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»Willkommen in Kairo« ist eine einzigartige Einladung, das Land am Nil aus der Sicht ägyptischer Erfolgsautorinnen und -autoren zu entdecken. Die Texte, sorgfältig ausgewählt aus der Reihe zeitgenössischer arabischer Literatur im Lenos Verlag, bestechen durch ihre erzählerische Brillanz und ihre authentische Perspektive auf die ägyptische Gesellschaft. Sie handeln vom Alltag, benennen kompromisslos Tabus, führen soziale Ungerechtigkeiten vor Augen oder stellen mit Selbstironie und Witz kulturelle Normen in Frage. So wettert ein Taxifahrer über die Torturen bei der Führerscheinerneuerung - ein kafkaesker Albtraum voller kostspieliger Amtsbesuche. Eine arme Mutter weiss sich gegen den Hunger zu helfen, indem sie mit einem Geheimpolizisten eine Abmachung trifft. Lustvoll zu lesen ist auch von den Sehnsüchten und Sorgen junger Frauen auf Männersuche und vom geheimen Nachtleben der Schwulen in einer Bar der Kairoer Innenstadt. Die Anthologie versammelt herausragende literarische Zeugnisse, die die ägyptische Gesellschaft unter die Lupe nehmen und zugleich Abbild ihres kulturellen Reichtums sind.
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Seitenzahl: 196
E-Book-Ausgabe 2015
Copyright © 2014 by Lenos Verlag, Basel
Alle Rechte vorbehalten
Cover: Anne Hoffmann Graphic Design, Zürich
Coverfoto: Keystone
www.lenos.ch
ISBN 978 3 85787 913 5 (EPUB)
ISBN 978 3 85787 914 2 (Mobipocket)
Chalid al-Chamissi: Unterwegs im Taxi
Alaa al-Aswani: Hier wird nicht gefummelt
Salwa Bakr: Eine Frau auf dem Gras
Ghada Abdelaal: Eine Mistgesellschaft
Alaa al-Aswani: Ein abgetragenes Kleid und ein Kopftuch
Sonallah Ibrahim: Die strahlendste arabische Persönlickeit
Gamal al-Ghitani: Weicher als Seide, sanfter als Moschusduft
Sabri Mussa: Der Goldbarren
Jussuf Idris: Der Stuhlträger
Chalid al-Chamissi: Tag der Erleuchtung
Alaa al-Aswani: Die schöne Frau eines Häftlings
Jussuf Idris: Der Abschaum der Menschheit
Sabri Mussa: Der Apfel an meinem Trauerbaum
Salwa Bakr: Engel ohne Flügel
Tajjib Salich: Ihre Augen wie die Farbe Kairos
Ibrahim Aslan: Der Spatz am Ende der Schnur
Die Autorinnen und Autoren
»Wenn ich Ihnen erzähle, was mir passiert ist, werden Sie mir nicht glauben«, sagte der Fahrer. »Seit über zwanzig Jahren fahre ich Taxi und habe eine Menge gesehen. Aber was ich gerade erlebt habe, übertrifft alles, was mir je untergekommen ist.«
»Erzählen Sie schon«, sagte ich.
»In Schubra hat mich eine Frau mit einem Nikab angehalten, die nach Muhandissîn wollte. Sie hatte eine grosse Tasche dabei und setzte sich nach hinten. Kaum waren wir auf der Brücke des 6. Oktober1, bemerkte ich, wie sie erst nach rechts und nach links schaute und dann den Nikab ablegte. Ich sah sie im Rückspiegel, denn unter dem grossen Spiegel habe ich noch einen kleinen angebracht, damit ich sehen kann, was hinten passiert. Schliesslich muss man auf der Hut sein. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Jedenfalls trug sie plötzlich nur ein einfaches Kopftuch. Ich war überrascht, sagte aber nichts. Dann nahm sie das Kopftuch ab. Sie hatte Lockenwickler, die nahm sie raus und tat sie in ihre Tasche. Dann begann sie sich die Haare zu bürsten.
Als sie bemerkte, dass ich sie durch den Rückspiegel beobachtete, schrie sie auf: ›Schauen Sie nach vorn!‹ Ich fragte: ›Aber was machen Sie denn da?‹ Sie brüllte: ›Das geht Sie nichts an. Fahren Sie, und seien Sie still!‹
Ehrlich gesagt wollte ich schon anhalten und sie rauswerfen. Doch ich sagte mir, dass mich das tatsächlich nichts angeht. Und zudem: Mal sehen, was sie noch alles ablegt. Als Nächstes zog sie ihren Rock aus. Toll, dachte ich, da hab ich ja ne Gratisvorstellung! Als ich wieder hinschaute, trug sie einen Minirock und eine schwarze Strumpfhose. Sie faltete den langen Rock und packte ihn in die Tasche. Dann knöpfte sie ihre Bluse auf. Ich starrte in den Spiegel, und als das Auto vor mir plötzlich bremste, wäre ich fast hinten reingefahren. Sie schrie mich an wie eine Irre: ›Du alter Knacker, schäm dich! Guck nach vorne und fahr!‹
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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