111 Orte in Kiel, die man gesehen haben muss - Jochen Reiss - E-Book

111 Orte in Kiel, die man gesehen haben muss E-Book

Jochen Reiss

4,8

Beschreibung

Wo gibt es das sonst? Kreuzfahrtschiffe, groß wie Hochhäuser, fahren bis in die Innenstadt. Fähren, lang wie zwei Fußballfelder, starten täglich nach Norwegen, Schweden und ins Baltikum. Der Nord-Ostsee-Kanal, die am meisten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt, sie beginnt in Kiel. Die ganz großen Pötte kann man hier bestaunen – vom Strandkorb aus. Drei Kilometer schönster Sandstrand in der Stadt. Kiel, die Stadt an der Förde. Aus deren Wasser wird weißes Gold geschürft. Nirgendwo anders gibt es ein Parlament, das mit Meerblick tagt. Kiel kommt! Mit lustvollen Höhepunkten. Und vielen Geheimnissen. Es lohnt sich, beides zu entdecken.

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111 Orte in Kiel, die man gesehen haben muss

Jochen Reiss

emons: Verlag

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Emons Verlag GmbH // 2017 Alle Rechte vorbehalten Texte: Jochen Reiss © der Fotografien: Jochen Reiss © Covermotiv: iStockphoto.com/Edward Westmacott Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-86358-930-1 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Inhalt

Vorwort

1_Der Alte Eiderkanal | Altenholz-KleinkönigsfördeTreidel-Pferde schleppten die Kähne an Seilen

2_Die Bonbonkocherei | EckernfördeAlte Messingwalzen bringen die Leckerei in Form

3_Der Küstenfrieden | EckernfördeMit Meerblick – der etwas andere Begräbniswald

4_Die Brausebude | Kiel-AltstadtFür die Werftarbeiter gab’s Limo statt Bier

5_Das Carillon | Kiel-AltstadtSommer-Konzerte mit 50 Glocken

6_Das Coventry-Kreuz | Kiel-AltstadtWinzig kleines Symbol einer großen Idee

7_Der Geistkämpfer | Kiel-AltstadtEin Engel versteckt sich auf dem Bauernhof

8_Der Gewölbekeller | Kiel-AltstadtNur Nachtschwärmer wissen davon

9_Die Kieler Sprotte | Kiel-AltstadtFisch, Schiff, Schnaps und »echter Kieler Jung«

10_Der Kreiselkompass | Kiel-AltstadtWarum Albert Einstein Kiel so mochte

11_Das Onkel-Ludwig-Relief | Kiel-AltstadtRäuber haben den hilfsbereiten Kieler erschlagen

12_Der Ostseekai | Kiel-AltstadtKreuzfahrtschiffe mitten in der Stadt

13_Der Segler | Kiel-AltstadtImmer geradeaus: Er segelt von West nach Ost

14_Der Werftarbeiter | Kiel-AltstadtVon diesem Denkmal nimmt kaum einer Notiz

15_Die Zar-Peter-Statue | Kiel-AltstadtDer russische Monarch wurde in Kiel geboren

16_Das Café Centro im Metro | Kiel-BlücherplatzKino, Kabarett, Comedy an historischem Ort

17_Das Extrawürste 56 | Kiel-BrunswikVom Highland-Rind mit Chutney: Wurst mal anders

18_Das Höhenflug | Kiel-BrunswikLenkdrachen und anderes Erwachsenen-Spielzeug

19_Die Klagemauern | Kiel-Brunswik-VorstadtWuchtige Wohnblocks und Koffer-Installation

20_Das Glückslokal | Kiel-DamperhofJeder bekommt etwas geschenkt

21_Das Juchuuuuh | Kiel-DamperhofWillkommen in der Kunsthochschule

22_Die Spar- und Leihkasse | Kiel-DamperhofIhr Gründungsziel: Armut verhindern

23_Die Benthokosmen | Kiel-DüsternbrookIm Aquarium schwimmen Heringe 10.000 Kilometer

24_Borowskis Tatort | Kiel-DüsternbrookDie Drehorte des Kieler Kult-Kommissars

25_Das Camp 24/7 | Kiel-DüsternbrookBundesweit einmalig

26_Die Fischbar | Kiel-DüsternbrookMal Rotwein-Hering im Küstenknacker probieren!

27_Die Gestapo-Zentrale | Kiel-DüsternbrookIm Keller wurde gefoltert und gemordet

28_Haus Forsteck | Kiel-DüsternbrookWo Clara Schumann und Johannes Brahms verkehrten

29_Die Kantine im Landtag | Kiel-DüsternbrookMit Politikern speisen

30_Der Kieler Yacht-Club | Kiel-DüsternbrookDie besten Segler, die beste Jugendarbeit

31_Die Kore | Kiel-DüsternbrookFarbige Anmut zwischen nackten Männern

32_Die Lichtinstallation | Kiel-DüsternbrookGruß und Warnung an die Seefahrer

33_Der Liebespavillon | Kiel-DüsternbrookGlänzende Aussichten inmitten eines Blumenmeers

34_Der Moltkestollen | Kiel-DüsternbrookDie größte Katastrophe der Stadtgeschichte

35_Der Mondspiegel | Kiel-DüsternbrookEin Silberweiher im Märchenwald

36_Das Parlament mit Meerblick | Kiel-DüsternbrookDer gläserne Plenarsaal symbolisiert Transparenz

37_Die Riemerschmid-Villa | Kiel-DüsternbrookJugendstil-Schmuckstück für einen Admiral

38_Die Wale-Sammlung | Kiel-DüsternbrookTümmler im Tanzsaal

39_Die Zwölf Apostel | Kiel-DüsternbrookIn ihrem Schatten: Europas größtes Kinderfestival

40_Die Bombe | Kiel-Ellerbek545.000 wurden auf die Stadt abgeworfen

41_Der Schwanenseepark | Kiel-EllerbekDas alte »Klein Paris in Kiel« hat neuen Charme

42_Der Kiel-Fisch | Kiel-ElmschenhagenPersönliche Liebeserklärung an die Stadt

43_Die Fassaden-Bilder | Kiel-ExerzierplatzSchauspiel über drei Stockwerke

44_Die Galerie Club № 68 | Kiel-ExerzierplatzHier hat Brösel die Werner-Comics gezeichnet

45_Das Unverpackt | Kiel-ExerzierplatzWer hier einkaufen will, bringt seine Dosen mit

46_Das Surf- und Paddel-Revier | Kiel-FördeSportplatz mit Aussicht auf große Schiffe

47_Der Gebetsschuppen | Kiel-FriedrichsortGotteshaus ganz aus Holz

48_Der Sporthafen Stickenhörn | Kiel-Friedrichsort-PriesDie eigene Welt der Hausboot-Besitzer

49_Der Strand ohne Ende | Kiel-FriedrichsortSonnenbaden und schwimmen auf drei Kilometern

50_Das Bunkerbild | Kiel-GaardenNackte Frauen und Kanonen

51_Die Gaarden-Brücke | Kiel-GaardenSie endet einfach in der Luft

52_Die geheime U-Boot-Werft | Kiel-GaardenEinblick hat man nur vom Förde-Dampfer aus

53_Die Kruppsche Kolonie | Kiel-GaardenDamals eine Sensation: Toiletten in der Wohnung

54_Der Norwegenkai | Kiel-GaardenSchwimmende Hotels mit 15 Decks

55_Das Arbeitslager Nordmark | Kiel-Hassee578 Häftlinge haben es nicht überlebt

56_Die Fördeterrassen | Kiel-HoltenauWie Kiel die Zukunft plant

57_Der Hochzeitsleuchtturm | Kiel-HoltenauEr gilt als der schönste der Ostsee

58_Der Kiel Canal | Kiel-HoltenauDie am meisten befahrene künstliche Wasserstraße

59_Die Meeresfarm | Kiel-HoltenauNachhaltige Muschelzucht und Algenkosmetik

60_Das Meteoriten-Haus | Kiel-HoltenauDiese Sternschnuppe ist nicht verglüht

61_Der Schießstand | Kiel-Holtenau-AltenholzHitlers Helfer ermordeten hier Soldaten

62_Das Schiffercafé | Kiel-HoltenauWo Kapitäne einkauften, wird heute Tango getanzt

63_Der Schuhkarton | Kiel-Holtenau-WikIn ihm geht’s kostenlos über den Nord-Ostsee-Kanal

64_Die Seebadeanstalt | Kiel-HoltenauBürger haben sie vor dem Verfall gerettet

65_Der Tonnenhof | Kiel-HoltenauWerkstatt für die Verkehrsschilder der Ostsee

66_Der verlassene Flughafen | Kiel-HoltenauLinienmaschinen landen nicht in Kiel

67_Die Klappt-doch-Brücke | Kiel-HörnKommt ein Schiff, wird sie zusammengefaltet

68_Das Afrikaviertel | Kiel-Neumühlen-DietrichsdorfDie Straßen hat man nach Kolonialisten benannt

69_Der Mediendom | Kiel-Neumühlen-DietrichsdorfSpektakuläre 360-Grad-Multimedia-Projektionen

70_Der U-Boot-Bunker Kilian | Kiel-Neumühlen-DietrichdorfFünf Tote sind unter Beton begraben

71_Das Dorf in der Stadt | Kiel-PriesKleines, charmantes Wohnquartier

72_Die Nurdachhütten | Kiel-PriesMit der Kieler Kinderrepublik fing alles an

73_Alexandras Zuhause | Kiel-RavensbergIn Kiel kaufte sich die Sängerin ihre erste Gitarre

74_Das Nordmarksportfeld | Kiel-RavensbergEinst Galopprennbahn und Startplatz der Zeppeline

75_Die Riesen-Seerose | Kiel-RavensbergAuf ihr kann man sogar sitzen

76_Der Wasserturm | Kiel-RavensbergSchickes Wohnen im Baudenkmal

77_Die Kuhwiese | Kiel-SchilkseeWie Kiel Stararchitekt Oscar Niemeyer verprellte

78_Die Olympia-Fackel | Kiel-Schilksee120 Häuser könnte sie heizen

79_Die Seewiesen | Kiel-SchilkseeSo hat man das Niedermoor renaturiert

80_Die Segelmacherei | Kiel-SchilkseeMit bestem Ausblick auf Wind und Wellen

81_Das Restez! | Kiel-SchreventeichOriginal französische Boulangerie

82_Der Schrevenpark | Kiel-SchreventeichKleines Mahnmal, wo die große Synagoge stand

83_Die Margarinefabrik | Kiel-SüdfriedhofHeute Musikschule und Ballettsaal

84_Das Deck 8 | Kiel-VorstadtDer große Überblick vom Dach des Hotels Atlantic

85_Der Hof des Kleinen Prinzen | Kiel-VorstadtSommer-Spektakel auf der Freilichtbühne

86_Die Platane am Ziegelteich | Kiel-Vorstadt150 Jahre trotzt der Baum-Riese Asphalt und Beton

87_Der Platz der Matrosen | Kiel-VorstadtMit ihrer Revolution begann die deutsche Demokratie

88_Der Schwertmann | Kiel-VorstadtNicht nur Frauen fassen ihm gern an den Po

89_Der Spielplatz der Zebras | Kiel-VorstadtDer THW Kiel triumphiert in alten Flugzeughangars

90_Die Tür des Kaisers | Kiel-VorstadtNur für ihn wurde sie ein einziges Mal geöffnet

91_Die Kybernetiker | Kiel-WellingdorfIronisierung der Verwaltung

92_Die Tiefsee-Lupe | Kiel-WellingdorfSie fand die Toten von Flug AF447

93_Andy Köpkes Rasen | Kiel-WikDer beste Torwart der Welt startete in Kiel

94_Der Anscharpark | Kiel-WikIm alten Lazarett richten sich Künstler ein

95_An Deck der Gorch Fock | Kiel-WikDas Schulschiff ist Deutschlands schöne Diplomatin

96_Die Lokomobile | Kiel-WikZwölf Jahre Restaurationsarbeiten

97_Das Matrosenklo | Kiel-WikWie Objekt »Hafen 77« zu seinem zweiten Namen kam

98_Die Schleusen-Loge | Kiel-WikBeim Drink den dicken Pötten zuschauen

99_Der Leuchtturm im Meer | Kieler BuchtVon hier aus starten die Lotsen

100_Die meeresbiologische Station | LaboeMit der Forschungsbarkasse hinaus aufs Meer

101_Das Museum zum Kriechen | LaboeDas Unterseeboot soll Mahnmal sein für Frieden

102_Der neue Hafen | LaboeStartplatz für Törns in die Dänische Südsee

103_Der Seenot-Simulator | LaboeJeder darf sich als Retter versuchen

104_Das Haus des Walfängers | MolfseeDie Meeresriesen haben ihn reich gemacht

105_Die Rastorfer Mühle | Schwentinental-RaisdorfRomantische Spiegeleien im Fluss

106_Die blauen Badehäuschen | SteinDiesen Strand mögen die Kieler besonders gern

107_Die Bootstankstelle | StrandeSie ist die einzige an der Förde

108_Der Fischersteg | StrandeFrischer geht’s nicht: Verkauf direkt vom Kutter

109_Die Meersalz-Manufaktur | StrandeAus Ostsee-Wasser wird weißes Gold

110_Störtebekers Burg | StrandeHat der Pirat in der Nähe einen Schatz vergraben?

111_Die Bank an der Steilküste | Strande-MarienfeldeWo man Götter anbeten möchte

Bildteil

Übersichtskarten

Vorwort

Wo gibt es das sonst? Traumschiffe, groß wie Hochhäuser, fahren bis in die Innenstadt. In der Kreuzfahrt-Touristik ist Kiel führende Stadt Nordeuropas. Fähren, lang wie zwei Fußballfelder, starten täglich nach Norwegen, nach Schweden, ins Baltikum. Der Nord-Ostsee-Kanal, die am meisten befahrene künstliche Wasserstraße der Welt, sie beginnt in Kiel. Die ganz großen Pötte, hier kann man sie bestaunen. Von einem Strandkorb aus. Drei Kilometer schönster Sandstrand in der Stadt. Und das ist nur eine von Kiels Badeoasen. Kiel, die Stadt an der Förde. Nirgendwo anders gibt es ein Parlament, das mit Meerblick tagt.

Aber das Image von Kiel? Graue Landeshauptstadt im Norden. Arm. Nicht einmal ein richtiger Flughafen. Im Krieg wegen der Werften und als Marinestützpunkt zu größten Teilen zerstört. Alles richtig und doch falsch. Weil Kiel sich unter Wert verkauft.

In Kiel hat die deutsche Demokratie ihren Anfang genommen. Im November 1918 wehren sich die Matrosen, weiterhin im Krieg als Kanonenfutter zu sterben. In Kiel machen sie den ersten Schritt zum Sturz des deutschen Kaiserreichs. Sie haben am Ende Erfolg!

Kiel, das Segelparadies. Zwei Mal war die Stadt Schauplatz der Olympischen Spiele. Mehr als 2.600 Segelboote liegen in den Häfen rund um die Kieler Förde. Die Gorch Fock, als Segelschulschiff Deutschlands schöne Diplomatin, ist hier zu Hause. Die Kieler Woche ist international das jährlich größte Segelsport-Spektakel. Weißes Gold wird in Kiel geschürft aus dem Wasser der Ostsee. Aus Algen macht man erfolgreich Kosmetik. Maritime Technologie aus den Werften ist weltweit ein Renner. Kiel ist im Sommer Schauplatz von Europas größtem Kinderkulturangebot. Die artenreichste Wale-Sammlung Deutschlands kann man hier bestaunen. Kiel, die junge Stadt. 34.000 der 250.000 Bewohner sind Studenten. Die Kunsthochschule bildet die besten Designer aus.

Kiel kommt! Mit lustvollen Höhepunkten. Und vielen Geheimnissen. Es lohnt sich, beides zu entdecken.

Altenholz-Kleinkönigsförde
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1_Der Alte Eiderkanal

Treidel-Pferde schleppten die Kähne an Seilen

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Als sich 4.600 Menschen daranmachten, den Schleswig-Holsteinischen Kanal auszuschaufeln, hatten sie tatsächlich eine Jahrhundertaufgabe vor sich. 1784 konnte die Wasserstraße eröffnet werden. Sie verlief ab Kiel zunächst auf der Strecke des Flüsschens Levensau, das damals in die Förde mündete. Dann musste 34 Kilometer weit gegraben werden, bis man den Flusslauf der Eider erreichte. Sechs Schleusen lagen dazwischen. Der Kanal, auch Eiderkanal genannt, war lange die modernste künstliche Wasserstraße der Welt. Er verband das Baltische Meer mit der Nordsee. Handelsschiffe konnten jetzt diese Abkürzung nehmen. Wenn kräftiger Wind von hinten kam, segelten sie, meist musste aber getreidelt werden. Pferde am Ufer schleppten dann die schweren Kähne an Seilen. Drei bis vier Tage dauerte die Passage.

Vom Vorgänger des Nord-Ostsee-Kanals sind Teilstrecken erhalten. Westlich von Gut Knoop an der Stadtgrenze zu Kiel führt ein Wanderweg am Alten Eiderkanal entlang. Er ist heute ein stehendes Gewässer, fast komplett mit Entengrütze bedeckt. Umgestürzte Bäume ragen heraus, Seerosen blühen. Verwunschen ist es hier. Nach etwa einer Stunde erreicht man die Reste der Rathmannsdorfer Schleuse. 

Info

Adresse Wanderweg Alter Eiderkanal, 24161 Altenholz-Knoop | Anfahrt mit dem Pkw von der B 503 in Kiel-Holtenau in die Oskar-Kusch-Straße, rechts in die Knooper Landstraße und Knooper Allee, links in die Knooper Dorfstraße, nach 600 Metern auf der rechten Seite | Tipp Einen spektakulären Blick auf die Schiffe auf dem Nord-Ostsee-Kanal hat man vom Gartenrestaurant Kanalfeuer an der Knooper Dorfstraße aus (Tel. 0431/3699408; Öffnungszeiten: Mo, Mi–Fr ab 17 Uhr, Sa ab 15 Uhr, So ab 11.30 Uhr).

Eine weitere Schleuse mit einer gut restaurierten Klappbrücke im holländischen Stil findet man auf der südlichen Seite des Nord-Ostsee-Kanals bei Kleinkönigsförde. Der neue Kanal, der den Eiderkanal abgelöst hat, hat Klein- und Großkönigsförde auseinandergeschnitten. Hinüber geht’s mit der Fähre Landwehr zwölf Kilometer westlich von Kiel. Die Fahrt kostet nichts. Weil die künstliche Wasserstraße eben nicht nur Landschaften, Wälder und Felder durchschnitten hat, sondern manchmal auch Dörfer, gab es von Anfang an eine kaiserliche Verfügung, dass der Fährbetrieb die Menschen nichts kosten darf. Diese Regelung gilt bis heute, alle 14 Fähren über den Nord-Ostsee-Kanal sind gebührenfrei.

In der Nähe

Der Schießstand (1.91 km)

Der Schuhkarton (2.66 km)

Die Lokomobile (3.01 km)

Der Kiel Canal (3.14 km)

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Eckernförde
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2_Die Bonbonkocherei

Alte Messingwalzen bringen die Leckerei in Form

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Viele solcher traditionell aus Messing gefertigten Walzen gibt es nicht mehr. Oft wurden sie für die Kriegsindustrie beschlagnahmt, um das Messing zu Patronenhülsen zu verarbeiten. Aber die Bonbonkocherei Hermann Hinrichs hat noch gut 100 verschiedene Walzen. Manche sind 80 Jahre alt. Die Fischwalze ist eine der liebsten der Köche. Und sie passt auch prima hierher, schließlich war das Gebäude, in dem heute die Bonbonkocherei mit Schauküche ist, zuvor eine Fischräucherei. Hier hingen Sprotten im Ofen.

Wenn Kieler Naschkatzen einen Ausflug nach Eckernförde machen, kommen sie an der Bonbonkocherei nicht vorbei. Hinter einer Glasscheibe sehen sie zu, wie die Leckerei hergestellt wird. Alte Handwerkskunst. Mit allen Sinnen kann man sie erleben. Und die Bonbonkocher haben Spaß daran, die Arbeitsschritte zu erklären. Erst wird Zucker in einem Kupferkessel gekocht. Der heiße Bonbonteig wird auf dem großen Eisenkühltisch mit Zutaten verfeinert. Erdbeere? Himbeere? Lieber Waldmeister? Die Bonbonkocher kneten den noch immer warmen Teig, bis er die richtige Temperatur hat, um nun die Bonbons zu formen. Sie lassen den Teig durch die Walzen laufen, die verschiedene Motive in die Teigmasse drücken. Wenn diese erkaltet ist, kann man sie brechen und in einem großen Sieb schütteln. Fertig sind die Bonbons. Jeder darf sofort probieren. Auch mit einer alten Bonbonstanze arbeiten die Köche. Einen exakten Moment, eine ganz genaue Temperatur müssen sie abpassen, um die Stanze in den Teig zu setzen. Mit den Fingerspitzen wird gemessen. Von der Fischwalze gibt es eine Anekdote: Einmal hat man einfach behauptet, die Form der Sprotten, das seien Kois. Eine Delegation des Bundespatentamtes nahm die Bonbons als Gastgeschenk nach Japan mit.

Info

Adresse Frau-Clara-Straße 22, 24340 Eckernförde, Tel. 04351/889986 | Anfahrt mit dem Pkw von der B 76 in die Noorstraße, links in die Gaethjestraße, rechts in die Straße Vogelsang, hier parken, über die Brücke im Hafen geradeaus, auf der linken Seite | Öffnungszeiten Mo–Fr 11–18 Uhr (Mo keine Vorführung), Sa 10–18 Uhr, So 11–17 Uhr | Tipp Es gibt noch einige Fischer in Eckernförde. Dorsch, Seelachs, Scholle verkaufen sie an der südlichen Hafenmole gleich nach dem Fang (meist vormittags).

Wer den Gaumen lieber mit Kakaoaromen verwöhnt, kann in der Bonbonkocherei auch glücklich werden: Eine Schokoladen-Manufaktur gehört dazu.

In der Nähe

Der Küstenfrieden (3.62 km)

Der Alte Eiderkanal (20.07 km)

Die Meersalz-Manufaktur (21.13 km)

Die Bank an der Steilküste (21.59 km)

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Eckernförde
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3_Der Küstenfrieden

Mit Meerblick – der etwas andere Begräbniswald

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Machtvolle Buchen strecken sich an der Steilküste der Eckernförder Bucht nach dem Himmel. Manche sind mehr als 120 Jahre alt. Jede hat ihren eigenen Charakter. Ahorne, Birken, Eichen und Eschen stehen hier auch, aber die Buchen bestimmen das Bild. Im Sommer bilden sie ein dichtes Schattendach. Später, wenn die Herbst- und Wintersonne das gefallene Laub ausleuchtet, ist es, als bedecke ein braun-rot-gelb geknüpfter Teppich den Boden. Zu jeder Jahreszeit glitzert das Meer zwischen den Stämmen hindurch.

Gut 20 Meter fällt die Küste ab zum naturbelassenen Ufer. Sanft ist hier oben der Wellenschlag der Ostsee zu hören. Auf der anderen Seite der Bucht der Turm der Borbyer Kirche auf dem Petersberg, links der Strand, rechts die offene See. An der Abbruchkante ein vermoosendes Balkenkreuz, drei rohe Holzbänke davor: der Platz der Andacht. Die Ruhe an diesem Ort beschmust und glättet die Seele. »Küstenfrieden« hat man diesen Begräbniswald genannt. Kieler schätzen dessen Erhabenheit.

Info

Adresse Eckernförder Bucht, Gut Altenhof 22 (Verwaltung), 24340 Eckernförde/Altenhof, Tel. 04351/6666475 | Anfahrt mit dem Pkw von Eckernförde auf der B 76 Richtung Kiel, 900 Meter nach Ortsausgang hinter dem Gasthof links in die Straße Mövenberg, Parkbuchten auf der linken Seite; Bus ab Eckernförde Bahnhof Linie 3080, Haltestelle Eckernförde Kiekut | Öffnungszeiten ganzjährig | Tipp Bester Platz für einen Überblick über den Eckernförder Hafen: die Holzbrücke übers Wasser von der Altstadt zur Siegfried-Werft.

Begräbniswälder gibt es einige, dieser ist anders. »Vielen Angehörigen fehlt bei einer Seebestattung der örtliche Bezugspunkt. Den finden sie hier an ihrem Baum«, sagt Verwalter Julius von Bethmann Hollweg. Zugleich schaffe der Meerblick die Verbindung zur See.

258 Bäume sind ausgesucht und nummeriert, zu deren Füßen die Urnen in die Erde eingelassen werden. Erlaubt sind nur biologisch abbaubare Gefäße. Der Gedanke dahinter: Die Asche des Toten gelangt über die Wurzeln des Baumes zurück in den Kreislauf der Natur. Der Verstorbene lebt im Baum weiter. Auf Wunsch wird eine Gravur mit Namen, Geburtsdatum und Todestag angebracht. Mehr ist nicht gestattet. Kein Spruch, kein Blumenschmuck. Keine Kerzen, keine Andenken. Bis zu 99 Jahre kann man sich die Liegerechte sichern. Für totgeborene Kinder sind sie unterm »Sternchenbaum« kostenlos. Verstorbene Kinder finden am »Sterntalerbaum« die letzte Ruhe.

In der Nähe

Die Bonbonkocherei (3.62 km)

Der Alte Eiderkanal (16.71 km)

Der Schießstand (18.48 km)

Die Meersalz-Manufaktur (18.58 km)

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Kiel-Altstadt
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4_Die Brausebude

Für die Werftarbeiter gab’s Limo statt Bier

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Da schuftet einer den ganzen Tag, und nicht nur acht Stunden. Schleppt Stahlplatten, schwitzt ordentlich. Und dann darf er nach Feierabend noch nicht einmal ein kühles Bierchen zischen? So war das Anfang des vergangenen Jahrhunderts. Die Werftarbeiter, die mit der Fähre von der anderen Seite der Förde übersetzten, sollten auf dem Heimweg ihren Durst mit Alkoholfreiem löschen. Es war Sozialpolitik, den Bierkonsum einzuschränken. So wurden an der Bude Fruchtbrausen angeboten. 

Die Garten-Schankhalle stand vor dem Restaurant Seegarten, wo heute der Fähranleger Seegartenbrücke ist. Als Wirtschaft und Biergarten 1910 eingeebnet wurden, verschwand die Brausebude in einem privaten Garten in Kiel-Elmschenhagen. 80 Jahre wurde sie als Laube genutzt, der Holzbau mit vielem Schnitzwerk im gründerzeitlichen Stil des Historismus moderte vor sich hin. Bis das Stadt- und Schifffahrtsmuseum das Häuschen kaufte. Für weitere zwei Jahrzehnte verschwand es im Museumsdepot. Dann entschied man, der Brausebude ihren alten Glanz zurückzugeben. In Handarbeit wurde sie in der Kieler Hoftischlerei sorgsam restauriert. Viele Balken und der Dachstuhl mussten ersetzt werden, Lärchen- und Eichenhölzer haben die Tischler verwendet. Jetzt steht die Bude an der alten Fischhalle auf der Museumsbrücke.

Info

Adresse Wall 65, 24103 Kiel-Altstadt, Tel. 0431/9013428 | Anfahrt Bus 41, 42, 61, 62, Haltestelle Seegarten/Ostseekai; Fördedampfer F1, Anlegestelle Seegartenbrücke | Öffnungszeiten 15. April‒14. Okt. täglich 10–18 Uhr | Tipp Nur ein paar Meter entfernt hat man den alten Laternenträger des Feuerschiffes aufgebaut, das bis 1967 auf der Position lag, wo heute in der Kieler Bucht der Leuchtturm steht. Das Schiff wurde zum Segelschiff umgebaut und fährt nun unter dem Namen »Alexander von Humboldt«.

Drei historische Schiffe sind weitere Attraktionen. Die »Bussard« vor allem, Baujahr 1906. Seezeichen ins Wasser zu setzen war Aufgabe des sogenannten Tonnenlegers. Die »Bussard« wird mit Kohle und einer Dampfmaschine betrieben, die im Original erhalten ist. Mehrmals im Jahr sticht das Schiff noch in See, zieht eine schwarze Rauchfahne hinter sich her. Die »Hindenburg« (1944) war Seenotkreuzer. Ihre Besatzungen haben mehr als 800 Menschen gerettet. Die »Kiel« (1941) war Feuerlöschboot. Die Feuerlöschpumpe wird direkt vom Schiffsmotor betrieben. Das Schiff kann also entweder fahren oder löschen.

In der Nähe

Die Kieler Sprotte (0.01 km)

Der Kreiselkompass (0.04 km)

Der Segler (0.24 km)

Das Coventry-Kreuz (0.25 km)

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Kiel-Altstadt
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5_Das Carillon

Sommer-Konzerte mit 50 Glocken

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Gunther Strothmann sitzt in dem engen Zimmerchen unterhalb der Glockenstube an seinem sogenannten Stockenklavier. Meist schlägt er, die Hand zur Faust geballt, mit dem mittleren Glied der kleinen Finger, mal mit der flachen Hand, kräftiger mit dem Fuß, die hölzernen Tasten des Spieltisches, die Stöcke und dessen Pedale an. Zugdrähte setzen die Klöppel der 50 Glocken über ihm in Bewegung. Virtuos intoniert Carillonneur Strothmann ihren meist hellen Klang. Die Menschen auf den Straßen halten inne. Eine konzertante flandrische Leichtigkeit breitet sich über der Altstadt aus.

Die Reste des Kieler Franziskanerklosters sind sehr alt. Der Turm ist es nicht, und schon gar nicht sind es die Glocken. Erst seit der Millenniumswende hängen sie dort. Bürger und Firmen haben sie gespendet. Die kleinste ist nur 15 Kilogramm schwer, den tiefsten Klang kann Gunther Strothmann einer 620 Kilo schweren Bronzehaube entlocken. Die Konzerte im Kieler »Glockensommer« sind ein Ereignis.

Info

Adresse Falckstraße 9, 24103 Kiel-Altstadt, Tel. 0431/31788 | ÖPNV Bus 11, 50, 51, 60S, 71, 72, 81, 91, 92, 100, 101, 501, 502, 701, 703, 900, 903, Haltestelle Holstenbrücke; Fördedampfer F1, Anlegestelle Seegartenbrücke | Öffnungszeiten Konzert an jedem 1. Sa im Monat 11 Uhr; sechs »Glockensommer«-Konzerte ab Mai mit ausländischen Künstlern; im Sommer »Glockenserenade« an jedem 3. Mi im Monat 18 Uhr; täglich 12, 15, 18 Uhr computergesteuertes Geläut | Tipp An der Ecke Falckstraße/Klosterplatz zeigt eine Plastik den Klostergründer. Er steigt aus seiner Rüstung, streift sich gleichzeitig die Mönchskutte über.

Gebaut hat das Kloster der Gründer von Kiel, Graf Adolf IV. von Schauenburg. Ein frommer Mann. Als es für ihn und seine Ritter im Juli 1227 im Kampf gegen Dänemark auf dem Schlachtfeld schlecht aussieht, legt er ein Gelübde ab. Mönch will er werden und ein Kloster stiften, wenn die Sache doch noch gut für ihn ausgeht. Tatsächlich besiegt Adolf IV. die Dänen. Er tritt in den Franziskanerorden ein, hält sein Versprechen.

Im Jahr 1530 hat man das Kloster aufgelöst. Hinter seinen Mauern würde zu viel Bier und Schnaps getrunken, so redeten die Leute. Ein Pflegeheim wurde dort untergebracht, später eine Lateinschule. Die ersten Vorlesungen der Kieler Universität fanden hier statt. 1904 wurde der Kirche ein Turm angebaut. Er hat die Kriege überstanden, andere Teile des Gebäudes haben die Kieler wiederaufgebaut. Im Obergeschoss ist Platz für ein Dutzend Studentenbuden. Das alte Refektorium wird für Ausstellungen genutzt.

In der Nähe

Der Gewölbekeller (0.14 km)

Das Onkel-Ludwig-Relief (0.14 km)

Der Geistkämpfer (0.17 km)

Das Coventry-Kreuz (0.19 km)

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Kiel-Altstadt
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6_Das Coventry-Kreuz

Winzig kleines Symbol einer großen Idee

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Es ist nur ein paar Zentimeter groß, man muss es suchen. Im Altarraum der Kirche St. Nikolai hängt das Coventry-Kreuz an einer Seitenwand. Aus drei alten Zimmermannsnägeln hat man es gefertigt – ein christliches Symbol der Völkerverständigung und Versöhnung. Es ist das älteste Nagelkreuz in Deutschland.

Die Nacht auf den 15. November 1940: Unter dem Decknamen »Mondscheinsonate« greifen 400 deutsche Bomber die mittelenglische Industriestadt Coventry an. Hier werden Flugzeugmotoren, Rüstungsgüter, bei Rover und Morris Autos gefertigt. Als die Bomber abdrehen, sind 568 Menschen tot, über 4.000 Häuser zerstört. Neben Sprengbomben haben die Piloten in dieser einen Nacht 36.000 Brandbomben abgeworfen. Tagelang tobt ein Feuersturm. Der NS-Propagandaminister Joseph Goebbels prägt hinterher den perversen Begriff »coventrieren« für die Vernichtung einer Stadt aus der Luft. Auch St. Michael, die mittelalterliche Kathedrale, ist eine Ruine. Aber Probst Richard Howard lässt »FATHER FORGIVE« in die Reste der Chorwand meißeln. In der Weihnachtsmesse, welche die BBC aus den Trümmern sendet, ruft er zur Verbannung von Gedanken an Rache auf. Aus drei Nägeln, die einmal den Dachstuhl der Kathedrale zusammengehalten haben, bindet ein Geistlicher mit einem Stück Draht ein Nagelkreuz zusammen als Zeichen der Vergebung.

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Adresse Alter Markt, 24103 Kiel-Altstadt, Tel. 0431/95098 | ÖPNV Bus 11, 50, 51, 60S, 71, 72, 81, 91, 92, 100, 101, 501, 502, 701, 703, 900, 903, Haltestelle Holstenbrücke; Fördedampfer F1, Anlegestelle Seegartenbrücke | Öffnungszeiten Mo–Sa 10–18 Uhr, So 10 Uhr bis nach dem Gottesdienst um 19 Uhr | Tipp Kühles Bier aus dem Holzfass selbst zapfen kann man in der Kieler Brauerei am Alten Markt 9. Hier wird im Gastraum in polierten Kupferkesseln gebraut (Tel. 0431/906290).

Der 15. Juli 1947: Richard Howard überreicht in Kiel ein solches Cross of Nails an die St.-Nikolai-Gemeinde. Es ist die erste deutsch-britische Städtebegegnung nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch Kiel wurde als Marinestandort nahezu vollständig zerstört, an 90 Luftangriffen war die Royal Air Force beteiligt. Seit 1967 hat Kiel eine Städtepartnerschaft mit Coventry. Was beide Städte auch verbindet: Weil die Innenstädte nach dem Krieg völlig neu errichtet werden mussten, ist ihre City ein Zeugnis der Betonarchitektur der 50er und 60er Jahre. In Coventry wie in Kiel.

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7_Der Geistkämpfer

Ein Engel versteckt sich auf dem Bauernhof

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Seine größtmögliche Ausstrahlung zeigt er am Vormittag bei klarem Himmel. Wenn sich die Sonne über die Dächer am Ende der eng bebauten Holstenstraße schiebt und Schatten wirft auf die Ziegel der Nikolaikirche. Dort steht in einer Mauerecke der Geistkämpfer, den Kopf ein wenig zur Seite gedreht. Mit beiden Händen hält er ein langes Schwert. Sein Schatten an der Wand lässt ihn demütig erscheinen.

Die »Darstellung einer Idee« soll Ernst Barlach 1927 schaffen, der damals als der bedeutendste Bildhauer Norddeutschlands gilt. Der Kieler Magistrat garantiert jegliche künstlerische Freiheit. Barlach liefert eine fünfeinhalb Meter hohe Bronzeplastik. Auf einem grimmigen Tier steht breitbeinig ein Engel, die Stirn in Falten gelegt. Die Figur sei »die äußere Darstellung eines inneren Vorgangs«, sagt der Künstler. »Der Sieg des Geistes über das Irdische.« Einen Namen gibt er seinem Werk nicht, mit der Statue können die Kieler nichts anfangen.

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Adresse Alter Markt, 24103 Kiel-Altstadt | ÖPNV Bus 11, 50, 51, 60S, 71, 72, 81, 91, 92, 100, 101, 501, 502, 701, 703, 900, 903, Haltestelle Holstenbrücke; Fördedampfer F1, Anlegestelle Seegartenbrücke | Tipp Wenn man von der Nikolaikirche aus den Alten Markt überquert, gelangt man zur Dänischen Straße. Links steht eine Friedensstele. Hier wurde 1814 der »Kieler Frieden« geschlossen: Dänemark, das Napoleons Kriege unterstützt hatte, musste Norwegen an Schweden abtreten. Es war der Anfang von Norwegens Weg in die Souveränität.

Ursprünglich hatte die Skulptur vor der Heiligengeistkirche ihren Platz. Vielleicht wurde auch deshalb in der Zeitung der Titel Geistkämpfer vorgeschlagen. Ernst Barlach hat nicht widersprochen und ihn dann selbst benutzt. Historiker bewerten den Geistkämpfer als eines seiner wichtigsten Kunstwerke. Ein Glück, dass es erhalten blieb.

Trotz Barlachs Unterschrift im »Aufruf der Kulturschaffenden«, in dem er sich 1934 wie die Maler Erich Heckel oder Emil Nolde, wie die Komponisten Wilhelm Furtwängler oder Richard Strauss zu »des Führers Gefolgschaft« bekannte, brandmarkte der NS-Staat 1937 seine Kunst als »entartet«. An Hitlers Geburtstag wurde der Geistkämpfer vom Sockel geholt. Er sollte eingeschmolzen werden, hat den Krieg dann aber doch – in vier Teile zersägt und in Kisten verpackt – auf einem Bauernhof überstanden. Die Stadt kaufte die Plastik zurück. Zur Kieler Woche 1954 hat man sie vor der Nikolaikirche aufgestellt.

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8_Der Gewölbekeller

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Dass Kiels Altes Rathaus aus der Erinnerung der Bewohner verschwunden ist, hat auch damit zu tun, dass es über Jahrzehnte verschüttet war. Jedenfalls das, was nach einem Bombenangriff am 13. Dezember 1943 von ihm übrig blieb: Reste des zweischiffigen Gewölbekellers aus dem 14. Jahrhundert. Gotische Bögen, unter denen die Ratsherren tagten und mittelalterliche Saufgelage stattfanden. Der Ratskeller war die einzige Wirtschaft in Kiel, die Wein ausschenken durfte. Nach dem Krieg hat man die Trümmer einfach verbuddelt.