111 Orte in Miami und auf den Keys, die man gesehen haben muss - Gordon Streisand - E-Book

111 Orte in Miami und auf den Keys, die man gesehen haben muss E-Book

Gordon Streisand

4,4

Beschreibung

Miami ist bekannt für Genuss und Dekadenz, Kunst und Architektur der Weltklasse, weißsandige Strände, angesagte Clubs und Hotels. Aber hinter dieser auf Hochglanz polierten Fassade findet man eine außergewöhnliche Geschichte und viel Kultur. Lernen Sie das andere Miami in seiner natürlichen Schönheit und in seiner tief verwurzelten Tradition kennen. 111 versteckte Orte dieser sonnenverwöhnten Region warten darauf, entdeckt zu werden. Man muss nur wissen, wo man sie findet.

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111 Orte in Miami und auf den Keys, die man gesehen haben muss

Gordon Streisand

emons: Verlag

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Emons Verlag GmbH // 2016 Alle Rechte vorbehalten Texte: Gordon Streisand © der Fotografien: Gordon Streisand, außer Seite 23, Area 31; Seite 95, Rob O’Neal; Seite 109, Coral Reef Park Company © Covermotiv: iStockphoto.com/Jan-Otto Deutsche Fassung: Monika Elisa Schurr Gestaltung: Emons Verlag Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL ISBN 978-3-96041-060-7 E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag

Unser Newsletter informiert Sie regelmäßig über Neues von emons: Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de

Inhalt

Vorwort

1_Die African Queen | Eine Diva takelt nicht ab

2_Alabama Jack’s | Keys-Muscheln

3_Das alte Planetarium | Als der Himmel umzog

4_Das alte spanische Kloster | Mittelalterliches Spanien in Miami

5_Das Amertec Building | Alien aus Spritzbeton

6_Anne’s Beach | Floridas schönster Rastplatz

7_Das Area 31 | Happy Hour mit Aussicht

8_Das Atlantis Condominium | Stichwort »Miami Vice«

9_Bahia Honda | Schlaf bei den Fischen

10_Das Bay of Pigs Museum | Tragödie in der Schweinebucht

11_Betsy, der Riesenhummer | Stünde sie nur auf der Karte ...

12_Die Big Cypress Gallery | Der Ansel Adams der Everglades

13_Der Bill Baggs Cape Florida State Park | Stille in der Stadt

14_Black Point Marina | Whirlpool der Seekühe

15_Der Blick von Watson Island | Eine Stadt erhebt sich

16_Blue Hole | Das blaue Wunder

17_Boca Chita Key | Verschollen

18_Cat Man | Der Katzenflüsterer

19_Cauley Square | Vom Hurenhaus zur Southern Belle

20_Das Clevelander in Marlins Park | Disco mit Homerun-Garantie

21_Der Club Nautico | Miami in seinem Element

22_Das Coconut Grove Playhouse | Großes Autokino

23_Das Coppertone Girl | Sei kein Bleichgesicht!

24_Das Coral Castle | Der Tadsch Mahal von Homestead

25_Der Crandon Park Zoo | Räder von glücklichen Pfauen

26_Cuba Tobacco Cigar Co. | Schmauchen in Zeiten der Wehmut

27_Der Deering Estate | Die Vizcaya des armen Mannes

28_Der Domino Park | Grips unter freiem Himmel

29_El-Carajo | Tanke der Gaumenfreuden

30_El Palacio de los Jugos | Hotspot für coole Drinks

31_Española Way | Die Flaniermeile

32_Die Fassade des CIFO | Downtowns Bambuswald

33_Fireman Derek’s Key Lime Pie | Das beste Stück

34_Florida Keys Brewing Company | Eiskalt in Islamorada

35_Florida Keys Wild Bird Rehabilitation Center | Einfach beflügelnd

36_Der Fruit & Spice Park | Diesseits von Eden

37_Das Fußballdach | Rooftop-Kicken im Asphaltdschungel

38_Der Garten von Ichimura | Watson Island bei Sonnenaufgang

39_Das Green Turtle Inn | Mock rockt!

40_Der Greynolds Park | Miamis Mount Everest

41_Die hängenden Gärten | Babylon in der Bucht

42_Haulover Cut | We Built This City on Cocaine

43_Hemingways Katzen | Wem die Mieze miaut

44_Der Hialeah Park | Auch der Pate war hier

45_Das History of Diving Museum | Abtauchen und Druck machen

46_HM69 Nike Missile Base | Am Rande der Apokalypse

47_Das Holocaust Memorial | Die Hand Gottes

48_Die I-95 Express Lanes | Ode an die Schadenfreude

49_Die Jewel Box | Auffahrt zum Himmel

50_Der John Pennekamp Coral Reef State Park | Tierwelt unter Wasser

51_Key West Cemetery | Lach dich tot

52_Die Klos von Wood Tavern | Kunst um den Thron

53_Die Knaus Berry Farm | Strawberry Fields Forever

54_Lincoln Road Garage | Lage, Lage, Lage!

55_Lock & Load | Für echte Ballermänner

56_Locust Projects | Der Kunst-Inkubator

57_Los Gallos | … an der Calle Ocho

58_Lou La Vie | Der Star sind Sie

59_Mack’s Fish Camp | Der letzte Gladesman

60_Mary’s Coin Laundry | Mein wunderbarer Naschsalon

61_Matheson Hammock | Der Anfängerstrand

62_Das Mausoleum von Jackie Gleason | Und los geht’s!

63_Das McAlpin Hotel | Supermodel des Art déco

64_Das Mel Fisher Maritime Museum | Jäger der verlorenen Schätze

65_Der Metromover | Von wegen eingleisig

66_Das Miami Auto Museum | Der größte Carport der Stadt

67_Miami Catamarans | Schnittig in der Gischt

68_Der Miami Circle | Downtown der Vorzeit

69_Miami Club Rum | Die Grundversorgung von South Beach

70_Miami Jai-Alai | Das schnellste Spiel der Welt

71_Das Miami Marine Stadium | Das schöne Schandmal

72_Mitzi’s Memorial | R.I.P. Flipper

73_Der Monkey Jungle | Die Verwandtschaft wirft Küsschen

74_Das National Key Deer Refuge | Bambi von der Insel

75_Das News Cafe | Paradies zum Leutegucken

76_Das O Cinema | Verwandlungen

77_Old Cutler Road | Feigenblätter fürs Paradies

78_Der Oleta River State Park | Ruderpartie in die Metropole

79_Orion Herbs | Der Medizinmann

80_Panther Coffee | Geistesblitze to go

81_Perkys Fledermausturm | Batman und die Folgen

82_Die Pinecrest Gardens | Im Zeichen der Hibiskusblüte

83_Das Postamt von Ochopee | Kleinstes Haus in der Pampa

84_Das Rathaus | … und die fliegenden Schiffe

85_Der Rickenbacker Causeway | Auf und der Sonne davon

86_Robbie’s | Wo man Tarpune füttert

87_Robert is Here | Yes He Could

88_Robert the Doll | Der verfluchte Freund

89_Schnebly Redland’s Winery | Und keine Traube drin

90_Shark Valley | Das Panorama der Everglades

91_Shell World | Show der Schalentiere

92_Skunk Ape Research Headquarters | Die Rückkehr des Yeti

93_Skyward Kites | Das Drachenmobil

94_Der Sonnenaufgang … | … im Crandon Park

95_Der South Pointe Park | Sittin’ on the Dock of the Bay

96_Der Steinkahn von Vizcaya | Meerjungfrauen und Partynixen

97_Stiltsville | Spielhöllen auf Pfählen

98_Der südlichste Punkt | Oder so heißt es ...

99_Der Sunken Garden | Die Ruhe selbst

100_Sweat Records | Vinyl und vegan

101_Die Tänzerin | Stripperin an der Skyline

102_Das Theater of the Sea | Atlantik zum Anfassen

103_Die Treppe nach Nirgendwo | Der Catwalk im Fontainebleau

104_Der Venetian Pool | Der Smaragd von Coral Gables

105_Das Versailles | Der Königsmacher

106_Der Virginia Key Beach Park | Der lange Arm des Jim Crow

107_Der Walk of Fame an der Calle Ocho | Die Stars von Little Havana

108_Wallcast | Zauberflöte und Streichervision

109_Wat Buddharangsi | Dharma zum Durchatmen

110_Das Wolfsonian | Nichts ist unmöglich

111_Das World Erotic Art Museum | Samenbank bis Kamasutra

Bildteil

Übersichtskarten

Vorwort

In einer Stadt, in der nicht sonderlich viele Menschen tief verwurzelt sind, bin ich glücklich, sagen zu können, dass meine Familie seit 1950 hier beheimatet ist – als nämlich mein Urgroßvater mit seiner Familie von Pittsburgh in eine verschlafene Strandstadt in Florida zog, die »sun«, »fun« und tolle Landschaften bot. Ich selbst bin nördlich von Miami aufgewachsen und habe die Stadt zu meinem Tummelplatz erklärt, sobald ich eben tummeln konnte.

Schon meine Großmutter zeigte mir den Venetian Pool in Coral Gables. Oft nahm mich meine Mutter zum »Parrot Jungle« (heute Pinecrest Gardens) mit, wo sie arbeitete und schließlich auch heiratete. Mein Vater eröffnete mir auf seinem alten Hobie Cat die Pracht der Biscayne Bay und kippte den Katamaran zuweilen, um die Spritztour abenteuerlicher zu gestalten. Noch immer durchstöbern meine Freunde und ich die Platten bei Sweat Records, bevor wir uns zu einem Spiel der Marlins aufmachen – nicht ohne uns zuvor bei deren Clevelander einen oder drei Drinks gegönnt zu haben.

Die Reisen nach Miami und auf die Keys waren ein einziges Abenteuer – Pilgerfahrt und Heimkehr zugleich. Ob ich nun durch das schrillbunte Bacardi Building stolperte oder Flashbacks mich in meine Kinderzeit an den Stränden von Crandon Park zurückversetzten: Immer wurde ich daran erinnert, wie Miami sich über die letzten Jahrzehnte sowohl treu geblieben ist als auch dramatische Wandel durchlebt hat. Jede Woche schießen eine Handvoll neuer Wolkenkratzer aus dem Boden. Einst waren die Keys eine von Fischern bewohnte Inselgruppe. Heute säumen Villen der Multimillionäre die Ufer von Key Largo und Key West.

Inmitten von Alt und Neu verbergen sich ungezählte Schätze – Orte voller Geschichten, die Miamis wahres Wesen, seinen Witz und vor allem seinen Mumm enthüllen. Ich hoffe, Sie werden ebenso viel Freude daran haben, sie zu besuchen, wie ich es genossen habe, sie für Sie aus dem Mainstream zu sieben.

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1_Die African Queen

Eine Diva takelt nicht ab

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Einer der Schätze der amerikanischen Kinogeschichte liegt angedockt in den Kanälen von Key Largo. Im Schatten eines Holiday Inns, wenige Schritte unterhalb des Parkplatzes seitlich der US 1, dümpelt träge die hölzerne »African Queen« an zwei Holzpfosten vertäut – jenes dürftige Boot, das Humphrey Bogart und Katharine Hepburn durch die blutegelverseuchten Wasserläufe Deutsch-Ostafrikas steuerten. Außer einem kleinen braunen Schild an der Hauptstraße und einem freundlich grüßenden Mann am Dock erwarten Sie hier keine Fanfarenstöße.

Anders als die meisten Filme der Zeit wurde »African Queen« nicht vor der gemalten Hintergrundkulisse eines Hollywoodstudios gedreht, sondern ganz lebensecht in Belgisch-Kongo – 1951 ein so genialer wie rarer Kraftakt. Ebenfalls Seltenheitswert hatte der Umstand, dass bei dieser Produktion sogar der gefeierte Filmkritiker und Autor James Agee am Drehbuch mitwirkte, um den Höhepunkt der Handlung auf Hochglanz zu polieren, wofür Bogart dann auch seinen einzigen Oscar gewann und Marlon Brandos Kult-Performance in »Endstation Sehnsucht« auf die Ränge verwies.

Info

Adresse 99701 Overseas Highway, Key Largo, 33037 FL, Tel. +1 305.451.8080, www.africanqueenflkeys.com | Öffnungszeiten täglich 9–20 Uhr | Tipp Besuchen Sie den Caribbean Club (104080 Overseas Highway), der die Inspiration zu einem weiteren berühmten Klassiker abgab, »Gangster in Key Largo«. Die Fassade des Clubs ist in diesem Streifen mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall zu sehen.

Das Boot selbst wurde im England der Jahrhundertwende für die East Africa British Railways Company gebaut, um Fracht und Missionare zwischen dem Victoria-Nil und dem Albertsee an der Grenze von Uganda und Belgisch-Kongo umherzuschiffen. Nach seinem furiosen Leinwanddebüt 1951 verblieb es bis 1968 in Afrika und wurde schließlich in die USA verbracht, um an der Westküste und in Florida im Charterbetrieb eingesetzt zu werden. 1982 entdeckte Anwalt und Filmcrack Jim Hendricks das berühmte Boot, das auf einer Viehweide nahe Gainesville vor sich hin rottete, erwarb es für 65.000 Dollar und machte es wieder seetauglich. Heute fährt die runderneuerte Filmdiva alle zwei Stunden aus dem Zentrum Key Largos hinaus auf den Atlantik und retour, um Fans des Golden Age einen Traum zu erfüllen.

In der Nähe

Shell World (3.46 km)

Der John Pennekamp Coral Reef State Park (4.62 km)

Florida Keys Wild Bird Rehabilitation Center (12.15 km)

Betsy, der Riesenhummer (20.24 km)

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2_Alabama Jack’s

Keys-Muscheln

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Mitten im brackigen Sumpfland, von dem der Everglades-Nationalpark seine Salzprisen bezieht, verläuft die Card Sound Road, eine zweispurige Durchgangsstraße, die von Florida City zum Nordende von Key Largo führt. Nur versierte Reisende oder Google-Maps-Virtuosen nehmen diese schmale, malerische Strecke abseits der US 1. Die Landschaft allein lohnt den Trip, es wartet jedoch noch eine weitere Überraschung. Auf halbem Weg zwischen dem Festland und Key Largo nämlich serviert zwischen Mangroveninseln Alabama Jack’s »Downtown Card Sound’s« köstlichste Happen seit den frühen 1950ern.

Kurz vor der Brücke nach North Key Largo heißt eine Roadside-Bar mit Kolonnen von davor geparkten Harleys alles Volk willkommen, das es herspült. Biker, Einheimische, Familien oder Abenteurer zieht es zu diesem Open-Air-Vorposten der Zivilisation, komplett mit Holzböden, Metalltischen und Plastikbesteck. An der Südseite, wo des Tags kleine Fischerboote vorbeituckern, spiegelt sich in den trüben Wassern die Sonne. Doch Obacht: Da die Bar inmitten ihrer Brutgebiete liegt, könnte sich hier ein Alligator oder ein Krokodil blicken lassen.

Info

Adresse 58000 Card Sound Road, Homestead, FL 33030, Tel. +1 305.248.8741, www.alabamajacks.com | Öffnungszeiten täglich 11–18.30 Uhr | Tipp Eine weitere tolle Biker-Höhle ist Scully’s Tavern (9809 SW 72nd Street) in Miami. Obwohl Scully’s Alabama Jack’s berühmte »fritters« nicht serviert, ist die Atmosphäre vergleichbar und das Essen auch keinesfalls zu verachten.

Verbeulte alte Nummernschilder schmücken die Balken, die sich durch die Decke bis zur Bar und weiter bis in die Küche hinein ziehen, in der die besten frittierten Muscheln des Bundesstaates erst ins Fettbad und dann auf den Teller kommen. Nehmen Sie Platz, während die Jimmy-Buffett-Coverband ihre Version von »Margaritaville« vor sich hin rockt, und verputzen Sie das fluffig goldbraun geröstete Meeresgetier zu Tartar- und Cocktailsauce, garniert mit einer frischen Limettenscheibe. Paprika, Zwiebeln und Old-Bay-Gewürz bringen Leben in Muscheln und Teig, statt ihren Eigengeschmack zu überwürzen, wie es in Fischbratereien sonst oft üblich ist. Spülen Sie mit einem eiskalten Schluck des Hausbieres nach und sehen Sie der Sonne beim Untergehen im Dickicht der County-Grenze zu.

In der Nähe

Der John Pennekamp Coral Reef State Park (18.58 km)

Robert is Here (21.27 km)

Die African Queen (22.46 km)

Das Coral Castle (24.12 km)

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3_Das alte Planetarium

Als der Himmel umzog

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Das Planetarium von Miami öffnete 1966; beinahe ein halbes Jahrhundert lang lud der goldene Iglu am Nordostrand von Coconut Grove Generationen von Schulkindern dazu ein, nach den Sternen zu greifen. Als die großen Umwälzungen der Sixties und Seventies die Community erfassten, als es um die Legalisierung von Marihuana oder Gay Rights ging, änderte sich vieles, nur das Planetarium blieb standhaft in der Vergangenheit verwurzelt.

Bis in seine letzten Tage nahm es die Besucher mit auf die Reise in den Weltraum, aber auch auf eine Zeitreise; der massive Globus in der Lobby prunkte mit einer Karte des alten Pan-Am-Terminals (gleich die Straße hinunter), auf der Länder wie Siam oder Rhodesien verzeichnet waren. Das Retro-Schild »Planetarium in Betrieb« leuchtete über den hölzernen Doppeltüren wie das »Applaus«-Schild bei Johnny Carsons »Tonight Show«.

Info

Adresse 3280 South Miami Avenue, Miami, FL 33129, Tel. +1 305.646.4269, www.miamisci.org | Öffnungszeiten von außen zu sehen (Veranstaltungstermine auf der Website) | Tipp Gönnen Sie sich einen Abstecher zum Green Street Café (3468 Main Highway), in Coconut Grove eine Institution. Das in den 1990er Jahren gegründete Lokal hat moderne europäische Cuisine auf der Karte – von Frühstück bis Dinner.

Drinnen, im Herzen des Himmelsguckers, stand der Spitz Model B Space Transit Projector, ein rundes, bedrohlich wirkendes Stahlungetüm von einem Sternensimulator, damals technisch das Neueste vom Neuen. Seine Lebenserwartung von 20 Jahren übertraf er bei Weitem. Als derart fortschrittlich erwies sich der Projektor, dass ihn Astronauten nutzten, um einen Flug zum Mond zu simulieren. Die Sternen-Show, die an die Decke geworfen wurde, war himmlisch genug, um einen jeden zum Sci-Fi-Nerd zu machen. Noch kosmischer wurde einem zumute, wenn der Spitz-Projektor sich drehte und auf den Kopf stellte: Das Licht fiel auf seine 5.600 winzigen Löcher, Spiegel und Minilinsen. Es war ein bittersüßer Übergang: Am 30. August 2015 strahlte der Sternengucker ein letztes Mal auf. Danach wurde die Anlage geschlossen, um einem modernen Planetarium im neuen Museum Park Platz zu machen, rechts neben dem Perez Art Museum. Der Projektor ist selbst zum Exponat geworden; 20 Minuten die Straße hoch erinnert die gestirnte Hülle des alten Planetariums noch immer an eine vergangene Ära. Ein Star für sich.

In der Nähe

Der Steinkahn von Vizcaya (0.42 km)

El-Carajo (0.96 km)

Das Atlantis Condominium (1.46 km)

Der Domino Park (2.1 km)

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4_Das alte spanische Kloster

Mittelalterliches Spanien in Miami

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Direkt am Intercoastal Waterway, gegenüber einem bescheidenen Wohnkomplex in North Miami Beach, trotzt eine Glaubensfestung der Zeit, die beinahe 800 Jahre älter ist als die Stadt selbst. 1141 im spanischen Sacramenia erbaut, liegt das Kloster heute an einem verschlafenen Abschnitt des Dixie Highway, einen Steinwurf von jenem Ozean entfernt, den es hat überqueren müssen, um hierherzugelangen.

Ein Kiesweg lädt Besucher zu einem Spaziergang jenseits des segovianischen Eisentors ein; überall stehen Palmen, Farne und sonstige tropische Flora üppig im Saft. Die gepflegten geometrischen Gärten wirken wie ein Versailles des armen Mannes; vornehme Grasquadrate wechseln sich mit blühenden Sträuchern ab. Der große Auftritt der Gärten führt schließlich in geräumige romanische Gewölbe unterhalb des Glockenturms – eine Zeitreise.

Info

Adresse 16711 W Dixie Highway, North Miami Beach, FL 33160, Tel. +1 305.945.1461, www.spanishmonastery.com | Öffnungszeiten Mo–Sa 10–16.30 Uhr, So 11–16.30 Uhr; es empfiehlt sich ein vorheriger Anruf im Fall unvorhergesehener Schließzeiten | Tipp Obwohl die Ancient Spanish Monastery aus dem 12. Jahrhundert stammt, befindet sie sich erst seit den 1960ern in Miami. Die älteste Kirche der Stadt ist die sehenswerte Gesu Church (118 NE 2nd Street, Miami) aus dem Jahr 1896.

Daheim in Spanien sind fast 700 Jahre lang Zisterziensermönche die einzigen Bewohner gewesen. Im frühen 19. Jahrhundert dann wurden die Gebäude beschlagnahmt und verkauft. 1925 schließlich erwarb Zeitungsmagnat William Randolph Hearst das Gotteshaus, ließ es Stein für Stein abtragen und in 11.000 heugepolsterten Kisten in die USA verschiffen. Da in Segovia die Maul- und Klauenseuche um sich gegriffen hatte, blieben die Kisten 26 Jahre in Quarantäne, bis Hearst die entwurzelten Steine an zwei Geschäftsleute aus Ohio versteigerte. Die entschieden, die Abtei nach langer Irrfahrt in Miami wiederaufzubauen, was bis 1964 dauerte.

Angenehme Stille geht vom Hof, den hängenden Früchten des Leberwurstbaumes und den Original-Kreuzgängen aus. Kleine Buntglasfenster mit in violette, gelbe, rote und blaue Mosaike eingelegten Goldkreuzen schimmern über einem Dunkel, das flackernde Novenen-Kerzen zu Füßen einer 1,30 Meter hohen Christusstatue erhellen. Gönnen Sie sich einen Tag Frieden zwischen den Geistern einstiger Ordensbrüder und ihren Steinen, die endlich Ruhe fanden.

In der Nähe

Der Greynolds Park (1.35 km)

Der Oleta River State Park (1.83 km)

Das Miami Auto Museum (2.3 km)

Skyward Kites (4.18 km)

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5_Das Amertec Building

Alien aus Spritzbeton

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1967 wurde Architekt Chayo Frank von seinem Vater beauftragt, ein Gebäude für seine Tischler- und Ladenbaufirma zu entwerfen. Ergebnis war ein Komplex organisch geformter Baustrukturen, die irgendwo zwischen den imaginären Welten von Dr. Seuss und Jules Verne angesiedelt waren. Ob nun – je nach Geschmack und Blickwinkel – Schandfleck oder Meisterwerk: Das alte Haus wurde zu einem unbeabsichtigten Symbol sowohl für den Überlebenskampf der Armen Miamis als auch für die Neigung der Stadt zu Innovation und künstlerischem Wagemut.

Ermöglicht durch die Verwendung von Spritzbeton, explodierte Franks Vision von Röhren, Kurven und Hohlräumen zu einer Orgie aus Konturen, Couleur und Konsistenz, die man noch immer an einer Industriestraße in Hialeah besichtigen kann. Am treffendsten ist der architektonische Alien als schöne Schweinerei umschrieben: ein knallorangefarbener Mollusk, garniert mit einem Streifen Bacon, bildet die Vorderansicht an der Südostecke, die optisch an einen verknäulten Entlüftungsschlauch mit einem Pilzhut erinnert.

Info

Adresse 149 W 21 Street, Hialeah, FL 33010 | Tipp Besuchen Sie den im Werden begriffenen Leah Arts District in Hialeah (von E 9th Street bis E 17th Street und E 10th Avenue bis zu den Eisenbahnschienen). Wie ihr Gegenstück in Wynwood zeichnet sich die Gegend durch Lagerhallenfassaden mit Graffiti aus.

Mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der USA ist Hialeah das, was man einen sozialen Brennpunkt nennt. Mit der Gegend verwahrloste auch Franks lustvolle Bausünde, die einst in perlmuttschimmernde Orange- und Blautöne gehüllt war (um die Fassade laut Frank »lebensechter« aussehen zu lassen) und nach dem Verkauf von Amertec-Granada Inc. im Jahr 2002 vollständig weiß gestrichen wurde. Eine kalzifizierte Mumie – leer und verlassen – war alles, was vom amorphen Blob in W 21st Street blieb. Bis eine Rohkostfirma ihn übernahm, neu anstrich und seither als Lagerhalle nutzt.

Zwischen verblassten Fassaden anderer Lagergebäude ergeben die grünen Röhren, orangenen Spiralen und beigefarbenen Kuppeln heute genauso wenig Sinn wie damals, als das Weichtier errichtet wurde – nicht nur in den Straßen von Hialeah unterhalb der Metrorail, sondern überhaupt auf dem Planeten Erde.

In der Nähe

Der Hialeah Park (1.05 km)

Miami Jai-Alai (4.66 km)

El Palacio de los Jugos (7.76 km)

Die I-95 Express Lanes (8.32 km)

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6_Anne’s Beach

Floridas schönster Rastplatz

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So schön die Landschaft ist: Eine Autotour durch die Welt der Keys kann monoton ausfallen. Während der rund 160 Kilometer langen Fahrt die US 1 hinunter von Key Largo nach Key West verschwimmen Souvenirläden, Geschäftsfassaden und Motels zu einem einzigen eintönigen Bild. Falls Sie nicht auch noch ein Stau heimsucht. Doch halb so schlimm: Wer stecken bleibt, dessen Wagen rollt im Schritttempo über einige der naturbelassensten Gewässer der USA. Überall sprießen unterhalb der Wasseroberfläche Mangroveninseln hervor, und die Versuchung, vom Sitz zu springen und in knietiefem, kristallklarem Wasser zu ihnen hinzuwaten, wird beinahe übermächtig. Glücklicherweise wartet auf der Ostseite des Overseas Highway bei Markierung 73.5 ein Parkplatz, der Ihnen genau das ermöglicht. Ein malerischer Sandstrand an der Südspitze von Lower Matecumbe Key lädt ein, alle Hemmungen fallen zu lassen.

Benannt ist der paradiesische Flecken nach Anne Eaton, einer Umweltschützerin, die sich der Erhaltung dieses subtropischen Himmelsabschnitts in Islamorada verschrieb – obwohl Polio sie an den Rollstuhl gefesselt hatte, als sie 24 Jahre alt war. Anne’s Beach mit Pavillons und Strandpromenade bietet unvergleichliche Ausblicke. Heute reicht die Ausdehnung endlosen blauen Wassers bis jenseits des Horizonts. Selbst bei Flut kann man über 100 Meter ins Wasser hineinwaten, bis es beinahe zu den Oberschenkeln reicht. Bei Ebbe kriechen die Sandkrabben aus ihren Erdhöhlen und huschen zwischen den Gezeitentümpeln umher; riesige Muschelfelder liegen nackt unter der Sonne. Einer der besten Orte der Keys, um Strandgut zu sammeln.

Info

Adresse Mile Marker 73.5, Lower Matecumbe, Islamorada, FL 33036, Tel. +1 305.664.6400 | Tipp Wer gemächlich nach Key West runterfährt, sei auf die vielen interessanten Stopps entlang der Straße hingewiesen. The Turtle Hospital (2396 Overseas Highway) bietet eine anrührende Gelegenheit, verletzten und wieder aufgepäppelten Meeresschildkröten zu begegnen und eine Menge über sie zu lernen.

Zapfsäulen werden Sie an diesem Rastplatz vergeblich suchen, dafür jedoch lassen sich hier Körper und Seele auftanken – ganz wie es in Eatons Sinne war. Parken Sie, hüpfen Sie aus den Schuhen und sprinten Sie ins warme Flachwasser – genau jenes, das Sie schon seit 80 Kilometern lockt.

In der Nähe

Robbie’s (6.32 km)

Das Green Turtle Inn (12.29 km)

Florida Keys Brewing Company (12.79 km)

Das History of Diving Museum (15.19 km)

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7_Das Area 31

Happy Hour mit Aussicht

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Um fünf herum, nach getaner Arbeit, bringen Bier zum halben Preis und »Buy one, get one free«-Deals jede Kneipe von Miami-Dade County zum Überschäumen. Die glücklichste aller Happy Hours jedoch werden Sie 15 Stockwerke über dem Suff-Gerangel in der Bar des Epic Hotels durchleben: im Area 31.

Die futuristische Bar, deren Flaschen vor einer illuminierten Glaswand glimmern, heißt Sie mit ihren schnittigen weißen Ledersitzen und minimalistischen Holztischen willkommen, Chef-Bartender Dean Feddaoui und sein Team kredenzen den Gästen einige der besten Cocktails in Downtown, darunter moderne Interpretationen traditioneller Klassiker wie etwa der Royal Collins mit Açai-Likör, Florida-Honig, Zitrone, Eiweiß, Lavendel-Bitter und Tonic. Draufgänger probieren eine von Feddaouis abgefahreneren Kreationen wie Simple Truth mit Wild Turkey Rye, Luxardo Maraschino, Aztec Chocolate Bitter und Zitronenschale.

Info

Adresse Epic Hotel, 70 Biscayne Boulevard Way, 16th Floor, Miami, FL 33131, Tel. +1 305.424.5234, www.area31restaurant.com | Öffnungszeiten Happy Hour: Mo–Do 17–20 Uhr, Fr 17–0 Uhr | Tipp Ein weiteres Restaurant mit famoser Aussicht ist Tuyo (415 NE 2nd Avenue), ebenfalls in Downtown. Tuyo ist dem Miami-Dade College Culinary Institute angegliedert und kombiniert gehobene amerikanische Küche mit einem unglaublichen Blick auf den Freedom Tower.

Der wahre Magnet jedoch ist der dramatische Panoramablick von der Terrasse. Seiner erhöhten Lage gemäß beherrscht man hier den Spagat zwischen High-Society-Gehabe und geerdeteren Befindlichkeiten perfekt. Unter den aufragenden Wolkenkratzern des »ritzigen« Downtown, mit dem gigantischen Ring zwischen den Türmen von 500 Brickell, chillt hier ein gemischtes Publikum aus Touristen und Locals.

Die Happy-Hour-Preise sind so herausragend wie die Location. Zwischen 17 und 20 Uhr wochentags und 17 Uhr und Mitternacht freitags gehen in einem der teuersten Viertel Miamis die Cocktails sündig billig weg: Luxus-Wässerchen, Hauswein, Bier und Champagner alle für nur sieben Dollar. Eine Sieben-Dollar-Karte gibt es ebenso: Fingerfood wie Ceviche Tostada oder getrüffelte Pommes frites. Während die Sonne sinkt, lebt »Miami Vice« auf der Terrasse wieder auf: Männer mit Fliegerbrillen und lose hängenden Hemden; Frauen im kleinen Schwarzen. So steif die Drinks auch sein mögen: Miamis erleuchtete Skyline ist der perfekte Anmacher.

In der Nähe

Das Fußballdach (0.15 km)

Der Miami Circle (0.16 km)

Der Metromover (0.26 km)

Die Tänzerin (0.42 km)

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8_Das Atlantis Condominium

Stichwort »Miami Vice«

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In den 1980ern, als der Drogenhandel so richtig blühte, führte die Crime-Soap »Miami Vice« der ganzen Welt vor, was aus der verschlafenen Strandstadt geworden war: Fünf Staffeln lang ermittelten Crockett and Tubbs in schäbigen Straßen und undurchsichtigen Gewässern. Im Vorspann prunkte stets ein vogeliger Großbau, der heute in der Betonwüste Brickell Avenue untergeht.

Das 1982 errichtete Gebäude verkörpert den Baustil der Unschuldsjahre Miamis. Wie ein pubertierender Teenager durchlitt die Stadt im späteren 20. Jahrhundert eine Phase der Wachstumsschmerzen. Mit tiefergelegter Stimme und imposanterer Statur gingen dramatische Stimmungsschwankungen und depressive Episoden einher. Die Drogengewalt griff um sich; Schießereien in Einkaufszentren und aus fahrenden Wagen heraus beherrschten beinahe täglich die lokalen Schlagzeilen. Massen von kubanischen Flüchtlingen – Strafgefangene unter Fidel Castro – überfluteten die Behelfsunterkünfte unterhalb der Highways. Die Alteingesessenen flohen zur Küste und ließen eine verloren geglaubte Stadt zurück.

Info

Adresse 2025 Brickell Avenue, Miami, FL 33129 | Tipp Wer hier ein wenig herumfährt, hat einen schönen Blick auf die alten Häuser auf der Nordseite von Brickell bei Atlantis Condominium. Viele wurden auf Korallenriffen erbaut – eine Erinnerung daran, dass die Gewässer von Biscayne Bay einst viel weiter landeinwärts reichten.

Trotz allem Ungemach, das Miami aufzufressen drohte, biss sich jedoch auch der Ehrgeiz durch, eine bessere Zukunft zu schaffen – zumindest ästhetisch. Als »Miami Vice« die Einschaltquoten am festesten im Griff hatte, war die Stadt zu einer hübschen Fassade ohne moralische Fundamente verkommen. Hochhäuser, viele mit schmutzigem Geld gebaut, schossen überall wie Pilze aus dem Boden. Zwar gelang der Firma Arquitectonica eine relative Mäßigung, doch noch immer dominieren fast 30 Protzbauten die zerklüftete Skyline vom Festland bis Miami Beach.

»Miami Vice« zeigt den farblosen Giganten mit einem quadratischen Palmenhof im hohlen Bauch nebst kultiger roter Wendeltreppe, die ihn durchbohrt wie ein fehlgeleiteter Korkenzieher. Über 30 Jahre später strahlt das ehrenwerte Haus noch immer so aalglatt und offenhemdig wie einst Don Johnson.

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