Suche nach Karalautschi - Elisabeth Schulz-Semrau - E-Book

Suche nach Karalautschi E-Book

Elisabeth Schulz-Semrau

4,8

Beschreibung

»Ohne meine Kindheitslandschaft würde ich sein wie jener Mann, der seinen Schatten verkaufte«, bekennt die Erzählerin. Seit Jahren hat sie die Stadt »eingekreist«, die einst Königsberg war. Doch erst nachdem »Ellachen«, letzte Zeugin der Kindheit, starb, fürchtet sie, unwiederholbar Vergangenes und damit sich selber zu verlieren. Was sie, nach einer uralten Bezeichnung, Karalautschi nennt, ist nicht allein jene unwiederbringlich zerstörte Stadt, die sie vierzehnjährig gegen Kriegsende verließ. Es ist vor allem die innere und äußere Landschaft des Kindes, das in ihr lebt. Es ist der konservative Vater ebenso wie die vergebens umworbene Mutter. Es ist Tante Ella mit dem gütigen Herzen. Es sind wechselnde Dienstmädchen, »verbotene« Straßenkinder. Mitschüler und Lehrer, Grabsteinmetzen und eine Welt jenseits der Hofmauer, wo das Kind trotz aller Enge so viel Unverlierbares entdeckt. Es ist aber auch das heutige Kaliningrad, die neuerrichtete, verwandelte Stadt, nach der es sie zieht. Das »Suchen nach Karalautschi« ist die Suche nach sich selbst, nach einer Lebenslandschaft, in der die einstige Welt des Kindes aufgehoben ist. LESEPROBE: Eines Tages komme ich zu Tante Ella, finde sie nicht daheim. Onkel Anton weist mich in die Hardenbergstraße ganz in der Nähe, dort ginge sie spazieren. Nun habe ich Tante Ella außer mit mir oder meiner Großmutter eigentlich noch nie spazierengehen sehen. Einkaufen ja, aber einfach so? Ich renne zu der genannten Straße, sehe niemanden. denke an den Ziethenplatz und finde sie dort wirklich - aber auwei, wen hat sie denn da? Geht natürlich nicht einfach so spazieren. Tante Ella schiebt einen Rollstuhl. Darin sitzt ein grässliches Wesen. Ein Mädchen oder eine Frau. Etwas Jüngeres jedenfalls. Die Gliedmaßen dieses Körpers scheinen gegeneinander anzukämpfen, zucken in unrhythmischen Bewegungen, während das an sich unschöne Gesicht sich mühselig zu einer Fratze zusammenruckt, der Kopf wird dabei zur Seite geworfen. Unverständliche Laute, Speichel, und schließlich fällt ein kollerndes Lachen aus dem riesigen Mundloch. Ich stehe entsetzt davor. Sieh mal, Hildchen, das ist meine Nichte Elisabeth, sagt Tante Ella zu dem Wesen. Zu mir gewandt: Komm, das ist Hildchen Koslowski, sag ihr guten Tag. Sieh mal, wie sie sich freut! Ich bin steif vor Ekel, kann mich nicht überwinden, meine Hand dorthin zu strecken. Die ist doch dreidamlich, sage ich, was tust du mit der? Tante Ella baut ihre rundliche Gestalt vor mir auf.

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Impressum

Elisabeth Schulz-Semrau

Suche nach Karalautschi

Eine Kindheit in Königsberg

ISBN 978-3-86394-711-8 (E-Book)

Die Druckausgabe erschien erstmals 1984 im Mitteldeutschen Verlag Halle - Leipzig.

Gestaltung des Titelbildes: Ernst Franta

© 2014 EDITION digital®Pekrul & Sohn GbR Godern Alte Dorfstraße 2 b 19065 Pinnow Tel.: 03860 505788 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.ddrautoren.de

Elisabeth Schulz-Semrau

Es ist nicht mehr diese zuweilen mit dir in die Stunde gesetzte Schwere. Es ist eine andere.

Es ist das Gewicht, das die Leere zurückhält, die mit - ginge mit dir. Es hat, wie du, keinen Namen. Vielleicht seid ihr dasselbe. Vielleicht nennst auch du mich so.

PAUL CELAN

1. Kapitel

Etwas will erzählt werden.

Aber warum gerade das? Und warum es jetzt erzählen?

Antworten, so zahlreich wie Geschichten. Und jede Geschichte hat ihre Geschichte.

Meine nun -

Vor einiger Zeit fuhr ich in einem Auto ein paar Hundert Kilometer durch die märchenhafte Wirklichkeit des verschneiten Lappland. Wir waren vier, zwei Männer, zwei Frauen, nicht verwandt, nicht verschwägert, verbunden nur durch eins: Schreiben. Der Kalender wies auf Oktobermitte. Vor wenigen Tagen noch hatte ich vor dem verletzlichen Violett der Herbstzeitlosen in unserm Berliner Garten gestanden, in meiner Abwesenheit würden die letzten Knospen an den Rosenstöcken aufblättern, und noch konnte ich ohne Mühe den strengen Geruch der hochstöckigen gelben Studentenblumen vor unserm Fenster in mir wachrufen.

Ich aber bewegte mich, als sei das völlig normal, etwa viertausend Kilometer von unserm Herbst entfernt in einer Landschaft, in der es in wenigen Wochen nur zwei Stunden Tageshelle geben würde.

Wir waren bald nach unserer Ankunft in Rovaniemi zum Polarkreis gefahren worden. Da hatte es noch nicht geschneit. Die Sonne, in bisher nie erlebter Direktheit, fächerte die kargen Farben der Tundralandschaft in unzähligen Nuancen auf.

Meine Kollegin Dorothea war vor der Holztafel »Polarkreis« hin- und hergesprungen. Diesseits, jenseits, diesseits. Wie sollte man es auch fassen?

Wir hatten Begegnungen, führten Gespräche, verglichen Erfahrungen aus so unterschiedlich zu lebenden Bedingungen.

Was Parteilehrjahre an Generationen von uns versuchten: Hier wird es angenommen.

Und auf einmal aus der Ferne her, dieses: Mein Land!

Gemeinsames suchten wir. Fanden: Wir schreiben um den Menschen. Während der fünfstündigen Autofahrt durchs verschneite Lappland dann ein Satz, den ich mitnehmen werde, der mir bleibt, der mir zunehmend wichtig wird.

Kaijo sagte ihn, er saß mit Dorothea hinten im Auto, ließ eine riesige Wodkaflasche unter uns dreien kreisen, an der Vaiko, der ruhige, besonnene Kollege aus Südlappland am Steuer, keinen Anteil hatte. Wir schaukelten auch so schon wie in einem behäbigen Flussdampfer über die vereiste, nicht eben heile Landstraße.

Kaijo, der aus Mittelfinnland gekommen war, jung, vital, verrückt, selbstbewusst und nicht mehr nüchtern, probierte und variierte über Stunden mit rollenden Theater-Rs seine deutschen Sätze durch.

Wir lachten viel. Sie sangen. Wir sangen.

Plötzlich sagte er: Dorrothea, Elisabeth, wirr schrreiben gegen die Angst! Donnerwetter ja!

Gegen die Angst -

Was will mir das zu meiner Geschichte?

Wieder zu Hause, macht mich ein Kollege aufmerksam: Nun hast du deine ehemalige Heimatstadt von allen Seiten her eingekreist. Ich merke, das stimmt ja wirklich.

Seit mehreren Jahren, seltsamerweise seit dem Tod von Ellachen, versuche ich dahin zu kommen, wo ich geboren bin. Bis Lettland, schließlich bis Litauen habe ichs geschafft, und auch während des Flugs zwischen meinem Land und Helsinki habe ich mit naiver Gläubigkeit und Unkenntnis der Flugroute auf Städtefleckchen gestiert, die ab und an von Wolken freigegeben wurden. Da könnte sie ja sein, die Stadt.

Und obwohl sie da ist, nicht verschwunden wie dieses Vineta, fürchte ich sie zu verlieren. Ohne meine Kindheitslandschaft würde ich sein wie jener Mann, der seinen Schatten verkaufte.

Gegen die Angst schreiben?

2. Kapitel

Vor einigen Jahren also legte sich eine alte Frau zum Sterben hin.

Sie hatte gegen Morgen noch die Öfen ihrer zwei winzigen Zimmerchen geheizt, da muss sie es gespürt haben. Vielleicht schaffte sie noch, sich zu waschen, die Nachbarn betonten ihr Reinsein, Ihr bestes Nachthemd und einen dafür bewahrten Morgenmantel hatte sie sich angezogen, sich in ihren Ehebetteil gelegt. Das danebenstehende Bett war ein paar Jahre schon verwaist. Hatte sich also zurechtgelegt. Ihre Hände waren gefaltet, als man sie fand. Und bestimmt, so denke ich mir, hat sie zum Ofen hinaufgeblickt, wo ein Kruzifix stand. Der Gekreuzigte war aus Metall gegossen, Silber vielleicht, er war mit einem Stück Draht dilettantisch an einem Holzkreuz befestigt. Als sie achtundvierzig aus Kaliningrad in diesem Restdeutschland ankam, hatte dieser von einem anderen Kreuz abmontierte Jesus neben einer Handvoll Zwiebeln, einem großen Rettich, einem halben Brot und dem Bild ihrer Eltern in ihrem aus einem Kartoffelsack genähten Rucksack gelegen.

Der Heiland, mag sie gedacht haben, meiner, von zu Hause. Ein Spruch oder ein Liedvers könnten da gewesen sein. So etwas, dass er ihre Hände nehmen solle oder, dass sie ihren Geist in seine Hände empfähle.

Aber vielleicht stimmt das alles nicht, und sie hat nach ein paar warmen, bekannten Händen gesucht.

Als ich das Telegramm erhielt, habe ich geschrien, ungläubig - sie war doch immer in meinem Leben gewesen; entsetzt - aber wieso denn einfach so; voll schlechten Gewissens - und wo war ich?

Auch vierzehn Tage zuvor, an ihrem vierundsiebzigsten Geburtstag, war sie allein geblieben.

Die Frau war die Schwester meiner Mutter, meine Tante also. Sie war - aber warum musste mir erst dieser Gevatter »auf die Sprünge helfen« - sie war der gute Geist meiner Kindheit, und sie war die Mittelsperson zwischen mir und meiner Stadt, die ich von nun an mit jenem fast vergessenen Namen nennen will, gegeben einst von ihren litauischen Nachbarn: Karalautschi.

Nun, da ich in meiner Geschichte, oder was immer es ist, bin, ist mir der Schnee vom Polarkreis über die Blumen in meinem Berliner Garten gekommen, und da weiß ich ihn auch fast sicher siebenhundert Kilometer weiter östlich in den Straßen meiner Kindheitsstadt.

Die Winter werden wohl das sein, was sie einmal waren, neben dem, was nicht mehr ist und auch nicht sein soll. Und der Schnee liegt auch zweihundert Kilometer westlich über dem Grab der alten Frau. Und er deckt unsere Geschäftelei zu, wir haben es wieder einmal nicht geschafft, das Grab mit den hierzulande üblichen Tannenzweigen abzudecken.

Dreizehn Grabstellen hat sie für andere gepflegt und immer akkurat, zu jeder Jahreszeit. So kann das einem gehen, werden die Nachbarn mit Kopfschütteln bemerkt haben.

Ällachen! höre ich meine Großmutter aus ihrem Zimmer rufen. Und obwohl sie ein gemütliches Chen an den Namen gehängt hat, klingt ihr mühsamer Ruf zwischen Jammer und Vorwurf. Als keine Antwort kommt, folgt, zwar nicht lauter, aber grämlich lang gezogen: Älla, Äl - la ...

Meine Großmutter, genannt Omi oder Muttchen, sitzt in einem Korbstuhl am Fenster.

Sie kann nicht allein aufstehen. Sie kann auch nicht allein gehen. Sie hat einen Oberschenkelhalsbruch, der wird nie mehr heilen. So sitzt sie fast den ganzen Tag und sieht hinunter auf die Straße, die heißt nach so einem Alten mit Zopf Ziethenstraße und endet auf dem Ziethenplatz, von dem in allen vier Richtungen Straßen abgehen, alle auf den Hufen hin. Als meine Großmutter noch gehen konnte, sei sie oft mit mir auf diesem Platz gewesen und habe mein Buddelspiel im Sandkasten behütet.

Einige Jahre später wird meine Tante, das Ellachen, ihren um zwei Kopf größeren toten Mann Anton in einen Sack hüllen, auf einen Schlitten wälzen, zum Ziethenplatz ziehen, wird viele Stunden mit einem kleinen Spaten die harte Erde aufschürfen. Wer weiß, vielleicht hatte sie auch etwas Ähnliches wie eine Hacke organisiert, sie war ja immer so eine Praktische.

Jedenfalls hat sie es geschafft, dem Mann ein letztes Gehaus zu bauen. Ob sie noch Tränen hatte, weiß ich nicht, ein Gebet, glaub ich, sicher.

Ich weiß nicht, in welchem der Jahre fünfundvierzig bis achtundvierzig sie das zu bewältigen hatte. Als sie mit mir darüber sprach, war ich mir gerade selbst sehr wichtig.

Jetzt jedenfalls steht sie, einen weißen Kittel überm blauen Kleid, wie eine Ärztin oder eine Geschäftsfrau, in der Tür des Zimmers, das sie der Mutter nach dem frühen Krebstod des Vaters in ihrer Wohnung eingeräumt hatte, sagt: Mein Gott, Muttchen, ich war doch erst vor fünf Minuten hier. Neun Kinder hat meine winzige Großmutter geboren. Fünf, für mich Onkel und Tanten, lebten noch zu meiner Zeit. Gepflegt aber wurde sie immer nur von ihrer Tochter Ella und das, obwohl die einen Mann hatte, der seit dem ersten Weltkrieg an Kopf und Bein mit schweren Verletzungen leben musste.

Ella ist gemein zu Muttchen, höre ich meine Mutter zu meinem Vater sagen.

Als ich dazukam, wie Tante Ella meine weinerliche Großmutter aus dem Stuhl zu ziehen versuchte, weil der Arzt ihr täglich ein paar Schritte durch die Stube verordnet hatte, konnte ich meine Erfahrungen: Du bist schlecht zu meiner Omi, nicht zurückhalten.

Ach Kind, wehrte die Tante eher müde als verärgert ab, frag doch die Omi, warum sie von euch schon nach vierzehn Tagen zurück wollte, als wir in Bad Oeynhausen waren, obwohl vier Wochen ausgemacht waren ...

Ich find das Taschentuch nicht, sagt das Omchen, fingert in den Sesselseiten.

Das lang gestreckte Zimmer der Großmutter war so etwas wie die Erdachse meiner ersten Jahre. Hier verbrachte ich die wenigen heilen Stunden meiner Kindheit. In meinem Elternhaus in der Tragheimer-Kirchen-Straße siebzehn waren meine Tage von Ängsten durchwoben. Angst vor dem alten strengen Mann, meinem Vater, vor den plötzlichen Launen meiner schönen, angeschwärmten Mutter, Angst vor der Schule, vor dem Alleinsein, vor dem Zusammensein. Angst war irgendwie das Vorzeichen all meiner Handlungen.

Dagegen hatte ich ein seltsames Abkommen mit Gott geschlossen. Auf meinem Schulweg, der natürlich immer mit irgendetwas, das ich vergessen, nicht ordentlich oder gar nicht erledigt hatte, beschwert war, kam ich an der Konditorei Kaiser vorbei. Ich verweilte kurz vor den gefüllten Schaufenstern und begann mit meinem Ablasshandel. Also, lieber Gott, heute bekommst du zehn Stück Bienenstich, zehn Sahnerollen, fünfzehn Streuselschnecken, zehn Marzipanschnittchen, zwanzig Windbeutel, fünfzig Baisers mit Schlagsahne (das aß ich selbst am liebsten) davon ... und davon ... Danach folgten Bestellungen aus dem Milchladen und aus der Fleischerei. Manchmal, kurz vor der Schule auf dem Sackheim, reicherte ich die Lebensmittelladung rasch noch ein wenig an, es konnte ja sein, der Gott war nicht zufrieden, würde mir also auch nicht genügend zur Seite stehen, wenn mich das Leben am Wickel hatte. Er musste wohl nach meiner Vorstellung unheimlich essen können, dieser Gott, er war schließlich allmächtig. Und darum reichte es auch völlig, ihm all die Dinge nur zu wünschen. Wie sie ohne Komplikationen und ohne Lebensmittelmarken aus den Geschäften zu ihm gelangten, war mein Problem schon nicht mehr.

So hämmerte ich mir als kleines Mädchen eine Ökonomie des Lebens zusammen, die mich viel später, als es um eine Liebe ging, aufgeben ließ, was Einsatz gebraucht hätte, denn auch der Mann, um den es ging, hatte ähnliche Erfahrungen:

Für alles im Leben muss bezahlt werden ...

Nur, dass wir das entsprechende Geld nicht zur Verfügung hatten. Die Geborgenheit im Zimmer meiner Großmutter kam, aber auch das begriff ich zu spät fast, vor allem aus der Mütterlichkeit meiner Tante Ella, wenngleich das unschuldig egoistische Gefühl eines Kindes, die Großmutter existiere nur für ihr Enkelkind, vorherrschte.

Bei der Großmutter gab es zum Beispiel das schönste Essen der Welt. Hühnerfleisch oder dünne Brotscheiben, deren Rinden abgeschnitten waren, mit dicker, duftender Butter und irgendeiner köstlichen Wurst.

Ihre vier jüngeren Brüder, Landwirte alle, kamen aus dem Masurischen nie nach Karalautschi, ohne bei Tante Ella Station zu machen.

Was Essen betraf, war ich von meinen Eltern nicht verwöhnt. Und natürlich versuchte meine Mutter auch hier ihren berühmten Blick, der, wenn Leute fragten, möchtest du noch etwas, mich sofort antworten ließ: Danke, ich bin satt. Denn es gehörte sich nicht, mehr als ein Stück von etwas bei anderen zu sich zu nehmen.

Lass bloß das Kind essen, sagte meine Großmutter drohend, das E zum Ä hin, also äßen. Bis heute sind mir die breiten Wörter meiner Kindheit wie Hängematten, in denen man sich aufgehoben weiß. Großmutters kleine, welke Hände mit rund gefeilten sauberen Nägeln - das schaffte ich trotz intensivsten Bürstens nie - waren weiß wie das Hühnerfleisch, das sie mir in den Mund stopfte. Die Hände rochen ein bisschen nach alt.

Und mich beschlich ein Gefühl, dass es etwas um meine Großmutter gab, das sie weit von mir abhob.

Immer habe ich beim Anblick alter Leute Mitleid empfunden. Nun, da ich ihnen näherkomme, ist daraus Schmerzhaftes geworden.

Würdig, in schwarze Kleider mit Puffärmeln, Spitzenjabots oder Samteinsätzen, kleidete Tante Ella ihre Mutter. Nie sah ich ein helles Kleidungsstück an ihr.

Einmal hängte man ihr ein goldenes Kreuz übers Kleid, und es nahm sich wie eine schwere Last an dem dünnen Frauchen aus. Aber vielleicht kam der Eindruck vielmehr von dem Mann, der dieses Mutterkreuz überbrachte. Er steckte prall in einer goldfarbenen Uniform und strahlte gegenüber der Verletzlichkeit der Greisin eine erdrückend gewalttätige Gesundheit oder Männlichkeit aus, die das ganze Zimmer einzunehmen schien. Tante Ella riss, sofort nachdem er weg war, die Fenster weit auf, und der Orden wurde ins Kästchen zurückgelegt, blieb allerdings an diesem Tag für alle sichtbar auf der Nähmaschine liegen.

Überhaupt die Nähmaschine. Man konnte sie einklappen. Versenkbar, sagte Tante Ella, und eine Singer. Für mich ein wichtiges Möbelstück in Großmutters Zimmer. Für meine Tante sollte sie ungleich wichtiger werden. Sie würde damit für sich und andere kranke Menschen in schwerster Zeit Leben ernähen. Und als sie danach noch einmal fast ein neues Leben begann, musste es wieder eine Nähmaschine sein, eine versenkbare Singer.

Meist, wenn ich damals zu Besuch kam, war auf der Nähmaschine eine Überraschung für mich aufgebaut. Zum Geburtstag aber fand ich in jedem Jahr, neben meinen neu eingekleideten Puppen und selbst gebackenem Kuchen, etwas, wozu meine Mutter selten Zeit verschwendete, mein Allerschönstes: gezuckerte Erdbeeren, frisch gepflückt, aus Tante Ellas Garten. Lange Jahre in mein Erwachsensein hinein hat mich diese Sehnsucht begleitet, aber nie konnte ich sie zu meinem Geburtstag erfüllen, ich lebte in Breiten, wo die Erdbeerernte Mitte Juli längst beendet war.

Erst vor wenigen Jahren habe ich auf dem Markt von Riga sogar noch Anfang August Erdbeeren kaufen können. Sie schmeckten nach Kindheit, nach Großmutter, nach Tante Ella, wie alles in dieser Stadt an Karalautschi erinnerte. Auf dem Bahnhof aber entdeckte ich, was mir viel Aufregung brachte, Abfahrtszeiten in die Stadt, die aus meiner geworden war.

Kaliningrad zweiundzwanzig Uhr dreiunddreißig, konnte ich mir aus den kyrillischen Buchstaben herausbuchstabieren.

Wer verargt mir die unzähligen Varianten, die ich durchgrübelte, um heimlich oder erlaubt in diese Stadt zu gelangen? Meine sowjetischen Freunde warnten mich nur vor der Enttäuschung, da es ja eine ganz andere Stadt geworden sei. Und ich sagte, dass ich das wohl wüsste, und trotzdem treibe es mich, Spuren meiner Anfänge zu suchen. Und sei sie anders geworden, die Stadt, selbstverständlich. ich bin es ja auch.

Überhaupt ist mein Karalautschi sicher ein anderes als das Königsberg von anderen Leuten, die einst dort gelebt haben.

Wahrscheinlich sogar sehr verschieden von dem Tante Ellas. Obwohl oder zumal sie drei Jahre länger dort lebte als fast jeder ehemalige Einwohner und die Verwandlung von der einen zu der anderen Stadt miterlebt, wahrscheinlich sogar mitbetrieben hat.

3. Kapitel

Die Plätze meiner Kindheit, die mir wichtig waren, finde ich in keinem Buch als Sehenswürdigkeit angepriesen.

Dass ich mich des Schlosses ziemlich genau erinnere, hat damit zu tun, dass mein Vater jeden nur möglichen Mittwoch ins Blutgericht, jene bekannte Gaststätte innerhalb des Schlosses, zu seinem Stammtisch ging. Königsberger Flecke, die es als Spezialität dort gab, habe ich nie gegessen, bilde mir aber ein, sie hätten um sehr vieles edler geschmeckt als sächsische Flecke, die mir inzwischen bekannt sind.

Außerdem erinnere ich mich, mit der Schulklasse das Schloss mit jenem berühmten Bernsteinzimmer und dem 83 Meter langen und 18 Meter breiten Moskowitersaal über der Schlosskirche besucht zu haben. Geblieben ist davon nichts. Wohl aber von einem Massenaufmarsch der Hitlerjugend, einem Bann- oder Gautreffen.

Hingegangen bin ich sicher voll Stolz, dabei sein, das war doch was. Außerdem endlich in vorschriftsmäßiger Kluft, weißer Bluse, schwarzem Schlips mit Knoten und der gelben Affenhautjacke. Lange hatte ich vergeblich darum gebettelt, erst, als ein Mädchen in unserm Haus starb und die Mutter diese Montur billig zum Kauf anbot, bekam ich, was meine Freundinnen alle längst vor mir hatten.

Gestanden aber habe ich auf dem Schlossplatz voller Enttäuschung, das weiß ich genau, denn es dauerte endlos. Ich, zu schnell gewachsen, wurde leicht schwindlig und fürchtete die ganze Zeit über, aus dem Glied zu kippen. Meine Zäh-wie- Leder-Entwicklung hatte ja gerade erst begonnen.

Auch dass mir das alte kneiphöfsche Rathaus im Gedächtnis geblieben ist, hat keineswegs mit Historizität zu tun, sondern damit, dass im zweiten Stock eine Zahnarztpraxis untergebracht war, in die meine Klasse eines Nachmittags zu einer Routineuntersuchung bestellt worden war.

Mir wurde die Zeit zu lang, und ich sah aus dem Fenster hinab auf die Straße, dabei ließ ich ab und an Spuckeblasen von meinen Lippen wachsen, eine verbreitete Kindergewohnheit einfach. Neben mich hatte sich der gefürchtetste Junge meiner Klasse gedrängt und hetzte: Traust dich nicht zu spucken! Als ich mich doch traute, lüftete unten gerade ein Mann seinen Hut, um eine Frau zu begrüßen, und meine Spucke schmatzte auf seine Glatze.

Der Mann blickte empört hoch und sah mich schreckversteinert im Fenster hängen. Was würde das wieder zu Hause geben ... Jener Otto triumphierte: Du warst es. Und als Mann und Lehrer sich im Wartezimmer nach dem Schuldigen umsahen, zeigte er sofort auf mich.

Dass der Lehrer es nicht meinen Eltern mitteilte, ist schon fast eine andere Geschichte. Der war ein Mensch unter Lehrern. Er unterrichtete mich in den ersten zwei Jahren in der konfessionellen Schule, die ich, ein Zugeständnis meiner Eltern an die Großmutter, auf dem Sackheim besuchte. Ein Volksschullehrer also.

Der erste von nur zweien in meiner gesamten Schulzeit, dem ich ein unabdingbares Vertrauen entgegenbrachte. Und es ist seltsam, erinnere ich mich heute, so viele Jahre später, so muss das Kind von damals eine große Wabe Liebe für den Mann gespeichert haben. Es wird mir warm um ihn.

Dass das alte, sehenswürdige Königsberg nicht mehr des Sehens würdig war, dafür sorgten die Engländer in zwei Luftangriffen noch im August neunzehnhundertvierundvierzig.

Damals schon hatte die Stadt ihr Gesicht - hatten unzählige Menschen ihre Heimat verloren; und wenn offizielle Stellen vierzigtausend Tote zugestanden, wie viele mögen es wirklich gewesen sein?

Mir scheint, wie bei der Zerstörung Dresdens entsteht hier die Frage: warum denn noch, der Krieg war ja schon entschieden. Und es war fast abzusehen, wann die Rote Armee die Stadt einnehmen würde, damals Bündnispartner doch.

Ich habe in mein Zimmer eine ausgeschnittene Fotografie gehängt: zerstörte, rußgeschwärzte Häuser am Pregelufer, im Hintergrund die Ruinen des Schlosses. Daneben eine andere: Die heile Standardansicht des Schlosses, wie sie als Wahrzeichen Königsbergs verbreitet war.

Es wird mit ein glücklicher Tag sein, wenn ich eine dritte Ansicht dazuhängen kann: Kaliningrad, wie auch immer es mit meiner Kindheitsstadt Karalautschi korrespondiert. Dass es möglich ist, weiß ich, seitdem mir die sowjetische Stadt Kaliningrad einen Kollegen gesandt hat.

Juri Iwanow kam neunzehnhundertfünfundvierzig. wenig älter als ich, nachdem er in Leningrad Eltern und Heimat verloren hatte, ais Junge mit der Roten Armee nach Königsberg. Er lebt und schreibt heute in Kaliningrad wie ich in Leipzig. Irgendwie begreife ich das erst, seit ich hinter den Polarkreis gelangt und Menschen wirklich als meinesgleichen begegnet bin.

Obwohl Juri Iwanows Besuch davor, vor allem seine wunderbare Geschichte, mir meine Vorstellungswelt schon zu runden begann. Sie begab sich in der zweiten Hälfte des Jahres fünfundvierzig, der Zeit, die für Tante Ella dort wohl die schwerste ihres Lebens war: Leichen aus den Trümmern buddeln, sie namenlos, im Wettkampf gegen Epidemien, irgendwo in die Erde bringen. Tödliches hatte für mich vorgeherrscht. Und da nun nach Jahren kommen die Erlebnisse meines sowjetischen Kollegen auf mich.

Der Junge Juri war in die Stadt gekommen, wenige Monate nachdem ich sie verlassen hatte. Er begegnete in der Totenzeit meiner Tante einem Mädchen. Einer Deutschen. Etwas, von dem ich nie gedacht habe, es hätte es dort gegeben, damals: Sie tanzten miteinander im Tiergarten. Nein, ich hatte überhaupt nicht gewusst, dass man im Tiergarten tanzen konnte.

Den Tiergarten aber kannte ich nur zu gut. Er lag auf halbem Wege zu Tante Ellas Hufen, und ich besuchte ihn oft mit den Eltern, später allein mit Ball oder Puppenwagen, ich hatte über Jahre Freikarten. Der Direktor war ein Freund meines Vaters, er hieß Sepp Färber, und ich hätte ihn wohl längst vergessen, hätte er mir nicht die drei riesigen, schillernden Straußenfedern, die Wunderfedern von Sindbad dem Seefahrer, geschenkt.

Fast alle Tiere waren, so erzählte Juri Iwanow, von den hungrigen Menschen geschlachtet und verzehrt worden. Aber wie durch ein Wunder erlebte auch er noch die weise Elefantin meiner Kindheit, Jenny, die trommeln, tanzen und Leierkasten spielen konnte. Leierkasten - das gabs also auch noch. Aus dem Tanz mit dem Mädchen - vielleicht war es so alt wie ich, reifer bestimmt durch verzweifeltes Erleben oder aber wenig älter - wurde eine Liebe. In dieser todwunden Stadt, dieser todmüden Zeit. Ich vermag nur zu ahnen, dass es Mut gebraucht hat für beide, aber für Juri wohl mehr.

Wie anders als Tante Ella mag jenes Mädchen neunzehnhundertachtundvierzig - vielleicht im selben Zug - von Kaliningrad weggefahren sein?

Zwei Briefe gibt es danach noch für den zurückgebliebenen Juri, einer kündigte vage eine Adresse an: Sie könne nicht recht Fuß fassen in diesen Deutschlandländern. Im Süden Afrikas gibt es einen Großvater und vielleicht auch Heimat.

Wie eine heutige Story von Odysseus mutet mich an, was dann passierte. Zwanzig Jahre nach jenem Abschied fährt ein Mann, Schriftsteller inzwischen und Seemann, aber Betroffener noch immer, mit seinem Schiff um Afrika herum, hat jene Adresse als festen Punkt auf seinem persönlichen Kompass und - was fast nicht zu glauben ist - er geht, wo er meint, dass es sein könnte, an Land, mietet einen Jeep, sein Kapitän, ein Freund begleitet ihn, fährt vierzig Kilometer ins Land hinein, da soll es deutsche Siedler geben und - findet wahrhaftig Haus und Familie seiner Liebe. Sie selbst, inzwischen Biologin geworden, ist zu einem Kongress. Es gibt ein Festmahl, und der Ehemann, dem entdeckt wird, warum man gekommen ist, sagt: Das also sind Sie ...

Auch Juri Iwanow hat inzwischen eine Familie.

Es ist für mich die bewegendste Liebesgeschichte meiner Generation. Schreiben muss sie mein sowjetischer Kollege.

Wahrscheinlich vermochten es nur diese sehr Jungen, weniger verätzt vom Hass und Krieg zwischen ihren Vaterländern, sich zu diesem urmenschlichen Gefühl zu bekennen.

Eine Romeo-und-Julia-Geschichte in meiner Stadt, die nicht mehr die Meinige ist. Eine Geschichte aber, die mit Leben endet. Sie wies mir den Eingang zu Karalautschi.

Den Schlüssel dazu aber fand ich erst hinterm Polarkreis. So umständlich kann sich Geschichte von Geschichten tun. Dabei wollen letztere aber wuchern.

4. Kapitel

Karalautschi wieder und Ellachen und -

Heiligabend, nach dem Mittagessen.

Schwarzsauer hat es gegeben, meine Mutter musste wie üblich tadeln, ich äße mit langen Zähnen.

Ich kämpfte wirklich mit den schwärzlich geronnenen Blutflocken um den grauen, runzligen Gänseflügel, der mir zugeteilt worden war. Die Tatsache dieses Tages ließ es mich schaffen. Sie bekämen es fertig, mich sogar heute vor der grässlichen Suppe bis zum Abend sitzen zu lassen.

So stand unserm Aufbruch nichts mehr im Wege. Edith, Martha, Gerda oder wen wir gerade hatten, durfte an diesem Tag Angehörige besuchen, wir, die Eltern und ich, gingen zur Großmutter.

Und da die Zeit durch meine Sampelei, wie meine Mutter feststellte, ziemlich vorgerückt war, wurde zu meiner Erleichterung beschlossen, wenigstens eine Tour zu fahren.

Wir gingen auf unserer Straßenseite an den vier Häusern bis zur Tragheimer Kirche entlang, überquerten die Fahrbahn zur Hohenzollernstraße hin, liefen den sanft gebogenen Straßenschlauch hoch bis zum Steindamm, bogen linker Hand um die Ecke, um dort auf eine der beiden möglichen Straßenbahnen zu warten. Die Angriffe vierundvierzig würden in der langen Hohenzollernstraße nicht ein Haus heil lassen, der Brandgeruch haftete bis zu unseren Fortgehen im Januar fünfundvierzig in den Mauerresten, wie in fast allen Straßen der Stadt. Unzählige Aufschriften fragten nach verlorenen Verwandten.

So klein waren die verkohlten Leichen, sagten Überlebende und umrissen mit den Händen den Umfang eines Brotes. Ich war in den Ruinen herumgeklettert, voll Furcht und Neugier, auf solche Leichenbrote zu stoßen.

Bis die Bahn heranzuckelte, liebäugelte ich mit den Süßigkeiten im Schaufenster von Kaisers Kaffeegeschäft oder starrte voll Widerwillen auf die rosafarbenen Krabben im Fischladen daneben, die mich an dicke Würmer erinnerten. Während all der Zeit und weiter in der Straßenbahn zupfte meine Mutter an mir herum. Da hatten meine Strümpfe Röllchen, ein goldfarbener Knopf mit Anker war womöglich am Matrosenmantel verloren gegangen, und man hatte es zu Hause nicht bemerkt, ein Zopf löste sich oder ein Band der Matrosenmütze, die mit der Inschrift »Schlachtschiff Gneisenau« gezeichnet war, musste aus dem Mantelkragen gezogen werden. Schlimmer war, meine Mutter spuckte aufs Taschentuch, um irgendwelche dunklen Spuren aus meinem Gesicht zu rubbeln. Dazwischen meines Vaters Belehrung: Grade, Mädel, Schultern zurück! Lächle, leg die Stirn nicht so in Falten! Aber es konnte auch sein, dass er mich mit Multiplikationsaufgaben oder Geschichtszahlen examinierte.

Sicher übertreib ich, was diesen weihnachtlichen Weg betrifft, vielleicht blieb es diesmal bei einem: Steh auf Kind, lass den alten Herrn sitzen.

Die elterlichen Spaziergänge meiner Kindheit werfen ihre Schatten bis in mein Heute. Nur mit innerer Rebellion vermag ich am Arm meines Mannes durch sonntägliche Straßen oder Parks zu flanieren. Meine Söhne allerdings hatten ihren Nutzen aus meiner Übererziehung.

Die zweite Haltestelle nach unserer war der Nordbahnhof, jener, den ich liebte, von hier aus konnte man in einer halben bis vollen Stunde verschiedene Ostseebäder erreichen. Meist hatten wir uns von Mai bis August irgendwo eingemietet, und ich war täglich zur Schule gefahren.

Träumte ich in vergangenen Jahren von Heimat und Kindsein, fand ich mich oft auf irgendeinem Weg in Cranz wieder, dem größten der Bäder, wusste, jetzt musste doch gleich ... Strand, Promenade, Düne, Meer, eine bestimmte Straße kommen, bog um eine Ecke ... alles war anders, unbekannt. Das quälte noch beim Erwachen.

Juri Iwanow erzählte, die Ostseebäder hätten sich am wenigsten verändert. Dahin fahre ich Sie, wenn Sie kommen, hatte er versprochen.

Nach dem Nordbahnhof fuhr die Bahn entweder die Hufenallee entlang, am Tiergarten vorbei. Oder um das Polizeipräsidium durch die Beethovenstraße. Letztere Strecke fuhr ich lieber; bis zur entsprechenden Station waren von der Großmutter nur zwei Minuten zu laufen; bis zur anderen waren es zehn.

Das Haus Ziethenstraße achtzehn, ein Doppelhaus übrigens, gehörte der Tante oder dem kriegsversehrten Onkel, aber das erfuhr ich erst Jahre danach. Parterre links wohnte das Nörchen, ein von mir bewundertes lockiges Wesen. Aus einem Handarbeitsladen im Nebenhaus kam das dicke Mariechen. Mit beiden spielte ich in Tante Ellas Sommergarten.