Venedig Reiseführer LIEBLINGSORTE - Birgit Haustedt - E-Book

Venedig Reiseführer LIEBLINGSORTE E-Book

Birgit Haustedt

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Beschreibung

Sie planen einen Städtetrip nach Venedig? Oder lieben Sie die Lagunenstadt an der italienischen Adria bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es in Venedig (noch) alles zu entdecken gibt!

Wie könnte ein perfekter Tag in Venedig aussehen?
Zum Beispiel so: Als Erstes frühstücken Sie im versteckt gelegenen Caffè del Doge, wo man den besten Kaffee der Stadt serviert bekommt, bevor Sie sich ins Getümmel am Rialto-Fischmarkt am Canal Grande stürzen. Nach einem Abstecher zum Markusplatz bestaunen Sie anschließend im kostbaren Ambiente des Palazzo Mocenigo Mode- und Parfümkunst. Am späten Vormittag stärken Sie sich mit Cicchetti, italienischen Tapas, und einem Ombra, einem Hauch kühlen Weins, im ältesten Bacaro Venedigs. In der Gondelwerft am Rio San Trovaso beobachten Sie die Bootsbauer bei ihrer Arbeit oder Sie entdecken das historische Venedig mit den Augen Carpaccios, Veroneses und Canalettos in der Galleria dell’Accademia. Am Abend speisen Sie in einem der schönsten Restaurants der Stadt und genießen anschließend die blaue Stunde in den Bars an der Fondamenta degli Ormesini.

Unser Reiseführer führt Sie auf Ihrer Städtereise zu Orten, von denen viele bald zu Ihren Lieblingsorten werden und zu denen Sie immer wieder zurückkehren möchten. Erkunden Sie beliebte und außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten, genießen Sie die besten Cafés, Restaurants und Bars, flanieren Sie über die schönsten Märkte und entdecken Sie versteckte Plätze und Parks.

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Sie planen einen Städtetrip nach Venedig? Oder lieben Sie die Lagunenstadt an der italienischen Adria bereits und kennen sie wie Ihre Westentasche? Sie werden überrascht sein, was es in Venedig (noch) alles zu entdecken gibt!

Wie könnte ein perfekter Tag in Venedig aussehen?

Zum Beispiel so: Als Erstes frühstücken Sie im versteckt gelegenen Caffè del Doge, wo man den besten Kaffee der Stadt serviert bekommt, bevor Sie sich ins Getümmel am Rialto-Fischmarkt am Canal Grande stürzen. Nach einem Abstecher zum Markusplatz bestaunen Sie anschließend im kostbaren Ambiente des Palazzo Mocenigo Mode- und Parfümkunst. Am späten Vormittag stärken Sie sich mit Cicchetti, italienischen Tapas, und einem Ombra, einem Hauch kühlen Weins, im ältesten Bacaro Venedigs. In der Gondelwerft am Rio San Trovaso beobachten Sie die Bootsbauer bei ihrer Arbeit oder Sie entdecken das historische Venedig mit den Augen Carpaccios, Veroneses und Canalettos in der Galleria dell’Accademia. Am Abend speisen Sie in einem der schönsten Restaurants der Stadt und genießen anschließend die blaue Stunde in den Bars an der Fondamenta degli Ormesini.

Birgit Haustedt ist promovierte Literaturwissenschaftlerin, lehrte mehrere Jahre an der Universität in Salerno (Italien) und lebt seit über 30 Jahren als freie Autorin in Hamburg. Ihr Sehnsuchtsland ist und bleibt Italien.

INHALTSVERZEICHNIS

Vaporetto-Fahrt auf dem Canal Grande

SAN POLO UND SANTA CROCE

Caffè del Doge

Der Gobbo vom Rialto

Die Pescheria

Museo di Palazzo Mocenigo

Museo di Storia Naturale

Campo San Giacomo dall’Orio

Cantina Do Mori

Ponte delle Tette

Die Forcola-Werkstatt von Franco Furlanetto

Casa di Goldoni

Masken-Marega

Trattoria alla Madonna

SAN MARCO

Piazza San Marco

Basilica San Marco

Palazzo Ducale – der Dogenpalast

Campanile

Caffè Florian

Museo Correr

Olivetti-Showroom

Teatro La Fenice

Palazzo Fortuny

CANNAREGIO

Corti del Milion

Santa Maria dei Miracoli

Spezieria all’Ercole d’Oro

Der Portego der Ca’ d’Oro

Ponte Chiodo

Die Mohren am Campo dei Mori

Casa del Tintoretto

Blaue Stunde an der Fondamenta Ormesini

Das Ghetto

Venice Onboard

Die Bibliothek der Farben in der Domus Orsoni

Das Resistenza-Denkmal auf Gleis 9

CASTELLO

Campo Santa Maria Formosa

Die Bibliotheca Querini-Stampalia

Carpaccio in der Scuola Dalmata di San Giorgio degli Schiavoni

Vivaldi am Campo Bandiera e Moro

Das Arsenal

Spaziergang in Castello

La partigiana : Denkmal für die venezianische Partisanin

DORSODURO

Fortuna di Mare-Skulptur auf der Dogana

Santa Maria della Salute

Collezione Guggenheim

Bocca di Leone – Briefkasten für Denunzianten

Accademia I : Venedig in Bildern

Accademia II : Giorgiones Tempesta

Die Gondelwerft von San Trovaso

Flanieren auf den Zattere

Ex-Pension Romanelli

Luigi Nonos Geburtshaus

Ponte dei Pugni und Campo San Barnaba

Ca’ Rezzonico

Osteria alla Bifora auf dem Campo Santa Margherita

GIUDECCA UND SAN GIORGIO MAGGIORE

Spaziergang auf der Giudecca

Giardino Eden

Trattoria L’Altanella

San Giorgio Maggiore

Das Labyrinth auf San Giorgio Maggiore

Blick vom Campanile San Giorgio Maggiore

AUSFLÜGE

Die Toteninsel San Michele

Murano

Burano

Fahrt durch die Lagune

Bildnachweis

Register

Vaporetto-Fahrt auf dem Canal Grande

TIPP

EINZELTICKETS FÜR VAPORETTI SIND TEUER, DESHALB BESSER MEHRTAGESTICKETS BESORGEN, ZUM BEISPIEL AM ACTV-SCHALTER, PIAZZALE ROMA

TRAGHETTI FAHREN U.A. ZWISCHEN SANTA SOFIA UND MERCATO DI RIALTO, S. TOMÀ UND SANT’ANGELO, PUNTA DELLA DOGANA UND CALLE VALLARESSO

Ein sanftes Schaukeln, ein leichtes Schwanken : Noch bevor der Verstand es fassen kann, stellt sich im Körper bereits das erste Venedig-Gefühl ein : beim Warten auf ein vaporetto, ein Linienboot. Denn die imbarcadèri, die Haltestellen, schwimmen auf dem Wasser. Der Gleichgewichtssinn ist gefordert, erst recht, wenn man auf dem Schiff keinen der vor allem von Touristen begehrten Sitzplätze am Bug ergattert hat und stehen muss. Venedig geht einem in die Beine, das ist die erste Lektion, auch wenn man sich nicht selbst bewegt. Doch schon bald geht uns das Ausbalancieren in Fleisch und Blut über.

Selbst wenn man schon oft in Venedig war, für die Augen ist eine Vaporetto-Fahrt auf dem Canal Grande immer wieder ein Ereignis. Frühmorgens, wenn die Gondeln noch in Reih und Glied am Ufer liegen und auf dem Wasser nur Transport- und Gemüseschiffe unterwegs sind, lassen die ersten Sonnenstrahlen die Paläste leuchten. Etwas später, kurz vor Geschäfts- und Schulbeginn, wird es dann voll auf den vaporetti, nun drängen sich hier Männer in gutsitzenden Anzügen, kunstvoll geschminkte Frauen und Kinder in Schuluniformen – auch die Venezianer selbst sind ein Schauspiel. Vermeiden sollte man die Zeiten ab dem späten Morgen, wenn die anderen Touristen die vaporetti kapern. Ein besonderes Erlebnis aber sind Fahrten des Nachts, wenn die Füße müde sind und nur noch die Augen wandern, wenn hin und wieder hinter hellerleuchteten Fenstern kostbare Kronleuchter, goldverzierte Holzdecken oder Deckenfresken aufblitzen, während andere Paläste in geheimnisvollem Dunkel liegen – wie gern würde man da hinter die Kulissen blicken !

Es gibt eine schnelle Vaporetto-Linie mit wenigen Stationen, die Linie 1 aber mäandert hin und her auf dem Kanal, was den Vorteil hat, dass sich immer wieder neue Perspektiven auf Paläste und Sehenswürdigkeiten ergeben – wie auf den Palazzo Vendramin, die Ca’ d’Oro, die Rialtobrücke oder die Salute-Kirche.

Zum Übersetzen von einer Kanalseite zur anderen sind allerdings eher die traghetti, die Gondelfähren, zu empfehlen, weil die Fahrt mit ihnen nicht nur schneller ist, sondern auch ein besonderes Erlebnis darstellt. Es gibt sie nur an wenigen Stellen, oft nur vormittags und dann erst wieder bei Geschäftsschluss, denn sie werden vor allem von Venezianern benutzt. Bezahlt wird an Bord, zwei Gondolieri setzen maximal vierzehn Passagiere über, alle stehen. Im Nu ist die Fahrt vorbei, doch wer die teuren Touristengondeln vermeiden will, hat so wenigstens für Momente eine Ahnung davon, wie sich Fahrten auf dem CanalGrande vor 150 Jahren anfühlten, als es noch keine Motorboote gab.

Ob mit Gondel, traghetto oder vaporetto : Ist man wieder an Land, spürt man immer noch die Wellen und die Schiffsbewegungen in den Beinen, manchmal sogar überall im Körper – und ganz wird man dieses Gefühl während des gesamten Aufenthalts in Venedig nicht los. Auf diese Weise aber lernen wir, dass wir uns in einer Stadt befinden, die nicht am Wasser, sondern im Wasser liegt.

San Polo und Santa Croce

VAPORETTO SAN SILVESTRO ODER RIALTO MERCATO

Caffè del Doge

CAFFÈ DEL DOGE

CALLE DELLE CINQUE

SAN POLO 609

WWW.CAFFEDELDOGE.COM

Der Eingang ist versteckt, davor stehen zwei weiße Plastikstühle und ein Sonnenschirm. Zufällig gerät man nicht hierher. Innen ist es großzügig und freundlich : Das Caffè del Doge ist eine ganz normale italienische Café-Bar, und genau das macht ihren Charme aus. Eilige nehmen morgens auf dem Weg zur Arbeit schnell ein Cornetto (empfehlenswert !) und einen caffè, halten kurz Schwatz mit dem barista, dann geht’s weiter. Später haben die arroganten Gondolieri von der Rialtobrücke ihren Auftritt. Immer wieder flitzt ein Laufbursche mit Kaffee in die umliegenden Geschäfte. An den Tischen zeitunglesende Damen mit Hündchen und natürlich Touristen, die hier behandelt werden wie alle anderen : freundlich, schnell und selbstverständlich. Auch die Preise sind moderat. Trotz seines herrschaftlichen Namens ist das Caffè del Doge ein demokratischer Ort, weltoffen und gesellig.

Auffällig ist der Verzicht auf Venedig-Folklore und Venedig-Nostalgie. Statt sich zum Beispiel auf Goldonis berühmtes Stück La Bottega del Caffè zu berufen, steht an der Decke ein Motto von Claudio Magris : »Das Kaffeehaus ist eine platonische Akademie – in dieser Akademie wird nichts gelehrt, aber man lernt Geselligkeit und Nüchternheit. Man kann plaudern, erzählen – aber niemals predigt man, niemals hält man Versammlungen ab, niemals erteilt man Unterricht.« Der Schriftsteller und Germanist Claudio Magris ist selbst ein begeisterter Kaffeehausbesucher in seiner Heimatstadt Triest, das Zitat stammt aus seinem Werk Microcosmi (Die Welt en gros und en détail), für das er 1997 mit dem wichtigsten italienischen Literaturpreis, dem Premio Strega, geehrt wurde.

Der Kaffee hier kommt von überall her, wo guter Kaffee angepflanzt wird. Auch das erfahren wir an den Wänden : Es gibt Mischungen aus Kuba, Indien, Guatemala, Peru oder Brasilien. Serviert wird der Kaffee auch in exotischen Variationen wie z. B. à la marocain. Besonders gut aber schmeckt die Hausmischung, deren extra milde Röstung in den 1950er Jahren von Cavalier Ermenegildo Rizzardini erfunden wurde. Sie wird auch verkauft. Mit ihrem dekorativen Design – einem stilisierten roten Dogen im Profil – ist beispielsweise die 125-g-Packung ein schönes Mitbringsel.

VAPORETTO RIALTO (GEGENÜBERLIEGENDE SEITE DES CANALS) ODER RIALTO MERCATO

Der Gobbo vom Rialto

IL GOBBO DI RIALTO

CAMPO SAN GIACOMO DI RIALTO

SAN POLO

TIPP

OSTARIA AL DIAVOLO E L’AQUASANTA

CALLE DELLA MADONNA

SAN POLO 561 / B

TEL. 041 277 03 07

Ein Pfund von seinem Fleisch soll Kaufmann Antonio hergeben, wenn er dem Geldverleiher Shylock den Kredit nicht rechtzeitig zurückzahlt. Ein merkwürdiger Vertrag, der in Shakespeares KaufmannvonVenedig die Hauptrolle spielt. Ob ein solcher Vertrag im realen Venedig tatsächlich gegolten hätte, ist unklar. Aber in Venedig galt als oberste Devise : Vertrag ist Vertrag, daran muss man sich halten. Denn auf Verträge mussten sich Kaufleute und Händler verlassen können, das war die Arbeitsgrundlage ihrer Geschäfte.

Für die Durchsetzung sorgten nicht nur die Politiker und Rechtsanwälte, sondern sogar die Kirche. Das ist noch heute sichtbar am Campo San Giacomo di Rialto, dem einstigen ökonomischen Zentrum Venedigs. Alles war hier dem Gesetz des Kaufmanns unterworfen – sogar die Kirche San Giacomo. Sie ist eine der ältesten der Stadt und soll bereits 491, im offiziellen Gründungsjahr Venedigs, erbaut worden sein. Das ist nicht gesichert, aber alt ist der Bau jedenfalls, der Baukörper stammt aus dem späten 11. Jahrhundert. Eine Inschrift im Giebel lautet : »Möge rund um die Kirche das Gesetz für die Kaufleute gerecht, mögen die Gewichte exakt und die Verträge ehrlich sein.« Doch die Kirche beließ es nicht nur beim moralischen Appell, sondern bot der Wirtschaft auch praktische Unterstützung und stellte den Bankern ihre Säulenhalle aus dem 12. Jahrhundert zur Verfügung. Hier im Schatten durften sie ihre Banchi aufstellen und quasi unter der Schirmherrschaft der Kirche ihren Geschäften nachgehen.

Der Kirche gegenüber hatte die Staatsgewalt ihren Ort : Unter der dortigen Arkadenreihe wurden die Gesetze der Republik wie Abgabenverordnungen und Steuerbestimmungen verkündet. Daneben ist eine seltsame Skulptur zu sehen, die von Bildhauer Pietro di Salò 1541 geschaffen wurde : Il Gobbo di Rialto, der Bucklige vom Rialto – ein nackter Mann, der ganz gebeugt von schwerer Last hockt. Ein merkwürdiger Zeuge für Gesetzesverkündungen : keine strahlende Justitia mit Schwert, sondern eine hässliche Figur, einer der Verlierer dieser Handelswelt. Dem entspricht die Funktion, die dem Gobbo im Zusammenhang mit der Bestrafung von Gesetzesverstößen zukam. Wer etwas stahl oder bei Gewichten schummelte, musste einen Spießrutenlauf über sich ergehen lassen, der durch die Stadt über die Rialtobrücke führte und beim Gobbo endete. Sahen die Delinquenten die Skulptur, hatten sie es fast geschafft : Nachdem sie ihm die Füße geküsst hatten, war die Strafe beendet.

Im Laufe der Zeit bekam der Gobbo dann eine andere Funktion und wurde zu einer sprechenden Statue, einer Art Sprachrohr der kleinen Leute. Wie am Pasquino in Rom brachten hier Unzufriedene Kritik und Schmähschriften gegen die Regierung und die Mächtigen an. Interessanterweise gibt es auch bei Shakespeare eine Figur namens Gobbo : der blinde Vater von Shylocks Diener. Er ist im Stück der einzige Nichtjude, der dem Juden Shylock vorbehaltlos und mit Sympathie begegnet. Ob Shakespeare den Gobbo vom Rialto kannte, ist nicht überliefert. Doch auch unabhängig davon lässt sich die fast fünfhundert Jahre alte Skulptur als Symbol der vielen Lastenträger und anderen kleinen Leute vom Rialtomarkt verstehen, ohne deren körperliche Arbeit und Mühsal die Kaufleute von Venedig nicht so reich geworden wären.

VAPORETTO RIALTO MERCATO ODER RIALTO

Die Pescheria

PESCHERIA

CAMPO DELLA PESCHERIA

DI – SA VON 8 – 14 UHR. FRÜH IST ES AM INTERESSANTESTEN !

Anderswo verkauft man Fisch in hässlichen Lagerhallen am Stadtrand, in Venedig aber wird selbst der Fischmarkt wie ein Gemälde in Szene gesetzt : Die Pescheria ist mit ihrer hellen Arkadenreihe und den wehenden karmesinroten Vorhängen selbst unter den vielen prächtigen Palästen am Canal Grande ein absoluter Hingucker.

Für Venezianer stellt der Fischmarkt seit jeher einen Bestandteil ihrer Stadt dar, den man nicht verstecken muss – im Gegenteil. Hier wird seit tausend Jahren Fisch verkauft, Fisch und Meerestiere gehörten schon immer zu den Hauptnahrungsmitteln. Auch der einfachste Fischhändler präsentiert seine Fische wie ein Kunstwerk, nach Farbabstufungen von Weiß über zarte Perlmutttöne bis zu den silbern schimmernden Sardinen. Daneben, unterbrochen vom hellgrünen Tang, calamaretti und polipi in Anthrazit- und Schwarztönen.

Der Verkauf wurde schon früh streng kontrolliert, wie eine Tafel zeigt, auf der die Mindestgröße für Fisch vorgeschrieben war, um den Fischbestand zu schützen. Das passte Fischern, Händlern und Gourmets ebenso wenig wie die strenge Preisfestsetzung durch die Ämter. Viele waren froh, als die französischen Besatzer 1807 diese Gesetze aufhoben. Doch seither ist der Fischbestand in der Lagune stetig zurückgegangen – zwar nicht nur wegen Überfischung, sondern auch durch giftige Abwässer der Petrolindustrie. Viele typisch venezianische Fische gibt es nicht mehr, viele Muscheln sind nicht mehr genießbar. Inzwischen sind Fisch und Meeresfrüchte aus der Region eher selten. Doch die Händler verstehen nach wie vor nicht nur alles von Fisch, sondern dekorieren ihre Ware mit großem Schönheitssinn. Auch wenn viele Fische nicht mehr aus der Lagune stammen, ist ein Gang durch die Pescheria noch immer ein ästhetisches Erlebnis.

Das Gebäude ist übrigens nicht echt gotisch, sondern wurde erst 1907 gebaut. Im 19. Jahrhundert wurde das gesamte Areal am Rialto neu geordnet. Statt der vielen kleinen Stände ohne Schatten wollte man eine riesige Halle, eine hochmoderne Eisenkonstruktion nach Vorbild der Pariser Hallen. Doch dagegen protestierten alle, Intellektuelle ebenso wie Fischhändler und Ladenbesitzer. Den Venezianern war etwas anderes wichtig : Die Halle sollte zu den anderen Gebäuden am Canal Grande passen. Ein schwieriges Bauprojekt, alle Betroffenen wollten mitreden, zwischen Planer und ausführendem Architekten gab es jede Menge Streit. Doch am Schluss setzte sich der Entwurf von Cesare Laurenti (1854-1936) durch – einem heute unbekannten Maler, der sich von einem berühmten Vorgänger hatte inspirieren lassen. Sein Vorbild für die neue Fischhalle war die zweistöckige Loggia links auf dem Bild Wunder der Kreuzreliquie an der Rialtobrücke von Vittore Carpaccio (1494), das in der Accademia zu sehen ist.

VAPORETTO SAN STAE

Museo di Palazzo Mocenigo

MUSEO DI PALAZZO MOCENIGO

SALIZADA DI SAN STAE

SANTA CROCE, 1992

WWW.MOCENIGO.VISITMUVE.IT

TEL. 041 72 17 98

TIPP

OSTERIA MOCENIGO

SALIZADA DI SAN STAE

SANTA CROCE 1919

TEL. 041 523 1703

INTERESSANTE KREATIONEN WIE CALAMARI MIT RADICCHIO GEFÜLLT ODER THUNFISCHTARTAR, ABER AUCH DIE KLASSISCHE FRITTURA DI PESCE SCHMECKT HIER GUT ! NETTER SERVICE.

Wer Bilder venezianischer Maler betrachtet, ist immer wieder erstaunt über die prunkvollen Gewänder und Stoffe, die Reichtum und Geschmack der Auftraggeber beweisen sollten. Dass die Stoffe auf Bildern Carpaccios oder Tizians wirken, als könnte man sie anfassen, liegt aber nicht nur an den Fähigkeiten der Maler, sondern auch an der Kunst der venezianischen Stoffmacher.

Die Venezianer handelten nicht nur mit Stoffen aus dem Orient, sondern stellten seit dem 13. Jahrhundert auch selbst solche Stoffe her. Von persischen und türkischen Mustern inspiriert, entwickelten sie bald eine eigene typisch venezianische Stoffkunst. Besonders berühmt war Venedig für seine Samtstoffe. Die Samtmacher, die veluderi, bereits seit 1347 eine eigene Zunft, erfanden immer wieder Neues : gekräuselten Samt, geschnittenen Samt, Samt mit Reliefmustern und die berühmten mit Gold- oder Brokatfäden durchwirkten Gittersamtstoffe.

Aus solchen Stoffen sind auch die Kleider gemacht, die im Mode- und Kostümmuseum im Palazzo Mocenigo ausgestellt werden. Die Mocenigo gehörten zu den ältesten und einflussreichsten Familien Venedigs. Kurz vor 1300 in den Adelsstand erhoben, wurden sie unter anderem durch den Handel mit Orientstoffen so reich, dass sie sich im Laufe der Zeit mehrere Paläste leisten konnten. Die Familie stellte sieben Dogen, deren Porträts in der Eingangshalle zu sehen sind. Alvise Nicolò Mocenigo, mit dem dieser Familienzweig 1953 ausstarb, schenkte den Palast 1945 der Stadt Venedig. Vor seiner Wahl wohnte hier der letzte Doge der Familie, der vorletzte Venedigs : Alvise IV., den wir mit Hermelinumhang und goldener Dogenmütze sehen. Seine Frau muss ihn noch übertrumpft haben : Bei den Feierlichkeiten zu seiner Wahl 1763 trug sie ein Gewand aus Goldstoff, das rundherum von einem diamantbesetzten Schleier bedeckt war, dazu goldene Spitze, einen goldenen Gürtel und einen kostbaren Diamantring (im Saal 1 ein Porträt von ihr aus dieser Zeit). Wie luxuriös die Mocenigo im 18. Jahrhundert eingerichtet waren, verraten Kronleuchter aus Muranoglas, kostbare Weinpokale, Silberbestecke, Spitzentischdecken aus Burano, Stofftapeten aus Brokat und Damast sowie Möbel mit filigranen Intarsien.

Auch die Mode stammt vor allem aus dem 18. Jahrhundert. Die Rokokokleider an originalgroßen Puppen zeigen, wie klein die Menschen damals waren. Einen Exkurs über die zunehmende Verfeinerung eines ursprünglich praktischen Kleidungsstückes stellt eine Vitrine mit fünfzig Herrenwesten dar. Eigentlich zum Wärmen gedacht, wurden die Westen im Laufe der Zeit immer dekorativer : Statt Baumwolle oder Leinen benutzte man Seide mit zarten Stickereien und kostbaren Knöpfen. Besonders interessant sind die offiziellen Togen des Großen Rats der Stadt im Saal 8. Der Rat erließ zwar vielfach Gesetze gegen den Luxus, doch auch die Amtstracht seiner Mitglieder, die nicht nur bei offiziellen Feiern und Sitzungen, sondern auch auf dem Markusplatz getragen wurde, war nicht eben billig. Besonders kostbar die über die Schulter getragene Stola : karmesinroter Samt, bei dem der Flor unterschiedlich hoch geschnitten ist und der dadurch einen besonders nuancenreich schimmernden Farbton erhält.

Einen Abstecher in eine andere Dimension venezianischer Luxusgüterproduktion lohnt die 2013 neu eröffnete Abteilung zur Geschichte des Parfüms, vor allem der Duftparcours, auf dem man Grundsubstanzen alter Parfüms selbst erschnuppern kann.

VAPORETTO SAN STAE

Museo di Storia Naturale

MUSEO DI STORIA NATURALE

SANTA CROCE 1730

WWW.MSN.VISITMUVE.IT

Schon Thomas Mann wusste, dass in den erfolgreichen Kaufmannsfamilien des 19. Jahrhunderts spätestens die dritte Generation sich nicht mehr für das Wirtschaftliche interessierte. So geschah es auch bei der Familie Reali. Der Großvater hatte mit Zucker und Ziegeln ein Riesenvermögen gemacht, das er in Land und Häuser in und um Venedig anlegte. Enkel Giuseppe aber (geb. 1877) war kein Kaufmann, ihn hielt es nicht in der Stadt, alles war ihm zu langweilig. Er wollte weg, weit weg und etwas erleben : Mit Ehefrau Amelia, die seine Leidenschaft teilte, unternahm er zwischen 1898 und 1929 zwölf Großwildjagden im fernen Afrika. Von dort brachten sie unzählige Trophäen mit, die ihren imposanten Palazzo schmückten. Sie alle hinterließ der Graf dem MuseodiStoriaNaturale. Seit 2010 werden sie im Museum gezeigt. Zwei Räume in tiefem Rot, die Wände bedeckt mit Fellen von Löwen, Antilopen, Zebras und anderen Tieren, in der Mitte ein ausgestopftes Krokodil, dazu unzählige Elefantenzähne. Insgesamt sind es 300 Trophäen eines Hobbys, das man heute kritisch betrachtet. Ein leichter Gruselschauer überkommt einen auch bei dem Gedanken, wie der Graf inmitten dieser toten Tiere gewohnt haben mag, denn die Objekte werden so präsentiert, wie er sie früher in seinem Palazzo arrangiert hatte.

Dies sind nur zwei von vielen Räumen, in denen wir die Ausbeute venezianischer Entdecker und Weltreisender bewundern können – diesem Thema ist eine ganze Abteilung gewidmet. Auf dem Gebiet der Insektenkunde verfügt das Museum sogar über eine der weltweit größten Sammlungen von Hautflüglern. Mehr als zwei Millionen Tier-Exponate besitzt das Museum insgesamt, darunter das 20 Meter lange Skelett eines Finnwals, ein 110 Millionen Jahre altes Dinosaurierskelett und ein Urzeit-Riesenkrokodil. Wer sich spätestens jetzt fragt, was das alles mit Venedig zu tun hat : Schon früh war die Stadt berühmt für ihre außergewöhnlich reichen naturgeschichtlichen Sammlungen. Solche Mitbringsel von Reisen vermehrten das Prestige der reichen Familien, deren private Sammlungen, im Studio des Palazzo präsentiert, schon im 18. Jahrhundert zu den obligatorischen Etappen eines Venedigbesuchs gehörten. Wer sich mehr für das lebendige Venedig und seine Umgebung interessiert, erhält Einblick in die Artenvielfalt der Lagune in einem fünf Meter langen Meerwasseraquarium.

All das wird in einem der ältesten Gebäude der Stadt direkt am Canal Grande präsentiert : im Fontego dei Turchi