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Zum 90. Geburtstag des renommierten Globalisierungskritikers - mit aktuellem Vorwort des Autors
Warum sterben Menschen an Hunger, während anderswo Nahrungsmittel vernichtet werden? Kinderfragen, die den Finger in eine schwärende Wunde legen, nimmt Jean Ziegler zum Anlass für seinen Klassiker der Globalisierungskritik. Die Erde könnte 12 Milliarden Menschen ernähren, tatsächlich aber werden sehr viele niemals satt. Angestoßen von den Fragen seines Sohnes hat Jean Ziegler, langjähriger UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, die Fakten zum Welthunger zusammengetragen. Anhand seiner alarmierenden Befunde wird überdeutlich: Hunger ist nicht Schicksal, sondern gemacht. Ziegler fordert radikales Umdenken und kritisiert die mörderische Diktatur des globalen Finanzkapitals. Für ihn kann es keine Enklaven des Glücks in einer Welt voller Leid geben, denn: Wie können wir unseren Kindern in die Augen sehen, wenn ein Fünftel der Menschheit dem Verhungern ausgeliefert ist?
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Seitenzahl: 157
Jean Ziegler, geboren 1934 im schweizerischen Thun, lehrte bis zu seiner 2002 erfolgten Emeritierung Soziologie an der Universität Genf und als ständiger Gastprofessor an der Sorbonne/Paris, er war von 2000 bis 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Mitglied im Beratenden Ausschuss des Menschenrechtsrats und im Beirat von »Business Crime Control«.
Jean Ziegler wurde in jungen Jahren geprägt von seiner Freundschaft zu Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir sowie durch einen zweijährigen Afrika-Aufenthalt als UN-Experte nach der Ermordung Patrice Lumumbas (»Ich habe mir geschworen, nie wieder, auch nicht zufällig, auf der Seite der Henker zu stehen«.). Bis 1999 war Jean Ziegler Nationalrat im Parlament der Schweizer Eidgenossenschaft. Seine Publikationen wie »Die Schweiz wäscht weißer« und »Die Schweiz, das Gold und die Toten« haben erbitterte Kontroversen ausgelöst und ihm internationales Ansehen verschafft. Zuletzt erschien der Weltbestseller »Das Imperium der Schande« im C. Bertelsmann Verlag. Ziegler gehört zu den international profiliertesten und charismatischsten Kritikern weltweiter Profitgier und ist derzeit Mitglied des UN-Menschenrechtsrates.
Dieses Buch ist gewidmet dem Andenken vonAli Méroué,libanesischer Revolutionär undBuchhändler in Dakar,gestorben am 29. April 1996.
»Denn die einen stehn im Dunkeln und die andern stehn im Licht. Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.«
BERTOLT BRECHT
Gestorben wird überall gleich. Ob in den somalischen Flüchtlingslagern, den Elendsvierteln von Karachi oder in den Slums von Dacca, der Todeskampf folgt immer denselben Etappen.
Bei unterernährten Kindern setzt der Zerfall nach wenigen Tagen ein. Der Körper braucht erst die Zucker-, dann die Fettreserven auf. Die Kinder werden erst lethargisch, dann immer dünner. Das Immunsystem bricht zusammen. Durchfälle beschleunigen die Auszehrung. Mundparasiten und Infektionen der Atemwege verursachen schreckliche Schmerzen. Dann beginnt der Raubbau an den Muskeln. Die Kinder können sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ihre Arme baumeln kraftlos am Körper. Ihre Gesichter gleichen Greisen. Dann folgt derTod.
Die Umstände jedoch, die zu dieser tausendfachen Agonie führen, sind vielfältig und oft kompliziert. Die Kausalketten überschneiden sich. Ich zähle hier die wesentlichen, aktuellen Gründe auf. Sie sind verschieden für die Land- und die Stadtbevölkerung.
Die Landbevölkerung macht im Jahr 2009 42 Prozent der Weltbevölkerung aus, ungefähr 2,5 Milliarden Menschen. Diese Menschen erzeugen ihre Nahrung. Sie sind Bauern, Pächter, Landarbeiter. Die Ärmsten unter ihnen sind die rund 500 Millionen Wanderarbeiter ohne eigenen Boden. Unter ihnen wütet der Hunger am schlimmsten.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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