Wo liegen sie begraben? - Ted Benoit - E-Book

Wo liegen sie begraben? E-Book

Ted Benoit

4,8

Beschreibung

Vom Rat Pack bis Falco... Von Rudi Carell bis Mutter Teresa... Autor Tod Benoit bereiste die ganze Welt, um die Grabstätten von unseren Stars und Helden aufzuspüren. 341 Idole aus der Welt des Sports, der Musik, des Films, der Literatur und der Politik fanden Eingang in dieses eindrucksvolle Buch. Mit unterhaltsamen Biografien über ihr Leben, ihren Tod und ihre letzte Ruhestätte. Für alle, die sich für berühmte Persönlichkeiten, Geschichte und Reisen interessieren. Ergänzt durch viele deutschsprachige Persönlichkeiten, verfasst von Christian Humberg! River Phoenix, Karl Heinz Köppke, Hans Clarin, Walter Kempowski, Bob Marley, J. R. R. Tolkien, Karl Marx, Rosa Luxemburg, Hannelore Kohl, Sid Vicous, Roy Black, Fritz Walter, Malcom X, Gotthold Ephraim Lessing, Lee Harvey Oswald, Goethe, Rio Reiser, Evelyn Hamann, Martin Luther King, Gottlieb Daimler und viele mehr.

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WO LIEGEN SIEBEGRABEN?

WIE SIND SIEGESTORBEN?

HEEL Verlag GmbHGut Pottscheidt53639 KönigswinterTel.: 02223 9230-0Fax: 02223 9230-13E-Mail: [email protected]: www.heel-verlag.de

Deutsche Ausgabe:© 2008 by HEEL Verlag GmbH

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks, der Wiedergabe in jeder Form und der Übersetzung in andere Sprachen, behält sich der Herausgeber vor. Es ist ohne schriftliche Genehmigung des Verlages nicht erlaubt, das Buch und Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer bzw. mechanischer Systeme zu speichern, systematisch auszuwerten oder zu verbreiten.

Englische Originalausgabe:Black Dog & Leventhal Publishers, Inc.151 West 19th StreetNew York, New York 10011USA© 2003 Tod BenoitOriginaltitel: “Where are they buried? How did they die?”

Deutsche Übersetzung: Sabine Elbers, RadevormwaldSatz: Tobias Umland, Muser Medien GmbHLektorat: Christine Birnbaum, Melanie Jaschob

Fotonachweis:Alle Gräber-Fotos: ©2003 Tod Benoit©Photofest: S. 22, S. 25 (Epstein, Harrison, Lennon), S. 43, S. 69, S. 108, S. 151, S. 205, S. 315S. 302 Sid Viscious & Nancy Spungen ©Bettmann/Corbis; S. 339 Bonny & Clyde ©AP/Wide World Photos; S. 414Malcom X & Martin Luther King Jr. ©AP/Wide World Photos

S. 176: Christian SteigerCover-Bild: Karren Beard/Stone

– Alle Rechte vorbehalten –

ISBN 978-3-86852-678-3

WO LIEGEN SIEBEGRABEN?

WIE SIND SIEGESTORBEN?

Widmung

Dieses Buch ist dem Andenken von Don Schellhammer senior gewidmet, der nach langer Krankheit im November 2001 im Alter von 58 Jahren verstarb. Don liegt auf dem St. Anne-Friedhof in Sturbridge/Massachusetts begraben.

Danksagung

Für ihre wertvolle Mitarbeit ist der Autor folgenden Menschen zu großem Dank verpflichtet: Brian Benoit, der 1996 an der großen Fahrt von Seattle nach San Diego teilnahm; Meryl Brodsky, die sich als außergewöhnliche Recherche-Bibliothekarin erwies und von unaussprechlicher Freigebigkeit war; Becky Koh, die sehr großzügig war und unter anderem mein Werk dem Verlag zuführte; Cindi Inman, die meine letzten verlorenen Seelen aufspürte; Laura Ross, die kritische Lektorin, deren grenzenlose Begeisterung das Licht am Ende des Tunnels darstellte (und die diesen Satz zweifellos streichen wird); Sid Roberts, der die Unterkunft auf dem Berggipfel stellte; und Alisa Zinno, die besonders freundlich war.

Ebenfalls Dank schulde ich dem Verleger J.P. Leventhal und dem festen und freien Personal des Verlages, darunter Cindy LaBreacht, Kylie Foxx, Michael Driscoll, Sara Cameron, Dara Lazar, Gregory Hurcomb und True Sims. Ihre vereinten Kräfte haben diesem Werk zu einer Qualität verholfen, auf die ich nie zu hoffen gewagt hätte.

Ein Lob schließlich all jenen namenlosen Hundertschaften, von städtischen Verwaltungsbeamten über Beerdigungsinstitutsleiter und Friedhofspersonal bis hin zu Priestern, die sich alle Mühe gegeben haben, zu diesem Projekt beizutragen.

INHALTSANGABE

Einführung

Berühmte Vertreter der Generation X

Ikonen der Baby-Boom-Generation

Erinnerungen an die Altmeister aus Musik und Film

Helden des Sports

Persönlichkeiten aus Film und Fernsehen

Berühmte Frauen

Größen aus Literatur, Philosophie, Kunst und Musik

Helden des Rock und des Blues

Ikonen der Popmusik und des Schlagers

Berühmte und berüchtigte Persönlichkeiten

Namhafte Persönlichkeiten der Geschichte

Anhang: Wie man herausfindet, wer wo begraben liegt

Index der Namen

Index der Orte

EINFÜHRUNG

Der morgige Tag ist stets der wichtigste im Leben.Er erreicht uns um Mitternacht in reiner Form.Er ist perfekt, wenn er ankommt, und gibt sich in unsere Hand.Er hofft, dass wir vom Gestern etwas gelernt haben.Epitaph von John Wayne

Der Morgen des 9. Dezember 1980 war, soweit ich mich erinnere, ein der Jahreszeit entsprechend kalter Morgen, und er wurde, wenigstens für mich, bitterkalt, so um 10 Uhr herum. Ich glaube, dass damals all das hier mehr oder weniger seinen Anfang nahm.

Ich saß im Englischunterricht, soweit alles wie gewohnt, und als Augenblicke später die Glocke ertönte, ließ sich Chris Lozier auf ihren Platz vor dem meinen plumpsen. Sie war ein heiterer und fröhlicher Mensch und damals stellte ihr Kommen einen Höhepunkt dar.

„Kannst Du das mit John Lennon glauben?“, fragte sie.

„Was denn, hat er eine Discoplatte herausgebracht oder was?“

„Nein, er ist tot. Jemand hat ihn gestern Abend erschossen.“

So war es. Das kurze Aufbellen einer Waffe hatte ein weiteres Opfer gefordert. John Lennon war nicht der erste Prominente, der starb, und er war nicht der letzte, aber die Sinnlosigkeit seines Todes und die nackte Brutalität der Tat, die zu seinem herzensguten Leben einen Kontrast bildete, gingen mir besonders zu Herzen. Eine ganze Generation, die mit der Musik der Beatles groß geworden war, machte sich um ihre eigene Sterblichkeit Gedanken, und die Welt trauerte. Einige Monate später bekamen wir in der Schule Lennons „Imagine“ aus ungewohntem Mund zu hören, aus dem des Mitschülers John Wood. Er sang das Lied auf einer Schulversammlung, und als er geendet hatte, klatschten alle Schüler ehrfurchtsvoll Beifall. Lennons Tod bedrückte uns weiterhin, aber man machte das Beste daraus und kam schließlich darüber hinweg. Was blieb einem auch anderes übrig.

Mitte der 80er Jahre studierte ich in Lowell/Massachusetts und verschlang die Lehren des berühmten Schriftstellersohnes der Stadt, Jack Kerouac, ein heiterer Trinker, dessen rastloser Geist dazu neigte, die Kehrseiten der Gesellschaft zu erforschen. Jack trank sich, was 1969 dem Zeitgeist widersprach, zu Tode, und in manchen Kreisen ging das Gerücht um, er sei auf einem Friedhof in der Nähe begraben. Da meine Freunde und ich regelmäßig die Bars besuchten, in denen auch er Gast gewesen war, schien eine Pilgerreise zu seinem Grab angemessen.

Das erwies sich schwieriger als erwartet. Es gibt in Lowell mehrere Friedhöfe, und niemand schien zu wissen, auf welchem Jack begraben liegt. Ich brachte den Friedhof schließlich in Erfahrung, indem ich seinen Nachruf ausgrub, musste dann aber noch herausfinden, wie man dorthin gelangte. Als wir dort waren, wurde mein Plan wiederum gestört. Das Büro hatte geschlossen, es gab keinen Lageplan und Jacks Grab konnte jedes unter Tausenden Gräbern sein. Nachdem ich stundenlang die Gräberreihen durchwandert hatte, gab ich auf, kehrte aber einige Wochen darauf mit John Macolini zurück, meinem Zimmergenossen und Kerouac-Mitverehrer. Gemeinsam fanden wir Jacks Grab schließlich; es musste aber doch einen einfacheren Weg geben, solche wichtigen Grabstätten zu finden.

Die Lage berühmter Gräber und wie man das Rätsel lösen konnte, sie zu finden, das kam mir wie eine seltsame Schatzsuche vor, doch andere Aufgaben standen vor mir und ich setzte die Sache ans Ende meiner to-do-Liste. 1992 dann veranlasste mich der Tod Sam Kinisons, eines etwas derangierten Komikers, eine seltsame Übung zu veranstalten: Ich begann damit, eine Liste der verstorbenen Berühmtheiten aufzustellen, an denen mir lag oder an denen anderen etwas liegen könnte. Menschen wie Babe Ruth und James Dean kamen mir sofort in den Sinn, und nachdem die Liste der bekanntesten Berühmtheiten vollendet war, recherchierte ich in der Bibliothek nach VIPs aus der zweiten Reihe. Besonders nützlich waren dabei Jahresrückblick-Sonderhefte von Illustrierten, die mich auf die Spur weiterer obskurer oder unkonventioneller Berühmtheiten führte, etwa Diane Fossey, Jim Fixx und Oskar Schindler. Nachdem ich eine Liste von etlichen Hundert Namen kompiliert hatte, war ich stolzer Inhaber offensichtlich nutzloser Informationen. Ich packte die Liste weg und kümmerte mich um anderes.

1994 aber stieß ich auf einen Zeitungsartikel, in dem es um den Mord an John Lennon ging. Gegenüber von dem Dakota-Apartmentgebäude in New York, vor dem er erschossen worden war, hatte man ein Stück des Central Park seinem Andenken gewidmet und auf den Namen „Strawberry Fields“ getauft. Über ein Dutzend Jahre nach Johns Ableben strömten noch immer Besucher dorthin, um mit Johns Geist zu kommunizieren, und die Faszination, die er ausübte, schien nicht nachzulassen. Der Artikel berichtete von diesem seltsamen Phänomen, obwohl der Reporter es im Grunde nicht nachvollziehen konnte. Ich aber schon.

Nur der Mensch ist sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst. Manche mögen optimistisch daran glauben, dass es ein freudenreiches Danach gibt; die meisten aber sind sich bewusst, dass wir nur Körnlein am Strande des Ewigen sind und uns folglich eingestehen müssen, dass unser aller Leben insgesamt unwichtig ist. Während wir es aber hinnehmen, dass alles ein Ende haben muss und niemand ewig lebt, streben wir doch nach etwas Besonderem, nach einer Hinterlassenschaft, die an uns erinnert. Dieses sehr menschliche Bedürfnis, „weiterzuleben“, wird durch die Wichtigkeit und Komplexität unserer Friedhöfe unterstrichen, durch unsere Neigung, die Gräber zu besuchen und uns um sie zu kümmern, und die universell anerkannte Idee des „Respekts vor den Toten“. Jeder Grabstein, eine Art Wegmarke zwischen Leben und Tod, betont die Individualität. „Ich war jemand“, scheinen sie zu sagen.

Etwa 6700 „Jemande“ sterben jeden Tag in den Vereinigten Staaten. Ihr Hinscheiden wird von den Hinterbliebenen betrauert, die die Flamme der Erinnerung nähren, bis auch sie zu Staub und Asche werden. Meistens betrifft der Tod einen relativ kleinen Kreis von Familienangehörigen und Freunden, manche Toten werden aber auch von einer größeren Öffentlichkeit betrauert, weil diese Menschen, im Guten oder im Bösen, im Gewebe unserer Kultur einen größeren Abdruck hinterlassen haben. Teil dieser Kultur sind wir alle, und wenn man John Lennons oder irgendjemandes von Ruhm oder Ruch gedenkt, erkennen wir damit an, dass er oder sie für unser Leben von Belang ist.

Im Herbst 1994 zog ich meine Liste der berühmten Verstorbenen wieder hervor und der nächste Schritt war klar: Es war an der Zeit, die Grabstätten unserer kulturellen Helden aufzufinden und zu dokumentieren – und dafür war ich genau der Richtige. Das Projekt entsprach meinen Interessen und Reisen, meiner Geschichte und Recherche – und außerdem sah ich darin eine Gelegenheit, etwas mehr Gerechtigkeit in die Welt zu bringen. Es schien nicht hinnehmbar, dass manche unserer Berühmtheiten, etwa John F. Kennedy oder Elvis Presley, in der Bewunderung derer baden konnten, die den Weg zu ihren wohlbekannten Gräbern fanden, während andere der Ehre Würdigen an den Rand gedrängt wurden, beinahe vergessen.

Am Ende umfasste meine Liste knapp 700 Gräber, von denen 450 in diesem Buch beschrieben sind, und, glauben Sie mir, das war ein enormes Unterfangen. Bei der Suche nach vielen Gräbern gab es Enttäuschungen und ich geriet in zahllose Sackgassen. Aber was mich nicht umbrachte, machte mich stärker, und ich bin im Nachhinein für meine anfängliche Unwissenheit dankbar: Wenn ich geahnt hätte, welche Ausmaße die Sache annehmen sollte, hätte ich mir ganz gewiss ein anderes Hobby gesucht und Sie würden jetzt stattdessen im Internet surfen.

Trotz zahlreicher Enttäuschungen und Rückschläge schien ich doch häufig auch für meine Hartnäckigkeit belohnt zu werden. Jeder tödliche Fehlschlag wurde durch einen erhebenden Triumph aufgewogen. Auf einem Friedhof in Kalifornien bekam ich die Wut einiger Wespen zu spüren, die ich unabsichtlich gestört hatte, doch dieses Missgeschick führte zur Freundschaft mit dem dortigen Verwalter. Später habe ich Teile dieses Manuskripts in seiner hochgelegenen Berghütte in der Sierra Nevada durchgesehen. Es kam zu Problemen mit dem Leihwagen: Ein besonders unglücklicher Ford Taurus erlitt mitten in der Nacht eine Kollision mit einer kurzsichtigen Eule, und zwanzig Minuten später, als mein Auge sich den Blick durch das neue Rissmuster auf der Windschutzscheibe suchte und wir im Nebel in Wisconsin unterwegs waren, kreuzte ein selbstmörderisch gestimmtes Stinktier seinen Pfad. Das Stinktier sollte nie erfahren, wogegen es da geprallt war, aber den freundlichen Hertz-Mitarbeitern in Minneapolis graust es wahrscheinlich noch immer, wenn sie an die Rückgabe dieses Wagens denken. Ein anderes Mal deponierte ich die Autoschlüssel in einem Briefkasten auf Long Island, aber meine Dummheit wurde belohnt, als sich herausstellte, dass der Postbote Mario Puzo persönlich gekannt hatte. Der hilfreiche Postler zeigte mir Marios Grab, und mit lauwarmen Bierdosen, die sich unter dem Sitz des Postautos fanden, statteten wir dem Schöpfer der fiktiven Mafiafamilie Corleone unseren Gruß ab. In Texas verlor ich in einem heftigen Sturm einige Manuskriptseiten, aber einige Tage später im einsamen Pichaco in New Mexico durfte ich dafür als Sargträger für einen vergessenen Armen einspringen. Ich wusste nie, was mich erwartete, und dafür bin ich dankbar. Es war ein Abenteuer.

Ich habe noch eine Anekdote mitzuteilen. Sie ist etwas länger, aber interessant, wahr und führt uns an den Anfang zurück.

Im Oktober 1997 besuchte ich Prominentengräber tief im Süden und war zwischen Nashville und New Orleans unterwegs, als ich, irgendwo in Mississippi, in einen Stau geriet. Es hatte einen Unfall gegeben und die Straße war vorübergehend in beiden Richtungen gesperrt. Die Luft um Mitternacht war so kühl, dass die meisten in ihren Autos blieben und den Motor laufen ließen, ich aber fuhr an den Straßenrand, zog meinen Mantel über und ging zu Fuß zur Unfallstelle. Es war grauenhaft, ein LKW hatte einen Brückenpfeiler gerammt, und ein Dutzend betrübter Zuschauer ließ dem Rettungsteam reichlich Raum für ihre Arbeit. Unglaublicherweise erkannte ich den Mann, der im Latzhemd und im beigefarbenen, schmalkrempigen Hut neben mir stand – es war Bob Dylan. Eine Stunde zuvor hatte er an der Mississippi State University ein Konzert gegeben, gab sich nun aber nicht zu erkennen und unterhielt sich kurz mit seinem Leibwächter, einem robust wirkenden Asiaten, der fast so breit wie groß war.

Ich stellte mich wie beiläufig neben Dylan und äußerte Bemerkungen zu dem Unfall, er blieb aber misstrauisch. Sein kräftiger Begleiter musterte mich missfällig, zweifellos besorgt, dass sein Chef wie dessen alter Freund John Lennon enden könnte. Mein Hirn arbeitete unter Hochdruck, ich benötigte dringend einen Gesprächsstoff, der sich von dem unterwürfigen Geplapper unterschied, das Dylan höchstwahrscheinlich verabscheute. Ich wusste, dass er Boxfan war und wollte ihn in ein Gespräch verwickeln, das Mike Tysons jüngste Ohrbissattacke zum Gegenstand hatte; es kam aber bald ins Stocken. Ich grub tiefer. Am Vortag hatte ich in Montgomery/Alabama das Grab von Hank Williams besucht, und ich wusste, dass Dylan Hank besonders verehrte. Also erzählte ich davon. Bemerkenswerterweise hörte er zu. Zum ersten Mal sah er mich an, während ich sprach. An der Sache mit den Gräbern war doch etwas dran.

Die Unfallstelle war fast geräumt und die Fahrer, die warten mussten, wurden ungeduldig. Die Umstehenden flüsterten sich jetzt zu und zeigten mit dem Finger; man hatte Dylan erkannt, und ein Polizist unterbrach uns, um ihn um ein Autogramm zu bitten. Er ging zufrieden fort, der Leibwächter meinte, man solle zum Bus zurückkehren. Dylan wandte sich zum Gehen und hielt dann inne. Er fragte mich: „Wie hieß der Friedhof?“ Ich weiß nicht, ob Bob Dylan Hank Williams’ Grab besucht hat; ich wünsche es mir. 1975 hatte er Jack Kerouacs Grab in Lowell besucht und Allen Ginsbergs Gesang im Schneidersitz mit seiner Gitarre begleitet, zum Amüsement von Jacks Geist. Das war eine passende Hommage; derart bescheidene Ehrerbietungen sind dem Besuch einer Grabstätte überaus angemessen, ob es sich um einen Prominenten handelt oder nicht. Mir ging es bei meinen Besuchen nicht darum, mich mit den Gräbern fotografieren zu lassen oder sie wie eine Einkaufsliste abzuhaken. Ich habe immer versucht, ein Musterbild an Takt abzugeben, und sollten Sie das eine oder andere hier genannte Grab besuchen, dann werden Sie sich sicherlich ebenso verhalten.

Im Angesicht des Weltganzen nehme ich nicht an, dass alles Gerede über die Toten und ihre Grabstätten ins Gewicht fällt. Dennoch möchte ich gerne glauben, dass es nicht ganz unwichtig ist, die Erinnerung an sie hochzuhalten, wenn auch nur auf eine mystische Weise, die wir nicht ganz erfassen können. Aus diesem Grund halte ich meinen Teil dieses unausgesprochenen Vertrages ein. Vielleicht stoßen Sie jetzt zu mir.

Tod Benoit

Zusätzlich zu den Texten von Autor Tod Benoit hat sich Christian Humberg für die deutschsprachigen Leser auf die Suche nach heimischen Persönlichkeiten aus der Welt des Sports, der Musik, des Films, der Literatur und der Politik gemacht und dadurch die amerikanische Originalausgabe bereichert. Seine Einträge sind mit dem Kürzel C. H. gekennzeichnet.

BERÜHMTE VERTRETER DERGENERATION X

KURT COBAIN

20. Februar 1967 – 5. April 1994

Mit dem 1991 erschienenen, bahnbrechenden Album „Nevermind“ brachten Kurt Cobain und seine innovative Band Nirvana mit einem Schlag nicht nur eine neue Untergattung des Rock ‘n’ Roll hervor – den Alternativ-Rock –, sondern befreiten den Rock auch aus den Fängen der künstlichen, synthetischen und öden Klänge der 80er Jahre und verliehen ihm wieder mehr Wahrhaftigkeit. Das wichtigste Stück des Albums, „Smells Like Teen Spirit“, wurde zur Hymne der Unzufriedenheit und des Zynismus einer kritischen Generation, „Grunge“ wurde in den Wortschatz aufgenommen und Second-Hand-Läden erlebten einen Run auf abgerissene Flanellhemden.

Den einsamen Wolf Cobain aber interessierte der Starrummel nicht, und als die Band steile Höhen erklomm, entwickelte sich das Privatleben des Gitarrenhelden wider Willen zur Achterbahnfahrt. Ihn plagten chronische Magenschmerzen, die überaus schmerzhaft waren, und Cobain behandelte sich selbst – mit Heroin. Seine 1991 vollzogene Hochzeit mit Courtney Love, der frechen Chefin der Punkgruppe Hole, brachte ihm Sicherheit, doch waren Gerüchte im Umlauf, das Paar nehme gemeinsam Drogen. Nach einem Artikel der Zeitschrift „Vanity Fair“, in dem Love bezichtigt wird, während der Schwangerschaft Heroin genommen zu haben, griff das Jugendamt ein und untersagte dem Paar einen Monat lang, mit dem kleinen Mädchen allein zu sein.

Nur drei Jahre und drei Hitalben nach Nirvanas Durchbruch ging es mit Cobains geistiger Gesundheit bergab und seine schon zuvor ausgeprägten Ängste gewannen die Oberhand. Im März 1994 fiel er bei einer Europa-Tournee nach einer Überdosis in ein 20-stündiges Koma. Man fand zwar in seinem Magen 50 Dosen des Beruhigungsmittels Rohypnol, dennoch sprach das Paar von einem „Unfall“. Man kehrte nach Seattle heim, wo sich die Lage aber weiter verschlimmerte.

Ende März brachte Love Cobain in ein Drogen-Reha-Zentrum in Los Angeles, und während er sich bemühte, sich von der Sucht kurieren zu lassen, arbeitete sie in einem Hotel am anderen Ende der Stadt an einem neuen Album. Cobain schlich sich aus der Klinik in ihr leeres Haus. Am 5. April verbarrikadierte er sich in einem Gewächshaus hinter der Garage, nahm zum letzten Mal Heroin und feuerte zum letzten Mal eine Flinte ab. Drei Tage später entdeckte ein Elektriker, der an der Alarmanlage des Hauses arbeiten sollte, eine stark verweste Leiche. Man nahm an, dass es sich um Cobain handelte, was am Ende anhand der Fingerabdrücke bestätigt werden konnte.

Cobain hinterließ einen Abschiedsbrief, der eine gewisse Kontroverse auslöste. Sein Brief liest sich wie der Entwurf zu einer Rede, mit der er sich aus der Musikbranche verabschieden wollte – nur in den letzten vier Zeilen gibt es überhaupt einen Hinweis darauf, dass er auch seinem Leben ein Ende setzen wollte – und da liegt der Hund begraben: Diese vier Zeilen wurden unter die Unterschrift gesetzt, in einer zwar ähnlichen, aber anderen Handschrift. Natürlich sind nun, nach einem logischen Sprung, manche der Ansicht, Cobain sei ermordet worden und der ruchlose Mörder habe Cobains Abschiedsrede gefunden und einfach den Abschiedsbrief eines Selbstmörders daraus gemacht.

Das ist aber sehr unwahrscheinlich. Es scheint stattdessen klar zu sein – zumindest dem Autor dieses Buchs –, dass der Text ursprünglich als Abschiedsrede gedacht war, Cobain aber, als er davor stand, sein Leben zu beenden, meinte, die Rede könne auch als Abschiedsbrief nutzbar gemacht werden. In seinem gequälten Geisteszustand vor dem Selbstmord hat er wohl einige persönliche Zeilen an die Familie hinzugefügt, und das war es dann.

Der Text ist ohne Weiteres im Internet auffindbar und jeder kann sich sein eigenes Bild von der Sache machen. Die Stars sterben nicht einfach, nicht wahr?

Cobain wurde 27 Jahre alt und eingeäschert. Seine Asche soll hier und dort, fast überall in der Welt, ausgestreut worden sein.

AALIYAH HAUGHTON

16. Januar 1979 – 25. August 2001

In ihrem kurzen Leben hat Aaliyah Haughton, als Aaliyah bekannt, ein modernes Starmärchen durchlebt. Die sinnliche R&B-Sängerin mit der himmlischen Stimme kam sehr jung in die Musikszene: Mit nur elf Jahren trat sie in „Star Search“ und gemeinsam mit Soullegende Gladys Knight auf. Mit 14 hatte Aaliyah einen Plattenvertrag. Im Jahr darauf erreichte ihr Debütalbum Platin. Im letzten High-School-Jahr veröffentlichte sie ein zweites Hitalbum und wurde für den Song „Journey to the Past“, den sie im Zeichentrickfilm „Anastasia“ sang, für den Oscar nominiert.

Es folgten Filmverträge und Filmrollen. In kurzen Abständen spielte Aaliyah in „Romeo Must Die“ mit, erhielt eine Hauptrolle in dem übernatürlichen Abenteuerfilm „Queen of the Damned“ – der deutsche Titel lautet „Königin der Verdammten“ – und ergatterte eine begehrte Rolle in den beiden „Matrix“-Sequels.

Die Geschichte hätte noch viel mehr Kapitel aufweisen sollen, stattdessen endete sie abrupt. Bei Dreharbeiten zu einem Musikvideo auf den Bahamas bestiegen Aaliyah und ihre Entourage ein kleines Charterflugzeug, das unmittelbar nach dem Start abstürzte, wobei alle neun Insassen ums Leben kamen. Später stellte sich heraus, dass der Pilot für diesen Maschinentyp keine Flugerlaubnis besaß und nur zwölf Tage zuvor wegen Kokainmissbrauchs vor Gericht gestanden hatte.

Mit 21 Jahren wurde Aaliyah im Ferncliffe Mausoleum in Hartsdale, New York, bestattet.

Weg zum Friedhof: Verlassen Sie die I-87 an der Ausfahrt 7 in Ardsley und folgen Sie dann der Route 9A etwa 1p Meilen in Richtung Norden. Biegen Sie an der Ampel rechts auf die Secor Road ab, der Friedhof liegt ein Stück weiter auf der linken Seite.

Weg zum Grab: Den Friedhof über die erste Einfahrt betreten, rechts halten und rechts vom Hauptmausoleum parken. Das Mausoleum durch die Glastüren betreten und mit dem Aufzug in den zweiten Stock fahren. Nach rechts gehen; nach etwa 23 Metern befindet sich Aaliyahs Krypta in der linken Mauer.

SHANNON HOON

26. September 1967 – 22. Oktober 1995

Shannon Hoon ersang sich seinen Weg zum Ruhm als Frontmann der Rockgruppe Blind Melon. 1992 wurde das gleichnamige Debütalbum der Gruppe mit mehrfachem Platin bedacht, was in erster Linie auf die fetzige Hitsingle „No Rain“ zurückzuführen war. Hoons Sternstunde kam 1994 bei einem Konzert in Woodstock. Er war gewandet und gerierte sich wie eine männliche Janis Joplin, und seine jammervollen Klagen zur Verzweiflung und Verunsicherung der Jugend verwoben sich mühelos mit den seltsamen nostalgischen Ironien, die diese Woodstock-Neuauflage prägten. Hoon brachte das Publikum mit seinen Zeilen „I´ll close my eyes and make you go away“ zum Rasen. Leider ließ er sie früher wahr werden, als man erwarten durfte.

Im Spätsommer 1995 veröffentlichte Blind Lemon das zweite Album, „Soup“, und ging auf eine längere Promo-Tour. Vor einem Auftritt in New Orleans setzte sich Hoon im Bus der Band einen Schuss und starb an einer Überdosis Heroin.

Mit 28 Jahren wurde er auf dem Dayton-Friedhof in seiner Heimatstadt Dayton/Ohio beerdigt.

Weg zum Friedhof: Der Friedhof liegt an der Route 38 östlich der Stadt.

Weg zum Grab: Hoons Grabmal befindet sich im unteren Teil, einige Reihen vor dem Drahtzaun am Ende des Friedhofs. Wenn man auf die Gräber seiner Großeltern stößt, ist man fast da – Hoons Grab liegt dann sechs Meter hinter dem Besucher.

RIVER PHOENIX

23. August 1970 – 31. Oktober 1993

River Phoenix, benannt nach dem Fluss des Lebens in Hermann Hesses Roman „Siddharta“, war ein Teenager-Schauspieler und Herzensbrecher, der dank seiner Offenheit und Sensibilität umschwärmt und von den Kritikern gelobt wurde.

Der Knabe verbrachte seine frühe Kindheit in Venezuela, wo seine Eltern als Missionare der „Children of God“ tätig waren. Kurz nach dem Umzug nach Los Angeles ergatterte der zehnjährige River Auftritte in Werbespots, die ihm eine Rolle in der Fernsehserie „Seven Brides for Seven Brothers“ und letztlich eine Filmkarriere einbrachten.

Das Starpotenzial des Veganers und politischen Menschen erwies sich erstmals in „Stand by Me“ und in späteren Rollen lassen sich häufig autobiografische Spuren entdecken: In „The Mosquito Coast“ stellte er den Sohn eines idealistischen Rebellen dar, der mit seiner Familie zurückgezogen im Dschungel Mittelamerikas lebt; in „Running On Empty“, der unter dem deutschen Titel „Die Flucht ins Ungewisse“ lief, spielte er den Sohn eines flüchtigen Radikalen, was ihm eine Oscar-Nominierung einbrachte, und in „My Own Private Idaho“, der deutsche Titel lautete „My Private Idaho“, litt die Figur, die River darstellte, an krampfhaften Anfällen von Schlafkrankheit.

Jede Generation erlebt den Moment, wenn der Mythos der eigenen Unsterblichkeit zu Bruch geht, so erging es auch der Generation X, als Phoenix weit vor der Zeit starb. Es geschah vor Johnny Depps schickem Club in Los Angeles, dem Viper Room, an Halloween 1993. Nach sieben oder acht Minuten schrecklicher Krämpfe, die seine Schwester Rain in die Hysterie trieben, während sie verzweifelt versuchte, gegen die Krämpfe anzugehen, lag Phoenix still und blau angelaufen auf dem Gehsteig, als der Krankenwagen eintraf.

Er kam nicht mehr zu Bewusstsein, und als Todesursache wurde eine „akute, mehrfache Überdosis“ angegeben, darunter tödliche Dosen von Kokain und Morphium.

Phoenix wurde eingeäschert und seine Asche auf der Familienranch bei Gainesville, Florida, verstreut.

SELENA

16. April 1971 – 31. März 1995

Mit ihrem Schmollmundlächeln und der sexy Kleidung war die Sängerin Selena Quintanilla die Königin der Tejano-Musik – „La Reina de la Musica Tejana“ – und wurde sieben Jahre in Folge zur besten Sängerin gekürt. Die Wurzeln des Tejano liegen in den schwungvollen Polka-Rhythmen, die in Texas beliebt sind, doch Selenas Beimischung von Salsa und Merengue ergaben eine neue, unwiderstehliche Form des Tejano, die hohe Popularität gewann.

Selena kam in Texas zur Welt, wuchs dort auf und hatte dort viele Fans, südlich der Grenze war sie aber noch beliebter, wo es ihr als erster US-Amerikanerin gelang, die enormen Musikmärkte von Mexiko und Mittelamerika zu erobern. 1993 enthielt ihr achtes Album „Amor Prohibido“ vier Nummer-Eins-Hits und verkaufte sich millionenfach. Trotz der Triumphe in Lateinamerika war aber klar, dass Selena sich, um bei den Kritikern wirklich gut anzukommen, in den USA einen Fankreis erarbeiten musste, der von Küste zu Küste reichte, und dazu war ein englischsprachiges Album nötig. Englisch war zwar ihre Muttersprache, doch hatte Selena stets in Spanisch gesungen. Die Arbeiten an diesem Album begannen und die Erwartungen waren hoch, doch Selena sollte die Veröffentlichung nicht mehr erleben.

Yolanda Saldivar war eine fanatische Anhängerin Selenas, die einen Fanclub gründete. Der Club wurde zum „offiziellen“ Fanclub und Yolanda, stets eifrig, gewann bald Zugang zu den inneren Selena-Kreisen. 1993 präsentierte Selena ein eigenes Modelabel und eröffnete die Selena Etc.-Boutiquen; Yolandas Loyalität wurde belohnt und sie zur Chefin der aufstrebenden Filiale in San Antonio ernannt. Es stellte sich aber heraus, dass sie über praktisch keinerlei Geschäftserfahrung verfügte; die Lage spitzte sich zu, als Selenas Vater bei einer Prüfung der Geschäftsbelege herausfand, dass Yolanda Geld veruntreut hatte.

Yolanda beteuerte ihre Unschuld und traf sich mit Selena in deren Heimatstadt Corpus Christi, um angeblich Bankbelege vorzulegen, die sie entlasten sollten. Yolanda nahm das Zimmer 158 im Day’s Inn an der Interstate 37 und dem Navigation Boulevard und am Freitagvormittag gegen 11:45 Uhr stieß Selena dazu. Niemand weiß, was sich in dem Motelzimmer genau zutrug, auf jeden Fall erlitt Selena einen tödlichen Schuss in den Rücken. Selena taumelte in die Lobby, wies auf Yolanda als Schützin und brach zusammen. Sie wurde erst eine Stunde später für tot erklärt, starb aber tatsächlich auf dem Boden der Hotellobby. Als in Minutenschnelle der Notarzt eintraf, lag sie in einer großen Blutlache und es war kein Puls und kein Blutdruck mehr festzustellen.

Yolanda floh über neun Stunden lang in ihrem roten Pick-Up vor der Polizei, bis sie, ohne dass weitere Schüsse fielen, festgenommen werden konnte. Sie wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und kann erst im Jahre 2026 Bewährung beantragen.

Selena lebt in ihrer Musik fort, in den Biografien, die erschienen sind, in einem Film und in den Namen vieler Kinder – in den fünf Monaten nach dem Mord wurden in Texas 619 Kinder auf den Namen Selena getauft, das Sechsfache der üblichen Rate.

Im Alter von nur 23 Jahren wurde Selena im Seaside Memorial Park in Corpus Christi, Texas, beerdigt.

Weg zum Friedhof: Folgen Sie, von der I-37 ausgehend, der Route 358 in östlicher Richtung bis zur Ausfahrt Airline Road. Folgen Sie der Airline Road für etwa zwei Meilen nordwärts. Biegen Sie dann links in die Gaines Street ein, der Friedhof taucht nach kurzer Zeit auf der rechten Seite auf.

Weg zum Grab: Fahren Sie auf das Friedhofsgelände und folgen Sie der Straße bis zum Ende. Biegen Sie dann rechts ab. In etwa 45 Metern Entfernung stoßen Sie auf Selenas Grab.

JUNGE RAPPER

Die Rapmusik entstand in den 70er Jahren, als afroamerikanische und hispanische Sänger in New York Reime über eine Tonspur sprachen, die aus Schnipseln von Schallplattenmusik bestand. Mitte der 80er Jahre brachte die Rapgruppe Run-DMC eine Single gemeinsam mit der Hardrockband Aerosmith heraus, die der jungen Musikströmung ein breiteres Publikum bescherte, und Rap wurde bald zur Mainstream-Musik. In der Folgezeit erzielte Rapmusik immer höhere Umsätze und beeinflusste Mode, Sprechweise und Kunst der Großstädte.

Aber ebenso wie der Rock ‘n’ Roll bei seinem Aufstieg nicht überall auf Gegenliebe stieß, so hatte auch der Rap seine Widersacher, und über seine sozialen und musikalischen Verdienste wird noch immer gestritten. Rapmusik wurde immer wieder als harsch und eintönig bezeichnet und für das Fehlen jeglicher traditioneller Melodik kritisiert, dazu wurden die Texte als vulgär gebrandmarkt. Andererseits behaupten die Anhänger des Rap, dass die Texte bei aller Derbheit die Poesie der Straße seien und einen sozialen Kommentar aus den Schützengräben des Ghettolebens darstellten.

Auf jeden Fall ist das Rap-Publikum exponentiell gewachsen, eine Vielzahl von Platten neuer Künstler kam in die Musikläden und die Karrieren dieser jungen Rapper wuchsen in den Himmel. Zu ihrem Unglück endete der erträumte Erfolg für einige tödlich und die Gewalt und der Fatalismus ihrer Texte erwiesen sich auf tragische Weise als prophetisch.

Eric „Eazy-E“ Wright

7. September 1963 – 26. März 1995

Eric Wright wuchs in den rauen Straßen von Los Angeles auf, wo er nach seinem Abgang von der High School mit Drogen dealte, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Mitte der 80er Jahre gründete er eine Rap-Schallplattenfirma namens Ruthless Records. Bald entstand seine eigene Rapgruppe, NWA (Niggaz With Attitude), in der Eazy-E’s hohe, weinerliche Stimme hervorstach.

NWA feierte mit Raps und Rhythmen die Gewalt in den Städten, die Frauenfeindlichkeit und den Ruhm, den Polizistenmorde mit sich brachten, und war bald die berüchtigtste Rapgruppe schlechthin. Die Gruppe gilt heute als Vorläufer des sogenannten „Gangsta-Rap“. Es war die Gruppe NWA, die den Zorn besorgter Bürger erregte, die verlangten, dass die Platten mit einem Aufkleber versehen werden sollten, der vor den Textinhalten warnt. Zu deren Ärger stiegen aber die Absatzzahlen mit den Aufklebern weiter an und der Gangsta-Rap wurde zur finanziellen Goldmine.

NWA löste sich 1991 auf und Eazy-E begann eine erfolgreiche Solokarriere. Da er noch immer Ruthless Records besaß und junge Künstler herausbrachte, sah seine wirtschaftliche Zukunft glänzend aus. 1995 aber starb er an AIDS. Nur einen Monat nach der Diagnose erlag er mit 31 Jahren den auftretenden Komplikationen und wurde im Rose Hill Memorial Park im kalifornischen Whittier begraben.

Weg zum Friedhof: Verlassen Sie die I-605 über die Ausfahrt Beverly Boulevard, fahren Sie in Richtung Osten und biegen Sie dann auf den Workman Mill Boulevard, der auch bekannt ist als Norwalk Boulevard, und zwar in nördlicher Richtung ein. Nach etwa zwei Meilen liegt die Einfahrt zum Friedhof zu Ihrer Rechten.

Weg zum Grab: Folgen Sie dem Hauptweg und biegen Sie an der fünften Abzweigung links ab; rechts befindet sich dann der Abschnitt Lupine Lawn. Nach der Haarnadelkurve um Lupine Lawn herum ist der Randstein zur Rechten mit „2215“ markiert. Etwa 15 Meter die Wiese hinab befindet sich das Grab von Eazy-E.

Tupac Shakur

16. Juni 1971 – 13. September 1996

In den frühen 90er Jahren stieß Tupac Shakur zu der Rapgruppe Digital Underground, die er aber rasch wieder verließ, um auf eigenen Beinen zu stehen. Sein Debütalbum „2Pacalypse Now“ wurde vergoldet, das Nachfolgealbum aus dem Jahr 1993, „Strictly 4 My N.I.G.G.A.Z.“, erhielt Platin. Im selben Jahr spielte Tupac in dem beliebten Film „Poetic Justice“ eine Hauptrolle, was zu seinem wachsenden Ruhm beitrug.

Die folgenden Jahre verliefen recht turbulent. Ende 1994 sah Tupac wegen sexueller Übergriffe nicht nur das Gericht, sondern auch das Gefängnis von innen. Bei einem Raubüberfall – er war das Opfer, nicht der Täter, das muss gesagt sein – erlitt er fünf Schussverletzungen. Im Februar 1995 wurde Tupac wegen sexueller Übergriffe zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Während er hinter Gittern saß, kam sein drittes Album auf den ersten Platz der Charts. Im Oktober 1995 wurde Tupac während der Revision des Verfahrens gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt; die Kaution stellte Suge Knight, Inhaber von Death Row Records. Tupacs vierte Platte erschien 1996 unter diesem Label und kletterte in den Charts nach oben. Am 7. September 1996 endete die Karriere abrupt. Tupac wurde, auf dem Beifahrersitz von Knights BMW sitzend, vor einer Ampel nahe dem Las Vegas Strip angeschossen. Sechs Tage darauf starb er, ohne noch einmal das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Er wurde eingeäschert, seine Asche von der Familie und von Freunden zerstreut.

Seit Shakurs Tod wurden noch zwei weitere Menschen, die mit seinem Tod zu tun hatten, ermordet. Nur zwei Monate später wurde Yafea Fula, ein Mitglied von Shakurs Entourage und Augenzeuge des Mordes, in New Jersey erschossen. Auch Orlando Anderson, der zur Zeit von Shakurs Ermordung einen Prozess wegen eines tätlichen Angriffs gegen diesen anstrengte, fand ein blutiges Ende. Nur Stunden vor dem Mord an Shakur waren er und seine Gesellen von der Crips-Gang mit Shakurs Begleitern in einer Hotellobby aneinandergeraten. Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass diese beiden Morde mit Shakurs Tod in direktem Zusammenhang standen.

Bis heute ist der Mord an Shakur nicht aufgeklärt, was aber nicht an einem Mangel an Spekulationen lag, wer einen Grund gehabt haben könnte, ihn zu ermorden. Diese Spekulationen beschäftigen sich unter anderem mit einem Rap-Rivalen, was uns zu Notorious B.I.G. bringt.

Christopher „Notorious B.I.G.“ Wallace

21. Mai 1972 – 9. März 1997

Der Gangsta-Rapper Notorious B.I.G., auch bekannt als Biggie Smalls, kam als Christopher Wallace zur Welt und wuchs in New Yorks lebhaftem Stadtviertel Bedford-Stuyvesant auf. Nach dem obligatorischen Auftritt als Drogenhändler und einiger Zeit im Gefängnis wurde B.I.G. zum Rapper. Als Sean „Puffy“ Combs sein Demo hörte, erhielt B.I.G. einen Vertrag bei dessen Label Bad Boy Records, und seine Debütplatte „Ready to Die“ aus dem Jahr 1994 erreichte rasch Platin. B.I.G. gewann die Auszeichnung ‚Rapper des Jahres’ durch die Zeitschrift Billboard und tat sich an allen Vorteilen gütlich, die das Rapper-Star-Dasein mit sich bringt.

B.I.G.s Aufstieg zum Star vollzog sich parallel zum Aufstieg Shakurs, und zwischen den beiden entwickelte sich eine heftige Rivalität, obwohl sie sich einmal sehr nahegestanden hatten. Shakur verdächtigte B.I.G., hinter dem Raubüberfall des Jahres 1994 zu stehen, der ihm fünf Schusswunden eingebracht hatte. Da B.I.G. von der Ostküste und Shakur von der Westküste stammte, kam es zwischen den Anhängern der beiden zu Feindseligkeiten, was das Territorium und die Absatzzahlen anging, was viele als unsinnig abtaten. Shakur behauptete zuletzt, mit B.I.G.s Frau geschlafen zu haben, und protzte damit sogar in einem Songtext.

Am 9. März 1997, nur sechs Monate nach dem Mord an Shakur, wurde B.I.G. unter ähnlich schauderhaften Umständen erschossen. Ein unbekannter Angreifer erschoss ihn in Los Angeles nach den Soul Train Awards, als er vor einer roten Ampel auf dem Beifahrersitz eines Wagens saß. Auch dieser Mord wartet bis heute auf seine Aufklärung. B.I.G. wurde eingeäschert und seine Asche unter drei Personen aufgeteilt – seiner Mutter, seiner Frau und seiner Freundin (fragen Sie nicht weiter).

IKONEN DER BABY-BOOM–GENERATION

ABBOTT & COSTELLO

Lou Costello

6. März 1906 – 3. März 1959

William „Bud“ Abbot

2. Oktober 1895 – 24. April 1974

Durch ihre geschickt ausgetüftelten Auftritte, vor allem durch die Darstellung eines ungleichen Paares, das stets von einem Missverständnis ins nächste tappte und sich gegenseitig verspottete, wurden Bud Abbott und Lou Costello zu einem der erfolgreichsten Komiker-Duos in der Geschichte Hollywoods. Abbott verkörperte stets den herablassenden Mann mit der „I am not amused“-Attitüde, während Costello den Part des aufrührerischen „bösen, bösen Buben“ und Witzbolds übernahm – ein kleiner, rundlicher Einfaltspinsel, der ständig unter der Schelte seines Partners zu leiden hatte und damit unter schallendem Gelächter die Sympathien des Publikums erwarb. Das scharfzüngige Gespann brachte es im Varieté, im Radio, am Broadway, im Fernsehen und im besonderen Maße auf der Filmleinwand zu schallendem Ruhm.

Ihre offizielle Zusammenarbeit begann im Jahre 1936 und das Duo war schon bald darauf Gast in der Radiosendung „The Kate Smith Hour“. Dort erhielt auch ihre klassische Nummer „Who´s On First?“ nationale Aufmerksamkeit und Abbott & Costello wurden schnell bekannt. Im Jahre 1939 unterzeichneten sie einen Vertrag mit Universal Pictures. Ihre ersten Filme, darunter „Buck Privates“, wurden zu Kassenschlagern, aber die erfolgreichsten Filme des Duos sollten noch folgen. Im Jahre 1948 entwickelten die beiden ein Comedy-Horror-Genre mit dem urkomischen Film „Abbott & Costello Meet Frankenstein“ – der deutsche Titel lautet „Abbott und Costello treffen Frankenstein“ –, der eine ganze Ära von „Abbott & Costello treffen…-Produktionen“ nach sich zog. In den folgenden acht Jahren war das Paar in mehreren erfolgreichen Filmen zu sehen, in denen sie unter anderem auf den „Unsichtbaren Mann“, die Mumie und Dr. Jekyll und Mr. Hyde trafen. Als Bud und Lou ihre Partnerschaft im Jahre 1956 auflösten, überschlugen sich die Boulevardblätter beinahe mit immer neuen Spekulationen über Streitigkeiten, die es angeblich zwischen den beiden geben sollte. Allerdings scheint eine gütliche Trennung der beiden eher der Wahrheit zu entsprechen: Im Alter von nunmehr 60 Jahren wurde Bud dem Rampenlicht langsam überdrüssig, während sich Lou den Tempowechsel zunutze machte und andere Ziele verfolgte, er machte Talkshows und ging ins Theaterfach. Allerdings musste er seine Pläne nur zwei Jahre später auf Eis legen, nachdem er einen Herzanfall erlitten hatte. Lou erhielt die Anweisung, sich nach Hause zu begeben und sich auszuruhen, was er auch tat. Allerdings erlitt der lustige Kerl wenige Tage später einen weiteren schwerwiegenden Herzanfall und verstarb im Alter von 52 Jahren.

Weg zum Friedhof: Der Whittier Boulevard befindet sich nördlich der Kreuzung der I-5 und der I-710. Der Friedhof liegt am Whittier Boulevard Nr. 4201, westlich der I-710.

Weg zum Grab: Nach Betreten des Friedhofs links halten bis zum großen Mausoleum auf dem Hügel. Innerhalb des Mausoleums befindet sich eine Kapelle mit drei kürzeren Gängen, die sich nach rechts hin erweitern. Lous Krypta befindet sich in der obersten Reihe des mittleren Gangs und ist mit seinem Geburtsnamen versehen, Louis Francis Cristillo.

Im Jahre 1961 erlitt Bud eine Art epileptischen Anfall, während er sich an Bord eines Flugzeugs befand, und im Jahre 1965 hatte er einen leichten Schlaganfall. Nach diesen beiden Erkrankungen war Bud nicht mehr derselbe, aber er lebte noch ein Jahrzehnt weiter und lieh sogar seinem eigenen Charakter bei der Vertonung der kurzlebigen ‚Abbott & Costello Cartoon Show’ seine Stimme. Im Alter von 78 Jahren starb Bud an Krebs. Er wurde eingeäschert und seine Asche in den Pazifik gestreut.

DIE BEATLES

Als die Beatles im Rahmen der Ed Sullivan Show im Februar 1964 ihr US-Debüt gaben und ihre mitreißende, neue Form des Rock ‘n’ Roll präsentierten, erkannte eine ganze Generation, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor. Und so war es auch. In den folgenden sechs Jahren dominierten die Beatles – John und Paul, George und Ringo – die Kultur und riefen mit ihrem Stil neue kulturelle Trends ins Leben, die Selbstdarstellung, Erscheinungsbild, Verhalten und die Musik einer ganzen Generation beeinflussten. Weder vor noch nach den Beatles hatte eine andere Musikgruppe solch einen lang anhaltenden Einfluss auf die Popmusik und die Kultur, die dem der Band auch nur nahekäme.

John Lennon und, in etwas geringerem Maße, Paul McCartney wurden stets als Rückgrat der Band betrachtet. Unter ihrer Führung schufen die Beatles auf den Höhepunkten ihrer Schaffensphasen stets Revolutionäres. Jedes ihrer Schlüsselalben – Rubber Soul, Revolver, Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, Magical Mystery Tour, The White Album, Abbey Road – wurde zum gefeierten Meisterwerk und legte den Grundstein für neue musikalische Erkundungen und durchdringende lyrische Selbstbetrachtungen. Öffentliche Auftritte der Band riefen hysterische Reaktionen hervor, die als Beatlemania bekannt wurden. Die Hysterie setzte den Bandmitgliedern dermaßen zu und erschwerte „normal ablaufende“ Auftritte so sehr, dass ihr Konzert im August 1966 in San Francisco zu ihrem letzten wurde, nur zweieinhalb Jahre nach ihrem US-Debüt bei Ed Sullivan.

Nach dem Tod ihres Managers Brian Epstein im April 1967 entzweiten sich die Bandmitglieder zusehends. Sie durchlitten einen langwierigen, beinahe im Zeitlupentempo ablaufenden Trennungsprozess und lösten sich im Jahre 1970 endgültig auf. John, Paul, George und Ringo folgten mal mehr, mal weniger erfolgreich ihren Solokarrieren, jedoch erreichte keiner von ihnen einen ähnlichen Erfolg wie in ihrer gemeinsamen Zeit.

Stuart Sutcliffe

23. Juni 1940 – 10. April 1962

Stuart Sutcliffe war ein Freund und Kommilitone John Lennons am Liverpool Art College, als John ihm vorschlug, sich eine Bassgitarre zuzulegen und seiner Band beizutreten – obwohl er gar nicht spielen konnte. Stu kaufte sich einen Bass und wurde zu einer Art Pseudo-Bandmitglied – George, Paul und Drummer Pete Best waren bereits Teil der Band und Stus Dienste waren somit also entbehrlich. Nichtsdestotrotz spielte Stu etwa ein Jahr lang mit ihnen zusammen, unter anderem bei einigen Auftritten der Band in Liverpool, während einer kurzen Schottland-Tour im Mai 1960 und ein paar Nachtclub-Auftritten in Deutschland.

Stu wird im Allgemeinen für den Namen der Band verantwortlich gemacht, er war es, der den Namen „Beetles“ – was im Deutschen „Küchenschaben“ heißt – vorschlug, als Anlehnung an Buddy Hollys Band „The Crickets“, „Die Grillen“. Stus Freundin Astrid Kirchherr zeichnet sich verantwortlich für die „Pilzköpfe“ der Band; sie verpasste zunächst Stu und dann George diesen unverwechselbaren Look und die anderen Bandmitgliedern übernahmen diesen schließlich.

Als die Band nach längerem Aufenthalt in Hamburg im Jahre 1961 nach Liverpool zurückkehrte, blieb Stu bei Astrid in Deutschland, was zu seinem Austritt aus der Band führte. Am 10. April 1962, einen Tag bevor die Beatles für einige Shows nach Hamburg zurückkehrten, starb Stu im Alter von 21 Jahren an einer Hirnblutung. Er wurde auf dem Huyton Parish Church Friedhof an der Stanley Road in Liverpool, England begraben.

Brian Epstein

19. September 1934 – 27. August 1967

Im Herbst 1961 gingen bei Brian Epstein, der zu jener Zeit den North End Road Music Store seiner Eltern in der Whitechapel Street in Liverpool betreute, mehr und mehr Anfragen nach Schallplatten der Beatles ein, einer lokalen Band, die bisher nur einen einzigen Titel vorweisen konnte, der auch noch in Deutschland veröffentlicht worden war. Sein Interesse war geweckt. Epstein machte sich zu einem Treffen mit der Band auf, das in einer Kellerbar namens Cavern Club stattfand, und nur einen Monat später bot er ihnen an, sie zu managen. Begeistert von Brians Geradlinigkeit, stimmte John sofort zu und am 24. Januar 1962 unterzeichneten die Beatles und Brian einen Vertrag.

Brians erster Auftrag war, der Band einen Plattenvertrag zu verschaffen, und wo immer es möglich war, nutzte er den Einfluss seiner Familie, die eine kleine Kette von Plattenläden in Liverpool besaß, um Kontakt zu den großen britischen Labels herzustellen. Brian und die Band erhielten eine ganze Reihe von Absagen, aber schließlich konnte er ihnen ein Engagement verschaffen. Im Juni 1962, zwei Monate nach Stu Sutcliffes Tod, nahm George Martin die Band für Parlophone, eine EMI-Tochter, unter Vertrag. Martin gab später zu, die Band, die er für durchaus vielversprechend hielt, hauptsächlich aufgrund von Brians grenzenlosem Enthusiasmus engagiert zu haben.

John, Paul und George baten Brian kurz darauf, ihren Drummer Pete zu feuern und stattdessen einen gewissen Richard Starkey, der unter dem Namen „Ringo Starr“ bekannt wurde, unter Vertrag zu nehmen, was im August 1962 geschah. Dann machte sich Brian daran, die Bühnenpräsenz der Beatles aufzupeppen. Er steckte sie in übereinstimmende Mohair-Anzüge und ermutigte sie dazu, sich am Ende jedes Songs, wie Schauspieler nach einer gelungenen Vorstellung, vor dem Publikum zu verneigen.

Die Beatles waren nun komplett, und während ihrer sechs Jahre währenden Zusammenarbeit mit Brian als ihrem Manager erlebten sie den größten Erfolg, der jemals einer Gruppe von Künstlern zuteil geworden war und, so schien es, ohne auch nur einen einzigen Rückschlag zu erfahren. Mit seinem Tod verloren sie jedoch den einzigen Menschen, der in der Lage gewesen wäre, ihre Differenzen beizulegen, und nach einer Vielzahl von künstlerischen Differenzen und persönlichen Eifersüchteleien trennten sich die Beatles drei Jahre später.

Brian litt unter Depressionen und nahm oft Schlaftabletten. Am 27. August 1967 starb er im Alter von 32 Jahren, vermutlich an einer Überdosis des Schlafmittels Carbitol. Er wurde auf dem Kirkdale Jewish Cemetery an der Long Lane in Liverpool, England beigesetzt.

John Lennon

9. Oktober 1940 – 8. Dezember 1980

Aufgrund von Änderungen in der Besetzung und des Bandnamens in den 50er und frühen 60er Jahren entwickelte sich John Lennons Band von den Quarrymen über Johnny and the Moondogs zu den Silver Beatles, bevor sie zu ihrem endgültigen Namen kam, den Beatles. Zusammen mit seinem Co-Steuermann Paul McCartney lenkte John, der unverblümteste, aber auch nachdenklichste Beatle, die Band auf ihrem Kurs, die zum Prüfstein ihrer Generation wurde.

Ein Jahr bevor sich die Beatles trennten, heiratete John Yoko Ono, und sie begannen, sowohl auf kreativer Ebene als auch als Aktivisten zusammenzuarbeiten. Er wurde zu einem bekennenden Friedensaktivisten und nahm zusammen mit ihr sogar an einigen „Bed-In for Peace“-Protesten teil. Im Jahre 1971 erklomm John mit seinem Soloalbum „Imagine“ erneut die Spitze der Charts und in den folgenden zehn Jahren nahm er zusammen mit Yoko „Shaved Fish“ und seine letzte LP „Double Fantasy“ auf.

Am 8. Dezember 1980 verließen John und Yoko gegen 17 Uhr ihr Apartment im Dakota Building in New York City, woraufhin sie von mehreren Fans um Autogramme gebeten wurden. John kam der Bitte der Fans nach und versah unter anderem das Cover von „Double Fantasy“, das ihm von Mark David Chapman angereicht wurde, mit seiner Unterschrift.

Die Lennons kehrten gegen 22.50 Uhr zum Dakota Building zurück. Als sie aus der Limousine stiegen, rief Chapman, der sich im Schatten verborgen hielt, „Mr. Lennon“. Dann feuerte er vier Schüsse aus einer Pistole ab, John wurde von allen getroffen. Er wankte in den Eingangsbereich des Gebäudes, sagte „I’m shot“ und fiel zu Boden. Der Polizei, die schon zwei Minuten später eintraf, bot sich ein surrealer Anblick. Während John verblutend auf dem Boden lag und ihm eine hysterische Yoko Ono und einige Passanten hilflos Trost zu spenden versuchten, stand Chapman noch immer starr an der Stelle, von wo aus er die Schüsse abgefeuert hatte, die Waffe zu seinen Füßen. John wurde in einen Streifenwagen gebracht, und als sie zum Roosevelt Hospital fuhren, fragte ihn ein Polizist: „Are you John Lennon?“ Die Stimme einer ganzen Generation sprach mit einem leisen Stöhnen ihr letztes Wort: „Yeah.“

John war bei der Ankunft im Krankenhaus bereits tot und wurde nur 40 Jahre alt. Der Gerichtsmediziner berichtete später, dass niemand mit solchen Verletzungen länger als ein paar Minuten überlebt haben könne. Als sich die Nachricht seines Todes verbreitete, mussten sich die entsetzten Fans mit der unglaublich erscheinenden Wahrheit auseinandersetzen, dass ihnen ihr Idol durch das kurze Aufbellen einer Waffe für immer genommen war. Später an jenem Abend wurde auf Yokos Bitte hin folgende Nachricht herausgegeben: „John liebte die Menschen und betete für sie. Bitte tut dies auch für ihn.“

Nach Johns Tod pilgerten Menschen aus allen Teilen der Welt spontan zum Dakota Building und bildeten dort eine Art Gemeinschaft und natürlich hielten sie sich auch auf dem Rasen des dem Gebäude gegenüberliegenden Central Park auf. Dies wurde der Ort, um den Sänger zu verewigen. Im Jahre 1985 wurde ihm im Rahmen einer Zeremonie ein etwa 8.000 qm großer Teil des Parks gewidmet und „Strawberry Fields“ getauft. Er befindet sich an der Ecke Central Park West/72nd Street im westlichen Teil des Parks. Das Herz dieses Gebiets bildet der tränenförmige Garten, in dessen Mitte sich ein kreisförmiges Mosaik befindet, das aus Steinen aus allen Teilen der Welt besteht. Im Zentrum des Mosaiks steht nur ein einziger Appell: Imagine.

Zu jeder Zeit durchstreifen Fans von Johns Musik und Botschaft Strawberry Fields und erweisen ihm, wenn sich sein Geburts- oder Todestag jährt, spontan die Ehre.

Es wird berichtet, dass John eingeäschert und seine Überreste an Yoko Ono übergeben wurden, die seine Asche teils in Johns Heimatstadt Liverpool in England und teils auf dem Gelände Strawberry Fields verstreut hat. Allerdings sorgte sie während eines Interviews im Jahre 1990 für Verwirrung, als sie berichtete, John sei begraben worden. Sie äußerte sich nie wieder dazu und gab auch nie preis, wo er begraben liegen soll. Außerdem hat sie diese Aussage nie zurückgezogen oder erklärt, sie sei missverstanden worden. Stattdessen hat sie dieses Thema nie wieder angesprochen.

Chapman, ein ehemaliger Wachmann aus Hawaii, bekannte sich schuldig an der Ermordung John Lennons und verbüßt eine lebenslange Haftstrafe im Gefängnis von Attica, New York.

George Harrison

25. Februar 1943 – 29. November 2001

George Harrison gehörte als Bassist schon seit den frühesten Quarrymen-Tagen zu den Beatles und war als „der stille Beatle“ bekannt. Obwohl seine Präsenz meist von John und Pauls Songwriter-Qualitäten und Ringos Scherzen in den Hintergrund gedrängt wurde, war er ein eigenständiger und bemerkenswerter Musiker, der ebenfalls einige Songs beisteuerte. Er interessierte sich sehr für die fernöstliche Kultur und reiste 1965 nach Indien, um von dem Musiker Ravi Shankar zu lernen. Dieser Einfluss zeigt sich besonders in dem Song „Norwegian Wood“. In den folgenden Jahren steuerte er dem Repertoire der Beatles unter anderem noch die Songs „While My Guitar Gently Weeps“ und „Here Comes the Sun“ bei. Nachdem die Beatles ihre Zusammenarbeit beendet hatten, brachte George im Jahre 1971 ein Album mit dem Titel „All Things Must Pass“ heraus, ein Dreifach-Album, mit dem er seine Leidenschaft, Rock und Religion miteinander zu verbinden, zum Ausdruck brachte. Noch im selben Jahr organisierte er Konzerte und Spendensammlungen zugunsten hungernder Bangladesch-Flüchtlinge unter seinen Musikerkollegen, an denen sich Künstler wie Eric Clapton und Bob Dylan beteiligten. Diese Konzerte gipfelten schließlich in einem großen Wohltätigkeitskonzert, dem „Konzert für Bangladesch“. Georges Solokarriere schien sich zu jener Zeit auf dem Höhepunkt zu befinden, danach zog er sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurück.

Im Jahre 1977 wurde George kurz, wenn auch ungewollt, Aufmerksamkeit zuteil, als seine Ehe geschieden wurde; seine Frau verließ ihn für seinen guten Freund Clapton, den sie später auch heiratete. Im Jahre 1987 trat George als Mitglied der All-Star-Musikertruppe „Traveling Wilburys“ wieder ins Licht der Öffentlichkeit und veröffentlichte sein nächstes Album „Cloud 9“, ein Soloprojekt, das unter anderem den Song „When We Were Fab“ enthält, ein nostalgisches Stück, das auf die Blütezeit der Beatlemania anspielt.

Das Jahr 1999 wurde von einem sehr bizarren Ereignis geprägt, denn ein Einbrecher drang in sein Haus ein und bedrohte ihn mit einem Messer. George sagte, er habe ihm „Hare Krisha, Hare Krishna“ entgegengerufen, um ihn zu verwirren, allerdings griff der Einbrecher trotzdem an und fügte George vier schwere Stichwunden zu, unter anderem traf er die Lunge. In diesem Moment dachte George, er sei dem Tod geweiht, und eine persönliche Erinnerung an einen ähnlichen Zwischenfall, vielleicht der Mord an John Lennon, flackerte in ihm auf. Georges Frau griff den Eindringling zunächst mit einem Schürhaken, dann mit einer Lampe an und nur einige Augenblicke später trafen das Personal und die Polizei ein.

Achtzehn Monate später verdichteten sich die Berichte über Georges angebliche Krebserkrankung, jedoch wies er diese Behauptungen stets vehement zurück. Nach einem Aufenthalt in einem Krankenhaus auf Staten Island im Staat New York, in dem er wegen eines Hirntumors eine Strahlentherapie erhielt, erlag er der Erkrankung schließlich am 29. November 2001 im Hause eines engen Freundes in Los Angeles.

George war zum Zeitpunkt seines Todes 58 Jahre alt und, gemäß seinem fernöstlichen Glauben, wurde er eingeäschert und seine Asche im Fluss Yamuna in Indien verstreut, der durch das Ursprungsgebiet seiner spirituellen Erfüllung fließt.

SALVATORE „SONNY“ BONO

16. Februar 1935 – 5. Januar 1998

Bevor er im Jahre 1964 mit Cherilyn Sarkisian den Bund der Ehe schloss, schlug sich Sonny Bono als Songwriter durch und verfasste Songs wie „Needles and Pins“. Im Jahre 1965 wurden einige peppige Songs, die er herausbrachte, plötzlich zu unerwarteten Hits, da er sie zusammen mit seiner Frau als Duo Sonny & Cher sang. Die beiden schossen mit „I Got You Babe“ und „The Beat Goes On“ an die Spitze der Charts. Im Jahre 1971 ließ Sonny seine von Depressionen bestimmten Wurzeln hinter sich und wurde zu einem wiedergeborenen Blumenkind, als er und Cher ihre eigene Fernsehshow mit Namen „The Sonny and Cher Comedy Hour“ bekamen. Bekleidet mit fransiger Weste und Schlaghosen, spielte Sonny den liebenswerten Trottel mit herabhängendem Schnauzbart neben seiner bemerkenswert schlanken, scharfzüngigen Frau Cher, die das Publikum mit ausgefallenen, paillettenbesetzten Outfits zum Staunen brachte. Millionen von Zuschauern schalteten ein, um ihre unvergesslichen Zankereien auf der Bühne zu sehen, und die Show wurde zum Hit. Als im Jahre 1974 die Ehe der beiden zerbrach, fand auch die Show ihr Ende.

Das Paar wurde 1975 geschieden und nach einem halbherzigen Versuch, die Show wiederzubeleben, verschwand diese auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung. Während Cher es zu einer erfolgreichen Karriere in Musik und Film brachte, schlug der unprätentiöse Sonny eine andere Richtung ein und wurde zum Bürger Bono. Er eröffnete zwei Restaurants und stellte sich nach einer Meinungsverschiedenheit mit der City Hall über einige Baupläne im Jahre 1988 zur Wahl zum Bürgermeister von Palm Springs. Und er gewann. Im Jahre 1992 bewarb Sonny sich für den US-Senat, schied jedoch bereits in den Vorwahlen aus. 1994 wagte er einen weiteren Versuch, wurde in das Repräsentantenhaus gewählt und im Jahre 1996 schickten ihn die Wähler zurück nach Washington. Sein Humor, sein selbstkritisches Auftreten und seine unaufdringliche Intelligenz kamen ihm auf dem Capitol Hill zugute und er wurde zu einem erfolgreichen und bekannten Gesetzgeber.

Kurz nach Neujahr 1998 verbrachte Sonny einen Urlaub mit seiner Frau Mary und seinen beiden Kindern im Heavenly Ski Resort. Gegen 14 Uhr machte sich Sonny mit seinen Skiern allein auf den Weg, während seine Frau sich um die Kinder kümmerte, von denen sich eines zuvor verletzt hatte – dies war das letzte Mal, dass Sonny lebend gesehen wurde. Als das Skigebiet geschlossen wurde, gab Mary eine Vermisstenmeldung auf, und gegen 19 Uhr wurde Sonny tot aufgefunden. Er starb an schweren Kopfverletzungen nahe einer Piste für geübte Skifahrer namens Orion. Sonny war, wie er es des Öfteren zu tun pflegte, von der Piste abgewichen, um im tiefen Pulverschnee eines nahen Waldgebiets zu fahren. Dort verlor er die Kontrolle und kollidierte mit einem Baum. Obwohl er sich außerhalb des Skigebiets aufgehalten hatte, war dieser Teil des Berges nicht für Wintersportler gesperrt.

In der Autopsie wurde festgestellt, dass Sonny nicht unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol gestanden hatte. Jährlich sterben etwa 30 Menschen bei Skiunfällen und Sonny ist zufällig einer von ihnen.

Im Alter von 52 Jahren wurde Sonny auf dem Desert Memorial Park Cemetery in Cathedral City, Kalifornien beigesetzt.

Weg zum Friedhof: Verlassen Sie die I-10 über die Ramon Road und folgen Sie der Straße etwa zwei Meilen nach Süden, Richtung Da Vall Drive. Biegen Sie dann rechts ab, der Eingang zum Friedhof befindet sich gleich auf der linken Seite.

Weg zum Grab: Betreten Sie den Friedhof, halten Sie sich rechts und folgen Sie dem Weg zum Fountain Court Wasserfall. Sonnys Grab liegt gleich dort im Gras, nur zehn Fuß vom Fahnenmast entfernt.

Drei Monate nach Sonnys Tod wurde eine spezielle Wahl abgehalten, um seinen Sitz im Kongress neu zu besetzen. Sonnys Witwe Mary, die vor ihrer Ehe mit Sonny als Kellnerin gearbeitet hatte, gewann die Wahl mit überwältigender Mehrheit. Im November 2000 wurde sie mit großer Mehrheit wiedergewählt.

JIMI HENDRIX

27. November 1942 – 18. September 1970

Leben und Karriere von Jimi Hendrix waren bedauerlicherweise nur von kurzer Dauer, allerdings erstreckt sich sein Einfluss auf die Musik über mehrere Generationen. Die Vereinigung von Rock und Blues, die er erreicht hatte, galt als wegbereitend für die unterschiedlichsten Musikstile, wie zum Beispiel für The Who oder Prince. Sein innovatives Gitarrenspiel bereitete den Weg für die Heavy-Metal-Bewegung und er inspirierte Gitarristen von Jimmy Page bis Eddie Van Halen.

Jimi hatte afroamerikanische und indianische Wurzeln und nach einer eher schüchternen und ruhigen Jugend verließ er die Schule und trat in die Armee ein, wo er drei Jahre lang als Fallschirmjäger diente. Im Jahre 1964 zog er nach New York und gründete eine Band namens „Jimmy James and the Blue Flames“. Nachdem sie zwei Jahre lang in den Cafés in Greenwich Village gespielt hatten, erkannte Chas Chandler, der frühere Bassist der „Animals“, Jimis Talent und brachte ihn nach London. Dort entstand im Jahre 1967 die Band „Jimi Hendrix Experience“. In nur sechs Monaten wurde die Band, dank ihres epochalen Debütalbums „Are You Experienced?“ und einem ziemlich extremen Auftritt auf dem „Monterey Pop Festival“, zu einem der erfolgreichsten Rock-Acts auf beiden Seiten des Atlantiks.

In den nächsten beiden Jahren folgten zwei weitere Alben, jedes mindestens so erfolgreich wie ihr Debütalbum, allerdings hatten Streitigkeiten zwischen dem Management und der Band und der daraus resultierende Drehtüreffekt im Personalstamm Jimis Leben bereits ins Chaos gestürzt. Einige Fans, die mehr von Jimi sehen wollten als seine Gitarrenkünste, drängten ihn dazu, eine politische Position einzunehmen und sich öffentlich zu seinen Wurzeln zu bekennen.

Im Alter von Mitte 20 lief Jimi Gefahr, vom Wege abzukommen, und er tat es. Der Missbrauch von Alkohol und Drogen wurde für ihn zu einem Teil seines Lebens. Eines Tages wachte seine Freundin neben ihm in ihrem gemeinsamen Apartment in London auf und musste entsetzt feststellen, dass Jimi nicht mehr am Leben war. Die Todesursache lautete, Jimi sei „im Schlaf nach Einnahme von Drogen an seinem eigenen Erbrochenen erstickt“. Jimi wurde 27 Jahre alt.

Er wurde im Greenwood Memorial Park in Renton, Washington beerdigt.

Weg zum Friedhof: Verlassen Sie die I-405 an der Ausfahrt Bronson Way in Richtung Sunset Boulevard. Folgen Sie der 3rd Street NE, die unter der Interstate hindurchführt, und nach vier Ampeln liegt der Friedhof auf der rechten Seite.

Weg zum Grab: Im linken Teil des Friedhofs liegt eine Wiese mit einer großen Sonnenuhr. Jimis Grab liegt an der Stelle, wo das Gras niedergetreten ist, etwa 20 Fuß von der Sonnenuhr entfernt.

TIMOTHY LEARY

22. Oktober 1920 – 31. Mai 1996

Timothy Learys Name gilt als Synonym für die Kulturrevolution der 60er Jahre. Er polarisierte in extremer Weise und verbreiterte die Distanz zwischen den Generationen von einem Spalt zu einer Schlucht. Desillusionierte Jugendliche sahen in Timothy einen Vorboten von sozialen Veränderungen, während ihre Eltern den Psychologen der Harvard Universität als einen nonkonformistischen Verführer der Jugend betrachteten.

Bis zu seiner Zeit in Harvard, in der er Richard Alpert begegnete, verlief Timothys Leben eher konventionell. Er war sogar in West Point stationiert, bevor er im Zweiten Weltkrieg für die Army in den Krieg zog. Allerdings begannen Timothy und Alpert, der heute als Baba Ram Dass bekannt ist, im Jahre 1961, mit Lysergsäurediethylamid zu experimentieren, auch bekannt als LSD. Timothy ging noch einen Schritt weiter und pries die Einnahme von LSD in aller Öffentlichkeit als Mittel für das Wachstum der Persönlichkeit an, woraufhin sich die „Turn on, tune in, drop out“-Revolte entfachte.

Vier Jahre später wurde Timothy in Harvard gefeuert, jedoch befand sich seine Revolution der Psychopharmaka, die Psychedelische Bewegung, zu dieser Zeit bereits in vollem Gange. An einem gewissen Punkt kam jedoch die unausgesprochene Erkenntnis ans Tageslicht, dass LSD nämlich nicht wirklich der Schlüssel zum spirituellen oder intellektuellen Nirwana sein könne, und die psychedelische Erfahrungswelt mündete in die Humanistische Revolution: eine esoterisch angehauchte Bewegung, die zwischenmenschliche Beziehungen, mehrstufige Persönlichkeitstests, Gruppentherapien und die Interaktion zwischen Körper und Geist in den Vordergrund stellte, woraus sich die heutige New-Age-Bewegung entwickelte.

Während all diese Bewegungen und Revolutionen irgendwann eine Balance erreichten, war Timothy in einen Balanceakt mit den Autoritäten des Landes verwickelt. Im Januar 1970 wurde er schließlich wegen Missbrauchs von Marihuana zu einer 20-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Allerdings gelang ihm bereits neun Monate später mithilfe der Untergrundgruppierung „The Weathermen“ die Flucht. Nachdem er sich den Exilanten der „Black Panther“ angeschlossen hatte, gelang es ihm weitere drei Jahre lang, seiner Verhaftung zu entgehen, bevor er in Afghanistan festgenommen wurde.

1976 durchlief Timothy einen Sinneswandel und wurde nach der Kooperation mit den Bundesbehörden auf freien Fuß gesetzt. Es ist unglaublich, dass er, nachdem er sein ganzes Leben lang gegen das Establishment gewettert hatte, gerade jene „Weathermen“ verriet, die ihn Jahre zuvor aus dem Gefängnis befreit hatten.

Nun hatte er die 60er Jahre, die Drogen und alle Rückschläge überlebt, jedoch hatte Timothy nach seiner Freilassung nie wieder denselben Einfluss auf die Welt wie zuvor. In den folgenden Jahrzehnten verhärtete sich seine Einstellung gegenüber Freizeitdrogen, er bezog ein legales Einkommen durch den Verkauf seiner Bücher, versuchte sich als Stand-Up-Comedian und Softwareentwickler, hing mit seinen Hollywood-Freunden herum und tauchte sporadisch in irgendwelchen Talkshows auf.

1995 wurde bei ihm inoperabler Prostatakrebs diagnostiziert, und er schaffte es, da er immer noch einen gewissen Bekanntheitsgrad besaß, seinen langwierigen Tod in einen Medienevent zu verwandeln. Nachdem er hatte verbreiten lassen, dass sein Tod nun unmittelbar bevorstehe, spann er sich diesen zur „faszinierendsten Erfahrung seines Lebens“ zusammen, der er „neugierig und enthusiastisch“ entgegenblicke. Eine Zeit lang ließ er sogar verbreiten, er wolle sich vor den Augen der Welt das Leben nehmen. Zu jener Zeit war das Internet noch kein Mainstream-Produkt, und er entwickelte die Idee, eine Internetseite zu erstellen, auf dem seine Fans, Gratulanten – oder auch Gegner – ihn dabei beobachten konnten, wie er die Segel für einen letzten ewigen Ausflug setzte.