Zusammen entscheiden - Susanne Delius - E-Book

Zusammen entscheiden E-Book

Susanne Delius

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Beschreibung

"Die Funktion und der Nutzen der Rezepte ist, dass sie Neulingen, Expert:innen und Profis gleichermaßen helfen." Othmar Sutrich Gemeinsames Entscheiden leicht gemacht In der Arbeitswelt 4.0 wird gemeinsames, kollaboratives Entscheiden im Team großgeschrieben. Nur: Das Herstellen von Perspektivenvielfalt alleine reicht nicht, um gut zu entscheiden. Damit Entscheiden gelingt, müssen offene und kontroverse Dialoge geführt werden, die verschiedene Perspektiven auch tatsächlich integrieren. Je komplexer das Thema, je vielfältiger die Meinungsunterschiede, umso wichtiger wird die Gestaltung des Kommunikationsprozesses. Dieser Band versammelt erprobte Rezepte, die gemeinsames Entscheiden in Unternehmen erleichtern, die Qualität von Beschlüssen erhöhen und deren konsequente Umsetzung beschleunigen. Wie in einem guten Kochbuch decken die Rezepte unterschiedliche Anlässe ab, machen Angaben zu Zutaten, Aufwand und Schwierigkeitsgrad und beschreiben detailliert die Vorgehensweise. Diese klare Struktur macht das Buch gleichermaßen für Anfänger:innen wie für erfahrene Profis zur nützlichen Anleitung für wirksames und effizientes Entscheiden. Mit Beiträgen von: Christoph Burmann · Marc Fillinger · Stefan Groß · Dorothea Hartmann · Walter Herter · Ingrid Kohlhofer · Angelika Limmer · Katrin Mackenstedt · Matthias Ohler · Volker Steinhoff · Ulrike Sutrich · Albert Vollmer · Anja Vrany Die Herausgeberinnen: Susanne Delius, Dipl.-Psych.; Systemische Organisationsentwicklerin, Teamentwicklerin und Coach/Supervisorin (ISB, DBVC, BDP); Agile Organisationsbegleitung; Führungskräfte Qualifizierung; geschäftsführende Gesellschafterin der Next Impact GmbH; als Schulpsychologin und Lehrbeauftragte an der Hochschule Darmstadt tätig. Cornelia Strobel, Dr., Dipl.-Chem.; hypnosystemische Organisationsberaterin, Coach und Teamentwicklerin (DBVC); Ausbilderin und Supervisorin; Inhaberin von Transform Organizations; Lehrbeauftragte an der KSH München.

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Seitenzahl: 191

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Die ReiheManagement/Organisationsberatung

Die heutige Gesellschaft ist eine organisierte Gesellschaft. Man muss schon lange suchen, um überhaupt noch Bereiche zu finden, die nicht von Organisationen geprägt sind. Unternehmen jedweder Größe und Eigentumsform, Verwaltungen, Schulen, Gerichte, Krankenhäuser, Universitäten, Kirchen, Verbände, Parteien, Vereine etc. – allesamt übernehmen sie gesellschaftliche Funktionen und bestimmen unser Leben. Die Fülle an Aufgaben, die unter den Bedingungen zunehmender Globalisierung und Digitalisierung gleichzeitig zu erfüllen sind, wie auch die Bandbreite an Organisationskonzepten und Führungsansätzen, mit denen der komplexe Alltag bewältigt werden soll, stecken das Feld ab, in dem Management und Beratung mehr oder weniger wirksam werden.

Die Zeiten, in denen es einfache Antworten auf die vielfältigen Fragen zur Überlebenssicherung einer Organisation und auch zur Steuerung tagtäglicher Entscheidungsprozesse gab, sind seit Langem vorüber. Der Komplexität, mit der heute alle konfrontiert sind, die in verantwortlichen Funktionen in und mit Organisationen arbeiten – Führungskräfte, Manager und Organisationsberater etc. –, wird man mit Rezeptwissen nicht mehr gerecht. Hier setzen die neuere Systemtheorie und mit ihr die Reihe Management/Organisationsberatung im Carl-Auer Verlag an. Beide liefern Konzepte und »Landkarten«, die auch im unübersichtlichen Terrain von Wirtschaft und Organisation Orientierung ermöglichen und Handlungsfähigkeit sicherstellen.

Das Ziel der Reihe ist es, empirisch gehaltvolle Forschungen über die Prozesse des Organisierens wie auch theoretisch angemessene Führungs- und Beratungsansätze zu präsentieren. Zugleich sollen bewährte Methoden einer system- und lösungsorientierten Praxis im Kontext von Organisationen überprüft und neue Ansätze entwickelt werden.

Torsten Groth

Herausgeber der Reihe

Management/Organisationsberatung

Susanne DeliusCornelia Strobel

Zusammen entscheiden

Tools, Anleitungen, erprobte Rezepte

Mit Beiträgen von: Christoph Burmann · Marc Fillinger · Stefan Groß · Dorothea Hartmann · Walter Herter · Ingrid Kohlhofer · Angelika Limmer · Katrin Mackenstedt · Matthias Ohler · Volker Steinhoff · Ulrike Sutrich · Albert Vollmer · Anja Vrany

2024

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Dr. h. c. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Dresden)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Tom Levold (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Dr. Burkhard Peter (München)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer † (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin † (Heidelberg)

Karsten Trebesch (Dallgow-Döberitz)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Themenreihe »Management und Organisationsberatung«

hrsg. von Torsten Groth

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlaggestaltung: B. Charlotte Ulrich

Umschlagmotiv: © Frank Hargina • www.px-box.de

Redaktion: Robindro von Gierke

Satz: Verlagsservice Hegele, Heiligkreuzsteinach

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Erste Auflage, 2024

ISBN 978-3-8497-0524-4 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8481-2 (ePUB)

© 2024 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Informationen zu unserem gesamten Programm, unseren Autoren und zum Verlag finden Sie unter: https://www.carl-auer.de/.

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Carl-Auer Verlag GmbH

Vangerowstraße 14 • 69115 Heidelberg

Tel. +49 6221 6438-0 • Fax +49 6221 6438-22

[email protected]

Inhalt

Zum Geleit

1 Über dieses Buch

1.1 Wozu ein Kochbuch für gemeinsames Entscheiden?

1.2 Für wen ist das Buch?

1.3 Die Rezeptauswahl

1.4 Das Ordnungssystem der Rezepte

2 Grundlagen fürs Kochen

2.1 Kulinarische Basics für gemeinsames Entscheiden

Susanne Delius

Basic 1 – Alles beginnt mit der adäquaten Einschätzung der Entscheidungssituation

Basic 2 – Zum Entscheiden gehören zwei zeitliche Qualitäten: Chronos und Kairos

Basic 3 – Der Prozess ist wichtiger als die Analyse

Basic 4 – Fünf Phasen leiten durch den Entscheidungsprozess

Basic 5 – Emotion trifft Ratio

Basic 6 – Alle Beteiligten sind wichtige Player im Entscheidungsprozess

Basic 7 – Das Ergebnis ist mehr als die Summe seiner Teile

Basic 8 – Die Gestaltung des Dialogs ist der Kern des Prozesses

2.2 Atmosphärische Basics für gemeinsames Entscheiden

Matthias Ohler

2.3 Decisio-Map-Kochzutaten

Process-Map

Task-Map

Decisio-Map-Leitfragen

Docu-Map

Metaphern-Map

3 Länderspezifische Rezepte

3.1 Quellgebiet: Rezepte zum Ausleuchten, Startklarmachen von Themen

3.1.1 Wir brauchen eine Entscheidung! Schritt 1: Entscheidungs-Situationen gemeinsam einschätzen und sortieren – 4-Felder-Matrix im Einsatz

Cornelia Strobel

3.1.2 Aufträge klar formulieren

Susanne Delius

3.1.3 SWOT-Analyse – Das Fundament für die strategische Neuausrichtung legen

Volker Steinhoff

3.1.4 Von der Zukunft her gedacht! Was wäre, wenn wir unser Vorhaben erfolgreich realisiert hätten?

Cornelia Strobel

3.1.5 Balance zwischen Freiraum und Fokus finden

3.1.6 Standortbestimmung und Entscheiden: (Worin) Gibt es Änderungsbedarf? Sollen, wollen, müssen wir überhaupt etwas ändern? Oder alles bei dem Gewohnten lassen?

Walter Herter

3.1.7 Purpose-Driven Decision Making: Teamentscheidungen mit Sinn

Ingrid Kohlhofer, Christoph Burmann, Dorothea Hartmann, Walter Herter, Anja Vrany

3.2 Suche: Rezepte zum Entwickeln und Bewerten von Optionen

3.2.1 Strukturhilfen für Entscheidungsprozesse

Stefan Groß

3.2.2 Rollen und Verantwortung zuordnen

Susanne Delius

3.2.3 Prototyping – Entscheiden beschleunigen

Ingrid Kohlhofer

3.2.4 Lösungsoptionen/Entscheidungsalternativen konkretisieren und die Akzeptanz steigern

Katrin Mackenstedt

3.2.5 Entscheidungsalternativen bewerten und vergleichen mittels Scoring-Modell

Katrin Mackenstedt

3.2.6 Pre-Mortem

Susanne Delius

3.2.7 Des Teufels Advokat

Susanne Delius

3.2.8 Dynamische Risikobilanzen: Chancen und Gefahren in den Blick nehmen und prozessieren

Cornelia Strobel

3.2.9 Konstruktive Kontroversen führen

Albert Vollmer, Stefan Groß

3.3 Rezepte für den guten Beschluss

3.3.1 Widerstand oder Zustimmung abfragen – ein kleiner Unterschied mit erstaunlicher Wirkung

Susanne Delius

3.3.2 KonsenT – Entscheidungen beschleunigen

Ingrid Kohlhofer

3.3.3 Wenn der Einzelne effektiver entscheidet als die Gruppe

Ingrid Kohlhofer

3.3.4 Einwände strukturieren und gewichten

Susanne Delius

3.3.5 Kollegiale Rollenwahl

Susanne Delius

3.3.6 Der Modus entscheidet, wie entschieden wird

Stefan Groß

3.4 Realisierung: Rezepte zum Umsetzen der Entscheidung

3.4.1 Teams den Spiegel vorhalten. Interaktionsmuster verstehen, bewerten und verändern. Das 4-Player-Model von David Kantor

Ulrike Sutrich

3.4.2 Stakeholder-Management

Volker Steinhoff

3.4.3 Komplexe Entscheidungsthemen – Wie behält man alles im Blick?

Marc Fillinger

3.4.4 Momentum – wieviel Schwung ist in unserer Umsetzung?

Ingrid Kohlhofer

3.4.5 Priorisierung von Themen, Getting things done (GTD, nach David Allen)

Angelika Limmer

3.4.6 Partizipations- und Delegationsgrad bei Entscheidungen – über 7 Grade kannst du gehen

Susanne Delius

3.4.7 Wer entscheidet was? – Verantwortung eindeutig zuordnen

Susanne Delius

3.5 Lessons Learned: Rezepte zum Lernen aus dem Entscheidungsprozess

3.5.1 Den Feedbackstrom zum Leben erwecken: Was machen wir mit unseren Reflexionsergebnissen?

Cornelia Strobel

3.5.2 Output bewerten: Review

Volker Steinhoff

3.5.3 Resonanzrunden – Quelle für erfolgreiches Prozessgestalten

Cornelia Strobel

3.5.4 Zusammenarbeit bewerten: Retrospektive

Susanne Delius

Danksagung

Verzeichnis der Abbildungen

Literatur

Über die Beitragsautor:innen

Über die Autorinnen

Zum Geleit

Altern ist kein Verdienst, es geschieht. Vor mehr als 25 Jahren startete ich meine professionelle Beschäftigung mit dem Thema Entscheiden in Organisationen. Es war nicht geplant, dass mir das Entscheiden als Handwerk zu verstehen zur gereiften Erfahrung und Gewohnheit werden sollte. Kochen und Entscheiden haben Vieles gemeinsam – sie sind Handwerk, das alle lernen können; genauer: lernen, üben, experimentieren, meistern können. Learning by Doing ist meiner Erfahrung nach der König:innenweg.

Das Entscheiden-Handwerk entsteht im reflektierten Gebrauch der – zur jeweiligen Entscheidungssituation – passenden Auswahl an Instrumenten und Methoden. Alle der folgenden 8 spezifischen Regeln werden Ihnen, liebe Leser:innen, in allen Rezepten implizit immer wieder begegnen.

Handwerksregel 1: Richard Sennett (2008) verweist

»auf ein dauerhaftes menschliches Grundstreben: den Wunsch, eine Arbeit um ihrer selbst willen gut zu machen […] Bei jedem guten Handwerker stehen praktisches Handeln und Denken in einem ständigen Dialog. Durch diesen Dialog entwickeln sich dauerhafte Gewohnheiten« (Sennett 2008, S. 19–20).

Sennett hat bei mir drei bleibende Erkenntnisse angestoßen: Zuerst ist es praktisch nützlich, Führen und Entscheiden als untrennbar verbundene Handwerke zu verstehen! Zweitens verbindet Entscheiden Denken mit Handeln und umgekehrt – oder nicht. Drittens, immer dann, wenn reflektiertes Entscheiden das Denken (Spüren, Erkennen) einer notwendigen Veränderung zum bewussten Handeln (Bewirken, auch Ausprobieren oder bewusstem Nicht-Handeln) führt, entsteht befriedigendes, kontinuierlicher, gemeinsames Lernen.

Handwerksregel 2: Innen wie Außen? Grundstürzende Veränderungen in unseren globalen Umweltbedingungen fordern uns auf, klüger und nachhaltiger entscheiden zu lernen – hoffentlich schnell. Einerseits wurzeln die Probleme von heute in den (gerade auch: nicht getroffenen) Entscheidungen von gestern, meist ohne dass wir uns dieser Spur bewusst wären. Andrerseits liegt auf der Hand, was uns die systemtheoretisch fundierten Hinweise des Club of Rome von vor mehr als 50 Jahren benennen, und was die VUKA-Bedingungen, die mittlerweile in vielen Wirtschaftsbereichen herrschen, zur Folge haben. Die Notwendigkeit, professioneller zu entscheiden ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten sprunghaft gestiegen, ja geradezu explodiert. KI wird uns von dieser Notwendigkeit nicht befreien, sondern sie im Gegenteil dringlicher machen. Ich meine, es ist klug uns zu vergewissern, wie wir uns – auf breiter Kompetenzbasis und Mitverantwortung von möglichst vielen engagierten Menschen – handwerklich rüsten können, diesen tatsächlich noch nie da gewesenen Bedingungen gerecht zu werden, d. h. gemeinsam zu lernen, was wir bisher nicht können mussten. Dazu bietet dieses Buch viele Anstöße.

Auf einen besonderen Aspekt ist hinzuweisen: Es liegt auf der Hand, dass »nachhaltiges Verhalten« – und damit »nachhaltiges Entscheiden« immer dringender notwendig wird. Bisher waren und sind wir im reaktiven Lösen akuter Probleme ganz außerordentlich erfolgreich. Als Stichwort sei hier die Entwicklung eines Covid-Impfstoffs in Rekordzeit genannt. Diese rasche Lösungsfindung führt jedoch zu immer mehr neuen Bumerangs, sprich: unbeabsichtigten Nebenwirkungen. Im Englischen gibt es dafür die wunderbare Redewendung »kicking the can down the road«. Also geht es immer öfter darum gemeinsam entscheiden zu lernen, an den Wurzeln (»upstream«) anzusetzen, was proaktiv hilft, Probleme so früh zu lösen, dass sie nicht groß und chronisch werden bzw. strategisch von der Zukunft her zu entscheiden.

Handwerksregel 3: Den Blick erweitern. Es herrscht immer noch die Annahme vor, dass es primär auf die sogenannte Entscheidung als die Hammerfallsekunde, also dem Eingreifen der Mächtigen ankommt. Und die alte Regel »Wer zahlt, schafft an« gilt immer noch. Aber erst der weitere Blick zum Verständnis von Entscheiden als Prozess stößt die Tür auf zu einem gemeinsamen Lernen und Professionalisieren. Genau das wird in diesem Buch vorbildlich durchdekliniert.

Handwerksregel 4: »It all starts with you.« Entscheiden fordert und entwickelt den ganzen Menschen, sein Leben lang, sofern er etwas bewirken will. Selbstverantwortung beweist sich ultimativ im Entscheiden. Der Kopf bzw. Verstand allein lernt nicht, so sehr er es auch will, so brillant er auch sein mag. Im bestmöglichen Entscheiden bist du als ganzer Mensch mit all deinen Sinnen dein eigenes Instrument. Entscheiden ist in diesem Sinn eine Metakompetenz, die alle anderen Kompetenzen unterstützt und besser zur Wirkung bringt, was rechtfertigt, dass sie auch in HR und bei Führungskräften dauerhaft gefördert und gefordert wird.

Handwerksregel 5: Gutes, nachhaltiges Entscheiden ist ein sozial gelingender Vorgang. In unserer sogenannten westlichen Kultur haben wir mit der Muttermilch das beschränkte Erfolgsrezept aufgesaugt, dass der oder die Einzelne sich durchsetzen müsse. Aber immer mehr zeigt sich, dass die Pflege des Teamfokus und die Kraft des gemeinsamen Entscheidens dem Gestaltungswillen der einzelnen Führungskraft nicht im Weg stehen, ganz im Gegenteil: Das Lernen beginnt zu zweit und breitet sich dann aus.

Handwerksregel 6: Professionelles Entscheiden in Organisationen ist ein dickes Brett, das gegen starke Gewohnheiten ankämpft. Einerseits wirkt es als der treibende Motor für das Wachsen und Entwickeln von Menschen, Teams und Organisationen gleichermaßen. Und andererseits ist es ziemlich anspruchsvoll, Organisation – Team – Einzelne(r) als die eigenständigen Systemebenen zu verstehen, die in ihrem Zusammenspiel den Gesamterfolg hervorbringen. Die Chance liegt gerade eben in der Perspektivenvielfalt der drei Systemebenen. Durch einen professionell gestalteten, interaktiven Prozess werden »naturgegebene Fehlerquellen« (Biases) reduziert. Das gemeinsame Entscheiden im Team bzw. Netzwerk wirkt kräftig energetisierend als der Katalysator zwischen Engagement des einzelnen Teammitglieds und dem Erfolg der ganzen Organisation.

Handwerksregel 7: In Zeiten des Umbruchs ist es klug, dem Lernen tendenziell mehr Aufmerksamkeit zu schenken als dem Wissen. Zwei Seiten der Erfahrung von James March (2016) beschreibt zwei sehr verschiedenartige Entscheidungsarten. Idealtypisch ergänzen sich das pragmatische Optimieren und das flexible Innovieren in ihrem Wechselspiel hin zum beidhändigen Entscheiden und Führen an vielen Stellen in der Organisation. Durch Üben, Üben, Üben!

Handwerksregel 8: Mentor:innen und Moderator:innen. Diese zwei Initiativ-Rollen sind beim miteinander Entscheiden-Professionalisieren besonders wertvoll. Führungskräfte (Mentor:innen), denen das Fördern und Entwickeln ihrer Mitarbeiter:innen im Team besonders am Herzen liegt einerseits, und Moderator:innen, die Freude und Kompetenz spüren, wenn sie die besonderen Aspekte von Entscheidungsprozessen verstehen und begleiten andererseits. Im Ergebnis ist Entscheiden im Team die mit Abstand glaubwürdigste und wirkungsvollste Form von Empowerment.

Zurück zum Ausblick auf dieses Buch. Die Funktion und der Nutzen der Rezepte ist, dass sie Neulingen, Expert:innen und Profis gleichermaßen helfen. Rezepte sorgen dafür, dass die Speise genießbar wird, reproduzierbar, skalierbar, transparent, nachvollziehbar und doch den Raum für situative Würze lassen. Rezepte leben und entwickeln sich. Sie gehen eine genussvolle Verbindung mit Emotionen ein, wenn sie dürfen – äußerst empfehlenswert (die Basics des Decisio®-Prozessmodells).

Jedes noch so gute Fachbuch ist erstmal nur das Amuse-Gueule für das Hirn. Übung macht den Meister und füttert alle Sinne. Darum geht’s in diesem Kochbuch: Anstöße zum Schmecken des Lernens mit allen Sinnen, die Verkostung der Differenz zwischen Wissen, Erkennen und Beherzigen, den Genuss der Erkenntnis, wie aus Wissen Erkennen, aus Erkennen Beherzigen und Gestalten erwächst – und daraus Lust auf die nächste Lernschleife zu kriegen!

Zum Abschluss meines Geleitworts noch ein paar persönliche Notizen. Wie mag sich meine bisherige Lernerfahrung – quasi als Vorkoster – weiterentwickeln? Wie verbinde ich sie mit den Rezepten?

1)

Die Decisio-Map

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und mein Kairos

®

-Profile bleiben meine Basis-Instrumente. Eine Handvoll anderer kommt je nach Entscheidungsart und Kontext dazu.

2)

Durch Üben mein Entscheiden vereinfachen. Weniger ist mehr. Mich auf weniger Entscheidungen bzw. Entscheidungsprozesse beschränken und diesen mehr Aufmerksamkeit schenken.

3)

Altersbedingt die anstehenden Entscheidungsprozesse für »Ein zweites Leben« (vgl. den Essay von Francois Jullien 2020) vertrauensvoll überlassen.

4)

Mein Traum bleibt, eigene Lernschleifen von Denken-Entscheiden-Handeln ausgewogener hinzukriegen, d. h. im Wesentlichen weniger zu denken, und den so freiwerdenden Raum im Geist mit Entscheiden (zulassen) und Bewirken (zulassen) zu füllen.

5)

Achtsames kleines (tägliches) Entscheiden wird mir genauso wichtig wie große Entscheidungen.

Othmar Sutrich

2 Grundlagen fürs Kochen

2.1 Kulinarische Basics für gemeinsames Entscheiden

Susanne Delius

Alle Rezepte bauen auf einigen wenigen, aber wichtigen kulinarischen Basics auf. Es sind grundlegende Prinzipien, Überzeugungen und Grundhaltungen zur Gestaltung von gemeinsamen Entscheidungsprozessen. Sie beschreiben sozusagen den Nährboden, auf dem die Rezepte gelingen.

Basic 1 – Alles beginnt mit der adäquaten Einschätzung der Entscheidungssituation

Effektives Entscheiden wird betriebswirtschaftlich durch Qualität × Geschwindigkeit × Ertrag – Anstrengung definiert (vgl. Sutrich u. Opp 2016, S. 75–76). Je schneller Entscheidungen in hoher Qualität, mit einem hohen Ertrag und mit relativ geringem Aufwand fließen, umso veränderungsfähiger, agiler ist die Organisation. Von Entscheider:innen fordert das, die vier Faktoren im Prozess ausgewogen zu gestalten. Die ersten Fragen sind hierbei: Wie bekannt, komplex oder kritisch ist das Thema? Wie vielschichtig, wie neuartig ist die Situation? Diese Fragen kommen vor dem Kochen. Die Antworten auf diese helfen, die Entscheidungssituation adäquat einzuschätzen und zu entscheiden, inwieweit ich das Kochbuch heranziehe und neue Rezepte in den Prozess einbringe oder mich eher auf altbekannte Routinen verlasse.

Abb. 3:

Cynefin

®

-Modell (in Anlehnung an Snowden 2021)

Zur Einschätzung der Entscheidungssituation nutzen wir das oben abgebildete Cynefin®