Was wäre, wenn was wäre? - Armin Nassehi - E-Book

Was wäre, wenn was wäre? E-Book

Armin Nassehi

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Beschreibung

Das Kursbuch 217 ist ein Kursbuch über alternative Fakten. Es geht allerdings nicht darum, sich die Dinge so zurechtzulegen, wie man sie gerne hätte, nicht um fake news. Es geht um die Frage danach, ob die Dinge nicht nur anders denkbar, sondern auch anders sein können. Armin Nassehi diskutiert in seinem Beitrag die Frage, welche unprüfbaren Kausalannahmen in allen Behauptungen beziehungsweise Diagnosen enthalten sind, die meinen, etwas über historische Verläufe sagen zu können, hätte sich ein bestimmtes Ereignis anders zugetragen.

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Seitenzahl: 24

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Inhalt

Armin NassehiWas wäre, wenn was wäre?Über Nebenpfade, Nebenfolgen, Nebenstellen

Der Autor

Impressum

Armin NassehiWas wäre, wenn was wäre?Über Nebenpfade, Nebenfolgen, Nebenstellen

Könnte man doch Ereignisse ungeschehen machen, Entscheidungen nicht getroffen haben, auf andere Pferde gesetzt haben oder in eine ganz andere Richtung gegangen sein! Könnte man doch dasselbe noch einmal machen und auf andere Zufälle hoffen, die ohnehin am Werke waren und sind. Und wissen wir eigentlich genau, was tatsächlich stattgefunden hat? Schon daran hapert es bisweilen, weil dasselbe sehr unterschiedlich beschrieben werden kann. Wer trägt die Schuld? Wer hatte eine Alternative? Was hätte die Alternative bewirkt? Oder folgt doch alles einem großen Plan? Und wenn, wer kennt ihn? Und macht man Pläne nicht deshalb, weil man nicht wirklich kontrollieren kann, was geschehen wird? Und wo endet Gottes Schöpfung? Sind womöglich die Schöpfung und ihre Eigendynamik ein deutlicher Hinweis auf die Limitationen des Allmächtigen? Beginnen wir mit einem, der sich ohnehin für den Ausdruck der Vorsehung gehalten hat.

1939

Am 8. November 1939 fand im Münchner Bürgerbräukeller eine Veranstaltung der NSDAP zum Gedenken an die Gefallenen des Putschversuches vom 9. November 1923 unter Anwesenheit von Adolf Hitler statt. Wegen des bereits begonnenen Krieges änderte sich die Dramaturgie der Ereignisse. Auf eine größere Prozession zur Feldherrnhalle am Odeonsplatz und zum nahen Königsplatz wurde verzichtet, und wegen des geplanten Angriffs auf Frankreich wollte Hitler zunächst selbst auf die Teilnahme verzichten, hat sich dann aber kurzfristig entschlossen, nach München zu reisen. Wegen des schlechten Wetters konnte er abends nicht mehr mit nach Berlin zurückfliegen und war deshalb auf den Sonderzug angewiesen, der ihn am Vormittag desselben Tages in die bayerische Hauptstadt der Bewegung gebracht hatte. Die Abfahrt des Zuges vom Münchner Bahnhof war für 21:30 Uhr vorgesehen, sodass Hitler die Veranstaltung um kurz nach 21:00 Uhr verlassen musste. Sie wurde eigens vorverlegt, sodass Hitler seine Rede bereits um 20:00 Uhr, also früher als geplant, beginnen konnte.

Um 21:20 Uhr detonierte im Bürgerbräukeller eine Bombe, gelegt von dem Schreiner Georg Elser, einem Einzeltäter, der mit diesem Attentat verhindern wollte, dass sich der bereits begonnene Krieg gegen Polen zu einem größeren Krieg ausweiten sollte. Das Attentat zielte in erster Linie auf Hitler, von dessen Tötung sich Elser die entsprechende Wirkung erhofft hatte. Die Veranstaltung im Bürgerbräukeller war ohnehin nicht schlecht gewählt, denn es war neben Hitler mit Heinrich Himmler, Joseph Goebbels, Rudolf Heß, Robert Ley und Wilhelm Frick durchaus NS-Prominenz anwesend.

Aufgrund der verfrühten Abreise des »Führers« scheiterte Elsers Plan. Die Bombe war auf eine Detonation um 21:20 Uhr programmiert und funktionierte einwandfrei – tötete aber aufgrund der veränderten Planung der Veranstaltung nur acht Personen, darunter niemanden aus der NS-Prominenz. Elser wusste nichts von der veränderten Planung. Er hatte die Detonation der Bombe gemäß der ursprünglichen Planung angemessen eingestellt, aber sie verfehlte aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände ihr Ziel. Oder war es die Vorsehung?