111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss - Manfred Reuter - E-Book

111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss E-Book

Manfred Reuter

4,8

Beschreibung

Authentisch, mondän und voller Ehrgeiz: Längst hat sich Norderney zu einer touristischen Top-Adresse entwickelt. Die Marke Norderney steht für Stille und Unberührtheit in den Graudünen im Osten und für Ausgelassenheit und Weltoffenheit im Westen des Eilands. Was macht den Mythos Norderney aus? Ist es der gesunkene Heringslogger an der Ostspitze? Sind es die alten Kapitänshäuser an der Seilerstraße? Oder ist es der Schlopp, der die Insel bei Hochwasser zweiteilt? Jenseits der bekannten Wege und Plätze hält Norderney viele Überraschungen bereit.

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Seitenzahl: 202

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111 Orte auf Norderney, die man gesehen haben muss

Manfred Reuter und Lena Reuter

emons: Verlag

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Emons Verlag GmbH // 2017 Alle Rechte vorbehalten Texte: Manfred Reuter © der Fotografien Lena und Manfred Reuter, außer: Kap. 1, 6, 10, 12, 13, 18, 23, 31, 32, 33, 36, 39, 44, 52, 57,59, 68, 69, 71, 73, 74, 80, 84, 85, 89, 91, 95, 97, 98, 101,102, 105, 107, 111: Antje Köser; Kap. 21, 65, 70, 76, 77, 86, 110: Noun; Kap. 22: Christa Wessels; Kap. 29: Golfclub Norderney; Kap. 58, 96: Ralf Ulrichs; Kap. 60: Carsten Heidmann; Kap. 62: Staatsbad Norderney GmbH/Chibac; Kap. 79: Rainer Sürken © Covermotiv: shutterstock.com/moonkin Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-96041-305-9 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Inhalt

Vorwort

1_Die alte Meierei | Tradition trifft Tourismus

2_Der Anker | Aussicht und Erinnerung auf der Georgshöhe

3_Die Arche Noah | Wo nicht nur Tiere ein Zuhause finden

4_Das Argonnerwäldchen | Idyllisches Gehölz mit unbehaglicher Geschichte

5_Die Arkaden | Ideenschmiede und Verwaltungszentrale im Bazargebäude

6_Atelier Art&Bar | Zu Gast bei zwei Freunden

7_Das Atelier in der Schmiede | Kreativität trifft Natur

8_Der Bahnhof Stelldichein | Romanze mit knallharter Geschichte

9_Die Bibliothek | Lesetempel auf zwei Ebenen

10_Das »Bittersüss« | Norderneys erste und einzige Kaffeerösterei

11_Das Blautal | Dünental mit blauer Division und weißem Hirsch

12_Der Buddha | Fernost im Inselosten

13_Die Buhnen | Küstenschutz mit eher geringer Wirkung

14_Die bunte Kaimauer | Kunst am Weststrand

15_Die Bürgermeisterwiese | Von Kirmesplatz bis Fußballfeld

16_Das Cumberland-Denkmal | Ein Geschenk an den König

17_Der Damenpfad | Hotelmeile mit »zugeknöpfter« Vergangenheit

18_Der Dünensender | Das Ende einer Funkstation

19_Das Dünental Cornelius | Abenteuer und Gastlichkeit am Strand

20_Die ehemalige Synagoge | Ein Haus der Erinnerung

21_Die Feuerwehr-Oldies | Reife Männer, sehr coole Autos

22_Das Fischerhaus-Museum | Teeseminare und »Updrögt Bohnen«

23_Der Flugplatz | … und der Leuchtturm schaut zu

24_Die Friedrichstraße | Einkaufsmeile mit kaiserlicher Vergangenheit

25_Das »Fünf-Sterne-Hotel« | Geduldsprobe zwischen Ruine und Ruhm

26_Der Garten Solaro | Ein Stück wilder Natur mitten in der Stadt

27_Das Gemälde Georgs V. | Auf den Spuren gekrönter und ungekrönter Häupter

28_Die Giftbude | Ein gar nicht gefährliches Gasthaus

29_Der Golfplatz | Für den Naturschutz: Neun Löcher müssen genügen

30_Das Grabkreuz | Ein ungeklärtes Schicksal auf dem alten Karkhoff

31_Der Grohdepolder | Wertvolles Land für Mensch und Tier

32_Die »Gruben« | Der große Star der Seenotretter

33_Das Haus Bismarck | Oder: Ambivalente Ansichten eines Reichskanzlers

34_Das Haus »Höhe 13« | Das älteste Fischerhaus Norderneys

35_Das Haus Schiffahrt | Der Inselbahnhof ohne Gleise

36_Die He!-Dalbe | Der muntere Insel-Gruß gleich am Hafen

37_Der Heidelberger Tiegel | »Drucken live« im Bademuseum

38_Das Heine-Denkmal | Große Ehre für einen genialen Polemiker

39_Der Hindenburg-Stein | Dem »Helden von Tannenberg« zu Ehren

40_Das Historische Schaufenster | Ein Blick in die Vergangenheit

41_Die Hochhäuser | Wenn Bausünden zum Blickfang werden

42_De Hochtiedsstuv | Romantischer geht es kaum noch

43_Das Hotel Seesteg | Vom Lagerschuppen zum Präsidentendomizil

44_Die Inselbrauerei | Lokal trinken – global handeln

45_Die Inselkirche | Der Leuchtturm Gottes

46_Die Jann-Berghaus-Straße | Die Hauptstraße im Stadtzentrum

47_Der Januskopf | Das Tor zum Meer

48_Das Kaiserliche Postamt | Ein Relikt aus dem Kaiserreich

49_Die Kaiserwiese | Ruhepol und Küstenschutz zugleich

50_Das Kap | Bescheidenes Wahrzeichen im Zeichen der Seefahrt

51_Die Kirche Stella Maris | Die größte katholische Kirche Ostfrieslands

52_Die Kitesurfschule | Trendsport nach strengen Regeln

53_Das Klamottendenkmal | Schwere Spenden zu Ehren des Kaisers

54_Das Köpi | Schwarz-gelbe Spendierhosen

55_Die Kunstwände | Inspiration in wechselndem Rhythmus

56_Die Kur-Apotheke | Wo schon Fontane einkaufte

57_Das Kurtheater | Das einzige Theater auf den Ostfriesischen Inseln

58_Der Leuchtturm bei Nacht | Lichterkranz am Sternenhimmel

59_Die Luisenruh | Ein Spülfeld für die Schönheit

60_Die Marienhöhe | Königliche Kaffee- und Plauderstunden

61_Das Martin-Luther-Haus | Treffpunkt der evangelischen Gemeinde

62_Meeresleuchten im Badehaus | Die ganz besondere Inselnacht

63_Die Menger-Büste | Bronzene Erinnerung an einen großen Mediziner

64_Die Milchbar | Wo Blank & Jones auflegen

65_Die Möwendüne | Vom Seezeichen zum Wanderziel

66_Die Napoleonschanze | Von der Festungsanlage zur Waldkirche

67_Die Neybox | Der berühmteste Badekarren Deutschlands

68_Die Norderneyer Kaninchen | Wenn das Vergnügen zur Plage wird

69_Die Nordhelmsiedlung | Geschichtsträchtiges Wohnquartier mit Dorfcharakter

70_Die Oase | Besser als Bordeaux

71_Der Old Smuggler | Das Kultlokal in der Siedlung

72_Der Onnen-Visser-Platz | Ein Ort für Leseratten

73_Der Ostheller | Der Anfang vom Ende

74_Der Planetenweg | Immer der Sonne entgegen

75_Das Poppe-Folkerts-Haus | Der Impressionist und sein legendärer Malerturm

76_Die Postbake | Wenn die Gezeiten das Tempo bestimmen

77_»Putz hum!« | Die Klootschießerstrecke am Karl-Rieger-Weg

78_Das Quartier Fontanes | Wo Weltliteratur entstand

79_Die Rentnerbänke | Das Facebook der Oldies

80_Die Residenz des KIKU | Kap Hoorn: Tourismus-Nachwuchs in den Startlöchern

81_Der Sanddorn-Happen | Süße Versuchung im Sanddorn-Stübchen

82_Die Sankt-Ludgerus-Kirche | Communio im Zeichen des Missionars

83_Der Schiffspropeller | Norderney statt Costa Rica

84_Die Schinkentrocknerei | Seeluftveredelung für den Norderneyer Schinken

85_Das Schlickdreieck | Kleingärtnerverein mit großen Aufgaben

86_Der Schlopp | Einer, der mit Vorsicht zu genießen ist

87_Schnack an't Klöndör | Tradition ruht auf Bescheidenheit

88_Der Schuppen | Die Seenotretter und ihre »Fürst Bismarck«

89_Das Schützenhaus mit »Gästeschießen« | Auch die Besucher dürfen es mal versuchen

90_Die Seehunde | Die heimlichen Stars der Innenstadt

91_Die Seemannsohrringe | Zum letzten Geleit

92_Die Selden Rüst | Einzige Windmühle auf den Ostfriesischen Inseln

93_Der Skulpturenweg | Bronzefiguren am Kurplatz

94_Die Soltau’sche Buchdruckerei | Ein Hingucker im Wandel der Zeit

95_Die stählerne Kornweihe | »Watt Welten« dringen in neue Ökodimension vor

96_Die Sternwarte | Astrobazillus unter seltsamer Kuppel

97_Der Strandaufgang Detmold | Durch die Dünenschneise zum Meer

98_Der Südstrandpolder | Natur gewinnt gegen Militärmaschinen

99_Tante Jens | Motto: Normal sein kann jeder

100_Der Thalasso-Galgen | Insulare Wortschöpfungen im Zeichen der Gesundheit

101_Der Tierfriedhof | Zwischen Ruhestätte und Touristenziel

102_Der Tonnenhof | Bunte Riesen am Hafen

103_Das Trimborn-Haus | Vom Mediziner zum Maler und Musiker

104_Die Villa Felicitas | Ein Haus zum Glücklichsein

105_Die Walter-Großmann-Düne | Höher als Norderney kommt kein Nachbar

106_Der Wasserturm | Einem anderen gar nicht zum Verwechseln ähnlich

107_Die Weiße Düne | Vom Naturbad zum Hipster-Eldorado

108_Die Wellenmaschine | Modernste Technik im Seewasser-Wellenbad

109_Die Wetterwarte | Klimaforschung im Dünental

110_Das Wrack | Heimliches Wahrzeichen an der Ostspitze

111_Der Zuckerpad | Thalasso-Plattform mit Schmugglervergangenheit

Bildteil

Übersichtskarten

Vorwort

Ein Wort vorweg

Was ist der Anspruch, den die Leserinnen und Leser an ein Buch stellen? Ja. Es soll unterhalten. Und, na klar: Es soll spannend sein. Und ebenso wünscht sich die Leserschaft, dass es umfassend informiert und – wenn möglich – sogar den Horizont ein wenig weitet. Wie dem auch immer sei: Bei allem Vorwissen über die Insel Norderney ist dieses Buch für uns selbst zum Lernkapitel geworden. Die Recherche über die 111 Orte auf diesen gerade mal 26,3 Quadratkilometern hat uns jedenfalls ein gutes Stück klüger gemacht; dabei dachten wir vorher, wir wüssten (fast) alles. Denkste!

Wir haben beispielsweise gelernt, wie eine früher vorwiegend vom Fischfang lebende Insel innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Top-Urlaubsadresse aufgestiegen ist und dabei mit etwas äußerst Wichtigem aufwartet, nämlich dem Bewusstsein, dass sie ein Ort der Gegensätze ist. Denn Norderney, das ist im Westen der urbane Teil mit Shoppingmeile, Hotels, Kulturgütern, Gaststätten, Bars und dem daraus resultierenden Nachtleben. Und dann der Osten: das wohltuende Schweigen unverbrauchter Natur, die bizarren Graudünenketten, die berauschende Einsamkeit eines fragilen Lebensraumes.

Für dieses Buch haben wir versucht, jenseits bekannter Pfade Orte zu finden, die Spannung in sich bergen und einen Besuch wert sind. Wir haben aber auch an Orte gedacht, die zwar in aller Munde sind, deren Geschichte aber unerwartet spannend ist oder deren Umfeld Überraschungen verbirgt. Um das zu bewerkstelligen, reichte die vorliegende Literatur oft nicht aus. Deshalb allen, die mit Rat und Tat zur Seite standen, ein aufrichtiges Dankeschön, besonders Stadtarchivar Manfred Bätje.

Wo auch immer Sie sich gerade befinden und dieses Buch in Händen halten: Wir wünschen Ihnen eine spannende Zeit und eine anregende Lektüre, die zum Besuch des einen oder anderen unserer 111 Orte anspornt.

Lena und Manfred Reuter

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1_Die alte Meierei

Tradition trifft Tourismus

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Tradition trifft Fortschritt. Das gilt nicht nur für das Handwerk, sondern auch in allen touristischen Belangen: So ist auch die alte Meierei, die kultige Gaststätte an der Lippestraße, ein beliebter Anlaufpunkt für Einheimische und Inselgäste. Nach einer umfassenden Sanierung kommt die Meierei mit einem neuen Gastronomiekonzept um die Ecke, wobei an den Wurzeln des Betriebes, der alten Molkerei, festgehalten wird. Dazu wurde das Gebäude am Rand der Nordhelmsiedlung entkernt und bis auf die Grundmauern freigelegt. »Denkmalgerecht, aber modern« lautet die Devise der Kurverwaltung, die über das Traditionsobjekt das Sagen hat. Überhaupt: Die Inselmeierei gehört zu den größeren Objekten der Kurverwaltung: Allein der Gastraum misst 170 Quadratmeter, der Saal 150 Quadratmeter und die Terrasse 130 Quadratmeter.

Fast jede Ostfriesische Insel hat ihre Meierei. Genau wie auf den Nachbarinseln Langeoog und Juist war die Meierei auf Norderney früher weit weg vom Zentrum, mittlerweile markiert sie die Bebauungsgrenze an der Lippestraße, also praktisch die Trennlinie von Inselwesten und Inselosten. Die Siedlung hat sich sozusagen an die Meierei herangepirscht. Zu den Kernaufgaben einer Meierei gehört die Herstellung von Milchgerichten und Milchprodukten aller Art. Die Meierei war besonders während der Kriege für die Norderneyer Bevölkerung von großer Bedeutung. Vor allem im Winter, wenn bei Eisgang tagelang kein Reedereischiff mehr die Insel erreichen konnte, war für die Kleinkinder trotzdem immer frische Milch vorrätig. Die umliegenden Wiesen und Weiden wurden der Meierei zugeordnet und erlaubten dem Meiereibauer, bis zu 45 Milchkühe zu halten und eine Jahresmenge von mehr als 400.000 Liter Milch zu erzeugen. Die nicht beweideten Flächen wurden als Wiesen genutzt und lieferten das Heu für die Kühe im Winter.

Info

Adresse Lippestraße 24, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 3, Haltestelle Meierei | Tipp In unmittelbarer Nähe befindet sich die Reitschule Junkmann. Dort können unter anderem geführte Strandritte gebucht werden, Tel. 04932/92410.

In der Nähe

Die Bürgermeisterwiese (0.09 km)

Das Schützenhaus mit »Gästeschießen« (0.09 km)

Die Inselbrauerei (0.21 km)

Der Old Smuggler (0.3 km)

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2_Der Anker

Aussicht und Erinnerung auf der Georgshöhe

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Zum Gedenken an die Norderneyer Seeleute, die auf dem Meer ihr Leben ließen, wurde er im Jahr 2004 aufgestellt: der Stockanker auf der Georgshöhe. Diese Ankerform ist der Klassiker unter den Ankern. Das hier gezeigte Exemplar wurde 1974 vor Den Helder in den Niederlanden geborgen und damals auf ein Alter von etwa 350 Jahren geschätzt, das heißt, es stammt aus der Zeit der Hanse. Der historische Anker soll an die vielen Fischer erinnern, deren Boote in Stürmen auf der Nordsee kenterten, die in die Fänge von Piraten gerieten oder aus anderen Gründen nicht auf ihre Heimatinsel zurückkehrten.

In etwa 20 Meter Höhe thront der Stockanker auf der Aussichtsplattform auf der Georgshöhe, so wie damals der königliche Namensgeber der Düne am Nordstrand, Georg V. von Hannover. Dieser hatte Norderney mit Amtsantritt 1851 zu seiner Sommerresidenz ernannt.

Info

Adresse Am Januskopf, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 1, Haltestelle Georgshöhe | Tipp Wer die Aussicht genossen hat und eine Pause einlegen möchte, der kann gleich nebenan im »N’eys«, dem Restaurant des Strandhotels Georgshöhe, einkehren. Es wird mit 13 Punkten im Gault-Millau geführt.

Der Standort des Ankers wurde nicht zufällig gewählt, denn die Georgshöhe hatte schon immer Bezug zur Seefahrt: Zunächst diente sie als Signalstation für die Seeleute, die vor Sturm warnte, dann wurde sie im Zweiten Weltkrieg als Marinesignalstelle genutzt. Auch abgesehen von der Bedeutung für die Schifffahrt hat die Georgshöhe schon einiges gesehen: In die Aussichtsdüne wurde Ende des 19. Jahrhunderts ein Druckwasserbehälter für die Wasserversorgung der Insel eingebaut. Er hat zwar durch den späteren Einsatz des Wasserturms keine Funktion mehr, befindet sich aber bis heute im Inneren der Georgshöhe. Von 1947 bis 1981 betrieb der Deutsche Wetterdienst eine Wetterwarte (siehe Ort 109) auf der Düne, diese wurde dann durch einen Neubau östlich der Georgshöhe ersetzt.

Beim Blick auf das weite Meer und in Anwesenheit des mächtigen Ankers schwelgen wohl so manche in Gedanken an das Schicksal der tapferen Seeleute und das manchmal gar nicht so romantische Seefahrerleben. Und genau das ist die Absicht des Ankers auf der Georgshöhe.

In der Nähe

Die Kirche Stella Maris (0.14 km)

Die Hochhäuser (0.17 km)

Der Onnen-Visser-Platz (0.19 km)

Das Klamottendenkmal (0.25 km)

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3_Die Arche Noah

Wo nicht nur Tiere ein Zuhause finden

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Eine lebensgroße Puppe mit blonder Perücke steht in einer alten roten Telefonzelle. Eine mit Moos bewachsene Wildschwein-Plastikfigur liegt mit abgebrochenem Hinterbein im Gras, umgeben von einer Horde bunt bemalter Gartenzwerge. Zwischen einem ausgestopften Fuchs, goldenen Winkekatzen und der Porzellanfigur von zwei Nackten in einer Badewanne putzt sich eine Gans das Gefieder. Zwei Truthähne trotten gemächlich in Richtung des kleinen Teiches, auf dem ein paar Enten schwimmen. Der Wildwuchsgarten, umgeben von einem mannshohen Gitterzaun, wirkt auf den ersten Blick skurril.

Was aber hinter der »Arche Noah« steckt, ist die Geschichte von beeindruckender Tierliebe. Alles begann vor über 20 Jahren mit drei Hühnern, die Harald Hoffmann auf dem Stück Wiese unweit seines Wohnhauses laufen ließ. Mit der Zeit wurden bei Hoffmann immer mehr Tiere abgegeben. Kaninchen, Meerschweinchen, Gänse, Flugenten … Zum Teil landeten die Kleintiere ungefragt im Garten, sie wurden einfach ausgesetzt. Hoffmann nahm sie alle auf. Und nicht nur das: Er besorgte für jedes Tier auf dem Festland das passende Gegenstück. »Keiner soll allein sein!«, sagt der Tierfreund. So kam der Garten im Inselosten bald zu seinem Namen: »Arche Noah«. Sogar zwei Emus hat Hoffmann hier schon aufgezogen. »Teilweise wurden Tiere ins Gehege gesetzt, die ich gar nicht kannte«, erzählt er. Hoffmann ist nicht nur tierlieb, sondern auch leidenschaftlicher Sammler. Dabei hat jedes einzelne Teil im Garten seine eigene Geschichte und eine besondere Bedeutung für ihn. Die Puppe in der Telefonzelle beispielsweise hat er vor einigen Jahren vor der Recyclingstation gerettet und neu eingekleidet. Obwohl Hoffmann keine Gartenzwerge mag, rettet er auch sie vor einem Schicksal im Müll. Auf der Insel kennt man sein großes Herz. Mittlerweile werden nicht nur Tiere, sondern auch Zwerge und Puppen in der »Arche Noah« ausgesetzt.

Info

Adresse Bürgermeister-Willi-Lührs-Straße, schräg gegenüber dem Kap, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 3, Haltestelle Bürgermeister-Willi-Lührs-Straße | Tipp Wer mit Kindern oder Jugendlichen unterwegs ist, sollte von hier auch noch einen Abstecher zum Kinder- und Jugendspielpark »Kap Hoorn« (Marienstraße) machen.

In der Nähe

Das Blautal (0.05 km)

Die Norderneyer Kaninchen (0.19 km)

Die Sternwarte (0.2 km)

Das Kap (0.21 km)

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4_Das Argonnerwäldchen

Idyllisches Gehölz mit unbehaglicher Geschichte

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»Argonnerwald, um Mitternacht, / ein Pionier stand auf der Wacht«. Ja, in der Tat. Das hört sich nicht gerade nach Sommer, Sonne, Sonnenschein an. Diese Zeilen sind der Anfang eines Soldatenliedes aus dem Ersten Weltkrieg und erinnern an nichts anderes als an blutige Kämpfe.

Einen Argonnerwald gibt es auch auf der Ferieninsel Norderney. Es handelt sich dabei um ein kleines Gehölz unweit des Westbadestrandes. Das Wäldchen wurde seinerzeit von auf Norderney stationierten Soldaten nach dem berühmten bewaldeten Höhenzug nordwestlich von Verdun/Frankreich benannt.

Info

Adresse Argonnerwäldchen, Weststrandstraße, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 1, Haltestelle Weststrandstraße | Tipp Vom Argonnerwäldchen sind es nur wenige hundert Meter bis zum Weststrand. Dort gibt es abwechslungsreiche Spielmöglichkeiten für Kinder.

Das Norderneyer Argonnerwäldchen war zwischen 1914 und 1918 tatsächlich Teil der insularen Verteidigungsanlagen, die während des Ersten Weltkriegs am Weststrand entstanden. Dazu gehörten Schützengräben, die zur Verteidigung gegen eine befürchtete Invasion durch die englische Kriegsflotte ausgehoben wurden. Die Insel schützen sollte zudem der »Russenzaun«, ein Drahtverhau, der von Pionieren zwischen Weststrand und Hafen gebaut wurde. Die Verteidigungslinie wurde von den Norderneyer Landsturmmännern des Außenpostens »Kabelhaus« im Argonnerwäldchen bewacht. Sie hielten Ausschau nach feindlichen Kriegsschiffen. Später dann konnten die Insulaner aufatmen: Eine Invasion durch englische Truppen fand nie statt.

Am »Kabelhaus« kam übrigens das Seekabel an. Es wurde für die Übermittlung von Nachrichten zum Festland genutzt. Das Gebäude wurde nach dem Krieg zum Kindergarten ausgebaut und später abgerissen.

Längst ist das Argonnerwäldchen ein ausgesprochen friedlicher Ort. Es beherbergt unter anderem das beliebte Fischerhausmuseum (siehe Ort 22) und die »Hochtiedsstuuv«, ein idyllisches Häuschen, in dem Brautpaare heiraten und ihre erste Nacht verbringen dürfen.

In der Nähe

Das Fischerhaus-Museum (0.01 km)

Schnack an't Klöndör (0.01 km)

De Hochtiedsstuv (0.1 km)

Der Heidelberger Tiegel (0.14 km)

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5_Die Arkaden

Ideenschmiede und Verwaltungszentrale im Bazargebäude

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Baden, erholen, einkaufen; und dies in einem Umfeld, das sich von den Mitbewerbern möglichst positiv abhebt. Denn auch die Norderneyer wissen längst: Die Konkurrenz schläft nicht. So sind die Begriffe Nordseeheilbad und Wirtschaftsstandort auch auf Norderney eng miteinander verknüpft. Schon früh erkannten die Insulaner, dass sie ihr Heil auf weite Sicht mehr im massiv wachsenden Beherbergungsgewerbe als im ebenso beschwerlichen wie gefahrvollen Fischfang zu suchen hatten.

Ein eindrucksvoller Zeuge dieser Wende in Richtung Qualitätstourismus ist das Bazargebäude. Mit seinem weithin sichtbaren Arkadengang ist es ein wesentlicher Bestandteil des Kurplatzes und korrespondiert architektonisch fein abgestimmt mit Conversationshaus und Badehaus. Wo seit etlichen Jahren Staatsbad und Stadtverwaltung residieren, standen im 18. Jahrhundert während der Badesaison noch die Verkaufsbuden festländischer Händler. Diese hatten den mühsamen Weg auf die Insel gern auf sich genommen, denn sie wussten: Die Klientel auf der Insel ist gut gelaunt und gerade deshalb auch entsprechend freigiebig.

Info

Adresse Kurplatz 3, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 1, Haltestelle Kurplatz | Öffnungszeiten Mo–Fr 8.30–12.30 Uhr, Do zusätzlich bis 16 Uhr | Tipp Nur wenige Meter vom Bazargebäude entfernt und in Sichtweite befindet sich das Conversationshaus mit Tourist-Info. Dort befindet sich auch das Café und Restaurant Kurpalais.

Das erste »richtige« Bazargebäude entstand übrigens im Jahr 1858, und zwar »theils zur Aufnahme von Kaufläden, theils zur Beherbergung von Fremden«, wie die Chronisten übermitteln. 1880 wurde das – mit heutigen Ansprüchen verglichen – primitive Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Eine weitere Umgestaltung erfolgte 1930. Seit 2006 dient das denkmalgeschützte Gebäude nicht nur als Rathaus der Inselkommune, sondern auch als Standort und damit Ideenschmiede und Marketingzentrale der Kurdirektion.

Der Arkadengang ist unterdessen nach wie vor Anziehungspunkt für Touristen und Einheimische – nicht nur zum Pausieren auf einer Ruhebank, sondern insbesondere dann, wenn der Ort zum Besuch des Adventsmarkts oder zur beliebten Versteigerung von Fundsachen einlädt.

In der Nähe

Das »Fünf-Sterne-Hotel« (0.07 km)

Der Garten Solaro (0.07 km)

Das Historische Schaufenster (0.08 km)

Die Neybox (0.08 km)

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6_Atelier Art&Bar

Zu Gast bei zwei Freunden

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»Wenn du ein Terrorist, ein Rassist oder einfach nur ein Arschloch bist, wirst du hier nicht bedient. Zwei Freunde für ein friedliches Miteinander.« Klare Ansage. Das Schild am Eingang der Bar lässt keine Fragen offen. Doch, eine: Was erwartet diejenigen, die nicht zu den genannten Gruppen gehören? Die Antwort: coole Musik, leckere Getränke, eine Menge Kultur und zwei gute Freunde hinter der Theke. Das »Atelier Art&Bar« ist ein Lokal im Kurtheater, das sich als Kultstätte und Ort der Kommunikation versteht.

Die zwei Freunde, das sind Soufian Chaoui und Hüseyin Kayatas. Sie stammen beide aus Nordrhein-Westfalen und haben sich 2007 bei ihrer Arbeit als Saisonkräfte auf Norderney kennengelernt. Im Jahr 2014 eröffneten die jungen Männer das »Atelier Art&Bar«. Die beiden bezeichnen es als ihr Wohnzimmer, ihr Labor, ihre Spielwiese und ihre Werkstatt. Sie sehen sich als Hybriden, sind mit verschiedenen Kulturen aufgewachsen. »Wir freuen uns über jeden Gast, der uns seine Sichtweise des Lebens, seine Werte und Normen, seine Sprache und Kultur näherbringt«, erzählt Soufian.

Info

Adresse Am Kurtheater 2, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 1, Haltestelle Kurplatz | Öffnungszeiten Di–So 18–1 Uhr | Tipp Im Kurtheater befindet sich auch das Norderneyer Kino. Die Angebote lassen sich also bequem miteinander verbinden.

Hüseyin und Soufian lieben beide Kunst und Kultur in jeglicher Form. Deswegen wollen sie jungen, oft noch unbekannten Künstlern, von Poetry-Slam bis Musik-Act, eine Plattform geben. Der Name »Atelier Art&Bar« soll dabei eine Verbindung zwischen Kunst, Atmosphäre und Veranstaltungen schaffen.

Eher außergewöhnlich: Die Bar bietet keine Speisen an, erlaubt es den Gästen aber, ihr eigenes Essen mitzubringen. Dazu stellen die zwei Freunde Teller und Besteck zur Verfügung. Bedingung ist nur, dass kein Verpackungsmaterial auf den Tischen liegen bleibt.

Das »Atelier Art&Bar« soll laut den zwei Freunden ein kleiner Beitrag zur Völkerverständigung und für mehr Toleranz anderen Menschen gegenüber sein. Dabei wollen sie eines nicht: in eine Schublade gesteckt werden.

In der Nähe

Das Heine-Denkmal (0.02 km)

Das Kurtheater (0.04 km)

Die Neybox (0.12 km)

Tante Jens (0.12 km)

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7_Das Atelier in der Schmiede

Kreativität trifft Natur

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Kunst, Grafik und Design gibt es im klassisch-robusten Ambiente der ehemaligen Inselschmiede. Bis 1990 krachte dort noch der Hammer scheinbar unermüdlich auf Eisen, Stahl und Amboss. Seitdem geht man mit deutlich feinerer Hand zu Werke. In dem Atelier in der Langestraße entstehen nämlich moderne Kunst sowie hochkarätige Grafik- und Designerarbeiten. Bei der Auswahl der Materialien sind Heidi und Claus-Ulrich Ipsen ebenso kreativ wie geerdet: Am liebsten verwenden sie Materialien direkt von der Insel – Sand, Muschelstücke, Treibholz. Kenner des Ateliers – und davon gibt es mittlerweile sehr viele – wissen nicht nur die Verarbeitung zu schätzen, sondern auch das sichere Gespür der Künstler, echte Hingucker zu schaffen.

Allein die außergewöhnlichen Räume der zum Atelier gewordenen Schmiede sind einen Besuch wert. Geschickt integriert präsentiert sich den Gästen zum Beispiel die alte Esse, der Rauchfangtrichter der Schmiede über der ehemaligen Feuerstelle. Eine große Glasfront wirft helles Licht in die Werkräume. Claus-Ulrich Ipsen bezeichnet seine Arbeiten gern als »Landschaftsmalerei mit anderen Mitteln«. Tatsächlich spiegeln sie die Natur der Landschaft an der Nordsee auf unwiderstehliche Weise wider. Die Oberflächen der Arbeiten wirken oft wie salzverkrustet, spröde, rau. »Ich kann nur von dem berichten, was ich kenne und sehe. Und das sind einfache Strukturen und Flächen. Horizont, Wasser, Land«, sagt er. Was man in der Schmiede so gar nicht mag: aufgesetztes Interpretieren und Beschreiben. Auch das macht das Künstler-Duo so sympathisch.

Info

Adresse Langestraße 30, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 1, Haltestelle Winterstraße | Öffnungszeiten Mo–Fr 9–12 und 15–18 Uhr, Sa 9–12 Uhr, So und feiertags geschlossen, Sonderführung nach Vereinbarung unter Tel. 04932/81932 | Tipp Wer auf einem kleinen Kunsttrip ist, der gelangt zu Fuß oder mit dem Rad rasch zum Kurplatz. Dort kann man unter anderem die bunte Robbe vor dem Badehaus besichtigen.

Am neuen Norderneyer Nationalpark-Haus »Watt Welten« haben die Ipsens einen weiteren echten Blickfang geschaffen: Die von ihnen gestaltete Robbe am Eingang ist ein Geschenk des Staatsbads Norderney zur Eröffnung der Weltnaturerbe-Einrichtung im Jahr 2015.

In der Nähe

Tante Jens (0.09 km)

Die Jann-Berghaus-Straße (0.12 km)

Atelier Art&Bar (0.2 km)

Das Heine-Denkmal (0.2 km)

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8_Der Bahnhof Stelldichein

Romanze mit knallharter Geschichte

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Warum nicht mal an einem Bahnhof? Sicher nicht von ungefähr haben die Norderneyer dem früheren Festungsschirrhof der Militäreisenbahn den wohlklingenden Namen Bahnhof Stelldichein verpasst. So manches frisch verliebte Paar soll sich dort zwecks näheren Kennenlernens getroffen und so einige äußerst romantische Stunden erlebt haben.

Aber Achtung! Die Geschichte des Bahnhofs Stelldichein liest sich deutlich anders als die eines prickelnden Liebesspiels auf einer idyllischen Nordseeinsel: Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde 1914 die komplette Insel zu einer Seefestung ausgebaut. Zum Bau von militärischen Anlagen und Bunkern musste deshalb zunächst tonnenweise Material in die Dünen transportiert werden. Aus diesem Grund ordnete die Kaiserliche Marineleitung ein Jahr später den Bau einer Inselbahn an. Sie wurde unter anderem genutzt, um Waffen und Munition in die Schießanlagen zu transportieren.

Info

Adresse Ecke Richthofenstraße/Birkenweg, 26548 Norderney | ÖPNV Linie 4, Haltestelle Birkenweg | Tipp Ganz in der Nähe (Im Gewerbegelände 1) befindet sich ein kleiner Freizeitpark mit Minigolfanlage. Auch eine Gastronomie gibt es dort.

Unter nationalsozialistischer Herrschaft wurde die Inselbahn dann sogar noch ausgebaut. Das galt auch für den Festungsschirrhof, der den Nazis zur Erweiterung der Rüstungsanlagen in die Karten spielte. Nach Kriegsende im Jahr 1945 diente die Bahnanlage dann allerdings vorrangig dem Abtransport der Militäranlagen, die mittlerweile errichtet worden waren.