Suche Wohnung für mich und meine Möpse - Leonie Haug - E-Book

Suche Wohnung für mich und meine Möpse E-Book

Leonie Haug

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Beschreibung

Wohnst du schon? Oder lässt du dich noch von Maklern verarschen?

Massenbesichtigungstermine, finstere Löcher zu Wucherpreisen, unverschämte Ablöseforderungen, horrende Maklerprovisionen, renovierungsbedürftige Bruchbuden: Wer eine Wohnung sucht, kann was erzählen – aber selten Positives. Doch Humor ist, wenn man trotzdem lacht: Leonie Haug hat die unverschämtesten, nervigsten, aber auch die schönsten und sogar romantischsten Wohnungssuch-Erlebnisse gesammelt. Nie wurde drastischer, realitätsnaher und saukomischer über die Wohnsituation in Deutschland geschrieben.

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Seitenzahl: 250

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Buch

Wohnst du schon oder suchst du noch? Die Wohnraumknappheit in Großstädten ist sprichwörtlich – und sie treibt absurde Blüten. Wer heute in einer großen deutschen Stadt wie München, Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt oder Stuttgart auf Wohnungssuche geht, der kann was erzählen. Und selten Positives.

Massenbesichtigungstermine, finstere Löcher zu Wucherpreisen, unverschämte Ablöseforderungen, horrende Maklerprovisionen, renovierungsbedürftige Bruchbuden sind da noch das Geringste – und am Ende muss man froh sein, wenn man seine Unterschrift unter einen Mietvertrag setzen darf, mit dem man förmlich seine Seele verkauft.

Mit spitzer Feder bringt Leonie Haug kuriose, unverschämte, aber auch spannende, schöne und sogar romantische Wohnungssuch-Erlebnisse aufs Papier und zeichnet ein drastisches, realitätsnahes Bild von der Wohnsituation in Deutschland.

Autorin

Leonie Haug ist das Pseudonym einer erfolgreichen Münchner Autorin, die seit über zehn Jahren Sachbücher und Romane veröffentlicht. Sie ist bekannt für ihren humorvollen Ton, mit dem sie die verschiedensten Themen auf den Punkt bringt. Der harte Kampf um eine bezahlbare Mietwohnung in München, in den sie sich voller Elan und (vermeintlich) gut bewaffnet stürzte, hat sie zu diesem Buch inspiriert.

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1. Auflage

Originalausgabe Oktober 2015 bei Blanvalet, München,einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbHCopyright © 2015 by Verlagsgruppe Random House GmbH, MünchenUmschlaggestaltung: semper smile, MünchenUmschlagmotiv: © Shutterstock/Maaike BootRedaktion: Lisa Bitzerwr ∙ Herstellung: samSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN: 978-3-641-15910-8www.blanvalet.de

Inhalt

Verzweiflung ist, wenn man trotzdem mietet Vorwort

Der Kampf um jeden Quadratmeter Was Mieter so erleben

Holen, was zu holen ist Was Makler so alles draufhaben

Mein Kühlschrankfach, dein Kühlschrankfach Was Mitbewohner so für Ideen haben

DANKE!

ANHANG

Verzweiflung ist, wenn man trotzdem mietet Vorwort

»Hamburg ist eine Katastrophe«, war das Erste, was die fünfunddreißigjährige Bibliothekarin Annett zu mir sagte, als ich sie für dieses Buchprojekt zum Interview traf.

Nun könnte man »Hamburg« derzeit durch jede andere deutsche Großstadt (und sicher so manche Klein- oder Studentenstadt) ersetzen, und der Satz wäre immer noch genauso richtig. Die Lage auf dem städtischen Wohnungsmarkt ist nach wie vor katastrophal, und es sieht nicht aus, als würde sich, trotz Mietpreisbremse und anderer Maßnahmen, in absehbarer Zeit etwas daran ändern.

Einerseits kann man jene (na ja, zumindest manche) Vermieter verstehen, die einen Makler beauftragen oder die Miete so hoch ansetzen, dass sie sich kein Normalsterblicher mehr leisten kann. Wem schon einmal ein Mietnomade die als Kapitalanlage fürs Alter gedachte Wohnung komplett verwüstet hat, ohne auch nur einen Cent Miete zu zahlen, der wird beim nächsten Mal sicher ganz genau hingucken wollen, wen er sich ins Haus holt. Besonders wenn man in der komfortablen Lage ist, unter einer großen Zahl an Bewerbern aussuchen zu können. Nicht wenige entscheiden sich dann für den solventesten und damit in ihren Augen »besten« Mieter. Ausländer, Hartz-IV-Empfänger und Studenten bleiben dabei in aller Regel genauso außen vor wie kinderreiche Familien, Rentner und Haustierbesitzer. Manche Vermieter lassen ihre Wohnung sogar lieber leer stehen, als sie einem der hier Aufgezählten zu überlassen. Aber das sind zum Glück Einzelfälle.

Auf dem Land und in strukturschwachen Regionen sind dagegen etliche Wohnungen nicht vermietet – unfreiwillig. Während die Vermieter dort dankbar für jeden Interessenten sind und zum Teil sogar ein bis zwei Monate Mietfreiheit garantieren, damit jemand einzieht, ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt in vielen deutschen Städten so angespannt wie nie. Günstiger Wohnraum ist ein mehr als knappes Gut und daher heiß umkämpft, weshalb die Suche nach bezahlbaren vier Wänden nicht selten in ein Drama mit kriegsähnlichen Zuständen ausartet. Ein jeder, der eine Wohnung braucht, kämpft mit harten Bandagen und versucht sich mit allerlei legalen – und immer öfter auch illegalen – Tricks einen Vorteil zu verschaffen.

Gut für die meisten Vermieter und Makler, die von der Misere der Wohnungssuchenden profitieren und von denen sich manche ohne Skrupel die Taschen vollmachen, sei es durch astronomische Mieterhöhungen, sei es durch unerlaubte Provisionsmodelle. Dem wurde inzwischen ein Riegel vorgeschoben, und zwar mit dem Gesetz zur Regelung von Mieterhöhungen, das am 1. Juni 2015 in Kraft getreten ist. Seit diesem Stichtag darf bei Neuvermietung in »Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt« die Miete nur noch maximal zehn Prozent höher liegen als die örtliche Vergleichsmiete. Einzige Ausnahmen: Neubauten und modernisierte Wohnungen. Darüber hinaus gilt für Makler das Bestellerprinzip, nach dem derjenige die Courtage übernimmt, der den Vermittler beauftragt hat.

Noch ist die Situation aber schlecht für die meisten Mieter, die sich um die Wohnungen prügeln und dabei zum Teil Unglaubliches erleben. Von Massenbesichtigungen mit bis zu hundert Teilnehmern über völlig heruntergekommene Buden und unverschämte Ablöseforderungen, Selbstauskunftsbögen, in denen man Informationen über sich preisgeben muss, die niemand freiwillig auf Facebook posten würde, unmöglichen Mitbewohnern, WG-Castings, gegen die Reality-Shows im Fernsehen wie harmlose Partyspiele aussehen, bis hin zu dreisten Maklern, die ihre Provision fürs Nichtstun einstreichen – fast jeder, der schon mal eine Wohnung gesucht hat, kann bei diesem Thema mitreden und hat eine ähnliche oder vergleichbare Geschichte zu erzählen.

In diesem Buch sind die drastischsten, widerlichsten, nervigsten, unverschämtesten, dreistesten, aber auch lustigsten, schrägsten und sogar romantischsten Erlebnisse rund um die Wohnungssuche versammelt. Die Schilderungen sollen keineswegs in Makler- oder Vermieter-Bashing ausarten, aber auch nichts beschönigen. Sie bilden lediglich die Realität ab und stellen einen Querschnitt durch das dar, was man heutzutage auf dem Mietmarkt so erlebt. Ich kann hier nur das wiedergeben, was die Menschen mir erzählt haben, und es überwiegen – wen wundert’s? – die Negativberichte. Dennoch soll hier gewiss nicht verallgemeinert oder pauschal geurteilt noch von Einzelfällen auf die Allgemeinheit geschlossen werden, und schon gar nicht soll der Unterhaltungswert zu kurz kommen.

In diesem Sinne viel Freude mit den »Möpsen« wünscht

Leonie Haug

Sonntag, 03. März – Tag 1

Status quo

Wunsch: 3 Zimmer ab 75 qm von privat (provisionsfrei!), kein EG, cooles Stadtviertel, Wohnküche, Etagenheizung, modernes Tageslichtbad inkl. Wanne, Südbalkon, großer Keller, separater Wasch- und Trockenraum, Tiefgaragenstellplatz und nette Nachbarn

Budget: 1200 € Warmmiete

Angerufene Makler: 0 (!!!)

Erhaltene Absagen: 0

Neue Angebote per Mail: 4

Besichtigungen: 2

Grad der Verzweiflung: 0 von 10

Euphorie: 300

Eine schöne, halbwegs günstige Wohnung, am liebsten in Haidhausen oder Neuhausen, notfalls auch im Westend oder in Giesing – das müsste doch zu schaffen sein, denke ich optimistisch.

Zuversichtlich male ich mir aus, wie ich meine Traumwohnung (für weniger tue ich mir den aufwendigen Umzug selbstverständlich nicht an) einrichte und mir auf meinem Balkon die Sonne auf den Bauch scheinen lasse. Klar, ich wohne in München, der »Weltstadt mit Herz«, in der es nicht nur mir gefällt, sondern auch ganz vielen anderen Menschen, die ebenfalls alle eine Wohnung brauchen. Das ist der Grund, weshalb diese Stadt zur teuersten in ganz Deutschland avanciert ist und die Mieten zum Teil in astronomische Höhen geklettert sind. Aber das klappt schon. Positiv denken! Immerhin habe ich keine lärmintensiven Kinder, Haustiere oder Feierabendbeschäftigungen, dafür aber einen festen Job und ein Gehalt, das sich durchaus sehen lassen kann. Für Vermieter also nicht ganz unattraktiv – abgesehen von meiner gewinnenden Art und meinem charmanten Lächeln, das immer und überall gut ankommt. Gut, ich habe noch dazu zwei Möpse – aber die haben andere Frauen auch.

Außerdem kommt’s auf den persönlichen Einsatz an. Ich bin durchaus bereit, einen Großteil meiner Freizeit in die Wohnungssuche zu investieren. Und ich habe mir ein paar tolle Dinge ausgedacht, auf die hoffentlich nicht jeder kommt. Einem Makler werde ich jedenfalls kein Geld in den Rachen werfen, so viel steht schon mal fest.

Um warm zu werden, sammele ich sämtliche verfügbaren Wochenblättchen ein, lege Profile auf allen relevanten Internetportalen an und bombardiere meinen kompletten Mail-Verteiler mit einer Leonie-sucht-neue-Bleibe-Mail. Dazu ein echt witziger Facebook-Post, ein Instagram-Foto mit meiner selbst gezeichneten Traumwohnung und ein Tweet, der sich gewaschen hat. Wenn das für die Anlaufphase nicht reicht, dann weiß ich’s auch nicht.

So, Leute, ihr könnt euch bei mir melden. Ich bin bereit für meine neue Traumwohnung.

Der Kampf um jeden Quadratmeter Was Mieter so erleben

Erziehung falsch verstanden

Nach meiner Ausbildung zur Erzieherin in der bayerischen Provinz wurde es mir zu eng bei meinen Eltern, und ich entschloss mich, in die nächstgrößere Stadt, nach Regensburg, zu ziehen, um eine Weiterbildung zu machen. München war damals schon sehr teuer und mir außerdem zu groß, in Regensburg gab es wegen der Uni viele junge Leute, und die Stadt gefiel mir schon lange.

Ich besorgte mir also drei verschiedene Zeitungen und sah die Anzeigen durch – das Internet gab es erst seit Kurzem, und Wohnungssuchportale mussten wie so vieles andere erst noch erfunden werden. Da nichts dabei war, was mir zusagte, gab ich schließlich selbst eine kleine Annonce auf. Ich hielt den Text relativ kurz, damit das Ganze nicht zu teuer wurde. »Erzieherin (22) sucht Einzimmerwohnung mit Balkon im Westenviertel, Innenstadt oder Stadtamhof bis 300 Mark warm«, lautete der Text, dahinter stand die Telefonnummer meiner Eltern.

Die Anzeige erschien an einem Samstag in der Süddeutschen. Ich hatte von Freitag auf Samstag bei einer Freundin übernachtet, und als ich gegen Mittag nach Hause kam, öffnete mir meine Mutter kreidebleich die Tür.

»Ist was mit Papa?«, fragte ich sofort.

Doch der kam in diesem Moment aus dem Wohnzimmer und meinte: »Wir müssen dringend mit dir reden!«

Die beiden führten mich zum Anrufbeantworter und spielten mir eine Nachricht nach der anderen vor, die mich immer blasser werden ließen. Bald sah ich ähnlich fahl aus wie meine Mutter.

»Seit gestern Abend um acht geht das jetzt schon so«, schimpfte mein Vater, und wie zum Beweis klingelte in jenem Augenblick das Telefon.

Zu dritt hörten wir zu, wie eine männliche Stimme aufs Band sprach: »Sie sind also Erzieherin, soso … Sie verstehen sich aufs Züchtigen, ja? Haben Sie denn auch eine Peitsche? Ich mag’s, wenn man mich für meine kleinen Sünden hart bestraft.« Der Anrufer stöhnte, dann hinterließ er eine Nummer und legte auf.

Seit dem gestrigen Abend hatten insgesamt dreißig Leute angerufen, ausschließlich Männer. Sie hatten meiner Mutter ins Ohr gestöhnt, ihr dezente, aber auch sehr eindeutige Sexangebote gemacht, sie beschimpft, um Strafe und vieles Unaussprechliches mehr gebettelt. Irgendwann war nur noch mein Vater rangegangen, der sich anhören durfte, dass er eine sehr tiefe Stimme für eine Domina habe.

Meine Eltern ließen das Telefon zwei Tage lang durchklingeln, dann war der Spuk zum Glück vorbei. Am Montag ging mein Vater los und kaufte eine Trillerpfeife, die jedoch nicht mehr zum Einsatz kam.

Eine Wohnung in Regensburg habe ich damals schließlich über eine Bekannte gefunden – die hätte ich wahrscheinlich gleich fragen sollen.

Eine Erzieherin aus der Oberpfalz

Wo die Sonne immer scheint

Meine Firma ermöglichte mir, für ein halbes Jahr nach Spanien zu gehen, und zwar nach Málaga in Andalusien. Mein Arbeitgeber würde nicht nur sämtliche Kosten für die Wohnung übernehmen, sondern zahlte mir auch die Flüge sowie den ersten Aufenthalt bei der Suche. Im Gegenzug musste ich mich selbst um eine Unterkunft kümmern.

Voller Elan stieg ich an einem Wochenende im Oktober in den Flieger, vier Besichtigungstermine für Wohnungen in der verwinkelten Altstadt in Aussicht. Die ersten drei waren nichts, die vierte gefiel mir ganz gut. Nur nach der Heizung hielt ich vergeblich Ausschau.

»Haben Sie hier Fußbodenheizung?«, fragte ich hoffnungsvoll, obwohl die Wohnung technisch alles andere als auf dem neuesten Stand war.

»Nein, wo denken Sie hin!«, lautete die Antwort.

»Wie heizt man denn dann hier?«, hakte ich nach. Schließlich wusste ich, dass es im Winter an der Costa del Sol auch schon mal unter zehn Grad hat.

Die Vermieterin schien meine Sorgen nicht nachvollziehen zu können. »Och, bei uns scheint fast immer die Sonne«, meinte sie gelassen. »Da wird’s einem nicht so kalt. Und falls doch, können Sie ja in eine Bodega gehen und sich bei einem Glas Rioja aufwärmen. Das ist eh geselliger, und Sie müssen doch Spanisch lernen.«

Stolz auf ihren tollen Einfall sah sie mich an. Und konnte gar nicht verstehen, dass mich ihr Vorschlag absolut kaltließ.

Luisa aus Mannheim

Du auch hier?

Ich stehe gerade bei einer Wohnungsbesichtigung in der Küche und überlege, wie mein achtundsechzigteiliges Arzberg-Geschirr in die zwei Minihängeschränke passen soll, da tippt mir jemand auf die Schulter.

»Kennen wir uns nicht?«

Ich fahre herum, mustere die gut eins siebzig große, attraktive Blondine und überlege. »Kann sein«, antworte ich, während mein Hirn auf Hochtouren läuft.

»Ich weiß gerade auch nicht, von wo.« Sie lächelt. »Aber ich komme bestimmt gleich drauf.«

»Entschuldigung, kann ich da auch mal hin? Ihr seid nicht die Einzigen«, motzt uns ein Typ mit Nerd-Brille an und quetscht sich an mir vorbei.

Es ist wirklich sehr eng hier, mit gut fünfzig Leuten, die der Makler alle in einem Aufwasch durch die Eineinhalbzimmerwohnung schleust. Trotzdem muss man nicht so einen Affentanz veranstalten.

»Unsympath«, zische ich und schiebe mich weiter ins Wohn-Schlaf-Zimmer, in dem es zugeht wie in einem Ameisenhaufen.

Nicht mal mit der Fantasie meines Lieblingsautors Terry Pratchett könnte ich mir ausmalen, wie meine Möbel in den nahezu quadratischen Raum passen sollen. Man kann ja nicht mal die Ecken sehen vor lauter ach so interessierten Menschen, die um den dauergrinsenden Makler herumschwirren und vor ihm katzbuckeln. Echt widerlich!

»Ich hab’s!«, ruft die Blondine neben mir und reißt mich aus meinen Gedanken. »Du bist doch die Ex vom Flo.«

BAMM!

Noch widerlicher. An Flo hab ich seit Jahren nicht gedacht. Aus gutem Grund. Der hat mich damals sitzenlassen wegen so einer dämlichen …

Moment mal!

»Aber du bist nicht etwa …«, setze ich an, komme allerdings nicht weit.

»Doch. Ich bin Sandra, inzwischen ebenfalls Ex.«

Sie strahlt mich an, als würde uns das automatisch zu besten Freundinnen machen – nur weil wir uns mal den gleichen Mann geteilt haben. Unwissentlich, zumindest von meiner Seite.

»Flo ist echt der letzte Arsch, der hat mich doch glatt …«

»Wegen ’ner anderen sitzenlassen?«, vollende ich den Satz, und urplötzlich macht mein Grinsen dem des Maklers Konkurrenz.

Damit sind wir nun doch Verbündete und überlassen die schlecht renovierte Bude dem unsympathischen Nerd und all den anderen Witzfiguren, die dem Makler dafür ein Stück den Enddarm raufkriechen werden. Wir verbringen die Zeit sinnvoller und gehen stattdessen einen Kaffee trinken.

Anna aus Bielefeld

Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt …

Unsere Dreizimmerwohnung war zu eng für uns und die beiden Kinder geworden, und wir wollten ein Reihenhäuschen für unsere kleine Familie mieten. Unverschämterweise mit einem Gartenanteil, der etwas größer ist als ein Saunatuch. Nach fast zweijähriger vergeblicher Suche per Makler, Internet und Mund-zu-Mund-Propaganda kam mein Mann auf eine tolle Idee. Er verfasste einen Steckbrief, in dem er uns vorstellte, packte die zwei schönsten Familienfotos dazu und druckte das Ganze gut fünfzigmal aus. Die nächsten vier Wochenenden liefen wir durch jene Straßen, in denen wir gern wohnen wollten, und warfen unsere »Werbung« in die Briefkästen. Tatsächlich meldete sich daraufhin eine ältere Dame bei uns, die nun seit einem halben Jahr unsere neue Vermieterin ist.

Anne aus Freising

Nix wie weg

Als ich letztes Jahr eine neue Wohnung suchte, war ich erst genervt, als ich hörte, dass es einer von diesen Massenbesichtigungsterminen sein würde. Im Nachhinein bin ich aber heilfroh drum.

Die Haustür stand sperrangelweit offen, und im zweiten Stock gaben sich die Leute die Klinke in die Hand, weshalb ich nicht klingeln musste. Ich begrüßte den Makler und wollte gerade das Bad inspizieren, da hörte ich eine mir bekannte Stimme und linste um die Ecke. Stand da doch tatsächlich mein miesester One-Night-Stand aller Zeiten und erklärte einem Typen, wie viel Ablöse er für seine Waschmaschine haben wollte!

Ich glaube, ich bin noch nie im Leben so schnell eine Treppe runtergelaufen wie an dem Nachmittag.

Sabine aus Krefeld

Dann lieber Platte

»Und wie oft gehen Sie so pro Tag zur Toilette?«

Ich glaub, ich hab mich verhört!

»Wat?« Die Kinnlade klappt mir runter.

Mein Gegenüber bleibt unbeeindruckt und wiederholt die bodenlose Unverschämtheit sogar noch mal.

»Na, wie viele Toilettengänge Sie pro Tag so machen. Und wie oft Sie duschen, wäre auch wichtig zu wissen. Das wirkt sich schließlich auf den Wasserverbrauch aus«, erklärt mir der Vermieter, ohne mit der Wimper zu zucken.

»Und bei mir wirkt sich dat auf die Laune aus! Komm, Clayd, wir sind hier falsch«, sag ich zu meinem Hund und lass den Kerl stehen.

Ich möchte wirklich dringend aus meiner Wohnung raus, aber alles lasse ich mir auch nicht gefallen, da mach ich lieber wieder Platte. Damals, als ich für ein Jahr auf dem Friedhof gelebt hab, war ich wenigstens frei. Nach insgesamt fünf Jahren unter freiem Himmel hab ich zwar seit 2011 wieder ein Dach über dem Kopf, aber damit haben die Probleme erst angefangen. Inzwischen bereue ich meine Entscheidung – wäre ich lieber mal obdachlos geblieben! Aber das geht ja leider nicht mehr, der Gesundheit wegen.

Mit Wohnung hab ich mehr Probleme als ohne. Es bedeutet viel mehr Stress – und weniger Geld. Als Wohnungsloser hat man die gleichen Hartz-IV-Bezüge wie mit Mietvertrag. Zwar zahlt das Amt die Miete, aber mein Warmwasser läuft über Strom – ganz schön teuer, und das muss ich selbst zahlen. Dazu GEZ und was weiß ich noch alles, das kriegt man irgendwann nicht mehr auf die Kette.

Zu allem Überfluss hab ich einen Lungenschaden und komme die Treppe bis zu mir in den dritten Stock nicht mehr hoch. Ich muss also dringend hier weg. Ich fühl mich in dem Haus sowieso nicht wohl. Im Treppenhaus fällt der Putz von den Wänden, die Nachbarn sammeln ihren Müll im Flur, es gibt Ungeziefer, und wenn’s regnet, steht der Keller voller Wasser.

Als Straßenverkäuferin vom Draußenseiter, dem Kölner Obdachlosenmagazin, verdiene ich mir zwar was dazu, aber es reicht hinten und vorn nicht. Und dann gibt’s da noch Clayd den Rumänen, mein Ein und Alles. Der kostet natürlich auch Geld, vor allem seit er krank ist und Spezialfutter braucht. Aber das ist mir egal. Lieber ess ich nix, als dass ich ihn hungern lasse.

Der Schäferhund-Collie-Husky-Mischling ist drei Jahre alt, gut zwanzig Kilo schwer und fünfundfünfzig Zentimeter groß. Damit ist er kein Kleintier, das der Vermieter dulden muss, und deshalb oft nicht gern gesehen. Mit Hund hat man sowieso schlechte Karten, egal wie groß er ist. Es könnten sich ja die Nachbarn beschweren – über den Dreck oder den Lärm. Die meisten Vermieter sagen deshalb gleich Nein. Dabei würd ich niemals meinen Hund gegen eine Wohnung eintauschen. Mein Clayd wird nicht abgeschafft. Der bleibt bei mir. Schluss, aus, Micky Maus!

Ich weiß, meine Chancen auf ’ne schöne Wohnung waren noch nie gut. Nicht nur wegen Clayd. Nicht nur wegen meiner Vorgeschichte, die ganz bestimmt nicht klingt wie aus dem Bilderbuch. Sondern auch weil die Vorgaben vom Amt echt realitätsfremd sind. Als Alleinstehende stehen mir höchstens fünfzig Quadratmeter zu, die nicht mehr als vierhundert Euro kosten dürfen – mit Nebenkosten. Und das in Köln. In der Preisklasse gibt’s nix. Ich hab zwar ’nen Wohnberechtigungsschein, aber der hilft mir auch nicht weiter. Wenn die Wohnungsbaugesellschaften ihre Listen nicht ohnehin zugemacht haben, gibt es Wartezeiten von fünf Jahren und mehr. Vielleicht leb ich bis dahin ja gar nicht mehr.

Aber in Beton eingesperrt zu sein find ich sowieso irgendwie menschenunwürdig, das macht für mich keinen Sinn. Deswegen ist das Thema Wohnung für mich abgehakt. Wenn man einmal draußen gelebt hat, hält man das nicht so gut aus, das Leben im Schuhkarton. Daher bin ich auf der Suche nach ’nem Wohnwagen, ’nem Container oder ’nem Bauern, der mir seine Wiese zur Verfügung stellt. Da kann ich dann wenigstens so oft aufs Klo gehen, wie ich will, und muss niemandem Rechenschaft darüber ablegen.

Kölsche Linda mit Clayd, Köln

Schon gewusst? Die häufigsten Miet-Irrtümer und was tatsächlich Sache ist

Nicht immer ist das, was Ihr Vermieter behauptet, auch wahr. Schon so manches Gerücht, das in aller Munde ist, hat sich hinterher als falsch herausgestellt, und auch der eine oder andere Paragraph, der sich in fast jedem Mietvertrag findet, ist nichtig. Wer seine Rechte als Mieter nicht genau kennt, zahlt häufig unnötig drauf.

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Gerücht: Nach 22:00 Uhr darf man nicht mehr duschen.

Wahrheit: Falsch! Ein im Mietvertrag festgeschriebenes Nachtduschverbot ist ungültig. Hierzulande darf jeder baden und duschen, wann er will – auch mitten in der Nacht. Nur eines ist zu beachten und inzwischen sogar per Gerichtsentscheid geregelt: Aus Rücksichtnahme auf die Nachbarn sollte man das Wasser nach 22.00 Uhr höchstens dreißig Minuten laufen lassen.

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Gerücht: Steht eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus leer, darf der Vermieter eventuell entstehende Kosten auf die anderen Mieter umlegen.

Wahrheit: Falsch! Selbst wenn die Wohnung ein ganzes Jahr lang unvermietet bleibt, ist es dem Vermieter nicht erlaubt, die Betriebskosten für Wasser, Abwasser, Müllabfuhr, Strom, Hausbeleuchtung und Aufzug den anderen Mietern in Rechnung zu stellen.

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Gerücht: Der Vermieter darf die Kaution nach eigenem Dafürhalten behalten.

Wahrheit: Falsch! In diesem Fall kann im Mietvertrag stehen, was will – derartige Klauseln sind nicht rechtskräftig. Sofern im Übergabeprotokoll beim Auszug keine Schäden festgehalten werden, für deren Behebung der Mieter aufkommen muss, und sämtlicheNebenkosten bezahlt sind, ist der Vermieter verpflichtet, die Kaution samt Zinsen ohne Wenn und Aber innerhalb von sechs Monaten zurückzuzahlen.

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Gerücht: Die Maklerprovision muss man immer zahlen.

Wahrheit: Falsch! Grundsätzlich müssen Sie keine Provision bezahlen, wenn Sie z. B. über den Vormieter an eine Wohnung kommen und bei der Vertragsunterzeichnung dann auf einmal ein Makler dabei ist, der die Hand aufhält. Genauso wenig darf der Vormieter eine Vermittlungsprovision von Ihnen verlangen. Zahlen müssen Sie den Makler nur, wenn Sie eine sogenannte Maklervereinbarung unterschrieben haben. Die Krux bei der Sache: Wer sich weigert, hat in der Regel keine guten Karten.

Weitere Infos hierzu auch unter → Vorsicht, Falle!

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Gerücht: Die Waschküche zählt zur Wohnfläche dazu.

Wahrheit: Falsch! Im Gegensatz zu einem Balkon oder einer Terrasse, die mit der halben Quadratmeterzahl in die Berechnung der Wohnfläche einfließen, ist dies bei Räumen, die außerhalb der Mietwohnung liegen, nicht erlaubt. Im Mietvertrag sollten also weder das Kellerabteil noch der Tiefgaragenstellplatz oder ein Wasch- bzw. Trockenraum in der Gesamtquadratmeteranzahl zu finden sein. Falls doch, so ist dies unzulässig.

Die perfekte Performance

Ich komme gerade mal wieder von einem Besichtigungstermin, da läuft in der Nähe vom Sendlinger Tor ein Typ mit blondem Wuschelkopf und riesigen roten Kopfhörern auf mich zu. Im Vorbeigehen denke ich noch, der sieht ein bisschen aus wie Jens, den ich aus meiner Schulzeit in Mainz kenne.

Keine drei Meter weiter ruft jemand meinen Namen, und ich drehe mich um.

»Lena, bist du das?«, fragt er, und damit ist alles klar.

»Hey, Jens, wie cool ist das denn? Was machst du hier in München?«

»Hab ’nen Job gefunden bei BMW und brauche jetzt ’ne Wohnung. Bock auf ’nen Kaffee?«

»Klar!«

Wir gehen in die nächstbeste Kaffeebar, und nachdem wir uns die letzten sieben Jahre aus unserem Leben im Schnelldurchlauf erzählt haben, kommen wir auf das Thema »München und freie Wohnungen« zu sprechen. Wir sind uns einig, dass es in dieser Stadt so gut wie unmöglich ist, etwas Ordentliches zu finden. Beide würden wir am liebsten in eine WG ziehen, doch die meisten Vermieter bekommen allein bei dem Wort eine Mehrfachallergie.

»Also dann«, verabschiede ich mich nach über zwei Stunden, »wenn du was hörst, meldest du dich bei mir und umgekehrt genauso.«

»Alles klar, viel Glück.«

Eine Woche später entdecke ich eine Anzeige im Internet, die absolut super klingt. Nur leider hat sie einen riesengroßen Haken, denn es steht ausdrücklich dabei: »Keine WGs!« Allein kann ich mir die Wohnung beim besten Willen nicht leisten, und während ich noch überlege, wo ich so kurzfristig einen Scheich zum Heiraten herbekommen soll, kommt mir eine ganz andere Idee. Ich rufe Jens an.

»Klar, das machen wir«, sagt er begeistert, als ich ihm meinen Vorschlag unterbreite.

Prompt bekommen wir einen Besichtigungstermin und sehen uns in den drei Tagen bis dorthin täglich – um uns näher kennenzulernen. Wir haben nämlich beschlossen, uns als Paar auszugeben, und müssen üben.

»Wie viele Geschwister hast du noch mal?«, frage ich. »Und wie heißt deine älteste Schwester?«

Dann er: »Deine Mutter war Hausfrau, oder? Und dein Vater Architekt? Oder Bauingenieur? Wie war das noch mal? Und leben deine Großeltern eigentlich noch?«

»Schläfst du lieber bei offenem oder geschlossenem Fenster?«

So geht es drei Abende lang, und am Ende haben wir vergessen, wie wir heißen. Dafür wissen wir aber alles vom anderen. Bestens vorbereitet gehen wir zu dem Besichtigungstermin und geben alles. Wir waren wirklich gut und haben performed wie die Profis. Die Wohnung hat dann leider trotzdem jemand anders bekommen.

Lena aus München

Ein wenig stilles Örtchen

Als eingefleischter Fan von Rock am Ring bin ich einiges gewöhnt und echt flexibel, was das Duschen und die Toilettenbenutzung angeht. Und als Student kann man sich nun mal keine Luxusbude leisten – so viel ist auch klar. Trotzdem staune ich nicht schlecht, als ich eine Wohnung in der Nähe der Uni besichtige.

Die Gemeinschaftsdusche, die irgendein Hobbybastler auf halber Treppe in einer umfunktionierten Abstellkammer zusammengezimmert hat und die man sich mit den drei Mitmietern auf der Etage teilen soll, lasse ich mir ja noch gefallen. Nur die Toilette auf dem Balkon? Noch dazu von zwei Wohnungen zugänglich und auf beiden Seiten mit einem Riegel zu verschließen? Dass ich den winzigen unbeheizten Raum, der auf jeder Seite eine Tür hat, mit meinem direkten Nachbarn zusammen nutzen müsste, ist das Eine – und schlimm genug. Aber als der Vormieter mir erzählt, dass eben jener Nachbar ständig vergisst, die Tür auf meiner Seite des Balkons hinterher wieder freizugeben, ist die Entscheidung bei mir gefallen. Das kann ich echt nicht brauchen, dass ich nachts heimkomme und nicht aufs Klo kann, weil der Herr Nachbar mir im buchstäblichen Sinn den Riegel vorgeschoben hat.

Lars aus Lübeck

Tierische Bedrohung

Die beste Begründung, warum wir als Katzenbesitzer nicht für eine Wohnung infrage kommen, lautete: »Das geht nicht, wir müssen darauf achten, dass die Haussubstanz erhalten bleibt.«

Ist schon klar. Unser Stubentiger mit seinen gestutzten Krallen stellt für das »hochwertige Parkett« vom Restposten-Sonderverkauf beim Discounter eine echte Bedrohung dar.

Ruth aus Emden

Selbst ist die Frau

Ich wusste, dass es schwer werden würde, in München eine Wohnung zu finden, daher habe ich von Anfang an gleich alles probiert. Unter anderem bin ich gezielt durch die Straßen gestreift und habe in Häusern, die mir gefielen – ich wollte unbedingt im Altbau wohnen –, einfach geklingelt. Wenn man »Post!« in die Gegensprechanlage ruft, macht einem ja so gut wie immer jemand auf. Am Schwarzen Brett im Hausflur habe ich mir dann die Nummer der Hausverwaltung abgeschrieben und angerufen.

In neunzehn von zwanzig Fällen habe ich zwar eine Absage kassiert, aber einmal sagte die Dame am Telefon in breitestem Bayerisch zu mir: »In dem Haus hamma nix, aba Sie hamm a Glück. Mia hamm da no a anders Objekt, füa des i vor zehn Minut’n a Kündigung auf’n Disch kriagt hob. Wenn’S woin, kenna’S Eana de Wohnung oschaugn.«

Verstanden habe ich die Frau zwar kaum, aber das war wohl kein Hindernis. Es hat nämlich tatsächlich geklappt, ich lebe noch heute in der Wohnung.

Eine »Zugroaste« aus München

Tauschgeschäft

Warum nicht tauschen?, dachte ich, als ich mir nach der Trennung von meinem Mann eine neue Wohnung suchen musste. Er war schon ausgezogen, aber trotz Halbtagsjob und Unterhalt war die schöne Vierzimmerwohnung, in der wir die letzten Jahre gemeinsam gelebt hatten, zu teuer für mich. Zumal ich auch räumlich Abstand gewinnen wollte zu dem Beziehungschaos, das sich darin am Ende abgespielt hatte. Für mich und meine siebenjährige Tochter waren zwei Zimmer genug, eins für sie und ein Wohn-Schlaf-Zimmer für mich. Ich hatte da schon eine tolle Ausziehcouch im Auge, die würde mir reichen.

Da ich keine Lust auf Makler und Massenbesichtigungen hatte, machte ich ein paar schöne Fotos, schrieb einen netten Text, stellte beides auf tauschwohnung.com ein und wartete ab.

Es dauerte keine fünf Minuten, da kam auch schon die erste E-Mail. Ein junges Paar, das seit fast einem Jahr erfolglos suchte, schrieb mir eine geradezu verzweifelte Mail. Sie war schwanger mit Zwillingen, und der Geburtstermin rückte immer näher. Zu diesem Zeitpunkt hausten sie noch in seiner ehemaligen Studentenbude und wollten unbedingt vor der Niederkunft umziehen. Die junge Frau schilderte mir so lebhaft, wie gern sie ein Zimmer für ihre »beiden Mäuse« einrichten wolle, dass mir glatt die Tränen kamen.

Spontan rief ich die Handynummer an, die sie mir gemailt hatte, und wir waren uns sofort sympathisch. Gleich am nächsten Tag besichtigten wir gegenseitig unsere Wohnungen und besiegelten den Deal per Handschlag. Ungeachtet aller Kündigungsfristen konnten wir dank unserer netten Vermieter zum nächsten Monatsersten die Wohnungen tauschen. Wir einigten uns darauf, dass jeder seine neuen vier Wände selbst renoviert, und teilten uns sogar den Umzugswagen.

Seither sind anderthalb Jahre vergangen, wir sind inzwischen gut befreundet. Neulich fragten mich die beiden, ob ich Taufpatin von einem der Mädchen werden wolle. Na klar!

Helena aus Trier

Bürgschaft andersrum

Studenten haben bei der Wohnungssuche oft größere Chancen, wenn Sie dem Vermieter eine Elternbürgschaft vorlegen. Dass auch ältere Menschen ein unüberschaubares Risiko für Wohnungseigentümer darstellen, war mir nicht bewusst, bis ich selbst nach einer kleinen Parterrewohnung suchte, um mir das Treppensteigen zu ersparen.

Der Makler sagte zu mir: »Siebzig sind Sie? Oje! Haben Sie denn Kinder?«

»Ja, einen Sohn und eine Tochter«, erwiderte ich verdattert.

»Dann brauchen wir eine Bürgschaft, dass die sich um Sie kümmern und dafür sorgen, dass die Wohnung nicht verwahrlost, wenn Sie mal nicht mehr können.«

Der denkt ja weiter als ich, war mein erster Gedanke. Doch da mir das Apartment gut gefiel, ließ ich mich auf die seltsame Forderung ein. Tatsächlich bekam ich die Wohnung – dank meiner Kinder, die die Bürgschaft bereitwillig unterschrieben.

Helmut aus Kassel

Drei Brötchen und eine Wohnung, bitte!

Als Alleinerziehende mit Kind hat man bei der Wohnungssuche ähnlich große Chancen wie auf sechs Richtige mit Superzahl, also knapp eins zu vierzehn Millionen. Ich suche mittlerweile seit drei Jahren, und wenn das so weitergeht, ändert sich an unserer Lage nichts, bis meine Tochter Abitur hat und auszieht. Dann sieht’s vermutlich wieder besser aus.