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Berlin ist noch lange nicht fertig. Und deshalb kann das Erfolgstrio nach dem ersten Band gar nicht anders – und macht weiter: Es lässt sich treiben und wird dabei von dieser Stadt in ihrer Unvollkommenheit immer wieder aufs Neue überrascht. Das war schon immer so: Berlin erklärt sich nicht auf den ersten Blick – die wahren Schätze muss man aufspüren. Wer kam als Statue nie auf seinen Sockel? Wann leuchtete die erste West-Reklame in Ost-Berlin? Was wird unterirdisch in den hängenden Gärten geerntet – und wo genau liegt eigentlich der Mittelpunkt dieser Stadt?
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Seitenzahl: 216
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111 Orte in Berlin, die man gesehen haben muss
Band 2
Lucia Jay von Seldeneck, Verena Eidel und Carolin Huder
emons: Verlag
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2016 Alle Rechte vorbehalten Texte: Lucia Jay von Seldeneck Redaktion: Carolin Huder © der Fotografien: Verena Eidel Kartografie: Regine Spohner Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-86358-509-9 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de
Vorwort
1_Die Alte Liebe | BerlinEine, die sich treu bleibt
2_Alt-Marzahn | BerlinViele Grüße aus dem Gebirge!
3_Der Ameisen-Shop | BerlinBei den Aufräumern
4_Das Anti-Kriegs-Museum | Mission für den Frieden
5_Das Archiv der DDR-Opposition | Die Erben des Robert Havemann
6_Die Arminiusmarkthalle | Echt 21
7_Das Auktionshaus Beier | Lass dich überraschen!
8_Die Aula | In der ehemaligen jüdischen Mädchenschule
9_Die Autobahnausfahrt Sachsendamm | Ein kleines bisschen Endzeitstimmung
10_Das Automatophone-Kabinett | La musique automatique
11_Das Ave Maria | Ernst gemeint
12_Die Bäckerei | Der Brotofen von Pankow
13_Der Bärlauch-Teppich | Die besondere Note vom Plänterwald
14_Der Baum mit Botschaft | Wenn die Worte fehlen
15_Das BergWerk | Gut fürs Ego
16_Die Betbank | Einladung zum Innehalten
17_Der Biberausstieg | Wem gehört die Spree?
18_Der Brommy-Balkon | Spreehawaii früher und heute
19_Die Bucht an der Schleusenbrücke | Abtauchen unterm alten Sockel
20_Das Café in der Gartenakademie | Wo der Frühling zu Hause ist
21_Das Carillon | An einem Sonntag im Tiergarten
22_Die Cité Foch | Die Geisterstadt aus den 70ern
23_Der Denkmalsockel | Aufruf zum Frieden
24_Der DenkOrt | Das wachsende Gedenken
25_Die Düne | Tag am See
26_Das Eastgate | Kein Zufall
27_Das ehemalige Kinderkrankenhaus | Ruine für Einsteiger
28_Der Eiffelturm | Wedding – Mon Amour!
29_Die Eisbahn | Die Ärzte, Pommes Schranke und weiche Knie
30_Das erste Haus an der Karl-Marx-Straße | Der Marx und der Engel
31_Die ExRotaprint-Kantine | Das neue Eigentum
32_Fichú | Über die Mode erhaben
33_Das Flugfeld Johannisthal | Eine Ahnung vom Fliegen
34_Das Fort Hahneberg | Bereit für den Angriff – der nie kam
35_Das Freibad Plötzensee | Die Mischung macht’s
36_Der Friedenspark | Auf den Kuckucksbergen
37_Das Friedhofscafé | Ein lebendiger Ort
38_Das Funkturm-Restaurant | Eine Perle der Lüfte
39_Das Georg-Kolbe-Haus | Refugium unter Kiefern
40_Die Givebox | Geschenkt!
41_Die Gründerzeit-Platte | Ein echter Hingucker
42_Die grünen Dächer | Nachmachen erwünscht
43_Die hängenden Gärten | Die frischesten Pilze in der Stadt
44_Das Haus, in dem die U-Bahn verschwindet | Immer der Nase nach
45_Haus Zenner | Komm tanzen!
46_Die Hofschmiede | Von der Liebe zum Metall
47_Das Holländerviertel | Ein Vorbild für das Mehrgenerationenwohnen
48_Der Judengang | Halb privater Grünraum
49_Die Jurte | Kommt zusammen!
50_Der JVA-Shop | Die gute Tat zum kleinen Preis
51_Der Kaisersteg | Überbleibsel einer großen Sinfonie
52_Das Kaninchenfeld | Das verlorene Paradies
53_Die Kant-Garagen | Denkmalwürdige Kurven
54_Die Kiesgrube | Naherholung leicht gemacht
55_Der Kletterbaum | Gibt dir das Leben einen Puff ...
56_Die Knabberfisch-Becken | Fußpflege mit Fischen
57_Knopf Paul | Eine Schatzkammer
58_Die Konditorei Buchwald | Zu Gast beim König der Kuchen
59_Das Krematorium | Erde, Wasser, Licht und Trost
60_Der Kunstsalon | Die Bilder der Gebrüder Posin
61_Der Kuppelsaal | Eine Kathedrale für den Sport
62_Die Liebespaarbank | Die unbekannten Nackten auf Europas schönstem U-Bahnhof
63_Die Linde in der Linde | Künstler: Die Natur
64_Der Lokschuppen | Ein Relikt aus der Kohlezeit
65_Mary’s Saloon | Back in the saddle again …
66_Die Maschinenhalle | Eine Kathedrale für die Technik
67_Das Materiallager | Kreative Mischung
68_Der Mauer-Wald | Wandel der Zeiten
69_Der Mittelpunkt Berlins | Der Zankapfel
70_Die Müggelseefischerei | Fischers Netze und frische Fische
71_Das Museum der unerhörten Dinge | Unglaublich und teilweise wahr
72_Mutter Fourage | Lebendige Nostalgie
73_Das Neuköllner Nussdepot | Von Cashew bis Melonenkern
74_Die Pagode Linh Thuu | Zu Besuch bei Buddha
75_Paule III | Manpower auf der Müggelspree
76_Die Pelmeni-Welt | Gleich hinterm Ostbahnhof
77_Der Piano Salon | Tastenläufe auf Schienen
78_Der Plattenpalast | Eine Berliner Resteverwertung
79_Das Relief | Denkmäler für Alltagshelden
80_Der Rheingauer Weinbrunnen | Man sieht sich
81_Die Ruine der Künste | Der Lauf der Dinge
82_Der Rundblickbeobachtungsturm | Ein stummer Zeitzeuge
83_Der runde Hinterhof | Das versteckte Unikum
84_Der Russische Friedhof | Ein Fleck Heimaterde
85_Die Schilder-Meile | Das St. Pauli von Berlin
86_Schloss Biesdorf | Alte und neue Wirklichkeiten
87_Der Schlüssel-Baum | Das Geheimnis von Stralau
88_Der Schrotkugelturm | 38 Meter freier Fall
89_Die Schuhputzfabrik | Industrieromantik pur
90_Der Scube Park | Komm, lass uns ausziehen
91_Der Selbstmörderfriedhof | Auf Leben und Tod
92_Die Skyline-Cafeteria | Naseplattdrücken über der Stadt
93_Das Sockelgeschoss | Die Kathedrale der Skulpturen
94_Das Spitteleck | Die erste Leuchtreklame in Ostberlin
95_Die Splanemann-Siedlung | Die erste Platte Deutschlands
96_Das Stadtbad Steglitz | Alte Schönheit neu in Betrieb
97_Das Straßenbahndepot | Pittoresk mit Gruselfaktor
98_Tautes Heim | Ein original Zuhause
99_Das Tieranatomische Theater | Ein Fenster zur Wissenschaft
100_Der Tierpräparator | Schönheit bewahren
101_Die Tuileriensäule | Versteck mit Aussicht
102_Der Tulpenbaum | Ein Denkmal der Natur
103_Die Uhr der fließenden Zeit | »Mehr West-Berlin geht nicht«
104_Das Wandbild | Die große Familie
105_Der Waschsalon | Freddy Leck – Der Fleck muss weg!
106_Der Weingarten | Der Klimawandel macht’s möglich
107_Die Wiesenburg | Der Zaubergarten an der Panke
108_Die Wohnung der Anna Seghers | Der Schatz der Schriftstellerin
109_Der Zauberkönig | Scherze aus Tradition
110_Die Zukunft | Einfach machen!
111_Die Zwingli-Kirche | Showroom in der Lichterstadt
Bildteil
Übersichtskarten
Berlin ist jetzt. Und jetzt. Und jetzt. Jeder, der diese Stimmung einmal aufgenommen hat, wird zugeben: Man kann unmöglich aufhören mit dem Entdecken dieses Wunderdingens. Wir treiben also weiter durch die Stadt, spüren Orte auf und markieren sie sorgfältig als Punkte in unserem Stadtplan.
Berlin erklärt sich nicht selbst – man muss schon runter vom Sofa und selbst auf Entdeckungsreise gehen. Wir haben neue Fährten gelegt, die dieses unbegreifliche Berlin näherbringen: Wo findet man den Saloon, in dem die Cowboys dieser Stadt den Can-Can-Tänzerinnen unter die Reifröcke gucken, welche Zeit lebt weiter in der französischen Geisterstadt, und wem gehört das Spreeufer wirklich? Unterwegs haben wir den Mittelpunkt von Berlin un die rostgold glänzenden Fensterscheiben vom Palast der Republik aufgespürt. Vielleicht finden wir am Ende des Regenbogens nicht immer den goldenen Topf, aber in jedem Fall ein Teil, das dieses Riesenpuzzle ausmacht.
Und wieder einmal ist klar geworden: Berlin ist nicht ein Ganzes, sondern ein Vielfaches. In den neuen Fundstücken wohnen Farben, Gerüche, Geschichten und ganz eigene Stimmungen. In ihnen verrät sich Berlin augenblicksweise – und manchmal auch mit einem Augenblinzeln.
Es gibt keine festen Regeln und Anleitungen, um Berlin kennenzulernen, außer der einen: Man muss einfach anfangen. Und dranbleiben. Berlin macht schließlich auch immer weiter. So wie gerade jetzt. Und jetzt. Also los!
Eine, die sich treu bleibt
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Geschafft! Man muss sich zuerst noch an das leichte Schwanken gewöhnen – aber es ist geglückt: Der beste Platz auf der Alten Liebe ist ergattert. Diesen Tisch ganz hinten am Heck, direkt an der Reling, kann man nicht reservieren: Man muss ihn erobern! Einen romantischen Sonnenuntergang mit Blick über das Schilf und die kleinen verwunschenen Buchten am Ufer kann man zwar von allen Tischen auf dem Restaurantschiff aus erleben – aber die ungestörte Sicht über Wasser und Weite und das Hochgefühl, ganz vorne zu sitzen bei diesem imposanten Naturschauspiel rundherum, das hat man nur an diesem einen Platz.
Der besondere Wannsee-Geruch mit seiner Mischung aus Wasser, Benzin und dem gewissen undefinierbaren algig-frischen Etwas kitzelt in der Nase. Der Wind weht leicht, und die Sonne wärmt die Haut. Und weil das alles so gut passt, hat es die Alte Liebe auch nicht nötig, sich übermäßig aufzubrezeln. Sie braucht keine Extravaganzen. Und das ist sehr erholsam. Auf den Tischen liegen schlichte weinrote Gastro-Tischdecken, es gibt ein Pils oder eine Tasse Kaffee, und auf der Speisekarte stehen unter anderem Matjes, Bratkartoffeln, Sülze.
Info
Adresse Havelchaussee 107, 14055 Berlin-Charlottenburg | ÖPNV Bus 218, Haltestelle Am Postfenn | Öffnungszeiten April–Okt. täglich 12–22 Uhr, Nov.–März Do–So 12–19 Uhr | Tipp Sich treiben lassen: Rundherum gibt es die allerbesten Voraussetzungen dafür, schwimmen, durch den Wald laufen, ein Boot mieten, ein Schläfchen irgendwo am Ufer machen …
Die Alte Liebe möchte nicht auftrumpfen, hervorstechen oder mit besonderen Events locken, sie nimmt sich zurück und ist, was sie ist: ein altes Hamburger Hafenschiff im Ruhestand. Und das jetzt auch schon seit über 100 Jahren. Sie liegt würdevoll und erhaben hier an ihrem Steg und bekommt mit, was die Ausflügler berichten und die Stammgäste seit dem letzten Besuch erlebt haben. Nur aus der Ruhe kann sie nichts bringen.
Hin und wieder kommt Jakob die Krähe vorbei. Er hat jegliche Scheu überwunden, sitzt auf der Reling und blickt frech über die Tische hinweg. Die Enten jagen sich laut schnatternd, und am anderen Ufer bellt irgendwo ein Hund. Die Havel-Idylle ist nicht zu toppen – und das soll bitte auch die nächsten 100 Jahre so bleiben.
In der Nähe
Der Selbstmörderfriedhof (1.03 km)
Die Kiesgrube (2.54 km)
Die Pagode Linh Thuu (3.1 km)
Der Kuppelsaal (3.14 km)
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Viele Grüße aus dem Gebirge!
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Es ist nicht schwer, sich das vorzustellen: Die Hochhäuser sind hohe Berge, man fährt durch Schluchten und Täler, vorbei an wilden Wiesen, und in der Mitte der Straße schnauft die gelbe Bergbahn dem Pass entgegen. Und dann plötzlich am Straßenrand: eine alte Mühle mit großen dunklen Windrädern. Man verlässt die schnurgerade Talstraße – und kommt hinter einem Hügel in einem abgelegenen uralten Dorf zum Stehen. Die Ziegen meckern auf dem saftigen Hang am Fuße der Mühle, es riecht frisch und erdig und sommerwarm. Hochbetagte Traktoren und Pflugscharen stehen unter knorrigen Obstbäumen im Schatten. Die Zeit ist angehalten.
Durch eine kleine holprige Gasse mit niedrigen Häusern und fast genauso hohen Rosenstöcken davor gelangt man zu der kleinen steinernen Kirche. Rund um das Dorfzentrum ragen die Gipfel der umliegenden Bergketten in die Höhe.
Info
Adresse Alt-Marzahn, 12685 Berlin-Marzahn | ÖPNV Tram M8, M18, Haltestelle Alt-Marzahn; Bus 154, 192, Haltestelle Alt-Marzahn | Tipp Selbstgemachtes: Im Hofladen der Tagesstätte für Suchtkranke, Alt-Marzahn 31, findet man unter anderem Seifen, Puppenwagen, Marmeladen und Regale, alles auf dem alten Hof gemacht.
Wenn man zur richtigen Jahreszeit hierherkommt, blühen überall vor den alten Gehöften rund um den Dorfanger die Rosen. Treffpunkt zur Mittagszeit ist der Fleischer an der Kirche. Hier gibt es nicht nur Mittagstisch und frisches Fleisch – hier kommen die Menschen aus den umliegenden Bergen und die Talbewohner zusammen und erzählen sich die Neuigkeiten aus der Region. Man beobachtet, wie ein Bauer das Heu mit einem Ochsenkarren von den Feldern einfährt. Aber das sieht man heute nicht mehr in echt, sondern nur auf dem Wandbild hinter der Fleischtheke.
Das alte Dorf Marzahn hat hier all die Jahre standgehalten, ein enormes Gebirge ist rundherum in die Höhe geschossen, aber das Leben im Dorf hat sich davon nicht seine Ruhe nehmen lassen. Es ist ein Ort, der beweist: In Berlin ist eben nicht immer alles so, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn wer hätte gedacht, dass man von einem Ausflug aus Marzahn zurückkommt und sich fühlt, als wäre man einen Tag in den Bergen gewesen.
In der Nähe
Das Eastgate (1.18 km)
Der Friedenspark (2.36 km)
Das BergWerk (3 km)
Die Gründerzeit-Platte (3.09 km)
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Bei den Aufräumern
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Die Lage ist nicht gerade ideal für Laufkundschaft. Aber die hat der »Antstore« auch nicht nötig. Alle, die hier über die Treppe in den ersten Stock finden, kommen nicht zufällig vorbei. Sie kommen wegen der Ameisen. In Röhrchen verpackt kann man hier zum Beispiel eine kleine Kolonie bestehend aus einer Königin und einigen Arbeiterinnen erwerben und mit nach Hause nehmen.
Doch der Laden ist nicht nur was für Ameisen-Halter. Es gibt jede Menge zu sehen: In dem zur Hälfte aufgeschnittenen Ameisenhügel kann man hinter einer Glasscheibe beobachten, wie unzählige Ameisen durch die Gänge eilen. Vor dem Hügel stehen ein winziges Tellerchen mit Schinken und daneben ein Schüsselchen mit Honig.
Info
Adresse Selerweg 41, 12169 Berlin-Steglitz | ÖPNV Bus M82, X83, 282, 284, 380, Haltestelle Steglitzer Damm/Bismarckstraße, Bus 181, Haltestelle Selerweg | Öffnungszeiten Mo–Fr 9–12 und 13–18 Uhr, 1. Sa im Monat 12–16 Uhr | Tipp Der Insulaner: Auf dem Schöneberger Trümmerberg kann man im Planetarium Sterne betrachten, im Freibad schwimmen und vom Gipfel aus über Süd-West-Berlin blicken.
Bisher konnte der Mensch die Kommunikation dieser Tiere noch nicht vollständig erforschen. Fest steht, dass Ameisen sieben verschiedene Duftdrüsen haben und ihre gesamte Verständigung über unterschiedliche Geruchsmischungen abläuft. Und dass sie kommunizieren, das kann man hier beobachten. Durch alle Räume des Ladens führen unter der Decke durchsichtige Plastikrohre, durch welche die Ameisen ohne Unterlass in beide Richtungen flitzen. An einem Ende des überirdischen Ganges liegt ein Haufen mit Blättern, am anderen wächst auf einem Humushügel ein Pilz, den die Tiere mit zerkleinerten Blättern füttern, damit sie sich wiederum von dem Pilz ernähren können.
Alles schafft und schuftet, hastet und eilt ohne Unterlass. Die Gruppe, welche die zerstückelten Blätter von ihren Kollegen übernimmt und zum Pilz schafft, bringt in ihrem sogenannten »Sozialmagen« auf dem Rückweg ein bisschen Nahrung mit und füttert auf dem Weg die anderen – und die wiederum füttern die nächsten, welche die Blätter durch die Rohre heranschaffen, und immer so weiter. Wenn man es weiß, kann man es beinahe sehen, wenn sich zwei Ameisen im Rohr begegnen und kurz innehalten.
In der Nähe
Das Stadtbad Steglitz (0.74 km)
Der Tierpräparator (0.92 km)
Die Eisbahn (1.39 km)
Das Café in der Gartenakademie (2.49 km)
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Mission für den Frieden
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Wenn man durch die Tür tritt, sieht man sie direkt an. Die zertrümmerten und entstellten Gesichter, die auf großen Fotos an der Wand gegenüber hängen. So schnell kann man die Augen gar nicht schließen oder den Kopf zur Seite drehen. Diese Bilder vergisst man nicht mehr.
Es sind die Porträts von Kriegsverletzten aus dem Ersten Weltkrieg, die Ernst Friedrich 1925 für sein erstes Anti-Kriegs-Museum in Berlin-Mitte auswählte. Er wollte damit ein besonderes Denkmal für den Frieden setzen, kein Ehrenmal oder Kriegsdenkmal, sondern ganz im Gegenteil eines, das die Schrecken und Leiden zeigt. Doch das kam nicht besonders gut an. Schließlich war der Nationalstolz nach der Niederlage ziemlich angeknackst, und so kam es, dass Ernst Friedrich in der Weimarer Republik insgesamt 13-mal angeklagt wurde, vor allem wegen Beleidigung der Reichswehr. Seine Mission für den Frieden brachte ihm drei Jahre Gefängnis und später, als das Museum von den Nationalsozialisten längst geschlossen war, KZ ein. Doch er machte weiter, konnte emigrieren, schaffte es, sein Museum in Brüssel wieder aufzubauen. Doch auch dort wurde es nach dem Einmarsch zerstört.
Info
Adresse Brüsseler Straße 21, 13353 Berlin-Wedding | ÖPNV U9, Haltestelle Amrumer Straße; Tram M13, 50, Haltestelle Seestraße/Amrumer Straße; Bus 221, Haltestelle Seestraße/Amrumer Straße | Öffnungszeiten täglich 16–20 Uhr | Tipp Berlin Gin: In der Preußischen Spirituosen Manufaktur in der Seestraße 13 werden alte Destillier-Traditionen bewahrt: »Adler Berlin Dry Gin« heißt das Ergebnis (Hofverkauf Mo–Fr 11–19 Uhr).
Heute ist das »Friedens-Museum« in einer kleinen Kopfsteinpflasterstraße im Wedding zu Hause und zeigt uns, was wir uns nicht vorstellen können: nämlich, was Krieg bedeutet. Im Keller wird das spürbar. Dort, hinter der schweren eisernen Tür, betritt man einen original eingerichteten Luftschutzkeller. Ein Stockbett und einige Stühle füllen den Raum fast ganz aus.
An der Wand lehnt eine Holztür. Sie stammt aus einem Keller in Neukölln. Auf dem Holz haben die Menschen aus jenem Haus jeden Luftangriff notiert, mit Datum und Uhrzeit. Wenn man die langen Zeilen unter den Jahreszahlen hinunterguckt, bekommt man mit einem Mal eine Ahnung davon, wie es sich anfühlen muss, nicht zu wissen, wie es weitergeht, jeden Tag in Ungewissheit zu verbringen.
In der Nähe
Das Freibad Plötzensee (1.3 km)
Der Eiffelturm (1.5 km)
Die ExRotaprint-Kantine (1.56 km)
Die Wiesenburg (1.86 km)
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Die Erben des Robert Havemann
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… zum Beispiel Edgar Guhde. Er schrieb in den 1950ern einen Brief an seine Partei, die SED. Auf 50 Seiten umriss Guhde darin einen Entwurf, wie der neu gegründete sozialistische Staat – an den er selbst fest glaubte – verbessert und weiterentwickelt werden müsse. Er bekam dafür fünf Jahre und 98 Tage Gefängnis.
Heute liegt der Original-Brief im ersten Stock des Archivs der Robert-Havemann-Gesellschaft, in einem lichtundurchlässigen Karton und mit Schutzpapier zwischen den Seiten. Auch sein Haftbefehl wird hier aufbewahrt. Es sind wertvolle Dokumente, denn sie zeigen, wie das Regime der DDR auf Kritik reagierte – und wie sich gegen diese Willkür immer mehr Widerstand formierte.
Info
Adresse Robert-Havemann-Gesellschaft e. V., Schliemannstraße 23, 10437 Berlin-Prenzlauer Berg, www.havemann-gesellschaft.de | ÖPNV S8, S9, S41, S42, S85, Haltestelle Prenzlauer Allee; U2, Haltestelle Schönhauser Allee; Tram M2, Haltestelle Fröbelstraße; Tram 12, Haltestelle Stargarder Straße | Öffnungszeiten Mi 10–18 Uhr, Mo, Di, Do, Fr 10–15 Uhr | Tipp Orte des Widerstandes: Im Prenzlauer Berg wurde die Revolutionsbewegung Ende der 1980er Jahre immer entschlossener, zum Beispiel in der Gethsemanekirche und der Zionskirche.
»Symbole, Parolen und Transparente« steht auf der obersten Schublade im zweiten Stock. Und wenn man an den Regalen mit den Flugblättern, Fotos, Filmmitschnitten und Briefen entlanggeht, dann wird einem bewusst: Was hier archiviert und damit vor dem Vergessen bewahrt wird, das ist die Geschichte einer Protest-Bewegung, von der man viel zu wenig weiß.
Die allererste Sammlung von Oppositionsschriften wurde noch vor der Wende in den 1980er Jahren im Keller der Zionskirche zusammengetragen. Hier, in der »Umweltbibliothek«, erfuhr man, woran einzelne Gruppen arbeiteten – und konnte sich verbotene Bücher ausleihen. Nach dem Mauerfall waren es unter anderem diese Dokumente, die eine kritische Auseinandersetzung überhaupt erst möglich machten. Die Robert-Havemann-Gesellschaft verwaltet ein großes Erbe – unter anderem auch den gesamten Nachlass ihres Namensgebers, dem wohl prominentesten Kritiker des DDR-Systems. Aber sie lässt dieses Erbe nicht in den Regalen stehen: Auf Ausstellungen, Internetseiten und Arbeitsblättern werden die Ideen der Revolution weitergegeben.
In der Nähe
Die Knabberfisch-Becken (0.58 km)
Der runde Hinterhof (0.97 km)
Der Judengang (1.43 km)
Der Plattenpalast (1.46 km)
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Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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