Zauber der Wellen - Christine Feehan - E-Book

Zauber der Wellen E-Book

Christine Feehan

0,0
6,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Willkommen in der Welt der Drake-Schwestern!

Die sieben zauberkräftigen Drake-Schwestern besitzen alle übersinnliche Fähigkeiten. Abigail, die dritte der Schwestern, kann Menschen dazu bringen, die Wahrheit zu sagen. Abbey hatte Aleksandr, ihre große Liebe, vor vier Jahren verlassen, da sie sich von ihm verraten fühlte. Jetzt bittet er sie erneut um ihre Hilfe. Widerstrebend arbeitet sie mit ihm zusammen und gerät dabei in höchste Gefahr. Aleksandr kämpft um ihr Leben und um ihre Liebe.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 699

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.
Die Originalausgabe OCEANS OF FIRE erschien 2005 bei The Berkley Publishing Group, Penguin Group (USA) Inc., New York
Copyright © 2005 by Christine Feehan
Copyright © 2006 dieser Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,Neumarkter Str. 28, 81673 München
Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach
ISBN 978-3-641-07166-0V003
www.heyne.dewww.penguinrandomhouse.de

Das Buch

Abigail ist die dritte der sieben geheimnisvollen Drake-Schwestern. Sarah, Kate, Abigail, Libby, Hannah, Joley und Elle stehen sich sehr nahe und helfen einander mit ihren magischen Fähigkeiten aus jeder Notlage. Abbeys Element ist das Wasser, sie hat eine enge Verbindung zu Delfinen und kann andere Menschen dazu bringen, die Wahrheit zu sagen.

Vier Jahre nach dem Ende ihrer Beziehung trifft Abigail ihre große Liebe wieder: Aleksandr, Geheimagent für Interpol, muss in ihrer Heimatstadt New Haven einen internationalen Schmugglerring, der mit Antiquitäten handelt, aufdecken. Nun bittet er seine frühere Geliebte, ihm mit ihren übersinnlichen Fähigkeiten zu helfen. Abbey will Aleksandr jedoch nicht wiedersehen, da er sie damals tief verletzt hatte. Als sich aber herausstellt, dass die Schmuggler auch mit Atombomben handeln, und ein russischer Auftragskiller die Drake-Schwestern bedroht, versucht Abigail mit allen Mitteln ihre Familie zu retten.

»Christine Feehans Fähigkeit, fesselnde und erregende Welten zu erschaffen, ist unübertroffen.

« Romantic Times

Die Autorin

Christine Feehan, die selbst ein einer großen Familie mit zehn Schwestern aufgewachsen ist, lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Kalifornien. Sie hat bereits eine Reihe von Romanen veröffentlicht und wurde in den USA mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichnet. Ihre Bücher sind auf den amerikanischen Bestsellerlisten ganz oben vertreten und sie hat bisher über fünf Millionen Bücher weltweit verkauft.

Weitere Informationen über die Autorin und ihre Romane finden sich auf der website: www.christinefeehan.com

Weitere Bücher von Christine Feehan:

Gezeiten der Sehnsucht

Inhaltsverzeichnis

Das BuchDie AutorinWidmung1.2.3.4.5.6.7.8.9.10.11.12.13.14.15.16.17.18.19.20.DanksagungenLiebe Leserin, lieber Leser,Leseprobe aus Christine Feehan Gezeiten der Sehnsucht.Copyright

Dieses Buch ist mit Liebe geschrieben worden fürCarol Anne Carter,die mich so viele Male inspiriert hat;Kathi Firzlaff,die kreative Erinnerungen liebt;und Sheila Clover,die weiß, was es mit Magie auf sich hat.

Folgendes spricht sie tief bewegtDie die Gaben der sieben in sich trägtDie im Zwielicht zu wandeln pflegtUnd die sieben güldenen Lampen hegt

Sieben Schwestern eng verbundenHerrschen über Luft Land MeerZeigt sich Liebe unumwundenVerwundert dieses Los sie sehr

Eine Schwester nach der andern trachtetIhrem Schicksal zu entfliehenWenn in ihrem Herzen Leidenschaft entfacht istKann sich keine ihrem Los entziehen

Schwingt beim Nahen eines Gastes freudig auf das TorSteht für der Schwestern Älteste der Richtige davorWeil es der Liebe Schlüssel ist der sich im Schlosse drehtAll ihre Schwestern folgen ihr bevor das Jahr zu Ende geht

Drum denket stets daran von wem ihr einst geborenVergesst nicht dass es eure Jüngste ist die dazu auserkorenDie sieben Töchter einer siebten Tochter zu gebärenSie ist’s die Sorge dafür trägt dass die Familie möge währen

Jede begabt jede gebend jede innig den andern verbundenSelbst dann noch wenn die wahre Liebe sie gefundenSoll wer Ohren hat sie hören soll wer Augen hat sie sehenDenn alles was ich sage wird in Erfüllung gehen

Die Gaben der Ersten sind Anmut und WissenUm die Zukunft der wir uns stellen müssenEin Wort von der Zweiten ruft Frieden hervorDie Dritte holt wortlos die Wahrheit empor

Der Heilerin magische Hände verleiben sich einDer anderen tödliche Wunden und auch ihren SchmerzDie Fünfte spannt Luft Wind und Meer für sich einDer Sechsten Gesang wird verzaubern ein jedes Herz

Die Letzte der sieben die Jüngste von allenFür der Aufgaben Größte ist ausersehenAn sie ist das Los des Gebärens gefallenSo dass die Familie bleibt ewig bestehen

Doch ist keine der Gaben von Tücken freiUnd die gilt es mühsam zu überwindenFlugs eilen die sieben Schwestern herbeiUm sogleich sich zu einer Person zu verbinden

Mit Geschick und mit Anmut geht Entkräftung einherMit dem Stiften von Frieden Zorn und Begehr’Der Ruf nach der Wahrheit schafft Raum für den WahnWeil Ungesagtes keiner hören kann

Auf Genesung hofft sie deren Hände bewahrenVor dem Tod und die Krankheiten auf sich genommenUnd wer anschirrt den Wind die Gezeiten das MeerLässt Ungewisses zu ganz unvoreingenommen

Der sechsten Tochter magischer Gesang betörtDoch reicht ein falscher Ton der diesen Zauber störtSchon ist vergebens was noch niemand je gehörtUnd alles ist zu spät

Der siebten Tochter siebtem Kind stehn Wege offenVoll Macht und Illusion doch welchen nehmen was erhoffenDie Wahl ist schwer eh’ sie getroffenVon einer jeden die den Samen sät

So habe ich gesprochen auf dass ihr euch hütetDenn jeder Zauber den ihr webt verändert MenschenlebenDrum wisset wann es abzuwenden sich gebühretDenn manchem ist vom Schicksal manches nicht gegeben

Das Erbe das ihr angetreten ist nicht leicht zu tragenDrum hütet euch vorm Fallstrick und vorm Dorn am Blumen-stieleDer Gaben sind vieleGeboren aus vergangnen Tagen

Gereicht von der Mutter an all ihre TöchterUnd weit zurück durch die AhnengeschlechterAuf dass die Zukunft lange währt um Jahr für Jahr zu überwindenDie Gaben die ihr in euch tragt sie werden allzeit euch verbinden

Prophezeiung geschrieben von Anita Toste, elfter Tochter der berüchtigten und magischen King-Familie, im Jahr vor den großen Kriegen zwischen Magie und Wissenschaft

1.

Leuchtende Farben – Orange, Rosa und Rot – zogen sich über den Himmel und verwandelten den Ozean in eine lodernde Flamme, als die Sonne tief über dem Meer unterging. Sechs Meter unter der Wasseroberfläche verharrte Abigail Drake regungslos, geradezu hypnotisiert von der erlesenen und seltenen Schönheit des Augenblicks.

Die Delfine, die in trägen Kreisen um sie herum schwammen, boten plötzlich einen vollständig veränderten Anblick, als die orangeroten Streifen durch das Wasser schimmerten und überall Schatten warfen. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass die Nacht anbrach und dass nur wenige Meter weiter trübes Dunkel jegliche Gefahr mühelos verbergen konnte. Sie wusste selbst, dass sie nicht allein tauchen gehen sollte. Aber angesichts eines so strahlenden Tages hatte sie einfach nicht widerstehen können, als sie die wilden Delfine entdeckt und gewusst hatte, dass sie auf der Suche nach ihr hergekommen waren.

Sea Haven, ein Küstenort im Norden Kaliforniens, war ihre Heimat. Abigail war eine der sieben Schwestern, die die siebente Schwester der magischen Drake-Familie geboren hatte, und jede von ihnen besaß einzigartige Gaben. Die Drake-Schwestern waren in Sea Haven allseits bekannt und wurden beschützt und liebevoll umsorgt. Es war der einzige Ort auf Erden, wo sie sich entspannen und sie selbst sein konnten. Mit Ausnahme von Abigail, die nur hier, im Meer, wahren Frieden fand.

Vor der Küste im Norden Kaliforniens waren auch etliche Delfinarten beheimatet. Sie kannte die meisten von ihnen und konnte sie nicht nur an ihrem Äußeren voneinander unterscheiden, sondern auch an ihrem Erkennungspfiff. Ein Erkennungspfiff war so gut wie ein Name und die meisten Forscher waren sich darüber einig, dass Delfine sich gegenseitig mit ihrem Namen anredeten, wenn sie sich miteinander verständigten. Diese spezielle Gruppe von Delfinen hatte auch einen Erkennungspfiff für Abigail. Sie hatte die Tiere rufen gehört, als sie auf der Aussichtsplattform des Hauses ihrer Familie stand. Sie war monatelang fort gewesen, um in anderen fernen Meeren zu forschen, und doch hatten die Delfine sie bei ihrer Rückkehr zu Hause willkommen geheißen wie sonst auch.

Vor ein paar Jahren hatte sie sich im Rahmen ihrer Doktorarbeit intensiv mit dieser speziellen Gruppe von Delfinen befasst, sie katalogisiert und jede Kontaktaufnahme und jedes Sichten festgehalten. Ihr besonderes Augenmerk galt dabei der Kommunikation dieser Tiere. Sie war fasziniert von deren Sprache und wollte lernen, sie mit der Zeit zu verstehen. Mit zwei von den Männchen hatte sie eine Art Zeichensprache entwickelt. Und so stattete sie ihnen jedes Mal, wenn sie nach Hause kam, einen Besuch ab. Obwohl keine ihrer Schwestern zur Verfügung gestanden hatte, um gemeinsam mit ihr zu tauchen, hatte sie dem Ruf »ihrer« Delfine nicht widerstehen können und sich mit ihrem Boot auf den Weg gemacht, um sich ihnen anzuschließen.

Wenn man in den Vereinigten Staaten mit wilden Delfinen schwimmen wollte, war eine staatliche Sondergenehmigung erforderlich. Und Abigail war in der glücklichen Lage, dass ihr diese Erlaubnis für ihre Forschungen vor der kalifornischen Küste ein zweites Mal erteilt worden war. Doch sie achtete sorgsam darauf, sich unauffällig zu verhalten, damit sie keine unnötige Aufmerksamkeit auf die Anwesenheit der Delfine lenkte. Sie konnten mühelos fünfzig Meilen zurücklegen und manchmal machten sie es einem schwer, ihren Kurs zu verfolgen, doch diese Gruppe, wie auch viele andere, rief sie oft unter Verwendung desselben Pfiffs zu sich. Es war sehr ungewöhnlich, dass die Delfine sie identifiziert und ihr einen Namen gegeben hatten, und es freute sie ganz besonders, dass sie nach ihrer langen Abwesenheit über ihre Rückkehr informiert waren.

Abigail rollte sich herum und schwamm Bauch an Bauch mit Kiwi, einem großen ausgewachsenen Männchen, das eine enge Beziehung zu Boscoe, einem anderen Männchen, eingegangen war. Die beiden Männchen schwammen normalerweise synchron miteinander. Boscoe vollzog zu exakt demselben Zeitpunkt genau dieselben Bewegungen wie Kiwi und schwamm dicht neben Abigail her, als sie zu dritt gemeinsam eine träge Schleife beschrieben, während etliche andere Delfine in einem weiten geschwungenen Kreis tanzten, als hätten sie jede Bewegung im Voraus einstudiert.

Das Tanzen mit Delfinen war eine Wohltat. Abigail beobachtete Delfine, fotografierte sie und machte Aufzeichnungen von ihnen, doch heute Abend genoss sie schlicht und einfach ihre Gesellschaft. Ihre Ausrüstung, die sie immer bei sich hatte, war nahezu in Vergessenheit geraten, während sie für die nächsten vierzig Minuten gemeinsam dieses seltsame und faszinierende Ballett aufführten. Anfangs tauchte das Rot der untergehenden Sonne sie in feuriges Gold, doch als die Abenddämmerung anbrach, wurde es immer schwieriger, den Tanz fortzusetzen, wenn sie auch noch so gern geblieben wäre.

Widerstrebend deutete Abigail auf die Wasseroberfläche und veränderte ihre Haltung, um sich an den Aufstieg zu machen. Die Delfine schwammen in lockeren Kreisen um sie herum, ihre Körper in ihrer Geschmeidigkeit keineswegs beeinträchtigt durch die enormen Muskeln und ihre gewaltige Kraft. Es war erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit sie durch das Wasser schießen und so tief tauchen konnten und dabei doch so wenig Sauerstoff verbrauchten. Abigail fand sie einfach umwerfend.

Sie kam an die Oberfläche, nahm die Taucherbrille von den Augen und ließ sich auf dem Rücken treiben, während sie zu dem großen runden Ball am Himmel aufblickte. Ihr leises Lachen hallte über das Wasser. Wellen plätscherten gegen ihren Körper und spritzten ihr ins Gesicht. Sie erlaubte ihren Beinen, sanft nach unten zu gleiten, damit sie Wasser treten konnte, während sie ehrfürchtig die weißen Schaumkronen anstarrte, die vom hellen Glanz des Vollmonds in funkelnde Juwelen verwandelt wurden.

Neben ihr kam ein großer Tümmler an die Wasseroberfläche und umkreiste sie in einer anmutigen Schleife. Der Delfin schüttelte den Kopf von einer Seite auf die andere und stieß eine Serie von kreischenden und schnalzenden Lauten aus. Sie schwamm in einem trägen Kraulstil auf ihr Boot zu und verabschiedete sich von den Delfinen mit dem kurzen vergnügten Pfiff, den sie stets benutzte.

Sie brauchte nur ein paar Minuten, um ihre Kamera und den Recorder zu verstauen, bevor sie in ihr Boot kletterte. Zitternd vor Kälte warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Ihre Schwestern würden sich große Sorgen um sie machen und sie wusste, dass ihr eine Strafpredigt bevorstand. Die Delfine streckten ihre Köpfe aus dem Wasser und grinsten sie an. In ihren runden schwarzen Augen funkelte unverkennbar Intelligenz.

»Euch beiden habe ich es zu verdanken, wenn ich jetzt großen Ärger bekomme«, sagte sie zu den Männchen.

In einer vollendeten Synchronisation schüttelten sie ihre Köpfe und tauchten gemeinsam unter, doch sie verschwanden nur unter der Wasseroberfläche, um auf der anderen Seite ihres Bootes pfeifend und quiekend wieder aufzutauchen. Abigail schüttelte ebenso entschieden den Kopf. »Nein! Es ist dunkel – oder das wäre es jedenfalls, wenn wir nicht Vollmond hätten. Ihr beide tut wirklich alles, damit ich mir eine Strafpredigt von Sarah einhandle. Wenn die erst mal loslegt, dann werden wir Übrigen ganz kleinlaut.«

Sie ließ sich auf den gepolsterten Sitz sinken und kritzelte hastig ein paar Notizen, um ihre Beobachtungen festzuhalten. Auch diktierte sie immer auf Band, während sie das Boot steuerte. Für ihre Studie war es wichtig, an DNA-Proben zu kommen, um diese auf Pestizide und sonstige künstliche Giftstoffe zu untersuchen, aber auch auf übertragbare Krankheiten und natürlich auf Familienbande.

Boscoe pfiff, ein unverwechselbarer Ton, der sie lächeln ließ. Abigail beugte sich über den Bootsrand. »Danke, dass ihr mir einen Namen gegeben habt, Jungs. Wir sehen uns dann morgen wieder, falls ihr bis dahin noch nicht auf und davon seid.«

Inzwischen hatte sich die Dunkelheit vollends herabgesenkt. Sie war immer noch ein gutes Stück von zu Hause entfernt und jetzt seufzte sie tief, da sie wusste, dass sie diesmal nicht ungeschoren davonkommen würde. Sarah, ihre älteste Schwester, wartete mit Sicherheit schon auf sie, pochte mit dem Fuß auf den Boden und hatte die Arme in die Hüften gestemmt. Dieses Bild entlockte ihr ein Lächeln.

Der Mond ergoss sein helles Licht auf das Wasser. Dadurch entstanden geheimnisvolle Tümpel aus flüssigem Silber auf der Oberfläche. Wellen mit kleinen weißen Schaumkronen funkelten, so weit ihr Blick reichte. Sie hielt ihr Gesicht der sanften Brise entgegen, als sie den Motor anließ und sich auf den Rückweg zu dem kleinen Hafen machte, in dem sie ihr Boot liegen hatte. Sie war etliche Meilen weit aufs Meer hinausgefahren, um sich zu den Delfinen zu gesellen, und sie war dankbar für den Mondschein, als sie Tempo zulegte, um die Küste zu erreichen. Boscoe und Kiwi rasten neben ihr her. Sie schnitten sich unglaublich flink durchs Wasser und sprangen verspielt in die Luft.

»Ihr Angeber«, rief sie lachend. Die Kunststücke der beiden machten ihr große Freude, und sie folgten ihr durch die Meerenge unter der Brücke in den Hafen hinein.

Ohne jede Vorwarnung sausten die zwei männlichen Delfine blitzschnell voraus und kreuzten direkt vor dem Boot ihren Weg, sodass sie das Gas zurücknahm. Das Benehmen der beiden schockierte sie und jagte ihr einen gewaltigen Schrecken ein. Die Delfine wiederholten dieses Manöver mehrere Male, bis ihr gar nichts anderes übrig blieb, als ihr Boot gleich nach der Hafeneinfahrt anzuhalten, in Sichtweite des Kais.

»Kiwi! Boscoe! Was tut ihr denn da? Ihr werdet euch noch verletzen!« Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Die Delfine folgten oft dem Bug des Bootes, sprangen in seinem Kielwasser und führten ihre Kunststücke vor, aber sie hatten noch nie mehrfach hintereinander so dicht vor dem Boot ihren Weg gekreuzt. Die großen Männchen kamen immer wieder Seite an Seite an die Oberfläche, standen auf ihren Schwänzen und redeten schnatternd auf sie ein. Sie hatte gar keine andere Wahl, als den Motor ganz auszuschalten. Durch die kräftige Dünung geriet das Boot an der Einmündung des Hafens ins Wanken.

Sowie der Motor verstummte, kehrten Kiwi und Boscoe neben das Boot zurück, sprühten sie aus ihren Blaslöchern an und schüttelten heftig die Köpfe, als wollten sie ihr damit etwas sagen. Etliche andere Delfine tauchten ihre Köpfe aus dem Wasser und sprangen hoch, um einen besseren Ausblick auf den Kai zu haben. Sie wusste, dass dieses so genannte »Spy-hopping« unter Delfinen und Walen an der Tagesordnung war und eingesetzt wurde, um die Welt außerhalb ihrer natürlichen Umgebung zu betrachten. Auch diese Tiere schienen sich nach etwas umzusehen, was sich nicht im Wasser befand.

Abigail blieb einen Moment lang still sitzen, denn sie war verblüfft über das ungewöhnliche Verhalten der Delfine. Nie hatte sie beobachtet, dass sich eines der beiden Männchen dergestalt gebärdete. Sie waren in heller Aufregung. Delfine waren ungeheuer stark und schnell und konnten gefährlich sein. Tümmlermännchen verbündeten sich manchmal auch mit anderen Männchen und hetzten ein einsames Weibchen, bis sie es eingefangen hatten. So etwas taten sie doch gewiss nicht mit ihr? Sollten sie sich etwa zusammengetan haben, um sie vom Hafen fernzuhalten?

Sie wandte den Blick von ihnen ab und sah zum Ufer. Der Mond verströmte sein Licht über das dunkle Gewässer und die hölzernen Planken, die über das Wasser hinausführten. Dort erhoben sich Gebäude, zwei Restaurants mit Glasfronten zum Meer hin, die vom Mondschein angestrahlt wurden, doch sie waren geschlossen. Im Hafen war keine Spur mehr von dem hektischen Treiben zu erkennen, das sich tagsüber dort abspielte.

Ihr Boot wurde von den Wellen hochgehoben und glitt tiefer in das stillere Wasser des Hafens hinein. Geräusche wehten über die Bucht, Stimmen, anfangs gedämpft, doch dann erhoben sie sich wie im Zorn. Abigail griff nach ihrem Fernglas und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Kai. Dort war wie üblich ein Ausflugsboot festgebunden. Gleich hinter dem Kai befand sich eine zweite Mole vor einem metallenen Geschäftsgebäude. Dort war ein Fischerboot vertäut und das war äußerst ungewöhnlich. Die Fischerboote benutzten die andere Seite des Hafens und sie hatte noch nie gesehen, dass eines von ihnen so dicht an dem Geschäftsgebäude lag.

Ein kleines Rennboot, ein Zodiac mit leise surrendem Motor, war neben dem Fischerboot vertäut. In dem Rennboot konnte sie mindestens drei Männer erkennen. Einer, der ein kariertes Hemd trug, hatte seinen Arm ausgestreckt, und als sie genauer hinsah, erkannte Abigail plötzlich, dass er eine Waffe in der Hand hielt. Ein zweiter Mann erhob sich und stand nun direkt im Mondschein. Das Licht fiel auf ihn und zeigte sein grau meliertes Haar, das marineblaue Hemd und eine Waffe in seiner Hand. Beide Schusswaffen waren auf einen dritten Mann gerichtet, der im Boot saß.

Weiße Nebelfetzen hatten begonnen, vom offenen Meer an die Küste zu treiben. Wie Geisterhände verschleierten sie ihr die Sicht, obwohl das Boot immer näher zum Kai trieb. Behutsam blies sie in die Luft und hob ihre Arme ein wenig, um Wind aufkommen zu lassen. Er strömte an ihr vorbei, nahm die Girlanden aus grauem Dunst mit sich und gewährte ihr von neuem ungetrübte Sicht über das Wasser.

Jemand sagte schroffe Worte in einer Sprache, die sie vom Klang her für Russisch hielt. Der sitzende Mann erwiderte daraufhin etwas auf Englisch, aber das Meer schlug dröhnend gegen die Mole, während ihr Boot noch näher an den Kai trieb, und sie konnte die Worte nicht verstehen. Abigail hielt den Atem an, als sich der sitzende Mann auf den im karierten Hemd stürzte. Der Mann im marineblauen Hemd hob eine Schwimmweste vom Boden auf, hielt sie vor die Mündung seiner Waffe und presste sie seinem Opfer an den Hinterkopf, während dieses verzweifelt darum rang, die andere Schusswaffe an sich zu bringen.

»Schieß auf ihn, Chernyshev! Erschieße ihn jetzt gleich!« Die Stimme war klar und deutlich zu vernehmen; sie hatte einen ausgeprägten russischen Akzent.

Abigail hörte den gedämpften Schuss, einen Laut, von dem sie wusste, dass er sie bis in alle Ewigkeit verfolgen würde. Das Opfer brach langsam zusammen und sank auf den Boden des Rennboots. Das Fischerboot an der Mole geriet leicht in Bewegung und beide Männer drehten ihre Köpfe danach um. Einer rief einen Befehl.

Abigail schnappte nach Luft, als ihr klar wurde, dass es sich bei dem Fischerboot mit dem unverwechselbaren Anstrich um eines von denen handelte, die sie eindeutig identifizieren konnte. Gene Dockins und drei seiner Söhne betrieben Fischfang von Noyo Harbor aus. Die Familie wohnte in Sea Haven und war allgemein beliebt. Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass Gene, der bisher auf dem Boden des Fischerboots gekauert hatte, langsam aufstand. Er hatte die Hände erhoben, um sich zu ergeben. Gene war ein Bär von einem Mann, mit breiten, gebeugten Schultern und einem grauen Haarschopf, der ihm als zottige Mähne über die Ohren fiel, so wüst und ungebärdig, wie es einem Seefahrer wie ihm entsprach.

Der Atem stockte ihr, und ihr Herz begann heftig zu pochen. Der Mann gestikulierte mit seiner Waffe und bedeutete Gene, aus seinem Boot zu steigen. Der Fischer ging zur Leiter, blieb stehen und sprang in dem Moment ins Meer, als die Waffen abgefeuert wurden. Daran, wie sein Körper während des Sturzes zuckte, konnte Abigail erkennen, dass Gene getroffen worden war, aber sie konnte auch sehen, wie seine Arme sich bewegten, als er aufs Wasser traf und unterging. Er war eindeutig noch am Leben. Die beiden Schützen fluchten und begannen, Schüsse in das dunkle Wasser abzugeben. Sie feuerten die Kugeln durch die Schwimmwesten ab, um die Geräusche ein wenig zu dämpfen.

Abigail stieß Boscoes Erkennungspfiff aus und streckte ihren Arm zu einem Befehl vor. Sie hoffte, der Delfin würde ihr gehorchen. Ihre telepathischen Fähigkeiten waren zwar recht gering, wenn es darum ging, Kontakt zu ihren Schwestern aufzunehmen, doch ihre Verbindung zu den Delfinen war wesentlich stärker, und sie verstanden oft, was sie wollte, wenn sie es nicht sogar schon voraussahen. Boscoe schoss davon wie eine Rakete, schlug augenblicklich den Weg zur Hafenmole ein und stieß, als er dort aus dem Wasser auftauchte, etliche Rufe und Pfiffe aus, die eindeutig als Signale für die anderen Delfine der Herde gedacht waren.

Als sie nach ihrem Funkgerät griff, um Hilfe zu rufen, wurde sie von den beiden Männern im Rennboot entdeckt. Der mit dem grau melierten Haar drehte sich sofort um, riss beide Arme hoch und legte auf sie an. Plötzlich überkam sie große Furcht, und sie spürte, wie das Blut in ihren Adern erstarrte. Abgesehen von dem scharfen Tauchermesser, das an ihrem Gürtel hing, und einem langen Teleskopstock, den sie selbst entworfen hatte und mit sich herumtrug, um Haie abzuwehren, falls sie beim Tauchen von ihnen angegriffen werden sollte, war sie unbewaffnet. Kugeln sausten zischend ins Wasser und schlugen in die Seite ihres Boots ein. Sie schnappte sich den Teleskopstock, der nach dem Druckluftprinzip funktionierte, und machte einen Hechtsprung. In dem Moment, als sie auf das Wasser traf, zuckte etwas Heißes über ihren Rücken und ihre Schulter. Das Salzwasser brannte und verschlimmerte den stechenden Schmerz, doch dann wirkte das Adrenalin in Verbindung mit dem eisigen Hauch des Meeres betäubend.

Sie tauchte keuchend wieder auf, um Luft zu schnappen. Nicht nur die beiden bewaffneten Mörder bereiteten ihr Sorgen. Normalerweise traf man im Hafen nur Sandhaie und vereinzelt auch Leopardenhaie an. Die Fischer achteten peinlich genau darauf, Fischreste von den Hafengewässern fernzuhalten, aber die Küstenregion war von etlichen gefährlicheren Haifischarten bevölkert, die die seichten Rinnen bevorzugten. Die Gegend war dafür bekannt, dass es hier weiße Haie gab, da Robben in der Nähe ihren Brutplatz hatten. Jetzt verloren sie und Gene im Hafenbecken Blut, und sie wusste, dass sie sich möglichst schnell in Sicherheit bringen musste. Sie wandte sich vom Hafen ab und den Klippen von Sea Haven zu, während sie beide Arme aus dem Wasser hob und den Teleskopstock fest in einer Hand hielt. Sie rief den Wind herbei, um ihn als Boten übers Meer zu senden und ihre Schwestern zu benachrichtigen.

Das Rennboot steuerte schnell auf sie zu und beide Männer gaben Schüsse auf sie ab. Kugeln sausten durch das Wasser und eine zerschnitt die Luft so dicht neben ihrem Ohr, dass sie hören konnte, wie sie zischend vorüberflog und hinter ihr ins Wasser eindrang. Sie tauchte wieder unter und warf ihre Beine nach oben, um mehr Schwung zu bekommen und schneller ins tiefere Wasser zu gelangen. Ihr Herz hämmerte, als das Boot sie erreichte und sein Propeller sich in bedrohlicher Nähe durchs Wasser schnitt.

Sie musste sich beeilen, musste schleunigst zu Gene gelangen, denn falls Haie vom Blut in den Hafen gelockt wurden, würde Boscoe ihren Angriffen schutzlos ausgeliefert sein, solange er Gene über Wasser hielt. Sollten die Haie aggressiv werden, dann konnten die Delfine den blutenden Fischer nicht lange über Wasser halten. Als sie durch das Wasser nach oben blickte, konnte sie erkennen, dass die beiden Männer über den Rand des mittlerweile stillstehenden Bootes schauten und versuchten, einen gezielten Schuss auf sie abzugeben. Sie bewegte sich mit größter Vorsicht, denn sie wusste, dass sie wieder an die Oberfläche kommen musste, um Luft zu schnappen, und dass sie dann gleichzeitig angreifen musste. Kiwi kam ganz dicht an sie heran, um sie zu beruhigen. Dann begab er sich auf die gegenüberliegende Seite des Boots und lenkte die Aufmerksamkeit der beiden Männer auf sich, indem er direkt vor den Augen des Mannes im karierten Hemd plötzlich aus dem Wasser sprang.

Kiwi signalisierte ihr seinen Sprung durch eine Reihe von Klicklauten und Abigail tauchte auf der anderen Seite des Boots aus dem Wasser auf. Chernyshevs Waffe war auf den Delfin gerichtet, während sein Partner alarmiert zurückwich. Chernyshev gab in dem Moment einen Schuss ab, als Abigail das Ende des Teleskopstocks gegen seine Wade schmetterte und abdrückte, damit das innere Rohr hervorschoss. Er schrie laut auf, als ihn der Hieb mit ungeheurer Wucht traf, doch sie hörte seinen Schrei nur noch gedämpft, als sie wieder unter der Wasseroberfläche verschwand.

Das Wasser schloss sich über ihrem Kopf, und Abigail bewegte sich mit kräftigen Beinschlägen noch etwas weiter nach unten, um in den düstereren Tiefen Deckung zu suchen. Sie schlug den Weg zum offenen Meer ein. Gleich darauf spürte sie, wie das Wasser an ihr riss, ihren Körper packte und ihn herumwälzte. Sie war auf eine seichte Rinne gestoßen und die Rückströmung zog sie nach unten.

Kiwi stupste sie an und ließ seine Flosse wie eine freundliche Aufforderung beinah unter ihre Hand gleiten. Sie packte sie, wenn auch eher instinktiv als überlegt. Er zog sie blitzschnell durch den stechenden Sand in das stillere Wasser des Hafens und von dort direkt zur Mole. Als sie den Atem nicht mehr anhalten konnte, ließ sie die Flosse los und strampelte sich kräftig nach oben. Japsend tauchte sie aus dem Wasser auf und drehte sich wild im Kreis, um nach dem Rennboot Ausschau zu halten.

Es lag neben ihrem eigenen Boot und der Mann mit dem karierten Hemd beugte sich gerade hinein, um etwas an sich zu bringen, bevor er sich abstieß und Kurs aufs offene Meer nahm. Kiwi versetzte ihr wieder einen Rippenstoß und bot ihr seine Flosse an. Er schnalzte und quiekte und stupste sie, um sie zur Eile anzutreiben. Sie packte seine Flosse und versank unter der Wasseroberfläche, um sich von ihm in einem Tempo ziehen zu lassen, das sie allein niemals erreicht hätte.

Kiwi hielt abrupt an, als Abigail gerade sicher war, dass ihrer Lunge für alle Zeiten die Luft versagt bleiben würde. Sie strampelte heftig, da sie es kaum erwarten konnte, an die Oberfläche zu kommen. Etwas streifte ihren Rücken. Es war ziemlich unheimlich, denn es fühlte sich an wie Fingerspitzen, die über ihre Schulterblätter strichen. Als sie sich geschwind umdrehte, sah sie sich von Angesicht zu Angesicht einem Toten gegenüber. Seine Augen waren offen und in seinem erstarrten Blick lag Entsetzen. Sein dunkles Haar schwebte um ihn herum wie Seetang, und sein Gesicht war bleich unter Wasser. Seine Arme waren ausgestreckt, und doch hielt das Wasser sie stets in Bewegung. Als die einlaufende Welle ihn mit sich nahm, stieß sein Körper gegen ihren.

Ihr Magen drehte sich um, und sie keuchte. Das letzte bisschen Luft entwich ihrer Lunge, und sie schluckte Meerwasser. Sie strampelte verzweifelt, weil sie schleunigst die Oberfläche erreichen musste, und während sie hustete und würgte, durchbrach ihr Kopf den Wasserspiegel. Salz oder vielleicht auch Tränen ließen ihre Augen brennen, doch sie sog ihre Lunge voll mit Luft und hielt sich ein drittes Mal an Kiwi fest. Etwas schien ihr Bein von hinten aufzuritzen, während der Delfin sie durch das Wasser zog. Ein grauer Schatten glitt geräuschlos an ihnen vorbei.

Abigail kämpfte gegen den Drang an, schleunigst aus dem Wasser aufzutauchen. Sie wusste, dass die Haut eines Haifischs mit harten Schuppen bedeckt war, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Zähnen aufwiesen und deshalb auch Hautzähnchen genannt wurden. Wenn man sie vom Schwanzende in Richtung Kopf rieb, fühlten sie sich an wie Schmirgelpapier, und das war genau das, was sie von hinten auf ihrem Bein gespürt hatte. Was auch immer sie gekratzt hatte, folgte ihnen jetzt und versuchte, sie zu umkreisen, aber Kiwi zog sie mit atemberaubender Geschwindigkeit voran. Kiwis Echolotung war so präzise, dass sie fast mit Boscoe zusammengeprallt wären, der Genes Gesicht immer noch tapfer über Wasser hielt.

Abigail sah verblüfft zu, wie etliche Delfine begannen, Haie zu rammen und sie mit solcher Kraft auf den Grund zu treiben, dass Unrat vom Meeresboden aufstieg und das Wasser zu einer dunklen Masse aufwühlte. Die sonst so fügsamen Sand- und Leopardenhaie waren vom Geruch des Blutes erregt. Falls sich ein weißer Hai in der näheren Umgebung aufhielt, würde er mit Sicherheit bereits die Fluten teilen, um in diesen Taumel einzufallen. Abigail trug ihren Teil zu dem Tumult bei, indem sie ihren Teleskopstock gegen einen kleinen Hai stieß und abdrückte, um ihm zur Abschreckung einen kräftigen Hieb auf die Nase zu verpassen. Anschließend machte sie den Teleskopstock so schnell wie möglich wieder einsatzbereit und schwamm zur Mole.

Sowie sie den Teleskopstock auf die hölzernen Planken geworfen hatte, versuchte Abigail, sich aus dem Wasser zu ziehen. Ihr Rücken brannte, und ihre Arme versagten ihr den Dienst. Sie fiel ins Meer zurück und wäre fast auf einem kleinen Hai gelandet. Kiwi rammte ihn jedoch rechtzeitig mit aller Kraft und trieb ihn zum Grund hinunter, während Abigail einen weiteren Versuch unternahm. Dabei benutzte sie einen der Delfine als Trittstein, und so gelang es ihr, sich weit genug aus dem Wasser zu ziehen und an einen Querbalken zu kommen, auf den sie steigen konnte wie auf die Sprosse einer Leiter.

Augenblicklich streckte sie die Arme nach unten und packte Gene an seinem Hemd, zog ihn zu sich und befreite Boscoe von seiner Last, damit die Delfine den Haien davonschwimmen konnten. Sie griff Gene unter die Arme und zog ihn hoch. Er wimmerte, als sich sein Rücken an dem Holz schabte. Er war ein großer, kräftiger Mann und seine mit Wasser voll gesogenen Kleidungsstücke machten ihn noch schwerer, als er ohnehin schon war. Sie konnte ihn nur mit Mühe halten und daher pfiff sie nach den Delfinen und bat sie ein weiteres Mal um Hilfe. Boscoe kehrte zurück und setzte seine enorme Kraft ein, um den Bewusstlosen aus dem Wasser nach oben zu stoßen. So gelang es ihr, Gene fast ganz auf die Mole zu ziehen, bis nur noch seine Beine über den Rand baumelten. Da sah sie Kiwi aus der Tiefe auftauchen. Er pustete Wasser aus seinem Blasloch und zog den Toten an einem Arm. Als sie die Arme ausstreckte, um den Fremden in Empfang zu nehmen, sah sie zu ihrem Entsetzen Blut auf dem Delfin. Die Kugel musste ihn, ähnlich wie sie, gestreift haben. Sie zog den Toten auf die Mole und zerrte ihn hinter sich, fort von Gene.

Abigail gab Kiwi ein Zeichen, aufs Meer hinauszuschwimmen und den Weg zur Seelöwenbucht einzuschlagen. Mehr als alles andere wollte sie ihn in Sicherheit wissen, nachdem er so viel für sie getan hatte, aber sie musste auch versuchen, Gene zu retten. Sie wusste, dass ihre Schwestern sich oben auf der Aussichtsplattform aufhielten – und besorgt um sie waren. Sie warteten und waren jederzeit bereit zu helfen.

»Halten Sie durch, Mr. Dockins, Sie können mir doch nicht einfach sterben«, flüsterte sie. Sie hatte keine Ahnung, wie er in diese ganze Geschichte verwickelt war, aber sie glaubte keine Sekunde lang, er könnte etwas Ungesetzliches getan haben. Sie kannte ihn schon seit ihrer frühesten Kindheit. Marsha, seine Frau, hatte sie oft getröstet, wenn andere Kinder sich davor gefürchtet hatten, mit ihr zu spielen. Gene hatte sie oft in seinem Boot mitgenommen und ihr Geschichten über das Meer erzählt.

Sie konnte sehen, wo drei Kugeln in seinen Körper eingeschlagen waren, eine in die Schulter und eine in die Brust, und eine dritte hatte die Haut auf seinem Schädel aufgeschürft. Er blutete stark, und daher presste sie die beiden schlimmsten Wunden fest zusammen.

Sie spürte, wie ihr ein Schauer über den Nacken lief und ihre Haare sich aufstellten. Irgendwo draußen auf dem Meer quiekte ein Delfin eine Warnung. Sie drehte sich schleunigst um und griff nach ihrem Teleskopstock, eine armselige Waffe, um es mit einer Pistole aufzunehmen.

»Keine Bewegung.« Die Stimme war gesenkt und bebte vor Wut. Der Akzent war weniger ausgeprägt, aber eindeutig russisch.

Abigail erstarrte, und ihr Magen zog sich zusammen. Jetzt konnten die Delfine ihr nicht mehr helfen. Ihr blieb gar nichts anderes übrig als zu hoffen, dass ihre Schwestern ihr zu Hilfe kommen würden. Sie nahm Bewegung hinter sich wahr, hörte jedoch keine Schritte. Ihr Körper spannte sich von Kopf bis Fuß an. Sie veränderte langsam ihre Haltung und konnte, als sie den Kopf hob, Schuhe und Hosenbeine sehen. Ein Mann stand da und war über den Toten gebeugt.

Ein Schwall russischer Flüche strömte aus seinem Mund. Er trat vor, packte sie an ihrem Zopf und riss ihren Kopf zurück, um die Mündung seiner Waffe fest zwischen ihre Augen zu pressen. Ihr Herzschlag setzte aus, und sie blickte in mitternachtsblaue Augen, in denen eiskalte Wut stand, die sie fast schwarz wirken ließ. Im ersten Moment verspürte sie panisches Entsetzen, doch dann erkannte sie ihn. Ihr Herz nahm sein rasendes Hämmern erneut auf. Sie trat nach ihm, war plötzlich selbst erbost und schlug die Waffe aus ihrem Gesicht weg. »Verschwinde, verdammt noch mal, und lass mich in Ruhe!«

»Beruhige dich. Ich habe nicht vor, dir wehzutun.« Er bemühte sich, die Tritte gegen seine Schienbeine abzuwehren. »Verflucht noch mal, Abbey, was zum Teufel hast du hier zu suchen? Sieh mich an! Du kennst mich. Du weißt, dass ich dir niemals etwas antäte. Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas zustößt.«

Sie unterdrückte ein Schluchzen und wandte sich von ihm ab, um ihre Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Seit vier Jahren hatte sie diese Augen nicht mehr gesehen. Aleksandr Volstov, Interpolagent und Herzensbrecher erster Güte. Er war der letzte Mensch, den sie hier zu sehen erwartet hätte. Und der letzte Mensch, mit dem sie etwas zu tun haben wollte, wenn sie am Rande der Hysterie stand. Der Teufel sollte ihn holen, diesen Mistkerl. Dabei war es ihr gutes Recht, hysterisch zu sein, nachdem er ihr die Mündung seiner Waffe ins Gesicht gepresst hatte. Sie vermied es, ihn anzusehen, kroch wieder zu Gene und presste ihre Hände auf die Wunden, weil sie versuchen wollte, die Blutung zu stoppen. Er war totenblass und rang mühsam nach Luft.

»Wer hat das getan, Abbey?«

Sie blickte nicht auf. »Zwei Männer in einem Zodiac. Sie sind aus dem Hafen abgehauen. Wenn du den Sheriff und die Küstenwache verständigst, gelingt es ihnen vielleicht noch, die beiden zu schnappen.«

»Konntest du sie aus der Nähe sehen?«

»Ich versuche, Gene am Leben zu erhalten, und das erfordert Konzentration. Ich kann deine Fragen im Moment nicht beantworten. «

»Der tote Mann, der dort liegt, ist mein Partner, Abbey. Wer hat das getan?« Die Stimme klang eisig und warnend.

Sie spürte, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief, doch ihre Aufmerksamkeit blieb weiterhin auf den Fischer gerichtet. »Benachrichtige die Küstenwache und ruf einen Krankenwagen. Ich bezweifle, dass sie so dumm waren, mit dem Rennboot aufs offene Meer hinauszufahren. Da könnten sie schnell geschnappt werden. Vielleicht hast du ja Glück. Es gibt nämlich ein paar Höhlen an der Küste, die groß genug sind, um ein so kleines Boot darin zu verstecken, zumal es heute Nacht sehr ruhig ist.«

Aleksandr kauerte sich neben sie und sah erst jetzt das Blut auf ihrem Rücken und auf ihrem Bein. »Du bist ja verletzt!«

»Ich muss etwas für Gene tun«, protestierte sie, als er versuchte, sie an sich zu ziehen.

»Tut mir leid, lyubof maya, aber es ist ganz ausgeschlossen, dass dieser Mann überleben wird.«

Sein sanfter Tonfall fühlte sich an wie eine Liebkosung von schwarzem Samt, doch sie drehte sich wütend zu ihm um und kämpfte gegen ihre Tränen an. »Erzähl mir jetzt bloß nicht, dass er nicht durchkommen wird! Die Delfine haben ihr Leben für ihn aufs Spiel gesetzt, und ich denke gar nicht daran, ihn aufzugeben. Halte mir lieber den Rücken von deinen Feinden frei, solange ich hier zu tun habe.«

Ihre Wut auf ihn war ungerecht. Aber vielleicht war sie ja gar nicht wütend auf ihn. Der Schock und das überschüssige Adrenalin bewirkten, dass ihr Körper zitterte. Außerdem spürte sie das Brennen und Pochen ihrer eigenen Wunden. Aber in erster Linie hatte sie Angst um Gene und seine Familie. Sie war weder Libby noch Elle oder wenigstens Hannah, die diese unglaublichen Kräfte besaßen. Sogar Sarah hätte mehr für ihn tun können als Abigail, doch sie war im Moment alles, was Gene hatte. »Und nenn mich auch nicht deine Liebe. Und deine, egal was, bin ich schon gar nicht.«

Sie hob die Arme über ihren Kopf, um Wind aufkommen zu lassen und flüsternd einen Singsang anzustimmen. Es war die flehentliche Bitte, ihre Schwestern mögen sich mit ihr vereinen. Dann sandte sie den Wind über das Meer hinaus zu dem Haus auf den Klippen, wo ihre Schwestern auf sie warteten. Sie wusste, dass sie von ihnen akzeptiert wurde, trotz all ihrer Unvollkommenheiten, und dass sie immer herbeieilen würden, um ihr zu helfen.

Sie hörte die Sirenen, die schnell näher kamen. Sie hörte das Tosen des Meeres und den Gesang der Wale und ihren eigenen Herzschlag. Sie vernahm den Rhythmus des Universums, Ebbe und Flut, beständig und stark. Und sie fand Genes Herzschlag. Langsam. Stockend. Nicht im Einklang mit dem Fluss des Lebens. »Ich hab dich«, flüsterte sie leise. »Und ich werde dich nicht loslassen.«

Abigail hatte keinen Erste-Hilfe-Kasten zur Hand, aber sie besaß die Magie der Drakes. Diese wogte in ihr auf wie eine Quelle, eine Kraft aus ihrem tiefsten Innern, die vom Wind und vom Meer gespeist wurde. Sie konnte spüren, wie sie sich mit Hannah und Sarah verband, spüren, wie Stärke in sie floss, als sie eine Handfläche auf Genes Kopfverletzung und die andere über das kleine Loch in seiner Brust legte.

Wind erhob sich von der Meeresoberfläche. Delfine machten Luftsprünge und schlugen Purzelbäume. Ein Stück weiter draußen durchbrachen etliche Wale den Wasserspiegel. Elektrizität ließ die Luft um Abigail herum knistern – und durchströmte sie. Sie spürte wie Elle, ihre jüngste Schwester, sich anschloss, nahm die brodelnde Energie wahr, die irgendwo in ihrem Innern sprudelte und brennend durch ihre Arme und in ihre Handflächen rann. Kates Kraft kam zu dem stetigen Strom hinzu. Joley fiel ein, mit ihrer kräftigen Stimme, die vom Wind getragen wurde, und auch ihre Kraft strömte in Abigail. Und dann gesellte sich aus einer gewissen Entfernung Libby zu ihnen und unterstützte Abigail mit ihren immensen Heilkräften. Die Energie war so stark, dass ihre Wucht sie erbeben ließ, und das Brennen in ihren Handflächen war so intensiv, dass es ihr schwer fiel, ihre Hände über den Wunden ruhig zu halten.

Der Wind schlug ihr ins Gesicht und brachte den Nebel mit sich, der ihr die Sicht auf das Wasser vollständig nahm. Daher war sie jetzt in einen silbrigen Kokon gehüllt, als sie dort auf der Mole neben Gene kniete, der ganz still dalag, während die Glut von Aleksandrs Körper sie wärmte. Sie war nahezu überwältigt vor Erleichterung. Hannah, Joley und Elle fungierten häufig als Energieübermittler, Abigail dagegen niemals. Es war erschreckend und belebend zugleich, zu spüren, wie die Kraft durch sie hindurch in den tödlich verwundeten Fischer strömte. Es war anders als ihre eigene Gabe, viel stärker und konzentrierter. Sie spürte, wie seine Haut unter ihren Handflächen brannte, als würde die Heilenergie durch sie hindurch auf ihn übergehen. Sie spürte, wie seine Brust sich hob, als ränge Gene um Atem, und sie wusste, dass er noch am Leben war, obwohl er schwere Verletzungen erlitten hatte.

Als die Kraft nachließ, gaben ihre Knie nach und sie sank zitternd und mit bleischweren Armen und Beinen auf die Mole zurück. Der Preis dafür, diese Kräfte zu besitzen und sie zu benutzen, war diese maßlose Schwäche, die sich anschließend einstellte. Sie lag hilflos da und lauschte den Wellen, die gegen die Mole schwappten, und dem Heulen der Sirenen, als Fahrzeuge auf die Parkplätze am Hafen fuhren.

»Abbey.« Aleksandrs Stimme war sanft. Er zog seine Jacke aus und breitete sie über ihren heftig zitternden Körper. »Die Sanitäter sind da. Wie schlimm sind deine Verletzungen?«

Sie sah zu ihm auf. Seine Gesichtszüge waren ihr so schmerzlich vertraut. Tränen verschleierten ihren Blick. Nebel wogte über ihrem Kopf. Sie wusste, dass ihre Schwestern auf der Aussichtsplattform lagen oder wo auch immer sie gerade gewesen waren, als sie sich mit ihr verbunden hatten. Sie mussten ebenso ausgelaugt sein wie sie. Ohne die Kräfte der Drake-Schwestern, die ihn trugen, flatterte der Wind sachte, und sie hörte die letzten Töne von Joleys unglaublicher Stimme, die gerade verhallte.

Schritte kamen polternd auf sie zu. Die hölzernen Planken der Mole bebten unter dem Gewicht der Menschen, die angerannt kamen. Abigail fragte sich, ob die Planken wohl nachgeben würden und sie wieder ins Meer geworfen werden würde, damit sich die Haie genüsslich an ihr laben konnten. Sie war eindeutig hysterisch. Das war kein guter Zeitpunkt, um in Aleksandrs Augen zu schauen und sich zu fragen, warum seine Wimpern so lang waren. Oder warum sie sein Gesicht niemals aus ihren Träumen verbannen konnte. Warum sie seine Stimme hören konnte, die über die Weltmeere hinweg nach ihr rief. Abigail schloss die Augen und wandte sich von ihm ab.

»Sie da. Stehen Sie ganz langsam auf und halten Sie Ihre Hände stets so, dass ich sie sehen kann. Treten Sie zurück, weg von dem Mädchen.« Sie erkannte Jonas Harrington, den Sheriff. Er hatte, wie so oft, den Tonfall uneingeschränkter Autorität angeschlagen, doch diesmal schwang ein Anflug von Mordlust in seiner Stimme mit.

Abbeys Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie sah Aleksandr direkt in die Augen, und er hielt ihren Blick fest. Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, und seine Augen wurden so kalt wie das Polarmeer. Sie wusste, dass er sich darauf verstand, einen Mann zügig und mit minimalem Aufwand zu töten, und dass ihm die Dauer eines einzigen Herzschlags genügte, um von absoluter Regungslosigkeit zur Tat überzugehen.

»Tu ihm nichts.« Die Worte entrangen sich ihr so leise, dass sie kaum zu verstehen waren, doch Aleksandr konnte die Furcht erkennen, die deutlich in ihr Gesicht geschrieben stand. Und sie ängstigte sich nicht etwa um ihn.

»Hier spricht der Sheriff. Ich befehle Ihnen, die Hände so zu halten, dass ich sie sehen kann, und zurückzutreten. Nehmen Sie Abstand zu der Frau ein.«

»Bitte«, flüsterte sie dem Russen eindringlich zu.

Neben ihr erhob sich Aleksandr seelenruhig und ohne jede Eile. Lässig. Cool. Keine Spur von Nervosität. Mit erhobenen Händen drehte er sich zu Jonas um.

»Sie.« Dieses eine Wort klang nahezu verächtlich. Jonas steckte seine Waffe weg und beugte sich hinunter, um dem Mann, der so still dalag, den Puls zu fühlen. »Volstov. Ich hätte mir ja denken können, dass Sie auf irgendeine Weise in diese Geschichte verwickelt sind. Der Mann ist tot. Wer ist das?«

»Mein Partner. Diejenigen, die ihn ermordet haben, sind irgendwo dort draußen.« Aleksandr wies mit einer ausholenden Geste auf das Meer jenseits des Hafens.

Als Nächstes untersuchte Jonas Gene. Er sah den Russen an, und ihre Blicke trafen sich, als er sich mit einem tiefen Seufzer Abigail zuwandte. Jonas kauerte sich neben sie und nahm ihre Hand. Jackson, einer der Deputies, stellte sich mit dem Blick aufs Meer hinter seinem Rücken auf und nahm dabei eine Körperhaltung ein, die eindeutig beschützend war. »Sehen Sie zu, dass die Sanitäter herkommen, Jackson.«

Abigail ging auf, dass Jackson in den Kreis der Drake-Familie hineingezogen wurde, ob er es wollte oder nicht. Jonas hatte schon immer dazugehört. Er war zäh und kompromisslos, jemand, auf den man zählen konnte, wenn etwas schief ging. Ihre Finger schlangen sich um sein Handgelenk und hielten ihn fest.

Er sah von ihr zu Aleksandr, und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich merklich. »Was ist passiert, Abbey?«

Sie strengte sich an, um ihm zu sagen, Gene bräuchte sofort Hilfe. Jonas schüttelte den Kopf. »Der Rettungshubschrauber ist schon unterwegs, Schätzchen. Wir werden ihn nach San Francisco bringen. Die Sanitäter sind bei ihm. Und jetzt wollen wir uns dich mal ansehen.«

»Heim.« Sie brachte das Wort mühsam heraus und ließ sich wieder auf den Rücken sinken, um zu den dünnen Nebelfetzen aufzublicken, die sich verzogen. Sie wollte nach Hause, wo sie in Sicherheit war, von ihren Schwestern umgeben und von den Hausmauern beschützt.

»Ich will, dass sie dich untersuchen, Abbey, keine Widerrede«, sagte Jonas und wich zur Seite, um den Sanitätern Platz zu machen, ohne ihre Hand loszulassen.

»Libby«, sagte sie und versuchte, ihm ihre Hand zu entziehen, um die Sanitäter von sich zu stoßen.

»Nein, eben nicht Libby. Sie wird jetzt genauso schwach sein wie du. Vielleicht sogar noch schwächer. Du wirst mit der altmodischen Medizin vorlieb nehmen müssen«, erwiderte Jonas mit fester Stimme, während er ihr das Haar aus dem Gesicht strich.

Aleksandr beugte sich über sie. »Wie haben sie ausgesehen?« Seine Fingerspitzen wischten unglaublich zart kleine Tröpfchen Meerwasser aus ihrem Gesicht, und seine Fingerkuppen glitten über ihre Wange zu ihrer Unterlippe.

Sie wollte es ihm sagen, doch in dem Moment, als sie sein Gesicht vor sich sah, brannten Tränen in ihren Augen, und alles tat ihr weh, innerlich und äußerlich. Von seiner Berührung wurde ihr ganz flau in der Magengrube, als flatterten dort Schmetterlinge. Sosehr sie sich auch anstrengte zu schildern, was sie beobachtet hatte, es kam kein Wort über ihre Lippen. Sie wandte ihr Gesicht ab und schloss voller Verzweiflung die Augen.

Jonas veränderte augenblicklich seine Haltung und Aleksandr sah sich gezwungen, einen Schritt zurückzutreten und den Körperkontakt zu Abigail abreißen zu lassen. »Kannst du sprechen, Abbey?«, fragte er.

Seine Stimme war so sanft, dass sie am liebsten zu ihm gesagt hätte, er solle jetzt bloß nicht nett zu ihr sein, denn sie musste wirklich gegen die Tränen ankämpfen. Sie schüttelte den Kopf.

»Sie werden sie später befragen müssen, Volstov«, sagte Jonas schroff.

Aleksandr hob seinen Blick, um dem Mann ins Gesicht zu sehen, so kalt und hart und forschend, dass ein Schwächerer zurückgeschreckt wäre, doch Jonas zuckte nicht mal mit der Wimper.

»Wir werden uns jetzt deine Wunden ansehen, Abbey«, sagte einer der Sanitäter.

Sie schlug die Augen auf und blinzelte mehrmals, damit sie wieder klar sehen konnte. Mit Bob Thornton war sie zur Schule gegangen. Sie nickte und half bereitwillig mit, damit sie sich ihre Beine und ihre Schultern von hinten ansehen konnten. Als sie sich bewegte, nahmen die Schmerzen zu.

»Die Kugel hat sich durch ihre Haut geschnitten, Jonas, aber allzu schlimm sieht es nicht aus«, berichtete Bob. »Sieh mal, auf ihrer Schulter reicht der Riss etwas tiefer in den Muskel hinein, aber auf dem Rücken ist er relativ oberflächlich.«

»Gott sei Dank«, sagte Jonas, und die Erleichterung war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. »Was hat sie am Bein?«

»Ich vermute, ein Hai hat sie im Vorbeikommen gestreift.«

» Verdammt noch mal, Abbey.« Jonas rieb ihren Handrücken mit seinem Daumen. »Sie sieht blass aus, Bob. Bist du sicher, dass ihr nichts weiter fehlt?«

Aleksandr gab einen Laut von sich, ein kehliges Knurren, als wollte er ihre Verletzungen abstreiten. Er schob sich um Jonas herum an Abbeys andere Seite. Sie hielt ihre Augen weiterhin fest geschlossen, und er bewegte sich nahezu lautlos, doch sie spürte, wie er ihren Arm streifte. Im nächsten Moment umfasste er ihr Handgelenk und zog ihre Hand auf seinen Oberschenkel. Sie konnte nichts dagegen tun, dass sie zitterte. Sein Körper fühlte sich warm an, und da sie auf der Seite lag, wurde er zu allem Überfluss dicht an sie gepresst. Sie war klatschnass, und jetzt durchnässte sie ihm auch noch seinen makellosen Anzug.

»Sie steht unter Schock«, sagte Bob. »Würde es dir anders gehen? Jemand hat auf sie geschossen. Ein Haifisch hätte sie beinah erwischt. Sie hat Gene aus dem Wasser gezogen oder so sieht es wenigstens aus. Und dann liegt hier auch noch ein Toter. Ich würde sagen, sie hat guten Grund, blass zu sein. Es wird wehtun, Abbey«, warnte er sie.

Das, womit er ihr Bein und ihren Rücken behandelte, raubte ihr den letzten Rest an Atem. Mit einem Ruck wand sie sich nahezu unter dem Sanitäter und Jonas heraus, da sie verzweifelt dem Feuer entkommen wollte, das über ihre Haut jagte, und landete praktisch auf Aleksandrs Schoß. Er schlang die Arme fest um sie und hielt sie still, während der Sanitäter die Wunden behandelte.

»Das kann ich übernehmen, Volstov«, erbot sich Jonas. »Ich bin sicher, dass Sie Wichtigeres zu tun haben.« Er unterbrach sich einen Moment lang, als die anderen Sanitäter den bewusstlosen Fischer auf eine Rollbahre hoben und ihn schleunigst zum Hubschrauber brachten. »Gene ist jetzt in Sicherheit, Abbey«, fügte er hinzu. »Sie bringen ihn nach San Francisco.«

»Ich möchte an Ihrem Tatort nichts durcheinanderbringen«, erwiderte Aleksandr, bevor Jonas ihn auf seinem Platz ablösen konnte. »Mein Partner ist tot. Für mich gibt es nicht viel zu tun, bevor Abbey mir sagt, was sie weiß. Laufen Sie ruhig schon voraus und tun Sie Ihre Arbeit, und ich kümmere mich um Abbey. «

»Die Leute, die hier rumlaufen, sind von der Spurensicherung. Meine Beamten wissen sehr wohl, was sie tun.«

Aleksandr schenkte der sichtlichen Gereiztheit des Sheriffs keinerlei Beachtung und weigerte sich, von der Stelle zu weichen. Er hielt Abigail immer noch in seinen Armen, als er zu ihr sagte: »Sie werden dich ins Krankenhaus mitnehmen müssen.«

»Nach Hause zu Libby.« Sie blieb eisern. »Jonas. Bring mich heim.«

»Mach dir keine Sorgen, Abbey«, versuchte Jonas sie zu beruhigen. »Sowie sie hier mit dir fertig sind, kann Jackson dich nach Hause bringen, aber ich brauche Antworten, sobald du dich wieder etwas kräftiger fühlst.«

»Ich kann sie unmöglich nach Hause gehen lassen«, protestierte Bob. »Abbey, du weißt genau, dass ich das nicht tun darf. Du musst von einem Arzt untersucht werden. Du hast schwere Verletzungen.«

»Libby ist Ärztin«, sagte Jonas. »Bob, du weißt doch, dass sie dringend nach Hause muss.«

»Ich bringe sie heim«, sagte Aleksandr entschieden. »Wenn ihre Schwester Ärztin ist und sie nicht in Gefahr schwebt zu verbluten, bringe ich sie nach Hause.«

»Nein, das werden Sie ganz bestimmt nicht tun«, sagte Jonas mit fester Stimme. »Sie bleiben hier und erzählen mir, in was zum Teufel Sie da verwickelt sind. Immerhin haben wir eine Leiche und einen Halbtoten und obendrein ist Abigail Drake schwer verletzt worden.«

»Und sie schwebt in Gefahr«, sagte Aleksandr.

2.

Aleksandr schenkte Jonas keinerlei Beachtung, sondern trug Abigail von der Mole. »Ich bin sowieso schon durchnässt. Es ist nicht nötig, dass wir beide klatschnass werden. Außerdem muss ich ihr ohnehin ein paar Fragen stellen, sobald sie sich wieder besser fühlt.« Er lief unbeirrt weiter und gab Jonas gar nicht erst Gelegenheit zu protestieren, als er sie zum Fahrzeug des Sheriffs trug und sich mit ihr in seinen Armen auf den Rücksitz zwängte. Er brauchte dringend Antworten, und die würde er nur bekommen, wenn er sich Zutritt zum Allerheiligsten des Drakeschen Hauses verschaffte. Er weigerte sich, den finsteren Blick wahrzunehmen, mit dem Jonas ihn bedachte. Stattdessen schloss er seine Arme noch enger um Abigail.

Aleksandr ließ sich Gefühle nur in den seltensten Fällen ansehen. Er war ein Meister darin, seine Empfindungen vor anderen zu verbergen, aber Abigail kannte ihn. Sie wusste, dass der Tod seines Partners ihn in Wut versetzte, obwohl er ihn gelassen hinzunehmen schien. Sie wusste auch, dass Jonas argwöhnisch war, weil Aleksandr nur einen flüchtigen Blick für die Leiche seines Partners übrig gehabt hatte. Aber Jonas war nicht dabei gewesen, als Aleksandr ihr wenige Minuten zuvor die Mündung seiner Waffe an die Stirn gepresst und sie dem Tod ins Auge gesehen hatte. Nichts anderes als reine Disziplin ließ ihn an seiner Selbstbeherrschung festhalten, doch sie spürte, dass seine Wut unter der Oberfläche brodelte. Sie hielt ganz still, als er sie dicht an seine Brust drückte.

»Mir fällt auf, dass Sie keine Fragen stellen. Sie haben sich nicht nach Abbey erkundigt und auch nicht danach, warum sie sich kaum von der Stelle rühren kann«, sagte Jonas und knallte die Fahrertür zu. »Was hat man Ihnen über die Drake-Schwestern erzählt?«

Abigail zuckte zusammen. Aleksandr hatte sein Wissen über die seltsamen Gaben, die sie besaß, aus erster Hand bezogen. Mehr als einmal hatte er gesehen, wie sie sie eingesetzt hatte und dabei jede Spur von Energie aus ihr herausgesickert war. Er kannte ihre Fähigkeiten und ihre Schwächen nur zu gut. Tränen brannten in ihren Augen, und ein kleiner Laut der Verzweiflung kam über ihre Lippen.

Aleksandr schmiegte Abigails Kopf an sich. Es erschien ihm wie ein Wunder, sie wieder in seinen Armen zu halten. Dabei war er kein Mann, der an Wunder glaubte. Jedenfalls nicht bis zu dem Tag, als er ihr begegnet war. Obwohl sein Partner tot auf der Mole lag und er von Wut und Rachsucht verzehrt wurde, war in dem Moment, als sein Kopf wieder klar genug gewesen war, um sie zu erkennen, ein kleiner Hoffnungsfunke in seinem Herzen aufgeflackert.

Er war es gewohnt, seine Gefühle zu verbergen. In Russland wurde alles politisch gedeutet, und eine falsche Formulierung, die geringste Andeutung eines Skandals, jede Kleinigkeit konnte seiner Karriere ein Ende bereiten. Da so viel auf dem Spiel stand, war er gerade jetzt besonders dankbar für die gründliche Ausbildung, die er erhalten hatte. Er und Danilov waren zufällig auf etwas gestoßen, das größer war, als sie vorausgesehen hatten, und Danilov hatte es das Leben gekostet. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war die Ablenkung durch Abigail Drake, aber falls Jonas glaubte, sich Aleksandr vom Hals schaffen zu können, ob in Bezug auf die Ermittlung oder auf Abigail, dann irrte er sich gewaltig. Es mochte durchaus sein, dass Jonas zurzeit mit Abbey liiert war, aber Aleksandr hatte ältere Rechte. Er würde Abigail nicht kampflos an ihn abtreten, ebenso wenig, wie er sich aus seiner Ermittlung zurückziehen würde.

»Abigail ist mit mir verlobt.« Ohne jedes Zögern stellte er diese Ankündigung in den Raum. Er blickte auf die beiden geschwungenen Bögen ihrer rotblonden Wimpern, um sie mit reiner Willenskraft dazu zu zwingen, ihn anzusehen.

Ihre Augen sprangen auf, und sie blinzelte ihn an. Aleksandr konnte die Flammen sehen, die in ihren Augen zu lodern begannen. Abigail hatte ihn schon immer an das Meer erinnert, ruhig, friedlich und besänftigend, aber auch aufgewühlt und wild. Den meisten Auseinandersetzungen entzog sie sich und verschwand lieber, statt zu kämpfen, aber schließlich war sie nicht ohne Grund rothaarig. Sie war durchaus in der Lage, lautlos wie ein Hai aus den Tiefen aufzutauchen und sich gänzlich unerwartet einen dicken Brocken zu schnappen. In diesem Augenblick war er unendlich dankbar, dass die Drakes immer vollkommen erschöpft waren, nachdem sie ihre Kräfte eingesetzt hatten.

»Das ist ganz ausgeschlossen«, sagte Jonas.

Aleksandr hielt Abbeys wutentbranntem Blick stand. Er dachte gar nicht daran, einen Rückzieher zu machen, und er wollte ihr zu verstehen geben, dass es für seine Anwesenheit in Sea Haven mehr als einen Grund gab und dass sie ihn so schnell nicht wieder loswerden würde. »Ich versichere Ihnen, dass es keineswegs ausgeschlossen ist.«

Abigail schüttelte den Kopf, schloss ihre Augen wieder und stöhnte leise.

Aleksandr sah auf ihr Gesicht hinunter. Jedes Detail ihrer Gesichtszüge war ihm vertraut, und er wusste nur zu gut, wie ihre Haut sich anfühlte. Das Lachen in ihren Augen. Und die Liebe, die er darin gesehen hatte. Er würde sie kein zweites Mal entkommen lassen. Er wollte nicht mit ihr kämpfen und ihr auch keine Angst einjagen, aber er war tatsächlich wütend auf sie. Wütend, weil sie ihm keine zweite Chance gegeben hatte, wütend, weil sie sich in Lebensgefahr gebracht hatte. Wütend, weil ihr amerikanischer Freund auf dem Vordersitz saß und es wagte, ihm Vorschriften zu machen. Weil sie es wagte, überhaupt einen amerikanischen Freund zu haben. Überhaupt irgendeinen Freund zu haben. Ihr Herz hätte jedem verschlossen sein sollen und ohne ihn hätte sie am Boden zerstört sein müssen, wie er es ohne sie gewesen war. Plötzlich verspürte er den heftigen Drang, sie zu schütteln, und ihm wurde klar, dass das kein gutes Zeichen war. Seine Selbstbeherrschung entglitt ihm, und das war gefährlich.

»Ich finde es schon äußerst merkwürdig, dass sie nie etwas von einer Verlobung erzählt haben sollte«, sagte Jonas. »Auch ihren Schwestern gegenüber hat sie nichts davon erwähnt.« Er bemühte sich gar nicht erst, den ungläubigen Tonfall aus seiner Stimme fernzuhalten.

»Ja, das ist allerdings sehr seltsam«, stimmte Aleksandr ihm zu. Abigail spannte sich in seinen Armen an, doch offenbar war es zu anstrengend, sich ihm zu widersetzen, und daher entspannte sie sich gegen ihren Willen wieder, aber ihr Gesichtsausdruck blieb störrisch. Wenn sie ihn weiterhin so ansah, könnte er in Versuchung geraten, ihren geschwächten Zustand auszunutzen und sie vor den Augen ihres neuen Liebhabers zu küssen. Er schob diesen Gedanken von sich, denn er verspürte Mordlust. Es genügte bereits, Danilov verloren zu haben. Jetzt wollte er nicht auch noch feststellen müssen, dass ihm ein anderer Mann seine Frau weggenommen hatte.

»Was hat sich heute Abend abgespielt?« Jonas achtete bewusst darauf, ihn im Rückspiegel fest anzusehen. »Hat Abbey etwas damit zu tun?«

»Nein.« Aleksandr war dankbar dafür, aus seinen Gedanken gerissen zu werden. »Mich hat es ebenso sehr schockiert wie Sie, Abbey am Tatort vorzufinden.« Er beugte sich über sie und versuchte, etwas wegzuwischen, wovon er hoffte, dass es sich um einen Schmutzfleck handelte und nicht um eine beginnende Schwellung zwischen ihren Augen.

Es gelang ihr, eine Hand zu heben und ihm einen Klaps auf den Arm zu versetzen. Er wartete, bis sie wieder ruhig hielt, und dann rieb er erneut mit einer Fingerkuppe über diese Stelle. Kleine kreisende Liebkosungen. Ein zärtliches Streicheln. Mit diesen Berührungen wollte er ihr sagen, dass er nicht fortgehen würde. Das dunklere Mal ließ sich nicht wegwischen. Sie hatte eine helle Haut, und er konnte sich noch gut daran erinnern, dass sie leicht blaue Flecken bekam. So hatte er es sich wahrhaftig nicht vorgestellt, sie von seiner Rückkehr in Kenntnis zu setzen. Aber ebenso wie diese Schwellung sich nicht einfach wegwischen ließ, war auch er in ihr Leben zurückgekehrt, und sie würde sich mit ihrer beider Vergangenheit auseinander setzen müssen, ob es ihr nun gefiel oder nicht.

»Was haben Sie und Ihr Partner überhaupt in meinem Bezirk zu suchen?«, fragte Jonas. »Sie haben mir zwar einen Antrittsbesuch abgestattet, aber Sie haben es versäumt, mir mitzuteilen, dass Sie Leichen in unserem Hafen zurücklassen werden.«

»Wir arbeiten schon seit einiger Zeit an diesem Fall und haben in den vergangenen zweieinhalb Jahren drei Schiffsladungen an diese Küste verfolgt. Ein stetiger Strom von gestohlenen Antiquitäten ist aus Russland hierher gelangt, darunter auch eine beeindruckende Sammlung von Schmuckstücken. Andre Danilov, meinem Partner, ist es gelungen, sich auf einem Fischerboot anheuern zu lassen, das in diesem Hafen liegt und von hier aus ausläuft, und er hat die Augen nach verdächtigen Aktivitäten offen gehalten. Wir wissen schon seit einer Weile, dass Kunstgegenstände auf einer ganz bestimmten Route geschmuggelt werden, die hier vorbeiführt, aber heute wussten wir zum ersten Mal genau, mit welchem Frachter sie kommen und wann er eintrifft.«

Jonas schwieg einen Moment lang und seufzte dann. »Gene Dockins ist vor ein paar Monaten zu mir gekommen und hat gesagt, er mache sich Sorgen, draußen auf dem Meer täte sich etwas Undurchsichtiges mit einem der Boote – der Treasure Chest. Der Kapitän heißt John Fergus, und ich kenne ihn schon seit einigen Jahren. Er hat uns nie Schwierigkeiten gemacht. Das Boot ist im Besitz etlicher ortsansässiger Geschäftsleute, die alle schon den größten Teil ihres Lebens hier in der Gegend verbracht haben. Den meisten gehören auch noch andere Betriebe. Ich habe in der Hafengegend diskrete Erkundigungen eingezogen und die Angelegenheit der Küstenwache übergeben, aber dort ist man meines Wissens auf nichts Ungewöhnliches gestoßen. Gene hat sich mir gegenüber nicht mehr dazu geäußert, und daher nahm ich an, die Angelegenheit hätte sich erledigt. Offenbar habe ich mich geirrt.«