Sternenfunken - Nora Roberts - E-Book
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Sternenfunken E-Book

Nora Roberts

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Beschreibung

Wenn das Funkeln der Sterne die Nacht erhellt, wird sich das Schicksal erfüllen ...

Die schöne Annika hat eine ganz besondere Verbindung zum Meer, von dort stammt sie, und dorthin muss sie wieder zurückkehren. Doch vorher hat sie noch einen Auftrag: Zusammen mit fünf anderen Auserwählten muss sie auf die Insel Capri reisen, um ein wichtiges Kleinod vor einem gefährlichen Gegenspieler zu retten. Die abenteuerliche Suche und eine Gefangenschaft bringen Annika dem attraktiven aber geheimnisvollen Sawyer näher. Ihre Zuneigung lässt sich nicht lange verleugnen, doch ihrer Liebe stehen Zweifel und Tabus im Wege. Werden die beiden der Gefahr trotzen und ihre Beziehung retten können?

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Buch

Die schöne Annika hat eine ganz besondere Verbindung zum Meer, von dort stammt sie, und dorthin muss sie wieder zurückkehren. Doch vorher hat sie noch einen Auftrag: Zusammen mit fünf anderen Auserwählten muss sie auf die Insel Capri reisen, um ein wichtiges Kleinod vor einem gefährlichen Gegenspieler zu retten. Die abenteuerliche Suche und eine Gefangenschaft bringen Annika dem attraktiven, aber geheimnisvollen Sawyer näher. Ihre Zuneigung lässt sich nicht lange verleugnen, doch ihrer Liebe stehen Zweifel und Tabus im Wege. Werden die beiden der Gefahr trotzen und ihre Beziehung retten können?

Autorin

Durch einen Blizzard entdeckte Nora Roberts ihre Leidenschaft fürs Schreiben: Tagelang fesselte sie 1979 ein eisiger Schneesturm in ihrer Heimat Maryland ans Haus. Um sich zu beschäftigen, schrieb sie ihren ersten Roman. Zum Glück – denn inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J.D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

Von Nora Roberts bei Blanvalet bereits erschienen:

Mitten in der Nacht ∙ Das Leuchten des Himmels ∙ Ein Haus zum Träumen ∙ Im Sturm der Erinnerung ∙ Im Schatten der Wälder ∙ Die letzte Zeugin ∙ Ein dunkles Geschenk (geb. Ausgabe)

Die Irland-Trilogie: Töchter des Feuers ∙ Töchter des Windes ∙ Töchter der See

Die Templeton-Trilogie: So hoch wie der Himmel ∙ So hell wie der Mond ∙ So fern wie ein Traum

Die Sturm-Trilogie: Insel des Sturms ∙ Nächte des Sturms ∙ Kinder des Sturms

Die Insel-Trilogie: Im Licht der Sterne ∙ Im Licht der Sonne ∙ Im Licht des Mondes

Die Zeit-Trilogie: Zeit der Träume ∙ Zeit der Hoffnung ∙ Zeit des Glücks

Die Ring-Trilogie: Grün wie die Hoffnung ∙ Blau wie das Glück ∙ Rot wie die Liebe

Die Nacht-Trilogie: Abendstern ∙ Nachtflamme ∙ Morgenlied

Die Blüten-Trilogie: Rosenzauber ∙ Lilienträume ∙ Fliedernächte

Die Sternen-Trilogie: Sternenregen ∙ Sternenfunken ∙ Sternenstaub (erscheint im Juli 2017)

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Nora Roberts

Sternenfunken

Roman

Deutsch von Uta Hege

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Die Originalausgabe erschien 2016unter dem Titel »Bay of Sighs« bei Berkley, an imprint of Penguin Random House LLC, New York.

Copyright © der Originalausgabe 2016 by Nora Roberts

Published by arrangement with Eleanor Wilder

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, Hannover

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2017 by Blanvalet Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Angela Kuepper

Umschlaggestaltung und -motiv: © Johannes Wiebel | punchdesign, unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

LH ∙ Herstellung: sam

ISBN 978-3-641-18957-0V004www.blanvalet.de

Für meine Enkelkinder,die für mich der größte Zauber und die größten Wunder sind

Mein Herz ist wie ein singender Vogel,dessen Nest gebaut an rauschendes Wehr.Mein Herz ist wie ein Apfelbaum,mit Ästen hangend von Früchten schwer …

Christina Rossetti

Den Mutigen hilft das Glück.

Terenz

Prolog

Die Geschichte war uralt. Sie war über die Jahrtausende hinweg so oft erzählt und vorgesungen worden, bis sie von der Zeit in den Schleier der Legende eingehüllt gewesen war. Aber manche glaubten noch immer daran, weil Legenden tröstlich waren.

Und ein paar Auserwählte wussten, dass diese den Tatsachen entsprach.

Dass in einer anderen Zeit, in einem Reich, das so alt war wie das Meer, drei Göttinnen beschlossen hatten, einer neuen Königin zu Ehren drei Sterne zu erschaffen. Einen Stern aus Feuer, einen Stern aus Wasser sowie einen Stern aus Eis, die über alle Welten hatten scheinen und die Herzen, Geister, Seelen aller hatten stärken sollen.

Als Wächterinnen aller Welten, Hüterinnen aller Gott- und Halbgottheiten, sterblichen und unsterblichen Wesen waren die drei Göttinnen des Mondes selbst Lichtgestalten, aber trotzdem kannten sie sich auch mit Krieg und Tod, mit Schlachten und Blutvergießen aus.

Und neben diesen dreien gab es eine vierte Göttin, die der Dunkelheit entsprang und deren Herz infolge ihrer unstillbaren Gier verdüstert war. Nerezza, die Mutter der Lügen, hasste diese Sterne, während sie sie gleichzeitig begehrte, und schon in der Nacht ihrer Erschaffung, während sie zum Himmel aufgestiegen waren, hatte sie den Sternen ihre eigenen, dunklen Kräfte hinterhergeschickt und sie mit einem Fluch belegt. Eines Tages würden sie aus ihrer Laufbahn um den Mond in die Tiefe stürzen, und wenn sie sie fände, um sich ihre Kräfte anzueignen, würde das der Tod des Mondes sein. Dann würde alles Licht erlöschen, und sie selbst würde mit harter Hand über die Dunkelheit regieren.

Um die Welten vor dem grauenhaften Schicksal zu bewahren, hatten die drei Göttinnen des Monds – Celene, die Seherin, Luna, die Gütige, und Arianrhod, die Kriegerin – ihre eigene Zauberkraft zum Schutz der Sterne angewandt.

Der ohne Opfer, Mut und grenzenlose Hoffnung nicht zu leisten war.

Die Sterne waren gestürzt, das hatten sie nicht verhindern können, doch sie waren dort gelandet, wo sie niemand finden würde, bis zu einer anderen Zeit in einem anderen Reich sechs Wesen, die von ihnen abstammten, zusammenkämen, um die Suche anzugehen.

Sechs Wächter, die gemeinsam alles wagen würden, damit keiner der drei Sterne in Nerezzas böse Hände fiele.

Zur Rettung des Lichts und aller Welten würden sich die sechs vereinen, um mit allem, was sie auszeichnete, gemeinsam in die Schlacht zu ziehen.

Nachdem sich die sechs gefunden, verbündet und in einer Reihe wilder Kämpfe fremdes sowie eigenes Blut vergossen hatten, bis sie auf den ersten Stern gestoßen waren, begegneten sich die Göttinnen erneut.

Sie trafen sich im fahlen Licht des Vollmonds an dem weißen Strand, an dem sie zur Geburt der Sterne frohgemut und hoffnungsfroh vereint gewesen waren.

»Sie haben Nerezza geschlagen.« Luna nahm die Schwestern bei den Händen. »Sie haben den Feuerstern gefunden und an einen Ort gebracht, an dem er unerreichbar für sie ist.«

»Sie haben ihn versteckt«, schränkte Arianrhod ein. »Und zwar sehr gut, doch unerreichbar wird er erst nach seiner endgültigen Heimkehr sein.«

»Sie haben sie besiegt«, beharrte Luna starrsinnig auf ihrer Position.

»Ja, fürs Erste haben sie sie besiegt. Sie haben tapfer gegen sie gekämpft und bei der Suche und auch in der Schlacht kein Risiko gescheut. Aber trotzdem …« Fragend wandte sie sich an Celene, die langsam mit dem Kopf nickte.

»Ich sehe noch mehr Blut, noch mehr Kämpfe, noch mehr Angst. Sie müssen sich auch weiter Dunkelheit und Zwietracht stellen, wo sie im Handumdrehen grauenhafter, immerwährender Schmerz oder ein schlimmer Tod ereilen kann.«

»Trotzdem werden sie nicht aufgeben«, erklärte Luna nachdrücklich. »Das werden sie niemals.«

»Sie haben ihren Mut bereits unter Beweis gestellt. Und Mut ist ehrlicher, wenn er mit Furcht verbunden ist. Ich zweifle nicht an ihnen, Schwester.« Arianrhod blickte auf den Mond, der über lange, lange Zeit von drei hell glitzernden Sternen angeleuchtet worden war.

»Doch genauso wenig zweifle ich Nerezzas Zorn und fortgesetzten Hunger an. Sie wird sie jagen und immer wieder zuschlagen, solange sie die Kraft dazu hat.«

»Außerdem wird sie sich noch die Unterstützung eines anderen Wesens sichern, eines Sterblichen.« Auf der glatten schwarzen Meeresoberfläche sah Celene die Schatten dessen, was vielleicht einmal die Zukunft war. »Dessen Gier zu ihrem Hunger passt. Er hat und wird auch weiterhin für Beute töten, die bei Weitem nicht so wertvoll wie die Sterne ist. Er ist wie Gift im Wein, wie ein Messer in der ausgestreckten Hand, wie ein hinter einem Lächeln sorgfältig verborgenes tödliches Gebiss. Und in Nerezzas Händen wird er eine scharfe, schnell geschwungene Waffe sein.«

»Wir müssen ihnen helfen. Wir sind uns darin einig, dass sie sich bewährt haben«, fiel Luna ihr ins Wort. »Da muss es doch wohl möglich sein, ihnen auf irgendeine Weise beizustehen.«

»Du weißt, dass das nicht geht«, rief Celene ihr in Erinnerung. »Sie müssen sämtliche Entscheidungen alleine fällen. Wir haben getan, was möglich war, doch jetzt sind sie auf sich allein gestellt.«

»Aegle ist nicht ihre Königin.«

»Ohne Aegle, ohne diesen Ort, ohne den Mond und ohne uns, die wir ihn ehren, haben sie keine Welt. Weshalb ihr eigenes, unser und das Schicksal aller jetzt in ihren Händen liegt.«

»Sie stammen von uns ab.« Arianrhod drückte tröstend Lunas Hand. »Zwar sind sie keine Gottheiten, doch sie sind mehr als Sterbliche. Jeder von ihnen hat eine ganz besondere Gabe. Und ihren Kampfesmut haben sie längst unter Beweis gestellt.«

»Und auch dass sie in der Lage sind, zu denken, zu fühlen und zu lieben.« Seufzend sah Celene die Schwestern an. »Sie haben Herz, Verstand und Mut und verfügen über Schwerter, Reißzähne und Zauberkraft. Das bedeutet, dass sie gut bewaffnet sind.«

»Also werden wir auf ihren Sieg vertrauen.« Flankiert von ihren Schwestern, richtete Luna den Blick zum Mond. »Lasst uns darauf vertrauen, dass sie unser Schutzschild sind. So wie wir die Hüterinnen aller Welten sind, sollen sie die Hüter der drei Sterne sein. Sie verkörpern Hoffnung.«

»Mut«, erklärte Arianrhod.

»Und Klugheit«, schloss Celene und zeigte lächelnd auf den bunten Strudel, der in diesem Augenblick über den Himmel zog. »Da fliegen sie an uns vorbei, durch unsere Welt bis in ein anderes Land, in dem der zweite Stern verborgen ist.«

»Und alle Gottheiten des Lichts begleiten sie auf diesem Weg«, murmelte Luna und sandte den Kämpfern ihre eigenen guten Wünsche hinterher.

1

Während eines kurzen Augenblicks, für die Dauer eines Flügelschlags, roch Annika das Meer und hörte den Gesang. Obwohl der salzige Geruch und auch die Stimmen innerhalb des Strudels aus Geschwindigkeit und Farbe fast nicht wahrzunehmen waren, schwoll ihr Herz vor lauter Liebe an.

Dann vernahm sie einen bittersüßen Seufzer und sein Echo, und in ihren Augen stiegen Tränen auf.

In ihrem Herzen paarten sich Glück und Trauer, als sie fiel. Taumelnd drehte sie sich in einer so atemlosen Geschwindigkeit um die eigene Achse, dass sie neben ihrem Glück und ihrer Trauer wilde Aufregung und einen Hauch von Angst empfand.

Das Flattern von Tausenden von Flügeln und der Wind, der ihr entgegenpeitschte, übertönten alle anderen Geräusche, und die hellen Farben, die sie eben noch umgeben hatten, wichen vollkommener Dunkelheit, als sie so plötzlich landete, dass sie vor Schreck die Luft anhielt.

Sie fürchtete, dass sie in einer tiefen, dunklen Höhle voller Spinnen und anderem ekligen Getier gelandet waren, in der etwas noch viel, viel Schlimmeres als Ungeziefer auf der Lauer lag – die schreckliche Nerezza, der sie gerade erst entkommen waren.

Doch dann bemerkte sie die Schatten, die im Licht des Mondes lagen, spürte einen harten Körper unter sich und ein Paar Arme, das sie fest umschlungen hielt, und hätte sich, auch wenn Nerezza sich vielleicht gleich auf sie stürzen würde, liebend gern an das Wesen geschmiegt, dessen Duft sie tief in ihre Lunge einsog.

Sie empfand es als ein Wunder, als ein von den Gottheiten bewirktes Wunder, dass sein Herz so schnell und stark an ihrem Herzen schlug.

Dann bewegte er sich leicht, und eine seiner Hände glitt an ihr hinauf zu ihrem Haar und dann wieder hinab, während die andere warm auf ihrer Hüfte lag.

Jetzt schmiegte sie sich an ihn an.

»Hm.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern, aber seine Stimme erklang so dicht an ihrem Herzen, dass sein Atem eine ihrer Brüste kitzelte. »Bist du in Ordnung? Bist du verletzt? Geht es euch allen gut?«

Sie erinnerte sich an die Freundinnen und Freunde – nicht dass sie sie je vergessen hätte, aber nie zuvor in ihrem Leben hatte sie derart intim auf einem Mann gelegen –, doch auf diesem Mann, auf Sawyer, lag sie ausgesprochen gern.

Sie hörte Knurren, Stöhnen, ein paar Flüche, bevor Doyle verärgert »Leck mich« raunzte, was, wie sie inzwischen wusste, keine Einladung zur Paarung, sondern ein beliebter Fluch unter den Menschen war.

Trotzdem war sie nicht besorgt um Doyle, weil er schließlich unsterblich war.

»Ach, halt die Klappe«, meinte Bran, der ein paar Meter weiter lag. »Sind alle da? Ich habe Sasha hier bei mir. Riley?«

»Wahnsinn!«, stieß die junge Frau begeistert aus. »Was für ein Flug!«

»Den du mit deinem Knie in meinen Kronjuwelen beendet hast«, monierte Doyle.

Kronjuwelen, hatte Annika gelernt, waren kein Geschmeide, sondern die empfindlichen Bestandteile des maskulinen Unterleibs. Weshalb er Riley mitsamt ihrem Knie von sich herunterschob.

»Ich bin hier«, rief sie und rutschte vorsichtig auf Sawyers Unterleib herum. »Sind wir vom Himmel geplumpst?«

»Beinah.« Zu Annikas Enttäuschung setzte Sawyer sich entschlossen auf. »Ich konnte die Landung nicht verlangsamen. Es war das erste Mal, dass ich so viele Leute über eine derart weite Strecke transportiert habe. Ich nehme an, ich habe mich bei der Geschwindigkeit etwas verkalkuliert.«

»Wir sind alle unverletzt, das ist erst mal das Wichtigste«, erklärte Bran. »Wie sieht’s aus, haben wir unser Ziel erreicht?«

»Wir sind offenbar in irgendeinem Haus«, bemerkte Sasha. »Ich kann Fenster und dahinter Mondschein sehen. Wo auch immer wir sind, hier ist auf jeden Fall noch Nacht.«

»Hoffentlich haben Sawyer und sein Kompass uns zum rechten Zeitpunkt an den rechten Ort gebracht. Also lasst uns gucken, wann wir wo gelandet sind.«

Riley rappelte sich auf. Sie war Wissenschaftlerin – Archäologin, wusste Annika, was es in ihrem Volk, den Wesen aus dem Meer, nicht gab. Auch Wolfsmenschen gab es dort keine, weshalb sich nichts und niemand in der Welt, aus der sie kam, mit Dr. Riley Gwin vergleichen ließ.

Die zähe und kompakte junge Frau mit dem breitkrempigen Hut, der während des rasanten Flugs und sogar bei der wenig sanften Landung in dem fremden Haus auf ihrem Kopf geblieben war, trat an eines der Fenster und blickte vorsichtig hinaus.

»Ich kann Wasser sehen, auch wenn die Aussicht anders als auf Korfu ist. Das Haus liegt deutlich höher als die Villa dort. Außerdem sehe ich eine steile, schmale Straße, zu der man von hier aus über eine Treppe gelangt. Ich bin sicher, dass es Capri und dies hier unsere Bleibe ist. Du hast ins Schwarze getroffen, Sawyer. Respekt für unseren Reisenden und seinen magischen Kompass«, sagte sie und deutete eine Verbeugung an.

»Vielen Dank.« Auch er stand auf, bevor er Annika nach kurzem Zögern auf die Füße half. Obwohl ihre Beine stark und ausnehmend geschmeidig waren, nahm sie seine Hilfe dankbar an.

»Am besten suche ich erst mal die Lichtschalter«, fing Riley an.

»Dabei kann ich dir helfen.«

Auch Bran war zwischenzeitlich aufgestanden, legte einen Arm um Sashas Schultern und hielt plötzlich eine Lichtkugel in seiner ausgestreckten freien Hand.

Beim Anblick ihrer Freunde wurde Annika so warm ums Herz wie zuvor bei dem Gesang. Sasha, die Seherin, mit ihrem sonnenhellen Haar und den himmelblauen Augen, Bran, der attraktive Zauberer, Riley, die die Hand am Griff ihrer Pistole hatte und den Blick aus ihren goldenen Augen durch das Zimmer wandern ließ, während Doyle, ein Krieger durch und durch, mit gezücktem Schwert an ihrer Seite stand.

Und Sawyer, immer wieder Sawyer, der den wundersamen Kompass in den Händen hielt.

Nachdem sie blutig und zerschunden aus der letzten Schlacht hervorgegangen waren, waren sie vorläufig in Sicherheit.

»Ist das hier unser neues Heim?«, erkundigte sie sich. »Es ist sehr hübsch.«

»Wenn uns Sawyer nicht an der falschen Adresse hat fallen lassen, ist das hier unser neues Hauptquartier.« Die Hand auch weiter am Pistolengriff, drehte sich Riley wieder zu den anderen um.

Außer einem langen Bett – nein, Sofa, dachte Annika – mit unzähligen bunten Kissen waren bequeme Sessel und mit hübschen Lampen versehene Tische im Raum verteilt. Der Fußboden war, wie sie alle wussten, hart, obwohl die großen Fliesen aussahen, als wären sie aus Sand.

Riley drückte einen Schalter, und – Magie der Elektrizität – sofort wurde es hell.

»Lasst mich nur kurz gucken, ob wir tatsächlich an unserem Ziel gelandet sind. Schließlich wollen wir nicht, dass uns die Polizei besucht.«

Sie trat durch eine breite Bogentür, machte auch im Nebenzimmer Licht, und Doyle schob seine Waffe wieder in die Scheide und ging ihr entschlossen hinterher.

»Hier sind all unsere Sachen, oder wenigstens sieht es so aus, als ob es alle wären. Und ihre Landung war anscheinend nicht so hart.«

Auch Annika sah durch die Tür des angrenzenden Raums, der offenbar die Eingangshalle war. Durch eine große Glastür blickte man aufs Meer, durch verschiedene Bogentüren kam man in die anderen Zimmer, und auf den Terrakottafliesen waren ihre Taschen aufgetürmt.

Mit einem unterdrückten Fluch richtete Doyle sein umgefallenes Motorrad wieder auf.

»Ich musste das Gepäck ein bisschen früher abwerfen, damit es uns bei unserer eigenen Landung nicht erschlägt«, erklärte Sawyer ihm. »Wie sieht’s aus, Riley? Habe ich jetzt einen Volltreffer gelandet oder nicht?«

»Es passt zu der Beschreibung, die ich habe«, antwortete sie. »Angeblich gibt es hier ein großes Wohnzimmer mit Glastüren, durch die man in den Garten … Na, wer sagt’s denn?«

Abermals machte sie Licht, und man sah einen großen Raum mit zusätzlichen Sofas, Sesseln sowie jeder Menge hübscher Kleinigkeiten, doch das Beste, oh, das Beste war die breite, breite Glasfront, durch die der Himmel und vor allem das Meer zum Greifen nah waren.

Begeistert wollte Annika die Glastür öffnen, aber Riley hielt sie davon ab.

»Nicht. Noch nicht. Die Vermieter haben die Alarmanlage eingeschaltet. Ich habe den Code und muss sie abschalten, bevor du diese oder irgendwelche anderen Türen oder Fenster öffnen kannst.«

»Die Schalttafel ist hier«, erklärte Sawyer und klopfte auf das Brett.

»Moment.« Riley zog ein Blatt Papier aus ihrer Tasche. »Für gewöhnlich merke ich mir solche Sachen, aber für den Fall, dass meine Hirnzellen auf der Reise durchgerüttelt wurden, habe ich sie dieses Mal notiert.«

»Reisen mit dem Kompass haben keinen Einfluss auf das Denkvermögen.« Grinsend klopfte Sawyer mit den Knöcheln gegen Rileys Kopf, als sie den Code eingab.

»Jetzt kannst du die Tür öffnen, Annika.«

Sie riss die Glastür auf und rannte wie ein Wirbelwind auf eine riesige Terrasse, die im Licht des Mondes lag und auf der einem der Duft des Meeres, von Zitronen und den Blumen, die den Garten schmückten, in die Nase stieg.

»Es ist einfach wunderschön. Aus solcher Höhe habe ich die Insel nie zuvor gesehen.«

»Aber gesehen hast du sie schon mal?«, erkundigte sich Sawyer. »Heißt das, dass du schon einmal auf Capri warst?«

»Ich habe die Insel schon mehrmals vom Wasser aus gesehen. Und von unten, wo es blaue Höhlen gibt und wo man auf dem Grund der See die Knochen von verschiedenen Schiffen findet, die vor langer Zeit an diesem Ort vorbeigesegelt sind. Hier sind Blumen!« Sie berührte vorsichtig die Blütenblätter in einem der farbenfrohen Töpfe, die man überall im Garten stehen sah. »Ich kann sie gießen und mich um sie kümmern. Das kann meine Arbeit sein.«

»Abgemacht. Dies ist das Haus.« Riley stemmte die Hände in die Hüften und nickte zufrieden mit dem Kopf. »Nochmals, Sawyer, das hast du echt sauber hingekriegt.«

»Trotzdem sollten wir uns vorsichtshalber erst mal gründlich umsehen.« Bran stand in der Tür, und seine dunklen Augen suchten den nächtlichen Himmel ab.

Denn häufig griff Nerezza sie von oben an.

»Außerdem werde ich die Alarmanlage noch durch zusätzlichen Schutz verstärken«, fuhr er fort. »Wir haben ihr ziemlich wehgetan, deswegen ist es unwahrscheinlich, dass sie schon herausgefunden hat, wohin wir abgehauen sind, und uns in dieser Nacht noch einmal attackiert. Trotzdem werden wir wahrscheinlich alle besser schlafen, wenn ein Hauch Magie über uns liegt.«

»Verteilt euch.« Wieder zückte Doyle sein Schwert, und seine wirren dunklen Strähnen fielen in sein kantiges, durchaus anziehendes Gesicht. »Durchsucht das ganze Haus, und vergewissert euch, dass alle Räume leer und ordentlich gesichert sind.«

»Hier unten müssten zwei Schlafzimmer sein und oben noch mal vier sowie ein weiterer Gemeinschaftsraum. Es ist nicht so groß und komfortabel wie die Villa, und vor allem haben wir draußen nicht mal annähernd so viel Platz wie dort.«

»Und auch keinen Apollo«, fügte Annika hinzu.

»Nein«, stimmte ihr Riley lächelnd zu. »Er wird mir sicher ziemlich fehlen. Doch zumindest haben wir hier genügend Platz, und vor allem ist die Lage wirklich ausgezeichnet. Ich sehe mich erst einmal oben um.«

»Weil du dir wieder mal das beste Zimmer sichern willst.«

Riley grinste Sasha an, runzelte dann aber die Stirn. »Alles klar, Sash? Du bist furchtbar blass.«

»Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen. Normale Kopfschmerzen«, erklärte sie, denn plötzlich sahen sie alle an. »Ich versuche nicht mehr, gegen die Visionen anzukämpfen. Es war einfach ein echt langer Tag.«

»Das stimmt.« Abermals schlang Bran den Arm um ihre Schultern, flüsterte ihr etwas zu, worauf sie lächelnd nickte, und mit einem kurzen »Wir gehen ebenfalls nach oben« wurden er und Sasha plötzlich unsichtbar und tauchten kurz darauf am Kopf der Treppe wieder auf.

»Foul!«, rief Riley ihnen nach und rannte ebenfalls so schnell wie möglich in den ersten Stock. »Es ist unfair, wenn ihr euch mit Brans Magie irgendwelche Vorteile verschafft!«

»Drei sind oben, also bleiben drei fürs Erdgeschoss. Ich kampiere sowieso lieber hier unten«, meinte Doyle und sah sich um. »Weil ich von hier aus schneller draußen bin.«

»Dann bleiben du und ich im Erdgeschoss«, legte Sawyer zu Annikas Enttäuschung fest. »Weil wir hier näher an der Küche und am Essen sind. Lass uns gucken, was es sonst noch alles in dieser Etage gibt.«

Die beiden Schlafzimmer waren zwar nicht so groß wie die auf Korfu, doch die Betten waren bequem, und durch die Fenster bot sich eine hübsche Aussicht auf das Meer.

»Das ist für mich okay«, erklärte Doyle.

»Für mich auch«, stimmte ihm Sawyer zu, nachdem er eine Tür geöffnet hatte, hinter der ein Bad mit einer Dusche lag.

Die Schiebetür verschwand geräuschlos in der Wand, und Annika schob sie begeistert mehrmals auf und zu, bis Sawyer ihre Hand ergriff und sie mit sich zog.

Im nächsten Raum hing neben einem Schrank voller Flaschen ein riesiger Fernseher (für Annika, die Fernsehen liebte, das mit Abstand beste Möbelstück im ganzen Raum), und in der Mitte stand ein großer Tisch mit grüner Oberfläche, auf dem aus bunten Kugeln eine Pyramide angeordnet war.

Annika strich mit der Hand über den grünen Stoff. »Das ist kein Gras.«

»Nein, das ist Filz«, erklärte Sawyer ihr. »Das ist ein Billardtisch.« Er wandte sich an Doyle. »Spielst du Billard?«

»Bereits seit Hunderten von Jahren.«

»Ich bin zwar noch nicht so alt, habe es aber trotzdem schon des Öfteren probiert. Lass uns bald mal eine Runde spielen, ja?«

Außer diesen Räumen gab es noch ein zweites, kleineres Bad, die Küche und den Essbereich. Annika sah Sawyer an, wie angetan er von der Küche war. Er schlenderte gemächlich durch den Raum, eine hochgewachsene, geschmeidige Gestalt, die offenkundig nie in Eile war. Es juckte ihr in den Fingern, seine nach der Reise wild zerzausten goldenen Haare mit den sonnenhellen Strähnen glatt zu streichen, und beim Anblick seiner Augen, die so grau waren wie das Meer im ersten Licht des Tages, hätte sie am liebsten laut geseufzt.

»Es ist nicht zu übersehen, dass ein Italiener diese Küche eingerichtet hat. Sie verstehen sich aufs Kochen – und aufs Essen«, stellte er begeistert fest.

Auch Annika konnte inzwischen mehrere Gerichte zubereiten und wusste, dass der große Gasherd und der Ofen wichtig waren. Am liebsten aber spülte sie Geschirr und freute sich besonders, dass es außer einer Spüle in der Kochinsel mitten im Raum noch eine zweite, breitere unter dem Fenster gab.

Sawyer öffnete den Schrank, in dem sie ihre Lebensmittel kühlten, weshalb er, wie sie inzwischen wusste, Kühlschrank hieß. »Der ist bereits gefüllt. Riley hat es wirklich drauf. Bier?«

»Auf jeden Fall«, erklärte Doyle.

»Anni?«

»Ich trinke nicht so gerne Bier. Gibt es auch was anderes?«

»Verschiedene Softdrinks, Säfte und …«, er wies auf ein Regal voller Flaschen, »… Wein.«

»Wein mag ich gern.«

»Okay.« Er wählte eine Flasche aus, reichte Doyle ein Bier, nahm sich selbst eins und trat vor eine Tür. »Auch die Speisekammer ist bis oben hin voll. Verhungern müssen wir also auf keinen Fall.«

Er öffnete verschiedene Schubladen, bis er den Korkenzieher in den Händen hielt. Ein Wort, das Annika sehr lustig fand.

»Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich habe inzwischen einen Bärenhunger. Es kostet jede Menge Energie, wenn man eine so große Gruppe über eine derart weite Strecke transportiert.«

»Ich könnte auch etwas vertragen«, meinte Doyle.

»Dann koche ich uns erst mal was. Riley hatte recht, Sasha war echt blass. Also sollten wir vielleicht erst mal was essen und trinken und dann relaxen.«

»Während du das Essen machst, gehe ich raus und sehe mich auch dort noch ein bisschen um.« Immer noch mit seinem Schwert bewaffnet, stapfte Doyle durch eine zweite breite Glastür aus dem Haus.

»Ich kann dir beim Kochen helfen.«

»Willst du dir nicht erst einmal ein Zimmer aussuchen?«

»Ich helfe lieber dir.« Vor allem wenn sie dabei mit ihm alleine war.

»Okay, am besten machen wir etwas, das schnell geht. Nudeln mit Pesto oder so. Außerdem haben wir … ja, Mozzarella und Tomaten!« Er holte den Käse aus dem Kühlschrank und hielt ihr eine Tomate hin, die er aus der Schale auf der Arbeitsplatte nahm. »Weißt du noch, wie man Gemüse schneidet?«

»Ja.«

»Dann schneide sie in Scheiben und leg sie auf einen Teller.« Als er die Hände spreizte, um die Tellergröße anzuzeigen, dachte Annika daran, wie stark und gleichzeitig auch sanft doch diese Hände waren. Wobei Sanftheit ihrer Meinung nach eine ganz eigene Form der Stärke war.

»Und danach schneidest du den Käse klein, verteilst ihn auf den Tomaten und beträufelst alles mit Olivenöl.« Er zeigte auf den Blechcontainer, der neben der Schale stand.

»Beträufeln ist wie leichter Regen.«

»Ja, genau. Anschließend nimmst du das hier.« Er trat vor das Fensterbrett und zupfte ein paar Blätter von einer der Pflanzen in den bunten Töpfen ab. »Das ist Basilikum.«

»Ich erinnere mich. Das gibt zusätzlichen Geschmack.«

»Ja. Du hackst die Blätter klein, streust sie über die Tomaten und den Käse, gibst ein bisschen Pfeffer aus der Mühle hier dazu, und fertig ist die Laube.«

»Fertig ist die Laube?«

»Dann ist es geschafft.«

»Dann mache ich die Laube für dich fertig.«

Zufrieden flocht sie ihr hüftlanges schwarzes Haar zu einem Zopf, und während Sawyer einen Topf mit Wasser auf den Herd stellte, ihr Wein einschenkte und sein Bier trank, machte sie sich gut gelaunt ans Werk.

Sie hatte gelernt, die ruhigen Augenblicke zu genießen, wenn sie beide allein waren. Ihr war klar, dass sie bald schon wieder kämpfen müssten, und sie würde auch die Schmerzen akzeptieren, die es während dieser Kämpfe zu erleiden galt. Doch sie hatte gleich mehrere Geschenke bekommen. Beine, die es ihr erlaubten, aus dem Meer an Land zu gehen, wenn auch nur für kurze Zeit. Freunde, die ihr mehr wert waren als alles Gold der Welt. Die Aufgabe, die sie erfüllen müssten, weil sie Teil von ihrem Erbe war.

Vor allem aber Sawyer, den sie schon geliebt hatte, bevor er überhaupt gewusst hatte, dass es sie gab.

»Träumst du, Sawyer?«

»Was?« Er blickte geistesabwesend über die Schulter, während er ein Sieb aus einem Schrank neben der Spüle nahm. »Sicher. Klar, das macht doch jeder.«

»Träumst du von der Zeit, wenn wir unsere Pflicht erfüllt haben und die drei Glückssterne gerettet sind? Wenn Nerezza sie nicht mehr erreichen kann und das Kämpfen ein Ende hat?«

»Es fällt mir schwer, so weit vorauszusehen, während wir noch mitten drin sind. Aber ja, manchmal denke ich darüber nach.«

»Und was wünschst du dir am meisten, wenn all das vorüber ist?«

»Keine Ahnung. Die Suche ist schon so lange Teil meines Lebens, dass ich mir die Zeit danach nicht wirklich vorstellen kann.«

Trotzdem hielt er in der Arbeit inne und dachte darüber nach. Sie fand, dass auch die Aufmerksamkeit, die er allen Dingen schenkte, eine Stärke von ihm war.

»Ich nehme an, vielleicht würde es reichen, wenn wir sechs nach allem, was wir zusammen durchgestanden haben, irgendwo an einem warmen Strand säßen, zum Himmel aufblickten und sie dort blitzen sähen. Die drei Sterne dort zu sehen, wo sie hingehören, und zu wissen, wir haben dazu beigetragen, dass sie jetzt wieder an ihren eigentlichen Plätzen sind – das ist ein ziemlich großer Traum.«

»Dann träumst du also nicht von Reichtum oder einem langen Leben?« Sie sah ihn fragend an. »Oder von einer Frau?«

»Wenn das alles erreichbar wäre, müsste ich schon ein Idiot sein, um es nicht zu wollen.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das wirre blonde Haar. »Aber die Freunde, die mit mir gekämpft haben, und dieser warme Strand? Das würde mir schon reichen. Dazu noch ein kaltes Bier, und mein Leben wäre rundum perfekt.«

Sie öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch im selben Augenblick kehrte Doyle von seinem Rundgang um das Haus zurück. Er war ein großer, muskulöser, aber trotzdem überraschend leichtfüßiger Mann.

»Wir haben hier kein Übungsgelände wie in Griechenland, aber es gibt einen Zitronenhain, den wir nutzen könnten, und vor allem ist das Grundstück deutlich schlechter einzusehen, als ich dachte. Wobei Bran den Sicht- und Schallschutz sicher noch verbessern kann. Wir haben einen Garten, auch wenn der erheblich kleiner ist als der Garten bei der Villa. Und auf der Terrasse stehen jede Menge Töpfe mit verschiedenen Kräutern und Tomaten rum. Außerdem gibt es dort einen großen Tisch zum Essen unter einer weinumrankten Pergola. Wobei die vielen Bienen vielleicht ein bisschen problematisch sind. Vor allem aber haben wir einen Pool.«

»Ach ja?«

»Der ebenfalls erheblich kleiner als der Pool auf Korfu ist. Er liegt direkt neben der Terrasse, und wahrscheinlich haben sie zu beiden Seiten des Grundstücks Baumreihen gepflanzt, um ungestört zu sein.« Er blickte Sawyer fragend an: »Weißt du schon, welches Schlafzimmer du willst?«

»Ist mir egal. Such dir eins aus.«

»Das mache ich, weil ich jetzt erst einmal mein Zeug verstauen will.«

Als er den Raum verließ, trat Riley durch die Tür.

»Könnt ihr Gedanken lesen?« Grinsend trat sie neben Annika und schlang einen Arm um ihre schlanke Taille. »Ich bin völlig ausgehungert. Was habt ihr für uns gezaubert?«

»Sawyer kocht gerade Nudeln, und ich habe Tomaten, Käse und Basilikum geschnitten und mit Pfeffer aus der hübschen Holzmühle bestreut. Wir werden essen, trinken und relaxen.«

»Unbedingt.«

Sawyer blickte Riley an. »Der Freund von deinem Freund hat sogar Lebensmittel für uns eingekauft.«

»Wofür wir ihm was schuldig sind. Aber erst mal muss ich überlegen, was ich trinken soll.« Sie nahm einen Schluck aus Sawyers Flasche, einen aus dem Glas der Freundin und wiegte nachdenklich den Kopf. »Schwer zu sagen, aber zu den Nudeln passt wahrscheinlich besser Wein. Bran und Sasha haben mir das größte Zimmer vor der Nase weggeschnappt. Aber da sie sich das Zimmer teilen, ist das sicher nur gerecht.«

»Doyle und ich kampieren hier unten. Gegenüber von unseren Zimmern ist ein Bad mit Dusche. Das reicht völlig aus.«

»Okay. Annika, such du dir ruhig eins der beiden freien Zimmer oben aus. Das, was übrig bleibt, benutzen Bran und Sash als Zauberwerkstatt und als Atelier. Das Haus liegt zu weit oben, um zu Fuß zum Strand zu gehen, aber es gibt eine Standseilbahn.«

»Was ist denn das?«, erkundigte sich Annika.

»So etwas wie ein Zug. Man muss eine Fahrkarte lösen, und dann kann man hinunter in den Ort oder in die Nähe des Strandes fahren.«

»Ich möchte das ausprobieren! Können wir morgen damit fahren?«

»Vielleicht. Bis nach Anacapri und zu den Geschäften dort geht’s kilometerweit bergab und auf dem Rückweg steil bergauf. Und wenn man nach Capri will, muss man den Bus oder ein Taxi nehmen, weil es hier in Anacapri keine Autos gibt, aber die öffentlichen Transportmittel sind nicht schlecht. Vor dem Essen gucke ich noch kurz, ob draußen alles sicher ist.«

»Das hat Doyle bereits getan«, erklärte Sawyer, während er Spagetti in das kochend heiße Wasser gleiten ließ.

Zögernd blickte Riley Richtung Tür, stellte dann aber achselzuckend fest: »Dann ist ja gut.«

»Wir haben einen Pool«, erzählte Annika.

»Ich weiß. Vielleicht probiere ich ihn vor dem Schlafengehen noch aus. Und außer einem Pool gibt’s draußen doch bestimmt auch einen Tisch. Also könnten wir auf der Terrasse essen«, schlug sie vor.

»Unbedingt. Dann bring schon mal die Teller raus.«

Riley nahm sich von dem Wein und prostete Sawyer zu. »Okay.« Als Sasha und Bran von oben kamen, füllte sie ein zweites Glas und hielt es Sasha hin. »Hier, damit du wieder etwas Farbe in die Wangen kriegst.«

»Den Wein kann ich gut brauchen. Und etwas zu essen. Annika und Sawyer, ihr seid echt der Hit.«

»Italienisches Bier? Nicht schlecht.« Bran nahm eine Flasche aus dem Kühlschrank und schaute sich suchend in der Küche um. »Wo steckt denn Doyle?«

»Der Unsterbliche packt erst mal seine Sachen aus.« Sawyer rührte vorsichtig die Nudeln um. »Wir nehmen die beiden Schlafzimmer hier unten.«

»Also, Annika, dann such dir eins der beiden freien Zimmer oben aus.«

»Riley hat gesagt, ihr braucht einen Raum für deine Malerei und Brans Magie. Also sucht euch einen aus. Ich nehme einfach das Zimmer, das übrig bleibt.«

»Wenn’s dir tatsächlich egal ist, nehmen wir den Raum, der unserem Zimmer gegenüberliegt. Er ist kleiner als der andere, aber für unsere Zwecke reicht er völlig aus. Und von deinem Zimmer aus kannst du aufs Meer hinuntersehen, wenn du wach wirst und bevor du einschläfst. Das gefällt dir doch bestimmt.«

Annika fiel Sasha vor lauter Rührung um den Hals. »Danke, das ist wirklich nett.«

»Mein Zimmer geht nach hinten raus«, erklärte Riley. »Zwar muss man keine Nixe sein, um sich zu freuen, wenn man einen Meerblick hat, aber es ist auch nicht schlecht, wenn direkt vorm Fenster Zitrusbäume stehen.«

»Und man obendrein die Bergflanke bewachen kann.«

»Auch das. Wir essen draußen«, sagte sie zu Bran. »Sobald ich weiß, wo die verdammten Teller sind.«

Schließlich fand sie Teller, die so bunt wie die bedruckten Sofakissen waren, und während sie und Sasha das Geschirr nach draußen trugen, streute Annika noch etwas Pfeffer auf ihre Tomaten und sah Sawyer fragend an.

»Ist das richtig so? Habe ich es so gemacht, wie du wolltest?«

Er warf einen Blick auf ihren Teller. »Sieht fantastisch aus. Ich brauche nur noch fünf Minuten, bis der Rest des Essens fertig ist.«

»Aber es fehlen noch die Kerzen! Und die Blumen!« Eilig lief sie los, um dem gedeckten Tisch mit ein paar hübschen Accessoires ein einladendes Aussehen zu verleihen.

Sawyer testete die Nudeln, schaltete den Gasherd aus und wandte sich an Bran. »Ist Sash okay?«

»Anscheinend hat der Flug sie etwas stärker mitgenommen als uns andere. Aber wenn sie erst mal was im Magen hat und sich ein bisschen ausruhen kann, ist sie bestimmt bald wieder auf dem Damm.« Bran drehte den Kopf, als Doyle erschien. »Ich habe einen einfachen Schutzmantel um das Haus gelegt, würde ihn aber gerne noch verstärken, bevor wir nachher schlafen gehen. Früher oder später wird sie uns hier finden, und sicher wird sie dann noch immer ziemlich angefressen sein.«

»Sie wird uns finden«, stimmte Sawyer zu und goss das Nudelwasser ab. »Wobei es jetzt noch schwerer für sie ist, den Feuerstern zu finden, denn du hast ihn wirklich gut versteckt.«

»Deshalb schlägt sie beim nächsten Mal bestimmt noch härter zu.« Doyle trank einen großen Schluck von seinem Bier. »Sie hat uns in der ersten Runde ziemlich unterschätzt. Das hat sie in ihrem Stolz verletzt, und dafür wird sie uns bluten lassen wollen.«

»Wahrscheinlich wird sie auch versuchen, es beim nächsten Mal klüger anzustellen«, fügte Bran hinzu. »Bisher hat sie vor allem wütend und brutal agiert. Was immer uns der Kampf bisher gekostet hat, so hat er sie mehr gekostet, und deshalb wird sie, wenn sie schlau ist, jetzt versuchen, nicht mehr einfach mit Gewalt, sondern strategisch vorzugehen. Dafür sollten wir gewappnet sein.«

»Erst mal sollten wir was essen.« Sawyer rührte die Spagetti mit ein wenig Butter und verschiedenen Kräutern an. »Und dann brauchen wir dringend etwas Schlaf.«

»Das stimmt. Aber vorher sollten wir noch darauf anstoßen, dass wir alle zusammen wohlbehalten hier auf Capri angekommen sind.«

»Und dass unsere Suche nach dem zweiten Stern nicht weniger erfolgreich als die Suche nach dem ersten wird«, fügte Doyle entschlossen hinzu.

Bran nickte zustimmend. »Wobei wir bisher nicht mal wissen, ob der Wasser- oder der Eisstern hier verborgen ist. Aber das Schicksal hat uns hergeführt, wo die unschätzbare Riley abermals ein Dach, Betten und etwas zu essen für uns aufgetrieben hat. Wenn wir morgen unsere Strategie entwickeln, ist das sicher früh genug.«

»Das muss es sein, weil jetzt das Essen fertig ist. Nehmt das Tablett mit, ja? Und den Wein. Und ich selbst könnte noch ein Bier vertragen.«

Die drei Männer traten in die von Zitronenduft erfüllte Dunkelheit hinaus, in der eine schmale Mondsichel ein weiches blaues Licht auf Land und Wasser warf.

Typisch Anni, dachte Sawyer, als er den Serviettenstrauß und eine Unzahl bunter Kerzen auf dem Tisch auf der Terrasse sah.

»Ich konnte die …« Annika tat, als reiße sie ein Streichholz an.

»Streichhölzer«, half Sawyer aus.

»Genau.« Sie nickte mit dem Kopf. »Ich konnte die Streichhölzer nicht finden.«

»Kein Problem.« Bran schnipste mit den Fingern, und die Kerzen und die Teelichter gingen von selbst an.

Annika klatschte begeistert in die Hände und fiel ihm laut lachend um den Hals.

»Ich habe auch Sash und Riley schon umarmt. Weil wir alle zusammen hier auf dieser neuen Insel sind.« Jetzt umarmte sie auch Doyle, und als ein seltenes Lächeln seinen Mund umspielte, stellte sie zufrieden fest: »Wir haben gutes Essen, und wir haben gute Freunde, um es mit ihnen zu teilen.«

Als Letztem schlang sie Sawyer die Arme um den Hals und atmete seinen Geruch so tief wie möglich ein. »Das kann Nerezza niemals haben, weil sie keine Freunde hat.«

»Wobei sie die auch gar nicht haben will.« Sasha geriet kurz ins Schwanken, richtete sich aber sofort wieder kerzengerade auf und sah mit ihren dunklen Augen mehr als das, was alle anderen sahen.

»Sie legt keinen Wert auf Freunde oder Liebe oder Zuneigung. Sie besteht aus Lügen, Ehrgeiz, Gier und Dunkelheit. Sie ist die Verkörperung der Finsternis. Jetzt ist sie außer sich vor Zorn und leidet unter Schmerzen, aber bald wird sie auf Rache sinnen, Ränke schmieden und uns wieder heimsuchen. Sie giert nach Blut, nach unserem Blut, um ihren Durst zu stillen. Und egal, wie dicht der Schleier ist, den wir hier um uns ziehen, die Weltenkugel wird uns finden und ihr zeigen, wo die nächste Schlacht zu schlagen ist. Aber vorher wird sie noch jemanden finden, der mit ihr gemeinsam in die Schlacht ziehen wird. Ein Wesen, das durch seine Gier geblendet und zugleich an sie gebunden wird. In einem Handel, der mit Blut besiegelt wird, nimmt sie den Mann, und er nimmt sie. Hier auf dieser Insel, hier in diesem Meer, in den Liedern und den Seufzern finden neue Schlachten statt. Es wird neues Blutvergießen geben, neuerlichen Schmerz, und der Verrat wird hinter einem Lächeln nicht zu sehen sein.

Hier auf dieser Insel, hier in diesem Meer, in den Liedern und den Seufzern harrt der reine blaue Wasserstern der Unschuldigen und des Kühnen, und es werden viele Tränen fließen, ehe er gefunden wird.«

Wieder fing sie an zu schwanken, wurde kreidebleich. Gerade noch rechtzeitig fing Bran sie auf und zog sie an seine Brust. »Tief durchatmen, fáidh.«

»Ich habe nicht dagegen angekämpft. Ich schwöre dir, ich habe nicht versucht, mich dagegen zu sperren. Ich … Es hat sich einfach etwas seltsam angefühlt.«

»Was sicher an der Reise liegt. Ich bin noch nie mit einer Seherin gereist, deshalb kann ich nicht sagen, was für eine Wirkung eine solche Reise vielleicht auf dich hat«, fügte Sawyer entschuldigend hinzu.

»Meinst du, dass womöglich ihre Hirnzellen durchgerüttelt wurden?«, fragte Riley etwas spitz, und er bedachte sie mit einem bösen Blick.

»Ganz sicher nicht, aber vielleicht musste ja die Vision sie erst mal wieder einholen oder so. Möchtest du ein Wasser? Vielleicht hole ich dir besser erst einmal ein Wasser.«

Sasha schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich bin wieder okay. Es geht mir besser«, sagte sie und holte abermals so tief wie möglich Luft. »Es geht mir wirklich besser. Ich hatte irgendwie mein Gleichgewicht verloren, aber jetzt ist es wieder da. Vielleicht lag es ja wirklich an der Reise. Könnte sein. Und Gott, wir hatten schließlich einen superanstrengenden Tag, nicht wahr? Am besten setze ich mich erst mal hin.«

»Und iss etwas«, empfahl ihr Annika und hielt ihr einen Teller voller Nudeln und Tomaten hin. »Du musst was essen.«

»Und das werde ich. So wie ihr anderen auch. Die Vision kam furchtbar schnell. Es war tatsächlich so, als wäre sie mir hinterhergerannt und wäre dann mit mir zusammengeprallt. Vor allem war sie echt brutal. Allein die Gefühle, die damit verbunden waren. Ihr Zorn und das Gefühl, dass sie uns zerstören muss. Es reicht ihr nicht mehr aus, uns wehzutun oder zu töten. Nein, jetzt muss sie uns zerstören.«

»Du hast gesagt, dass sie jemanden finden würde«, rief ihr Riley in Erinnerung. »Wobei du von einem Mann gesprochen hast.«

»Ja. Sie wird jemanden finden, mit dem sie sich gegen uns verbünden wird.«

»Nach einem Kampf mit einer Göttin mache ich mir keine Sorgen, wenn ich plötzlich gegen einen Sterblichen antreten soll.« Ungerührt häufte sich Doyle den Teller voll.

»Sagt der Mann, der nicht sterben kann«, warf Riley ein. »Aber Menschen können ausnehmend gewieft, verschlagen und gefährlich sein. Und wenn Nerezza sich mit einem Mann verbündet, dann weil er ihr nützlich ist. Unterschätz ihn also lieber nicht.«

Sawyer hielt Annika die Nudelschüssel hin. »Tja, nun wissen wir zumindest, welchen Stern wir hier auf Capri suchen. Wir brauchen also nicht mehr rauszufinden, welcher als nächster auf der Liste steht.«

»Er ist blau und wunderschön. Ätherisch. Ich weiß nicht, ob ich die Farbe malen kann. Der Feuerstern hat lichterloh gebrannt, aber der Wasserstern …« Sasha schloss kurz die Augen. »Er hat geleuchtet und sich irgendwie gekräuselt wie die Oberfläche eines Sees im Wind. Vielleicht weil er aus Wasser ist.«

Sie wickelte Spaghetti mit der Gabel auf, schob sie sich in den Mund und klappte abermals die Augen zu. »Oh, das schmeckt fantastisch, Sawyer. Das schmeckt einfach wunderbar. Dafür übernehme ich den Frühstücksdienst.«

»Oh nein, den übernehme ich. Du hast den Morgen frei.«

»Ich kann dir wieder helfen.«

»Siehst du?« Sawyer wies auf Annika. »Ich habe eine super Küchenhilfe, die sehr talentiert und obendrein auch willig ist.«

»Den hier habe ich gemacht.« Annika probierte vorsichtig von dem Salat. »Und er ist gut.«

»Sogar verdammt gut«, lobte Riley und langte noch einmal zu. »Ich fange morgen früh mit der Recherche an. Vielleicht ist es voreilig zu denken, dass der Wasserstern im Wasser ist, aber der erste Stern war ebenfalls im Wasser oder darunter versteckt. Ich kenne ein paar Höhlen hier, an Land und auch im Wasser, und am besten finde ich heraus, ob es noch andere gibt.«

»Du hast von Land und Meer gesprochen«, wandte Bran sich seiner Freundin zu. »Von Liedern und von Seufzern.«

»Wie als wir geflogen sind«, erklärte Annika.

»Wie bitte?«

»Nicht wirklich geflogen«, sagte sie zu Sawyer. »Aber ich stelle mir vor, dass Fliegen sich so anfühlt wie vorhin, als wir zusammen unterwegs gewesen sind. Ich rede von den Liedern und den Seufzern, die wir kurz gehört haben, bevor wir hier auf Capri angekommen sind.«

»Was für Lieder und Seufzer?«, fragte Bran und sah sie durchdringend aus seinen dunklen Augen an.

»Hast du sie nicht gehört?«

»Nein.« Fragend blickte er die anderen an. »Und ich glaube, dass auch sonst keiner etwas davon mitbekommen hat.«

»Ich habe nur den Sturm gehört.« Obwohl sie Annika nicht aus den Augen ließ, fuhr Riley mit Essen fort. »Ich habe schon ein paar Tornados miterlebt, und genauso hat sich die Reise für mich angehört. Während du von Liedern und von Seufzern sprichst.«

»Ich habe sie nur kurz gehört. Sie waren wunderschön. Es …« Sie presste sich die Hand aufs Herz. »… es hat mein Herz ganz groß gemacht. Da waren der Wind, die Farben und das Licht. Es war sehr aufregend für mich. Und dann waren da die Lieder, auch wenn ich die Worte nicht verstehen konnte, und die Seufzer, die nicht traurig oder nicht nur traurig waren. Ein bisschen melancholisch, aber gleichzeitig auch süß. Wie Leid, das sich mit großer Freude mischt. Sagt man das so?«

»Vielleicht liegt es an deinen Meerjungfrauenohren, dass nur du das hören konntest«, spekulierte Riley. »Schließlich bist du eine Nixe, und wir suchen nach dem Wasserstern. Interessant.« Lächelnd schob sie sich die nächste Gabel voller Nudeln in den Mund. »Anscheinend brauchen wir auch hier ein Boot. Gut, dass ich jemanden kenne, der eins hat.«

Später, als es still im Haus geworden war, weil all ihre Freunde schliefen, blickte Annika von der Terrasse ihres neuen Zimmers auf das Meer hinaus. Es zog sie magisch an, denn schließlich stammte sie von dort. Sie wünschte sich, sie könnte kurz hinunterfliegen, um ein wenig zu schwimmen, wo sie heimisch war.

Aber dafür wäre später noch Zeit.

Sie war dankbar für die Beine, die sie hatte, doch nachdem sie ihren Freunden hatte sagen müssen, dass sie eigentlich kein Land-, sondern ein Wasserwesen war, waren sie ihr nur noch für kurze Zeit vergönnt.

Und diese kurze Zeit hätte sie gern genutzt, um sich einen Weg in Sawyers Herz zu singen und zu seufzen, damit er, wenn auch vielleicht nur einen Tag lang, das für sie empfände, was sie selbst für ihn bereits seit einer Ewigkeit empfand.

Natürlich würde sie auch weiter ihre Pflicht erfüllen, aber in der Tiefe ihres Herzens durfte sie vielleicht zumindest hoffen, dass sie auch die Liebe kennenlernen würde, ehe sie für alle Zeit zurückkehren müsste in das Element, dem sie wenige Wochen zuvor entstiegen war.

2

Am nächsten Morgen wurde sie früh wach, zog eins der hübschen Kleider an, die weich um ihre Beine schwangen, und lief gut gelaunt ins Erdgeschoss.

Sie wollte heute früh den Kaffee kochen. Sie tat gern, was ganz normale Menschen taten, und das Kaffeekochen hatten ihr die anderen auf Korfu beigebracht. Allerdings stand hier in diesem Haus auf Capri eine andere Maschine, und sie brauchte etwas Zeit, um herauszufinden, wie sie zu bedienen war.

Aber schließlich fand sie gern neue Dinge heraus.

Außerdem wollte sie echte Blumen für den Tisch pflücken. Sie ging in den Garten … und entdeckte dort den Pool.

Das blaue Wasser schimmerte verführerisch im weichen Sonnenlicht des frühen Morgens.

Das Meer wäre zu weit für ein morgendliches Bad, aber das Wasser in dem Becken war zum Greifen nah. Die Bäume, die den Pool flankierten, kamen ihr wie eine dichte grüne Mauer vor. Wahrscheinlich hatten die Menschen das absichtlich gemacht. Das Aufheben, das sie um nackte Körper machten, konnte sie beim besten Willen nicht verstehen. Sie waren so natürlich wie das Haar, die Augen, wie die Finger und die Zehen, und diese Körperteile stellten auch die Menschen ohne Scheu zur Schau.

Sie sehnte sich derart nach dem Wasser, dass sie keine Zeit dadurch verlieren wollte, dass sie noch einmal in ihr Zimmer ging, um sich einen Bikini anzuziehen. Kurzerhand zog sie ihr Kleid über den Kopf, warf es auf einen Stuhl und sprang kopfüber in das kühle Nass.

Sanft wie eine Mutter, zärtlich wie ein Liebhaber umarmte sie das Element. Sie schloss die glänzenden meergrünen Augen und glitt schwerelos über den Boden bis zum Beckenende und zurück, machte einen Handstand und reckte die schlanken Beine in die Luft, bevor sie statt der Beine ihren Schwanz wieder ins Wasser tauchen ließ.

Sawyer, der mit einer Tasse Kaffee aus dem Haus gekommen war, blieb abrupt am Rand des Beckens stehen.

Er hatte sehen wollen, wer außer ihm schon aufgestanden war, um Kaffee für sie alle aufzusetzen, und als er die langen, goldenen, perfekt geformten Beine aus dem Wasser hatte ragen sehen, hatte er sofort gewusst, dass sie es war.

Aber plötzlich hatte sich ein Strudel aus schimmernden Farben um ihre Beine gelegt, aus dem der regenbogenbunt schillernde Schwanz der Meerjungfrau hervorgegangen war.

Ihm stockte der Atem. Obwohl er wusste, dass sie eine Nixe war, hatte er ihre Verwandlung bisher niemals miterlebt. Noch bevor er wieder Luft holen konnte, flog sie mit nassem, langem schwarzem Haar, ausgestreckten Armen, bunt glitzerndem Schwanz und ihrem wunderschönen Gesicht glücklich an ihm vorbei. Schlug einen Salto in der Luft – oh Gott, sie war tatsächlich splitternackt – und tauchte wieder ab.

Sein Körper reagierte auf den Anblick, aber vermutlich ginge es jedem Mann beim Anblick einer entzückenden nackten Meerjungfrau so. Da nützte es auch nichts, sich einzureden, dass sie so etwas wie eine Schwester für ihn war. Oder einfach ein Mitglied ihres Teams.

Vor allem musste er sie daran hindern, so lange mit ihrer Wahnsinnsflosse durch die Luft über dem Pool zu rudern, dass einer der Nachbarn etwas davon mitbekam.

Sie tauchte lachend wieder auf und ließ sich rücklings auf der Wasseroberfläche treiben.

Gegen seinen Willen warf er einen kurzen Blick auf ihre nackten Brüste, aber dann gelang es ihm, ihr wieder ins Gesicht zu sehen. Mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen lag sie auf dem Rücken und schwenkte die Flosse sachte hin und her.

»Annika.«

Sie schlug die Augen auf und lächelte ihn an. »Sawyer, guten Morgen. Willst du mit mir schwimmen?«

Ja. Oh ja.

Aber das könnte, sollte, dürfte er auf keinen Fall.

»Ah, nicht jetzt. Und du kannst nicht, na, du weißt schon, du darfst hier nicht nackt und ohne Beine, nur mit Flosse, schwimmen gehen. Schließlich könnte dich hier jemand sehen.«

»Aber da sind doch all die Bäume, und vor allem ist es noch sehr früh.«

»Die Nachbarhäuser haben auch Fenster oberhalb der Bäume, es müsste nur jemand im falschen Augenblick in Richtung unseres Pools sehen.«

»Oh.« Mit einem leisen Seufzer ließ sie ihren Schwanz zurück ins Wasser sinken und reckte im nächsten Augenblick wieder zwei wunderhübsche Beine in die Luft. »Ich wollte mich gar nicht verwandeln, aber es hat sich so fantastisch angefühlt, da habe ich ganz einfach nicht mehr daran gedacht.«

»Schon gut, es ist nur … Nein, bleib drin.«

Er verspürte echte Panik, als sie bis zum flachen Beckenende glitt und aus dem Wasser stieg. Mit ihrem gertenschlanken, makellosen … nassen … Körper und den Wassertropfen, die wie Diamanten auf ihrer goldenen Haut glänzten, brachte sie ihn einfach vollkommen um den Verstand.

»Ich – ich werde dir ein Handtuch holen. Komm nicht ohne Handtuch aus dem Wasser … warte einfach, bis ich wiederkomme.«

Eilig rannte er zurück ins Haus. Der Kaffee würde auch nicht helfen gegen einen Hals, der beim Anblick ihres nassen Haars auf ihren wirklich hübschen Brüsten staubtrocken geworden war.

Er blieb stehen, zählte in Dreierschritten von tausend rückwärts, aber da er nur ein Mensch war, brauchte er danach noch immer einen Augenblick, bis er wieder halbwegs bei sich war und mit einem großen Handtuch aus dem Wirtschaftsraum neben der Küche zurück in den Garten lief.

Als er wieder nach draußen kam, stand sie gehorsam dort, wo sie von ihm zurückgelassen worden war.

»Du musst dich …«, er ließ den Zeigefinger kreisen, »… umdrehen. Und dann brauchst du das Kleid.«

Auf dem Stuhl lag nichts als das Kleid, was bedeutete, dass sie darunter auch weiter völlig nackt wäre. Da es alles andere als klug war, länger darüber nachzudenken, lenkte Sawyer den Blick auf die Zitronenbäume und hielt ihr das Handtuch hin.

»Warum bedecken Frauen immer ihre Oberkörper, Männer aber nicht?«

»Weil ihr, tja nun, weil ihr was habt, was wir nicht haben«, stieß er heiser aus.

»Brüste.« Sie stieg geschmeidig aus dem Pool und wickelte sich in das Handtuch ein. »Manchmal tragen Meerjungfrauen Muscheln vor den Brüsten. Aber das ist einfach eine Mode.«

Er riskierte einen Blick und atmete erleichtert auf, denn endlich hatte sie sich wieder ausreichend bedeckt. »Meerjungfrauenmode?«

»Ja. Wir schmücken uns genauso gern wie die Menschenfrauen. Ich habe Kaffee gekocht.«

»Ja, gut. Danke.« Er griff nach dem Becher, den er auf dem Tisch neben dem Becken hatte stehen lassen, und trank einen ersten, vorsichtigen Schluck. Er war so stark, dass man damit wahrscheinlich hätte Tote wieder auferwecken können, aber das war kein Problem für ihn. »Du musst wirklich einen Badeanzug tragen und vor allem darauf achten, dass du deine Beine nicht zurückverwandelst, wenn du schwimmen gehst.«

»Tut mir leid.«

»Nein. Oh nein, das braucht es nicht.« Er wagte einen neuerlichen Blick und sah, dass sie in ihrem Kleid und mit dem nassen langen Haar, das wie das Fell eines Seehunds glänzte, vor ihm stand. »Deine Flosse ist einfach unglaublich und vor allem wunderschön. Ist doch bestimmt ein seltsames Gefühl für dich, wenn du mit Beinen schwimmst.«

»Die Beine gefallen mir sehr gut.«

»Ja, sie sind echt toll. Wenn Riley uns ein Boot besorgt, können wir sicher weit genug aufs Meer hinausfahren, dass du deinen Schwanz benutzen kannst. Aber im Pool, bei hellem Tageslicht, lässt du das besser sein.«

»Für einen Augenblick war einfach Morgen, und ich habe mich am Duft der Bäume und dem kleinen Pool in der Sonne erfreut.«

»Eines Tages wirst du aufwachen, und es wird wieder einfach Morgen sein.«

Sie sah ihn fragend an. »Glaubst du das?«

»Oh ja, das glaube ich.«

»Dann kann ich nicht traurig sein. Ich kann den Tisch decken und dir beim Frühstückmachen helfen. Was wird es denn geben?«

»So voll, wie der Kühlschrank und die Speisekammer sind, alles, was du willst. Was hättest du denn gern?«

»Ich darf mir etwas aussuchen?«

»Na klar.«

»Hm – es sind nicht wirklich Pfannkuchen, sie sind viel dünner und mit etwas Leckerem gefüllt.«

»Crêpes?«

»Ja, Crêpes! Die liebe ich.«

»Okay.«

Die Arbeit in der Küche mit all den Gerüchen, Farben und Geschmäckern machte ihr wie immer großen Spaß. Sawyer sagte, dass sie Speck und Eier braten und die Crêpes mit Pfirsichen und Honig zubereiten würden, damit es neben etwas Herzhaftem auch etwas Süßes gab.

Sie half ihm beim Anrühren des Teigs, er zeigte ihr, wie man ihn in die Pfanne gab, ließ es sie dann selbst probieren, und während sie am Herd stand, tauchte Sasha in der Küche auf.

»Na, das nenne ich perfektes Timing. Die anderen sind auch schon aufgestanden. Gott, hier riecht es einfach wunderbar.«

»Ich mache Crêpes.«

»Cool.« Sasha legte einen Arm um ihre Taille und sah ihr kurz bei der Arbeit zu. »Das machst du wirklich toll. Soll ich den Tisch decken?« Doch erst mal schenkte sie sich einen Kaffee ein.

»Der Tisch! Ich wollte noch echte Blumen dafür holen. Außerdem brauchen wir Teller, Gläser, Servietten und …«

»Dann bringe ich jetzt erst einmal die Teller raus«, bot Sasha an.

Annika nickte konzentriert und biss sich auf die Unterlippe, als sie den ersten goldgelben Crêpe auf eine Platte gleiten ließ. »Richtig?«

»Sieht perfekt aus«, lobte Sawyer sie.

»Und jetzt muss ich die Blumen holen.«

Während sie nach draußen flitzte, lehnte Sasha sich gemütlich an die Arbeitsplatte. »Bei Annika sehen gedeckte Tische nie so langweilig wie bei den meisten anderen Leuten aus.«

»Vielleicht könntest du ihr ja erklären, dass man beim Schwimmen etwas anziehen sollte, wenigstens bei Tageslicht.«

»Dann war sie also nackt im Pool?«

»Außer wenn man ihre Flosse als Bekleidung zählt.«

»Oh je.«

»Ich glaube nicht, dass jemand sie gesehen hat. Ich glaube auch, dass sie es verstanden hat, als ich zu ihr gesagt habe, dass das nicht geht, aber wahrscheinlich ist es trotzdem gut, wenn auch noch eine Frau mit ihr darüber spricht. Auf Korfu ist sie jeden Tag in aller Frühe runter an den Strand und dann so weit rausgeschwommen, dass sie sich verwandeln konnte, ohne dass es jemand mitbekommen hat. Anscheinend ist das so was wie ein Ritual für sie. Aber hier …«

»Ich werde dafür sorgen, dass sie es versteht. Brauchst du hier noch irgendwelche Hilfe?«

»Nein, es müsste alles so weit sein.«

In diesem Augenblick kam Riley durch die Tür geschlurft. »Kaffee, Kaffee, Kaffee.« Müde schenkte sie sich einen Becher ein, schnupperte daran und stellte fest: »Das nenne ich mal einen anständigen Muntermacher!«

»Davon wachsen dir wahrscheinlich Haare auf der Brust«, zog Sawyer sie breit grinsend auf. »Ach ja, richtig, dafür brauchst du ja den Mond.«

»Haha.« Sie schnappte sich Annikas Crêpe, faltete sie und schob sie sich in den Mund. Zufrieden nickte sie.

»In einer Viertelstunde müsste alles fertig sein.«

Sasha trug die Teller in den Garten, kam der Gläser wegen wieder in die Küche, wurde ausgiebig von Bran, der gerade aus der oberen Etage kam, geküsst, und als sie abermals auf die Terrasse kam, hatte Annika den Tisch bereits geschmückt.

In einem Teller-Halbkreis stand ein kleiner Turm aus leeren Blumentöpfen, aus dem sich ein leuchtender Serviettenwasserfall in einen kleinen Teich aus hübschen Steinen, Blüten und Blättern ergoss.

»Ein Regenbogenwasserfall.«

»Genau. Und das Wasser gießt den kleinen Garten. Wobei auch das Wasser selber blüht, sodass man in den Blumen schwimmen kann.«

»Ein entzückender Gedanke.«

»Es ist ein glücklicher Ort. Die Dunkelheit gelangt dort niemals hin. Ich denke, dass es Orte geben sollte, die das Dunkle nicht erreichen kann.« Sie blickte auf die Zauberarmreife, die sie an beiden Handgelenken trug. »Einen Ort, an dem man niemals kämpfen muss.«

»Wir werden die Dunkelheit zurückdrängen, Anni. Selbst wenn das vielleicht alles ist, wozu wir in der Lage sind, ist das schon ziemlich viel.«

»Das ist wichtig«, stimmte Annika ihr zu. »Genau wie Freunde wichtig sind. Und wir Freunde werden jetzt am ersten Tag der Suche nach dem Wasserstern hübsch zusammen frühstücken.«

Mit einem Regenbogenwasserfall.

Beim Essen tauschten sie sich über praktische Belange ihrer Suche aus, informierten sich über die Insel und das Meer, das sie umgab, und teilten die Arbeiten im Haushalt auf.

»Wir sind hier lange nicht so abgelegen wie auf Korfu«, meinte Bran. »Deshalb wäre es nicht schlecht zu wissen, was wir sagen sollen, wenn uns jemand fragt, was wir auf Capri wollen. Vielleicht sollten wir einfach sagen, dass wir eine Clique sind, die hier zusammen Urlaub macht.«

»Ich werde erzählen, dass dies für mich ein Arbeitsurlaub ist.« Riley schob sich eine Gabel voller Rührei in den Mund. »Weil’s immer leichter ist, wenn man so nah wie möglich bei der Wahrheit bleibt. Ich werde einfach sagen, dass ich Archäologin bin und eine Abhandlung über die Insel schreibe oder so. Dann wundert sich auch niemand über neugierige Fragen, die ich vielleicht stellen muss. Da mein Italienisch deutlich besser als mein Griechisch ist, kann ich das Reden übernehmen. Falls nicht sonst noch jemand diese Sprache spricht.«

»Io parlo italiano molto bene«, meinte Doyle und schnitt in eine Crêpe.

Riley zog die Brauen hoch. »Ach ja?«

»Ach ja. Ich hatte schließlich jede Menge Zeit zum Sprachenlernen«, klärte er sie auf.

»Es ist natürlich praktisch, wenn noch jemand anderes im Notfall für die anderen dolmetschen kann. Nach dem Frühstück hänge ich mich erst einmal ans Telefon und gucke, ob ich irgendwo ein Boot und Tauchausrüstungen organisieren kann.«

»Das bekommst du sicher hin«, erklärte Sawyer. »Im Organisieren bist du wirklich gut.«

»Das ist eins meiner Spezialgebiete«, stimmte sie ihm unbekümmert zu.

»Wenn du schon dabei bist, würde es bestimmt nicht schaden, auch ein Auto oder einen Van zu leihen«, bemerkte Bran. »Wir wissen schließlich nicht, wohin uns unsere Suche hier auf Capri führt.«

»Ich werde sehen, was ich tun kann«, meinte sie.

»Bis wir mein Motorrad brauchen, lasse ich es besser erst mal, wo es ist«, erklärte Doyle. »Und hinten im Zitronenhain richte ich das Trainingsgelände für uns ein. Die Bäume bieten einen ziemlich guten Schutz vor neugierigen Blicken, und zur Steigerung der Kondition können wir einfach wandern gehen.«

»Ich wandere gerne.« Annika schob sich den letzten Bissen eines mit Honig getränkten Pfirsichs in den Mund. »Am liebsten runter an den Strand.«

»Vielleicht haben wir dafür nachher noch Zeit«, erklärte Bran. »Aber vorher muss ich noch ein bisschen arbeiten, falls Sawyer Doyle beim Einrichten des Trainingsplatzes helfen kann.«

»Auf jeden Fall.«

»Ich muss die Medizinvorräte wieder auffüllen. Wenn die anderen beiden Frauen die Küche machen, könntest du mir helfen, Annika. Und Riley, du kannst deinen eigenen Zauber wirken lassen, wenn du rumtelefonierst.«

»Wir müssen uns die Karten dieser Gegend ansehen und eine Strategie entwickeln«, meinte Doyle.

»Einverstanden. Könntest du in der Zeit einen neuen Arbeitsplan für uns erstellen, Sash?«

»Wenn wir mit der Küche fertig sind.«

»Also machen wir uns an die Arbeit.« Riley klatschte in die Hände und stand auf.

Annika arbeitete gern mit Bran zusammen, nicht nur weil er wunderbar geduldig war, sondern weil sie Spaß hatte an seinen Zaubereien. Zwar war sie keine Hexe, aber während ihrer Zeit auf Korfu hatte er sie das Zerstampfen der für seine Tränke und Tinkturen notwendigen Blätter und Blüten und auch das sorgfältige Abwiegen der Zutaten gelehrt.