111 Orte in Lüttich, die man gesehen haben muss - Alexander Barth - E-Book

111 Orte in Lüttich, die man gesehen haben muss E-Book

Alexander Barth

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Beschreibung

Über Jahrhunderte kochte »La Cité ardente«, die brennende Stadt, im Zeichen von Kohle und Stahl. Im Lütticher Becken, umsäumt von grünen Hügeln, stand die Wiege der europäischen Industriekultur. Prägten einst Zechen und Hochöfen das Bild rund um das quirlige Stadtzentrum entlang der Maas, hat sich die nördlichste Metropole der »französischen Welt« heute zum Kleinod in Sachen Kultur und Lebensart entwickelt. Kneipen, Museen, Galerien und ein spannender kulinarischer Mix locken beim Besuch dieser aufregenden Stadt, die sich den Staub des Industriezeitalters längst abgeklopft hat – und als vielgesichtiger Ort der Wallonie-Region punktet.

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111 Orte in Lüttich, die man gesehen haben muss

Alexander Barth und Jenny Roder

emons: Verlag

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Emons Verlag GmbH // 2016 Alle Rechte vorbehalten Texte: Alexander Barth © der Fotografien: Jenny Roder Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-96041-154-3 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Inhalt

Vorwort

1_Die André-Dumont-Statue | Ein Lebenswerk im Zeichen des Untergrunds

2_Das Aquarium-Museum | Hai-Alarm im Keller

3_Das Atelier de Lutherie | Saitenweise Passion für Gitarre und Co.

4_Der Ausblick von Cointe | Freie Sicht auf die Lütticher Dinge

5_Das Barricade-Café | Politischer Anspruch zum Kaffee

6_Die Benediktinerinnen-Abtei | Einblicke in ein anderes Leben

7_Der Bolzplatz | Gepflegter Kick im Quartier Saint-Léonard

8_Der Botanische Garten | Internationale Baumfestspiele

9_Die Brasserie C | Auf der Terrasse schmeckt die Hausmarke am besten

10_Das Café Randaxhe | Von der Schönheit der einfachen Freuden

11_Das Caffè Internazionale | Pastrami satt im ersten Deli der Stadt

12_Das Cappuccino-Café | Ein Mönch als stiller Genusspate

13_Carnaby Records | Schwarzes Gold authentisch serviert

14_Die Casa Nicaragua | Hoch die ewige Solidarität!

15_Die Caserne Fonck | Kultur, Hufschlag und kollektive Erinnerung

16_Das Château Nagelmackers | Fixpunkt im ruhigen Stadtteil Angleur

17_Chic and Cheap | Spannende Kunst im engen Zeitfenster

18_Die Cité Miroir | Abtauchen im Kulturschwimmbad

19_Côté cour – Côté jardin | Grüner Garten als Stadtoase

20_Die Cour des Carrioles | Chanson-Glück in der Kutscheneinfahrt

21_Das Cupper Café | Wohlfühloase mit Wohnzimmerflair

22_Die Design Station | Kreativzentrum im Wandelbezirk

23_Die École d’armurerie | Von einem feurigen Handwerk

24_Der Ehrenfriedhof | Mahnmale einer Schreckensherrschaft

25_Die Festung Chartreuse | Zwischen Spannung und Verfall

26_Das Forum | Außen Art déco, innen Legendenluft

27_Das Freilichtmuseum | Kunst im grünen Umfeld des Uni-Campus

28_Der Freitagsflohmarkt | Leben im Zeichen der drei Ks

29_Der Friedhof Robermont | Die Faszination der Schwermut

30_Die Galerie Espace 251 | Kunsthort von und mit Zeitgenossen

31_Die Gedenktafel für 2011 | Erinnerung an eine Tragödie

32_Die goldenen Kreuze | Erinnerung an die Opfer aus neun Jahrhunderten

33_Das Graffito von Okuda | Farbexplosion gegen blinden Beton

34_Die Halde Belle-Vue | Naturnaher Erinnerungsraum für die alte Industrie

35_Die Halle der Bulldogs | Jungs von hier, auf Kufen

36_Der Hausboothafen | Ruhezone unter Weiden mit Kätzchen

37_Die Heiligen von Saint-Denis | Ort der Stille und Raum für Skurrilität

38_Das Herz von André Grétry | Heimatliebe hinter Gittern

39_Der Hochofen von Ougrée | Sterbender Riese der Industrie

40_Die Hölle von Sclessin | Fußball pur in »Rouge et Blanc«

41_Das Hôpital de Bavière | Was vom bayerischen Krankenhaus übrig ist

42_Die Impasse de la Vignette | Urbane Wundertüte

43_Der Jacques Pelzer Jazz Club | Zur Erinnerung an den Jazz-Virtuosen

44_Jean d’Outremeuse | Pionier mit Hang zu Helden

45_Jean-Paul Disques | Medienmix aus zweiter Hand

46_Die Jupiler-Brauerei | Einmal dem Identitätsstifter in den Kessel schauen

47_Die Kapelle Saint-Maur | Viertelfixpunkt auf löchrigem Grund

48_Das Kino Le Parc | Junger Klassiker der Lichtspielhauskultur

49_Der König im Fluss | Albert I. wacht am Kanal

50_Der Kulturhervorbringer | Per Münzeinwurf zum Kunstmäzen

51_L’Aquilone | Begegnungsort und Kulturstätte – und umgekehrt

52_L’Industrie | Das Glück liegt in der Sirup-Soße

53_La Batte | Der Markt, der alles hat – und immer da war

54_La Caféière | Madame Cécile und ihre Kaffee-Kostbarkeiten

55_La Diode | Kulturcafé mit Oberdeck

56_La Frite | Hippe Fritten und soziales Bewusstsein

57_La Zone | Kulturspielplatz mit Kelleranschluss

58_Les Brasseurs | Vielschichtiger Kunstort mit edlem Rahmen

59_Das letzte Haus | Turm der Erinnerung an das alte Viertel

60_Li Tore | Den Stier bei den Weichteilen gepackt

61_Der Love Shop | Liebesspielzeugladen ohne Schmuddelecke

62_Die Maas am Abend | Lüttichs fließender Spiegelteppich

63_Das MADmusée | Spannende Kunst in der »Trink Hall«

64_Das Maigret-Antiquariat | Gedruckte Vielfalt mit des Meisters Segen

65_Die Maison de la Presse | 20 Schritte in den herrlichen Hinterhof

66_Die Maison du Jazz | Musikkultur bis unter die Decke

67_Die Maison du Peket | 250 Varianten eines Lebenselixiers

68_Die Maison Gentry | Stoff für Architektur-Debatten

69_Der Marienkasten | Verehrung oberhalb der Augenhöhe

70_Das Mulum | Ein Museum für alles Erhellende

71_Das Nahverkehrsmuseum | Kathedrale der Fortbewegungsgeschichte

72_Das Oberdeck | Lüttich vom Fluss aus erleben

73_Das Observatorium | Im Villenviertel ist der Himmel so nah

74_Die Oktoberkirmes | Ein Hochamt für das Vergnügen

75_Das Olivettes | Rarer Schauplatz für die Café-chantant-Kunst

76_Das Paliss’art-Gemälde | Urbane Kunst im öffentlichen Raum

77_Der Parc de la Boverie | Schöne Künste und wilde Kaninchen

78_Die Pforte von Saint-Pholien | Eine Türklinke als Mysterium

79_Die Philharmonie | Große Bühne für royale Sinfoniker

80_Pianos Esther | Der Geschmack von Musik und Liebe

81_Der Pont de Fragnée | Heimischer Stahl für ein bisschen Romantik

82_Das Pot au Lait | Wo die Bären niemals stillstehen

83_Die Redemptoristen-Kirche | Klare Zeichen bayerischen Einflusses

84_Das RElab | Ideenlabor zum Mitmachen

85_Die Republik Outremeuse | 15. August – es lebe der Ausnahmezustand!

86_Das Résistance-Denkmal | Freiheitsdrang in Stein gemeißelt

87_Der Ruderclub | Traditionsreicher Grund mit Ausblick

88_Die Rue Degrés des Tisserands | Steiler Weg in alte Zeiten

89_Die Rue des Chalets | Durch sechs Kurven auf den Festungshügel

90_Die Rue du Carré | Abkürzen wie ein Lütticher

91_Die Rue Monulphe | Der Bischof, der es klappern ließ

92_Die Rue Roture | Kneipenlaufsteg ohne Allüren

93_Die Sacré-Cœur-Kirche | Mit Graffiti gegen den Anblick des Verfalls

94_Das Saint-Lambert-Modell | Nach der Zerstörung kam die Reue

95_Das Simenon-Geburtshaus | Wo Georges’ Mama die Zeit veränderte

96_Der Skywalk | Standpunkt über den Dingen des Wassers

97_Der stählerne Blick | Lüttich sehen – und schwärmen

98_Der Taucher | »Le Plongeur« ist ewig auf dem Sprung

99_Das Tchantchès-Monument | Zur Erinnerung an den Ur-Lütticher

100_Die Terrasse des Minimes | Der Stadt aufs Dach gestiegen

101_Die Territoires de la Mémoire | Weniger ist bei der Erinnerung mehr

102_Das Théâtre Al Botroûle | Heimstätte für einen sympathischen Widerling

103_Das Théâtre de l’Aléna | Kreativ-Kollektiv im alten Château

104_Die Treppe im Milk Store | Bürgerliches Leben trifft Einkaufskultur

105_Der Tunnel ohne U-Bahn | Wo die Metro niemals fuhr

106_Die Türme von Droixhe | Aus Wiese wurde (Beton-)Wüste

107_Der Turm von Saint-Martin | Aufstieg mit Aussicht auf Aussicht

108_Die Vieille Montagne | Industriegeschichte am Ufer der Ourthe

109_Das Warzone-Café | Videospiele, Hardrock und Sternenkrieger

110_Der Wattitude-Shop | Kreatives aus der Wallonie

111_Die Wiesen von Favechamps | Kühe grasen in der Innenstadt

Bildteil

Übersichtskarten

Vorwort

Über Jahrhunderte kochte »La Cité ardente«, die feurige Stadt, im Zeichen von Kohle und Stahl. Im Lütticher Becken, umsäumt von grünen Hügeln, stand die Wiege der europäischen Industrialisierung. Prägten einst Zechen und Hochöfen das Bild rund um das quirlige Stadtzentrum entlang der Maas, hat sich die nördlichste Metropole der »französischen Welt« zum Kleinod in Sachen Kultur und Lebensart entwickelt. Kneipen, Museen, Galerien und ein spannender kulinarischer Mix locken beim Besuch einer aufregenden Stadt, die sich den Staub des Industriezeitalters längst abgeklopft hat – und als vielgesichtige Metropole der Wallonischen Region punktet.

Hier finden sich unzählige stimmungsvolle, schicksalhafte und skurrile Orte, die Geschichte und vor allem Geschichten erzählen. Aufbruch, Veränderung und der Europa-Gedanke sind allgegenwärtig. Aber auch Traditionen wollen gepflegt, regionale Befindlichkeiten bewahrt und lieb gewonnene Gewohnheiten weitergegeben werden.

Bei der Lektüre dieses Buches wie auch beim Besuch wird deutlich: Das typische Lüttich gibt es nicht. Vielmehr ist die Stadt ein heterogenes und subjektives Gefühl. Zu vielgesichtig ist die Szenerie im Talkessel der Maas, fast minütlich wechselt sie zwischen jahrhundertealter Tradition und den Errungenschaften (und mitunter Ärgernissen) der jüngeren Vergangenheit. Immer wieder stehen auch die Menschen im Mittelpunkt, echte oder hineingewachsene »Liégeois«, die ein Stück Lütticher Geschichte geprägt haben oder dies bis heute tun – und das auf maximal vielfältige Art und Weise.

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1_Die André-Dumont-Statue

Ein Lebenswerk im Zeichen des Untergrunds

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Der Fingerzeig deutet es an. André Hubert Dumont war ein Mann, der den Dingen buchstäblich auf den Grund ging. Oder genauer: der den Grund erforschte, um daraus Kenntnisse zu gewinnen, welche die Geschichte des modernen und industriellen Bergbaus mitgeprägt haben. Das Wirken des 1809 in Lüttich geborenen Geologen wurde zwar nicht nach modernen Nobelpreis-Maßstäben gewürdigt, dennoch ist sein Werk rückblickend als prägend für die Entwicklung einer jahrhundertealten Arbeit zu betrachten. Im Jahr 1866, neun Jahre nach Dumonts Tod, wurde sein Abbild in Anwesenheit von König Leopold II. enthüllt. Zuvor befand sich dort die Statue des Musikers André Grétry, ehe diese an ihren heutigen Standort vor der Lütticher Oper gebracht wurde.

Auf Dumont geht die erste umfassende Kartografie der Wallonischen Region zurück. Bereits im zarten Alter von 21 Jahren sorgte er mit seinen Forschungen in Kontinentaleuropa für Furore, während Fachkollegen aus anderen frühen Zentren des industriellen Bergwesens, etwa den Britischen Inseln, anfangs noch die Nasen rümpften. Im Jahr 1835, mit 25 Jahren, wurde Dumont an der erst kurz etablierten Lütticher Universität zum Professor berufen und lehrte fortan in den Bereichen Geologie und Mineralogie.

Info

Adresse Place du 20 Août, 4000 Lüttich | ÖPNV Bus 2, 3, 7, 26, 29, 31, 33, 35, Haltestelle Place du 20 Août | Tipp Gleich um die Ecke befindet sich das Gebäude der 1779 im Geiste der Aufklärung gegründeten freien Gesellschaft von Lüttich (Rue Charles Magnette 9). Die Bibliothek ist auf Anfrage zu besichtigen, es finden auch Vorträge zu Literatur, Gesellschaft und Kunst statt. Infos im Internet auf www.emulation-liege.be.

Seine Arbeit kam wie gerufen in einer Zeit, als sich just im Lütticher Raum die durch die Gebrüder Cockerill angeschobene Stahl- und mit ihr die Kohleindustrie entwickelte. Seine Erkenntnisse über geologische Schichten ermöglichten es, dass der Bergbau systematisch vorangetrieben werden konnte. Dumont galt als rastloser und bisweilen über die Erschöpfungsgrenze hinausgehender Wissenschaftler. Kurz vor seinem frühen Tod im Jahr 1857 wurde er zum Rektor der Lütticher Universität ernannt. Streng genommen gehört Dumont allerdings bis heute zu den Größten – sein Standbild ist aufgrund seiner Ausmaße eines der monumentalsten im Lütticher Stadtbild.

In der Nähe

Pianos Esther (0.1 km)

Das Cappuccino-Café (0.16 km)

Das Pot au Lait (0.18 km)

La Diode (0.2 km)

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2_Das Aquarium-Museum

Hai-Alarm im Keller

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Lüttichs wahres Unterwasserleben tobt abseits der Maas. Seit 1962 ist ein imposanter Bau am Quai Édouard van Beneden die Heimat für Wasser- und Meerestiere aus aller Welt. Edle Marmorstufen führen hinab in eine diffus beleuchtete Aquarium-Welt, in der Piranhas, Moränen und allerlei andere Meerestiere von der Artenvielfalt des Planeten künden. 2.500 Bewohner zählt die feuchte Keller-WG, aufgeteilt in 40 Wohneinheiten. Das Museum gehört zur Zoologischen Fakultät der Universität und versprüht einen herrlich altmodischen Charme – mit pädagogischem Überbau: Hier soll ausdrücklich nicht nur gestaunt, sondern auch das Bewusstsein geschärft werden, so das Credo des Hauses.

Die viel zitierten staunenden Kinderaugen folgen nicht selten vor allem der hauseigenen Hai-Kolonie. Und seit der putzige Clownfisch, eigentlich ein Bewohner tropischer Gewässer, durch den Streifen »Findet Nemo« zu filmischen Ehren gekommen ist, sorgt sein Anblick auch bei Lüttichs jüngsten Einwohnern für Verzückung. Die Tatsache, dass auch der wallonischen Wasserwelt Platz eingeräumt wird, macht das Museum für Schulklassen der Umgebung zum außerschulischen Lernort. Staunend-schnatternde Halbwüchsige trüben aber keineswegs das Besuchsvergnügen. Vielmehr lässt ihre Anwesenheit die Hoffnung auf eine Generation keimen, die sich um das Wohl der gerade erst vom jahrelangen Industrieabwasser-Zufluss genesenen Maas bemühen möge.

Info

Adresse Quai Édouard van Beneden 22, 4020 Lüttich, www.aquarium-museum.be | ÖPNV Bus 4, Haltestelle Quai Édouard van Beneden | Öffnungszeiten Mo–Fr 9–17 Uhr, Sa, So 10–18 Uhr | Tipp Direkt vor dem Museum legt regelmäßig ein Schiff zur einstündigen Maas-Rundfahrt ab, es gibt Kombitickets mit Museumseintritt.

Wem nach dem trockenen Abtauchen in wässrige Welten der Sinn nach dem Bestaunen von Landgetier steht, der wird im Obergeschoss reichlich fündig. Der zoologische Teil des altehrwürdigen Museums ist spannend, skurril und mitunter nichts für empfindsame Geister. Der Großteil der rund 20.000 Exponate umfassenden Sammlung entstammt einer Zeit, in der man die Fauna des Planeten noch vorwiegend in Formaldehyd einzulegen oder in teils martialischen Posen »lebensnah« auszustopfen pflegte.

In der Nähe

Das Oberdeck (0.05 km)

La Zone (0.16 km)

Der Skywalk (0.24 km)

Die André-Dumont-Statue (0.25 km)

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3_Das Atelier de Lutherie

Saitenweise Passion für Gitarre und Co.

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»Meine erste selbst gebaute Gitarre habe ich verbrannt.« – Renzo Salvador überrascht den unbedarften Gesprächspartner mit seiner Antwort auf die Frage nach den Ursprüngen seiner Arbeit. Die Demut vor dem Handwerk habe ihn dazu veranlasst: »Ich musste doch sehen, ob ich es wieder tun kann.« Er konnte. Was vor mehr als drei Jahrzehnten begann, ist bis heute geblieben: »Leidenschaft«, sagt der Mittfünfziger knapp und blickt aus freundlichen Augen in seinem Atelier umher. In einem der schönsten Häuschen in der Altstadtgasse Rue En Neuvice bietet Salvador seine Kunst feil, die Werkstatt befindet sich ebenfalls im Erdgeschoss. Ein Besuch im Atelier ist wie eine Zeitreise durch die Epochen der Saitenkunst.

Klassische Konzertgitarren, Lauten, Mandolinen, selbst Harfen gehören zum Spektrum seiner filigranen Arbeiten, die er nach historischen Vorbildern fertigt. Die Restauration von alten Instrumenten bezeichnet er als seine »kleine Passion«. Sein Herz hüpfe immer wieder aufs Neue, wenn ein Kunde mit einem Instrument durch die Tür trete – »je älter das Stück, desto spannender«. Ob er denn auch Anfänger oder solche Zeitgenossen empfange, die aus bloßer Neugier vorbeischauen? Die Gegenfrage kommt prompt und mit einem Augenzwinkern: »Wer spricht nicht gern über etwas, das er liebt?«

Info

Adresse Rue En Neuvice 25, 4000 Lüttich, renzosalvador.be | ÖPNV Bus 5, 7, 10, 13, 18, 67, 69, 76, 78, Haltestelle Place du Commissaire Maigret | Öffnungszeiten Di, Mi, Fr, Sa 10–18 Uhr | Tipp Ein Besuch im schräg gegenüber gelegenen Atelier mit dem herrlichen Namen Arqontanporin. Hier gibt es spannende Plexiglaskunst für jeden Geldbeutel.

Wer bei Renzo Salvador ein Instrument kauft, bekommt garantiert ein Einzelstück. »Keines ist wie das andere, das gebietet die Individualität des Handwerks.« Große Freude bereitet ihm auch die gemeinsame Suche mit jungen Musikern nach dem »richtigen Stück«. Das sei in etwa so, wie wenn Harry Potter den passenden Zauberstab aussucht. Lange Jahre hat er seine Instrumente selbst auf der Bühne präsentiert, als Konzertgitarrist ist er viel herumgekommen. Heute gibt Salvador seine Fertigkeiten lieber an junge Instrumentenbauer weiter – bei Kursen und Workshops, die er im Atelier und in der Werkstatt abhält.

In der Nähe

Die Rue du Carré (0.03 km)

Les Brasseurs (0.05 km)

Die Maison du Peket (0.05 km)

La Frite (0.09 km)

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4_Der Ausblick von Cointe

Freie Sicht auf die Lütticher Dinge

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Wer den windungsreichen und steilen Aufstieg vom Bahnhof Guillemins auf sich nimmt, wird reich belohnt – mit einem beeindruckenden Ausblick über die Stadt. Am Rande des großen öffentlichen Parks, der zum Stadtviertel Cointe gehört, offenbart eine schmale Schneise im dichten Baumbestand die unruhige Silhouette der Innenstadt mit ihren markanten Hochbauten alter und neuer Art. Der Lauf der Maas ist dabei ebenso zu erkennen wie die markanten Bergehalden aus dem Kohlebergbau im Norden, die an den Aufstieg der Stadt zur Wiege der europäischen Industrie erinnern. Auch der Cointe-Hügel, der sich im Südwesten Lüttichs erhebt, wurde einst auf der Suche nach Bodenschätzen unterhöhlt.

Besonders herrlich, weil hilfreich für Ortsunkundige, ist der kleine »Altar der Topografie«, der gemeinsam mit dem nur so vor Patina strotzenden Schutzgitter den Eindruck bestätigt, dass hier schon seit vielen Jahren Menschen ins Tal und damit auf die Dinge des Lütticher Lebens blicken. Die Hinweistafel mit den darauf verzeichneten Sehenswürdigkeiten und Landmarken ist so akribisch gestaltet, wie sie in die Jahre gekommen ist. Man wünscht sich, dass jemand das gute Stück einmal restauriert. Unter den Ortsangaben ist unübersehbar der Hinweis auf die Stifter des Kartentisches zu lesen. Der Touring Club de Belgique ist so etwas wie der ADAC unseres Nachbarlandes und hat sich hier auf ganz entschleunigtem Terrain verdient gemacht.

Info

Adresse Boulevard Gustave Kleyer, 4000 Lüttich | ÖPNV Bus 20, Haltestelle Boulevard Montéfiore | Tipp Eine Pause im kleinen Blumengarten des Parc Comunal de Cointe lohnt unbedingt.

Neben dem Aussichtspunkt verdient auch der Park im Rücken des Betrachters dessen Aufmerksamkeit. Das Ensemble des Parc Comunal de Cointe umfasst neben den grünen Hängen und dem baumreichen Umfeld des Boulevard Gustave Kleyer oberhalb des Bahnhofs auch ein großes öffentliches Sportareal. Der Boulevard ist nach dem Lütticher Politiker benannt, der sich zur Zeit der deutschen Besatzung von 1914 bis 1918 für die Freiheitsrechte der Bevölkerung einsetzte.

In der Nähe

Die Maison Gentry (0.44 km)

Das letzte Haus (0.47 km)

Die Design Station (0.6 km)

Die Kapelle Saint-Maur (0.64 km)

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5_Das Barricade-Café

Politischer Anspruch zum Kaffee

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Der Geist von Widerstand und Rebellion schwebt wohl spätestens seit der Lütticher Revolution von 1789 über der Stadt. Richtete sich der Zorn der Bürger damals gegen Drangsalierungen seitens des herrschenden Fürstbischofs, waren es in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder die Begleitumstände des Niedergangs der omnipräsenten Kohle- und Stahlindustrie, die Lüttichs Bewohner auf die Straßen trieben. Politisches Bewusstsein ist auch den Lüttichern von heute alles andere als fremd. Jener Geist manifestiert sich besonders im kleinen Kulturzentrum Barricade, gelegen an der ebenso steilen wie historischen Rue Pierreuse.

Bei fair gehandeltem Kaffee, glutenfreien Naschereien und mit Ausblick auf das unterhalb gelegene Palais, Verwaltungssitz der Provinz Lüttich, lässt sich vortrefflich über den politischen Aufbruch sinnieren. Aber auch durchaus profanere Gedankengänge sind hier willkommen, eine gute Gesinnung für das Allgemeinwohl ist dabei absolut sicher von Vorteil.

Info

Adresse Rue Pierreuse 19–21, 4000 Lüttich | ÖPNV Bus 71, 73, 74, 80, 81, Haltestelle Palais des Princes, Bahnhof Liège-Palais | Öffnungszeiten Mo–Fr 12.30–18.30 Uhr, Sa 13.30–18.30 Uhr und bei Abendveranstaltungen | Tipp Die Kapelle Saint-Roch (Rue Volière) zählt zum wallonischen Kulturerbe und stammt aus dem Jahr 1558.

Die Macher verstehen ihr Barricade als nicht gewinnorientiertes und heterogenes Langzeitprojekt. Solidarität mit Minderheiten, Kapitalismuskritik, Ökologie, Gleichberechtigung auf sämtlichen Ebenen, vielfältige Kultur abseits des Mainstreams – der Anspruch ist weit, aber doch konkret gefasst. Jeder, so sagen sie, ist eingeladen, den Ort mitzugestalten. Egal, ob dauerhaft als ehrenamtlicher Mitarbeiter oder nur für einen überschaubaren Zeitraum, etwa die Genussspanne einer Fair-Trade-Limonade.

Dass sich politischer Anspruch und Wohlfühlgedanke nicht ausschließen, ist auch bei den Abendveranstaltungen spürbar. Das auf Regelmäßigkeit angelegte Veranstaltungsprogramm mit Lesungen, Diskussionen, Poetry Slams und Konzerten lockt ein im besten und angenehmsten Sinne breit gefächertes Publikum in die gemütlich-gedrungenen Räume im Erdgeschoss des historischen Hauses in der Rue Pierreuse 21.

In der Nähe

Die Casa Nicaragua (0 km)

Die Terrasse des Minimes (0.03 km)

Das Paliss’art-Gemälde (0.05 km)

Jean d’Outremeuse (0.06 km)

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6_Die Benediktinerinnen-Abtei

Einblicke in ein anderes Leben

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Auf dem Boulevard d’Avroy ist eigentlich immer etwas los. Die Nord-Süd-Verbindung mitten im Zentrum ist lang, laut und vom Innenstadtverkehr beherrscht. Trotzdem finden sich Orte der Ruhe. Eine besondere Oase verbirgt sich hinter alten Mauern: Die Abtei der Benediktinerinnen empfängt Neugierige mit offenen Armen und lässt sie, Interesse vorausgesetzt, für eine Weile an einem Leben teilnehmen, wie es sich wohl die wenigsten in einem innerstädtischen Bereich vorstellen können. Hier scheint die Zeit zu stehen oder doch zumindest langsamer als anderswo zu laufen.

»Hinter den Mauern« bedeutet in diesem Fall keine Grenzziehung zum Leben davor. Die Offenheit, mit der die Schwestern ihren Besuchern begegnen, überrascht und erfreut zugleich. Kein klerikales Gebaren, sondern gegenseitiges Verständnis für den jeweiligen Lebensentwurf steht im Mittelpunkt eines Gesprächs, wie man es in der »Außenwelt« nicht allzu oft zu führen vermag.

Info

Adresse Monastère des Bénédictines, Boulevard d’Avroy 54, 4000 Lüttich | ÖPNV Bus 1, 4, 20, 21, 22, 23, Haltestelle Rue Darchis | Öffnungszeiten Die Abteikirche ist morgens zu den Messen um 8.30 Uhr geöffnet. Ansonsten empfiehlt sich für die Besichtigung oder gar Unterkunft eine vorherige Anmeldung. Die Kontaktdaten finden sich im Internet unter www.benedictinesliege.com. | Tipp Lüttich ist eine Stadt der schönen Kirchen, der kleine Park neben der Église Saint-Jacques ist ein schöner Platz zum kurzen Entspannen.

Die Frauen des Ordens kommen seit Mitte des 17. Jahrhunderts aus aller Welt nach Lüttich. Bei einem Rundgang durch den hübschen Abteigarten und die Hauskirche wird ein wenig von diesem anderen Leben erlebbar, für das sich heutzutage – anders als in früheren Jahrhunderten – immer weniger Frauen und Männer entscheiden. Bereitwillig geben die Hausherrinnen Auskunft über ihren Tagesablauf, an dem Gäste übrigens auch ganz direkt teilhaben können. Die Abtei bietet Ruhewochenenden an – mit Übernachtungen und herzlicher Aufnahme, aber ohne Gebetsverpflichtung und religiösen Bekehrungswillen. Man trägt einem gesellschaftlichen Bedürfnis Rechnung und bietet einen Ort der Stille – ohne sich offen darüber zu wundern, warum Nichtgläubige zwecks Stressbewältigung plötzlich die Räume der Kirche wiederentdecken. Nächstenliebe, wie sie sein sollte.

In der Nähe

L’Industrie (0.24 km)

Die Philharmonie (0.36 km)

Das Forum (0.38 km)

Das MADmusée (0.44 km)

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7_Der Bolzplatz

Gepflegter Kick im Quartier Saint-Léonard

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Für die einen ist es ein schlichtes Viereck, für die anderen das Feld der Träume. Für den gepflegten innerstädtischen Kick stehen allerdings auch in Lüttich selten Wiesen zur Verfügung. Und so ist im Quartier Saint-Léonard der Untergrund künstlich, auf dem sich nahezu täglich Jung und Alt mit dem Ball messen. Der Bolzplatz am Fuße des grünen Zitadellenhügels ist Treffpunkt und Ventil, Zauberort und Diskussionsforum. Das fängt meist schon bei der Entscheidung an, wer denn das Tor zu hüten hat. Ein Messi-Trikot verpflichtet schließlich zu Höherem, als sich der Kugel nur entgegenzuwerfen.

Ist dann die Formation gefunden, gibt es Fußball pur. Fünf gegen fünf auf überschaubarem Feld wird überall auf der Welt gespielt, und auch in der Stadt des zehnmaligen belgischen Fußballmeisters liegen nicht selten Welten zwischen Leistungsdribblern und Ergänzungsstolperern. Für den unbedarften Zuschauer ist ein Besuch am Bolzplatz vor allem eines: das kurze und schmerzlose Eintauchen in die Freizeit-Lebenswirklichkeit der Menschen im Viertel. Von der kleinen Brücke neben dem Spielfeld – einer der raren architektonischen Fixpunkte im Kleinpark – lässt sich das Treiben herrlich verfolgen.Viele der Jüngeren unten auf dem Hartplatz dürften von einer Karriere träumen, wie sie schon manchem Lütticher Jungspund in den vergangenen Jahrzehnten gelang. Die Stadt hat etliche Kicker von internationalem Ruhm hervorgebracht, nicht wenige begannen ihre Laufbahn einige Kilometer die Maas hinauf bei Standard Lüttich. Der jüngste Export ist Axel Witsel, mittlerweile eine feste Größe in der Nationalmannschaft und beim Europacup-Sieger Zenit St. Petersburg.

Info

Adresse Place des Déportés/Rue Mathieu Laensberg, 4000 Lüttich | ÖPNV Bus 1, 4, 5, 6, 7, 24, Haltestelle Place des Déportés | Tipp Auf der kleinen fußballfreien Wiese nebenan lässt sich – bewaffnet mit einem Getränk vom nahen Kiosk in der Rue du Potay – hervorragend entspannen.

Mancher Quartierkicker trägt aber lieber die Farben der Vorfahren: Trikots afrikanischer Nationalteams sind im multikulturellen Lüttich mindestens genauso beliebt wie die der heimischen »Diables Rouges«.

In der Nähe

Die Impasse de la Vignette (0.24 km)

Das Cupper Café (0.25 km)

Das Saint-Lambert-Modell (0.32 km)

Der stählerne Blick (0.34 km)

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8_Der Botanische Garten

Internationale Baumfestspiele

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Menschen, die sich unter Bäumen entspannen – es ist ein wohltuendes, weil rares Bild, das sich da im erweiterten Viereck an der Schnittstelle zwischen den Vierteln Saint-Gilles und Avroy bietet. Ein ausgiebiger Streifzug oder auch der Blick auf die topografische Karte offenbaren den Zustand: Grünflächen sind rar im Stadtzentrum von Lüttich. Der Jardin Botanique bietet wohltuende Abwechslung vom dicht bebauten Alltagsbild, und das schon seit 1836. Charles Morren, Professor für Botanik an der Lütticher Universität, ließ seinerzeit einen Park anlegen und mit Ablegern von Gehölz aus der ganzen Welt bepflanzen. Den heutigen Garten gibt es seit 1860. Mit dem Schmetterlingsmuseum und mehreren großen Gewächshäusern ist ein Ensemble entstanden, das sowohl dem Bedürfnis nach Naturnähe als auch dem wissenschaftlichen Anspruch des Erbauers Rechnung trägt. Der Botanische Garten ist heute nicht nur Ausspann-Anlaufstelle und Treffpunkt für Viertelbewohner, sondern auch ein Ort des Lernens und der Wissenschaft – wenn man dies denn will.

Dabei war es nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst gar nicht mehr gut bestellt um die international geprägte grüne Lunge. Der Baumbestand war zu größten Teilen vernichtet, die Gewächshäuser zerstört oder zumindest beschädigt. Es dauerte bis in die 50er Jahre hinein, ehe die Lütticher wieder flanieren, rasten und ihre Kinder toben lassen konnten. Heute beherbergt der Garten rund 300 Bäume von 170 verschiedenen Arten. Auch in die altehrwürdigen Gewächshäuser ist das blühende Leben zurückgekehrt. Fast jedes Schulkind kann auf einen Besuch verweisen, bei dem die 3.500 vertretenen Pflanzenarten vorgestellt wurden. Der Garten und die Gewächshäuser sind wie zu Morrens Zeiten noch immer im Hochschul-Kontext relevant. Mit drei anderen Anlagen werden sie vom Verein Espaces Botaniques der Lütticher Universität verwaltet.

Info

Adresse Zugang über Rue Louvrex, Rue des Anges und Rue Courtois, 4000 Lüttich | ÖPNV Bus 20, 21, Haltestelle Rue Fusch | Tipp Die Gewächshäuser lassen sich wie auch die anderen von der Universität betreuten Botanik-Anlagen bei einer der mehrsprachigen Führungen erkunden. Anmeldungen sind über die Internetseite www.espacesbotaniques.be möglich.

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