Trickkiste Hundeerziehung - Katharina Schlegl-Kofler - E-Book

Trickkiste Hundeerziehung E-Book

Katharina Schlegl-Kofler

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Beschreibung

Ihr Vierbeiner macht, was er will? Sie sind genervt und verzweifelt? Ab sofort gibt es Hoffnung: mit dem Griff in die Trickkiste der Hundeerziehung. Die einzigartige Rezeptesammlung der erfahrenen und sehr erfolgreichen Hundetrainerin Katharina Schlegl-Kofler hat es in sich. Ihre wirkungsvollen, zum Teil verblüffend einfachen Tipps und Tricks unterstützen jeden Hundehalter bei der Erziehung seines Vierbeiners. So wird aus dem Tyrann ein liebenswerter Familienhund oder aus dem notorischen Tischbettler ein gesitteter Futternapf-Freak - und das Alles ohne Zwang für den Hund. Der GU Ratgeber Trickkiste Hundeerziehung greift die typischen Problembereiche auf, in denen Konflikte lauern, z. B. Miteinander im Freundeskreis oder von Hund zu Hund. Mit den richtigen Tipps können Sie den Alltag bald gelassener und fröhlicher meistern. Zusätzlich gibt es nützliches Basiswissen, z. B. wie der Hund lernt. Ungewöhnlich und modern gestaltet, ist das Buch auch ein schönes Geschenk für junge Hundehalter.

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Seitenzahl: 203

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VORWORT

Im Handumdrehen zum super Team

»HUNDEHALTER WERDENist nicht schwer, Hundehalter sein dagegen sehr« – dieses etwas abgewandelte Sprichwort kommt so manchem Besitzer eines Vierbeiners gelegentlich in den Sinn, wenn Bello mal wieder nicht kooperiert und so ganz andere Dinge macht, als man erwartet oder bisweilen auch gehofft hat. Doch das muss nicht sein, wenn Sie sich klarmachen, dass Bello ein Hund ist. Der Vierbeiner lebt in einer etwas anderen Welt, obwohl er sich so eng wie kein anderes Haustier an uns anschließt und wir sehr oft menschliche Züge in ihm zu erkennen glauben. Nicht selten interpretiert man in das Tun des Hundes das hinein, was man gerne sehen möchte. Und das ist dann häufig etwas ganz anderes, als sich der Vierbeiner dabei denkt.

Mit der richtigen Einstellung und weg von der Vermenschlichung ist Hundeerziehung kein Hexenwerk. Wenn Sie sich mit den eigenen Emotionen nicht selbst im Weg stehen, ist sie sogar ziemlich einfach. Doch »die« Hundeerziehung oder »die« Hundeerziehungsmethode gibt es nicht. Jeder Vierbeiner ist ein Individuum, jedes Mensch-Hund-Team anders. Und sowohl vier- als auch zweibeinige Persönlichkeiten lassen sich nicht komplett umkrempeln.

Deshalb finden Sie in diesem Buch keine Pauschalrezepte für die Erziehung Ihres vierbeinigen Lieblings, aber sehr viele nützliche Tipps. Wenn Sie dazu noch Ihr Bauchgefühl »sprechen« lassen und auch intuitiv reagieren, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Vielleicht finden Sie sich auch in einer der zahlreichen wahren Episoden wieder. Denn das sind keine seltenen Einzelfälle, sondern – wie soll ich sagen – gängige »Szenen« aus dem Zusammenleben von Zwei- und Vierbeinern.

Doch wie heißt es so schön: »Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.« Hat man eigene Fehler erst einmal realisiert, zeigt oft schon eine kleine Änderung des eigenen Verhaltens bei Bello große Wirkung. Das tut ihm und Ihnen gut und ist doch dann eine super Motivation, seinen Vierbeiner weiter zu »lesen« und ihn artgerecht zu leiten. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

Katharina Schlegl-Kofler

TEAMCHEF MENSCH

Über die Jahrtausende ist zwischen Mensch und Vierbeiner eine enge Partnerschaft entstanden. Jedes Wort, jede Geste scheint unser Freund Hund zu verstehen. So mancher Zweibeiner vergisst darüber, dass sein Gefährte kein Mensch im Hundepelz ist, sondern seine arteigenen Bedürfnisse hat. Ein partnerschaftliches, vertrauensvolles Miteinander ist die Grundlage für eine gute Beziehung zwischen Mensch und Hund. Doch »Chef« sollte stets der Mensch bleiben.

ALLES CHEFSACHE

Führungsqualität beweisen

STAMMVATER WOLFlebt nicht etwa in unorganisierten Horden, sondern in Familienverbänden. Aus umfangreichen Freilandforschungen ist bekannt, dass die Elterntiere ihre Nachkommen führen, bis die meisten von ihnen, vor allem die »Kopfstarken«, mit Erreichen der Geschlechtsreife abwandern und selbst eine Familie gründen. Bis dahin lernen die Youngsters die Regeln des Zusammenlebens. Das heißt: sich in die Gemeinschaft einzugliedern und sich anzupassen. Die erfahrenen Alttiere sorgen außerdem für Sicherheit und Nahrung und lehren ihre Sprösslinge alles, was für das Überleben wichtig ist.

Vieles davon, aber längst nicht alles, lässt sich auf das Mensch-Hund-Team übertragen. Denn obwohl der Mensch ein echter Sozialpartner für den Hund ist, leben zwei verschiedene Arten zusammen – zudem nicht in der freien Natur, sondern in einer durchstrukturierten, zivilisierten Umgebung voller Regeln. Aber dank seiner Entwicklung vom Wild- zum Haustier bleibt der Hund, auch wenn er längst erwachsen ist, im Vergleich zum erwachsenen Wolf in einer Art jugendähnlichem Stadium. Das macht ihn im Gegensatz zu seinen wilden Verwandten abhängiger, umgänglicher und sehr anpassungsfähig. Dadurch, dass er domestiziert, also zum Haustier wurde, kann der Hund sein Leben lang im menschlichen »Rudel« bleiben und muss nicht irgendwann selbst für sein Überleben sorgen und seinen Nachwuchs auf das Leben vorbereiten.

Doch wie die Jungwölfe braucht auch unser Hund ein »erfahrenes Alttier«, das ihn durchs Leben führt. Er braucht also einen Zweibeiner, der ihm Sicherheit gibt, berechenbar ist, Gefahren abwendet, Regeln und Grenzen festlegt und für seinen Youngster sorgt.

Macht der Mensch seine Sache gut, wird sein Hund ihn gern als Teamchef respektieren und ihm immer vertrauen. Allerdings leben, anders als in einer Wolfsfamilie, Hunde aller Charaktere beim Menschen – vom kopfstarken »Leadertyp« bis zum »Weichei« –, was natürlich ganz unterschiedlich hohe Ansprüche an die Führungsqualitäten der Zweibeiner stellt. Je besser Mensch und Hund im Typ zusammenpassen, desto weniger Probleme gibt es.

RASSEGERECHT

Jede Rasse hat ihre Besonderheit

JEDER HUNDist eine individuelle Persönlichkeit. Aber es gibt von Rasse zu Rasse erhebliche Unterschiede in ihren rassetypischen Eigenschaften. Denn über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte wurden bestimmte Eigenschaften gezielt in der Zucht gefördert, damit der Hund für seine Aufgaben auch taugt. Vielen ist gar nicht bewusst, dass Bellos Verwandte fast alle für ganz bestimmte Aufgaben gezüchtet wurden oder noch immer werden. So hat auch Bello selbst bestimmte Eigenschaften, die Vertreter einer anderen Rasse oft nicht haben.

Wenn beispielsweise ein Parson Jack Russell Terrier im Fuchsbau auf einen wehrhaften Gegner trifft, darf er nicht verunsichert aus dem Bau kommen und mit »Hilf mir, was soll ich jetzt machen?« Herrchen fragen, was zu tun ist oder sich gar hinter ihm verstecken. Nein, er muss seinen »Mann« stehen, selbst entscheiden und sich mit dem wehrhaften Wild auseinandersetzen. Weil gezielt mit solchen Hunden, die diese Eigenschaften haben, gezüchtet wurde und wird, tut er das auch voller Passion, Willensstärke, Durchhaltevermögen und einer Portion Draufgängertum. Wen wundert es da, dass das selbstbewusste Energiebündel Artgenossen gegenüber manchmal an Größenwahn leidet und der Normalo-Hundebesitzer bei der Erziehung einen sehr langen Atem haben muss. Es bedarf nämlich einiges an Überzeugungskraft, einen solchen Vierbeiner zur Zusammenarbeit und zum Gehorsam zu bewegen.

Wenn sich dagegen ein Border Collie mit Pfeifsignalen und Handzeichen auch über größere Entfernungen so lenken lässt, dass er bestimmte Schafe von der Herde trennt und zu einem bestimmten Punkt treibt, zeigt das, dass der Hund sehr viel Kooperationsbereitschaft und Führigkeit hat. Auch die wurden ihm gezielt angezüchtet. Hier ist Selbstständigkeit wenig gefragt bzw. muss sie kontrollierbar bleiben, denn sie würde die notwendige Zusammenarbeit erschweren oder gar unmöglich machen. Ein derart führiger Hund ist andererseits aber meist sehr viel leichter zu beeindrucken und sensibler. Das sind nur zwei Beispiele aus der Vielzahl der Rassen, die es gibt. Beschäftigen Sie sich also mit der Geschichte Ihrer Hunderasse. Besonders bei Hunden aus Leistungszuchten sollten Sie genau überlegen, ob Sie einem solchen Vierbeiner gerecht werden, wenn Sie ihm die Arbeit, wofür er gezüchtet wurde, nicht bieten können. Das betrifft die meisten Jagdhunde- sowie viele andere Gebrauchshunderassen.

NÜTZLICHES REZEPT 1

HUND BLEIBT HUND

Der Vierbeiner ist kein Mensch

Wenn Sie Ihrem Vierbeiner etwas wirklich Gutes tun möchten, dann sehen und behandeln Sie ihn so als das, was er ist: ein Hund, der zur Familie der hundeartigen Raubtiere gehört. Er ist weder Kuscheltier, noch kann er Partner oder Kind ersetzen.Eine Vermenschlichung überfordert unsere Vierbeinerund richtet Erwartungen an sie, die sie nicht erfüllen können. Das sollten Sie sich im Umgang mit Ihrem vierbeinigen Liebling stets bewusst machen – auch wenn es Ihnen vielleicht noch so schwerfällt.

KRÄFTE MESSEN

Sagen Sie Ihrem Hund, wo es langgeht

»HOPPLA, HIER RIECHT’S ABER GUT«,denkt Bello, schlägt unvermittelt einen Haken und schleift Herrchen an der Leine im Laufschritt hinter sich her. Entrückt versinkt Bello in der hündischen Duftnachricht, Herrchen wartet brav. Nach einer Zeit: »Bello, bist du bald fertig?« Nein, ist er noch lange nicht. »Bello, komm doch jetzt bitte weiter.« Herrchen wird unruhig, Bello lässt sich in keinster Weise stören. Brav, aber leicht genervt wartet Herrchen daher, bis Bello tatsächlich fertig geschnüffelt, die Nachricht auf drei Beinen ausgiebig »überschrieben« hat und endlich weitergeht. Natürlich vorneweg, die Leine immer schön gespannt … Wer von beiden hat wohl das Sagen? Falls diese Szene keine seltene Ausnahme in diesem Mensch-Hund-Team ist, eindeutig der Hund. Denn er entscheidet – wahrscheinlich nicht nur in dieser Situation.

Hündin Cora hat es sich auf dem Sofa bequem gemacht. Frauchen kommt und will sich dazusetzen. Das gefällt Cora gar nicht, und sie knurrt warnend. Auch gut, denkt Frauchen, wenn Cora lieber allein auf dem Sofa sitzt, nehme ich eben den Sessel. Tja, auch hier hat der Vierbeiner das Sagen. Denn der, der die Bewegungsfreiheit des anderen einschränkt (Frauchen darf hier nicht sitzen) und/oder Ressourcen, hier ein bevorzugter Liegeplatz, für sich beansprucht, ist der Boss.

Wer entscheidet, führt. In vielen Situationen im Alltag stellt sich die »Entscheidungsfrage« – etwa wer bestimmt, wann und wie lange gespielt oder gekuschelt wird, wann spazieren gegangen oder auch nur die Terrassentür geöffnet wird. In einer harmonischen Mensch-Hund-Beziehung kann das durchaus auch mal der Vierbeiner sein. In welchem Verhältnis das gut ist, hängt davon ab, welchen Charakter der Hund hat. So darf ein Vierbeiner, der jede Schwäche des Menschen sofort für sich ausnützt und »expandiert«, sehr unabhängig ist oder dazu neigt, seinen Zweibeiner ständig zu etwas aufzufordern, gar nichts bestimmen. Hier gehen alle Initiativen nur noch vom Zweibeiner aus. Einem Hund, der sich dagegen von sich aus gern an seinem Mensch orientiert und der auch Schwächen seines Menschen nicht gleich für Expansionstendenzen nutzt, darf man durchaus hin und wieder nachgeben, wenn er spielen möchte oder kommt, um sich seine Streicheleinheiten abzuholen.

NÜTZLICHES REZEPT 2

DER »KLEBRIGE« HUND

Wenn Bello an den Fersen haftet

Folgt Ihr Hund Ihnen im Haus auf Schritt und Tritt? Ein »klebriger« Hund hat verständlicherweise leichter Probleme, wenn er alleine bleiben muss. Beugen Sie vor, indem Sie innerhalb der Wohnung zeitweise für Distanz sorgen.»Parken« Sie den Hund hin und wieder in seiner Hundebox(→>) oder schließen Sie hinter sich die Tür, wenn Sie beispielsweise ins Bad gehen. Bleiben Sie dort, solange Ihre »Klette« winselt oder an der Tür kratzt.

SOFORT HANDELN

Zeigen Sie Ihrem Hund, was er tun soll

FRAUCHEN ÄRGERT SICH.Sobald sie die Heckklappe oder Tür der Hundebox gerade mal einen Spalt geöffnet hat, quetscht sich Bello aus dem Auto und läuft draußen umher. »So was Blödes«, denkt Frauchen, »aber jetzt ist es egal, er ist ja schon draußen.«

Abgesehen davon, dass sein Verhalten den Hund in eine gefährliche Situation bringen kann, hat der Vierbeiner wieder einmal erlebt: Mit genügend Nachdruck bin ich problemlos draußen – und zwar dann, wenn ich es will. Bello wird sein Verhalten beibehalten.

Dass Frauchen sich ärgert, ist Bello egal. Hier hilft nur eines: Frauchen muss ihm zeigen, dass sie das nicht möchte – und was er stattdessen tun soll.

Passivität und Abwarten ist bei Hundebesitzern in sehr vielen Situationen zu beobachten, wie Sie in diesem Buch noch sehen werden. Man schaut zu, anstatt dem Hund zu zeigen, was man will und was nicht, oder man reagiert zwar, jedoch viel zu spät. Doch durch Abwarten verändert sich nichts. Da muss man schon selbst aktiv werden. Zu spätes Reagieren bringt ebenfalls nichts, oder der Hund verknüpft es womöglich falsch. Denn der Hund lernt am Erfolg. Und sein Erfolg kann Ihr Misserfolg sein. Zeigen Sie Ihrem Hund also deutlich, was er tun soll und was nicht. Und regieren Sie sofort, wenn er etwas tut, was Sie nicht möchten. Dann ist die Sache für ihn klar, und er wird es akzeptieren.

Frauchen hat unterwegs die Nachbarin getroffen. Jetzt verabschieden sich die beiden. Frauchen möchte mit Bruno weitergehen, schaut ihn an und sagt zu ihm: »Auf geht’s Bruno. Komm, jetzt müssen wir aber wirklich weiter.« Sie wartet ab, was Bruno macht und ob er nun auch tatsächlich losgeht. Ja, was soll Bruno tun? Frauchen steht da und »labert« ihn zu. Weil Bruno unkompliziert ist, passt er sich der Situation an. Er bleibt wie Frauchen an Ort und Stelle stehen. Denn nichts anderes vermittelt Frauchen ihm mit ihrem Warten!

REGELN FESTLEGEN

Was Hänschen nicht lernt …

KEIN HUNDkann bereits im Welpenalter alles lernen, was für sein späteres Leben wichtig ist. Hunde lernen wie viele Tiere und auch wir Menschen lebenslang. In der Natur müssen sich die wilden Verwandten auf aktuelle Gegebenheiten einstellen, Jagdstrategien je nach Situation entwickeln und aus Erfahrungen lernen. Aber bestimmte Dinge, die sich dauerhaft verankern sollen, lernt schon der »wilde« Welpe und sollte daher auch unser Haushundwelpe während der Sozialisierungsphase (bis etwa Ende der 16./18. Lebenswoche) lernen.

Zunächst ist es Sache des verantwortungsvollen Züchters, seine Welpen mit verschiedenen Menschen und Geräuschen des Wohnumfeldes vertraut zu machen und ihnen abwechslungsreiche Erkundungsmöglichkeiten zu bieten.

Ab der Übernahme vom Züchter ist der neue Besitzer dafür verantwortlich, den Welpen individuell mit seinem neuen Umfeld und dem Leben seiner Menschen bekannt zu machen. Wie das aussieht, ist individuell verschieden. So lebt ein Hund in einer unternehmungslustigen Stadt-Familie mit Kindern anders als ein späterer Wachhund auf dem Bauernhof oder ein Vierbeiner im Forsthaus, der Herrchen zur Jagd begleiten soll. Also sehen die Eindrücke in der Sozialisierungsphase der Welpen dieser Beispiele alle unterschiedlich aus.

Zum Lernprogramm eines jeden Welpen gehört jedoch der Aufbau der Bindung zu seinem Menschen sowie das Lernen von Regeln, also was erlaubt ist und was nicht. Aber auch erste Gehorsamsübungen wie das Kommen auf Ruf, ordentlich an der Leine zu gehen sowie »Sitz« und »Platz« gehören dazu. Denn dadurch lernt schon der junge Hund, dass es sich lohnt, mit seinem Zweibeiner zusammenzuarbeiten, und dass es etwa für »Sitz« keine Belohnung gibt, wenn man nach dem Happen springt oder der Po ein paar Zentimeter über dem Boden schwebt. Das sind wichtige Feinheiten, die sowohl der junge Hund, aber in besonderem Maß auch sein Mensch lernen muss. So lernt der Hund auch, welche Verhaltensweisen ihm nützen und welche nicht.

Nichts Gutes tut man dagegen dem Hundekind, wenn man es, solange es noch »so klein« ist, vermeintlich vor allem behütet und es im Zusammenleben Narrenfreiheit hat. Denn dann hat der Vierbeiner schnell ein falsches Bild von Umwelt und Zusammenleben gespeichert. Beginnt dann mit einem halben Jahr oder noch später erst die Erziehung und das Kennenlernen der Umwelt, muss dies der Vierbeiner erst einmal verdauen. Außerdem haben sich bis dahin oft schon Verhaltensweisen gefestigt, die man beim Welpen noch nett fand, aber jetzt nicht mehr. Hat der Welpe ein Verhalten nachhaltig gelernt, ist viel mehr Durchhaltevermögen seitens des Menschen nötig, es zu verändern oder verschwinden zu lassen. Machen Sie es sich und dem Hund also nicht durch vermeintliches »Behüten« unnötig schwer, das zu lernen, was wichtig ist.

In meiner Welpenstunde versucht ein Welpe durch Ziehen an der Leine und Winseln zum Nachbarswelpen zu gelangen. Frauchen redet auf ihn ein und verlangt, dass er sich setzt. Alles ohne Erfolg, da das Sitzen, noch dazu unter Ablenkung, für den Welpen viel zu schwer ist und er den Sprachfluss sowieso nicht versteht. Richtig ist in dieser Situation: Stehen bleiben, nichts sagen, nichts tun und die Leine nur etwa einen Meter lang lassen. Minuten später liegt das Hundekind entspannt bei seiner Besitzerin, denn Winseln und Zerren ist erfolglos.

SOUVERÄNER UMGANG

Werden Sie zum Idol für Ihren Hund

DER MENSCHLICHE TEAMCHEFin der Mensch-Hund-Beziehung braucht Souveränität und innere Autorität, dazu Berechenbarkeit, Beständigkeit und Klarheit. Dies alles individuell der Persönlichkeit des Hundes angepasst, denn wie beim Menschen gibt es auch beim Hund eine große Bandbreite an Charaktereigenschaften. Von an den Lippen des Zweibeiners hängenden Vierbeinern über selbstbewusste Kopfhunde, unabhängige »Freigeister«, unterwürfige »Seelchen« bis hin zu reaktionsschnellen »Raketen« und auch stoischen Phlegmatikern ist alles vertreten.

Ein souveräner Umgang mit dem Hund braucht eine gewisse Sachlichkeit. Also heißt es öfter: Lassen Sie die Emotionen außen vor und sehen Sie den Hund aus einer gewissen inneren Distanz als solchen. Auch wenn das so manchem Hundefreund schwerfällt. Doch der Hund ist kein Meerschweinchen. »Führung« heißt deshalb das Zauberwort. Sie ist mindestens die halbe Miete auf dem Weg zum harmonischen Miteinander von Mensch und Hund.

Aber nicht jeder Zweibeiner hat von vornherein die nötigen Führungsqualitäten. Je nachdem, wie gut Ihr Hund zu Ihrer Persönlichkeit passt, müssen Sie womöglich hart an sich arbeiten, bevor Sie so auftreten können, dass Sie für Ihren Hund sein »Idol« sind und er Sie respektiert. Denken Sie daran: Oft sind es nur vermeintliche Kleinigkeiten in der Körpersprache oder Stimme, die Großes bewirken. Und noch ein Tipp: Wer sich schon vor der Anschaffung des neuen Familienmitglieds Gedanken darüber macht, mit welchem Hundetyp er am besten zurechtkommen wird, macht sich vieles einfacher.

WISSEN EXTRA

Von klein bis groß

Auf dem Weg vom Welpen zum erwachsenen Hund gibt es verschiedene Entwicklungsschritte.

Am Anfang steht die sogenanntevegetative Phase– der Welpe sieht und hört nichts und kann nur robben. Aber Geruchssinn und Temperaturempfinden funktionieren schon ein wenig, sodass er selbstständig das Gesäuge und die Wärme von Mutter und Geschwistern finden kann. Das sind bereits wichtige Erfahrungen für den Welpen. Wenn sich in der dritten Lebenswoche die Augen öffnen und auch die anderen Sinne entwickelt sind, nimmt der Welpe bewusst seine Umwelt wahr – es beginnt die Sozialisierungsphase. Dieser Abschnitt dauert bis etwa Ende des vierten Lebensmonats und ist eine Zeit besonders nachhaltigen Lernens. Diese Phase dient in der Natur dazu, dass der Welpe die wichtigsten Dingedauerhaft im Gehirn verankert.Er lernt jetzt, was Artgenossen sind (dazu gehören im weiteren Sinn auch wir Menschen), wie man sich mit ihnen verständigt und mit ihnen zusammenlebt, und wird von der Mutter sowie anschließend von seinem Menschen erzogen. Voller Neugierde erweitert der Welpe nach und nach seinen Radius, um zu lernen, wie seine Umwelt aussieht. Eine sehr wichtige Zeit also! Neben der einen oder anderenFlegelphasefolgt auf dem Weg zur Geschlechtsreife die Zeit der Pubertät. Körperlich und mental völlig erwachsen sind Hunde – je nach Rasse – zwischen gut einem und drei Jahren.

SIE ENTSCHEIDEN

Geben Sie Ihrem Hund Sicherheit

IST ES NICHT DAS HUNDEPARADIESauf Erden, wenn der Vierbeiner tun und lassen kann, was er will? Und mag er seinen Mensch nicht lieber, wenn der ihm die Entscheidungen überlässt und stets schaut, dass es ihm an nichts fehlt? Nein, dem ist leider gar nicht so. So mancher enttäuschte Hundehalter muss feststellen, dass der ach so verwöhnte Liebling ihn wie Luft behandelt, sobald sich etwas Interessantes findet, und nicht die Bohne auf ihn hört.

Gibt der Mensch dem Hund weder Sicherheit noch Führung, wird dieser mit seiner Umwelt alleingelassen und praktisch dazu »verdammt«, alles selbst regeln zu müssen.

Manche Vierbeiner machen das durchaus gern und nutzen das schamlos aus, aber viele Hunde sind damit überfordert. Noch dazu in unserer zivilisierten Umgebung, in der man viele fremde Menschen und Hunde trifft, wodurch so mancher Interessenskonflikt entsteht. Je nach Persönlichkeit sinkt der Mensch bestenfalls im Ansehen seines vierbeinigen Gefährten auf gerade mal Kumpelniveau, mit dem man sich vielleicht dann beschäftigt, wenn er Futter in der Hand hat oder sich gerade nichts Interessanteres bietet.

Ein Hund ohne Führung kann aber auch massiv verunsichert werden, was seinem Seelenleben nicht guttut. Ein persönlichkeitsstarker Vierbeiner ohne Führung kann sich dagegen im ungünstigsten Fall gegen seinen Mensch wenden. Spätestens dann wird es ungemütlich, und man hat sehr vieles übersehen.

Aber nicht nur der Hund, sondern auch der Mensch ist rasch überfordert. Vor allem dann, wenn er sich mit dem Hund nicht nur allein im heimischen Kämmerlein aufhält. Denn ein »führungsloser« Hund ist auch unterwegs nicht unter Kontrolle. Er geht seiner Wege, kommt nicht, wenn man ihn ruft, pöbelt Artgenossen und auch Menschen an, um nur ein paar Möglichkeiten zu nennen. Oft werden solche Hunde als ungehorsam oder dominant bezeichnet. Aber was sollen sie ohne klare Linie anderes tun als das, was ihnen richtig erscheint? Unsichere führungslose Hunde fühlen sich unwohl und schalten aus Angst auch schon mal auf Abwehr. Probleme sind also vorprogrammiert.

CHEF SEIN – CHEF BLEIBEN

Agieren statt reagieren

BELLEND RENNT LUCKYzur Terrassentür. Er hat Nachbars Katze in »seinem« Garten entdeckt und will sie umgehend verjagen. Jetzt müssen Sie nicht gleich springen und rasch die Tür öffnen, es sei denn, Sie selbst wünschen Nachbars Katze nichts Gutes ...

Wenn Sie sich lediglich in einer bestimmten Situation oder hin und wieder danach richten, was Ihr Vierbeiner möchte, ist das meist kein Problem. Doch häufig zieht sich diese »Schieflage« mehr oder weniger wie ein roter Faden durch das Zusammenleben von Zwei- und Vierbeiner. Das hat etwas mit der grundsätzlichen Sichtweise des Menschen auf seinen Hund zu tun. Will der Hund spielen, wird gespielt, bettelt er mit Schmachtblick, gibt es Futter, möchte er gestreichelt werden, wird geschmust, usw. Er soll es ja schön haben.

Wer aber immer nur reagiert, statt selbst die Initiative zu ergreifen, ist nicht souverän und gibt seinem Hund kein Gefühl der Sicherheit. Er ermöglicht oder verdonnert seinen Vierbeiner – je nach Hundetyp – geradewegs dazu, selbst aktiv zu werden. Das tut der dann aber nicht nur zu Hause, sondern überträgt das aus seinen Manipulationserfolgen Gelernte natürlich auch auf andere Situationen, auch unterwegs. Für einen Vierbeiner, dessen Mensch sich stets nach seinen Bedürfnissen richtet, ist es dann aus Hundesicht verständlicherweise völlig unlogisch, beispielsweise auf Ruf sofort zu kommen, wenn er auf der anderen Straßenseite seinen Hundekumpel gesehen hat. Ein zweibeiniger Teamchef ist immer von Vorteil für den Hund. Er vermittelt dem Vierbeiner, dass sein »Rudelführer« stark ist. Machen Sie sich das immer wieder bewusst.

Timo wurde von seinen Besitzern verwildert auf einem Campingplatz gefunden. Seitdem betüddelt ihn Frauchen und liest ihm jeden Wunsch von den Augen ab. Doch Frauchen ist ziemlich enttäuscht. Draußen findet Timo alles andere interessanter als sie. Obwohl er doch so verwöhnt wird und eigentlich dankbar sein müsste. Nein, gerade deshalb …

SPRACHE

Mensch und Hund sprechen verschiedene Sprachen. Damit das Zusammenleben klappt, muss einer den anderen verstehen. Nur wenn Sie sich Ihrem Hund seiner Art entsprechend verständlich machen, kann er erkennen, was Sie von ihm möchten. Natürlich müssen auch Sie verstehen, was Ihr Hund Ihnen »sagt«. Wenn Sie die Hundesprache richtig interpretieren, erspart das Ihnen und Ihrem Vierbeiner so manches Problem.

KLARE ANSAGE

Konkret benennen, was der Hund tun soll

»JETZT MACH DOCH MAL SCHÖN SITZ. Das kannst du doch.« Bello steht ratlos vor seinem Herrchen. Fragend schaut der Vierbeiner seinen Menschen an. Was erwartet Herrchen bloß von ihm? Bello versteht nur Bahnhof, da Herrchen das eigentliche Signal »Sitz« gekonnt in einer Wortschlange versteckt hat. Selbst wenn der Vierbeiner bestimmte Kommandos durch Training gut gelernt hätte, kann er sie aus Satzgebilden nur schwer heraushören und folglich auch nicht darauf reagieren. Er wird mangels klarer Information früher oder später seine Ohren auf Durchzug schalten, was fälschlicherweise oft als Ungehorsam gedeutet wird. Dabei ist Bello doch völlig unschuldig.

Hunde können den Sinn unserer Sprache nicht verstehen, sondern sich nur am Klang und am Tonfall eines Wortes orientieren. Deshalb muss der Hund unsere verbalen Signale eindeutig zuordnen können.

Für jedes Verhalten, das Sie von Ihrem Vierbeiner erwarten, muss es ein eindeutiges Wort geben, wie etwa »Sitz« für das Setzen, »Hier« für das Kommen oder »Fuß« für das Dicht-an-Ihrer-Seite-Laufen.

Außerdem kann ein Hund nur dann lernen, dass etwa »Sitz« bedeutet »Hintern auf den Boden«, wenn er eine Zeit lang jedes Mal, während er sich setzt, das Wort »Sitz« hört.

Keinesfalls darf das Wort »Sitz« bereits vorher gefallen sein. Warum nicht vorher? Nehmen wir an, Bello hat noch nie ein »Sitz« gehört. Frauchen hält ihm ein Leckerchen über den Kopf. Bello wird versuchen, es zu erreichen. Die Hand mit dem Leckerchen bleibt ruhig und geschlossen. Irgendwann sitzt Bello von selbst, in dem Moment kommt »Sitz«, und der Hund erhält den Happen. So wäre es richtig.

Oft läuft es aber folgendermaßen ab: Bello springt immer wieder nach der Hand mit dem Leckerchen, während Frauchen wiederholt »Sitz« sagt. Was verknüpft der Vierbeiner hier wohl mit dem »Sitz«? Richtig – dass was er gerade tut, nämlich hochspringen!

Es kommt also nicht auf unsere Bedeutung des Wortes an. Sondern darauf, welches Wort der Hund jedes Mal hört, wenn er ein bestimmtes Verhalten zeigt. Deshalb könnte er genauso lernen, sich auf »Banane«, »Eimer« oder irgendein japanisches Wort zu setzen. Hauptsache, es ist immer dasselbe Wort, und der Moment stimmt.

Damit sich die Signale, die für den Hund bestimmt sind, von der Tonlage unseres sonstigen täglichen Redeschwalls unterscheiden, ist es von Vorteil, wenn Sie sie gut betonen, also zum Beispiel »Fuuß« oder »Hiiier«. Erst wenn der vierbeinige Schüler nach genügend Wiederholungen das Verhalten mit dem entsprechenden Wort verknüpfen konnte, kann er, nachdem Sie ihm Ihre Anweisung gegeben haben, wie gewünscht darauf reagieren.