USA - Ute Mehnert - E-Book

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Ute Mehnert

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Beschreibung

Mickymaus und Marshallplan, Barbie und Burger, Pop-Art und Popcorn, Madonna und Obama: Die USA haben unser Leben geprägt und tun es weiter. Dafür werden sie bewundert oder gehasst, oft beides zugleich. Gegen den vertrauten Ort in unserer Vorstellungswelt kommen Land und Leute schwer an, wenn es uns Deutsche dann tatsächlich in die Vereinigten Staaten verschlägt. Doch bald blitzt mitten im scheinbar Vertrauten das irritierend Fremde auf: Da wird die lockere Verabredung fürs Kino plötzlich zum »date«, da begegnen einem Fremde mit überschäumender Herzlichkeit, Lob entpuppt sich als Kritik, und »liberals« sind eher Sozial- als Freidemokraten. Erst wenn man der Verzweiflung nahe ist, beginnt das Verstehen dieses Landes, in dem Dynamik die größte Konstante ist.
Ute Mehnert, die in den USA lebt, hat einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Wegweiser für ein Land geschrieben, in dem man nur ankommt, wenn man immer in Bewegung bleibt.

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Ute Mehnert

USA

Ein Länderporträt

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USA

Ein Länderporträt

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

2., aktualisierte und erweiterte Auflage, Mai 2016

entspricht der 2. Druckauflage vom Mai 2016

© Christoph Links Verlag GmbH, 2010

Schönhauser Allee 36, 10435 Berlin, Tel.: (030) 44 02 32-0

www.christoph-links-verlag.de; [email protected]

Umschlagentwurf: Stephanie Raubach, Berlin

Karte: Christopher Volle, Freiburg

Lektorat: Günther Wessel, Berlin

ISBN 978-3-86284-338-1

Inhalt

Ein Land, das alle schon kennen – und das doch ganz anders ist

A Big Country: Amerika in Raumbildern

»America«: Made in Germany

Neue Welt: Amerika als Sehnsucht

Old South, New South: Der Süden

Megalopolis: Der Nordosten

Heartland: Der Mittlere Westen

Frontiers: Der Westen

Diversity: Einwanderung und Zusammenleben

Lockruf: The American Dream

Crossing Cultures: Expats und andere Migranten

Schwarz-Weiß ist passé: Amerikas Demographie

In God We Trust: Die Religion

Steuben Parade: Deutsche in Amerika

Stadt, Land, suburb: Bauen, Wohnen und Mobilität

Homestead: Häuser als Sozialversicherung

Skyscrapers: Bauen im Höhenrausch

Häuser für alle: Frank Lloyd Wright und Levittown

McMansions: Bauen im Größenwahn

Urban Frontiers: Städte der Zukunft

Shopping: Die Konsumenten-Kultur

Convenience: Einkaufen im Alltag

Auf Kredit: Ruinöse Kaufkraft

Malls: Ohne Uhren, ohne Fenster

Diets: Die Esskultur

Super Size Me: Fastfood

Statussache: Slowfood

Truthahn für alle: Thanksgiving

Have a Nice Day: Gesellschaft und Familie

Amerikaner per Du: Soziale Umgangsformen

Think Positive: Die zupackende Gesellschaft

Baseball, Super Bowl, Soccer Mom: Die Welt des Sports

Students: Bildung und Ausbildung

Public or Private: Amerikas Schulsystem

Campus Life: Das College fürs Leben

America Reads: Bibliotheken und Lesekultur

We, the People: Die Politik

Who’s the Boss? Ein Präsident, 90 056 Verwaltungseinheiten

Balance of Power: Zwei Parteien, drei Gewalten

Power Center: Washington, D. C.

Anhang

Glossar

Literatur, Quellen und nützliche Websites

Basisdaten USA

Karte der USA

Dank

Zur Autorin

Ein Land, das alle schon kennen – und das doch ganz anders ist

»We’re all living in Amerika – Amerika ist wunderbar.« (Refrainzeile im Song »Amerika« der deutschen Rockgruppe Rammstein)

Seit Jahrhunderten weckt Amerika unsere Sehnsucht. Es ist die Neue Welt, in der alle frei und gleich sind. Es ist das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das aus Tellerwäschern Millionäre macht. Es ist die Traumfabrik, die Helden und Happy Ends produziert. Und es ist die Heimat des unerschütterlichen Optimismus, wo man nach vorn blickt statt zurück – weshalb schon Goethe den USA zurief: »Amerika, du hast es besser«.

Seit Jahrhunderten erregt Amerika unseren Zorn. Es ist das Land des Raubtierkapitalismus, in dem Geld alles zählt und die Menschen nichts. Es ist die Wiege der Mickymaus-Kultur, die nur seichtes Entertainment kennt. Es ist das Land des Konsumterrors, wo Shoppingmalls und Fastfood-Ketten den Geschmack ruinieren. »Amerika – die Entwicklung von der Barbarei zur Dekadenz ohne Umweg über die Kultur«, wie es der französische Politiker Georges Clemenceau formulierte.

Nur gleichgültig lässt uns Amerika nicht. Von »Hassliebe« ist oft die Rede, wenn es um das Verhältnis der Deutschen zu den Vereinigten Staaten geht (der Rest des Doppelkontinents ist mit »Amerika« so gut wie nie gemeint). Als mit Barack Obama zum ersten Mal ein Schwarzer zum US-Präsidenten gewählt wurde, war die Freude in Deutschland groß. Genauso groß war aber auch die Empörung, als herauskam, dass amerikanische Geheimdienste mit Hilfe führender US-Technologiefirmen das Handy der deutschen Bundeskanzlerin und anderer europäischer Verbündeter abhören. Wir schimpfen über US-Folterknechte im Nahen Osten und über die »Datenkrake« Google. Dann ziehen wir unser iPhone aus der Tasche und bestellen schnell noch was bei Amazon. »Warum die Amerikaner alles falsch machen«, hieß es vor einigen Jahren in der Zeit, und Kommentator Robert Leicht bescheinigte der deutschen Öffentlichkeit insgesamt ein mangelhaftes Urteilsvermögen gegenüber den USA.

Wir alle wissen immer schon Bescheid, was Amerika ist und nicht ist. Es ist ein Ort in unserer Vorstellungswelt, zusammengesetzt aus Gemälden, Fotos, Nachrichten, Werbeplakaten, Reisen, Büchern, Songtexten, Sitcoms und Kinofilmen. Vieles davon verdanken wir den USA selbst, nämlich jenen Formaten, die Amerikas »Soft Power«, die Popkulturindustrie, bis in die entlegensten Winkel der Welt liefert. Michael Rutschky hat den Siegeszug der demokratisierten Kultur made in USA im Titel seiner »deutschen Entwicklungsgeschichte« auf den Punkt gebracht: Wie wir Amerikaner wurden.

Auch mich lockte die amerikanische Verheißung, seit ich denken kann. Nie werde ich mein erstes T-Shirt vergessen: hellblau, mit aufgedrucktem Donald Duck, der vor dem Sternenbanner posierte. Ich hatte so lange gebettelt, bis meine Mutter es mir kaufte – zum Ärger meines Vaters, der das »billige amerikanische Ding« abscheulich fand. Als McDonald’s 1971 seine erste Filiale in Deutschland eröffnete, war das ein so großes Ereignis, dass der Stern daraus sogar ein Titelbild machte: Wie Ufos aus einer anderen Welt schwebten Hamburger über den Atlantik auf die deutsche Küste zu; im Hintergrund glitzerte die Skyline von New York. Für uns Kinder waren Geburtstagspartys in den neuen Fastfood-Restaurants fortan das Größte, auch wenn unsere Eltern über die »amerikanischen Labberbrötchen« die Nase rümpften.

Mitte der 1980er Jahre reiste ich zum ersten Mal selbst nach Amerika. Drei Wochen lang genoss ich als Touristin im Südwesten der USA die entspannte Atmosphäre eines Roadmovies, begegnete vielen freundlichen Amerikanern – und meinte überall Vertrautes zu erkennen. Lebenskünstler auf Surfbrettern unter der Golden Gate Bridge. Grandiose Natur und einsame Motels an endlosen Highways. Selbstvergessene alte Ladies an den slot machines in Las Vegas. Rettungsschwimmer am Strand von Malibu, die von Hollywood-Karrieren träumten. In dieser kurzen Zeit bekam mein Klischee-Amerika kaum einen Kratzer.

1990 ging es erneut, aber diesmal unter ganz anderen Vorzeichen, in die USA: Sechs Monate lang zur Archivarbeit nach Washington, D. C. Erst hier, konfrontiert mit der realen Welt des amerikanischen Alltags und seinen Institutionen, lösten sich die scheinbaren Gewissheiten auf. Auch hier begegnete ich vielen freundlichen Amerikanern – aber es gab betretene Gesichter, als ich den Satz: »Du musst uns unbedingt besuchen« wörtlich nahm und einfach vorbeischaute. Und dass es im »Land of the Free« nicht ratsam ist, Autoritäten in Frage zu stellen, stellte sich heraus, als ich im Pendlerzug beim Gepäckverstauen einer Anweisung des Schaffners widersprach: Ich musste umgehend wieder aussteigen.

Inzwischen lebe ich auf unbestimmte Zeit mit meiner Familie in Princeton, New Jersey. Wir wohnen in einem typisch amerikanischen, weißen Holzhaus mit grünen Fensterläden und ohne Gartenzaun. Jeder Besucher aus Deutschland schüttelt den Kopf über die durchhängenden Leitungen, auf denen Eichhörnchen zwischen Haus und Strommasten turnen – und staunt über die staatlich subventionierten Solarzellen auf dem Dach, die wir noch den amerikanischen Vorbesitzern verdanken. Wir sind große Fans unseres Postboten Brian, der nicht nur Briefe bringt, sondern auch gern welche mitnimmt und für uns abschickt. Im Sommer bewahrt er einfach so zwei Monate lang die Post für uns auf. Und doch erleben wir bei (fast) jedem Behördengang, dass es in Amerika bürokratischer zugehen kann als in unserer dafür berüchtigten Heimat.

Kurz und gut: Wer für längere Zeit aus Deutschland in die USA kommt, findet zunächst viel Vertrautes, ist nach wenigen Wochen gründlich irritiert und weiß nach einigen Monaten gar nichts mehr. Das Vertraute kollidiert mit dem Fremden, das wir bei allem Vorwissen eben doch nicht im Blick hatten. An diesem Kontrast arbeiten sich alle ab, die nicht nur zum Shopping mit Rundreise nach New York fliegen. Das gilt im Großen wie im Kleinen. Amerikaner sind Workaholics – doch im Alltag merkt man ihnen Stress kaum an. Amerikaner sind prüde – haben aber zugleich eine der größten Porno-Industrien der Welt. Die USA sind »God’s Own Country« – und doch wird man kaum ein Land finden, das die Trennung von Religion und Staat strikter einhält. Amerikaner sind scharf aufs Geldverdienen – und trotzdem ist fast jeder irgendwo ehrenamtlich engagiert. Amerikaner sind maßlose Energieverschwender – doch 2014 haben die USA laut Weltbank fast viermal so viel Geld in erneuerbare Energien investiert wie Deutschland, und in der »Sesamstraße« musste Oscar, der Griesgram mit dem grünen Zottelfell, aus seiner alten Mülltonne ausziehen: Der Kinderserienheld wohnt jetzt in einem Recyclingcontainer.

Irritierend ist auch die ungeheure Dynamik dieses Landes. Zum Beispiel die Demographie: Die Bevölkerung wächst hier nicht nur viel schneller als in Europa. Sie verändert auch in rasantem Tempo ihr Gesicht. Noch bis vor Kurzem waren Afroamerikaner die größte Minderheit. Heute sind es die sogenannten Hispanics, also Einwohner lateinamerikanischer Abstammung, und nach ihnen sind Asiaten die am schnellsten wachsende Bevölkerungsgruppe. Schwarz versus Weiß – diese einfache Farbenlehre reicht längst nicht mehr aus. Nimmt man noch die schiere Größe und regionale Vielfalt der Vereinigten Staaten hinzu, dann ist es eigentlich gar kein Wunder, dass man sich als Fremder leicht (ver)irrt.

Auch dieses Buch kann Ihnen kein komplettes Bild von den USA vermitteln. Noch weniger geht es auf die Suche nach einem »eigentlichen Amerika« (das ja oft irgendwo im Heartland, in einem eher ländlichen Landesinneren vermutet wird, obwohl acht von zehn Amerikanern heute in urbanen Ballungsgebieten leben). Es möchte vielmehr ein Wegweiser sein für Ihren eigenen Zugang zu diesem Land, wo Dynamik die größte Konstante ist: Amerika ist, ebenso wie seine Bewohner, fast immer in Bewegung.

Erzählt wird einiges aus der Geschichte der Vereinigten Staaten und ihrer Entstehung als Gegenmodell zum alten Europa. Sie wird Ihnen, meist mächtig glorifiziert, auch im heutigen Alltag überall begegnen, und so manche amerikanische Eigenheit ist ohne Kenntnis dieser Wurzeln kaum zu verstehen. Hauptsächlich geht es aber darum, wie man in den USA heute lebt und lernt, baut und wohnt, isst und einkauft, Sport treibt und Politik macht. Das ist ohne Pauschalisierungen nicht zu schaffen.

Von »Amerika« und »den Amerikanern« zu schreiben, wo es genau genommen »USA« und »die US-Amerikaner« heißen müsste, ist ja ohnehin schon nicht korrekt. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden – aus demselben Grund, aus dem sich wohl kein Argentinier, kein Mexikaner und auch kein Kanadier jemals von Clemenceaus Spruch über Amerikas direkten Weg in die Dekadenz gemeint gefühlt hat. Die Wortwahl mag als kleine, konstante Erinnerung daran dienen, dass dieses Land stets beides zugleich ist: USA und Amerika; eine präsidiale und föderale Republik mit derzeit knapp 320 Millionen Einwohnern auf einem Territorium von 9,8 Millionen Quadratkilometern – und ein Ort in höchst unterschiedlichen Vorstellungswelten. Amerika ist schließlich nicht nur ein Konstrukt »von außen«. Was Amerika ist und sein soll, darüber wurde und wird nirgends heftiger gestritten als in den Vereinigten Staaten selbst. Das gilt auch und gerade im Zusammenhang mit dem »Krieg gegen den Terror«, der Antwort auf die Anschläge vom 11. September 2001 und, in jüngster Zeit, auf die Terrormiliz »Islamischer Staat«.

Viele unserer deutschen Freunde fanden es abwegig, dass wir 2006 in die USA zogen. »Wollt ihr wirklich in diesem Bush-Land leben?«, hieß es damals. In der zweiten Amtszeit des konservativen Präsidenten George W. Bush waren die transatlantischen Beziehungen frostig, das Ansehen der Vereinigten Staaten in Europa so schlecht wie seit den Weltkriegen nicht mehr. Das euphorische Zwischenhoch nach dem Machtwechsel in Washington 2009 hat dann recht bald wieder dem üblichen Amerika-Bashing weichen müssen – nicht allein der Datenspionage wegen, sondern auch aus Enttäuschung: Hat doch der von Barack Obama und seiner Partei versprochene »Wandel« – wie sollte es anders sein – mit den Erwartungen im Ausland ebenso wenig Schritt gehalten wie mit den Hoffnungen (oder Befürchtungen) im Inland. Auch im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2016 faszinierte aus deutscher Sicht wieder eher die dunkle Seite der amerikanischen Macht, insbesondere in Gestalt des Immobilientycoons Donald Trump. Der Milliardär aus New York trat seine Bewerbung um das Präsidentenamt mit derartiger Kraftmeierei an, dass ihn selbst die feine FAZ als »Großmaul« betitelte.

Was aber damals wie heute für uns die bemerkenswerteste Erfahrung war, ist die Überzeugungskraft des amerikanischen Alltags. Wir waren in ein Imperium gekommen, wo Glaubenskrieger, Militärfalken und Ölmilliardäre den Ton angaben, wo es nur noch Freunde oder Feinde, »für uns oder gegen uns« gab – und lebten doch zugleich in einer ganz anderen Welt. Hier wurden Fremde ohne jede Gesinnungsprüfung mit offenen Armen empfangen. Hier reichte ein Mietvertrag als Nachweis lokaler Zugehörigkeit, um ein Kind in der öffentlichen Schule anzumelden, wo es sich schon nach wenigen Tagen bewegte wie ein Fisch im Wasser. Hier war man stolz auf die Institutionen der Republik und schämte sich des politischen Personals in der Hauptstadt.

Nun mal langsam, werden Sie jetzt vielleicht einwenden. Immerhin ist hier die Rede von Princeton, einem »kanadisch-grünfeministisch-europäisch angehauchten Biotop in Bushs Amerika«, wie es ein deutscher Korrespondent vor einigen Jahren in der Zeitschrift Cicero formuliert hat. Princeton ist doch nicht typisch für die USA! Aber was ist es dann? West Monroe, Louisiana, wo langbärtige Entenjäger aus der Reality-Fernsehserie »Duck Dynasty«, Gewehr im Arm, ihre Version des amerikanischen Traums vorspielen – gespickt mit Bibelsprüchen und einem Schuss Homophobie? Surprise, Arizona, wo ehemalige Schauspielerinnen aus New York und reiche Witwer aus Oregon, Drinks in der Hand, in der Seniorenresidenz Sun City über einen von vier Golfplätzen schlendern? Oder die ehemalige Autostadt Detroit im Mittleren Westen, wo ganze Wohnviertel verfallen und jeder Dritte unterhalb der Armutsgrenze lebt?

Amerika ist all das. Obamas Amerika und Trumps Amerika. Surprise und Detroit. Princeton und West Monroe. Seit 1956, der Ära der antikommunistischen Hexenjagd, mag der offizielle Wahlspruch des Bundesstaates »In God We Trust« lauten. Doch auf dem Siegel der Vereinigten Staaten steht nach wie vor das Motto, das der amerikanische Philosoph, Patriot und Porträtmaler Pierre-Eugene du Simitiere schon 1776 für die künftige Union auswählte: »E Pluribus Unum«, Aus Vielen Eines.

Nach einem ähnlichen Prinzip soll dieses Buch funktionieren. Am Rande handelt es auch vom großen Ganzen, von nationalen Doktrinen und vom Industriekapitalismus. Doch in erster Linie versucht es, den Zugang zu Amerika aus den kleinen Institutionen des Alltags zusammenzusetzen: Aus dem garage sale und der public library, dem police blotter und der potluck party, aus real estate porn und der Begnadigung eines Truthahns im Weißen Haus.

Wer nach Amerika kommt und sucht, was er schon kennt, der wird auch das dort irgendwo finden. Dieses Buch ist für all jene gedacht, die sich diesem Land so nähern wollen, wie wir es als deutsche Familie seit nunmehr fast zehn Jahren versuchen: nicht unkritisch, aber bereit, neue Maßstäbe kennenzulernen; nicht frei von Vorurteilen, aber auch neugierig auf Beweise für das Gegenteil.

Princeton, im Februar 2016

A Big Country: Amerika in Raumbildern

»Yes, it’s a big, wonderful country. Proud of its past. Strong in its present. Confident in its future.« (Metro-Goldwyn-Mayer-Film »It’s a Big Country«, USA 1951)

Die Vereinigten Staaten sind alles andere als eine homogene Nation. Wie könnte das auch anders sein in einem Land, das immer wieder neue Einwanderer aus aller Welt aufnimmt? Amerikaner ist, wer auf US-Territorium geboren wird; wer einwandert, kann es werden. Doch auch die Unterschiede zwischen den großen Regionen wie Neuengland, den Südstaaten und dem pazifischen Nordwesten sind nicht nur landschaftlicher Natur. Der US-Historiker Colin Woodward beschreibt in seinem 2011 erschienenen Buch American Nations nicht weniger als elf rivalisierende Regionalkulturen in Nordamerika, deren Wurzeln meist in die Anfänge der Kolonialzeit zurückreichen. Demnach gehen die tiefen politischen Gräben, die man in der US-Gesellschaft bis heute beobachten kann, noch auf die gegensätzlichen Mentalitäten jener niederländischen Kaufleute, spanischen Missionare, englischen Quäker, karibischen Sklavenhändler, schottischen Hochlandbauern und anderen ethnisch-kulturellen Gruppen zurück, die seit dem 16. Jahrhundert verschiedene Teile des Kontinents für sich erobert und dauerhaft geprägt haben. Und doch ist der Patriotismus der Amerikaner sprichwörtlich. Angeblich fühlt kein Volk der Welt patriotischer als die US-Bürger. Kein Ort in den USA, an dem nicht das Sternenbanner weht. Keine amerikanische Schule, in der nicht jeden Morgen der Fahneneid gesprochen wird. Kaum ein öffentlicher Anlass, zu dem nicht die Nationalhymne ertönt – und kaum ein Amerikaner, der dann nicht die rechte Hand aufs Herz legt und mitsingt. Von Ausländern wird erwartet, dass sie aufstehen und der Nation Respekt zollen.

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