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Das Alter hat viele Facetten: Mal ist es Ergebnis eines lebenslangen Reife- und Erkenntnisprozesses, mal kommt es bedrohend daher, mal bietet es Rück- und Überblick, mal mündet es in Milde und Toleranz oder impliziert Verlust beziehungsweise Gewinn … Fritz Kuckes thematisiert in seiner reichen Auswahl an Gedichten mal augenzwinkernd, mal kritisch, mal heiter oder melancholisch jene späte Lebensphase des Menschen: den allgegenwärtigen Konflikt zwischen Alt und Jung, die wachsende Differenz zwischen der Erinnerung der Älteren und der schnelllebigen Realität, die realistische Auseinandersetzung mit Krankheit, Vergänglichkeit und Tod, aber auch mit Jugend, Tier und Natur. Über allem schwebt die Lust am Leben!
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Seitenzahl: 80
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Fritz Kuckes
Zur letzten Zeit
Gedichte
AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG
FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK
Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.
©2016 FRANKFURTER LITERATURVERLAG FRANKFURT AM MAIN
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Medien- und Buchverlage
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Lektorat: Cornelia Soltau
Titelbild: Fritz Kuckes
ISBN 978-3-8372-1852-7
Das Gedichtbändchen
ist meiner Frau Uta gewidmet
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
WEG OHNE UMKEHR
DER FLOHMARKT
JUGENDWAHN
EINSAMKEIT
ILLUSION
SELBSTAUFGABE
DIE ENKELIN
DIE GLATZE
BERGGIPFEL
EINE MUTTER
DER PATIENT
FLOH
WUNSCH UND WIRKLICHKEIT
STERBENDES DORF
DIE VERGANGENHEIT
DIE ERINNERUNG
DAS WIEDERSEHEN
WEIHNACHTEN HEUTE
AUF DEM FRIEDHOF
DER MOBILE GREIS
LEBENSABEND
DER WITWER
DIE WAHRE GESCHICHTE
LEBENSPLANUNG
MESSIE
DER GEIST
DER EINSAME PROKURIST
DER SUPERMARKT
IM WALD
DAS MEER
MOBBING
DAS GESPRÄCH
WAHRE LIEBE
DER LETZTE RITT
NACHTSCHICHT
SCHEINWELT
GROßELTERN
ERZIEHUNG
TÖDLICHES HOBBY
DAS HAUS
DIE ZEIT
TISCHGESPRÄCH
VERSÄUMTE SELBSTBESTIMMUNG
AUF ABRUF
DAS SPIEL
OMILEIN
DIE VERLOBUNG
STUDENTENULK
Das schlimme Wort
Das Tatoo*
Der Korse
EMPFEHLUNG
Um Langeweile zu vermeiden, lese man möglichst nur zwei Gedichte pro Tag!
VORWORT
Auf meine Frage an einen Bekannten, ob er auch Gedichte lese, gab er mir zur Antwort, dies nur im äußersten Notfall zu tun.
Ich drückte ihm das vorliegende Büchlein mit der Bemerkung in die Hand, dass er damit für eine solche Situation gerüstet sei.
Er steckte es in seine Jackentasche, ohne einen Blick darauf zu werfen.
Als er meiner Enttäuschung gewahr wurde, tröstete er
mich mit der Zusicherung, er fände an seinen Bücherwänden ohne Zweifel noch ein verstecktes Plätzchen.
WEG OHNE UMKEHR
Ein junger Mensch steht fest im Leben,
sucht nach Vollkommenheit zu streben.
Durch Kraft und Vorwärtsdrang gestählt,
doch auch von Zweifeln oft gequält.
Erleidet Schiffbruch immer mal,
schwankt zwischen Hochgefühl und Qual;
beseelt von tausend Emotionen,
die aufgewühlt im Herzen wohnen.
Die Ziele himmelhoch gesteckt,
zu Sternen steil emporgereckt;
auf Abenteuer steht die Lust,
doch Hand in Hand sind Wunsch und Frust.
Nach Anerkennung auf der Jagd,
ist er vom Ehrgeiz hart gepackt;
Mal ist die Welt vom Glück verbrämt,
mal von der Trauer fast gelähmt.
Der junge Mensch wird auch mal alt –
die Glut der Jugend ist dann kalt.
Beweglichkeit und Kräfte schwinden,
der Geist kann Neues kaum noch binden.
Affekte ziehen sich zurück;
doch gibt es noch das kleine Glück!
Resignation bestimmt den Schritt,
nimmt Toleranz und Nachsicht mit.
Im Kreise sich gemächlich drehen
auf eig‘nem Vorteil nicht bestehen;
Gelassenheit, dazu Verzicht,
entzünden unverhofft ein Licht …
DER FLOHMARKT
Wenn ich auf dem Flohmarkt bin,
hat das Leben für mich Sinn!
Wüsste nicht, was schöner wäre,
als die Flohmarktatmosphäre –
All die Leute, all die Sachen,
die mich froh und glücklich machen!
Meinen letzten Pfennig Rente
gebe ich für dies‘ Ambiente.
Wie im Rausche gehe ich
sinnend dann von Tisch zu Tisch,
suche, wühle, feilsche, kaufe
frohgemut im Tageslaufe:
Puppen, Mäntel, Uhren, Kleider,
Kännchen, Bücher und so weiter;
auch mal einen ganzen Stuhl
halt‘ ich für besonders cool;
Täschchen, Mäppchen, dies und das,
Höschen, Hemdchen und BHs …
All das, was des Mannes Herz
bringt zum Klopfen himmelwärts,
pack‘ ich zu besond‘rem Zwecke
dann alsbald in Reisesäcke.
Auf geht‘s schnell zum nächsten Zug
und dann fort zum Weiterflug
auf die Insel voller Wonne …
Heiße Rhythmen, Wärme, Sonne;
Kinderlachen, braune Frauen,
jung und feurig anzuschauen!
Helle Strände, blaues Meer,
Kuba – nichts lieb‘ ich so sehr!
Und auf meine alten Tage
nach des Lebens Zorn und Plage,
sitz‘ ich hier mit weitem Herzen,
hör‘ die Jungen dankbar scherzen:
„Opa, bist du wieder da,
schenkst uns Hot Pants und BH –
ach, wir mögen dich ganz toll,
dich und deinen Koffer voll!“
Tanzend schwingen sie die Knie
und ich fühl‘ mich jung wie sie.
Jeder leuchtend dunkle Blick
bringt mir früh‘re Kraft zurück.
Heiße Rhythmen, Meeresrauschen –
ihnen könnt‘ ich ewig lauschen;
losgelöst in Harmonie
sing‘ ich ihre Melodie.
Und ich will an Kubas Stränden
auch mein Dasein einst vollenden,
warten, bis im Abendlicht
sich die letzte Brandung bricht. –
Dieser Tod, so heiß begehrt:
Leider bleibt er nun verwehrt.
Kraft fehlt jetzt zu solchen Flügen,
darum muss mir‘s hier genügen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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