Yoga in Savitri - M.P. Pandit - E-Book

Yoga in Savitri E-Book

M. P. Pandit

0,0

Beschreibung

Auf bestimmte Weise ist das ganze Epos Savitri Yoga. Denn außer dem Yoga Aswapatis während seiner vielen Phasen, außer Savitris Suche in ihren aufeinanderfolgenden Stufen, gibt es den Yoga der Erde, die nach Identifikation mit den strahlenden Himmeln strebt, nicht zu sprechen vom Yoga der leuchtenden Wahrheits-Welt, die sich auf unserem Erdball verwirklichen will. Diese Auswahl ist hier vom Gesichtspunkt des Yoga des individuellen Menschen getroffen worden, der im Grunde genommen der Kernpunkt aller Dimensionen des Yoga ist.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 246

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Yoga in Savitri

M. P. Pandit

SRI AUROBINDO BHAVANBERCHTESGADENER LAND

Copyright 2020

AURO MEDIAVerlag und FachbuchhandelWilfried Schuh

www.auro.media

Englischer Originaltitel:Yoga in Sri Aurobindo’s Epic SAVITRIDeutscher Titel:Yoga in SavitriM. P. Pandit2. Aufl. 2020ISBN 978-3-937701-63-9

Copyright 1976/95: Dipti Trust, Pondicherry 605002, IndienDeutsche Ausgabe mit freundlicher Genehmigung vonLotus Brands, Inc., PO Box 325, Twin Lakes, WI, 53181, USA

© Fotos und Textauszüge Sri Aurobindos und der Mutter:Sri Aurobindo Ashram TrustPuducherry, Indien

Über den Autor

M. P. Pandit hat durch seine zahlreichen Schriften über Sri Aurobindo viel zum Verständnis seiner Werke beigetragen. Er verbrachte über fünfzig Jahre im Sri Aurobindo Ashram, die meiste Zeit davon als Sekretär der Mutter. Auf der Grundlage seiner eigenen Erfahrung hat er ausführlich über die Veden, Upanishaden, die Gita, den Tantra, über Okkultismus, Psychologie und Yoga im Lichte von Sri Aurobindos integraler Sicht geschrieben und gesprochen. Er gilt als authentischer Vertreter von Sri Aurobindos Philosophie und ihrer Anwendung, wie sie von der Mutter gelebt wurde.

* * *

Vorwort

Auf bestimmte Weise ist das ganze Epos Savitri Yoga. Denn außer dem Yoga Aswapatis während seiner vielen Phasen, außer Savitris Suche in ihren aufeinanderfolgenden Stufen, gibt es den Yoga der Erde, die nach Identifikation mit den strahlenden Himmeln strebt, nicht zu sprechen vom Yoga der leuchtenden Wahrheits-Welt, die sich auf unserem Erdball verwirklichen will. Diese Auswahl ist hier vom Gesichtspunkt des Yoga des individuellen Menschen getroffen worden, der im Grunde genommen der Kernpunkt aller Dimensionen des Yoga ist.

* * *

Inhalt

TitelseiteCopyrightÜber den AutorVorwortI. DER RUFII. BEDINGUNGENIII. SCHWIERIGKEITENIV. DER VERLAUF

Guide

CoverInhaltsverzeichnisStart

Teil I

DER RUF

RUF

Heaven’s call is rare, rarer the heart that heeds.

*

Der Ruf des Himmels ist selten, seltener das Herz, das ihm folgt.

(XI.1)

Von den zahllosen Geschöpfen der Erde, die sich in ihrem Bewusstsein entwickeln, haben nur einige eine Ebene erreicht, auf der sie für einen Übergang vom menschlichen zum göttlichen Zustand vorbereitet sind. Die wahrnehmende Intelligenz des Göttlichen in der Manifestation erkennt sie, und es ergeht ein Ruf an sie, sich Gott zuzuwenden. Dieser Ruf kann vielerlei Formen annehmen – von innen, von außen – durch jedes Mittel, das zur Hand ist. Aber nicht alle, die so gerufen werden, hören den Ruf in den Turbulenzen ihres Lebens; und sogar von denen, die ihn vernehmen, beachten ihn nicht alle. Viele sind noch in ihre Fesseln verliebt, immer noch von den Interessen des niederen Lebens angezogen. Nur sehr wenige antworten auf den Ruf und ändern ihre Lebensrichtung.

EWIGKEIT SPRICHT

Eternity speaks, none understands its word.

*

Ewigkeit spricht, doch keiner versteht ihr Wort.

(IV.3)

Die Menschen sind so in das unruhige Leben der Sinne vertieft, dass sie sich ihrer selbst kaum bewusst sind, abgesehen in den Regungen, in denen sie wahllos hin und her geworfen werden. Selbst die wenigen, die sich ihres mentalen Selbstes bewusst geworden sind und abseits der äußeren Lebensbewegungen stehen oder zu stehen versuchen, verlieren sich im Lärm der eigenen Gedankentätigkeit und emotionalen Aufruhrs. Sie sind sich weder ihrer Seele bewusst noch der Andeutungen, die von ihr kommen. Die Seele, Delegierte des Ewigen in der in Zeit und Raum fortschreitenden Evolution, spricht in ihrer eigenen Sprache – eine Sprache der Gewissheit, echter Vision und Wahrheit, aber die Oberflächenpersönlichkeit kümmert sich selten darum. Und selbst wenn es dem Wort gelingt, das innere Ohr zu erreichen, fehlt das notwendige einsichtige Begreifen. Es wird gewöhnlich in den minderwertigen Begriffen des arbeitenden Mentals interpretiert oder missverstanden. Die Botschaft geht verloren.

AUSERWÄHLT

One among many thousands never touched,

Engrossed in the external world’s design,

Is chosen by a secret witness Eye

And driven by a pointing hand of Light...

*

Einer unter vielen Tausenden, nie berührt

Und versunken in die äußere Weltgestaltung,

Wird von einem geheimen Zeugen-Auge auserwählt

Und von einer weisenden Hand des Lichtes angetrieben...

(I.5)

Es gibt ein wachsames Auge, das ständig diese Szene der Evolution mit ihren unzähligen Bewegungen und Formen, die sich bilden und wieder vom Spielfeld verschwinden, betrachtet. Es beobachtet aufmerksam, welche Seele unter den Millionen von Menschen, die sich bemühen zu wachsen und sich zu entwickeln, herangereift und nun bereit ist für den Sprung von der menschlichen auf die göttliche Ebene. Es wählt jenen Menschen aus und übernimmt die direkte Verantwortung für seine Evolution. Ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, sein Leben wird vom Augenblick seiner Erwählung durch das Göttliche geleitet und angespornt, sich in eine Richtung – auf das Göttliche hin – zu bewegen. Langsam wird er von der leitenden Hand durch alle Umstände und Schwierigkeiten des Lebens hindurch dahin geführt, das Göttliche als sein Ziel zu erwählen.

Wer das Unendliche wählt, ist vom Unendlichen erwählt worden. (Sri Aurobindo)

WARUM?

...Remember why thou cam’st:

Find out thy soul, recover thy hid self,

In silence seek God’s meaning in thy depths...

*

...Erinnere dich, warum du kamst:

Finde deine Seele, entdecke dein verborgenes Selbst,

Im Schweigen suche in deinen Tiefen Gottes Absicht...

(VII.2)

Das Leben ist kein leerer Traum, keine sinnlose Bewegung. Es gibt einen Zweck, ein Ziel, auf das unsere Reise hinweist. Der Mensch als erwachtes Wesen und denkendes Geschöpf ist es sich schuldig zu wissen, warum er hier ist. Er ist nicht nur ein Körper, nicht einmal nur ein lebendiger Körper. Er ist ein Wesen, das im physischen Körper lebt und mit einem verkörperten Mental denkt. Er ist eine Seele, ein unsterbliches Selbst, das hinter den Schleiern der Natur verborgen ist. Der Mensch muss seinen Blick von den äußeren Dingen abwenden und nach innen richten, um seine Seele zu finden. Er muss seine Ohren vor dem Lärm der Welt verschließen und in Ruhe den von innen kommenden Andeutungen lauschen, um den Sinn und Zweck seiner Existenz auf Erden zu erkennen, um die Mission zu verwirklichen, die Gott seiner Seele anvertraut hat.

PARADOX UND SCHLÜSSEL

Our life is a paradox with God for key.

*

Unser Leben ist ein Paradoxon mit Gott als Schlüssel.

(I.4)

Das ganze Leben ist ein immerwährendes Rätsel voller Widersprüche, die auf Schritt und Tritt aufeinander prallen. Dem Guten steht das Böse entgegen, der Wahrheit die Falschheit, der Stärke die Schwäche, der Freude der Schmerz, der Harmonie die Disharmonie, dem Leben der Tod. In jedem Bereich gibt es Konflikte, und alle von der menschlichen Intelligenz erprobten Allheilmittel haben sich als vergeblich erwiesen. Die einzige Lösung dieses Daseinsproblems liegt in der Evolution unseres Bewusstseins vom menschlichen zum göttlichen Zustand. Das Göttliche ist heiles, ungebrochenes Dasein, undeformiertes Bewusstsein, unverfälschte Kraft, unbefleckte Glückseligkeit. Und dieses Göttliche befindet sich in uns selbst. Je mehr wir zu diesem innewohnenden Göttlichen erwachen und in seine Wesensart hineinwachsen, umso näher sind wir der Lösung der Lebensprobleme in der Harmonie des Geistes. Die gegensätzlichen Elemente fallen entweder weg oder werden in ihrem Charakter verändert.

UNSER MENSCHLICHER ZUSTAND

Our human state cradles the future god,

Our mortal frailty an immortal force.

*

Unser menschlicher Zustand ist Wiege des zukünftigen Gottes,

Unsere sterbliche Schwachheit ist eine unsterbliche Kraft.

(II.10)

Unsere menschlichen Unvollkommenheiten und Beschränkungen sind nicht von Dauer. Sie sind nur die gegenwärtigen Umstände, die durch Willenskraft und Anstrengung verändert werden können. Was wir zu einem bestimmten Zeitpunkt sind, ist nur das, was sich von den vielfältigen Möglichkeiten, die in uns liegen, in diesem Stadium in uns verwirklicht hat. Unser Leben ist ein langer Entwicklungsprozess dessen, was in uns ruht. Das Bewusstsein, das jetzt das menschliche Stadium erreicht hat, enthält in sich den Keim der Göttlichkeit. Es ist das Drängen dieser verborgenen Gottheit, das tatsächlich für die menschliche Aspiration, über das Menschensein hinauszugehen und Göttlichkeit zu verkörpern, verantwortlich ist. Gleichermaßen ist unsere todgebundene Schwäche nur eine Stufe in der Entwicklung unserer unsterblichen Kraft, die sich allmählich ihren Weg bahnt.

Die augenblicklichen Zustände oder Äußerlichkeiten sollten den Sucher nicht blenden oder entmutigen. Unermessliche Möglichkeiten warten auf ihre Verwirklichung.

SINN

There is a purpose in each stumble and fall...

*

In jedem Straucheln und Fallen liegt ein Sinn...

(10.4)

Das Leben ist nicht immer eine sanfte und ungestörte Reise. Es gibt Höhen und Tiefen, Unterbrechungen, Stopps – kürzere oder längere,– und sie beruhen normalerweise auf einer Verzögerung unserer gesamten Bewegung. Einige Teile unseres Wesens machen größere Fortschritte, andere bleiben zurück. Dieser Unterschied lässt die Bewegungen zum Stillstand kommen. Wenn man aufmerksam und wach ist, besonders im spirituellen Leben, kann man sehen, wie dieses Straucheln zustande gekommen ist. Es legt einige Schwächen offen, ein Versäumnis, das wieder gut gemacht werden muss, so dass man den Weg zur Behebung des Defizits besser gehen kann.

Fehltritte und Stürze dürfen nicht als bloße Unfälle angesehen werden. Sie sind Hinweise und Warnungen an den Sucher, in sich hinein zu schauen und sich ausreichend zu rüsten.

ZIEL

...for each his difficult goal

Hewn out of infinite possibility.

*

...jedem ist sein schweres Ziel gegeben,

Herausgehauen aus unendlich vielen Möglichkeiten.

(VI.1)

Jede Seele hat ihren eigenen Entwicklungsweg, ihr eigenes Bedürfnis nach Erfahrung und ihr eigenes Ziel. Das höchste Ziel aller Seelen ist, die Göttliche Wirklichkeit zu verkörpern, aus der sie zu einem bestimmten Zweck hervorgegangen sind. Und diese Manifestation ist nicht von einheitlicher Art. Sie ist eine fortschreitende Enthüllung der vielfältigen Möglichkeiten, die dem Höchsten Wesen innewohnen. Jede Seele trägt eine durch den schöpferischen Willen eingeprägte Betonung in sich und arbeitet daran, die in sie eingepflanzte Idee, die Real-Idee, auf ihrem Feld der Evolution in Zeit und Raum auszuarbeiten.

So ist jedem seine Arbeit und sein Ziel gegeben.

UNSERE VERGESSENEN WEITEN

A deathbound littleness is not all we are:

Immortal our forgotten vastnesses

Await discovery in our summit selves;

Unmeasured breadths and depths of being are ours.

*

Eine an den Tod gebundene Winzigkeit ist nicht alles, was wir sind:

Unsterblich warten unsere vergessenen Weiten darauf

Auf dem Gipfel unseres Selbstes entdeckt zu werden;

Unermessliche Weiten und Tiefen des Seins sind uns zu eigen.

(I.4)

Unser Leben ist normalerweise auf den Bereich unseres physischen Körpers beschränkt. Seine Spanne ist an die Lebensdauer des Körpers gebunden. Aber diese Einschränkungen sind nicht endgültig. Wir haben in uns Seinsebenen, die weit über die äußeren Grenzen hinausgehen. Sie gehören zu unserem inneren Wesen, aber in unserer Unwissenheit sind wir uns ihrer nicht bewusst. Wir haben sie vergessen. Wir müssen wach werden für ihre Existenz im Inneren. Wenn wir uns durch Yoga nach innen wenden, werden wir uns dieser Bereiche des unbegrenzten Bewusstseins, die nicht durch äußere Ereignisse beeinträchtigt werden, in den Tiefen unseres Wesens, in den aufsteigenden Höhen unseres Selbstes zunehmend bewusst. Wir können uns nach allen Seiten ins Universum ausdehnen, wir können die Tiefen des Wesens ausloten, wir können uns über die Grenzen unseres Mentals erheben.

SEELE

Our souls can climb into the shining planes,

The breadths from which they came can be our home.

*

Unsere Seelen können die strahlenden Ebenen ersteigen,

Die Weiten, aus denen sie kamen, können unsere Heimat sein.

(II.11)

Wir führen nur solange ein eingeschränktes Leben, wie wir uns auf den kleinen Bereich unserer physischen Fähigkeiten begrenzen, auf deren Grundlage wir normalerweise funktionieren. Aber in uns gibt es weitreichendere Fähigkeiten, größere Möglichkeiten. Die Seele in unseren Tiefen ist durch die Wände unseres physischen Körpers nicht begrenzt. Sie kann sich in Regionen aufschwingen, die sich über den Schranken unseres Mentals eröffnen. Sie kann sich in die Weiten ausdehnen, aus denen sie ursprünglich kam. Wenn wir uns unserer Seele bewusst werden und unser Bewusstsein mit ihr vereinen, können auch wir an ihrer Erfahrung der leuchtenden Welten darüber und der Unendlichkeiten, die ihr eigen sind, teilhaben.

DREIEINIGES WESEN

To the abiding and eternal is their climb,

To the pure existence everywhere the same,

To the sheer consciousness and the absolute force

And the unimaginable and formless bliss...

...the triune being who is all and one...

*

Zum Bleibenden und Ewigen steigen sie,

Zur reinen Existenz, die überall dieselbe ist,

Zum reinen Bewusstsein und der absoluten Kraft

Und zur unvorstellbaren und formlosen Seligkeit...

Des dreieinigen Wesens, das alles und eines ist...

(XII.5)

Der Aufstieg des Pilgers des Geistes ist der Aufstieg zum Beständigen, zum Ewigen, der unwandelbar hinter und über allen Veränderungen in Zeit und Raum steht. Diese Wirklichkeit offenbart sich in dieser Manifestation als dreieinig: sie ist eine Selbst-Existenz, sat, die allem Dasein zugrunde liegt; sie ist sich ihrer selbst und aller Dinge völlig bewusst, ein reines Bewusstsein, chit, das voller Wirkensmacht ist, tapas; ihre Natur ist von grundloser und endloser Glückseligkeit, ananda. Dieses dreieinige Wesen, Satchidananda, wird gleichzeitig als die einzige Wahrheit und auch als die ganze Wahrheit erkannt.

DAS ABSOLUTE

Each part in us desires its absolute.

Our thoughts covet the everlasting Light,

Our strength derives from an omnipotent Force...

*

Jeder Teil in uns begehrt sein Absolutes.

Unsere Gedanken begehren das immerwährende Licht,

Unsere Stärke entstammt einer allmächtigen Kraft...

(II.5)

Wir sind begrenzte Wesen, eingeschränkt im Bewusstsein, eingeschränkt in der Macht, eingeschränkt im Wirkensbereich, eingeschränkt in der Effektivität. Aber unser Wesen akzeptiert diese Einschränkung nicht als endgültig und natürlich. Jeder Wesensteil möchte wachsen, sich zu seinem Optimum entwickeln. Er strengt sich an, seine höchstmögliche, absolute Perfektion zu erreichen. Unser Mental versucht, über die Natur der Wirklichkeit nachzudenken und zu ihrer Erkenntnis zu gelangen. Aber seine Gedankenaktivität dient nur dazu, das Licht zu verdunkeln und zu verbergen, das

unsterbliche Licht, das nach innen gerichtet ist, um zu sehen, der schnellste mentale Geist in den Menschen, die den Weg gehen.

(Rig. Veda, I.6.5)

Das Mentale muss lernen, seine Gedanken zu beruhigen, damit es das reine und ewige Licht widerspiegeln kann, statt flüchtige und verzerrte Eindrücke von ihm zu bekommen. In gleicher Weise gibt sich unsere schwächliche Kraft nicht damit zufrieden, in ihrem begrenzten Zustand zu verharren. In ihrer Tiefe ist sie sich bewusst, ein Fragment, ein Bruchteil einer Kraft zu sein, die allmächtig ist. Und sie ringt darum, sich mit ihrem Ursprung zu vereinen. Deshalb ist es ein Gesetz des Wachsens, des sich Entwickelns vom Unvollständigen zum Vollkommenen, vom Relativen zum Absoluten.

VOLLKOMMENHEIT

To seize the absolute in shapes that pass,

To fix the eternal’s touch in time-made things,

This is the law of all perfection here.

*

Das Absolute in vorübergehenden Formen zu erkennen,

Die Berührung des Ewigen in zeitgeschaffenen Dingen festzuhalten,

Dies ist das Gesetz aller Vollkommenheit hier.

(II.2)

Vollkommenheit ist die göttliche Absicht im Leben und sie ist das Ziel, auf das alles Existierende auf der Erde zustrebt, bewusst oder unbewusst. Für den spirituell Suchenden bedeutet Vollkommenheit, in der Lage zu sein, das göttliche Absolute in allen Relativitäten der Welt wahrzunehmen. Die Dinge sind keine unabhängigen Wirklichkeiten an sich, aber sie sind aus diesem Grund auch nicht illusorisch. Sie sind Formen, die das Absolute angenommen hat, was ihnen ihre Daseinsberechtigung verleiht. In ähnlicher Weise muss der Suchende hinter all den Objekten, die in der Zeit geboren werden und dem Wirken der Zeit unterworfen sind, lernen, die Gegenwart der Zeitlosen Wirklichkeit zu spüren, die nicht von Formveränderungen im Laufe der Zeit beeinflusst wird. Das Beständige ist ewig.

KRONE FÜR DIE ERDE

Beyond the earth, but meant for delivered earth,

Wisdom and joy prepare their perfect crown;

Truth superhuman calls to thinking man.

*

Jenseits der Erde, doch bestimmt für die befreite Erde,

Bereiten Weisheit und Freude ihre vollkommene Krone vor;

Übermenschliche Wahrheit ruft den denkenden Menschen.

(X.3)

Das wenige Wissen und die kleinen vermischten Freuden, die das Erdenleben bietet, sind nicht das letzte Wort. Jenseits der Grenzen dieses Lebens in Unwissenheit gibt es Wahrheiten des vollen Wissens und der ungetrübten Glückseligkeit, die der Mensch bei Befreiung von den Begrenzungen der irdischen Natur erreichen kann. Aber es ist nicht erforderlich, das Leben auf Erden abzulehnen, um die höheren Wahrheiten zu erlangen. Tatsächlich sollen sie sich auf der Erde manifestieren, und sie bereiten sich darauf vor. Sie fordern den erwachten Menschen auf, sein Bewusstsein zu entwickeln, damit er sie empfangen und in sich festigen, zum Ausdruck bringen und in seinem Leben in dieser Welt organisieren kann.

SEHNSUCHT

A formless yearning passions in man’s heart,

A cry is in his blood for happier things.

*

Eine gestaltlose Sehnsucht brennt leidenschaftlich in des Menschen Herz,

In seinem Blut ertönt ein Schrei nach glücklicheren Dingen.

(II.4)

Im Wesen des Menschen gibt es immer eine Unzufriedenheit mit seinem Zustand der Unvollkommenheit, Einschränkung und des Mangels – ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Tief in seinem Herzen spürt er ein anhaltendes und nagendes Gefühl der Unzulänglichkeit und einen vagen, unruhigen Drang nach Vollkommenheit. Dieser Impuls übersetzt sich in einen Wunsch nach Wachstum, Entfaltung, einen Hunger auf Freiheit und Stärke, ein sehnsuchtsvolles Streben nach Fortschritt und Glück. Aufgrund dieser angeborenen Sehnsucht nach Vollkommenheit befindet sich der Mensch in seiner Entwicklung immer im Umbruch. Wegen seiner göttlichen Unzufriedenheit ist er etwas Besonderes. Wie Sri Aurobindo an anderer Stelle bemerkt, begnügt sich das Tier mit der Erfüllung seiner notwendigsten Bedürfnisse, und die Götter sind mit ihrer Pracht zufrieden. Nur der Mensch ist von diesem Sehnen nach Selbstüberschreitung erfasst, das ihn an die Spitze der evolutionären Natur stellt.

EXIL

We live self-exiled from our heavenlier home.

*

Wir haben uns selbst verbannt aus unserem himmlischeren Heim.

(II.11)

Obschon die Welt, in der wir leben und uns bewegen, so wie sie jetzt organisiert ist, ein Ort endlosen Leidens und Elends ist, sind wir selbst nicht ganz Geschöpfe dieser Heimat des Schmerzes und der Dunkelheit. Wir haben Anteile in uns, die die irdischen Begrenzungen überschreiten und einen überweltlichen Ursprung erkennen lassen. Die Seele und die verschiedenen anderen Bewusstseinselemente, die an die Oberfläche treten, entstammen dem Geist, der unsterblich und unendlich ist. Aufgrund von Unwissenheit und des darauf basierenden Getrenntseins sind wir uns unseres Ursprungs, unserer überirdischen Herkunft nicht bewusst. Wir haben die aktive Beziehung zu unserer wahren Heimat des Lichtes und der Freude verloren. Wir müssen durch eine anhaltende Anstrengung der Umkehrung des Bewusstseins dorthin zurückkehren. Bis dahin leben wir verbannt aus unserer Heimat.

GOTTES SELIGKEIT

Indifference, pain and joy, a triple disguise,

Attire of the rapturous Dancer in the ways,

Withhold from thee the body of God’s bliss.

*

Gleichgültigkeit, Schmerz und Freude, eine dreifache Verkleidung,

Gewand des verzückten Tänzers auf den Wegen,

Verbergen vor dir den Körper von Gottes Seligkeit.

(VI.2)

Alles Leben wird durch eine grundlegende Unterströmung des schöpferischen Göttlichen getragen. Das Universum ist durch das Spiel von Ananda in den Tiefen entstanden und wird durch Ananda auf seinem Kurs gehalten und bewegt. Aber wir sehen diese Note der Seligkeit nicht, weil wir nicht vollständig und frei leben. Wir leben voneinander getrennt, abgeschnitten von unserer Quelle, und antworten auf die Kontakte des Lebens mit halbherzigen, entstellten Reaktionen von Schmerz, Freude oder Gleichgültigkeit. Wir sind nicht in der Lage, ihnen in der richtigen Weise zu begegnen, die ihre natürliche Freude hervorrufen würde. Unsere verhaltenen und gehemmten Reaktionen sind eine Gewohnheit geworden, und uns entgeht das wahre Gefühl der Seins-Freude, die der Schöpfer in seinem Spiel der Manifestation auf ewig genießt und an der wir teilhaben sollen.

Je mehr wir über unsere trennende Unwissenheit hinauswachsen und uns der Wahrheit des Einsseins nähern, umso leichter wird es sein, in dieser All-Seligkeit zu atmen und zu leben.

GESETZ

Well is the unconscious rule for the animal breeds

Content to live beneath the immutable yoke;

Man turns to a nobler walk, a master path.

*

Gut ist die unbewusste Herrschaft für die Tierwesen,

Zufrieden zu leben unter dem wandellosen Joch;

Der Mensch wendet sich edlerem Gange zu, einem Meister-Pfad.

(X.4)

Für Geschöpfe, deren Bewusstsein sich noch auf einer niedrigeren Ebene befindet und nicht für die Artikulation organisiert ist, ist es gut, sich den Naturgesetzen zu unterwerfen und von ihnen beherrscht zu werden. Aber im Menschen sind die Fähigkeiten zur Selbstorganisation und Selbstlenkung ausgebildet. Er soll die Gesetze der Natur, die für eine niedrigere Evolutionsordnung gedacht sind, überschreiten und seinen eigenen Weg gehen. Der Mensch muss aus den Gerüsten der Natur ausbrechen, damit sein Bewusstsein wachsen und seine eigene Bewegung und sein eigenes Ziel finden kann.

SEELE

At last the soul turns to eternal things,

In every shrine it cries for the clasp of God.

*

Schließlich wendet die Seele sich ewigen Dingen zu,

In jedem Heiligtum schreit sie nach der Umarmung Gottes.

(X.3)

Die Seele sammelt Erfahrung im Leben, assimiliert ihre Essenz und gewinnt an Statur. Sie berührt jeden Bereich der Existenz, lernt eine Vielzahl von Dingen kennen und entwickelt sich. Aber es kommt ein Moment, in dem sie von diesen Erfahrungen vergänglicher Natur gesättigt ist und sich beständigeren Dingen zukehrt. Sie wendet sich dem Göttlichen zu, sie sucht den Kontakt und die Erfahrung des Göttlichen in der Welt um sich herum. Sie strebt danach, die Gegenwart des Göttlichen in jeder Form zu erkennen, das Göttliche in jedem Augenblick willkommen zu heißen und die Hand des Göttlichen in jeder Verkörperung zu ergreifen. Dann beginnt ernsthaftes spirituelles Leben.

DER EWIGE

Hidden in the mortal’s heart the Eternal lives.

*

Im Herzen des Sterblichen lebt verborgen der Ewige.

(VI.2)

Der Mensch ist sterblich, aber nicht alles von ihm ist vergänglich. Es gibt in ihm, in seinem Innersten, etwas Ewiges, ein Element, eine Wesenheit, eine Seele, die nicht endet, wenn der Körper vergeht. Und in Wahrheit ist diese Seele, dieses innerste Wesen – ein Teil des Göttlichen, eine Projektion des Ewigen – der wahre Mensch. Der Rest seines Wesens – sein Mental, sein emotionaler Teil, seine vitalen und physischen Anteile – ist nur seine instrumentale Natur, die umgewandelt werden muss, wenn sie dem Ziel der Seele nicht mehr dient oder nicht mehr dienen kann.

Wegen der Gegenwart dieser göttlichen, unsterblichen Seele im Inneren hat der Mensch ein anhaltendes Gefühl der Möglichkeit, diese Sterblichkeit zu überwinden, und er wird gedrängt, Schritte zu unternehmen, um in seinen höheren und tieferen Regungen am Charakter der unsterblichen Seele teilzuhaben.

UNSERE WAHRHEIT

Our greater truth of being lies behind.

*

Die höhere Wahrheit unseres Wesens liegt verborgen.

(VII.6)

Wir sind nicht nur der materielle Körper. Den haben wir, und die Materie hat ihre eigene Wahrheit. Wir sind ebenso das aktivierende Leben, und das Leben besitzt seine eigene Wahrheit. Wir sind auch der mentale Geist, und das Mental hat seine eigene Wahrheit. Unser Wesen hat viele Anteile, Ebenen von Bewusstsein, und jede besitzt ihre eigene Wahrheit. Aber die Wahrheit, die tiefer, weiter und größer als alle ist, liegt hinter all diesen im innersten Wesen. Es ist die Seele. Zu dieser Wahrheit der Wahrheiten müssen wir durch eine fortschreitende Entwicklung unseres Bewusstseins gelangen.

SELIGKEIT

...near and real to the longing heart

And to the body’s passionate thought and sense

Are the hidden kingdoms of beatitude.

*

...nah und wirklich für das sehnsuchtsvolle Herz

Und für das leidenschaftliche Verstehen und Erfühlen des Körpers

Sind die verborgenen Königreiche der Glückseligkeit.

(II.3)

Wir suchen nach Glück, nach Freude. Die Emotionen des Herzens strömen hervor und suchen Glückseligkeit. Die Gedanken und Vorstellungen des Mentals sind immer aktiv. Die Leidenschaften der Vital- und Sinnesorgane des Körpers mühen sich, jeden noch so kleinen Teil des Vergnügens, das sie ergreifen können, an sich zu reißen. Aber alles, was sie zu fassen vermögen, sind nur Spuren flüchtiger Vergnügen und Erregungen. Und das ist so, weil das wahre Glück in uns selbst liegt, unbemerkt von uns. Unserem Herzen, Mental und Körper nahe, hinter den Schleiern, unter den Oberflächen, fließen die Ströme immerwährender Seligkeit. Sie sind das natürliche Ausströmen der Seele. Wenn wir unseren Blick auf dieses Ausströmen richten und für eine Weile die fiebrige Erregung der äußeren Natur beiseitelassen, beginnen wir, uns dieser Glückseligkeit bewusst zu werden.

VERBORGENE GRÖSSE

There are greatnesses hidden in our unseen parts

That wait their hour to step into life’s front.

*

In unseren unsichtbaren Wesensteilen sind Größen verborgen,

Die auf ihre Stunde warten, in den Vordergrund des Lebens zu treten.

(VII.2)

Die Einschränkungen, mit denen wir konfrontiert sind, sind nicht endgültig. Sie berauben uns nicht unserer Möglichkeiten. Hinter und über dem Bereich unserer menschlichen Fähigkeiten, die in vielerlei Hinsicht begrenzt sind, stehen Mächte und Kapazitäten, die höher und umfassender sind. Sie sind latent, weil sie nicht aktiviert und nach vorne gebracht werden. Die äußere menschliche Natur ist nicht bereit, nicht entwickelt und stark genug, das Wirken dieser tieferen Kräfte zu erlauben. Sobald das Bewusstsein entwickelt und die Natur entsprechend organisiert ist, offenbaren sie sich und werden aktiv, wobei sie neue Ausblicke, neue Dimensionen in unserem Leben eröffnen.

AUFSTIEG

But first the spirit’s ascent we must achieve

Out of the chasm from which our nature rose.

*

Doch erst müssen wir den Aufstieg des Geistes vollziehen

Heraus aus dem Abgrund, aus dem unsere Natur sich erhob.

(II.5)

Bevor irgendeine spirituelle Verwirklichung erreicht werden kann, ist es unerlässlich, dass wir uns zuerst von dem vielfachen Griff der niederen Natur befreien, der uns in den Klammern der Trägheit, Dunkelheit und Unwissenheit gefangen hält. Unsere menschliche Natur ist aus einem Zustand der Nichtbewusstheit, Empfindungslosigkeit aufgetaucht, und dieser anfängliche Charakter haftet uns lange an auf dem aufsteigenden evolutionären Kurs, wobei er den verkörperten Geist durch seinen ständigen Abwärtszug behindert. Es ist wesentlich, uns von dieser Unterwerfung zu befreien und uns über die Herrschaft der Unwissenheit zu erheben, damit das Bewusstsein frei aufsteigen und sich in seinen höheren Aspekten entwickeln kann. Durch Konzentration, durch Meditation muss im Mental und über ihm eine Öffnung erreicht werden, damit der Aufstieg des Geistes möglich wird.

UNSER ANSTIEG

To eternal light and knowledge meant to rise,

Up from man’s bare beginning is our climb...

*

Bestimmt, in das ewige Licht und Wissen aufzusteigen,

Strebt unser Anstieg seit des Menschen nacktem Anfang...

(II.10)

Das Leben des Menschen besteht aus einer Reihe von Aufstiegen von einer Seinsebene zur nächsten, von Stufe zu Stufe des Bewusstseins. In seinen primitiven Anfängen ist er sich seiner selbst kaum bewusst, er lebt ein mechanisches Dasein, das in dem kleinen Kreisel seiner physischen Bedürfnisse und augenblicklichen Interessen gefangen ist. Er ist voller Trägheit und Dunkelheit und braucht den Stachel des Begehrens, um sich vorwärts zu bewegen. Die Natur zwingt ihn, sich anzustrengen und zu bemühen, wenn er den Kampf um das Dasein überleben will, und in diesem Prozess beginnt er, an Kraft, Bewusstsein und in seinem Wesen zu wachsen. Mit der Entwicklung des Mentals und anderer Fähigkeiten unternimmt er bewusste Schritte in Richtung seines Wachstums und der Ausweitung seiner Interessen. Von den Schatten der Nichtbewusstheit und dem Aufblitzen von Halblichtern bewegt er sich auf das ewige Licht zu, aus Unwissenheit und Falschheit auf Wissen und Wahrheit zu.

ABENTEUER

Content abide not with one conquered realm;

Adventure all to make the whole world thine,

To break into greater kingdoms turn thy force.

*

Begnüge dich nicht mit einem eroberten Bereich;

Wage alles, um dir die ganze Welt zu erringen,

Um in größere Reiche vorzudringen, nutze deine Kraft.

(VII.6)

Das Leben ist eine endlose Suche, ein Abenteuer ohne Ende. Jedes eroberte Gebiet, jeder errungene Sieg öffnet den Weg zu neuen Bereichen, größeren Siegen. Der heldenmütige Mensch gibt sich nicht mit dem zufrieden, was er erreicht hat. Er legt sich in die Riemen, betritt größere Räume, macht mehr Erfahrungen und wächst durch seine Mühen. Dies ist besonders im spirituellen Bereich der Fall. Die Verwirklichungen des Göttlichen, die der strebenden Seele offenstehen, sind zahlreich. Die Wirklichkeit ist unendlich, und wenn man den Gipfel des Wesens erklimmt, offenbart jedes erreichte Plateau die noch größeren Ausblicke, die vor einem liegen:

Wenn man Plateau um Plateau erklimmt, zeigt sich eine reiche Aktivität.

(Rig Veda, I.10.2)

Kleinere Geister mögen das Ausruhen am Wegrand wählen, aber nicht derjenige, der danach strebt, das Göttliche in seiner Fülle zu verwirklichen. Er strengt sich an, wie einstmals der Arier, Gipfel um Gipfel, Ebene um Ebene der kosmischen Manifestation zu erklimmen, und wird um die grenzenlosen Herrlichkeiten des Geistes reicher.

RAST

Our life’s repose is in the Infinite;

It cannot end, its end is Life supreme.

*

Unseres Lebens Rast ist im Unendlichen;

Es kann nicht enden, sein Ende ist höchstes Leben.

(II.6)

Unser Leben ist kein vergängliches Dasein, das mit dem Tod des Körpers endet. Der Körper mag sich auflösen und sterben, aber das Leben setzt sich fort in anderen Formen, anderen Körpern. Es kann nicht ausruhen, bis es sein Ziel erreicht hat, und jenes Ziel besteht darin, mit seinem Bewusstsein in unendliches Sein einzutreten. Das Ziel der Reise unserer Seele ist, vom endlichen zum unendlichen Leben hin zu wachsen und im Wesen, im Bewusstsein, in Kraft und in Freude in ihm zu blühen, ein grenzenloses Leben in einem grenzenlosen Bewusstsein zu leben. Erst dann ist unser Kampf und unser Ringen zu Ende, und die mühelose Manifestation des Höchsten wird möglich.

KEIN AUSRUHEN

There is no rest for the embodied soul.

It must live on, describe all Time’s huge curve.

*

Es gibt keine Ruhe für die verkörperte Seele.

Sie muss weiterleben, die ganze Riesenkurve der Zeit beschreiben.

(III.4)

Die Seele wird immer wieder geboren und tritt in neue Körper ein, um Erfahrung zu sammeln und sich auf ihre Gottheit hin zu entwickeln. Wenn sie durch den Ewigen zur Verkörperung wird, ist jede Seele damit beauftragt, im weiteren Verlauf der Zeit ihre Aufgabe zu erfüllen. Sie bekommt keine Ruhepause, kein Aufhören des Bemühens, so lange sie verkörpert ist. Sie muss handeln, sie muss sich bewegen, sie muss wachsen.

SELIGKEIT

...Time shall be

The quivering of the spirit’s endless bliss.

*

... Zeit soll

Das Beben endloser Seligkeit des Geistes sein.

(XI.1)

Wenn das Wesen seine wahre Natur verwirklicht, die keine andere als ewiges Sein, reines Bewusstsein und eine in sich selbst ruhende Seligkeit ist, wandelt sich alles Leben zu einem Rhythmus der Seligkeit. Jeder Augenblick in der Zeit wird zu einem Pochen dieser Seligkeit des ewigen Geistes.

PILGERREISE (I)

Make of thy daily way a pilgrimage,

For through small joys and griefs thou mov’st towards God.

*

Mache deinen täglichen Weg zur Pilgerreise,

Denn durch kleine Freuden und Sorgen bewegst du dich hin zu Gott.

(VI.2)

Der Weg zu Gott ist nicht etwas, das abseits vom Leben erarbeitet werden muss. Das Leben selbst ist der Weg. Das Leben muss zu einer heiligen Pilgerreise werden – adhvaram des Veda – mit dem Körper als dem Gefährt, den Lebensenergien als den Stuten und dem gereinigten Willen, Agni,