einige habe ich aufgezeichnet – vielleicht findest du sie ja ebenfalls unterhaltsam. Außerdem gehe ich im Kopf alle möglichen Berechnungen durch. Es gibt einen genauen Zeitplan, nach dem ich auf die Toilette geführt werde und man mir Essen bringt, das hilft mir, meine Gedanken zu strukturieren.

Aber genug über mich und mein Elend.

Anführer Gruppe hat mir versichert, dass du gut behandelt wirst, aber wie kann ich da sicher sein? Als Nurboo mich besuchte, um diesen Brief abzuholen, meinte er, er hätte keine Informationen über deine Unterbringung oder – wichtiger noch – über deinen gesundheitlichen Zustand. Seit du die Skifahrt auf Chandrila erwähnt hast, muss ich immerzu an diese Expedition denken, und daran, dass wir ohne dein Wissen über die Wildnis vermutlich nicht überlebt hätten. Erinnerst du dich auch noch so deutlich an das Innere dieser Höhle wie ich? Die Stalaktiten, das tropfende Wasser, der imposante Ausblick auf den Gletscher? Wir haben wirklich einiges erlebt, nicht wahr? Viele faszinierende Erlebnisse. Oder, wie du sagen würdest: Abenteuer! Wir haben aus jeder noch so brenzligen Situation einen Ausweg gefunden, und wir werden auch diesmal eine Lösung finden. Wir müssen nur ausharren und an unserer Hoffnung festhalten.

Einmal mehr hob sie den Blick von dem Stück Papier, und die Erinnerung zerrte ihre Gedanken aus der Gegenwart. Es sah Galen ähnlich, dass er in ihrer Vergangenheit nach Vergleichswerten suchte, nur verdrehte er dabei absichtlich die Tatsachen. Dass sie überlebt hatten, war ebenso sein Verdienst gewesen wie ihrer. Sicher, sein Knie war verdreht gewesen, aber er hatte trotzdem das Feuer am Brennen gehalten, ihr Essen zubereitet und Schnee zum Kochen und Trinken geschmolzen. Er spielte seine eigene Rolle herunter, seine Fähigkeiten, seine Stärke. Sie musste an den Tag auf Espinar denken, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war. Damals hatte sie gedacht: Hätte dieser Kerl noch mehr Anziehungskraft, würde alles Metall von den Tischen fliegen und an ihm kleben bleiben.

Seufzend widmete sie sich wieder dem Brief.

Ich übernehme die volle Verantwortung für unsere gegenwärtige Lage – anders als auf Chandrila. Das war wirklich nicht meine Schuld (es lag einzig und allein an den billigen Bindungen). Du wolltest erst nicht nach Vallt kommen, und rückblickend hätte ich wohl besser auf dich gehört. Es war nur eine Frage der Zeit, bevor diese Welt sich den Separatisten anschließen würde, und ich hätte es erkennen müssen. Nun, vielleicht habe ich es sogar geahnt und es nur geflissentlich ignoriert, um der Forschung willen. Aber du musst zugeben, wir haben während der vergangenen Monate einige großartige Freundschaften geschlossen. Und was die Kristallforschung selbst angeht, hat das Team etliche wirklich bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Mit unserer jüngsten Generation von Kyber-Synthetikkristallen stehen wir vor einem echten Durchbruch, das kann ich spüren. Niemand vermag zu sagen, wie groß das Potenzial wirklich ist; womöglich können die Kristalle genug angereicherte und erneuerbare Energie für einen ganzen Kontinent liefern. Diese Art Forschung ist so ziemlich das Einzige, worin ich gut bin, das weißt du, und ich bin entschlossen, für dich und unser Kind zu sorgen. So, wie die Dinge momentan stehen, könnte das leider etwas kompliziert werden.

Jetzt aber wirklich genug von mir!

Ich sehne mich danach, dich in meinen Armen zu halten, und ich werde tun, was immer nötig ist, damit ich bei dir sein kann, wenn unser Kind zur Welt kommt. Anführer Gruppe sagt immer wieder, dass ich selbst den Schlüssel zu unserer Freiheit in Händen halte. Ich müsste mich nur bereit erklären, für die Separatisten zu arbeiten anstatt für Zerpen. Dann würde auch diese falsche Anklage wegen Spionage fallengelassen, und wir könnten wieder so leben wie vor ein paar Wochen. Wie gern würde ich dich jetzt fragen: Soll ich es tun? Soll ich ihre Bedingungen akzeptieren? Ich würde es tun. Um deinetwillen, um unserer ungeborenen Tochter willen. Du musst es nur sagen. Ich hoffe, du findest Trost in der Tatsache, dass mein Geist frei bleibt und sich dir aus der Ferne entgegenstreckt. Ich hoffe, wir sind bald wieder vereint.

Ich liebe dich.

Lyra runzelte die Stirn, während sie den Brief neben sich auf das Kissen legte. Er wusste genau, dass sie ihn nie drängen würde, gegen seine Prinzipien zu handeln. Andere hätten diesen letzten Teil für eine Art Trick gehalten – ein Abwälzen der Verantwortung für seine Entscheidung, damit er seine Hände von den Folgen reinwaschen könnte –, aber sie wusste, dass er jedes Wort genau so meinte. Sie nahm das Blatt wieder in die Hand, um den Brief noch einmal durchzulesen, und als sie den letzten Satz erreichte, füllten Tränen ihre Augen. So schmerzhaft es war, diese Zeilen zu lesen, es war der erste Brief, den sie seit Jahren von ihm erhalten hatte, und er bedeutete ihr mehr, als sie mit Worten ausdrücken konnte.

Assis’ Systeme erwachten schlagartig zum Leben.

Seine optischen Sensoren zeigten ihm, dass ein Valltii-Soldat mit langem, schmuckverziertem Schnauzbart den Hemmbolzen entfernt hatte, den ein anderer Soldat an seiner Brust angebracht hatte … vor 27 Tagen, 18 Minuten und 6,23 Sekunden Ortszeit.

Er befand sich noch immer am Eingang der Hangarkuppel, wo Dr. Erso und Lyra gefangen genommen worden waren. Auf dem Raumschiff der Zerpen-Industriewerke hatte sich in der Zwischenzeit eine glänzende Eiskruste gebildet. Mehrere Soldaten gingen gerade um das Schiff herum, und ihr Atem verwandelte sich in der frostigen Luft in kleine Dampfwolken. Der Valltii über Assis musste hören, wie die Systeme des Droiden wieder hochfuhren und eine Selbstdiagnose einleiteten, aber er schien nicht darauf zu achten. Die Kälte hatte die Gliedmaßen des TDK-160 leicht brüchig gemacht, und seine Relais und Konduktoren wärmten sich nur langsam auf.

Dem letzten Befehl von Dr. Erso entsprechend aktivierte Assis seine Sensoren und suchte nach Geräten, mit denen er kommunizieren konnte. Sobald er fündig geworden war, begann er einen fröhlichen Dialog mit dem Hyperkomm-Transmitter des Raumschiffes.

Während die beiden Maschinen sich unterhielten, spielte Assis’ Hauptplatine eine Reihe von Szenarien durch. Er wollte abschätzen, welches Schicksal ihm wohl blühte, sobald die Valltii herausfanden, dass er Dr. Ersos Befehl ausgeführt hatte. Szenario eins: Sie löschten seinen Speicher und spielten eine neue Programmierung auf. Szenario zwei: Sie zerlegten ihn in seine Einzelteile und recycelten ihn. Szenario drei: Er überlebte und wurde von seinen Besitzern für seinen Einsatz gelobt.

Nachdem die Verbindung mit den Hyperraum-Kommunikationssystemen des Schiffes hergestellt war, übertrug Assis die Audio- und Videoaufzeichnungen, die Dr. Ersos Gefangennahme und die Übernahme der Anlage durch die Soldaten von Vallts neuer Regierung belegten. Das Kommsystem wiederum leitete sie umgehend in einer kompakten Übertragung an die entsprechenden Stellen weiter.

Und das alles geschah innerhalb eines einzigen Augenblicks.

3. Kapitel

GEHEIMWAFFEN

Auf einer Welt, die so bevölkerungsreich war wie Coruscant, konnte die Gästeliste einer elitärten Abendveranstaltung in die Zehntausende gehen. Da definierte ein Treffen, zu dem nur 150 Personen zugelassen waren, die Bedeutung des Wortes exklusiv neu. Eine ebensolche Zusammenkunft fand gerade im Amphitheater der Planungszentrale auf der obersten Ebene des republikanischen Zentrums für Militäroperationen statt. Vor nicht mal einem Jahr hätten die Bürger einen Strategischen Beratungsausschuss nur für einen weiteren Winkelzug des Senats gehalten, um sich aus der Schatzkammer der Republik zu bedienen und ihre eigenen Taschen vollzustopfen. Doch dann war der Krieg ausgebrochen, und die Republik hatte wie aus dem Nichts eine Armee von Klontruppen hervorgezaubert, um Count Dooku die Stirn zu bieten. Angesichts der jüngsten Berichte über die Kriegsmaschinerie der Separatisten wurde dieser spezielle Ausschuss nunmehr als essenzielles Organ im Kampf gegen die Konföderation Unabhängiger Systeme betrachtet. Zumindest war das die Meinung, die die anwesenden Experten teilten.

Kapitänleutnant Orson Krennic, der größtenteils für den Um- und Ausbau des Gebäudes verantwortlich war, saß in der Mitte des Raumes, zwischen der runden Bühne des Amphitheaters und den mehrstufigen Balkonen, die für eine Handvoll ausgewählter Senatoren reserviert waren – und für Vertreter der Industrieunternehmen, die weiterhin loyal zur Republik standen: die Corellianische Ingenieursgesellschaft, die Kuat-Triebwerkswerften, die Rendili-Raumschiffswerften und einige weitere. Krennic war gerade erst dreißig geworden, ein Mann von mittlerer Größe, mit hellblauen Augen, schmalen Lippen und welligem hellbraunem Haar. Man hatte ihn vor Kurzem vom Ingenieurskorps zur Spezialwaffenkommission versetzt, und dies war für ihn eine der ersten Gelegenheiten, die weiße Uniformjacke zu tragen, die bei vielen Mitgliedern der Geheim- und Sicherheitsdienste so beliebt war.

Die Sitzordnung in dem Raum folgte weder Rang noch Rasse oder Bedeutung, aber Orson war trotzdem entschlossen, sich näher zum Rand der Bühne vorzuarbeiten, denn dort – vor einer geschwungenen Fensterwand, die den Blick auf den Süden von Coruscants Senatsbezirk freigab – saß die rechte Hand des Obersten Kanzlers Palpatine, Mas Amedda, mit einigen seiner bunt gekleideten Berater. In den Monaten, seitdem die wöchentlichen Sitzungen des Ausschusses begonnen hatten, war er bereits zehn Reihen nach vorne gerückt, und er war zuversichtlich, dass er sein Ziel noch vor dem ersten Jahrestag der Schlacht von Geonosis erreichen würde.

Knapp die Hälfte der Anwesenden trug Uniformen. Zu Krennics Linker saß der Leiter des Flottengeheimdienstes, zu seiner Rechten der Direktor der KOMER – der Kommission zur Erhaltung der Republik. Aber neben den hochrangigen Militärs hatten sich auch Ingenieure, Schiffskonstrukteure und Experten für theoretische sowie experimentelle Physik versammelt. Viele von ihnen waren nichtmenschlich – die meisten Humanoide, aber auch ein paar Wesen, die in Flüssigkeitstanks schwammen oder Atemgeräte tragen mussten, um ihre Lunge mit den atmosphärischen Gasgemischen ihrer Heimatwelten zu füllen. Einige der Wissenschaftler kannte Krennic aus seiner Zeit im Kriegsproduktionsausschuss, andere nur dem Namen nach.

Als allmählich Ruhe einkehrte, beugte er sich leicht zur Seite, um zwischen zwei rötlichen, hörnerbewehrten Schädeln hindurch nach vorne zu blicken. In der ersten Reihe hatte sich ein nichtmenschlicher Forscher mit dürren Gliedern erhoben, um zu den Anwesenden zu sprechen.

»Vizekanzler Amedda, werte Kollegen, mit großer Freude darf ich verkünden, dass Phase Eins des Projekts abgeschlossen ist.«

Dr. Gubacher war ein männlicher Parwan und Spezialist für künstliche Intelligenzen, der bei der Entwicklung seiner Überwachungs- und Spionagedroiden eng mit den Jedi zusammenarbeitete. Ein Gerät lag an dem Kehlkopf unter seinem kuppelförmigen Schädel an, um seine zischenden Laute in flüssiges Basic umzuwandeln.

»Falls Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Holoprojektor richten würden …«

Die meisten Anwesenden kamen der Aufforderung nach; die übrigen aktivierten die kleinen Schirme an ihren Armlehnen, um ein exaktes Abbild der 3D-Daten aufzurufen, welche über dem großen Projektor in der Mitte der Bühne erschienen. Private Kommlinks waren bei den Sitzungen nicht zugelassen, und die Projektoren selbst waren völlig vom HoloNetz isoliert. Das Hologramm zeigte einen glänzenden metallischen Ring, der reglos vor dem Hintergrund eines Sternenfeldes hing.

Gubacher richtete sich auf seinen Tentakelbeinen auf, betrachtete den Ring einen Moment lang und drehte sich dann zu der Kontrollkabine in der obersten Reihe des Amphitheaters um. »Die alternative Ansicht, bitte.« Er wartete, bis der Ring in einer vertikalen Ausrichtung zu sehen war. »Ja, das ist besser. Jetzt vergrößern Sie den Bildausschnitt, damit wir einen besseren Kontext haben.«

Der Ring schrumpfte zusammen, und an den Rändern des Hologramms wurden Kriegs- und Konstruktionsschiffe und die sternenerhellte Wölbung eines trostlos wirkenden Planeten sichtbar.

Gubacher deutete auf den Ring. »Einhundertzwanzig Kilometer von Pol zu Pol, was an und für sich schon eine unglaubliche Leistung ist.«

Applaus erfüllte das Amphitheater, und selbst Mas Amedda gab ein zufriedenes Lächeln zum Besten. Krennic hatte einige Zeit am Konstruktionsort über dem Planeten Geonosis verbracht, und in seinen Augen wurde das Hologramm der Realität in keiner Weise gerecht. Da aber nur den wenigsten Anwesenden ein Besuch am Schauplatz des Projekts vergönnt war, würde es wohl reichen müssen. Die keilförmigen Sternzerstörer der Venator-Klasse auf dem Bildausschnitt waren nur ein kleiner Teil der Flotte, die das gesamte Geonosis-System abriegelten und allen Unbefugten den Zutritt verwehrten.

»Was Sie hier sehen, ist das Ergebnis unzähliger Stunden maschineller Konstruktionsarbeit«, fuhr Gubacher fort. »Ein Großteil dieser Maschinen wurde eigens für dieses Projekt entworfen. Kontrolliert werden sie von unseren Administratoren in den orbitalen Kommandohabitaten, die Sie hier, hier und hier sehen können.« Er deutete auf drei helle Flecken im Holofeld, anschließend sah er wieder zur Kontrollkabine hinüber. »Jetzt bitte Ansicht zwei.«

Leises Raunen in Basic und einer Vielzahl anderer Sprachen wurde unter den Anwesenden laut, als das Hologramm wechselte und das Sternenfeld durch den Asteroidengürtel eines roten Planeten abgelöst wurde. Das Panorama war übersät von Konstruktionsschiffen aller Art – Abbauschiffe, Transporter, Schlepper und so weiter –, die an einen Schwarm Wespiden beim Bau eines neuen Nests erinnerten.

»Unsere Ressourcenquelle, falls Sie so wollen«, erklärte der Parwan. »Von dort beziehen wir Metall, organische Materialen, sogar Wasser. Ähnliche Asteroiden wurden mit Traktorstrahlen aus anderen Teilen des Feldes herangezogen, in einigen Fällen sogar aus anderen Feldern rings um die Gasriesen des Systems.«

Erneut wechselte der Blickwinkel des Holovids, und nun konnte man gewaltige Orbitalplattformen erkennen, auf denen ein stetes Kommen und Gehen von Schiffen herrschte.

»Nachdem die Erze abgebaut sind«, fuhr Gubacher fort, »werden sie zu Schmelzanlagen in einem synchronen Orbit transportiert und zu Durastahl und anderen Metallen für das Projekt verarbeitet. Die Baktoid-Rüstungswerke unterhielten einige Kampfdroiden-Fabriken auf der Oberfläche des Planeten, und indem wir sie ausschlachteten, ließ sich die Konstruktion der Schmelzanlagen deutlich beschleunigen. So konnten wir sie schon kurz nach Beginn der Abbauarbeiten in Betrieb nehmen.« Einmal mehr nickte er in Richtung der Kontrollkabine. »Jetzt das ursprüngliche Schaubild, bitte.«

Über dem Holoprojektor erschien eine Kugel mit einer großen Einbuchtung auf der nördlichen Hemisphäre.

»Unser Ziel«, sagte Gubacher. »Die mobile Kampfstation.«

Der Oberste Kanzler Palpatine hatte dieses Schaubild bei der zweiten Sitzung des Strategischen Beratungsausschusses vorgestellt. Tatsächlich war die Kampfstation aber nicht das Resultat republikanischer Forschung und Entwicklung; nein, ursprünglich stammten die Pläne von den Separatisten. Einer der geonosianischen Rädelsführer, Poggle der Geringere, hatte nach seiner Gefangennahme angegeben, dass die Geonosianer die Pläne von Count Dooku erhalten hätten und dass sein Stock die Entwürfe lediglich verfeinern sollte. Soweit Poggle wusste, arbeiteten die Separatisten nicht aktiv an dem Projekt, aber die meisten Mitglieder des Ausschusses weigerten sich, seinem Wort zu vertrauen. Die Geheimdienste waren überzeugt davon, dass Dooku und die Industriekonglomerate, die sich auf seine Seite geschlagen hatten, irgendwo in der Galaxis eine Kampfstation bauten, und eine großangelegte Suche war im Gange, um diese Waffe aufzuspüren und zu zerstören. Krennic fand die Beweise bestenfalls fadenscheinig, aber wäre die Bedrohung nicht so hochgespielt worden, hätte die Republik sich vermutlich geweigert, eine eigene Kampfstation zu finanzieren, und Palpatine allein hätte das Projekt nicht durchsetzen können – nicht einmal mit seinen zusätzlichen Befugnissen durch die Notstandsgesetze. Falls die Kampfstation wirklich so mächtig war, wie die Wissenschaftler behaupteten, dann war es überlebenswichtig, dass die Republik ihre zuerst fertigstellte.

Natürlich gab es einige bleibende Fragen, zum Beispiel, wie die ursprünglichen Pläne der Republik in die Hände gefallen waren. Die meisten akzeptierten jedoch, dass man sie während oder kurz nach der zweiten Schlacht von Geonosis sichergestellt hatte – und die Einzigen, die das in Frage stellen könnten, die Jedi, hatten keine Vertreter im Ausschuss. Mehr noch, sie waren nicht einmal über das Projekt informiert worden. Sogar Gubacher, der so eng mit dem Orden zusammenarbeitete, hatte sich dafür ausgesprochen, sie nicht einzuweihen und eine entsprechende Geheimverordnung zu verabschieden.

»Jetzt, wo der primäre Längenkreis fertiggestellt ist«, erklärte der nichtmenschliche Wissenschaftler gerade, »können wir uns dem Bau eines temporären Äquators und weiterer Längenkreise widmen, um die Kugelform zu definieren. Sobald diese Längenkreise von Pol bis Äquator angeordnet sind, beginnt die Konstruktion der Außenhülle, und wir können den Innenraum in individuelle Sektionen unterteilen. Besagte Sektionen werden anschließend ausgekleidet, versiegelt und unter Druck gesetzt, sodass zusätzlich zu den Droiden auch lebendige Arbeiter eingesetzt werden können.«

»Und woher nehmen wir diese Arbeiter?«, fragte jemand in einer der vorderen Reihen.

Gubacher drehte sich in Richtung der Stimme herum. »Wir überprüfen gerade mehrere Optionen.«

»Ich habe die Schätzungen gesehen«, sagte dieselbe Person. »Dort ist von Millionen Arbeitern die Rede.«

Ehe Gubacher etwas erwidern konnte, ergriff ein Nichtmensch in der Reihe von Krennic das Wort. »Mein Unterausschuss schlägt vor, dass wir unsere Arbeiter von den Kaminoanern züchten lassen – Klone, nach unseren Plänen eigens für die Arbeit im Vakuum erschaffen.«