Vittorio - Christine Feehan - E-Book

Vittorio E-Book

Christine Feehan

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Beschreibung

Schattengleiter Vittorio Ferraro würde für seine Geschwister alles tun, Loyalität gegenüber seiner Familie hat für ihn oberste Priorität. Und doch wünscht er sich nichts sehnlicher, als selbst die Frau fürs Leben zu finden. Als er Grace Murphy begegnet, kann er sein Glück kaum fassen: Sie ist nicht nur betörend schön und wahnsinnig klug, sondern selbst auch eine Schattengleiterin. Doch Grace’ Bruder ist ein Psychopath, und als seine Schwester sich in Vittorio verliebt, gerät der gesamte Ferraro-Clan in sein Visier ...

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DAS BUCH

Das Leben des attraktiven Schattengleiters Vittorio Ferraro ist geprägt von strengen Regeln. Meditation, Selbstkontrolle und Sport bestimmen seinen Alltag. Ganz oben auf seiner Prioritätenliste steht jedoch die Loyalität zum Ferraro-Clan: Für seine Geschwister und deren Familien würde Vittorio alles tun, dabei wünscht er sich nichts sehnlicher als selbst die große Liebe zu finden, Kinder zu haben. Als er eines Abends in einem Club, der den Ferraros gehört, Grace Murphy begegnet, kann er sein Glück kaum fassen. Grace ist nicht nur schön und klug, sie versteht auch, was es bedeutet, das Leben eines Schattengleiters zu führen, denn sie ist selbst im Besitz dieser magischen Gabe. Doch Grace, die eine schwierige Kindheit hatte, steht noch immer unter dem Einfluss ihres gewalttätigen Bruders Haydon. Und als dieser erfährt, dass sich seine Schwester in Vittorio verliebt hat, gerät der gesamte Ferraro-Clan ins Visier des Psychopathen …

DIE AUTORIN

Christine Feehan wurde in Kalifornien geboren, wo sie heute noch mit ihrem Mann und ihren elf Kindern lebt. Sie begann bereits als Kind zu schreiben und hat seit 1999 mehr als siebzig erfolgreiche Romane veröffentlicht, die in den USA mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurden und regelmäßig auf den Bestsellerlisten stehen. Auch in Deutschland ist sie mit ihrer Schattengänger-Serie, der Leopardenmenschen-Saga, den Drake-Schwestern und der Sea Haven-Saga äußerst erfolgreich. Vittorio ist der vierte Band einer aufregenden neuen Paranormal-Romance-Reihe.

Mehr über Christine Feehan und ihre Romane finden Sie auf: www.christinefeehan.com

CHRISTINE FEEHAN

SHADOWS

VITTORIO

Roman

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Titel der amerikanischen Originalausgabe

SHADOW WARRIOR

Deutsche Übersetzung von Antonia Zauner

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Redaktion: Catherine Beck

Copyright © 2019 by Christine Feehan

Copyright © 2020 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München, unter Verwendung von Shutterstock /LStockStudio

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-25016-4V002

www.heyne.de

Für Katie, meine wunderschöne Nichte, die ihr kompliziertes Leben mit Anmut und Würde bestreitet.

1

Vittorio Ferraro stand in den Schatten, seine Haut kribbelte, und er hatte das Gefühl, dringend etwas tun zu müssen. Irgendwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Was es auch war, das seinen Magen rumoren ließ, noch nie hatte er ein so drängendes Bedürfnis empfunden, die Quelle eines Problems ausfindig zu machen.

Er war erschöpft von der Arbeit zurückgekommen. Dieses Mal hatte sie ihn nach Los Angeles geführt. Er war schon viele Male dort gewesen, doch gerade heute hatte es ein Blutbad gegeben. Er war ein Schattengleiter, einer von sehr wenigen auf der ganzen Welt. Das war mit enormer Verantwortung und absoluter Geheimhaltung verbunden. Seit er zwei Jahre alt war, trainierte er jeden Tag seines Lebens für diese Aufgabe. Nun, nachdem er in Los Angeles der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen hatte, sehnte er sich nur noch nach seinem Zuhause. Das Haus war seine Zuflucht, und wenn er es betrat, überkam ihn normalerweise ein Gefühl des Friedens und nicht diese schreckliche Vorahnung drohenden Unheils.

Er hatte das Gefühl nicht abschütteln können, also hatte er sich angezogen und war dem dunklen Grauen gefolgt, das immer intensiver wurde, je näher er dem Nachtclub seiner Familie kam.

Im Club Ferraro war die Party in vollem Gange, die Musik war laut, und das Gelächter und die Unterhaltungen verschmolzen mit der Energie der Musik.

Der Nachtclub war der beliebteste in ganz Chicago, und für die Chance hineinzukommen, standen die Leute manchmal mehrere Stunden in langen Schlangen an. Stars besuchten den Club regelmäßig, und es bestand immer die Möglichkeit, dass man einen Blick auf eines der Mitglieder der berühmten Familie Ferraro erhaschte. Heute Nacht war der Club zum Bersten voll.

Seine Familie mischte sich grundsätzlich nicht in die Geschäftsführung des Clubs ein – sie hatten Manager, die das besser erledigten, als sie alle es jemals könnten –, aber sie schauten von Zeit zu Zeit vorbei, wenn sie sich sehen lassen mussten. Dabei wurden sie ständig von Paparazzi umschwärmt, die ihnen bessere Alibis für ihre Arbeit verschafften, als irgendetwas sonst es könnte. Doch in diesem Moment war gesehen zu werden das Letzte, was Vittorio wollte. Das drängende Gefühl wurde stärker und nicht schwächer, und das bedeutete, dass er herausfinden musste, was nicht stimmte, und es in Ordnung bringen sollte, ehe es zu spät war. Und dieses Etwas befand sich hier. In seinem Club. Ganz in der Nähe.

Ungesehen bewegte er sich von Schatten zu Schatten. Es ging nur langsam voran, und sein Körper war noch immer wund, nachdem er genau das hier schon in Los Angeles getan hatte. Doch hier ging es nicht um seine Arbeit. Es ging nicht darum, Kriminelle zur Strecke zu bringen, an die niemand sonst herankam. Es ging um die Knoten in seinem Bauch, die sich immer enger zusammenzogen, und es fühlte sich privat an. Sehr privat. Und das allein war erschreckend.

Vittorio war der größte der Ferraro-Männer. Er war hochgewachsen, breitschultrig und sehr durchtrainiert, wie alle Schattengleiter es sein mussten. Außerdem war er ein Mann, der sich selbst sehr gut kannte. Jede Stärke. Jede Schwäche. Was er vom Leben wollte, was er brauchte – beides war unmöglich, und er hatte sich damit abgefunden, dass er nie eine Frau und Familie haben würde, wie seine Brüder Stefano, Ricco und Giovanni sie hatten. Selbst Taviano hatte bessere Chancen, als er jemals haben würde. Es war nur so, dass dieses zunehmende Gefühl drohenden Unheils etwas mit ihm persönlich zu tun zu haben schien.

Er war ein Außenseiter – selbst innerhalb seiner Familie war er ein Einzelgänger. Vielleicht waren sie das alle. Möglicherweise verstärkten ihre Frauen die Verbindung zwischen ihnen auf irgendeine Weise. Francesca, Stefanos Frau, tat das definitiv. Vittorio mochte sie sehr – wie sie alle –, doch gleichzeitig machte sie ihm nur noch mehr bewusst, wie einsam er war.

Er wusste, dass es nahezu unmöglich war, eine Frau zu finden, die er so lieben konnte, wie er sie lieben musste. Allein eine Frau zu finden, die durch die Schatten gleiten konnte, war unglaublich schwierig, doch eine zu finden, die zu seinen Eigenheiten passte, war wirklich zu viel verlangt. Er wusste, wie seine Chancen diesbezüglich standen.

Schattengleiter waren verpflichtet, Kinder in die Welt zu setzen. Das bedeutete, wenn sie bis zu einem bestimmten Alter nicht mit einer passenden Frau verheiratet waren – und Vittorio näherte sich diesem Alter –, würde man eine Ehe für sie arrangieren. Für einen Mann wie Vittorio wäre das die reinste Katastrophe.

Einen Moment lang stand er in den Schatten und sah den tanzenden Frauen zu, wohl wissend, dass keine von ihnen ihn je als ihren Lebensgefährten akzeptieren würde. Er musste eine Frau finden, die die genetischen Voraussetzungen erfüllte, Kinder zu gebären, die durch die Schatten gleiten und damit ihre Arbeit fortführen konnten. Das war seine Pflicht. Er konnte sich nicht einfach verlieben; er musste sich in die Richtige verlieben. Und die Wahrscheinlichkeit, dass das passierte, war so gering, dass die meisten Schattengleiter nicht glaubten, dass es jemals geschehen würde.

Für Vittorio standen die Chancen noch schlechter. Er wollte keine normale Beziehung. Er brauchte eine Frau, die ihm vorbehaltlos vertraute und ihm erlaubte, sich um sie zu kümmern. Um jeden Aspekt ihres Lebens. Wo sollte man in der heutigen Welt eine solche Frau finden? Auch das war eine unmögliche Aufgabe. Zwei unmögliche Dinge bedeuteten, dass er den Rest seines Lebens in einer arrangierten Ehe ohne Liebe verbringen musste.

Er seufzte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Flüstern drohenden Unheils zu, das ihn hierher gelockt hatte. Der Club verfügte über drei Etagen. Die oberste war extrem teuer, doch dort hatte man auch die meiste Privatsphäre. Der Großteil der Stars feierte dort. Bodyguards waren allgegenwärtig, und auch die perfekt ausgebildete Security war präsent. Die dritte Etage war deshalb kein Ort, an dem Vittorio ernsthaften Ärger vermutet hätte, und doch drängten ihn seine Instinkte in diese Richtung.

Er wartete, bis die Musik wechselte und die Lichtshow einsetzte. Die tanzenden Farben warfen die verschiedensten Schatten durch den riesigen Club und gaben ihm eine große Auswahl. Er suchte sich einen Schatten aus, der durch die Bar zum Treppenabsatz der zweiten Etage führte, und bahnte sich im Zickzack einen Weg nach ganz oben, wo die Ferraros stets einen Tisch für die Familie reserviert hatten.

Er trat in einen dünnen, dunklen Streifen, und sein Körper wurde sofort in den Tunnel gezogen, auseinandergerissen und dann zwischen Tischen und Stühlen hindurch zwei Wendeltreppen nach ganz oben geschleudert. Als er am Ende des Tunnels zum Stehen kam, brauchte er ein paar Sekunden, bis sich sein Körper wieder vollständig anfühlte. Da war immer diese Übelkeit, wenn man schnell durch die Schatten reiste, auseinandergerissen und wieder zusammengesetzt wurde.

Kaum dass Vittorio die oberste Etage betreten hatte, war das Gefühl von Verschwörung, von Gefahr, überwältigend geworden. Er verschloss sich vor dem Lärm um ihn herum und konzentrierte sich ganz auf dieses Gefühl bevorstehenden Ärgers. Schicksalhaften Verderbens. Drei Tische von dem Privattisch der Ferraros entfernt saßen drei Männer. Zwei davon erkannte er als Vollstrecker der Familie Saldi. Allein sie hier in seinem Club zu sehen brachte die Knoten in seinem Bauch dazu, sich zusammenzuziehen.

Es war unmöglich, Drogen aus einem Club rauszuhalten, doch sie erlaubten nicht, dass hier damit gehandelt wurde. Die Saldis, eine berüchtigte Verbrecherfamilie, schmuggelten Drogen ins Land und verkauften sie auf der Straße und in Gassen an die Privatpartys der Reichen. Sie boten jede Droge an, die man sich nur vorstellen konnte. Aber nicht in einem Ferraro-Club.

Es trotzdem zu tun bedeutete einen Krieg mit den Ferraros anzuzetteln, und das wussten die Saldis.

Die Saldis waren ein Zweig der größten kriminellen Familie der Staaten. Giuseppi Saldi war ihr anerkannter Anführer und mit Sicherheit der größte Verbrecherfürst Chicagos. Diese Männer dort arbeiteten für seinen Bruder, Miceli Saldi. Die große Frage war, warum zwei Saldi-Schläger hier in einem Nachtclub der Ferraros saßen und Geschäfte mit einem heruntergekommenen Junkie machten. Es war unverkennbar, dass sie irgendeine Art Deal abwickelten. Die Saldi-Vollstrecker fielen mit ihren teuren Anzügen und Rolex-Uhren kaum auf, aber der Mann ihnen gegenüber trug vergleichsweise schlampige Kleider, die definitiv schon bessere Tage gesehen hatten.

Vittorio würde sich die Bänder der Überwachungskameras ansehen müssen. Es gab hier Regeln. Jeder Türsteher, jeder Rausschmeißer und jeder von der Security musste in der Lage sein, die Saldis und ihre Angestellten zu erkennen. Wenn sie den Nachtclub betraten, musste der Familie Ferraro augenblicklich Bericht erstattet werden. Und das war nicht geschehen.

Die Tatsache, dass die beiden Vollstrecker sogar auf der dritten Ebene im VIP-Bereich saßen, ohne dass jemand von der Familie informiert worden wäre, bedeutete einen zusätzlichen Verstoß gegen die Sicherheitsmaßnahmen des Clubs – oder dass die Saldis jemanden im Management des Nachtclubs bestochen hatten, der genug Einfluss hatte, sie durchschlüpfen zu lassen. Wenn das der Fall war, wen hatte derjenige sonst noch reingelassen?

Vittorio musste sich in Bewegung setzen und die Unterhaltung belauschen. Der Verkauf von Drogen würde immer ein Problem sein, in allen Clubs der Welt, aber dass die Saldis ungeniert in einem Ferraro-Nachtclub damit dealten, würde einen Krieg entfachen, den niemand wollte, und das ergab einfach keinen Sinn.

Vittorio blieb in den Schatten und näherte sich dem Tisch so gut es ging, um die Unterhaltung über dem dröhnenden Rhythmus der Musik hören zu können. Er erkannte Ale Sarto und Lando Gori, die obersten Vollstrecker Miceli Saldis. Wenn man einen von beiden auf seiner Türschwelle vorfand, war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man die Begegnung nicht überleben würde. Sie trugen Anzüge und sahen gepflegt und attraktiv aus, doch Vittorio hatte das Ergebnis ihrer Arbeit mit eigenen Augen gesehen. Da war nichts auch nur annähernd Zivilisiertes oder Wohlwollendes an dem, was sie menschlichen Wesen antaten. Männer wie sie wurden nicht einfach auf einen kleinen Botengang geschickt. Niemals.

»Sie ist jeden Cent wert«, versicherte der Fremde in den unordentlichen Kleidern. Er zuckte einige Male, doch er hielt den Augenkontakt.

Jeder, der mit Sarto und Gori an einem Tisch saß, wäre eingeschüchtert, vor allem wenn es sich dabei um einen zweitklassigen Zuhälter handelte, der über seine Prostituierte zu sprechen schien.

Ale Sarto ruckte nach vorne. »Du überstrapazierst dein Glück, Haydon. Ihre Dienste begleichen die Schulden, die du schon hast, nicht die, die du machen willst.«

Vittorio unterdrückte ein verärgertes Aufstöhnen. Die Saldis hatten wirklich ihren absoluten Tiefpunkt erreicht, wenn sie in einem Ferraro-Club über Prostituierte verhandelten. Er wandte sich nicht ab, sein Bauchgefühl schrie ihn noch immer an. Nichts an dem kleinen Austausch, den er belauscht hatte, ergab Sinn. Erstklassige Vollstrecker wie Sarto und Gori gaben sich nicht mit so profanen Angelegenheiten ab, wie eine weitere Prostituierte für die Ställe der Saldis einzukaufen.

»Ich kann sie dazu bringen, dass sie zur Vernunft kommt und mit euch geht, ohne Ärger zu machen«, antwortete Haydon. »Sie wird tun, was immer ihr sagt.« Er versuchte überzeugend zu klingen. »Das ist doch sicher weitere Zweihundertfünfzigtausend wert.«

Lando Gori lehnte sich zurück und fixierte Haydon mit kalten, toten Augen. »Du forderst wirklich dein Glück heraus. Wir nehmen sie heute Nacht mit, und dieser neue Scheiß, den du da gerade versuchst abzuziehen, wird dich umbringen. Die Dienste der Frau gegen deine bisherigen Schulden. Nimm den Deal und hau ab. Wir brauchen dich nicht. Wir können sie uns jederzeit schnappen und dich aus dem Handel ganz rauslassen.«

Sofort lehnte Haydon sich zurück und warf die Hände in einer Geste der Kapitulation in die Luft. »Also gut. Okay. Aber lasst mich wenigstens mit ihm reden, ob er mir einen Kredit über zweihundertfünfzigtausend geben kann. Ich hab ihm schließlich den Deal besorgt.«

Lando erhob sich und beendete damit die Unterhaltung. »Du hast ihm den Deal nicht besorgt. Er hat dir keine Wahl gelassen. Gib uns die Frau, oder wir brechen dir jeden Knochen, den du im Leib hast. Wenn es nach mir ginge, würde beides passieren, aber er ist ein gutherziger Mann.«

»Wo ist sie?« Auch Ale Sarto erhob sich jetzt.

Haydon grinste und enthüllte dunkle, fleckige Zähne. »Sie war nicht so kooperativ, wie ich gehofft hatte, und ich dachte, dass sie sicher nicht ruhig danebensitzen würde, während wir übers Geschäftliche reden, also habe ich sie an einem sicheren Ort untergebracht.«

»Du bist ein dreckiger Lügner, Haydon! Eben hast du uns noch erzählt, dass sie alles für dich tun würde. Jetzt ist sie plötzlich nicht kooperativ. Was ist denn nun Sache?«, fuhr Landon ihn an.

Vittorio versteifte sich. Das klang nicht so, als wüsste die Frau von dem, was die Männer hier vereinbart hatten. Schlimmer noch, es klang nicht so, als ob sie in irgendeiner Weise damit einverstanden wäre.

»Du versuchst besser keine Spielchen, Haydon«, warnte Ale ihn. »Lass uns gehen, ich will sie jetzt sehen.«

Haydons übermütiges Lächeln verschwand, und er erhob sich ebenfalls. »Ihr versteht nicht. Grace würde praktisch alles für mich tun, aber manchmal ist sie stur. Manchmal muss sie ein bisschen überzeugt werden.«

Lando Gori packte Haydon am Kragen und zog ihn zu sich. »Hör auf, Zeit zu schinden, und setz dich in Bewegung. Wir können äußerst überzeugend sein, wenn es sein muss.«

Vittorio glitt durch die Schatten die Wendeltreppe hinab zur Haupttanzfläche, wobei er die drei Männer immer im Blick behielt. Sie waren eindeutig auf dem Weg zum nächsten Ausgang. Er bahnte sich einen Weg durch die Schatten und beschloss, das Gebäude durch einen Privateingang zu verlassen, der in die dunkelste Ecke des Parkplatzes hinausführte. Direkt vor ihm befanden sich die privaten Stellplätze der Familie, die selbstverständlich leer waren, weil er durch die Schatten hierhergekommen war, um niemanden von seiner Anwesenheit wissen zu lassen.

Die drei Männer, die er verfolgte, hatten den Parkplatz zu seiner Linken halb überquert und blieben schließlich neben einem alten, verbeulten Honda stehen. Haydon öffnete den Kofferraum.

Vittorio stieß zischend den Atem aus. Er war kein Mann, der leicht wütend wurde. Das entsprach nicht seiner Natur. Er war der Friedensstifter, der immer eine Lösung fand. Er sah zu, wie Haydon zurücksprang. Ein kleiner Ball aus wirbelnder Wut sprang explosionsartig aus dem Truck und traf den Mann direkt an der Brust.

Die Parkplatzbeleuchtung war aus, etwas, das in keinem der Parkhäuser oder Parkplätze der Ferraro geduldet war, deshalb waren die Gestalten für ihn kaum mehr als dunkle Silhouetten, als er sich ihnen näherte.

»Was stimmt nicht mit dir, Haydon? Lass mich los.«

Die Frau schubste den Mann, doch er umfasste ihre beiden Handgelenke und zerrte heftig daran. »Stopp, Grace. Hör mir nur mal eine Minute zu. Ich hab Ärger am Hals.«

»Du hast immer Ärger am Hals. Immer, Haydon. Ich habe dir schon beim letzten Mal gesagt, dass du auf dich selbst gestellt bist, wenn du nicht aufhörst zu spielen. Ich kann keine weiteren Kredite aufnehmen. Ich kann nicht noch mehr arbeiten. Du hast Mist gebaut, und du wirst die Sache selbst wieder in Ordnung bringen.«

Vittorios Atem entwich in einem langen, erschrockenen Stoß. Etwas Enges in seiner Brust löste sich. Eine verletzliche Stelle. Eine geschützte und bewahrte Stelle. Er presste die Hand auf genau diesen Punkt. Es war, als wäre ihre Stimme ein Schlüssel gewesen, der sich perfekt in das Schloss eingefügt und gedreht hatte, ehe er noch die Gelegenheit hatte zu reagieren – und seine Reflexe waren blitzschnell.

»Ich bin fertig mit dir. Mit deiner Spielerei und den Schulden. Ich habe damit nichts mehr zu tun, Haydon, das meine ich ernst. Du hattest mehr Chancen, als irgendwer im Leben erwarten sollte.« Grace warf die Arme in die Luft und wandte sich ab.

Sie war klein. Vittorio wäre überrascht gewesen, wenn sie größer als eins fünfzig oder eins fünfundfünfzig gewesen wäre. Sie hatte eine gute Figur, volle Brüste und einen sehr netten Hintern. Das gefiel ihm. Er konnte verstehen, dass sich Männer für sie interessierten. Ihre Haut war sehr hell, und ihr Haar wies ein natürliches Rot auf. Sie hatte es zu einem langen Pferdeschwanz zusammengefasst. Etwas an dieser dichten Mähne berührte ihn. Diese Frau, die so klein war und sich der Bedrohung durch die beiden Saldi-Vollstrecker dennoch mutig entgegenstellte, ließ Hitze durch seine Adern strömen.

Lando stellte sich ihr in den Weg, ein großer Muskelberg direkt vor ihr. »Du wirst mit uns kommen müssen. Das Auto ist da drüben.« Er wies auf eine Limousine mit getönten Scheiben.

Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde nirgendwohin gehen. Ich habe mit seinen Schulden nichts zu tun. Gar nichts.«

»Du bist seine Schwester. Schulden werden von der Familie beglichen.«

»Ich bin nicht seine Schwester«, widersprach Grace und warf Haydon einen wütenden Blick zu. »Wir sind in der gleichen Pflegefamilie aufgewachsen. Daher kennen wir uns. Was immer er auch am Hals hat, er muss allein damit klarkommen.«

»Wirklich?« Ale zog eine Pistole und presste sie gegen Haydons Schläfe. »Soll ich ihn jetzt sofort umbringen? Das ist nämlich die zweite Option.«

»Gracie«, quiekte Haydon.

Vittorio konnte sehen, dass Haydon sich nicht im Geringsten sorgte, dass Ale ihn wirklich umbringen würde. Vittorio wusste es besser.

Grace erstarrte, als sie die Waffe sah, und drehte sich langsam zu Ale um. »Was tun Sie da? Sind Sie irre?« Sie flüsterte es. »Stecken Sie die ein.«

Lando und Ale grinsten einander an. »Ich glaube, sie kapiert es langsam. Dein Freund Haydon hat einen Deal mit uns. Du zahlst seine Schulden für ihn ab. Du kommst mit und arbeitest für uns. Ein guter Freund von unserem Boss will dich als Begleitung für einige Wochen. Vielleicht auch für länger. Mach ihn glücklich, und die Schulden sind weg. So einfach ist das.«

Graces Blick wanderte zu Haydon. »Du hast mich in die Prostitution verkauft? Um deine Schulden zu begleichen?«

Lando umfasste Graces Arm. »Los, rein mit dir in den Wagen.«

»Ich bin keine Prostituierte.« Sie weigerte sich standhaft, sich vom Fleck zu bewegen.

»Mir ist scheißegal, was du bist. Der Boss hat gesagt, wir sollen dich zu ihm bringen, also gehst du zu ihm«, sagte Lando. Seine Finger schlossen sich wie ein Schraubstock, und er zerrte sie in Richtung Wagen.

Vittorio glitt durch den Schatten, der ihn direkt zu Ale Sarto bringen würde. Er entrang Sarto die Waffe und schleuderte sie weg, sodass sie über den Parkplatz schlitterte und unter einem BMW in einiger Entfernung zum Liegen kam. Er rammte den Ellbogen gegen Ales Kiefer und brach ihn dabei, dann schlug er gegen seine Beine, um ihm den Boden unter den Füßen wegzuziehen, und trat gegen seine Rippen, um ihn unten zu halten.

Er hechtete auf den Schatten zu und ließ sich direkt zu Lando tragen. Er war so schnell bei ihm, dass Lando gar nicht erst auf den Anblick seines am Boden liegenden Kumpans reagieren konnte. Vittorio entwand ihm Grace und stieß sie hinter sich aus der Gefahrenzone, ehe er angriff. Vittorio, der stets eine gewaltfreie Lösung suchte, kannte keinen Mittelweg. Entweder er führte logische Argumente auf, oder er handelte; und wenn er handelte, dann sorgte er dafür, dass jeder Schlag saß.

Er würde Lando Gori nicht töten, aber er wollte ihn am Boden und unschädlich haben. Jeder Schlag, jeder Tritt, jeder Hieb war eine Bestrafung. Vittorio war stark, und wie alle Schattengleiter trainierte er täglich. Sie trainierten gemeinsam, und zwar sowohl Geschwindigkeit als auch Stärke und Technik. Sie alle hatten sich mit der Anatomie des Menschen vertraut gemacht, deshalb wussten sie genau, wo sie hinschlagen mussten, um den größten Schaden zu verursachen. Wenn er zuschlug oder zutrat, dann brach er Knochen, und innerhalb von Sekunden war Lando am Boden und tastete in seinem Jackett nach seiner Waffe.

Grace versuchte ihn zu warnen, doch Vittorio war schon bei ihm und trat ihm die Waffe aus der Hand.

»Du hörst besser auf, solange du noch kannst, Lando«, warnte Vittorio ihn und wählte dabei seine beschwichtigende Stimme. Mit dieser Stimme konnte er Menschen beruhigen, und genau das tat er jetzt. »Du weißt, dass der Club tabu ist. Ihr habt eine Grenze überschritten, und auf unserem Grund werdet ihr nicht Hand an eine Frau legen. Ihr habt aufs Maul bekommen, und ihr hattet es verdient.«

Grace stieß einen Schrei aus: »Haydon, nicht! Er hat uns geholfen.«

Vittorio wirbelte herum und sah gerade noch, wie die Frau auf ihn zustürmte, um sich zwischen ihn und Haydon zu werfen. In der Hand des Mannes befand sich die Waffe, die unter den BMW geschlittert war, und er zielte damit auf Vittorio. Die Kugel schmetterte Grace gegen Vittorio, und er fing sie auf und drehte sich so, dass er sie mit dem Körper gegen einen weiteren Schuss abschirmte.

Haydon warf die Waffe weg und floh. Vittorio fiel auf ein Knie und zog Grace mit sich auf den Asphalt. Sie war bei vollem Bewusstsein und sah ihn an. Sie hatte grüne Augen in der Farbe von Juwelen. Er sah, dass der Schock langsam nachließ und quälender Schmerz einsetzte.

»Nicht bewegen. Lass mich das regeln«, befahl er ihr, ohne weiter darüber nachzudenken, während er bereits seiner Familie eine Textnachricht schrieb und einen Krankenwagen rief. »Ich werde mir die Wunde jetzt mal ansehen. Sieh mich an. Sieh mir ins Gesicht.« Er konnte erkennen, dass die Kugel Schaden angerichtet hatte. Seine größte Angst war, dass sie eine Arterie durchtrennt hatte und Grace verbluten würde, noch bevor Hilfe kam.

Sie schluckte hart. Ihre Lider flatterten, aber sie war tapfer. Tränen schwammen in ihren Augen. Er beugte sich näher zu ihr, während er weiterhin die Hand über der Wunde behielt.

»Das ist nichts, was wir nicht in Ordnung bringen könnten. Ich bin Vittorio Ferraro. Und du?«

Ihre Lippen bebten. Bei dem Versuch, Worte zu formen, öffnete sie zweimal den Mund. Er wollte ihr sagen, dass sie nicht reden solle, aber er hatte Angst, dass sie dann das Bewusstsein verlieren würde. »Grace. Grace Murphy.«

»Ein Krankenwagen ist auf dem Weg. Ich werde ihnen sagen, dass du meine Verlobte bist, um die Dinge in der Notaufnahme zu vereinfachen. Dann geht alles etwas schneller. Lass mich die Sache übernehmen und alles regeln.«

Vittorio blickte in ihre Augen, drängte sie, bei Bewusstsein zu bleiben, am Leben zu bleiben. Er brauchte sie lebend, brauchte sie mehr, als er das Atmen brauchte. Ganz sanft wischte er ihr das Haar, das ihr in die Augen fiel, aus dem Gesicht, sein Daumen so beruhigend wie seine Stimme.

»Bleib bei mir, Süße. Ich steh das mit dir durch.«

Sie wand sich, ihre Füße traten gegen den Asphalt, sie versuchte dem Schmerz zu entkommen. Jede Bewegung machte es nur noch schlimmer.

»Du musst stillhalten, Grace. Du kannst es. Ich weiß, dass es schwer ist, aber sieh mich an. Ich bin hier bei dir. Du kannst es, weil ich dich darum bitte. Lieg einfach still. Beweg dich nicht.«

Jedes ihrer Nervenenden musste sie anschreien. Da waren gebrochene Knochen. Und seine Hand, die er auf die Wunde gepresst hatte, machte es sicher auch nicht erträglicher. In der Ferne hörte er das Kreischen von Sirenen, aber der Krankenwagen war nicht schnell genug.

Ihr Blick suchte seinen und blieb dort. Sie schluckte erneut, aber er konnte sehen, dass sie den tapferen Versuch unternahm, den Fluchtinstinkt ihres Körpers niederzukämpfen. Er lächelte ihr zu. »Gutes Mädchen. Atme weiter. Tu es für mich. Sie sind auf dem Weg.«

Sein ältester Bruder Stefano löste sich als Erster aus den Schatten, sah sich kurz um und kam dann an Grace’ andere Seite, wo er sich mit seinem Ferraro-Lächeln und seiner Wirkung auf Frauen über sie beugte.

»Das ist Grace«, sagte Vittorio. »Meine Verlobte.« Das sollte seinem Bruder alles sagen, und das tat es tatsächlich. Stefano warf ihm einen scharfen Blick zu und sah dann die Frau an, die dort am Boden lag und verzweifelt versuchte, sich trotz der quälenden Schmerzen nicht zu bewegen, weil Vittorio sie darum gebeten hatte.

»Was zur Hölle haben die Saldis hier zu suchen? Die Polizei wird jeden Moment hier sein.«

Ricco und Taviano kamen aus verschiedenen Richtungen über den Parkplatz auf sie zu. Beide musterten zuerst aufmerksam ihren Bruder, um sicherzugehen, dass Vittorio nicht verwundet war, und sahen sich um.

»Waren sie das?«, fragte Ricco.

Vittorio schüttelte den Kopf. »Es war seine Waffe.« Er nickte in Ale Sartos Richtung. »Ihr Ziehbruder, Haydon – seinen Nachnamen kenne ich nicht –, hat versucht sie im Austausch gegen seine Spielschulden zu verkaufen. Er hatte sie im Kofferraum seines Wagens eingesperrt. Sie wollten sie mitnehmen. Nachdem ich Ale und Lando unschädlich gemacht hatte, hat Haydon auf mich geschossen. Sie hat sich zwischen uns geworfen. Ihr Nachname ist Murphy. Sie ist in der gleichen Pflegefamilie aufgewachsen wie dieser Haydon. Sucht im Kofferraum des Hondas nach ihrer Tasche und gebt die Informationen sofort an Rosina weiter. Als ihr Verlobter wird man von mir erwarten, dass ich alles über sie weiß.«

Taviano hatte bereits sein Handy in der Hand und eilte zu dem Honda, wo er Grace’ Tasche fand. Unterdessen unterbrach Vittorio den Blickkontakt zu Grace kein einziges Mal. Ein Beben durchlief ihren Körper. Mehrere Male begann sie sich zu bewegen, doch kaum dass er ihr sanfte Worte zuflüsterte, bekämpfte sie den Drang.

»Gutes Mädchen. Bleib bei mir. Du machst das super. Sie sind schon da.«

Sie wirkte verzweifelt. Er fühlte sich ebenso. Er hatte nicht vor, sie zu verlieren. »Egal, was passiert, ich bin bei dir«, versprach er. Er sah zu seinem Bruder. Stefano setzte Dinge in Bewegung, selbst unmögliche.

Sein ältester Bruder telefonierte gerade mit Giuseppi Saldi, und die Unterhaltung lief nicht gerade freundlich ab. Stefano war mächtig angepisst, und der kalte, knappe Tonfall, in dem er mit Giuseppi sprach, machte dem Mann klar, dass die heutige Nacht Folgen haben würde.

»Hier sind zwei deiner Männer auf meinem Parkplatz. Die Verlobte meines Bruders hat einen Schuss aus einer ihrer Waffen abbekommen, und die Cops sind schon überall in meinem Club. Was zur Hölle, Guiseppi? Willst du dich mit meiner Familie anlegen?«

Stille folgte. Vittorio sprach weiterhin leise mit Grace, während der Krankenwagen heulend auf den Parkplatz fuhr.

»Irgendein Arschloch hat sie in den Kofferraum seines Autos geworfen, ihr Ziehbruder oder so, und diese beiden Clowns wollten sie als Bezahlung für seine Spielschulden mitnehmen. Seit wann läuft das schon? Nur damit du Bescheid weißt: Die beiden werden jetzt erst mal ins Krankenhaus gebracht und landen im Gefängnis, und wenn ich sie hier noch einmal auf der Straße sehe, sind sie tot. Verstanden, Giuseppi? Wenn du meiner Familie was antust, tun wir dir und deiner Familie was an. Und dann kannst du dich auf was gefasst machen.«

Stefano beendete den Anruf und kam zurück zu Grace und Vittorio. Die Rettungssanitäter hatten bei Grace eine Infusion gelegt. Stefano hatte bereits wieder das Handy am Ohr und telefonierte mit ihrem Chirurgen, den er anwies, sein Team zusammenzutrommeln, sodass sie bereit für Grace waren, wenn sie gebracht wurde. Dann kümmerte er sich um die Polizisten, während Taviano und Ricco eine lockere Barriere zwischen Vittorio und jedem, der den Parkplatz betrat, bildeten. Jetzt kamen auch ihre Bodyguards. Drei Wagen voll, angeführt von Emilio und Enzo Gallo, strömten sie aus und sicherten den ganzen Platz.

Zwei Detectives tauchten auf, und Stefano winkte sie durch die Sicherheitsabsperrung. Art Maverick und Jason Bradshaw hatten schon mehr als einmal gegen die Ferraros ermittelt. Vittorio und der Rest seiner Familie betrachteten sie als faire und anständige Männer. Sie waren nicht egoistisch und blieben stets höflich, selbst wenn sie frustriert waren. Die Familie versuchte so gut es ging mit ihnen zu kooperieren. Wenn die Ferraros an Beweise eines Verbrechens kamen, die sie weitergeben konnten, dann sorgten sie stets dafür, dass die Hinweise in die Hände von Maverick und Bradshaw gelangten.

»Wer hat Gori und Sarto denn so vermöbelt?«, fragte Art Maverick. Da war eine Spur Belustigung in seiner Stimme, die er so gut es ging zu verbergen versuchte. Sanitäter kümmerten sich um die beiden Männer.

»Vittorio«, antwortete Stefano sofort. »Als er auf den Parkplatz kam, zerrte Grace’ Ziehbruder sie gerade aus dem Kofferraum des Hondas.« Er wies auf den Wagen mit dem offenen Kofferraum. »Offenbar hatte Haydon vor, sie an die beiden Idioten zu verkaufen, um so seine Spielschulden zu begleichen. Oder anders gesagt, er wollte sie in die Prostitution verkaufen.«

Art und Jason wechselten einen langen Blick, in dem schwelender Zorn lag. »Sicher?«, fragte Jason.

»Vittorio hat sie belauscht, und Grace kann es bestätigen, falls sie das hier überlebt.«

»Wer hat auf sie geschossen?« Art richtete diese Frage an Vittorio.

Vittorio, der aufgestanden war und der Trage zum Krankenwagen folgte, war froh über die Informationen, die man ihm so schnell auf sein Handy geschickt hatte. »Haydon Phillips, ihr Ziehbruder. Ale hat Haydon eine Pistole an den Kopf gehalten, um Grace gefügig zu machen. Ich habe sie weggeschleudert, ihm eine Tracht Prügel verpasst und mich dann auf Lando konzentriert, weil er Grace festhielt. In der Zwischenzeit hat Haydon die Pistole aufgehoben und wollte mich erschießen, und sie ging dazwischen und hat die Kugel abbekommen.« Er schob sich an dem Detective vorbei und glitt in den Krankenwagen. Niemand versuchte ihn aufzuhalten.

Als die Tür geschlossen wurde, sah er kurz seine Schwester Emmanuelle, die über den Parkplatz auf den Krankenwagen zurannte. Dann knallte die Tür zu, und der Wagen raste durch die Straßen Chicagos zum Krankenhaus. Sein Handy explodierte fast unter den Nachrichten mit Informationen über seine Frau. Er sah nicht nach, noch nicht. Ihr Blick war wieder auf ihn gerichtet, und er würde sie nicht im Stich lassen.

»Ich bin bei dir, Baby«, sagte er leise. »Der Operationssaal ist bereit, und unser Chirurg ist auch schon da. Er ist der Beste, und sein Team vollbringt wahre Wunder. Alles wird gut.«

Sie versuchte, etwas zu sagen, doch er beugte sich tief hinunter, wobei er versuchte, auf dem engen Raum den Sanitätern nicht in die Quere zu kommen. »Nicht sprechen, Grace. Spar dir deine Kräfte auf. Ich habe alles unter Kontrolle. Alles, was du tun musst, ist, am Leben zu bleiben. Um alles andere kümmere ich mich. Tust du das für mich? Einfach am Leben bleiben?«

Ihr Nicken war kaum wahrnehmbar, aber es war da. Er war ein vollkommen Fremder für sie, doch er wusste, dass die Verbindung zwischen ihnen dort auf dem Parkplatz begonnen hatte, als ihre Schatten sich berührt, sich ineinander verwoben hatten, als ihre Blicke sich das erste Mal begegnet waren. Seine Hände im Blut der schlimmen Wunde an ihrer Schulter. Seine Stimme verband sie. Seine verführerischen Versprechen. Er meinte jedes Wort, wie er es sagte, und sie spürte das bestimmt. Das war alles, was er ihr geben konnte, ehe sie allein in den Operationssaal musste.

Ihr Ziehbruder hatte sie verraten. Obwohl sie gewusst hatte, dass er ein Spieler und Drogensüchtiger war, hatte er ihr doch etwas bedeutet. So viel war klar gewesen. Sie hatte Kredite aufgenommen, um seine Schulden abzubezahlen. Zusätzliche Stunden gearbeitet. Das hatte er ganz deutlich gehört. Sie war eine Frau, die wusste, wie man treu war, und doch wollte jemand, der ihr so nahestand, sie in die Prostitution verkaufen. Er wollte den Mann in Stücke reißen.

Der Krankenwagen raste auf den Parkplatz und hielt an den Doppeltüren. Dort wartete bereits ein Team auf sie, und dann rannte er mit ihnen zum Operationssaal, wo der beste Unfallchirurg, den seine Familie hatte auftreiben können, und sein Team schon bereitstanden, um ihre Schulter wieder zusammenzuflicken. Vittorio hatte keine Ahnung, ob die Arterie etwas abbekommen hatte, aber es war gut möglich. Er hatte so gut es ging Druck ausgeübt, bis die Sanitäter übernommen hatten.

»Bleib am Leben, Grace.« Er legte einen Befehlston in seine Stimme, während ihr Blick an seinem hing.

Einen Herzschlag lang starrte sie ihn einfach nur an, dann nickte sie. Oder zumindest bildete er sich das ein. Die Türen schwangen zu, und er blieb allein zurück, mit Blut an den Händen und am Hemd. Sein Herz schlug zu schnell. Er hatte immer gewusst, dass er keine Chance hatte, die Frau für sich zu finden, eine, die ihn lieben könnte, mit ihm leben würde, doch im Bruchteil einer Sekunde hatte sich das geändert. Und genauso schnell wurde sie ihm wieder genommen.

»Mr. Ferraro?« Eine Krankenpflegerin gab ihm zu verstehen, ihr zu folgen.

»Das ist ihr Blut, nicht meines«, erklärte Vittorio. Er wollte für sich sein, um seine Nachrichten lesen zu können. Er würde Haydon Phillips, so der Name, den ihm Rosina, die Ermittlerin der Ferraros, geschickt hatte, finden und ihn umbringen. Er führte alle möglichen Kriminellen der Gerechtigkeit zu. Doch eine Regel war ihm wieder und wieder eingebläut worden: Niemals etwas persönlich werden lassen. Und das hier war so persönlich, wie etwas nur sein konnte.

Die Pflegerin wies ihm den Weg zu einem kleinen privaten Badezimmer, das an ein Wartezimmer angeschlossen war, zu dem die Öffentlichkeit keinen Zugang hatte. Die Familie Ferraro hatte dem Krankenhaus mehrere Millionen Dollar für einen neuen Flügel und Ausstattung gespendet. Wenn sie sich dort aufhielten, verbarg man sie vor den Augen der Öffentlichkeit. Und die meiste Zeit entgingen sie der Aufmerksamkeit der Paparazzi, es sei denn, jemand vom Pflegepersonal wollte sich etwas dazuverdienen. Ein Foto war oft Tausende Dollar wert.

Als er aus der privaten Toilette kam, kam seine Schwester Emmanuelle auf ihn zu. Sie wartete, während er sich das blutige Hemd vom Leib riss und durch eins ersetzte, das sie ihm gebracht hatte, dann umarmte sie ihn innig. »Vittorio! Du hättest getötet werden können. Warum wollte diese miese Kröte dich erschießen, nachdem du ihm das Leben gerettet hattest?«

Er legte die Arme enger um sie, zog Trost aus ihrer Gegenwart. »Mir geht es gut, Liebes. Grace hat sich zwischen uns geworfen, als ich mich umdrehte. Sie wurde getroffen, nicht ich. Phillips wollte, dass sie seine Spielschulden abarbeitet, und ich bin dazwischengegangen. Das ist die Kurzversion.«

»Aber mit Leuten wie Sarto oder Gori kann man nicht verhandeln. Das weiß jeder.«

»Phillips hat nicht daran geglaubt, dass Sarto ihn wirklich erschießen würde. Er dachte, das sei alles nur Show, damit sie mit den Männern der Saldis geht.«

»Ich kann nicht glauben, dass sie so etwas tun würden. Stefano hat mir erzählt, weshalb sie dort waren. Das ist abstoßend.«

Er war dankbar, dass sie nicht widersprach. Sie war seit ihrem sechzehnten Lebensjahr in Valentino Saldi, Giuseppis Adoptivsohn, verliebt, und sie hatten für eine Weile eine On-Off-Beziehung gehabt. Vittorio war überzeugt, dass Emmanuelle ihn wirklich liebte, und das war tragisch. Die Beziehung hatte von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Ihre Brüder hatten versucht, zu ihr durchzudringen, sie zu beschützen, doch bis vor Kurzem hatte sie nicht auf sie gehört. Sein Herz schmerzte für sie. Er konnte ehrlichen Kummer und Sorge in ihren Augen sehen.

»Ja, das ist es. Sie haben dort im Club keinen Hehl daraus gemacht. Wie sie hineingekommen sind, ohne dass man uns Bescheid gesagt hat, und wie Haydon an den Türstehern vorbeischlüpfen konnte, kann ich mir nicht erklären.«

»Erzähl mir von ihr«, forderte Emme ihn auf. »Wann hast du sie kennengelernt? Stefano sagt, dass du sie als deine Verlobte bezeichnest. Rosina schickt uns Informationen, so schnell sie sie bekommt, damit wir alle Fragen beantworten können, die uns die Polizei oder irgendjemand anderes stellt.«

Vittorio rieb sich die Brust. Er spürte sie noch immer dort. Tief drin. Ihre Stimme hatte etwas Weiches in ihm offengelegt, das bis jetzt weggesperrt gewesen war. »Heute Nacht habe ich sie das erste Mal gesehen. Es war … unerwartet.«

»Bist du sicher, dass sie die eine ist?«, flüsterte Emme. »Weißt du es ganz einfach, Vittorio? In deiner Seele, dort, wo du wohnst, weißt du es da ganz einfach?«

Er warf ihr einen scharfen Blick zu, musterte ihr Gesicht. Langsam nickte er, weil sie eine Antwort verdiente – vor allem, wenn ihr Tränen in den Augen standen, während die Familie des Mannes, den sie liebte, in die Entführung einer Frau verwickelt war und sie in die Prostitution zwingen wollten.

»Sie ist es. Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist. Immer wenn ich im Club war und die ganzen Frauen dort gesehen habe, war ich sicher, dass es da draußen keine geben würde, die zu mir passt … und vielleicht gibt es sie auch nicht. Vielleicht ist sie eine Schattengleiterin und wäre für jemand anderen gut. Es ist nicht leicht … mich zu lieben.«

»Sag so was nicht«, wies Emme ihn energisch zurecht. »Sag so was niemals, Vittorio, denn es stimmt nicht.«

»Ich habe dich lieb, Süße«, sagte Vittorio. Er löste sich von ihr und warf einen Blick auf die Frau, die geduldig darauf gewartet hatte, dass er ihr die Daten seiner Verlobten mitteilte. »Ich habe sie für mich beansprucht, aber sie hat keine Ahnung, wer ich bin. Wenn sie alles über die Ferraros herausfindet …«

»Jeder, der nicht unter einem Stein gelebt hat, weiß über unsere Familie Bescheid«, gab Emmanuelle zurück. »Sie weiß es. Vielleicht kümmert es sie nicht, aber sie weiß es.«

»Ich bin kein guter Fang, Emme. Ich brauche Dinge von einer Frau, die die meisten Männer nicht brauchen. Sie hat sich diesen Männern entgegengestellt.« Er musste bei der Erinnerung, wie sie sich aus dem Kofferraum heraus auf Haydon gestürzt hatte, lächeln. »Das Rot ist ihre natürliche Haarfarbe.«

»Das ist schön für sie.«

»Ja, das ist es.« Er fand es großartig, dass sie sich gewehrt hatte, dass sie sich nicht so leicht unterkriegen ließ. Das war nicht das, was er bei einer Frau suchte, aber vielleicht war es genau das, was er brauchte.

Zum Teufel, er wusste es nicht. Im Moment war ihm einfach nur übel, und in seinem Inneren krampfte sich alles zu schrecklichen Knoten zusammen. Er hatte sein Bestes getan, sie am Leben zu halten, mit den Händen den Blutstrom aufzuhalten, der aus ihrer schrecklichen Schulterwunde kam.

»Sie wird leben, Vittorio«, versicherte Emmanuelle ihm. »Das muss sie, wenn sie die Deine ist. Schattengleiter sind Kämpfer. Sie weiß vielleicht noch nicht, dass sie durch die Schatten gleiten kann, aber sie hat die Stärke in sich. Sie schafft es, und danach wird sie jede Menge Hilfe brauchen.«

Darin war er gut. »Ich muss gehen und den Papierkram für sie ausfüllen. Rosina hat mir alle möglichen Informationen geschickt, das meiste wird also einfach sein.« Er strich mit dem Daumen über ihre Wange. »Was ist mit dir, Liebes? Das ist sicher nicht leicht für dich.«

Emmanuelle tat nicht so, als wüsste sie nicht, worüber er sprach. »Ich habe vor einigen Wochen mit Val Schluss gemacht. Ich denke jede Minute an ihn, aber ich habe Disziplin. Ich habe mit eigenen Ohren aus seinem Mund gehört, dass sein Vater ihm befohlen hat, mich zu verführen. Das hat er einer anderen Frau erzählt. Einer anderen Frau, mit der er ganz eindeutig schläft.«

Vittorio schloss noch einmal die Arme um sie und zog sie an seine Schulter. Er wollte ihr den Schmerz nehmen. »Es tut mir leid, Emme. Wirklich, wirklich leid.«

»Es ist gut, dass ich es jetzt herausgefunden habe, bevor ich eine noch größere Idiotin aus mir machen konnte.« Sie schwieg einen Moment. »Ich hätte das Schattengleiten für ihn aufgegeben. Ich hätte alles, was ich bin, für ihn aufgegeben, und das ist er nicht wert.«

»Nein, das ist er nicht.« Vittorio wollte den Mann schütteln, bis jeder Knochen in seinem Körper zu Staub zerfiel, aber er sprach es nicht laut aus. Emme wäre nur noch aufgebrachter, wenn sie dachte, dass er Val etwas antun wollte. Er wollte ihr keine Gelegenheit geben, Valentino Saldi zu verteidigen.

»Val war der eine für mich. Das zeigt, dass man auch mal danebengreifen kann. Sei dir sicher, dass diese Frau zu dir passt, Vittorio. Wenn sie es nicht tut, dann lass die Finger von ihr. Lass nicht zu, dass du zu tief fällst. Der Weg zurück ist lang, und jeder Schritt tut weh.«

Vittorio wollte seine Schwester in einen Kokon hüllen. Sie verdiente nicht, was Val ihr angetan hatte. Sie hatte viele Male mit ihm Schluss gemacht, und er hatte sie jedes Mal dazu gebracht, zu ihm zurückzukehren – bis vor Kurzem.

»Rosina versucht alles über Haydon Phillips herauszufinden.« Emmanuelle wechselte das Thema. »Stefano hat ein Meeting bei sich zum Frühstück angesetzt. Hoffentlich ist deine Frau bis dahin aus dem OP, und du kannst dich uns anschließen.«

»Ich habe ihr versprochen, da zu sein, wenn sie aufwacht.«

»Frag den Chirurgen, wann das sein wird«, schlug Emme vor. »Dann können wir unser Meeting abhalten, und du kannst zurück ins Krankenhaus, sobald wir uns einen Schlachtplan überlegt haben. Wenn die Saldis in unseren Club kommen, ist definitiv etwas faul.«

Da hatte sie recht. »Wir müssen uns die Bänder ansehen. Irgendjemand hat sie reingelassen. Sie müssen jemanden bestochen haben, damit er sie in die dritte Etage schmuggelt.«

»In dem Fall wissen wir dann ja auch, wo all die Drogen herkommen«, sagte Emmanuelle.

Er nickte. »Wir können von unseren Handys aus auf die Aufnahmen zugreifen. Die Manager wissen, dass wir das normalerweise nicht tun, wenn sie also die Aufzeichnungen gelöscht haben, haben wir vielleicht Glück, und sie haben dieses Detail übersehen.«

»Das werden sie aber nicht mehr lange. Jetzt nach dem Schuss auf Grace, der Verhaftung der beiden Saldi-Angestellten, und nachdem wir uns eingemischt haben, werden sie Schadensbegrenzung betreiben wollen. Ich kümmere mich gleich darum.« Emme löste sich von ihm und machte sich auf den Weg zur Tür. »Versuch, zu dem Meeting zu kommen, Vittorio. Es hilft keinem von euch beiden, wenn du an ihrer Seite sitzt, während sie bewusstlos ist. So oder so sollten wir gut vorbereitet sein, wenn wir gegen eine der größten Verbrecherfamilien in den Krieg ziehen.«

Dass Emmanuelle Valentinos Familie als Verbrecher bezeichnete, war ein riesiges Zugeständnis.

»Wenn es mir irgendwie möglich ist, werde ich da sein«, versprach er. Das Meeting würde nicht leicht für seine Schwester werden, und er wollte für sie da sein. Wenn Grace bis dahin aufwachte, würde er im Krankenhaus bleiben, aber wenn nicht, würde er definitiv für Emme da sein.

2

Vittorio nahm den Privataufzug in die Penthouse-Suite der Ferraros. Die Hotelkette der Familie war bekannt für ihre opulente Ausstattung und die besondere Aufmerksamkeit für jeden Komfort und die Details. In den meisten nächtigten Stars und Politiker, Schauspieler und Schauspielerinnen, Sänger und Bands, die Reichsten der Reichen. Die Hotels waren genau auf diese Gruppe ausgerichtet, sie verwöhnten sie und versorgten sie mit jedem Luxus.

Stefano Ferraro bewohnte die Penthouse-Suite mit seiner Frau Francesca. Francesca war die Frau, die der ganzen Ferraro-Familie, einschließlich ihrer Cousins in New York, San Francisco und Los Angeles, Hoffnung gegeben hatte. Bevor Stefano Francesca gefunden hatte, hatte niemand von ihnen geglaubt, dass sie in der Lage wären, ihre perfekte Partnerin zu finden, die zudem noch in der Lage war, Schattengleiter zur Welt zu bringen. Dass sie und Stefano sich so sehr ineinander verliebt hatten, war noch das Sahnehäubchen. Stefano war der Anführer der Ferraros in Chicago, aber Francesca war ihr Herz.

Der Aufzug führte direkt in Stefanos Foyer. Die Suite war elegant, das war sie immer gewesen, doch als Stefano noch allein hier gelebt hatte, war sie kalt gewesen. Jetzt war sie warm und einladend, und es duftete wie im Himmel. Das war Francescas Einfluss. Sie konnte aus einer Höhle ein Zuhause machen. Bei einem Frühstück bei Stefano gab es kein Hotelessen, obwohl sie Fünf-Sterne-Köche hatten. Francesca bestand darauf, selbst zu kochen, und für gewöhnlich half ihr sein jüngster Bruder, Taviano, in der Küche. Ihre Kreationen hatten etwas Besonderes an sich, vermutlich lag es an der Liebe, mit der sie sie zubereiteten.

»Hey, du«, begrüßte Francesca ihn und beugte sich vor, damit sie ihm einen Kuss auf die Wange hauchen konnte. »Wie geht es Grace?«

Etwas besorgt bemerkte Vittorio, dass sie müde aussah. »Sie war fast die ganze Nacht im OP. Der Doc sagt, dass sie viel Blut verloren hat. Es wird eine Weile dauern, bis die ganzen zerschmetterten Knochen verheilt sind, aber er sagt, dass es gut aussieht. Meinte, ich solle ein wenig schlafen und gegen Mittag wiederkommen. Sie wollen sie so lange wie möglich bewusstlos halten, weil der Schmerz kaum auszuhalten sein wird.«

Seine Familie hatte in der Zwischenzeit ihre angeregte Unterhaltung unterbrochen und hörte zu. »Frühstück ist fertig«, sagte Taviano. »Wir warten alle nur noch auf dich.«

Das war kein Tadel, doch Vittorio wollte nicht, dass Francesca dachte, er hätte sie ohne Grund aufgehalten. »Der Doc hat eine ganze Reihe von Anweisungen zu ihrer Pflege gegeben, und ich wollte das hören.« Er trat an den großen Tisch, der mit weißem Porzellan mit Goldrand gedeckt war.

Wenn sie bei Stefano aßen, was oft vorkam, hatte in der Regel jeder seinen Stammplatz. Sie hatten nie zur Schule gehen dürfen wie andere Kinder. Sie hatten gemeinsam trainiert. Sie hatten mit Tutoren gelernt, und man erwartete von ihnen, dass sie sich mehrere Sprachen aneigneten und alles, was sie brauchten, perfekt beherrschten, vor allem wenn es um die Handhabung von Waffen ging oder darum, ihren Körper in eine Waffe zu verwandeln.

Die Familie musste unter allen Umständen beschützt werden. Vor etwa einhundert Jahren hatten die Saldis versucht, die Ferraro-Familie auszulöschen.

Freundschaften außerhalb der Familie waren so nicht möglich. Was sie taten, passierte im Geheimen, und das musste auch so bleiben. Es gab andere Schattengleiter auf der Welt, aber nicht viele. Sie stellten Regeln für sich auf und waren stets besonders vorsichtig.

Jeder Schattengleiter hatte persönliche Bodyguards, ob sie es nun wollten oder nicht. Das war eines der Dinge, die zu ihrem Leben gehörten, und sie hatten es akzeptiert. Die meisten Menschen dachten, sie seien eine Verbrecherfamilie, so wie die Saldis. Sie waren oft das Ziel von Ermittlungen, doch man hatte sie nie eines Verbrechens überführt. Nach außen hin mussten sie vorgeben, einen verschwenderischen, extravaganten Lebenswandel zu haben, um ihr Image als Playboys mit viel zu viel Geld aufrechtzuerhalten.

Sie spielten Polo. Fuhren Autorennen und spielten. Wer unverheiratet war, hatte immer eine andere Frau am Arm, wenn er zu Charity-Veranstaltungen und in Clubs ging. Sie flogen von einem Land zum anderen, scheinbar nur um Party zu machen. Gleichzeitig besaßen sie eine Menge legaler Unternehmen, darunter internationale Banken und ihre Hotels.

»Hat sich jemand die Aufzeichnungen der Sicherheitskameras angesehen?«, fragte Vittorio, während er sich mehrere selbst gemachte Gebäckstücke aus einem Korb nahm, der herumgereicht wurde.

»Mariko und ich«, sagte Ricco und wies auf seine Frau. »Da hat definitiv jemand daran herumgepfuscht, aber ich habe sie Rigina geschickt, vielleicht kann sie etwas retten. Sie arbeitet gerade dran.«

Wenn es um Angelegenheiten der Schattengleiter ging, arbeiteten nur Familienmitglieder für sie. Rigina und Rosina Greco waren Cousinen und Ermittlerinnen. Beide Frauen waren Genies bei allem, was mit Computern und elektronischer Ausstattung zu tun hatte.

»Ich habe zweimal mit Giuseppi gesprochen«, sagte Stefano. Er nippte an seiner Latte. »Er schwört, dass sie keine Geschäfte aus unserem Club heraus am Laufen haben. Er hat mit seinem Bruder Miceli gesprochen, und der behauptet, keine Ahnung zu haben, was Sarto und Gori in unserem Club zu suchen hatten. Er behauptet außerdem, dass er nicht wusste, dass zwei seiner äußerst loyalen Soldaten in so etwas Abscheuliches wie Menschenhandel, Prostitution und Entführung verwickelt waren. Keiner von beiden wusste, in welcher Beziehung Grace zu unserer Familie steht, was vermutlich die einzige wirklich wahre Behauptung war.«

»Leonardo Saldi war lange das Oberhaupt der Familie«, erklärte Giovanni, um Francesca, Mariko und Sasha, Giovannis Frau, auf den gleichen Stand wie die anderen zu bringen. »Er hatte drei Söhne: Giuseppi, Miceli und seinen Jüngsten, Fons. Als Leonardo starb, wurde der Älteste, Giuseppi, das neue Familienoberhaupt. Sie beanspruchen die gesamte Ostküste als ihr Territorium und regieren es mit einer eisernen und äußerst blutigen Hand.« Er spießte Würstchen auf und legte sie sich auf den Teller.

Ricco ergriff das Wort. »Als Valentino, der jetzt der Thronfolger zu sein scheint, acht Jahre alt war, explodierte eine Autobombe, die seinen Vater, Fons, und seine Mutter tötete und ihn zur Waise gemacht hat. Giuseppi und seine Frau Greta waren immer ein Teil von Vals Leben gewesen. Angeblich vergötterten sie ihn und waren sein Lieblingsonkel und seine Lieblingstante. Greta hatte selbst nie Kinder, und es gibt nicht mal den Hauch eines Gerüchts, dass Giuseppi sie je betrogen hätte. Sie nahmen Val bei sich auf und adoptierten ihn später auch offiziell. Da war er etwa zehn Jahre alt.«

Giovanni setzte seine Ausführungen fort: »Miceli hat einen unehelichen Sohn, Dario. Er heiratete seine Mutter nie, doch nach ihrem Tod zog der fünfzehnjährige Dario zu ihm. Mit seiner aktuellen Frau hat Miceli zwei Söhne, Tomaso und Angelo. Da Giuseppi Val offiziell adoptiert hat, ist er jetzt der offizielle Thronfolger der Saldis, obwohl er sonst erst nach Miceli und seinen drei Söhnen an der Reihe gewesen wäre.«

Vittorio schob die Hand unter den Tisch und legte sie auf Emmes. Sie hatte die Hand fest auf ihren Oberschenkel gepresst. Er fühlte sie zittern und wartete, bis sie zu ihm aufsah, ehe er sie anlächelte. »Wir haben keinen blassen Schimmer, was hier vorgeht, und wie bei jeder Ermittlung handeln wir erst, wenn wir uns sicher sind.« Er gab seiner Stimme einen beruhigenden Klang. Sanft. Ließ sie tröstend, sogar friedlich klingen.

Emmanuelle entspannte sich sichtlich. »Ich kann bestätigen, dass Giuseppi Val wie seinen eigenen Sohn behandelt und dass er Greta abgöttisch liebt. Sie hat Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium, und Giuseppi weicht nicht von ihrer Seite.«

Stefano hob alarmiert den Kopf, und seine dunklen Augen fixierten seine Schwester. Vittorio schüttelte den Kopf und ging sofort dazwischen. »Danke, Emme. Rosina soll sehen, was sie über Gretas momentanen Gesundheitszustand herausfinden kann. Möglicherweise weiß Giuseppi wirklich nicht, was da gerade in seinem Territorium vor sich geht.«

»Das wäre das erste Mal«, meinte Taviano. »Nicoletta wurde im Blumenladen von so einem Saldi-Abschaum belästigt. Ich habe mich drum gekümmert, aber der Bastard hat sie angetatscht. Und Vals Bodyguard, Dario, ihr wisst schon, Micelis ältester Sohn, hat Nicoletta schon zweimal angerufen. Nur für den Fall, dass das jemanden interessiert.«

Nicoletta war eine junge Frau, die sie gerettet hatten, als sie noch ein Teenager war. Sie lebte als Pflegetochter bei Amo und Lucia Fausti und war vor Kurzem achtzehn geworden. Das machte den Schattengleitern, die auf sie aufpassten, das Leben schwer. Sie war eine der wenigen Frauen, die ein Kind zur Welt bringen konnten, das durch die Schatten gleiten und für Gerechtigkeit sorgen konnte.

Emmanuelle versteifte sich. »Wie bitte? Wann ist das passiert? Warum hast du mir nichts davon gesagt?«

Taviano, der sich gerade einen Scone in den Mund stecken wollte, hielt in der Bewegung inne. »Was ist, Emme?« Sie hatte seine ganze Aufmerksamkeit.

»Die Saldis haben ihre jüngeren Männer angewiesen, Frauen aus unserer Familie zu verführen, mich eingeschlossen. Wenn sie es jetzt auf Nicoletta abgesehen haben, muss ich mit ihr sprechen. Auf mich wird sie hören. Taviano, du bist doch hoffentlich nicht zu ihr gegangen und hast ihr Vorwürfe gemacht?«

»Wenn du damit meinst, dass ich ihr gesagt habe, dass sie sich verdammt noch mal von den Saldis fernhalten soll, dann ja, das habe ich gemacht. Ich habe ihr gesagt, dass ich, sollte ich sie mit einem von ihnen erwischen, ihm den verdammten Hals brechen werde.«

Alle vier Frauen am Tisch stöhnten im Chor auf.

Taviano starrte sie an. »Was? Das würde ich wirklich tun. Sie musste die Wahrheit hören. Ich mache ihre Spielchen nicht mehr mit. Ich habe es satt. Sie ist so verdammt wild, ich verliere den Verstand, wenn ich nur daran denke.«

Stefano schüttelte den Kopf. »Du bist so ein Hitzkopf, Taviano. Du handhabst das Mädchen vollkommen falsch. Wenn du ihr sagst, dass sie etwas nicht tun soll, was denkst du, wird sie tun? Du bist doch eigentlich klüger. Denk mal mit deinem Gehirn statt mit deinem Schwanz.«

Vittorio lachte leise, und die anderen schlossen sich an. Selbst Taviano musste lächeln und zuckte die Achseln, ein Eingeständnis, dass sein älterer Bruder vermutlich recht hatte.

»Ich werde mit ihr sprechen«, sagte Emmanuelle, als das Gelächter sich legte. »Keine Sorge, sie wird sich weder Dario noch einem der anderen Saldis mehr nähern.«

»Das Letzte, was wir brauchen, ist, dass Nicoletta entführt und verkauft wird«, sagte Taviano, in dessen Stimme Verzweiflung und Ärger miteinander kämpften. »Und glaubt mir, das könnte ihr passieren. Sie hat schon beinahe alles andere durch. Vielleicht sollten wir ihr ja einen Peilsender anheften, wenn sie zum Unterricht kommt.«

»Wage es nicht.« Francesca schnappte entsetzt nach Luft, und alle Augen richteten sich auf sie. »Das meine ich ernst, Taviano. Das ist einfach falsch.«

»Nichts ist falsch, wenn man es mit widerspenstigen Frauen zu tun hat«, behauptete Taviano und stieß unter dem Tisch gegen Vittorios Fuß.

Vittorio bemühte sich, nicht zu lächeln, während Taviano darum kämpfen musste, sich ein Grinsen zu verkneifen. Die Frauen in ihrer Familie zu verärgern war wie in ein Vipernnest zu stoßen, aber es war immer witzig.

Francesca starrte den jüngsten Ferraro-Bruder finster an. Mariko legte die Gabel weg, und ihre mandelförmigen grünbraunen Augen verengten sich, als sie sich zu ihm vorbeugte. Ricco lachte und legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter.

Sasha, Giovannis Frau, knüllte ihre Serviette zu einem Ball und warf ihn mit tödlicher Präzision. »Du kannst froh sein, dass das kein Seil ist.« Sie spielte auf die Kunst des Shibari an, die Ricco und Mariko praktizierten.

Taviano fing die Serviette in der Luft auf und lachte. »Euch drei kann man so leicht ärgern. Seht euch Emmanuelle an. Sie sitzt einfach nur da.«

»Ich plane meine Rache«, sagte sie mit ausgesuchter Freundlichkeit und nippte an ihrer Latte.

Taviano verging das Grinsen. »Scheiße, Emme, du weißt verdammt gut, dass ich nur Spaß gemacht habe.«

»Und pass auf, wie du dich ausdrückst«, sagte Francesca. »Du wirst in Gegenwart des Babys keine solchen Worte gebrauchen.« Sie beugte sich zu Stefano hinüber.

Sofort legte er die Hand auf die kleine Rundung ihres Bauchs. »Dieses Mal schaffen wir es«, sagte er. »Francesca schont sich, wie der Arzt es verordnet hat. Wir gehen mehrere Male am Tag spazieren, aber nur für ein paar Minuten. Den Rest der Zeit soll sie die Füße hochlegen.«

Taviano richtete sich auf. »Warum hast du dann geholfen, das Frühstück zu machen? Stefano, das ist nicht die Füße hochlegen. Sie sollte nicht in der Küche sein.«

»Ich liebe die Küche«, sagte Francesca. »Und ich muss keine Bettruhe wahren. Einfache Arbeiten sind in Ordnung.«

»Der Arzt kommt dreimal die Woche«, sagte Stefano. »Ich habe versprochen, mich an seine Regeln zu halten. Er sagte, sie muss keine Bettruhe wahren, also …« Er zuckte die Achseln.

Giovanni stupste Sasha mit der Schulter an und grinste dann. »Er könnte bestochen worden sein, Stefano, hast du daran schon mal gedacht?«

Sasha versetzte ihm unter dem Tisch einen Tritt. »Versuch das, und ich bringe Emme dazu, mir bei einem Racheplan zu helfen. Sie arbeitet bereits an einem gegen Taviano. Wäre nicht viel Aufwand, dich mit einzuschließen.«

Alle lachten. Als es wieder ruhig wurde, wandte Stefano sich Vittorio zu. »Erzähl uns, was auch immer du weißt.«

Vittorio wusste, dass Rosina jede Nachricht, die sie an ihn geschickt hatte, auch Stefano hatte zukommen lassen. Als Familienoberhaupt war er in alles eingeweiht, was irgendein Familienmitglied betraf. Sein Wort war Gesetz. Er hörte den anderen zu, doch am Ende war er es, der die Entscheidung traf. Sie waren daran gewöhnt, dass Stefano das Oberhaupt war. Er war der Einzige gewesen, der ihnen in ihrer Kindheit positive Aufmerksamkeit geschenkt hatte.

»Ihr Name ist Grace Murphy. Sie ist dreiundzwanzig Jahre alt. Wuchs in verschiedenen Pflegefamilien auf. Am Anfang war sie eine der Glücklichen. Die Familie, bei der sie untergebracht war, wollte sie behalten, doch dann starb der Vater bei einem Autounfall, und die Mutter ertränkte ihren Kummer im Alkohol. Die Adoption platzte, und Grace durchlief eine ganze Reihe von Pflegefamilien.«

Er hielt seine Stimme neutral. Ruhig. Das war so seine Art. Er reagierte nicht auf die Dinge, nicht einmal, wenn es um die Vergangenheit seiner Frau ging oder das, was sie als Kind durchgemacht hatte.

»Als sie dreizehn war, landete sie in derselben Familie wie Haydon Phillips. Ihre Pflegeeltern, Owen und Becca Mueller, waren ein besonders grausames Paar. Sie hatten einen leiblichen Sohn, Dwayne. Sie taten ihnen alles Mögliche an, angefangen bei Schlägen bis hin zum Verweigern von Essen. Haydon bekam das meiste ab, und er hat Narben davongetragen, obwohl es auch Fotos von Grace gibt, auf denen sie Verbrennungen hat.«

Emme legte Vittorio die Hand auf den Arm. Er ruhte noch immer in sich und ließ nicht zu, dass irgendeine negative Energie nach außen dringen konnte. Vittorio bemühte sich immer um Disziplin. Und gerade jetzt musste er ruhig bleiben. Tief in ihm jedoch stand der Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Rosina hatte ihm die Bilder geschickt, die bei der Verurteilung des Pärchens zum Einsatz gekommen waren, bevor man Grace und Haydon anderweitig untergebracht hatte. Doch die Ermittlungen waren erst viel zu spät ernsthaft aufgenommen worden, und in der Zwischenzeit waren schreckliche Dinge geschehen.

»Nachbarn haben sich beschwert. Es vergingen jedoch Monate, bis jemand handelte. Viermal war die Polizei dort. Weitere sechs Male eine Sozialarbeiterin. Die Ermittlungen kamen zu einem plötzlichen Stillstand, als Dwayne gefoltert und ermordet wurde und man seine Leiche mehrere Meilen von seinem Elternhaus entfernt in einem Graben am Highway fand. Aus den Untersuchungen wurde eine Mordermittlung, deren Hauptverdächtiger Owen war, ehe er entlastet wurde.«

»Hat man die Kinder wenigstens aus der Familie geholt?«, fragte Sasha.

Vittorio schüttelte den Kopf. »Es war fast, als wären alle Vorwürfe gegen das Pärchen einfach verschwunden. Vielleicht taten sie der Sozialarbeiterin leid, oder sie war überarbeitet. In jedem Fall blieben sie weitere vier Monate dort. Eines Nachts betrank Owen sich. Laut den Nachbarn kam das regelmäßig vor. Seine Frau sperrte ihn aus, auch das war nicht ungewöhnlich. Er ging in die Garage, um dort zu schlafen, und beschloss, an seinem Auto zu arbeiten. Es fiel auf ihn und zerquetschte die untere Hälfte seines Körpers. Er lag die ganze Nacht auf dem Betonboden mit dem Auto auf ihm, ehe Becca ihn am nächsten Morgen fand. Er sitzt im Rollstuhl und kann nicht mehr viel aus eigener Kraft.«

»Manchmal findet die Gerechtigkeit auf seltsame Weise ihren Weg«, sagte Taviano und erhob sein Glas mit frisch gepresstem Orangensaft.

Die anderen taten es ihm gleich, lediglich Sasha zögerte etwas. Sie hatte sich noch nicht an diese Welt gewöhnt. Vittorio sah, wie Giovanni den Arm um sie legte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, das sie lächeln ließ. Vittorio fiel auf, dass es seinem Bruder nie entging, wenn Sasha sich unwohl fühlte.