Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Durch die fortschreitende Privatisierung und vermehrten Wettbewerb verändert sich das Gesundheitssystem. Thomas Gerlinger beschreibt in seinem Aufsatz zum Kursbuch 175 "Gefährdete Gesundheit" diese Veränderungen. Der erhöhte Wettbewerbsdruck kann zu einer Umverteilung von Leistungen führen.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 15
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Thomas Gerlinger
Wettbewerb und Privatisierung
Über den Wandel von Gesundheitssystemen
Kaum eine andere Typologie zur Beschreibung und Analyse kapitalistischer Gesellschaften ist auf eine derartige Resonanz gestoßen wie Esping-Andersens Unterscheidung zwischen sozialdemokratischen, konservativen und liberalen Wohlfahrtsstaatsregimen. Zentraler Bezugspunkt seiner Analyse ist der Begriff der »Dekommodifizierung«, also der Grad, in dem die sozialstaatliche Leistungsgewährung die Leistungsempfänger von dem Zwang befreit, zur Sicherung ihrer Lebenslage ihre Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt verkaufen zu müssen. Die verschiedenen Wohlfahrtsstaatstypen legen hier je eigene Regeln des Zugangs zu sozialstaatlichen Leistungen zugrunde und weisen Unterschiede im Leistungsniveau – gemessen am zuvor erzielten Primäreinkommen – auf. Damit wirken sie in spezifischer Weise auf die soziale Ordnung und Schichtung einer Gesellschaft (»Stratifizierung«) ein, vor allem auf den Grad der Ungleichheit zwischen diversen gesellschaftlichen Gruppen. Mit ihrer jeweiligen Ausrichtung weisen die Wohlfahrtsstaatsregime den Institutionen Staat, Markt und Familie eine eigene Bedeutung für das System der sozialen Sicherung zu.
Im liberalen Wohlfahrtsstaatsregime nimmt Sozialpolitik lediglich eine Art Basissicherung auf niedrigem Niveau vor. Sie zielt im Wesentlichen auf subsidiäre Armenfürsorge, verbunden mit einer rigiden Bedürftigkeitsprüfung. Für ein auskömmliches Dasein beziehungsweise eine befriedigende Versorgung bedarf es in aller Regel einer privaten Zusatzvorsorge, die – oftmals steuerlich begünstigt – auf einem privaten Anbietermarkt befriedigt werden kann, wenn die entsprechende Kaufkraft vorhanden ist. Das liberale Modell setzt in erster Linie auf den Markt als Instanz für die Lösung sozialer Probleme. Der Grad der Dekommodifizierung und das soziale Umverteilungsniveau sind hier gering. Die Mittel- und Oberschichten werden nur in geringem Maße zur Finanzierung der sozialen Sicherung herangezogen. Das liberale Modell ist typisch für einige angelsächsische Staaten, vor allem für die USA und Großbritannien.
Im konservativen