111 Orte in Hongkong, die man gesehen haben muss - Kathrin Bielfeldt - E-Book

111 Orte in Hongkong, die man gesehen haben muss E-Book

Kathrin Bielfeldt

4,8

Beschreibung

Über 260 Inseln, einsame Strände und Naturschutzgebiete, so weit das Auge reicht – und das in einer der streckenweise am dichtesten besiedelten Städte der Welt. Innerhalb von 175 Jahren von null auf hundert – keine andere Stadt hat eine so komprimierte und wechselvolle Geschichte, in keiner anderen asiatischen Metropole vereinen sich östliche und westliche Kultur so eindrucksvoll und doch harmonisch wie in Hongkong. Wer meint, Hongkong sei eine Betonwüste, in der man nur gut shoppen könne, der irrt ganz gewaltig. Lernen Sie 111 Seiten einer faszinierenden Stadt voller Gegensätze kennen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 222

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (6 Bewertungen)
5
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



111 Orte in Hongkong, die man gesehen haben muss

Kathrin Bielfeldt und Raymond Wong

emons: Verlag

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Emons Verlag GmbH // 2016 Alle Rechte vorbehalten Texte: Kathrin Bielfeldt und Raymond Wong © der Fotografien: Jürgen Bürger © Covermotiv: supakitmod/depositphotos.com Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-96041-155-0 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Inhalt

Vorwort

1_Alte Bäume | Aufforstung auf die englische Art

2_AO: Vertical Art Space | Trimm-dich-Pfad der Kunst

3_Arch Angel Antiques | Besser als im Museum

4_Art Supermarket | Einfach mal Kunst einkaufen gehen

5_Das Beef & Liberty | Von Hamburgern und einem Bratrost-Orden

6_Betsy | Die Heimkehr einer alten Dame

7_Das Bibo | Kunst, von der Straße geholt

8_Das Blue House | Der Gentrifizierung ein Schnippchen geschlagen

9_Die Bridges Street | Liegt nicht am Fluss, aber am Wasser

10_Die Casadei-Brunnen | Ein vergessener Künstler

11_Die Cathedral of the Immaculate Conception | Wo man auf Unberührtheit viel Wert legt

12_Das Cattle Depot | Der große Bogen der Geschichte

13_Der Central Ferry Pier | Ein Gebäude mit bewegter Geschichte

14_Der Central Market | Ein klassischer Fall von Streamline-Moderne

15_Die Chancery Lane | Die kleine Gasse an der Gefängnismauer

16_Die Chater Road | Die Anfänge der Landgewinnung

17_Chinese Arts & Crafts | Meister chinesischer Handwerkskunst

18_Die Chungking Mansions | Dicht gedrängt auf wenig Platz

19_Chu Wing Kee | Made with pride in Hong Kong

20_Das Comix Homebase | Ein Rundgang durch Wan Chai

21_Discovery Bay | Wo ein Golfcart 100.000 Euro kostet

22_Das Double Oval | Eine weit gereiste Skulptur

23_Duck Shing Ho | Hippe Röllchen

24_Die Duddell Street | Von Ratten und Laternen

25_Der Financial District | Am Wochenende ist alles anders

26_Das Foo Tak Building | Stapelweise Künstler

27_Der Fringe Club | Theater, Jazz und Briten in Wintermänteln

28_Das Government House | Das gepuzzelte Haus

29_Die Gutzlaff Street | Ein deutsches Sprachgenie auf großer Mission

30_Das Helena May | Das Erbe der Suffragetten

31_Das Heritage Hotel | Neun Schüsse und zwei Tote in Tai O

32_Das Heritage Museum | Ein Besuch in der Oper

33_HK Walls | Nur Narrenhände beschmieren Tisch und Wände

34_Das Horizon Plaza | Außen pfui, innen hui

35_Das HSBC Building | Die Kathedrale des Kapitalismus

36_Das Hysan Place | Ein Perspektivwechsel

37_Der IFC Roof Garden | Mittendrin und voll in der Sonne

38_Die Jamia Mosque | Offene Türen

39_Die Jao Tsung-I Academy | Unterschiedliche Zeitrechnung

40_Das Jardine House | Das Haus der tausend Münzen

41_Das JCCAC | Viele Künstler unter einem großen Dach

42_Die John-Osborn-Statue | Die Geschichte eines Helden

43_Die Kadoorie Farm | Ein Tangerinenbäumchen und seine positiven Folgen

44_Kau Ling Chung | Abgeschiedener geht kaum

45_Koloniale Briefkästen | Ein lebendiges Stück Kolonial-Geschichte

46_Kom Tong Hall | Das Zuhause eines reichen Chinesen

47_Der Kowloon Park | Die Hände, die sie schufen

48_Das Kubrick & Co. | Ein Mekka für Cineasten

49_Der Kwan Tai Temple | Keramik vom Feinsten

50_Das Lin Heung Tea House | Wer zuletzt kommt …

51_Das Lock Cha Tea House | Eine Oase der Ruhe im Hong Kong Park

52_Die Lugard Road | Je höher, desto besser

53_Die Lui Seng Chun | Das liebste Haus der Hongkonger

54_Das Mama Chau | Richtig scharf essen in einer private kitchen

55_Das Maritime Museum | Alle Mann an Bord

56_Das Mavericks | Beachlife in Pui O

57_Die Methodist Church | Kirchen sind letztendlich auch nur Unternehmen

58_Die Mini Great Wall | Der Cheung Chau Family Trail

59_Das Monument Office | Ironie des Schicksals

60_Mui Wo | Die Entdeckung der Langsamkeit

61_Das Murray House | Was aus den alten Kasernen wurde

62_Der Nan Lian Garden | Geradezu hin und weg

63_Die Nathan Road | Eine Ode an die Neonröhre

64_Ngong Ping | Ein Architekt mit Weitsicht

65_Das Oi! | Mit 2,50 pro Quadratmeter fing alles an

66_Das Old Mental Hospital | Das 111. Baudenkmal

67_Das Opus Hong Kong | Wo man gern eine 10-Quadratmeter-Wohnung hätte

68_Pak Ngan Heung | Kein Silber, aber ein Plumpsklo

69_Der Pak Tai Temple | Der schönste Picknicktisch Hongkongs

70_Der Pak Tsz Lane Park | Zopf ab statt Rübe ab

71_Der Parsee Cemetery | Eine sehr pragmatische Lösung

72_Peng Chau Island | Klein, aber oho

73_Ping Shan | Der erste Heritage Trail Hongkongs

74_Das PMQ | Ideale Verhältnisse

75_Possession Point Hill | Die Geschichte des Hollywood Road Park

76_Das Qing Stone Tablet | Papier ist vergänglich

77_Die Queen’s Road West | Papiergebisse und Weihrauch

78_Die Rednaxela Terrace | Chinglish und andere Verwirrungen

79_Das Repulse Bay Hotel | Die Riviera des Orients

80_Die Rock Carvings | Es begann nicht erst mit den Briten

81_Sammy’s Kitchen | Im Zeichen der Neon-Kuh

82_Das SARS Memorial | Erinnerung an die Helden im weißen Kittel

83_Die Shanghai Street | Das Eldorado der Köche in Yau Ma Tei

84_Shek Kip Mei | Ein Brand und ein äußerst seltener Fund

85_Signal Hill | Ein Hügel mit deutscher Vergangenheit

86_Die Sing Lee Factory | Keine Baustelle, auch wenn es so aussieht

87_Die St. Andrew’s Church | Ein seltener Gebäudekomplex im neugotischen Stil

88_Die Stanley Police Station | Drei Jahre und acht Monate

89_Die St. Joseph’s Church | Aller guten Dinge sind drei

90_Die Tai Chi Series | In der Ruhe liegt die Kraft

91_Der Taikoo Artwalk | Kevin Fung oder Beruf kommt von Berufung

92_Taikoo Shing | Was Eislaufen mit Zuckertütchen zu tun hat

93_Tai Ping Shan | Die Pest und ihre Folgen

94_Die Tak Sun School | Auf den Spuren von Bruce Lee

95_Der Tamar Park | Ein Park mit Vergangenheit

96_Die Tanka Boat People | Ein Leben auf See

97_The Flying Frenchman | Ein Engel im Gepäck

98_The Lily | Die reichste Frau Asiens und ihr Feng-Shui-Lehrer

99_The Stoep | Das älteste südafrikanische Restaurant Hongkongs

100_Tonys Fotoshop | Ein kleiner Laden mit einer langen Geschichte

101_To Tsu Kok | Ein kleiner Trödelladen auf Peng Chau

102_Die Trappist Monastery | Eine Wanderung und 110 Kerzen

103_Das Tsui Wah | Die kantonesische Interpretation westlicher Küche

104_Die Tung Wah Group | Mehr als nur ein Krankenhaus

105_Das Wang Fu | Dumplings á la carte

106_Whampoa Gardens | Wo die alten Docks waren

107_Die Wing Lee Street | Wie ein Kinofilm einen Straßenzug rettete

108_Die Wing Wo Bee Farm | Honig und clevere Bienen

109_Der Wishing Tree | Ein Plastikbaum gegen schlechte Schulnoten

110_Das Wontonmeen | Ambassadors of Design

111_Das Yau Ma Tei Theatre | Kantonesische Opern und Softpornos

Bildteil

Übersichtskarten

Vorwort

Am 26. Januar 2016 wurde Hongkong 175 Jahre alt. Um hinter die Fassaden dieser großartigen Stadt zu schauen, muss man tatsächlich ganz vorn anfangen. Man stelle sich also folgende Situation vor: Eine Handvoll Engländer und andere Europäer, fast alles Kaufleute plus Militär, gründen auf einer recht kahlen Insel mit nur wenigen Dörfern 1841 eine Kolonie. Niemand misst dieser kriegerisch erbeuteten Insel größere Bedeutung bei, denn sie wird lediglich als ein Zwischenlandeplatz für den Handel mit China gesehen.

Wider Erwarten ist jedoch eine wachsende Zahl an Chinesen, meist Handwerker und Händler, ganz anderer Ansicht: Ihre Heimat liegt am Boden, zerstört durch die Kriege zerstrittener chinesischer Königshäuser, korrupte imperiale Beamte, Opiumkonsum und skrupellose Ausländer. Hongkong bietet ihnen die Chance auf einen Neuanfang, und sie kommen zu Tausenden (bis in die 1960er Jahre wird die Geschichte Hongkongs von diesen Flüchtlingswellen maßgeblich geprägt). Innerhalb weniger Jahre nach Gründung der Kolonie besteht die Bevölkerung zu 90 Prozent aus Chinesen. Keiner von ihnen spricht Englisch, kaum ein Europäer Chinesisch. Ihre Kulturen und Gebräuche könnten unterschiedlicher nicht sein.

Auf dieser Basis entwickeln sich zwei Parallelgesellschaften, die anfangs vergleichsweise wenige Berührungspunkte haben und deren Kulturen einander nur sehr langsam durchdringen. Die Briten haben zwar das Sagen, was die Leitung und Strukturierung der Stadt angeht, doch anders als in Indien gewähren die Besatzer der Bevölkerung sehr große Freiräume, und die Ausbeutung hält sich in Grenzen. Es sind diese Freiheiten, die die Chinesen für sich nutzen. Sie pflegen zwar die enge Verbindung zu ihrem Heimatland, wo sie helfen und investieren, nehmen sich aber in Hongkong das Beste beider Welten und erschaffen daraus in erstaunlich kurzer Zeit eine der faszinierendsten und sympathischsten Millionenstädte der Welt.

Zum Vollbild

1_Alte Bäume

Aufforstung auf die englische Art

weiter

»Hongkong ist nichts weiter als ein nackter Felsen, auf dem kaum ein Haus steht.« Mit diesem Satz ging der britische Außenminister Lord Palmerston 1841 in die Geschichte ein.

Wenn man sich die Stadt heute ansieht, ist es kaum vorstellbar, dass es sich tatsächlich um eine relativ kahle Gegend gehandelt hat. Bevor ein Baum überhaupt eine gewisse Höhe erreichen konnte, wurde er, laut Governor Davis, von den Chinesen direkt zu Brennholz verarbeitet. Und wo keine Pflanzen wachsen, kommt es aufgrund starker Regenfälle und Wind zu Bodenerosion, womit weiteren Pflanzen die Grundlage entzogen wird. Es gab kaum Bäume, die Schatten spendeten, und für die Landwirtschaft waren die kahlen Hänge ebenfalls nicht geeignet.

Info

Adresse | Tipp Nachdem der Union Jack 1987 eingeholt wurde, bekam Hongkong eine neue Fahne. Die darauf abgebildete Blüte ist die des Bauhinia-Baumes. Diese Bäume sind überall in den Parks zu sehen, meist allerdings nicht in weißer, sondern in violetter Pracht.

Doch wenn die Engländer eines können, dann ist es das Gärtnern. Die Royal Horticultural Society ist nicht umsonst der älteste und berühmteste Gartenbauverein der Welt, und angesichts der kargen Kolonie begann man bald, Pflanzen und Samen zu importieren. 1880 wurde eine erste Fläche von einem Quadratkilometer mit 270.000 Bäumen aufgeforstet, 1882 wurden bereits 777.914 Bäume neu gesetzt, und im Jahr 1883 waren es 1,1 Millionen Bäume.

Die Engländer experimentierten mit Pflanzen, was das Zeug hielt, kennzeichneten die verschiedenen Sorten akribisch mit Schildern, um herauszufinden, welche Arten besonders gut gediehen, erlitten aber auch herbe Rückschläge durch Taifune und Erdrutsche. Es war ein Projekt der gesamten Kolonialgesellschaft, und die Liste der Spender von Pflanzen und Samen liest sich wie ein Who’s who der Upperclass jener Zeit.

Noch heute findet man überall viele dieser ganz alten Bäume, wie die alten Chinesischen Feigen im Kowloon Park und vor dem Tempel in Yau Ma Tei oder den seltenen Narrabaum vor dem Central Government Office Compound. Es gibt zudem viele sogenannte Wall Trees, die ganz gezielt gepflanzt wurden, damit sie Mauern stabilisieren.

Zum Kapitelanfang

Zum Vollbild

2_AO: Vertical Art Space

Trimm-dich-Pfad der Kunst

zurück

weiter

Wo ist es meistens nicht schön? Was wird oft vernachlässigt, ungern geputzt und manchmal zugemüllt? Und wo ist im teuren Hongkong eigentlich überhaupt noch Platz? Die Idee ist so simpel wie genial: im Treppenhaus.

Ende 2011 hatte der Buchverlag Asia One die Idee, die Originale seiner Kunstbücher einfach ins Treppenhaus zu hängen und dort eine vertikale Ausstellung zu kreieren, bei der man im Fahrstuhl nach oben fährt und dann Etage für Etage an den Bildern vorbei nach unten geht. Auf diese Weise wird internationale und lokale Kunst zugänglich, lebendig und bleibt in Erinnerung. Es war außerdem eine ganz neue Möglichkeit, die Veröffentlichung eines Buches interessant in Szene zu setzen.

Info

Adresse 13-G/F Asia One Tower, 8 Fung Yip Street, Chai Wan | ÖPNV MTR Island Line (blau), Chai Wan Station, von dort mit Minibus 47M zur Sheung On Street Gas Station | Tipp Gleich um die Ecke, an der Siu Sai Wan Road, ist die Island Resort Mall. Von der Promenade vor dem Einkaufszentrum hat man einen vollkommen neuen, ungewohnten Blick auf die Stadt am Meer.

Im Mai 2012 war es dann so weit. AO: Vertical Art Space zeigte seine erste Ausstellung: »Ein Porträt Chinas, gesehen mit den Augen chinesischer Fotografen«. Sie wurde gemeinsam mit dem Pressefotografen und Gewinner des Pulitzerpreises Liu Heung Shing zusammengestellt. Das Porträt Chinas gibt einen faszinierenden Überblick über die Geschichte des Landes während der vergangenen 60 Jahre.

Eine weitere Sammlung ergänzte die erste, die Bilder von Ho Fan, der auch »Dichter mit Kamera« genannt wird und den Ruf eines wahren Meisters der Schwarz-Weiß-Fotografie hat. Seit 1956 wurde er mit mehr als 260 Preisen ausgezeichnet.

Die Bilder wurden im Treppenhaus belassen und bilden nun eine große Privatausstellung zeitgenössischer Kunst, die der Öffentlichkeit zugänglich ist. Sie besteht aus über 100 Kunstwerken mit Schwerpunkt auf Fotografie von insgesamt 28 Künstlern, hauptsächlich aus Hongkong und China. Die Ausstellung erstreckt sich über insgesamt zwölf Stockwerke, von F/13 bis F/3. Der Zutritt ist kostenlos, man muss sich aber vorher anmelden. Da das Bürogebäude in einem Industriegebiet liegt, ist es ratsam, den Busfahrer oder Taxifahrer zu bitten, am Asia One Tower anzuhalten.

In der Nähe

Die Rock Carvings (2.41 km)

Taikoo Shing (3.55 km)

Der Taikoo Artwalk (3.89 km)

Duck Shing Ho (5.54 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Zum Vollbild

3_Arch Angel Antiques

Besser als im Museum

zurück

weiter

Es gibt immer die Möglichkeit, in ein Museum zu gehen und sich Relikte vergangener Zeiten hinter Glas anzusehen. Man kann es aber auch machen wie US-amerikanische und europäische Museumskuratoren und sich direkt an die Quelle begeben: die Hollywood Road in SoHo.

Dort gibt es eine ganze Reihe gut geführter Antiquitätengeschäfte, wie zum Beispiel das von Koos and Bonnie Groot 1992 eröffnete Arch Angel. Über 550 Quadratmeter auf drei Etagen erstreckt sich hier eine Ausstellung von außergewöhnlichen Terrakottafiguren, Porzellan und Möbeln, die jedem Museum locker das Wasser reichen kann.

Info

Adresse G/F, 53–55 Hollywood Road, Central | ÖPNV MTR Island Line (blau), Central Station, Exit D2, oder Sheung Wan Station, Exit E1 | Öffnungszeiten Mo–Sa 10–18.30 Uhr, So 10.30–18 Uhr | Tipp Gleich um die Ecke auf der Cat Street (Upper Lascar Row) bekommt man auch für kleines Geld nette Mitbringsel aus der jüngeren Vergangenheit.

Die zweite Geschäftsführerin ist Mitglied des Antique Board der Hong Kong Art Craft Merchants Association, die Antiquitäten bewertet und Echtheitszertifikate ausstellt. Zur Überprüfung der Echtheit einer Terrakottafigur wird an versteckten Stellen Material in Größe einer Bleistiftspitze entnommen und sodann mit der Radiokarbonmethode oder der 1960 in Oxford entwickelten Thermolumineszenzdatierung eine Altersbestimmung durchgeführt. Doch man muss aufpassen, denn auch Fälscher sind nicht dumm – sie kaufen große Bruchstücke alter Statuen und schaffen daraus neue, kleinere Figuren. Eine andere Methode ist, einen Teil der Figur, zum Beispiel den Fuß eines Pferdes, abzunehmen und in einem interessanteren Winkel wieder anzusetzen, was den Wert erhöht. Ein weiterer Hinweis auf die Echtheit eines Stückes ist daher ein Dokument, auf dem mit roten Linien eingezeichnet ist, wo sich vor der Restaurierung die Bruchstellen einer Statue befunden haben, denn kaum eine Figur kommt über oft mehrere 100 Jahre ohne Schäden davon. Ein guter Händler kann die Herkunft seiner Stücke stets genau dokumentieren.

Ein Hinweis auf die Seriosität eines Antiquitätenhändlers kann zudem sein, wie lange er bereits unter gleichem Namen im Geschäft ist; Nachfragen kann hier durchaus vor Schaden bewahren.

In der Nähe

Der Pak Tsz Lane Park (0.05 km)

Das PMQ (0.11 km)

Die Gutzlaff Street (0.16 km)

Das Lin Heung Tea House (0.17 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Zum Vollbild

4_Art Supermarket

Einfach mal Kunst einkaufen gehen

zurück

weiter

Bis Ende der 1960er Jahre gab es in Hongkong nur eine einzige Galerie. Heute sind es unzählige, und die Art Basel hat mit ihrer »Zweigstelle« auf die gestiegene Nachfrage nach zeitgenössischer Kunst in und aus Asien reagiert. Große Namen der Galeristenszene wie »Gagosian« und »White Cube« sind schon seit Jahren mit zunehmendem Erfolg in Hongkong vertreten. Geld, das in Hongkong immer eine große Rolle spielt, muss natürlich auch angelegt werden, und wer bereits einen elektrischen Rasenmäher als Statussymbol besitzt, der investiert in Kunst. (Durchaus kein Witz: Wer einen Rasenmäher benötigt, der hat auch die entsprechend große Rasenfläche – und bei Preisen von umgerechnet 10.000 Euro pro Quadratmeter Bauland bereits in Randgebieten ist schon ein ziemlich dickes Portemonnaie vonnöten.)

Der Art Supermarket in den Mid-Levels geht andere Wege. Die Idee ist, Kunst in den Alltag zu integrieren und einem breiteren Publikum zu ermöglichen, sich mit ihr zu umgeben. Einen »Supermarkt« kennt jeder, da gibt es keine Berührungsängste, und durch die so gesenkte Hemmschwelle hofft man, dass die Neugier groß genug ist, die Galerie zu betreten. Auch impliziert der Name, dass Bilder oder Skulpturen nicht zwangsläufig teuer sein müssen; genauso wenig wie exorbitante Preise zwangsläufig Ausdruck hoher Wertschätzung für den Künstler sind, denn nicht selten endet hochpreisige Kunst als nüchterne Geldanlage im Tresor.

Info

Adresse G/F, 1 Prince’s Terrace, Mid-Levels | ÖPNV MTR Island Line (blau), Central Station, Exit D2; nur wenige Meter vom Central Mid-Levels Escalator | Öffnungszeiten Di–Sa 13–20 Uhr, So, Mo und an Feiertagen nach Vereinbarung | Tipp Fährt man mit dem Escalator weiter bis zur Robinson Road und geht dort knapp 400 Meter nach rechts Richtung Westen die Straße hoch, kommt man zur Ohel Leah, der ersten Synagoge Hongkongs.

Der aus der Schweiz stammende Galeriebesitzer Michael Manzardo setzt auf aufstrebende chinesische Künstler, von denen viele noch nie außerhalb Chinas ausgestellt haben. Die Mischung zeitgenössischer Bilder und Skulpturen im Art Supermarket ist unkonventionell und das Verhältnis zur Kunst weniger verkrampft – Bilder stehen in Stapeln an die Wand gelehnt oder türmen sich in einem Einkaufswagen. Mit der Octopus Card zahlen kann man allerdings nicht.

In der Nähe

Die Rednaxela Terrace (0.04 km)

Die Jamia Mosque (0.07 km)

Die Chancery Lane (0.18 km)

Kom Tong Hall (0.21 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Zum Vollbild

5_Das Beef & Liberty

Von Hamburgern und einem Bratrost-Orden

zurück

weiter

Ein saftiger gegrillter Burger, dazu leckere Fritten mit hausgemachter Sauce. Oder ein knuspriges Brötchen mit Pulled Pork … Wem läuft dabei nicht das Wasser im Mund zusammen? In einer Seitenstraße in Wan Chai bekommt man genau das und noch viel mehr. Wenn man erst einmal begriffen hat, dass man durch die Pizzeria muss, um zum Fahrstuhl zu kommen, der einen in den ersten Stock bringt, ist man seinem Ziel schon deutlich näher.

Beef & Liberty ist der Ableger eines jungen Unternehmens mit Stammsitz Shanghai, und neben dem Lokal in Wan Chai gibt es ein zweites Restaurant in Stanley. Gepunktet wird mit tasmanischem Rindfleisch, Bier aus eigener Brauerei und einer begrünten Dachterrasse. Restaurants, in denen man im Freien sitzen kann, sind selten in Hongkong, und auf der B&L-Dachterrasse steht sogar noch ein Kicker. Zudem findet einmal wöchentlich ein Freiluft-Kinoabend statt.

Info

Adresse 2/F, 23 Wing Fung Street, Star Street Precinct, Wan Chai | ÖPNV MTR Island Line (blau), Wan Chai Station, Exit B2 oder A3; Admiralty Station, Exit F | Öffnungszeiten Mo–Do 11.30–15 und 18–22.30 Uhr, Fr 11–15 und 18–23 Uhr, Sa, So 11–23 Uhr | Tipp Direkt nebenan befindet sich an der Ecke Wing Fung Street/Star Street das letzte Haus des Wan Chai Heritage Trail, ein typischer Bau der Streamline-Moderne.

Der Name hat seinen Ursprung in London. 1735 gründete John Rich, Schauspieler beim Theatre Royal, Covent Garden, ebendort einen Club, den er »The Sublime Society of Beef Steaks« nannte. Hier traf sich die Oberschicht, um beim Steak über aktuelle Ereignisse zu debattieren. Nach dem Schmaus widmete man sich reichlichem Portweingenuss. Im Jahr 1785 wurde sogar der Prince of Wales Mitglied der Sublime Society, wohingegen Frauen nicht zugelassen waren. Zu den allwöchentlichen Treffen trugen die Mitglieder ein blaues Jackett und eine beige Weste mit Messingknöpfen und einem Orden, der neben dem Motto »Beef and Liberty« einen Bratrost zeigte.

1708 widmete Dr. William King dem »Honorable Beef Steak Club« sogar das Gedicht »Art of Cookery«, in dem die folgenden Zeilen vorkommen: »He that of Honour, Wit and Mirth partakes, May be a fit Companion o’er Beef-steaks.« Was übersetzt so viel heißt wie: »Der Ehrenmann, der daran teilnimmt, geistreich und heiter, wäre für die Beefsteaks ein treffender Begleiter.«

In der Nähe

Die Methodist Church (0.24 km)

Das Lock Cha Tea House (0.59 km)

Das Blue House (0.66 km)

Die John-Osborn-Statue (0.66 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Zum Vollbild

6_Betsy

Die Heimkehr einer alten Dame

zurück

weiter

Am 6. Oktober 1945 erwarb der ehemalige Militärpilot Roy Farrell in New York eine DC-3 aus Restbeständen des Zweiten Weltkrieges. Diese unverwüstliche kleine Maschine, von der zwischen 1935 und 1945 über 10.000 Stück gefertigt wurden, gilt als eines der erfolgreichsten Flugzeugmodelle der Welt.

Er taufte sie »Betsy« und gründete kurz darauf zusammen mit dem australischen Piloten »Syd« de Kantzow eine Handelsfirma mit Sitz in Shanghai. Ein gutes halbes Jahr später verlegten sie den Firmensitz nach Hongkong und ließen dort am 24.9.1946 ihre neue Fluggesellschaft registrieren. Die Gründungskosten waren überschaubar: 1 HK-Dollar musste jeder von ihnen für die Anmeldung berappen.

Info

Adresse Hong Kong Science Museum, 2 Science Museum Road, Tsim Sha Tsui East, Kowloon | ÖPNV MTR Tsuen Wan Line (rot), Tsim Sha Tsui Station, Exit B2, oder Jordan Station, Exit D; MTR West Rail Line (purpur), East Tsim Sha Tsui Station, Exit P2; Bus 8, 8A, 5, 5C vom Star Ferry Pier Kowloon, Haltestelle Hong Kong Science Museum | Öffnungszeiten Mo–Mi, Fr 10–19 Uhr, Sa, So und an Feiertagen 10–21 Uhr | Tipp Wer als Kind gern mit Kugelbahnen gespielt hat, sollte sich auf keinen Fall die riesige Energy Machine entgehen lassen. Insgesamt ein tolles Museum für Kinder und Erwachsene.

Der Jungfernflug von Hongkong hatte Manila als Ziel. Mit an Bord: 2.000 frisch geschlüpfte Hühnerküken. Als es auf einem Zwischenstopp zu einer technisch bedingten Verzögerung kam, wurde es im Flugzeug schnell sehr heiß. Aus Sorge, die Küken könnten ersticken, taten sie etwas, das sie später bereuten: Sie ließen die Küken im Flugzeug frei. Es soll nur so viel gesagt werden: Das Einsammeln nach dem Take-off dauerte ziemlich lange. Vielleicht veranlasste das die beiden Firmengründer, doch lieber auf normalen Passagierflugverkehr umzusatteln und damit den Grundstein einer späteren Legende zu legen: Cathay Pacific Airways. Die zwei waren zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, und ihr Unternehmen legte ein rasantes Wachstum hin. Zum Check-in ging man, heute unvorstellbar, ins noble Peninsula Hotel, in dessen Lobby damals jede Fluggesellschaft einen eigenen Counter unterhielt. 1955 wurde die Flotte modernisiert und Betsy verkauft.

Über 25 Jahre später fand Cathay sie durch Zufall in Australien wieder, wo sie immer noch brav ihren Dienst verrichtete – und man kaufte sie zurück. Am 23.9.1983 landete die alte Dame wieder in Hongkong, wo sie heute im Museum of Science bewundert werden kann.

In der Nähe

Die St. Andrew’s Church (0.55 km)

Das Monument Office (0.56 km)

Die Tak Sun School (0.58 km)

Signal Hill (0.62 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Zum Vollbild

7_Das Bibo

Kunst, von der Straße geholt

zurück

weiter

Die messingfarbene Schiebetür an der Hollywood Road gleitet nicht für jeden zur Seite, aber wer eingelassen wird, findet sich inmitten einer Sammlung hochkarätiger Street-Art wieder. Bilder, Stencils und Objekte von Shepard Fairey (Obey), Jeff Koons, Space Invader oder KAWS, um nur einige zu nennen, bedecken alle verfügbaren Wände.

Spätestens seit Banksy 2003 eines seiner Bilder heimlich in die Tate Britain gehängt hatte, wurde die Welt auf Street-Art aufmerksam. Inzwischen werden ganze Garagentore abgebaut, wenn sich darauf ein wertvolles Graffito befindet, oder die Welt hält bei einem Internetfilm den Atem an, der zeigt, wie im New Yorker Central Park ein Straßenhändler echte Banksys anbietet, die alle Passanten für Kopien halten. Da liegt das Bibo mehr als nur im Trend. Zur Eröffnung des Restaurants im Mai 2013 schuf der portugiesische Künstler Alexandre Farto aka Vhils mit Presslufthämmern ein großes Wandrelief, das heute den Speiseraum des Lokals ziert. Lokalkolorit bekommt das Bibo durch einen Motorroller, der mit den Schriftzeichen des Hongkonger Graffiti-Künstlers »King of Kowloon« überzogen ist. Der Eigentümer des Bibo hat schon sehr früh begonnen, Street-Art zu sammeln; alle paar Monate werden daher einige der Exponate ausgetauscht und durch andere ersetzt.

Info

Adresse 163 Hollywood Road, Sheung Wan | ÖPNV MTR Sheung Wan Station, Exit E2 | Öffnungszeiten Mo–Fr 12–15.30 und 17–1 Uhr; Sa, So 11.30–15.30 und 17–1 Uhr | Tipp Ein großes Graffito des irischen Künstlers Fin Dac findet man ganz in der Nähe in der Gough Street, Ecke Mee Lun Street.

Die Räumlichkeiten sowie das beleuchtete Schild über dem Fenster gehörten der Compagnie Générale Française de Tramways, die bis in die 1930er hier ihren Sitz hatte. Mit der Art-déco-Einrichtung will man das Ambiente dieser Zeit in die Gegenwart transportieren.

Da die Fenster des Restaurants zur Upper Lascar Row liegen, fand anfangs niemand die Eingangstür, und man sah sich gezwungen, ein Schild anzubringen – allerdings in Bordsteinhöhe! Leicht zu finden ist der Zugang also immer noch nicht. Zum Bibo gehört übrigens neben dem hochpreisigen Restaurant auch noch eine Bar.

In der Nähe

Die Bridges Street (0.07 km)

Die Wing Lee Street (0.16 km)

Tai Ping Shan (0.17 km)

Chu Wing Kee (0.24 km)

Zur Online-Karte

Zum Kapitelanfang

Zum Vollbild

8_Das Blue House

Der Gentrifizierung ein Schnippchen geschlagen

zurück

weiter

2016 belegte Hongkong zum 22. Mal den ersten Platz auf der Liste der weltweit freiesten Wirtschaftssysteme, 2015 kaufte der fünftreichste Immobilien-Tycoon Hongkongs seiner siebenjährigen Tochter einen Diamanten für schlappe 48,5 Millionen US-Dollar. Gleichzeitig leben circa 95 Prozent der bis 25-jährigen Hongkonger noch zu Hause, weil sie sich die Miete einer eigenen Wohnung nicht leisten können.

Vor diesem Hintergrund ist der Sieg, den die Bewohner des Blue House in Wan Chai davongetragen haben, mehr als nur bemerkenswert. Das Blue House gehört zu einer Gruppe von Gebäuden aus den 1920er bis 1930er Jahren, deren Bewohnern es gelungen ist, ihr Zuhause nicht nur vor der allgegenwärtigen Abrissbirne zu retten, sondern auch noch darin wohnen zu bleiben.

Info

Adresse 72 Stone Nullah Lane, Wan Chai | ÖPNV MTR Island Line (blau), Wan Chai Station, Exit A3; Bus 6, Haltestelle The Zenith, Queen’s Road East, oder 6A, 6X, 10, 15, 66, 109, 113, Haltestelle Wan Chai Market | Tipp Am Ende der Stone Nullah Lane steht der Pak Tai Temple; durchaus eine Besichtigung wert, ist man schon mal in der Gegend. Ein »nullah« ist übrigens ein Regenkanal, und die Stone Nullah Lane bildet die Verlängerung einer Bergschneise.

Seit dem Abriss des Queen’s Pier im Jahr 2007 samt den vorangegangenen Protesten und Hungerstreiks war deutlich geworden, welche wichtige soziokulturelle Rolle auch die Architektur der jüngeren Vergangenheit für die Bevölkerung spielt. Mit Gebäuden sind immer auch Gefühle und Erinnerungen verbunden, und in ihrem Umfeld sind soziale Gefüge entstanden, denen fortschreitende Gentrifizierung die Grundlage entzieht.

Die Stadt reagierte und rief 2008 das »Revitalisation Scheme« ins Leben, ein städtebauliches Programm zur Revitalisierung architektonisch und historisch wertvoller Gebäude mit Hilfe von Partnerschaften. In diesem Kontext kaufte sie auch den Wohnblock um das Blue House, um es anschließend in ein Hotel umzuwandeln. Doch die Bewohner organisierten sich, gründeten ein Kulturzentrum, das »House of Stories«, und unterbreiteten der Stadtregierung Gegenvorschläge. Mit Erfolg: Die Renovierungsmaßnahmen werden auf ein Minimum beschränkt, damit die Mieten moderat bleiben; die Bewohner ihrerseits bringen sich aktiv mit ihren individuellen Fähigkeiten in die Häusergemeinschaft ein und eröffnen zudem zwei Restaurants.

In der Nähe